| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 732 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Präzisionsmeßinstrument für Gleich- und
                              									Wechselstrom.
                           Dynamometrische Amperemeter lassen sich ohne Anwendung von Stromwandlern kaum mit
                              									einem Meßbereich für mehr als 400 Amp. herstellen. Man hat daher versucht,
                              									Instrumente Deprezscher Bauart zu verwenden, indem man
                              									durch den zu messenden Wechselstrom eine Spirale erhitzt und die thermo-elektrische
                              									Kraft eines in deren Hohlraum isoliert gelagerten Thermoelementes gemessen hat.
                              									Hierzu ist jedoch nur ein Spiegelgalvanometer verwendbar, während die für die
                              									praktische Anwendung geeigneteren Zeigerinstrumente nach der Weston Bauart, die in Verbindung mit Nebenschlüssen einen sehr großen
                              									Meßbereich ergeben würden, für diese Schaltung unbrauchbar sind.
                           Bei dem neuen Instrument des Verf., welches die Firma Dr. Siegfr. Guggenheimer, Nürnberg, in den Handel bringt, sind vier
                              									Thermoelemente nach Art einer Wheatstoneschen Brücke
                              									geschaltet. Zwei gegenüberliegende Punkte dieser Brücke sind gegebenenfalls
                              									gemeinsam mit einem Hilfswiderstand an die Klemmen eines von dem zu messenden Strome
                              									durchflossenen Widerstandes bekannter Größe angeschlossen. Eine weitere Klemme der
                              									Brückenschaltung ist mit einer Klemme eines Milli-Voltmeters, System Deprez d'Arsonval, verbunden. Ferner ist in dem anderen
                              									Brückenzweige zwischen den beiden Thermoelementen ein Ausgleichwiderstand eingefügt
                              									und es ist der innerhalb eines Widerstandes liegende neutrale Punkt mit der freien
                              									Klemme des Zeigerinstrumentes verbunden. Infolge dieser Schaltung kann kein
                              									Thermostrom den Meßwiderstand durchfließen und ebensowenig gelangt ein Wechselstrom
                              									in das Zeigerinstrument.
                           Dieses mit Gleichstrom eichfähige Instrument gestattet die Messung der Intensität von
                              									Wechselströmen innerhalb sehr weiter Grenzen. Der Spannungsabfall in ihm beträgt nur
                              									225 Millivolt, so daß es auch dauernd eingeschaltet bleiben kann. Infolge der
                              									linearen Führung der Thermoelemente und der Abwesenheit von Eisen im
                              									Wechselstromkreise ergibt Wechselstrom selbst bei Frequenzen von mehreren 1000
                              									Perioden dieselben Werte wie Gleichstrom. Um, wie es für die Messungen erforderlich
                              									ist, bei verschiedenen Temperaturen ein konstantes Widerstandsverhältnis der
                              									Brückenverzweigungen zu erhalten, ist für die Elektroden der Thermoelemente ein
                              									temperaturkoeffizientenfreies Material verwendet. Ferner ergaben Versuche, daß ein
                              									Material gleicher Eigenschaft auch für die Herstellung der Lötstellen erforderlich
                              									ist.
                           Zur Beseitigung von Temperaturfehlern ist ferner ein veränderlicher Nebenschluß
                              									vorgesehen, der nach einem eingebauten Thermometer eingestellt wird. Um für alle in
                              									der Praxis vorkommenden Meßbereiche eine bequeme Ablegung zu ermöglichen, ist neben
                              									einer hundertteiligen auch eine hundertundfünfzigteilige Skala angebracht. (Gossen.) [Elektrotechnische Zeitschrift 1910, S.
                              									143-144.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Der Schnellfilter von Wurl.
                           Der in Fig. 1 dargestellte Filter besteht aus
                              									mehreren, in einem Kessel übereinander untergebrachten Filterkammern, die von dem in
                              									der Mitte von unten her zugeführten Wasser gleichzeitig durchströmt werden. Jede
                              									Kammer ist nach unten hin durch einen gewölbten Boden abgeschlossen, so daß sie
                              									durch die Mannlöcher von 350 × 450 mm bequem befahren werden kann. Auf jedem
                              									Boden ruhen schmiedeeiserne Siebe mit rechteckigen Löchern von 10 × 30 mm, die
                              									mit Messingdrahtnetz von 1 qmm Maschenweite überzogen sind. Auf diesem Netz wird das
                              									aus gebrochenem, feingesiebtem, reinem Quarzsand von 2 mm Korngröße bestehende
                              									Filtermaterial in einer Höhe von etwa 300 mm aufgeschüttet. Das gereinigte Wasser
                              									sammelt sich unterhalb des Siebbodens und fließt der gemeinsamen Ableitung zu. Das
                              									Filterbett muß täglich einmal gereinigt werden. Zu diesem Zweck führt man aus dem
                              									Hochbehälter reines Wasser in entgegengesetzter Richtung durch das Filter und setzt
                              									hierbei ein mit rhombischen starken Stahlzinken versehenes Rührwerk in Bewegung,
                              									dessen Welle von oben her durch den ganzen Filterkessel hinabreicht und auf einem
                              									Kugellager läuft. Diese Welle wird durch ein Schneckengetriebe bewegt; ihr
                              									Kraftbedarf beträgt nur etwa ⅙ bis ⅓ PS. Durch das Rührwerk werden die Filterbetten
                              									vollständig aufgewühlt, so daß das durchfließende Wasser alle Verunreinigungen in
                              									etwa ¼ bis ½ Stunde mitnimmt. Wenn die Reinigung beendigt ist, so fließt aus dem
                              									Filter vollkommen klares Wasser ab. Der Wasserverbrauch beim Reinigen beträgt etwa 1
                              									bis 2 v. H. der gereinigten Wassermenge.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 732
                              Fig. 1.
                              
                           Eine mit drei solchen Filtern versehene Anlage, welche für 240 cbm Leistung in der Stunde bemessen
                              									ist, ist seit einiger Zeit in dem neuen Wasserturm am Potsdamer Platz zu Berlin in
                              									Betrieb. Da sich die Anlage bewährt hat, ist beschlossen worden, für die Bahnhöfe
                              									Königswusterhausen und das große Wasserwerk am Rummelsburger See bei Berlin die
                              									gleichen Filter anzuwenden.
                           
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                           Elektrischer Zünder für Gasglühlichtlampen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 733
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 733
                              Fig. 2.
                              
                           Der in Fig. 1 und 2
                              									dargestellte elektrische Fernzünder für stehende Gasglühlichtlampen wird von Friedr. Lux G. m. b. H. in Ludwigshafen a. Rh.
                              									hergestellt. Im Innern des Zündergehäuses befinden sich zwei Kugelventile, und zwar
                              									eines mit einer großen Bronzekugel a für die
                              									Hauptleitung und das andere mit einer kleinen Nickelkugel b für die Zündleitung. Beim Einschalten des Stromes wird ein mit einem Arm
                              									hinter die Kugel a greifender, den Anker zweier
                              									Elektromagneten bildender Weicheisenhebel c derart
                              									abgelenkt, daß die Kugel a dauernd von ihrem Sitz
                              									abgehoben und daher die Hauptgasleitung geöffnet wird. Zu gleicher Zeit zieht ein
                              									weiterer Elektromagnet die Nickelkugel b von ihrem Sitz
                              									weg, läßt also Gas in die Zündleitung d eintreten, wo
                              									es sich an einer feinen Platinspirale entzündet. Nachdem die Lampe zu brennen
                              									angefangen hat, wird durch Zurückdrehen des elektrischen Schalters die Kugel b wieder auf ihren Sitz zurückgebracht, so daß während
                              									des Betriebes die Zündflamme nicht brennt. Dagegen bleibt der Hebel c in seiner abgelenkten Stellung, und erst wenn der
                              									Schalter noch weiter zurückgedreht worpen ist, wird der Hebel c von dem zweiten Elektromagneten angezogen, derart,
                              									daß er die Kugel a auf ihren Sitz zurückfallen läßt.
                              									Aus der beschriebenen Wirkungsweise ergibt sich eine verhältnismäßig einfache
                              									Führung der Leitungen mit drei Adern von einem zweipoligen Schalter zu den drei
                              									Klemmen des Zünders. Selbstverständlich ist jeder Gasaustritt unmöglich, wenn der
                              									Stromverlauf gestört ist. Der Betriebsstrom wird von einer Trockenbatterie
                              									geliefert; zum Zünden von einer bis zwei Lampen gleichzeitig reicht eine Batterie
                              									von fünf Zementen aus.
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                           Wasserkraftanlage in Sturgis, Michigan.
                           Das 7,62 m hohe Gefälle des St. Joe-Flusses bei Centerville wird in einem Kraftwerk
                              									von 1100 KW Gesamtleistung ausgenutzt, dessen Stauanlage bemerkenswert ist. Der
                              									genannte Fluß, dessen Abflußmenge zwischen 113 und 85 cbm i. d. Sek. schwankt, ist
                              									durch einen 457 m langen Damm abgeschlossen, der zum größten Teil als Erddamm
                              									ausgeführt ist, dessen mittlerer, 91 m langer Ueberfall jedoch aus 15 Bogen aus
                              									Eisenbeton besteht; die Bogen sind unter 40° gegen die Stromrichtung geneigt und
                              									haben je 6,1 m Spannweite. Der Zweck dieser eigenartigen Bauweise ist offenbar der,
                              									auf verhältnismäßig geringer Grundlage eine große Ueberlauflänge zu erhalten. Die
                              									7,62 m langen Bogen sitzen auf Grundringen, welche 0,9 m über der Flußsohle liegen
                              									und werden oben durch 0,7 m hohe Balken abgeschlossen, während ihre Dicke nur 305 mm
                              									beträgt. Das Kraftwerk selbst liegt am rechten Ufer des Flusses und enthält zwei
                              									senkrechte, 844 pferdige Allis Chalmers-Turbinen, gekuppelt mit Drehstromerzeugern
                              									von 550 KW und 2300 Volt Spannung. Die Anlage soll Anfang 1911 in Betrieb genommen
                              									werden. [Electrical World 1910, II, S. 431 – 432.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Das Metall-Aufstreichverfahren.
                           Die auf den vorher sorgfältig gereinigten Gegenstand aufzubringenden Metalle, Zinn,
                              									Zink und Blei, werden je nach dem Zweck legiert als außerordentlich feine Pulver mit
                              									einer Flüssigkeit, in welcher desoxydierend wirkende Stoffe, wie etwa Salmiak,
                              									Kreide und dergl., gelöst sind, angerührt und dann wie Farbe mit einem Borstenpinsel
                              									aufgestrichen.
                           Nachher wird der Anstrich durch eine offene Flamme, eine Lötlampe, ein
                              									Holzkohlenfeuer oder dergl. zum Schmelzen gebracht. Dabei fließt das Metall von
                              									schrägen und lotrechten Flächen nicht etwa ab; dazu ist es zu dünn aufgetragen. Es
                              									ist ja nur aufgestrichen; und die Adhäsionskraft, welche den Metallanstrich und nach
                              									dem Trockenwerden das Metallpulver auf dem Gegenstande festhält, vermag natürlich
                              									noch besser nachher beim Schmelzen die um das Porenvolumen des Pulvers dünnere,
                              									flüssige Metallschicht vor dem Abfallen von den Unterseiten beliebig lange zu
                              									bewahren, sowie hinreichend lange, dank der Oberflächenrauhigkeit, vor dem
                              									Abrutschen an den Seitenflächen.
                           Wäre dagegen auf irgend welche Art ein Pulverbelag aufgebracht worden, der dicker
                              									ist, als ein Anstrich sein kann, so würden die Metalle, da sie im flüssigen Zustande
                              									eine Kohäsion besitzen, die schwächer ist als ihre Adhäsion an Eisen oder Kupfer,
                              									beim Schmelzen von dem Gegenstande abrutschen oder abfallen; bis auf eine Schicht,
                              									die, wenn auch nicht sehr viel, so doch bemerkenswert dicker wäre als die durch
                              									einmaliges Anstreichen und Schmelzen zu erzielende Metallschicht. Das abfallende
                              									Metall aber wäre dabei zum größten Teil verloren. Von dem dünnen Anstrich dagegen
                              									fällt überschüssiges Metall nicht ab; die Verluste an Metall sind hier vermieden,
                              									während eine ebenso dicke Metallschicht wie dort zu erreichen ist durch Wiederholung
                              									des Verfahrens.
                           Daher ist, wenn der Anstrich überall gleichmäßig ausgeführt wurde, nachher das Metall
                              									auf schrägen und lotrechten Flächen ebenso gleichmäßig verteilt wie auf wagerechten
                              									Flächen; auch wenn nicht die ganze Oberfläche des Gegenstandes auf einmal erhitzt
                              									wird, sondern ein Teil der Fläche, so wie es eben die Flamme und der Gegenstand
                              									zuläßt. Es lassen sich also auch schlechte Stellen im Ueberzug leicht ausbessern
                              									oder verstärken. Nach der Schmelzung wird der Ueberzug noch mit Wasser
                              									abgewaschen.
                           Das Verfahren wird vielleicht auch im Eisenbau die wenig haltbaren Anstriche mit
                              									Oelfarben ersetzen können.
                           
                           Freilich für die Oelfarbe brauchen die Flächen bei weitem nicht so sorgfältig
                              									gereinigt zu werden wie für den Metallüberzug. Hierfür nämlich wären metallisch
                              									blanke Flächen am allerbesten; dann verbindet sich das Ueberzugmetall mit dem
                              									Grundmetall sogar derartig innig, daß man geradezu von einer Legierung beider
                              									Metalle sprechen möchte.
                           Eine Legierung indessen findet in Wirklichkeit nicht statt. Das beweisen die Versuche
                              									von Wachwitz und Kneffel:
                              									Sie wollten mit Weichmetall die Oberflächen von Eisen- und Stahlblechen legieren
                              									dadurch, daß sie die Bleche irgendwie mit Weichmetall überzogen und dann unter
                              									Anwendung von Desoxydationsstoffen oder Luftabschluß bei vier- bis fünfmal höherer
                              									als der Schmelztemperatur des Weichmetalls den Ueberzug und damit zugleich auch die
                              									Oberflächen der Bleche stundenlang glühten, nachher einen neuen Metallüberzug
                              									aufbrachten, wiederum glühten usw. Deutsches Reichspatent 217489 vom 16. April 1907.
                              									Aber selbst dieses gründliche Verfahren hat keine rechte Oberflächenlegierung
                              									ergeben. Denn bald darauf gingen sie zu einem grundverschiedenen und sehr
                              									umständlichen Verfahren über: Sie überzogen die Bleche abwechselnd mit Schichten von
                              									Weichmetall und Schichten von galvanisch erzeugtem Eisen und erhitzten nachher die
                              									Oberfläche bis zum Schmelzen. Deutsches Reichspatent 218650 vom 18. März 1908. Beide
                              									Patente sind übrigens inzwischen wieder erloschen.
                           Mit dem einfachen Metall-Aufstreichverfahren kann also eine Legierung oder
                              									Ineinandermischung der Molekeln von Ueberzugmetall und Grundmetall nicht erreicht
                              									werden; dagegen sehr wohl ein infolge der Adhäsion und der Oberflächenrauhigkeit
                              									innig festhaftender Ueberzug. Es müßte aber beispielsweise Walzeisen durch Beizung
                              									oder mittels Sandstrahlgebläse vorher gereinigt werden. Die Haltbarkeit hängt
                              									indessen nicht allein von der Beschaffenheit der Oberfläche ab, sondern ganz
                              									wesentlich auch von der Wahl und Zusammensetzung des Aufstreichmetalls und besonders
                              									der zugehörigen Flüssigkeit. Versuchsergebnisse darüber und jahrelange Erfahrungen
                              									darin besitzt das Metall-Anstrich-Syndikat G. m. b. h.
                              									in Berlin. Zunächst gehört ihm das Reichspatent 209 030 vom 21. März 1906, dessen
                              									Anspruch lautet: „Masse zum Verzinnen und Verbleien durch Aufstreichen und
                                 										Niederschmelzen eines aus Metallpulver, einem Desoxydationsmittel und einer
                                 										Flüssigkeit bestehenden Gemisches, dadurch gekennzeichnet, daß das Metall in
                                 										Staubform und eine Flüssigkeit verwendet wird, deren Siedepunkt unter dem
                                 										Schmelzpunkt des Metalls liegt, z.B. Wasser oder Spiritus.“
                           Das Verfahren, ein Gemisch aus Metallstaub, Desoxydationsmittel und Flüssigkeit
                              									aufzustreichen und nachher niederzuschmelzen, ist nicht neu. Neu ist nur die
                              									Betonung, daß der Siedepunkt der Flüssigkeit unter dem Schmelzpunkt des Metalls
                              									liegen soll.
                           In diesem Falle läßt sich das Metallpulver nach dem Aufstreichen sofort auch
                              									aufschmelzen. Da nämlich unter der Einwirkung der Flamme die Flüssigkeitsteilchen
                              									und die Metallteilchen annähernd gleichviel in der Temperatur steigen werden, so
                              									wird, wenn der Siedepunkt der Flüssigkeit niedriger ist als der Schmelzpunkt des
                              									Metalls, zuerst die Flüssigkeit verdampfen und erst später nach weiterem Steigen der
                              									Temperatur das Metall schmelzen. Würde das Schmelzen dagegen vorher eintreten, so
                              									würde das flüssige Metall auf den feuchten Wänden, wo sie schräg oder gewölbt sind,
                              									sich verschieben. Gleichmäßig verteilt liegen bleiben kann es nur da, wo das
                              									flüssige Metall das trockene Grundmetall unmittelbar berührt.
                           Das Trocknen des Anstrichs läßt sich aber statt durch schnelles Verdampfen mit der
                              									offenen Flamme auch dadurch erreichen, daß der nicht zu flüssig aufgetragene
                              									Anstrich langsam verdampft oder verdunstet an der freien Luft oder in einem
                              									erwärmten künstlichen Luftstrom, oder bei kleinen Gegenständen in einer
                              									Trockenkammer. Dabei kann das Metall nicht schmelzen. Der Siedepunkt der Flüssigkeit
                              									aber ist dann ohne Bedeutung; er darf dabei, anders wie in jenem Patent, auch höher
                              									sein als der Schmelzpunkt des Metalls. Nachher erst, wenn auf diese Weise der
                              									Anstrich trocken geworden ist, wäre das Metallpulver mit der Flamme aufzuschmelzen.
                              									Allerdings dürfte das patentierte Verfahren dem hier von mir angegebenen vorzuziehen
                              									sein: Man braucht dort nicht das langsame Trocknen abzuwarten; das Verfahren
                              									arbeitet schneller. Denkbar aber und möglich ist auch das andere.
                           Jenem Patent ist seit dem 30. März 1906 als Patent 211768 ein Zusatzanspruch
                              									hinzugefügt, nämlich: „Verfahren zum Verzinnen, Verbleien und dergl. von Blechen
                                 										vermittels der durch Patent 209 030 geschützten Masse dadurch gekennzeichnet,
                                 										daß diese Masse mittels geheizter Walzen aus solchen Stoffen, welche den
                                 										Metallüberzug nicht annehmen, z.B. Aluminium, aufgeschmolzen wird.“ Die
                              									Walzen sollen dabei auch zum Glätten des Metallaufstrichs dienen. Ein hinreichend
                              									glatter und blanker Ueberzug ist indessen meistenteils auch ohne Walzen zu
                              									erreichen.
                           Nach dem Metall-Aufstreichverfahren sind Ueberzüge hergestellt worden auf
                              									Schmiedeeisen, Kupfer und Messing aus
                           
                              A. reinem Bankazinn, bei Gefäßen für Nahrungsmittel,
                              B. 66 Teilen Zinn und 34 Teilen Blei,
                              C. 34 Teilen Zinn und 66 Teilen Blei, als Schutz gegen
                                 										Säure,
                              D. 70 Teilen Zinn, 23 Teilen Blei und 7 Teilen Zink, als Schutz
                                 										vor Rost,
                              E. 35 Teilen Zinn, 15 Teilen Blei und 50 Teilen Zink, als
                                 										Schutz gegen Seewasser.
                              
                           Diese Aufstreichpulver gehen im Handel unter dem patentamtlich eingetragenen
                              									Wortzeichen Epicassit, zu deutsch Aufzinn oder besser,
                              									im Gegensatz zum alten Streuzinn, etwa Streichzinn. Diese Bezeichnung ist allerdings
                              									strenggenommen unzulässig für die Streichmassen C und E; denn eine Legierung, die zu
                              									zwei Dritteln aus Blei oder Zink besteht, darf in Deutschland auch auf Griechisch
                              									nicht als Zinn gehandelt werden.
                           Der Ueberzug sitzt, wie Versuche zeigten, an den Gegenständen, Eisenkonstruktionen,
                              									Töpfen usw. sehr fest; auch bei erheblichen Temperaturunterschieden der Flächenteile
                              									treten im Ueberzug nicht derartige Spannungen auf, daß er abblättert; ebenso nicht
                              									beim Zerreißen oder Biegen des Gegenstandes.
                           
                              Erich Schneckenberg.
                              
                           
                        
                           Künstliches Altern von Holz.
                           Durch Einwirkung von Licht und Luft wird das Holz im Laufe der Jahre schön braun oder
                              									(auf der Wetterseite der Häuser) grau gefärbt, besonders im Hochgebirge. Künstlich
                              									kann man durch „Räuchern“ mit Ammoniak fertigen Geräten aus gerbstoffreichem
                              									Holze, z.B. Eichenholz, einen mattbraunen Farbenton erteilen; in 1 – 2 Tagen wird
                              									das Holz 2 – 3 mm tief gefärbt.
                           H. Wislicenus erzielt in verhältnismäßig kurzer Zeit
                              									matte braungraue Altersfarbe in jeder Holzart durch die ganze Masse dicker Bohlen,
                              									indem er sie in Erde einbettet und mit Ammoniak behandelt. Das zu Brettern oder
                              									Bohlen geschnittene Holz (am besten Eichenholz) wird in grobkörnigen, etwas
                              									humushaltigen Boden eingebettet. Die Erde soll nicht tonig und nicht rein sandig
                              									sein; sie wird auf 3 – 7 mm Korngröße gesiebt. Geeignet ist auch mittelkörnige
                              									Kohlefeuerungsschlacke, die etwas kohlige Reste enthält. Der Untergrund der
                              									Gruben soll Wasser durchlassen. Die Gruben sind etwa 50 cm tief; die Bretter werden
                              									hochkant dicht nebeneinander, durch Pflöcke getrennt, eingebettet und mit der Erde
                              									überdeckt.
                           Bei öfterem Anfeuchten durch Regen oder Begießen oder Kesselabdampf hält dieser für
                              									Luft und Wasser ziemlich durchlässige Boden die richtige Feuchtigkeit inne. Um
                              									Ammoniak zu erzeugen, mischt man dem Boden 1 – 2 v. H. gemahlenen Kalkstein und
                              									Ammoniumsulfat bei. Um das sich allmählich entwickelnde Ammoniakgas zurückzuhalten
                              									überdeckt man die Grube mit mehreren Schichten von Abfallhadern (Sackleinwand
                              									usw.).
                           Dies Verfahren wird von den Dresdener Werkstätten für
                                 										Handwerkskunst in Hallerau-Dresden benutzt. Außer Eichenholz eignen sich
                              									unter anderen auch Birken-, Buchen-, Erlenholz und von Nadelhölzern Lärche, Redwood,
                              									Zypresse, Pitchpine, auch Fichte und Kiefer für das beschriebene
                              										„Grauholzverfahren“. [Zeitschrift für angewandte Chemie 1910, S.
                              									1441.]
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           Die thermische Gewinnung von Aluminium.
                           Aluminium wird bekanntlich durch Elektrolyse aus einer Lösung von Tonerde in
                              									geschmolzenem Aluminiumnatriumfluorid gewonnen. Schon seit langem wird aber
                              									behauptet, daß man metallisches Aluminium auch durch Erhitzen von Tonerde mit Kohle
                              									herstellen könne, was von anderer Seite wieder bestritten wurde. P. Askenasy und A.
                                 										Lebedeff haben den Sachverhalt durch Versuche klargelegt und gefunden, daß
                              									tatsächlich bei sehr hoher Temperatur (über 2000°) im elektrischen Lichtbogenofen
                              									oder Kohlenrohrofen aus einem Gemisch von Holzkohle und Tonerde Aluminium neben
                              									Aluminiumkarbid und geschmolzener Tonerde gewonnen wird. Sie nehmen an, daß das
                              									Metall durch Zersetzung von zunächst gebildetem Aluminiumkarbid entsteht, in dem
                              									geschmolzenen Karbid löslich ist und sich beim Abkühlen ausscheidet. Steigt die
                              									Temperatur im Ofen zu hoch, so verdampft das Aluminium und verbrennt (weiße
                              									Stichflammen brechen hervor). [Zcitschr. f. Elektrochemie 1910, S. 559.]
                           
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                           Die Feuergefährlichkeit des Zelluloids
                           ist allgemein bekannt, und wohl jeder erinnert sich noch des
                              									großen Brandes in einer Wiener Zelluloidwarenfabrik, dem vor zwei Jahren nicht
                              									weniger als 18 Menschen zum Opfer fielen. Die chemischen Vorgänge bei der Zersetzung
                              									des Zelluloids aufzuklären, machte sich Dr. Alfred
                                 										Panzer in Wien zur Aufgabe. Seine Versuche sind für die Wissenschaft, wie
                              									für die Technik von großem Interesse, denn sie geben wichtige Anhaltspunkte, in
                              									Welcher Weise man sich einem Zelluloidbrand gegenüber verhalten muß. Zelluloid ist
                              									nach der Ansicht Panzers nicht selbstentzündlich,
                              									dagegen zersetzt sich eine brennende Zelluloidstange, wie die Versuche ergaben, auch
                              									nach dem Auslöschen weiter, selbst dann, wenn sie in ein mit Kohlensäure oder
                              									Wasserdampf gefülltes Gefäß gebracht wird. Hieraus folgt, daß zur Zersetzung des
                              									Zelluloids kein atmosphärischer Sauerstoff notwendig ist, daß also ein
                              									Zelluloidbrand mit chemischen Löschapparaten überhaupt nicht und mit Wasser nur
                              									schwer gelöscht Werden kann. Die flammenlose Zersetzung beginnt schon Wenig über 100
                              									°C, wobei das sich zersetzende Zelluloid, also der eigentliche Brandherd, von der
                              									Flamme unter Umständen weit entfernt sein kann. Die weißen Dämpfe, die hierbei
                              									auftreten, bilden mit Luft gemischt ein explosibles Gemenge. Bei einem
                              									Zelluloidbrand in einem Gebäude ist der Brandherd durch die von ihm weit entfernten
                              									Flammen und die auf ungefähr 400° erhitzten kämpfe für die Feuerwehr fast
                              									unzugänglich, so daß das Löschen eines solchen Brandes kaum möglich ist. Die
                              									Entzündung oder Vergasung des Zelluloids kann durch eine offene Flamme oder auch
                              									durch Erwärmung bis zur Zersetzungstemperatur herbeigeführt werden. Bei langsamem
                              									Erwärmen kann man beobachten, wie ein Stück Zelluloid erst weich wird, sodann bilden
                              									sich Blasen in der Masse und plötzlich zersetzt sich das ganze Stück entweder
                              									flammenlos oder seltener mit Flamme. Da diese Vorgänge sich schon bei Temperaturen
                              									von 105 – 185 °C abspielen, kann oft auch schon durch die Wärmestrahlen eines heißen
                              									Ofens die Zersetzung eingeleitet werden. Die Zersetzungsprodukte sind Gase,
                              									Flüssigkeiten und ein kohliger Rückstand. Die farblosen Gase enthalten Kohlenoxyd
                              									sowie Stickstoffoxyde und sind daher sehr giftig. [Chemiker-Zeitung 1910, S.
                              									621.]
                           Dr. S.
                           
                        
                           Der „Verein deutscher Brücken- und
                                 									Eisenbau-Fabriken“
                           hat am 28. 9. 1910 seine VI. ordentliche Hauptversammlung
                              									unter lebhafter Beteiligung in Düsseldorf abgehalten. Aus dem über das VI.
                              									Geschäftsjahr (1. Juli 1909 bis 30. Juni 1910) der Versammlung erstatteten Bericht
                              									ist bemerkenswert, daß dem Verein zurzeit 102 Firmen angehören und daß
                              									schätzungsweise 75 v. H. der Gesamtherstellung Deutschlands an Brücken und anderen
                              									Eisenkonstruktionen auf den Verein entfallen.
                           Das, was der Verein anstrebte, den Vereinsmitgliedern einigermaßen zufriedenstellende
                              									Preise zu sichern, konnte bisher nur vorübergehend und in unvollkommener Weise
                              									erreicht werden.
                           Bei annähernd voller Beschäftigung würden die vereinigten Werke etwa 30000 Tonnen
                              									Eisenkonstruktionen aller Art im Monat erzeugen. Die dem Verein gemeldete
                              									Gesamterzeugung betrug im Jahre 1908/09 308712 Tonnen mit M 87560194,- und im Jahre
                              									1909/10 344202 Tonnen mit M 87704868,–.
                           Von der Gesamterzeugung gehen etwa 20 v. H. ins Ausland und 30 bis 50 v. H. an den
                              									Staat.
                           Aus den genannten Zahlen geht hervor, daß die Beschäftigung im Vorjahre im
                              									Durchschnitt als zufriedenstellend bezeichnet werden muß, nur war die Verteilung der
                              									Aufträge eine sehr ungleichmäßige. Während einzelne Werke kaum für einige Wochen
                              									Aufträge hatten, hatten andere Werke Aufträge für viele Monate. Die Beschäftigung
                              									für den Staat ist im letzten Jahre erheblich kleiner gewesen, wie im
                              									vorhergegangenen Geschäftsjahr.
                           Der Verein hat bisher M 390000,- für Versuche mit Eisenkonstruktionen
                              										ausgeworfen.s. D. p. J. 1908,
                                    											Bd. 323, S. 796. Die Versuche werden systematisch unter Leitung
                              									einer frei aus Staatsbeamten und Ingenieuren aus der Praxis zusammengesetzten
                              									Kommission in der Königl. Materialprüfungsanstalt in Groß-Lichterfelde durchgeführt
                              									und sollen Aufschluß geben über die Haltbarkeit der Nietverbindungen, über die
                              									Widerstandskraft gedrückter Stäbe und dergl. – Der preußische Staat hat bisher einen
                              									Betrag von M 30000, – für die Versuche zur Verfügung gestellt, jedoch sind weitere
                              									Zuschüsse in Aussicht genommen.
                           Eine neue Maschine für 3000 Tonnen Druck und 15 m Versuchslänge hat der Verein in
                              									Bestellung gegeben, und es sei auch hier allen Vereinen und Körperschaften, die an
                              									den Versuchen Interesse haben, die Beihilfe dringend empfohlen.
                           Die Versuche werden auf streng wissenschaftlicher Basis durchgeführt. Ueber die
                              									Resultate wird wie bisher schon,s. D. p. J.
                                    											1909, Bd. 324, S. 449. so auch in Zukunft öffentlich Bericht
                              									erstattet.
                           
                           Bei der Abfassung neuer Lieferungsvorschriften und in anderen technischen Fragen
                              									für die Staatsbauten ist der Verein wiederholt gehört worden, und wenn es ihm auch
                              									nicht gelang, in allen Punkten den Wunsch der Vereinsmitglieder dabei zur Geltung zu
                              									bringen, so mag doch erwähnt werden, daß bei den Behörden die Ansicht des Vereins
                              									eingeholt und häufig beachtet wird.
                           
                        
                           Verein deutscher Ingenieure, Bezirksverein Berlin.
                           In der Sitzung am 2. November d. J. berichtete Herr Zivilingenieur Leyde über den jetzigen Stand des Gießereiwesens. Nach
                              									einem kurzen Rückblick auf ältere Anlagen und Verfahren und die früher übliche
                              									Betriebsführung führte der Vortragende die Zuhörer in das moderne Gießereiwesen ein,
                              									das sich in den letzten Jahren unter Ausnutzung aller Fortschritte der
                              									Maschinentechnik, Materialkunde, technischen Chemie, neuerer Bauweisen usw. zu einem
                              									hochentwickelten und wissenschaftlich vertieften Zweige der Technik entwickelt hat.
                              									Die Gießereigebäude werden neuerdings mit Rücksicht auf die modernen schnellaufenden
                              									Krane fast durchweg in Eisenfachwerk ausgeführt, das mit Mauerwerk umkleidet wird;
                              									die Dächer stellt man mit Rücksicht auf größere Feuersicherheit vielfach aus
                              									Eisenbeton her. Von neuen Hebezeugen treten in den Gießereien seit fünf Jahren
                              									Konsolkrane auf, die als steife Konsolen an den Längswänden der Gießhallen mit
                              									Geschwindigkeiten von 2 m in der Sekunde und darüber entlang laufen. Sie bestreichen
                              									neben den großen Laufkranen eine viel größere Fläche als Drehkrane, und haben den
                              									alten schwenkbaren Velozipedkranen gegenüber die Vorteile größerer Standfestigkeit
                              									und Sicherheit im Betriebe; sie lassen sich bei Bedarf auch in einer kurzen Krümmung
                              									in einen Seitenflügel des Gebäudes führen. Für geringe Lasten finden Hängebahnen
                              									Beifall, nicht nur für den innern Betrieb, sondern auch zum Befördern der
                              									Ofenbeschickung von den Lagerplätzen des Hofes zum Aufzug und vom Aufzug zur Gicht
                              									des Ofens.
                           Die Formmaschinen gewinnen immer mehr Boden und vermindern die Zahl der gelernten
                              									Former überall, wo es sich um Massenguß handelt. Die größten Anlagen für
                              									Maschinenformerei sind in den Rohrgießereien zu finden, bei denen die Formen in
                              									verschiedener Anzahl, je nach Größe der Rohre, auf einem Drehwerk mit wagerechter
                              									Planscheibe bearbeitet werden. Alle in den letzten Jahrzehnten verwendbar gemachten
                              									Energieformen sind in die Gießerei eingeführt worden. Die Elektrizität z.B. hilft
                              									dem Kernmacher und dreht die Kernspindeln. Mit Druckwasser werden Formmaschinen
                              									betrieben. Mit Druckluft preßt man gleichfalls Formen, hebt man Formkästen, stampft
                              									man die Formen und meißelt den Grat vom Rohguß.
                           Die Chemie hat sehr wirkungsvoll in die Entwicklung des Gießereiwesens eingegriffen,
                              									indem die Rohstoffe analysiert und die Gattierung der Ofenbeschickungen
                              									stöchiometrisch berechnet werden. Die seit etwa 1880 bekannte Wichtigkeit des
                              									Siliziumgehaltes im Gußeisen findet mehr und mehr Anerkennung; in guten Gießereien
                              									gattiert man, abgesehen von den Gehalten an Schwefel, Mangan, Phosphor und
                              									Kohlenstoff, je nach den Wandstärken der Gußstücke, mit 0,8 bis 2,7 v. H. Silizium.
                              									Auch die Materialkunde und die immer mehr eingeführten Materialprüfmaschinen sind
                              									wichtige Hilfsmittel des Gießereifachmanns geworden. Die Festigkeitsversuche an
                              									Gußeisen werden jetzt nach einheitlichen Normen ausgeführt, die genaue Bestimmungen
                              									über die Abmessungen, Bruchfestigkeit und Durchbiegung der Probestäbe enthalten.
                           Welche Bedeutung das Gießereiwesen im Wirtschaftsleben Deutschlands einnimmt, zeigen
                              									folgende Zahlen: Zurzeit werden in rd. 1560 Betrieben etwa 120000 Arbeiter
                              									beschäftigt, die jährlich etwa 2¾ Mill. t Gußwaren im Werte von fast 500 Mill. M
                              									herstellen; etwa die Hälfte davon entfällt auf Maschinenguß. Der Gießereibetrieb
                              									kann jetzt nicht mehr wie früher allein durch das Zusammenwirken des
                              									Maschineningenieurs mit dem Gießmeister eingerichtet und durchgeführt werden.
                              									Erforderlich sind Gießereifachleute, deren gründliche und mannigfaltige Ausbildung
                              									jetzt durch besondere Lehrstühle an den technischen Hochschulen und Lehrfächer an
                              									den staatlichen und privaten technischen Mittelschulen gefördert wird.