| Titel: | Kondensations-Einrichtungen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. | 
| Autor: | Fritz L. Richter | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 737 | 
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                        Kondensations-Einrichtungen auf der
                           								Weltausstellung in Brüssel 1910.
                        Von Dipl.-Ing. Fritz L. Richter in
                           									Chemnitz.
                        (Fortsetzung von S. 729 d. Bd.)
                        Kondensations-Einrichtungen auf der Weltausstellung in Brüssel
                           								1910.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Strahlapparate.
                              
                           Mit Rücksicht auf die hohe Bedeutung, die für Kondensationen Strahlapparate sowohl
                              									für den Hauptdienst als auch für den Hilfsdienst erlangt haben, ist die Ausstellung
                              									der Firma C. W. Julius Blancke & Co. in Merseburg beachtenswert. Durch geeignete
                              									Schnittausführungen hat die Firma verschiedene normale Strahlapparate zur
                              									Darstellung gebracht. Diese Zusammenstellung sei hier in den Fig. 19–23
                              									wiederholt.
                           Fig. 19 zeigt eine Wasserstrahlluftpumpe normaler
                              									Ausführung. Bei derselben wird der wirkende Wasserstrahl durch einen Einsatz mit
                              									schraubenförmigen Flügeln in Drall versetzt und gelangt so nach Durchströmen einer
                              									kurzen freien Länge für den seitlichen Zutritt der Luft in die Diffuserröhre. Fig. 20 zeigt eine Dampfstrahlluftpumpe normaler
                              									Ausführung. Der Dampfstrahl durchströmt eine Treibdüse, deren Querschnitt durch eine
                              									spitz auslaufende Spindel eingestellt werden kann. Auch hier findet sich nur ein
                              									kurzer Zuflußquerschnitt für die Luft, die von dem Dampf mitgerissen wird. Der Dampf
                              									wird bei seiner Wirkung nicht kondensiert, so daß ein Dampfluftgemisch die
                              									Diffuserröhre verläßt. Fig. 21 zeigt einen normalen
                              									Wasserstrahlkondensator. An den in der Treibdüse gebildeten Wasserstrahl muß eine
                              									große Gasmenge herantreten können, die erst bei Berührung mit dem Wasser verflüssigt
                              									wird. Dementsprechend müssen die seitlichen Zuflußöffnungen bemessen werden. Da der
                              									Dampf aber mit hoher Geschwindigkeit in den Strahl eintreten kann und nur Wasser
                              									gefördert werden braucht, kann durch die Strahlwirkung des Dampfes der
                              									Strömungsvorgang erheblich unterstützt werden. Zu diesem Zwecke wird der Dampf durch
                              									einzelne Düsen in der Strömungsrichtung dem Wasser zugeführt. Durch die durch die
                              									einzelnen Dampfstrahlen unterstützte Strahlwirkung wird dann das aus der
                              									Kondensation hervorgehende Gemenge von Wasser und Luft gegen atmosphärische Spannung
                              									gefördert. Der Strahlkondensator ist schließlich ein Injektor für außergewöhnliche
                              									Verhältnisse. Die Strömungsenergie des Dampfes kann auf Kosten des Vakuums
                              									gesteigert werden. Fig. 22 zeigt einen solchen
                              									Strahlkondensator in unmittelbarer Verbindung mit einer Wasserstrahl-Wasserpumpe,
                              									Derselbe kommt zur Verwendung, wenn Aufschlagwasser von unnötig hoher Spannung zur
                              									Verfügung steht. In der dem Kondensator vorgeschalteten Strahlpumpe wird von dem
                              									verfügbaren Treibwasser hoher Spannung kaltes Wasser, welches ohne Pressung zur
                              									Verfügung steht, angesaugt. Die gesamte Wassermasse strahlt dann mit solcher
                              									Geschwindigkeit in den Kondensator hinein, daß die Kondensationsprodukte gegen die
                              									atmosphärische Spannung wieder ausgestoßen werden können. Die von dem
                              									Kondensator abzuführende Wärme wird hierbei nicht allein von dem wertvollen Wasser,
                              									welches unter hoher Pressung zur Verfügung steht, aufgenommen, sondern zur
                              									Wärmeabfuhr wird gleichzeitig möglichst viel wertloses Wasser herangezogen, indem
                              									für den Arbeitsvorgang die Energie des benutzten Wassers hoher Spannung möglichst
                              									vollkommen ausgenutzt wird. Bei allen Strahlapparaten ist richtige Ausbildung der
                              									Querschnitte für die jeweiligen Bedingungen außerordentlich wichtig. Das gilt in
                              									erhöhtem Maße von dem Strahlkondensator mit Vorschaltung einer
                              									Wasserstrahlpumpe.
                           Fig. 23 zeigt schließlich eine Streudüse, wie sie als
                              									Ersatz für Kühltürme zur Rückkühlung von Wasser Verwendung findet. Die gezeigte Düse
                              									ist mit einem doppelten Streukegel ausgebildet. Der innere erhält einen geringen
                              									Drall und gibt einen stark nach oben streuenden Kegel, der äußere Hohl-Kegel erhält
                              									einen starken Drall und wird dadurch stark in die Breite zerstreut. In der einen
                              									Düse kann durch diese Maßnahme eine bedeutende Wassermenge über einen großen
                              									Luftraum verteilt werden.
                           
                        
                           
                              Kesselspeisung.
                              
                           Die Kesselspeisung ist eine Fortsetzung der von der Kondensatpumpe zu leistenden
                              									Aufgabe. Die bekannte Hubpumpe ist eine einfache und auch wirtschaftliche
                              									Vorrichtung, solange ihr Abdampf zur Vorwärmung des Wassers voll ausgenutzt werden
                              									kann. Die Pumpe ist deshalb aber auch nur in Verbindung mit einem ihren Abdampf
                              									kondensierenden Vorwärmer wirtschaftlich und sollte niemals ohne Vorwärmer angewandt
                              									werden. In vielen Fällen wird an Stelle der Hubpumpe der einfachere Injektor treten
                              									können, da auch bei ihm die Abwärme des Dampfes dem Kessel voll wieder zugute kommt.
                              									Der Injektor ist allerdings so aufzustellen, daß er bei der vorliegenden
                              									Speisewassertemperatur sicher ansaugt. Durch ein Drosselorgan in der Saugleitung
                              									wäre zweckmäßig dafür zu sorgen, daß die Speisung der jeweiligen Dampfbelastung
                              									entsprechend möglichst gleichmäßig erfolgen kann.Mitteilungen über Forschungsarbeiten des
                                    											Vereines Deutscher Ingenieure, Heft 77, S. 22 –29. Der Injektor
                              									ergibt eine wesentlich billigere Anlage und einfachere Wartung, es ist aber nicht
                              									möglich, mit ihm eine völlig absatzlose Speisung zu erzielen. In dieser Beziehung
                              									ist die Hubpumpe vollkommen und dem Injektor, gleichzeitig aber auch der Kurbelpumpe
                              									überlegen.
                           
                           Alle diese Vorrichtungen sind aber nur wirtschaftlich , solange ihr Abdampf zur
                              									Vorwärmung des Speisewassers benutzt werden kann und wird. Wird diese Vorwärmung
                              									durch die weitere Ausnutzung der Abgase in Ekonomisern bewirkt, so hat die
                              									vorangehende Vorwärmung durch Abdampf keinen Wert. Die Apparate sind
                              									unwirtschaftlich. Da eine in sich vollkommene Kolbenpumpmaschine zu einer zu teuren
                              									Ausführung führt und zu vielseitige Wartung erfordert, tritt für diesen Bedarf die
                              									elektrisch angetriebene Hochdruckkreiselpumpe zweckmäßig ein. Diesem Bedarfsfall
                              									trägt die Firma Weise & Monski in Halle a. S. Rechnung, indem sie bei der deutschen Kesselanlage
                              									neben der mit Vorwärmer ausgerüsteten Verbundduplexpumpe eine elektrisch
                              									angetriebene vierstufige Hochdruckkreiselpumpe für die Kesselspeisung in Dienst
                              									stellt. Die Bedienung der Pumpe als Kesselspeisepumpe ist einfach. Nachdem sie
                              									angelassen ist, erfolgt die Regelung auf Fördermenge lediglich durch Drosseln in der
                              									Druckleitung. Diese Regelung ist besonders deshalb bequem, weil sie bei Bedienung
                              									einer Kesselbatterie an jedem Kessel einzeln vorgenommen werden, kann, ohne daß an
                              									der Pumpe eine weitere Regelmaßnahme notwendig wird. Da indessen hierbei die
                              									Förderung ganz unterbrochen werden kann, ohne daß die Pumpe stillgesetzt wird, ist
                              									dafür zu sorgen, daß sie bei abgesperrter Druckleitung nicht warmläuft. Weise & Monski
                              									benutzen Sperrung der Stopfbüchse auf Kühlung der Lager, um einen gewissen
                              									Wasserabfluß aus der Druckleitung eintreten zu lassen. Die Maschinenbau-Akt.-Ges. Balcke in Bochum zeigt auf ihrem Stande eine
                              									Hochdruckkreiselpumpe für Kesselspeisung außer Betrieb. In der internationalen
                              									Maschinenhalle hat die Firma Louis de Naeyer in
                              									Willebroeck in Belgien eine einheitliche Kesselanlage mit allem Zubehör ausgeführt.
                              									Den zehn Kesseln sind zwei Ekonomiser vorgeschaltet. Für die Speisung ist außer
                              									einer Kurbelpumpe mit Dampfantrieb eine elektrisch angetriebene Kreiselpumpe
                              									aufgestellt. Die Kesselspeisung wird durch die letztere bewirkt, die den zehn
                              									Kesseln das Wasser durch die beiden Ekonomiser hindurch zuführt. Es wird mit
                              									derselben ohne Unterbrechung gespeist.
                           Da sowohl Hubpumpe wie Duplexpumpe auch zur Kondensatförderung, benutzt werden,
                              									erscheint es naheliegend, beide zu einer Maschine zusammenzuziehen und das Kondensat
                              									unmittelbar aus dem Oberflächenkondensator in den Kessel zurückzuspeisen. Die
                              									Aufgabe erscheint aber nur unter Benutzung einer der benannten Pumpen möglich, da
                              									Injektoren aus so großem Unterdruck nicht saugen können, und Kurbelpumpen bei
                              									Förderung gegen Kesseldruck zu stark stoßen, wenn sie nicht ganz mit Wasser gefüllt
                              									sind. Ferner ist es nur bei Oberflächenkondensatoren von Dampfturbinen anwendbar, da
                              									das bei Dampfmaschinen wiedergewonnene Kondensat noch Oelfilter durchlaufen muß. Bei
                              									Dampfturbinen scheint die unmittelbare Rückförderung des Kondensats in den Kessel
                              									möglich und eine einfache Regelung der Speisung zu ergeben. Daß die Lösung nicht
                              									vorliegt, wird daran seinen Grund haben, daß sie aus dem Dampfmaschinenbau gänzlich
                              									fremd ist, daß bei der zumeist vorliegenden Entfernung von Kessel und Kondensation
                              									gewisse Schwierigkeiten zu überwinden sind, hauptsächlich wohl aber aus dem Grunde,
                              									daß Kesselanlage und Kondensation meist verschiedenen Lieferanten übertragen werden,
                              									und hierbei die Abgrenzung der Lieferungen eine gewaltsame Trennung von
                              									Kondensatpumpe und Kesselspeisepumpe vorschreibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 738
                              Fig. 19.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 738
                              Fig. 20.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 738
                              Fig. 21.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 738
                              Fig. 22.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 738
                              Fig. 23.
                              
                           
                        
                           
                              Kondensation für Zuckerfabriken.
                              
                           Bei den Kondensationen für Zuckerfabriken hat die rein kreisende
                              									Kondensationsmaschine noch keinen Eingang gefunden, weil hier im Verhältnis zum zu
                              									kondensierenden Abdampf wesentlich größere Luftmengen aus dem Vakuumraum
                              									herauszuschaffen sind. Die Kolbenluftpumpe ist hier noch nicht ersetzt. Die
                              									Förderung des Wassers bei der angewandten Mischkondensation hat indessen die
                              									Kreiselpumpe erobert. Nachdem man sich vielfach bemüht hatte, einem
                              									Abfallkondensator das kalte Wasser durch eine Kreiselpumpe zuzuführen und die
                              									hierbei bei Vakuumschwankungen in falschem Sinne eintretende Förderveränderung durch
                              									besondere Vorrichtungen auszugleichen, verlegt man jetzt die Kreiselpumpe in das Warmwasserfallrohr
                              									und stellt den Kondensator so tief auf, daß er das Wasser selbst ansaugt. Während
                              									die Kolbenpumpe in solcher Schaltung, nämlich als Warmwasserpumpe gänzlich
                              									unbrauchbar ist, ergibt die Kreiselpumpe erwünschte Selbstregelung und beseitigt den
                              									unbequem hohen Aufbau einer Gegenstrom-Mischkondensation mit Abfallrohr.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 739
                              Fig. 24.
                              
                           Die nederlandsche Fabriek van Werktuigen en
                                 										Spoorwegmaterieel in Amsterdam zeigt eine solche
                              									Gegenstrom-Mischkondensation, bei der die Kondensationspumpmaschine mit dem
                              									Kondensator zu einem einheitlichen Ganzen greint ist. Die Kondensation ist in Fig. 24 dargestellt, Die Luftpumpe bildet das oberste
                              									Glied der stehenden Maschine und befindet sich unmittelbar in und auf dem
                              									Kondensator. Sie ist als Edward-Pumpe ausgebildet. Den
                              									Ansaugeschlitzen, durch die die Luft bei der tiefsten Stellung des Kolbens in den
                              									Zylinder tritt, kann die Luft unmittelbar aus dem obersten Raum des Kondensators
                              									zufließen. Auf dem Ende der Kurbelwelle der Maschine sitzt eine kleine Kolbenpumpe,
                              									die dazu dient, den Mantel und Deckel der Luftpumpe durch Wasser zu kühlen und einen
                              									Wasserverschluß für die Druckventile herzustellen. Die Edward-Pumpe ergibt gegenüber einer Schieberluftpumpe mit Druckausgleich
                              									Leistungsersparnis. Sie ist ferner unempfindlich dagegen, daß aus dem Kondensator
                              									mit der Luft etwas Wasser in die Pumpe gerissen wird. Der Kondensator ist als
                              									normaler Kaskadenkondensator ausgebildet, der Dampf fließt unten, das Wasser oben
                              									zu. Das unten abfließende Warmwasser wird durch eine zweistufige Kreiselpumpe
                              									gefördert, die möglichst tief unterhalb des Kondensators und zur Erzielung eines
                              									einfachen zusammenhängenden Aggregates unmittelbar auf der Welle der Dampfmaschine
                              									angeordnet ist. Die Drehzahl 120 ist für die Kreiselpumpe unverhältnismäßig niedrig.
                              									Dies führt zu einer zweistufigen Pumpe mit verhältnismäßig großen Raddurchmessern.
                              									Die Kreiselpumpe wird sicherlich für ihre Aufgabe verhältnismäßig teuer, die
                              									unmittelbare Kupplung ergibt aber zweifellos ein gediegenes Ganzes. Der antreibende
                              									Dampfzylinder, der durch Schieber gesteuert wird, liegt zwischen Kondensator und
                              									Kreiselpumpe und ergibt so für das von letzterer zu fördernde Wasser Zuflußhöhe. Das
                              									einfach gebogene Verbindungsrohr ist in Kupfer ausgeführt. Die Dampfmaschine ist
                              									möglichst einfach gehalten, da ihr Abdampf in Zuckerfabriken zu Heizzwecken benutzt
                              									werden kann. Die Kondensation ist nach dem D. R. P. 174852, welches auf den Namen
                              									der Firma eingetragen ist, ausgeführt.
                           Das senkrechte Zuflußrohr ergibt für die Warmwasserkreiselpumpe Selbstregelung. Eine
                              									größere Wassermenge fördert sie mit verminderter Förderhöhe. Die Verminderung der
                              									Förderhöhe tritt selbsttätig ein, indem das Zuflußrohr sich füllt. Bei geringerer
                              									Fördermenge kann die Kreiselpumpe umgekehrt größere Förderhöhe überwinden. Auch
                              									diese stellt sich selbsttätig ein, indem das senkrechte Rohr sich leert. Durch seine
                              									Länge ist eine Störung des Betriebes durch Abreißen der Kreiselpumpe verhütet, um so
                              									mehr, als die Fördermenge durch die Veränderung des Zuflußdruckes stark beeinflußt
                              									wird, da im Eintrittsquerschnitt keine größere Wassergeschwindigkeit herrschen kann,
                              									als sie der Zuflußdruck herzustellen vermag. Das senkrechte Saugrohr ergibt deshalb
                              									in Verbindung mit einer Kreiselpumpe, aber auch nur mit einer solchen, Selbstregelung. Um zu
                              									verhüten, daß dem Kondensator über die Schluckfähigkeit der Pumpe hinaus Wasser
                              									zugeführt wird, ist in seinem Innern ein Schwimmerventil angeordnet. Oeffnet man den
                              									Drosselschieber in der Zuflußleitung ganz, so hält dieses Schwimmerventil im
                              									Kondensator gleichbleibenden Wasserspiegel und läßt dabei so viel Wasser zufließen,
                              									daß die Schluckfähigkeit der Warmwasserkreiselpumpe voll ausgenutzt wird. Will
                              									man mit weniger Kühlwasser arbeiten, so drosselt man den Zufluß, das
                              									Schwimmerventil tritt außer Tätigkeit, indem es bei sinkendem Wasserspiegel ganz
                              									öffnet. Bei der Kreiselpumpe tritt nunmehr die besprochene Selbstregelung ein; es
                              									wird weniger Wasser gegen größere Höhe gefördert und der Leistungsbedarf
                              									vermindert.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)