| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 746 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Neuerungen an aufzeichnenden Meßgeräten.
                           Bei ihren älteren aufzeichnenden Meßgeräten verwendet die Siemens & Halske A.-G. eine absatzweise
                              									Aufzeichnung, indem der mit einem feinen Schreibstift versehene Zeiger und ein
                              									Farbband in geringen Zeitabständen an einen ablaufenden Papierstreifen angedrückt
                              									werden. Da während der Zwischenzeit der Zeiger völlig frei spielt, so ist ein
                              									Einfluß der Schreibstiftreibung auf dem Papier ausgeschaltet. Für billigere
                              									Instrumente werden neuerdings Schreibfedern verwendet, die dauernd mit dem Papierstreifen in
                              									Berührung bleiben und bei denen verhältnismäßig starke Richtkräfte einen Einfluß der
                              									Papierreibung praktisch ausschalten. Bei Wechselstrominstrumenten wirken in diesem
                              									Sinne fördernd noch die leichten für das Auge nicht erkennbaren Vibrationen der
                              									beweglichen Teile des Meßinstrumentes, die von den Strompulsationen herrühren. Die
                              									Schreibfeder wird durch den beweglichen Teil des gut gedämpften Deprez d`Arsonval-Systems nicht unmittelbar, sondern in
                              									Verbindung mit einem Elipsoidenlenker gesteuert, so daß die Feder für verschiedene
                              									Ausschläge sich nicht auf einem Kreisbogen, sondern infolge der gewählten
                              									Hebellängen praktisch auf einer Geraden bewegt.
                           Die Aufzeichnung erfolgt auf Papiertrommeln von 360 mm ⌀, deren Umlaufgeschwindigkeit
                              									stündlich 30,15 oder 2 mm betragen kann. Bei einer anderen Bauart können
                              									Papierstreifen von 17 oder 45 m Länge benutzt Werden und die Vorschubgeschwindigkeit
                              									kann hier bis auf 120 und 240 mm i. d. Std. gesteigert werden.
                           Zur Ausplanimetrierung der aufgezeichneten Kurven wird ein besonderes Instrument
                              									hergestellt, bei dem unter dem schwingend gelagerten Planimeter der Papierstreifen
                              									mit Hilfe eines auf eine Walze wirkenden Kurbelantriebes hindurchgeführt wird,
                              									während mit der Spitze die aufgezeichnete Kurve nachgefahren wird. Diese Apparate
                              									Werden in Verbindung mit aufzeichnenden Wattmetern besonders zur Ueberwachung von
                              									Zählern benutzt.
                           Soll der Stromverbrauch bei sehr schnell veränderlichen Vorgängen, wie z.B. dem
                              									Arbeiten von Kranmotoren, Walzwerksantrieben, Straßenbahnmotoren oder dergl.
                              									gemessen werden, so sind größere als die bisher angegebenen Papiergeschwindigkeiten
                              									erforderlich, bei denen Schreibvorrichtungen nicht mehr wirksam sind. In solchen
                              									Fällen erfolgt die Aufzeichnung durch einen Funkenstrom, der seitens eines in den
                              									Apparat eingebauten kleinen Funkeninduktors geliefert wird und von einem über dem
                              									Zeiger angebrachten Metallbügel zu der Zeigerspitze und von der letzteren durch das
                              									Papier hindurch zu einem Metallbügel hindurchgeht. Die Papiergeschwindigkeit beträgt
                              									12 cm/Min, und wird durch ein Uhrwerk mit Präzisionsunruhe geregelt. Die Länge des
                              									Papierstreifens beträgt 45 m. Für besondere Untersuchungen ist überdies mittels
                              									motorischen Antriebes ein Papiervorschub von 90 cm/Min, erreicht worden. Die
                              									Zeitmarken wurden hierbei unter Zuhilfenahme einer Kontaktuhr hergestellt.
                           Sollen sehr kleine Spannungen aufgezeichnet werden, Wie dies beispielsweise bei
                              									Pyrometern der Fall ist, so Werden bewegliche Systeme verwendet, die in Spitzen
                              									gelagert oder an einem feinen Metallbande senkrecht aufgehängt sind. Der wagerecht
                              									über dem Papier schwebende Zeiger wird durch einen Bügel in der eingangs angegebenen
                              									Weise in Abständen von je einer oder einviertel Minute an den Papierstreifen
                              									angedrückt, der 45 m lang ist und mit 2 oder 6 cm stündlicher Geschwindigkeit
                              									abläuft. Für die Aufzeichnung von gewöhnlichen Temperaturen werden an Stelle der mit
                              									Thermoelementen arbeitenden Pyrometer Widerstandsthermometer verwendet, die auch bei
                              									den neuerdings auf den Markt gebrachten Fieberregistrierapparaten benutzt werden.
                              										(Perlewitz.) [Elektrotechnische Zeitschrift 1910,
                              									S. 172 – 175.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Anschärfen von Werkzeugen durch Elektroätzung.
                           Die Einwirkung einer Säure auf ein Metall wird verstärkt, wenn man gleichzeitig einen
                              									elektrischen Strom vom Metall in die Säure überleitet. Dieser nämlich führt
                              									alle durch die Säure gelösten Metallteilchen mit sich hinfort, so daß die
                              									Metallfläche immer wieder frei wird. Der dazu erforderliche Strom kann dadurch
                              									beschafft werden, daß
                           
                              1. neben dem Metallstück in der Säure, zur Bildung eines
                                 										galvanischen Elementes, ein Stück Gasretortenkohle aufgestellt und diese
                                 										außerhalb der Säure mit dem Metall durch einen Draht verbunden wird, oder
                              2. das Metallstück mit dem positiven, die Säure mit dem
                                 										negativen Pol irgend einer fertigen Stromquelle verbunden wird.
                              
                           Ersteres versuchte vor Jahren Barthel in New York: Er
                              									stellte die von Fett und Rost befreiten Werkzeuge in eine Mischung von 100 Teilen
                              									Wasser, 3 Teilen 66 prozentiger Schwefelsäure und 6 Teilen 40 prozentiger
                              									Salpetersäure, und daneben bei doppelseitigen Flachfeilen auf jede Seite eine ebene
                              									Kohleplatte; bei runden Fräsern und Bohrern jedoch herum ein kreisrundes hohles
                              									Kohlestück. Sobald er Kohle und Werkzeug außerhalb der Säure durch einen Draht
                              									verband, floß der galvanische Strom auch vom Werkzeug durch die Säure zur Kohle. Die
                              									Aetzung erfolgte dann schneller als bei stromloser Säure, und an den verschiedenen
                              									Stellen des Stückes verschieden, je nach dem Abstand zwischen Metall und Kohle.
                           Aber auch die Kohle wurde dabei von der Säure angegriffen; die Säure wurde schwarz
                              									und das Werkzeug mit Schlamm bedeckt. Das Werkzeug mußte daher nach einiger Zeit
                              									herausgenommen und gereinigt werden. Danach wurde dann die Aetzung noch so oft
                              									wiederholt, bis das Werkzeug scharf genug geworden. Dann wurde es mit Wasser
                              									abgespült, gebürstet, in Kalkwasser gelegt, um etwaige Säurereste zu neutralisieren,
                              									und mit Sägespänen getrocknet.
                           Das Verfahren eignete sich nicht recht für den Werkstattbetrieb; z.B. war die
                              									Stromstärke, von der die erforderliche Aetzzeit abhängt, jedesmal anders, je nach
                              									der Oberflächenbeschaffenheit, Größe und Zahl der gleichzeitig eingetauchten
                              									Werkzeuge und Kohlenstücke.
                           Die Zuführung des Stromes von außen her (nach 2) aus einer besonderen Stromquelle
                              									ergibt eine einfachere Handhabung. Als Stromquelle genügt eine Batterie mit 1 – 2
                              									Volt Spannung. Die Stromstärke, die nur klein zu sein braucht, wird mit einem
                              									vorgeschalteten Widerstand geregelt, je nach Größe und Zahl der im Bade befindlichen
                              									Werkzeuge.
                           Ferner kann hier statt der empfindlichen Kohle, die im ersteren Falle benutzt werden
                              									mußte (weil nur Kohle, (der am stärksten galvanisch-negative Körper, einen
                              									genügenden Spannungsunterschied gegenüber dem sich galvanisch-positiv verhaltenden
                              									Werkzeug geben konnte) jetzt irgend ein unempfindlicher Körper benutzt werden, etwa
                              									Blei.
                           Auf Grund dieses Verfahrens lassen sich jedenfalls einfache Vorrichtungen
                              									konstruieren zum Schärfen von Präzisionsfräsern und ähnlich wertvollen Werkzeugen.
                              									Ohne solche Vorrichtungen eignet es sich gut für Feilen. Hierfür ist es Gratwohl in Hertisau patentiert, mit der besonderen
                              									Kennzeichnung, daß die negative Elektrode, die Kathode aus Blei und der Elektrolyt
                              									aus Schwefelsäure vom spezifischen Gewicht 1,18 besteht.
                           Auf diese Weise wird eine stumpfe Feile in ungefähr einer Stunde wieder scharf.
                           
                              Brich Schneckenberg.
                              
                           
                        
                           
                           Verbesserungen an elektrischen Fördermaschinen.
                           Infolge des Vorhandenseins von sehr entwickelten Dampffördermaschinen hat sich schon
                              									bei den ersten Ausführungen elektrischer Fördermaschinen das Bestreben bemerkbar
                              									gemacht, die Wirtschaftlichkeit, Betriebssicherheit und Steuerfähigkeit möglichst
                              									vollkommen zu gestalten. Die Wirtschaftlichkeit kann im allgemeinen durch
                              									Herabsetzung der Anschaffungskosten, durch Erhöhung des Wirkungsgrades und
                              									schließlich durch Verminderung der Instandhaltungskosten und der Bedienung
                              									verbessert werden.
                           Die Anlagekosten werden herabgesetzt durch Wahl geringer Drahtstärken, wodurch der
                              									Trommeldurchmesser und auch der Materialaufwand verringert wird. Bei gleichen
                              									Betriebsverhältnissen würde die Schwungmasse einer kleineren Ilgner-Maschine 1,9 t, einer größeren 2,2 t betragen. Bei Neuanlagen kann
                              									durch Anordnung von zwei Förderwagen hintereinander in jeder Etage eine Ausnutzung
                              									von Zeit und Arbeitskraft erreicht werden. Bei kleineren Leistungen und großen
                              									Zentralen sind Fördermaschinen mit Widerstandsschaltung, z.B.
                              									Drehstromfördermaschinen, am wirtschaftlichsten. Bei großen Entfernungen wird man
                              									für kleinere Leistungen zu Fördermaschinen mit Steuerumformer ohne Schwungrad, für
                              									große Leistungen zur Ilgner-Fördermaschine übergehen.
                              									Eine Verbesserung des Wirkungsgrades wird durch richtige Wahl des
                              									Fördermaschinensystems erzielt. Drehstromfördermaschinen arbeiten am günstigsten bei
                              									kleinen Fördergeschwindigkeiten und größerer Schachttiefe, ferner bei unregelmäßigem
                              									Förderbetriebe. Ebenso verhalten sich Gleichstromfördermaschinen mit
                              									Widerstandsschaltung. Der große Energiebedarf und unbequeme Regulierbarkeit der
                              									Druckluftbremse wird durch die neue elektrische Motorbremse der Siemens-Schuckertwerke vermieden. Hierdurch kommt der
                              									Kompressor-Antriebsmotor, der Druckluftbehälter samt Rohrleitungen usw. in Fortfall.
                              									Das Wesen der neuen Bremse besteht in einem an das Netz angeschlossenen
                              									Elektromotor, der über eine Zahnradübersetzung einen am Vorgelegezahnrade
                              									befestigten, an der Bremszugstange angreifenden Zapfen um etwa 135° von unten nach
                              									oben verdreht. Mit dieser elektrischen Motorbremse ist die Fördermaschine auf dem
                              										Doberna- Schacht in Trifail der Trifailer Kohlenwerksgesellschaft und ebenfalls die Ilgner-Maschine der Melnhofschen Bergverwaltung in Piberstein ausgerüstet, ferner auch die
                              									Fördermaschine am Wilma //-Schachte der Bosnisch-Herzegowinischen Bergverwaltung Kreka bei
                              									Dolnja-Tuzla. Die Sicherheit für die Bedienung und die Leistungsfähigkeit der
                              									Fördermaschine wird weiterhin gesteigert durch die den Siemens-Schuckertwerken patentierte elektrische Trommelkupplung. Um die
                              									Kupplungsklauen des Loskorbes mit dem gezahnten Mitnehmer der Trommelwelle in und
                              									außer Eingriff zu bringen, wird in die lose Trommel ein kleiner Elektromotor mit
                              									Kurzschlußanker und mitlaufendem Roterwiderstand eingebaut, der über ein Kegelrad
                              									und Schneckengetriebe die Exzenterwellen der Kupplungsklauen antreibt. Da der
                              									Kupplungsmotor geringe Stromstärken aufnimmt, ist der Motor nebst Schaltapparaten
                              									von geringen Dimensionen und somit auch geringfügig in den Anschaffungskosten. (J. Blazek.) [Oestereichische Zeitschrift für Berg- und
                              									Hüttenwesen, 1910, Nr. 24, 25 u. 26.]
                           J.
                           
                        
                           Verbund- und Heißdampf-Lokomotiven.
                           Die Versuche, die die Lancashire- und
                                 										Yorkshire-Eisenbahngesellschaft mit Verbund- und Heißdampf-Lokomotiven
                              									ausgeführt hat (s. S. 557 und 591 d. Bd.), waren Gegenstand eines Vortrages
                              									anläßlich der Sitzung der Institution of Mechanical
                                 										Engineers. Bei Besprechung dieser Versuchsergebnisse wurde darauf
                              									hingewiesen, daß auch mit mäßiger Dampfüberhitzung im Lokomotivbetrieb bereits sehr
                              									günstige Erfahrungen gemacht wurden, so z.B. mit dem System Trevithick der ägyptischen Staatsbahnen. Dieser Rauchkammerüberhitzer mit
                              									etwa 30° Dampfüberhitzung ist mit einem Speisewasserwärmer kombiniert, der durch
                              									Abdampf erwärmt wird. Dabei ist zu bemerken, daß der Dampf ohne weiteren
                              									Kohlenverbrauch überhitzt und das Speisewasser ebenso vorgewärmt wird. Dieser
                              									Dampfüberhitzer und Speisewasservorwärmer kann für etwa 2000 Mark in jede Lokomotive
                              									eingebaut werden.
                           Der Umbau einer solchen Lokomotive in eine Heißdampf-Lokomotive kostet dagegen 12000
                              									M, davon entfällt etwa die Hälfte auf die neuen Dampfzylinder und deren Steuerung.
                              									Außerdem bleibt bei den Lokomotiven mit hochüberhitztem Dampf die Gefahr bestehen,
                              									daß durch Versagen der Schmierung usw. Betriebsstörungen eintreten können, so daß
                              										„innerhalb fünf Minuten größere Verluste entstehen, als innerhalb zwei Jahren
                                 										mit einem solchen System erspart werden kann“. Außerdem erscheint es
                              									fraglich, ob solche Lokomotiven bei der großen Beanspruchung der Einzelteile ein
                              									Durchschnittsalter von 25 – 30 Jahren erreichen, wie dies bei englischen Lokomotiven
                              									üblich ist.
                           Aus den ausgeführten Versuchsfahrten können noch keine Angaben über Abschreibungen
                              									und Unterhaltungskosten gemacht werden. Nach den Erfahrungen, die Vaughan bei der Canadian
                                 										Pacific Railway gemacht hat, muß für solche Lokomotiven mit 10 v. H. für
                              									Abschreibungen und Unterhaltungskosten gerechnet werden. Dabei handelt es sich um
                              									Lokomotiven mit 215 – 230 °C Dampftemperatur, während die Rauchröhrenüberhitzer
                              									Dampf bis zu 400 °C erzeugen. Die Abnutzung ist dementsprechend eine größere.
                           Die North Western Railway besitzt seit Jahren eine große
                              									Anzahl von Verbund-Lokomotiven; manche Bauart derselben ergab keine befriedigende
                              									Ergebnisse, sie wurden dann in Zwillings-Lokomotiven umgebaut, so z.B. die 4/4 gekuppelten
                              									Vierzylinder-Güterzugs-Verbund-Lokomotiven mit außenliegendem Hochdruckzylinder (381
                              									mm ⌀ und 610 mm Hub) und innenliegendem Niederdruckzylinder (521 mm ⌀ und 610 mm
                              									Hub) mit einem Kesseldruck von 14 at. Bei diesen Lokomotiven wurden die
                              									Hochdruckzylinder entfernt und die beiden ursprünglichen Niederdruckzylinder mit
                              									Frischdampf gespeist. Damit dadurch die Zugkraft auf keinen Fall größer werden kann
                              									als die Reibungskraft, wurde die Dampfspannung auf 11 at verkleinert. Dadurch werden
                              									aber die Unterhaltungskosten des Kessels bedeutend verkleinert. Eine solche
                              									umgebaute Lokomotive beförderte auf der Strecke Nottingham – Willesden mit starken
                              									Steigungen schwere Kohlenzüge, die um fünf beladene Kohlenwagen vergrößert waren,
                              									gegenüber der Zuglast der Vierzylinder-Verbund-Lokomotiven derselben Bauart. Der
                              									Dampfverbrauch nahm dabei um 0,33 kg für ein Zugkilometer zu. Ebenso wurden
                              									Verbundschnellzug-Lokomotiven in Zwillings-Lokomotiven umgebaut. Verbund-Lokomotiven
                              									konnten Schnellzüge zwischen London und Birmingham nicht in der vorgeschriebenen
                              									kurzen Zeit fördern. Diese Lokomotiven in Zwillings-Lokomotiven umgebaut genügten
                              									dann voll' kommen dieser Bedingung. [Engineering 1910, S. 501 bis 506.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           
                           Heißdampflokomotiven.
                           Die Santa Fe Eisenbahngesellschaft hat ebenfalls wie in
                              									England (s. S. 557 und 591 d. Bd.) mit Heißdampf- und Sattdampf-Verbundlokomotiven
                              									eingehende Versuchsfahrten ausgeführt. Diese Eisenbahngesellschaft besitzt für ihre
                              									Linien mit langen und großen Steigungen besonders starke Lokomotiven. Die beiden
                              									Versuchslokomotiven, Güterzugs-Verbundlokomotiven mit und ohne Ueberhitzer gehören
                              									der 2-10-2 Type an. Die Versuche wurden im ordentlichen Zugdienst ausgeführt auf der
                              									Strecke La Junta-Trinidad in Colorado mit 130 km Länge, davon sind 80 km Steigungen
                              									mit 11,4 v. T.
                           Während die erwähnten englischen Versuche mit hochüberhitztem Dampf ausgeführt
                              									wurden, handelt es sich hier mit mäßig überhitztem Dampf. Die beiden
                              									Versuchslokomotiven sind gleichartig gebaut, nur sind die Rauchröhren der
                              									Ueberhitzerlokomotive etwas kürzer. Die außenliegenden Zylinder haben 482,6 und
                              									812,8 mm ⌀ und 812,8 mm Hub. Die Treibräder haben 1448 mm ⌀. Die Lokomotiven
                              									enthalten 391 Rauchröhren von 2¼'' äusserem ⌀. Die Rostfläche beträgt 5,7 qm, der
                              									Kesseldruck 15 at, das Lokomotivgewicht 120 t. Die Rauchröhren der
                              									Ueberhitzerlokomotive sind 5,1, die der Sattdampflokomotive 6 m lang. Die
                              									Gesamtheizfläche beträgt 334 und 400 qm. Der Ueberhitzer ist von besonderer Bauart
                              									und liegt in der Rauchkammer. Der Dampf tritt zuerst in den Ueberhitzer für
                              									Frischdampf ein, der im Vorderteil der Rauchkammer liegt, wird hier überhitzt,
                              									arbeitet zunächst im Hochdruckzylinder und strömt dann in den Zwischenüberhitzer
                              									über, der sich unmittelbar an den Dampfkessel anschließt, arbeitet von neuem
                              									überhitzt im Niederdruckzylinder und geht dann durch das Blasrohr ins Freie. Der
                              									Ueberhitzer für Frischdampf enthält 746 1½'' Röhren von 768 mm Länge mit 73 qm
                              									Heizfläche. Der Zwischenüberhitzer hat 114 qm Heizfläche, enthält 691 1½'' Röhren
                              									von 1346 mm Länge.
                           Bei den Versuchsfahrten wurden genaue Kohlen- und Wassermessungen ausgeführt.
                              									Ein Drosselkalorimeter, System Peabody, war im Dampfdom
                              									und ein Barras-Kalorimeter in der Abdampfleitung des
                              									Hochdruckzylinders eingebaut. Die Temperatur in der Rauchkammer wurde durch ein Hoskins-Pyrometer festgestellt. Mit einem Crosby-Indikator wurden fortlaufend Diagramme
                              									aufgenommen. Hinter dem Tender war ein Beobachtungswagen, um die Zugkraft am
                              									Tenderhaken und die Fahrgeschwindigkeiten festzustellen. Tab. 1 gibt die Ergebnisse
                              									der Temperaturmessungen an, welche bei den Versuchsfahrten ausgeführt wurden.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 
                                 Naßdampf-lokomotive
                                 Heißdampf-lokomotive
                                 
                              
                                 Temperatur in der Feuerbüchse
                                 °C
                                 1270
                                 1270
                                 
                              
                                 Temperatur des Speisewassers
                                 „
                                 77
                                 77
                                 
                              
                                 Temperatur des Dampfes im Dampfdom
                                 „
                                 220
                                 220
                                 
                              
                                 Temperaturder Rauchgase in
                                    											derRauchkammer
                                 an der Rohr-wand
                                 obenunten
                                 „„
                                 290–
                                 320308
                                 
                              
                                 an der
                                    											Rauch-kammertür
                                 obenunten
                                 „„
                                 –270
                                 235210
                                 
                              
                                 Temperatur des Dampfes im Hochdruckzylinder
                                 „
                                 198
                                 208
                                 
                              
                                 Temperatur d. Dampfes im Niederdruckzylinder
                                 „
                                 163
                                 216
                                 
                              
                                 Temperatur der Rauchgase im Schornstein
                                 „
                                 268
                                 225
                                 
                              
                           In Tab. 2 sind die Versuchsergebnisse zusammengestellt. Die Strecke La Junta-Trinidad
                              									enthält hauptsächlich Steigungen; Timpas-Simpson, eine Teilstrecke hiervon, ist eine
                              									52 km lange Steigung. Die Fahrten von Trinidad nach La Junta sind dementsprechend
                              									Fahrten im Gefälle.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 
                                 La Junta-Trinidad
                                 Timpas-Simpson
                                 Trinidad-La Junta
                                 
                              
                                 Ueberhitzer-lokomotive
                                 Sattdampf-lokomotive
                                 Ueberhitzer-lokomotive
                                 Sattdampf-lokomotive
                                 Ueberhitzer-lokomolive
                                 Sattdampf-lokomotive
                                 
                              
                                 Fahrzeiten mit Aufenthalt
                                 Min.
                                 394
                                 374
                                 161
                                 173
                                 379
                                 399
                                 
                              
                                 Fahrzeiten ohne Aufenthalt
                                 „    
                                 286
                                 343
                                 138
                                 149
                                 253
                                 261
                                 
                              
                                 Fahrgeschwindigkeiten
                                 km/Std.
                                 27,5
                                 22,8
                                 22,6
                                 21
                                 31,2
                                 30,6
                                 
                              
                                 Zuggewicht
                                 t
                                 1210
                                 1100
                                 1210
                                 1100
                                 2740
                                 2820
                                 
                              
                                 Gesamtkohlenverbrauch
                                 t
                                 10
                                 11,6
                                 4,6
                                 5,45
                                 4,18
                                 4,8
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch f. 1 qm Rostfläche i. d. Std.
                                 kg
                                 374
                                 360
                                 375
                                 392
                                 178
                                 202
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch f. 1 qm Heizfläche i. d. Std.
                                 „  
                                 6,1
                                 4,86
                                 6,15
                                 5,35
                                 2,9
                                 2,76
                                 
                              
                                 Gesamtwasserverbrauch
                                 l
                                 77300
                                 79500
                                 36000
                                 38000
                                 31000
                                 33000
                                 
                              
                                 Kesseldruck
                                 at
                                 13,5
                                 14,2
                                 14
                                 14,5
                                 14,5
                                 15
                                 
                              
                                 Dampfdruck im Frischdampfüberhitzer
                                 „  
                                 12,8
                                 –
                                 13,7
                                 –
                                 12,9
                                 –
                                 
                              
                                 Dampfdruck im Zwischenüberhitzer
                                 „  
                                 5,8
                                 –
                                 6
                                 –
                                 5,6
                                 –
                                 
                              
                                 Dampferzeugung auf 1 qm Heizfl. i. d. Std.
                                 kg
                                 40,7
                                 31
                                 40,5
                                 36,6
                                 21,7
                                 18,7
                                 
                              
                                 Dampfüberhitzung im Frischdampfüberhitzer
                                 °C
                                 12,5
                                 –
                                 10,8
                                 –
                                 12,8
                                 –
                                 
                              
                                 Dampfüberhitzung im Zwischenüberhitzer
                                 „  
                                 52
                                 –
                                 53
                                 –
                                 45,3
                                 –
                                 
                              
                                 Verdampfungsziffer
                                 
                                 7,17
                                 6,7
                                 7,10
                                 6,81
                                 7,43
                                 6,80
                                 
                              
                                 indizierte PS
                                 PSi
                                 1262
                                 1185
                                 1269
                                 1229
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Zugkraft am Tenderhaken
                                 kg
                                 11200
                                 10900
                                 13200
                                 12900
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Effektive PS
                                 PSe
                                 1000
                                 970
                                 1077
                                 1063
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Mechanischer Wirkungsgrad d. Dampfmaschine
                                 0,793
                                 0,819
                                 0,853
                                 0,863
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Wirkungsgrad des Dampfkessels
                                 65,9
                                 53,5
                                 65,2
                                 56,3
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Wirkungsgrad der Lokomotive
                                 4,5
                                 4,2
                                 4,9
                                 4,1
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           
                           Die Versuchsfahrten ergaben eine bedeutende Kohlenersparnis bei der
                              									Ueberhitzerlokomotive, etwa 20,8 v. H. die Wasserersparnis ist etwa 10 v. H. Die
                              									Ueberhitzerlokomotive ergibt auch mehr effektive Pferdestärken, in ihr wird um 11,6
                              									v. H. mehr trockener Dampf erzeugt als in der Naßdampflokomotive bei demselben
                              									Kohlenverbrauch. Die Dampfüberhitzung war genügend groß, um Wasserniederschläge zu
                              									vermeiden. Der Wirkungsgrad des Zwischenüberhitzers ist größer als der des
                              									Frischdampfüberhitzers, deshalb ist es vorteilhaft, eine wirkungsvolle
                              									Zwischenüberhitzung einzubauen und den Frischdampf weniger zu überhitzen.
                              									[Engineering 1910, S. 706 – 710.]
                           W.
                           
                        
                           Mallet-Lokomotiven.
                           Um die Betriebskosten zu verkleinern, ist es bei den nordamerikanischen
                              									Eisenbahngesellschaften allgemein durchgeführt, daß auch schwere Züge von nur einer
                              									Lokomotive gefördert werden, um den teueren Betrieb mit Vorspann-Lokomotiven zu
                              									vermeiden. Auch von der Teilung schwerer Züge, die bei uns häufig ausgeführt wird,
                              									macht man aus denselben Gründen keinen Gebrauch. Mit dem zunehmenden Zuggewicht
                              									wurden die Lokomotiven dementsprechend immer größer und schwerer.
                           Solche besonders schwere Lokomotiven hat die Santa
                                 										Fé-Eisenbahngesellschaft in Betrieb, deren Linien mit 80000 km Gesamtlänge
                              									durch die Staaten Missouri, Arkansas, Texas, Colerado usw. führen, und zwar durch
                              									Hügelland mit vielen langen und starken Steigungen. Zur Ueberwindung der letzteren
                              									sind Lokomotiven mit großer Zugkraft notwendig, diese Eisenbahngesellschaft besitzt
                              									daher schon jahrelang die stärksten Lokomotiven der Welt. Der Baldwin-Lokomotivfabrik wurden nun zwei Lokomotiven,
                              									System Mallet, in Auftrag gegeben; die eine für
                              									Personenzüge hat ein Gewicht von 280 t mit Tender und besitzt ein zweiachsiges
                              									Vorderdrehgestell. Die beiden folgenden Achsen werden von den Niederdruckzylindern
                              									(965 mm ⌀ und 711 mm Hub) angetrieben. Die Hochdruckzylinder (660 mm ⌀ und 711 mm
                              									Hub) arbeiten auf die nächst folgenden drei Kuppelachsen. Unter der Feuerbüchse ist
                              									noch eine Laufachse angeordnet. Die Treibräder haben 1,85 m ⌀. Der Tender besitzt
                              									zwei dreiachsige Drehgestelle. Er faßt 50 cbm Wasser. Da die Lokomotive Oelfeuerung
                              									besitzt, werden auf dem Tender 16 cbm Oel mitgeführt.
                           Die ähnlich gebaute Güterzugs-Lokomotive ist 310 t schwer, besitzt eine vordere
                              									Laufachse. Die Niederdruckzylinder (965 mm ⌀ und 864 mm Hub) treiben die ersten vier
                              									Kuppelachsen, die Hochdruckzylinder die folgenden vier Kuppelachsen. Der Achsdruck
                              									der beiden Lokomotiven ist durchschnittlich 20 t. Der Kesselüberdruck ist 14,2 at.
                              									Die Lokomotiven besitzen Dampfüberhitzer und Speisewasservorwärmer. Sie ergeben 25
                              									v. H. Brennstoffersparnis gegenüber Lokomotiven bewährter Bauart.
                           Die Zugkraft der Personenzugs-Lokomotiven ist 21000 kg, die der Güterzugs-Lokomotiven
                              									44000 kg. Der Preis einer solchen Lokomotive ist außergewöhnlich groß, etwa 500000
                              									M. [Engineer 1910, II, S. 176.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Francis-Turbinen für hohes Gefälle.
                           Die J P. Morris Company in Philadelphia, die bereits
                              									durch den Bau der vier 18000 pferdigen Francis-Turbinen
                              									für das Kraftwerk der Great Western Power Company am
                              									Feather-River in Kalifornien bekannt geworden ist, baut gegenwärtig für das
                              									Wasserkraft-Elektrizitätswerk der Michoacan Power
                                 										Company in Noriega, Mexiko, zwei 6000 pferdige Francis-Turbinen, die mit dem höchsten bis jetzt bei solchen Turbinen
                              									angewendeten Gefälle arbeiten sollen. Die Turbinen werden aus einer Leitung von etwa
                              									1,7 km Länge gespeist, welche ein Gefälle von 204,2 m hat und treiben je einen 3000
                              									KW Drehstromgenerator mit 514 Umdrehungen i. d. Min. an. Sie verbrauchen hierbei je
                              									2,8 cbm i. d. Sek. Mit Rücksicht auf die hohen Drücke sind die Gehäuse aus Stahlguß
                              									hergestellt und auf 40 kg/qcm, das Doppelte des normalen Betriebsdruckes, geprüft.
                              									Die einfachen Laufräder aus Bronze sind auf die auf den Wellen angeschmiedeten Naben
                              									aufgesetzt, wobei etwaige einseitige Drücke durch Drucklager aufgenommen werden. Da
                              									die Welle so stark bemessen ist, daß Durchbiegungen beim Betriebe nicht vorkommen,
                              									so konnten die Spielräume zwischen Laufrad und Gehäuse sehr klein gehalten werden.
                              									An den der Abnutzung am meisten ausgesetzten Stellen sind ferner leicht
                              									auswechselbare Stücke eingesetzt, so daß die Betriebsverhältnisse dauernd gleich gut
                              									erhalten werden können.
                           Die Regulierung solcher an eine lange Druckleitung angeschlossenen Turbinen macht
                              									selbst bei Anwendung beider Regulatoren wegen der trägen Masse des Wassers in der
                              									Leitung Schwierigkeiten, denen man nur durch Anwendung einer großen Schwungradmasse
                              									begegnen kann. In der Tat hat im vorliegenden Falle ein Schwungrad von etwa 9060 kg
                              									Gewicht angeordnet werden müssen, da das GR2 der
                              									Turbine mit dem Stromerzeuger nur 4550 kg/m2
                              									betragen hatte. (Taylor.) [American Machinist 1910, S.
                              									302 – 304.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Sulfitsprit.
                           Durch Kochen mit Schwefelsäure kann man aus Sägemehl Zucker und aus diesem durch
                              									alkoholische Gärung Spiritus gewinnen. 1898 hat Simonsen auf diese Weise aus einer Tonne Holz etwa 60 Liter Alkohol
                              									erhalten. Aber das lange Erhitzen unter Druck in verbleiten Apparaten scheint
                              									kostspieliger zu sein, als daß die Sache sich lohnte.
                           Classen schlug vor, Sägespäne mit schwefliger Säure
                              									aufzuschließen. Nach diesem angeblich von Ewen und Tomlinson wesentlich verbesserten Verfahren soll in
                              									Nordamerika eine Versuchsanlage aus 1 t Sägemehl (trocken gedacht) 78 l absoluten
                              									Alkohol gewinnen können. In Schweden soll G. Ekström
                              									Spiritus aus Sägemehl fabriziert haben, bis er als Rohmaterial Sulfitablaugen
                              									vorzog.
                           Aus den Ablaugen der Aschaffenhauser Papierfabrik,
                              									welche 1,2 v. H. gärfähigen Zucker enthielten, haben Lindsey und Töllens 1891 auf 1 l Ablauge 5,8
                              									– 6,7 ccm oder auf 1 t Zellstoff gegen 60 l Spiritus erhalten. Diese Ergebnisse sind
                              									später von anderen Forschern bestätigt worden.
                           Seit zwei Jahren soll in Schweden Sulfitablauge mit wirtschaftlichem Erfolge auf
                              									Sprit verarbeitet werden und zwar neben Ekström auch
                              									von H. Wallin. Nach den Mitteilungen von Wallin wird die Ablauge mit Kalkschlamm neutralisiert,
                              									gut gelüftet, abfiltriert, Hefe zugesetzt und vergoren. Die Ausbeute soll 100 – 115
                              									l Spiritus auf die Tonne Zellstoff betragen. Der bei der Neutralisation entfallende
                              									Schlamm soll in der Sulfitzellstoffabrik verwendet werden können und wegen seines
                              									Gehalts an schwefliger Säure eine Ersparnis an Schwefel ermöglichen. Durch Zusatz
                              									getöteter Hefe, die in genügender Menge aus früheren Gärungen zu Gebote steht,
                              									bietet man der arbeitenden Hefe günstige stickstoffhaltige Nahrung.
                           Der abdestillierte Spiritus enthält nicht unbeträchtliche Mengen Methylalkohol,
                              									Azetaldehyd, wahrscheinlich auch Azeton und Spuren von Furfurol.
                           
                           In der Fabrik in Skutskär können nach dem Verfahren
                              									von Ekström jährlich über eine Million Liter Spiritus
                              									hergestellt werden; gegenwärtig werden monatlich 50000 l erzeugt. Der
                              									Herstellungspreis soll nach älteren Angaben fast 50 Pf. f. d. Liter betragen, nach
                              										Wallin nur etwa 11 Pf.
                           Auch für Deutschland hält Carl G. Schwalbe diese
                              									Fabrikation für lebensfähig, wenn sie nicht durch zu hohe Besteuerung unterdrückt
                              									wird. Sie ist interessant als ein Schritt zur Verwertung der lästigen Ablauge. (C. G. Schwalbe.) [Zeitschr. für angewandte Chemie 1910,
                              									S. 1537 – 1540.]
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           Das Wasserkraft-Elektrizitätswerk am Salto de Bolarque.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 751
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 751
                              Fig. 2.
                              
                           Die Firma Briegleb, Hansen & Co. in Gotha und die Siemens-Schuckertwerke G. m.
                                 										b. H. haben gegen Ende vorigen Jahres unmittelbar unterhalb der Mündung des
                              									Guadiela in den Tajo etwa 75 km östlich von Madrid ein Wasserkraftwerk in Betrieb
                              									gesetzt, welches für die Versorgung von Madrid bestimmt ist. Durch ein
                              									bogenförmiges, gegen den Strom gekrümmtes festes Wehr von 240 m Kronenlänge und 26 m
                              									größter Höhe, welches auf gewachsenem Felsen mit einem Kern aus Beton errichtet ist,
                              									wird das Wasser der genannten Flüsse auf 14 bezw. 7 km angestaut und ein Staubecken
                              									von 1500000 – 1800000 qm Fläche erzeugt, welches bei 3,5 m größter Absenkung 5000000
                              									– 6000000 cbm Nutzinhalt darbietet. Der durch ein dreiteiliges Schützenwehr
                              									abgeschlossene, ungefähr 400 m lange Oberwassergraben geht in ein 60 m langes
                              									Wasserschloß über, das genau über dem Maschinenhause liegt und auf der einen Seite
                              									aus dem Felsen ausgesprengt, auf der anderen Seite durch einen Betonbau
                              									abgeschlossen ist. An dieses Wasserschloß schließen sich vier 2300 mm weite, mit
                              									Wandstärken von 8 – 10 mm ausgeführte Druckrohre für die Hauptturbinen und ein 1000
                              									mm weites Druckrohr für die Erregerturbinen an, das sich vor dem Maschinenhause in
                              									zwei 700 mm weite Zweige gabelt. Das Maschinenhaus ist für die spätere Erweiterung
                              									des Werkes auf sechs Hauptgruppen bemessen. In der 55 m langen, 15,8m breiten
                              									und 10 m hohen Haupthalle sind vier Francis-Zwillingsturbinen aufgestellt, die bei 27 m Gefälle 3500 PS und bei 31
                              									m Gefälle 4300 PS Leistung entwickeln und 10,8 cbm i. d. Sek. verbrauchen. Die
                              									Turbinen sind mit Finkschen Drehschaufeln versehen,
                              									welche durch gesonderte Regler eingestellt werden. Diese Regler, welche von ihren
                              									Turbinenwellen durch Kegelräder angetrieben werden, sind untereinander derart
                              									verbunden, daß neben der üblichen Beeinflussung der Reglerstellung durch die Turbine
                              									selbst eine Einstellung durch die anderen Regler erzielt wird. Die Wirkungsweise
                              									dieser Regulierung wird durch die Fig. 1 und 2 veranschaulicht. Die Hebel h der Fliehkraftregler a führen auf einer
                              									Seite der Muffe m zum Steuerventil v, welches den Servomotor s speist. Die Kolbenstange dieses Servomotors, welche unten an dem Leitrad
                              									angreift, hat oben die Eigenrückführung r mit der
                              									Oelbremse k, welche zu dem anderen Ende p des Hebels h führt.
                              									Außerdem sind die Regler durch eine Welle w verbunden,
                              									welche durch einen Kniehebel b mit der Stange r gekuppelt ist. Auf der anderen Seite ist die Stange
                              										r durch einen weiteren zweiarmigen Hebel und eine
                              									Schraubenfeder f mit der Welle w verbunden. Diese Feder ist ungespannt, wenn die Belastung auf alle
                              									Turbinen gleichmäßig verteilt ist, und bei einer Aenderung der Gesamtbelastung der
                              									Anlage wirken die Fliehkraftregler ziemlich gleichmäßig auf ihre Servomotoren, wobei
                              									auch die gemeinsame Welle w verstellt wird. Ist nun
                              									eine einzelne Turbine einem Regelvorgange nicht vollkommen gefolgt, so wird ihre
                              									Feder f gespannt und diese überwindet die Widerstände
                              									des Reglergestänges, beeinflußt also selbst die Stellung des entsprechenden
                              									Steuerventils v und ergänzt so den Regelvorgang.
                           Die Dynamomaschinen, welche von den Turbinen mit 428,5 Umdrehungen i. d. Min.
                              									angetrieben werden, leisten 3000 KVA bei 6000 Volt und 50 Perioden i. d. Sek. Der
                              									Strom wird in drei Sätzen von je drei Einphasentransformatoren für je 1500 KVA auf
                              									50000 Volt Spannung erhöht und auf einer ungefähr 76 km langen, auf eisernen Masten
                              									in 80 m Abstand verspannten Fernleitung nach Madrid übertragen. (Meyer.) [Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
                              									1910, S. 1381 – 1387 und 1435 – 1441.]
                           H.
                           
                        
                           Die Wasserkraftanlage Aue der Elektrizitäts-Gesellschaft
                              									Baden.
                           Dieses Wasserkraftwerk ist ein kennzeichnendes Beispiel dafür, welche großen Vorteile
                              									durch moderne Einrichtungen bei älteren Anlagen erzielbar sind. Das Werk war
                              									ursprünglich mit drei Jonval-Turbinen von 370 PS
                              									Gesamtleistung ausgerüstet und wurde, nachdem die Spinnerei, zu deren Betrieb es
                              									diente, abgebrannt war, von der oben genannten Gesellschaft übernommen und umgebaut.
                              									Hierbei ist es möglich geworden, das ursprünglich 2,1 – 2,85 m betragende Gefälle
                              									auf 4,4 – 5,3 m je nach der Wasserführung zu erhöhen und in Verbindung mit
                              									wirtschaftlich arbeitenden Turbinen die Leistungsfähigkeit von 370 PS auf 2400 –
                              									2700 PS zu steigern. Der Umbau machte allerdings die Anlage eines vollkommen neuen
                              									Wehres erforderlich, daß etwa 38 m flußaufwärts von dem alten Grundwehr angelegt und
                              									als Schützenwehr mit drei je 14 m weiten Oeffnungen ausgeführt worden ist. Diese
                              									Oeffnungen sind mit 3,2 m hohen eisernen Schützen versehen, die auf Rollen laufen
                              									und durch eine elektrisch betriebene Winde eingestellt werden können. Der
                              									Oberwasserkanal ist durch Aufmauern der bestehenden Einfassungen für einen um 2 m
                              									höheren Wasserspiegel eingerichtet worden und kann bis zu 50 cbm i. d. Sek. führen,
                              									wobei der größte Gefällverlust 0,23 m beträgt. In dem Maschinenhaus sind unter
                              									möglichster Beibehaltung der vorhandenen Fundamente drei senkrechte Doppel-Francis-Turbinen aufgestellt, welche bei dem oben
                              									genannten Gefälle und einer Wassermenge von 20,5 – 22,5 cbm i. d. Sek. je 905 – 1200
                              									PS leisten und die zweiphasigen Wechselstromerzeuger von 680 KW Normalleistung mit
                              									75 Umdr. i. d. Min. antreiben. Die Turbinen haben Laufräder von 1800 mm ⌀, von denen
                              									das untere mit voller Scheibe ausgeführt und durch ein Verbindungsrohr mit dem
                              									Druckraum entlastet ist. Der Zuführungskanal und der Saugschacht sind in dem
                              									Betonunterbau unmittelbar ausgeführt. Die Drehschaufeln der Turbinen werden durch
                              									einen Oeldruckregler eingestellt. Das Spurlager, welches durch die angegebene
                              									Entlastung um 11000 bis 13500 kg weniger als bei fehlender Entlastung zu tragen hat,
                              									ist mit einem Oelkasten versehen, der dauernd gekühlt wird. Die Stromerzeuger
                              									liefern Strom von 2200 Volt und 40 Perioden i. d. Sek. [Schweizerische Bauzeitung
                              									1910, II, S. 97 bis 102 und 109 – 112.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Absitzbecken für Kläranlagen.
                           Das in Fig. 1 bis 3
                              									dargestellte Absitzbecken, welches von der Wasser- und
                                 										Abwasser-Reinigung G. m. b. H. in Neustadt a. d. Haardt entworfen ist, hat
                              									den Zweck, die selbsttätige Ableitung des gebildeten Klärschlammes in möglichst
                              									unverdünntem Zustande und unter besonderer Abscheidung der fetthaltigen Teile des
                              									Abwassers zu gestatten, also den Umfang der Kläranlage zu verringern und
                              									gleichzeitig die Verwertbarkeit der Abfallstoffe zu erhöhen. In dem Boden des
                              									Klärbeckens g, welchem das zu reinigende Wasser bei a zugeführt wird, ist eine schmale Rinne d gebildet, in welcher sich der niedersinkende Schlamm
                              									in verhältnismäßig kurzer Zeit ablagert. Sobald die Rinne mit Schlamm gefüllt
                              									ist, wird sie mit Hilfe der an einem gemeinsamen Seilzuge hängenden Klappen e abgedeckt, so daß ein nur an dem einen Ende offener
                              									Kanal gebildet wird. Oeffnet man dann den Schlammabflußschieber A, so drückt der
                              									unter dem hydrostatischen Druck stehende, an einem Schnurtrieb hängende Kolben k, indem er in den Kanal eindringt und sich stets an
                              									dessen Wände anschmiegt, den Schlamm in die Steigleitung i, die in Gräben, Faulräume oder andere Behälter mündet. Der Kolben k verhindert auch, daß, nachdem der ganze Schlamm
                              									entfernt ist, Wasser in die Steigleitung gelangen kann und den gewonnenen Schlamm
                              									verdünnt; ein Nachteil, der sich bei anderen Absitzbecken nicht vermeiden läßt. Das
                              									geklärte Wasser läuft bei b ab. Vor dem Eintritt in das
                              									Becken staut sich das Wasser über einem Abweisblech, wo eine ständig umlaufende
                              									Schaufel c das Fett von dem Wasser abschöpft. Da die
                              									Anlage das Entfernen des Schlammes ohne jeden äußeren Kraftaufwand gestattet, so
                              									eignet sie sich insbesondere für kleinere Orte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 752
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 752
                              Fig. 2. Längsschnitt 1. Rinne offen – Auslaß h geschlossen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 752
                              Fig. 3. Längsschnitt 2. Rinne d abgedeckt – Auslaß h offen.
                              
                           H.