| Titel: | Einige Winke zur Organisation der technischen Bureaus. | 
| Autor: | W. Lehrmann | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 788 | 
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                        Einige Winke zur Organisation der technischen
                           								Bureaus.
                        Von W. Lehrmann, Ingenieur,
                           									Philadelphia, Pa. U. S. A.
                        Einige Winke zur Organisation der technischen Bureaus.
                        
                     
                        
                           Jede Fabrik, welche zur Herstellung ihrer Erzeugnisse ein mehr oder weniger
                              									großes technisches Bureau benötigt, weiß, welch große Kosten die Erhaltung eines
                              									solchen verursacht und wird daher bemüht sein, diese Kosten tunlichst
                              									einzuschränken. Man hat versucht, die Kosten durch Verwendung billigster Hilfsmittel
                              									und primitivster Bureau-Einrichtungen zu vermindern, während andere aus gleichem
                              									Grunde nur das Beste verwendet haben. Wie weit man mit dem einen auskommt oder das
                              									andere verwenden muß, richtet sich selbstverständlich ganz nach dem Charakter der zu
                              									liefernden Erzeugnisse, nach den verlangten Leistungen usw. Im allgemeinen gilt aber
                              									auch hier die alte Regel, daß das Beste das Billigste ist.
                           Der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Verwaltung liegt aber in der Organisation, was
                              									ja auch bereits allgemein anerkannt worden ist. Verschiedentlich ist dieses in
                              									Zeitschriften erörtert worden; es wurde gesagt, wie es sein müsse, aber meines
                              									Wissens sind bis jetzt keine Winke oder Beispiele aus der Praxis gegeben worden,
                              									nach denen hier oder da Arbeits- und Zeitersparnisse und somit Verminderungen der
                              									Bureau-Unkosten erzielt werden können. Oftmals hat man, und in mancher Beziehung
                              									nicht mit Unrecht, Amerika als Beispiel angeführt. Tatsächlich findet man in den
                              									Vereinigten Staaten alle erdenklichen Einrichtungen, mittels welchen Arbeits- und
                              									Zeitersparnisse zu erreichen sind; auch in fast allen Betrieben herrscht bezüglich
                              									der Organisation und der erwähnten Einrichtungen eine gewisse Einheit, was sich
                              									darauf zurückführen läßt, daß dort weit mehr als in Deutschland über alle neuen
                              									Einrichtungen, alle Methoden, nach denen an Zeit gespart werden kann, in
                              									Zeitschriften berichtet wird. Nun lassen sich zwar nicht alle Systeme ohne weiteres
                              									in Deutschland anwenden; auch sind dieselben nicht alle einwandfrei. Immerhin können
                              									wir in dieser Beziehung einiges von den Amerikanern lernen, ebenso wie die
                              									Amerikaner anderes von uns lernen können.
                           Ich möchte nun nachfolgend betreffs Organisation der technischen Bureaus einige
                              									Ratschläge geben, welche der Praxis zu beiden Seiten des Atlantischen Ozeans
                              									entstammen, sich zwar besonders auf die Spezialgebiete „Transportanlagen und
                                 										Hebezeug-Bau“ beziehen, doch auch für andere Gebiete Interesse bieten, da
                              									sie sich auf diese anwenden lassen und auch möglichst allgemein gehalten sind.
                           Zuerst zum wichtigsten Punkte der ökonomischen Produktion, der möglichst weitgehenden
                              									Normalisierung aller Einzelteile und eventuell ganzer Maschinen.
                           Alle Einzelteile als: Lager aller Art, Zahnräder, Schneckengetriebe, Gehäuse hierfür,
                              									Kupplungen, Laufräder, Rollen, Kratzer, Becher usw. für Förderer usw. sollen
                              									normalisiert und die Abmessungen, Gewichte, Zeichnungs- und Modell-Nummern in
                              									übersichtlicher Weise auf Datenblättern zusammengestellt sein. Derartige
                              									Normalisierungen lassen sich oft weiter ausdehnen, als man anfänglich glaubt. Z.B.
                              									lassen sich bei Eisenkonstruktionen für häufig vorkommende Verbindungen normale
                              									Knotenbleche herstellen. Dieses hat die Vorteile, daß sie, da in Massen, billiger zu
                              									fabrizieren und bei den einzelnen Aufträgen, für welche sie verwendet werden, nicht
                              									aufgezeichnet zu werden brauchen, man einfach etwa „Knotenblech Nr. 12“ oder
                              									dergl. verlangt. Ferner lassen sich Beanspruchungen der Räder, Lager, Achsen, Wellen
                              									usw. in übersichtlicher Weise in Form von Tabellen oder Diagrammen
                              									zusammenstellen, um das jedesmalige Berechnen nach Möglichkeit zu sparen bezw. zu
                              									vereinfachen. Z.B. würde man bei einer Welle nur das Torsions- und das
                              									Biegungs-Moment berechnen, um dann den Durchmesser der Welle einer Tabelle entnehmen
                              									zu können, in welcher diese beiden Momente als Koordinaten aufgetragen sind. Als
                              									Wellendurchmesser werden nur diejenigen eingetragen oder eventl. besonders
                              									gekennzeichnet, welche bei der betreffenden Firma als normal gelten, für welche
                              									Lehren, Kaliber, Lager usw. vorhanden sind. Die zulässigen Beanspruchungen sind für
                              									ein bestimmtes Material berechnet und werden bei Verwendung eines anderen mit einem
                              									bestimmten Koeffizienten, welcher gleichfalls der Tabelle zu entnehmen ist,
                              									multipliziert. Dasselbe gilt für die Tabellen über Beanspruchungen von Zahnrädern,
                              									Laufrädern usw. Auch Reibungswiderstände usw., z. B, Gesamtreibungswiderstände bei
                              									Fahrwerken, lassen sich in gleicher Weise zusammenstellen, indem Rad- und
                              									Achsendurchmesser als Koordinaten aufgetragen werden. Dieses waren nur einige
                              									Beispiele; alle verschiedenen Möglichkeiten hier aufzuführen, würde zu weit führen.
                              									Betreffs der Datenblätter selbst möchte ich einiges sagen: Dort, wo sie zum Teil
                              									bereits eingeführt sind, lassen sie oft noch an Uebersichtlichkeit zu wünschen
                              									übrig. Datenblätter sollten einmal nicht willkürlich in Buchform zusammengestellt
                              									werden, da dann oft beim Aufsuchen eines gewünschten Blattes die am Berechnen
                              									ersparte Zeit verloren geht. Die Blätter müssen in einer leicht handlichen
                              									Sammelmappe gehalten werden, in welche sie sachlich der Reihe nach eingesetzt sind.
                              									Außerdem sollten die Blätter fortlaufend numeriert und die Mappe mit einem
                              									alphabetischen Inhaltsverzeichnis versehen werden. Um jederzeit das Einsetzen neuer
                              									Blätter an richtiger Stelle und das Einreihen in das Inhaltsverzeichnis zu
                              									ermöglichen, werden entweder Seitennummern offen gelassen, oder man bezeichnet
                              									später eingesetzte Blätter mit 1a, 1b, 5a usw. und gewinnt dadurch die Möglichkeit,
                              									daß alle Teile der Sache nach in richtiger Reihenfolge eingereiht werden können, daß
                              									also z.B. alle Lager, alle Räder zusammen, und daß Stellringe, Stellschrauben, Keile
                              									und dergleichen Befestigungsteile in unmittelbarer Nähe zueinander sind.
                           Auch sollen die verschiedenen Teile der Größe nach richtig eingereiht sein, so daß
                              									man z.B. beim Aufsuchen eines Lagers von bestimmter Bohrung nur in der Nähe dieser
                              									Größe zu suchen hat und nicht später ein solches noch angereiht findet. Für spätere
                              									Neukonstruktionen läßt man daher einzelne Zeilen offen, um hier die betr. Daten
                              									eintragen zu können; die Lichtpausen der Tabellen würden dann durch neue zu ersetzen
                              									sein. Besonderer Wert ist bei Anfertigung der Tabellen auf Vollständigkeit derselben
                              									zu legen. Es müssen die wichtigsten Abmessungen, die Zeichnungs- und Modellnummern,
                              									Gewichte usw. angegeben sein. Sind irgendwelche besonderen Regeln betreffs der
                              									Verwendbarkeit eines Gegenstandes zu beachten, so müssen entsprechende Vermerke auf
                              									der betreffenden Tabelle gemacht werden. Ueberhaupt sollten alle Sonderheiten
                              									bezügl. der Konstruktionen, alle wichtigen Regeln, welche bei den einzelnen Firmen
                              									stets vorhanden und gewöhnlich bei allen Firmen verschieden sind, mit möglichst
                              									wenigen Worten auf den Tabellen vermerkt sein, um besonders neu eintretenden
                              									Konstrukteuren die Möglichkeit zu bieten sich schnell einzuarbeiten ohne bei jeder
                              									Gelegenheit um Auskunft fragen zu müssen.
                           
                           Für die Berechnungstabellen und Diagramme gilt Natürlich betreffs der Anordnung
                              									in der Sammelmappe das bei den Datenblättern Gesagte. Bei den Tabellen oder
                              									Diagrammen sollten die Formeln oder Methoden, nach denen die Werte ausgerechnet
                              									sind, angegeben sein, um einmal bei jedesmaligem Gebrauch die Formel vor Augen zu
                              									haben und ferner in besonderen Fällen beurteilen zu können, ob betreffende Werte
                              									noch benutzt werden dürfen.
                           Die Amerikaner machen von der Benutzung derartiger Tabellen und Diagramme
                              									ausgiebigsten Gebrauch, oft jedoch ohne Ueberlegung, wodurch Fehler entstehen
                              									können. Die Berechnungsart ist nicht angegeben, oder Wenn sie vorhanden, so nimmt
                              									der Amerikaner sich nicht die Zeit zu oben genannter Kontrolle.
                           Bei vielseitigem Fabrikationswesen empfiehlt es sich, nicht alle Datenblätter und
                              									Berechnungstabellen zu einer einzigen Mappe zusammenzustellen, da dieselbe zu
                              									umfangreich würde, was das Aufsuchen erschwert, und da ein Konstrukteur gewöhnlich
                              									nur in einem bestimmten Gebiet zu tun hat, für ihn die übrigen Tabellen doch meist
                              									nutzlos wären.
                           Die Anfertigung der Normalien und Datenblätter soll an Hand der vorhandenen
                              									Konstruktionen von Konstrukteuren erfolgen. Letztere haben nötigenfalls kleine
                              									Veränderungen an den betreffenden Teilen vorzunehmen, um möglichst praktische,
                              									billige und einheitliche Konstruktionen zu erzielen, nach Möglichkeit den Wünschen
                              									der Werkstatt gerecht zu werden und während der Benutzung herausgefundene Mängel zu
                              									beseitigen. Es ist also, besonders in größeren Betrieben, für die Normalisierung
                              									eine besondere Gruppe technischer Kräfte erforderlich, was bei verschiedenen Firmen,
                              									besonders in Amerika, auch bereits eingeführt ist und sich gut bewährt. Die Ausgaben
                              									für diese Arbeiten machen sich reichlich bezahlt, da doch diese Gruppe den übrigen
                              									Konstrukteuren viele Arbeit abnimmt und in der Handhabung der Normalisierung
                              									Erfahrung hat, infolgedessen derartige Arbeiten besser und schneller erledigt. Die
                              									Gruppe hat auch alle Nachtragungen bezw. Aenderungen in den vorhandenen Tabellen
                              									vorzunehmen und dafür zu sorgen, daß in sämtlichen ausgegebenen Mappen die alten
                              									Tabellen durch abgeänderte ersetzt werden. In Zeiten schlechter Konjunktur läßt man
                              									auch andere Konstrukteure an den Normalien arbeiten, um wiederum Verbesserungen,
                              									praktische Neukonstruktionen usw. zu erreichen und alles einer gründlichen Revision
                              									zu unterziehen.
                           Die einzelnen Konstrukteure und Zeichner, welche die laufenden Arbeiten erledigen,
                              									hat man bei großen Firmen vielerorts mit gutem Erfolge in einzelne Gruppen
                              									Ungeteilt, die von je einem Konstrukteur, einem sogen. Gruppenführer, geleitet
                              									werden. Letzterer bleibt dann in ständiger Berührung mit denselben Leuten, kennt
                              									diese und weiß, welche Arbeiten er ihnen überweisen kann. Jeder Gruppe werden dann
                              									nach Möglichkeit Arbeiten einer oder mehrerer Klassen zugeteilt, z.B. einer:
                              									Laufkrane und Verladebrücken, einer anderen: etwa: Drehkrane usw., oder Förderer
                              									verschiedener Art. Man sollte jedoch die einzelnen Gruppen bei Vergebung der
                              									Arbeiten nicht allzu einseitig behandeln, da die Leute dadurch auch einseitig würden
                              									und das Interesse an den Arbeiten verlieren. Die Aufrechterhaltung des Interesses
                              									der einzelnen Konstrukteure usw. an ihren Arbeiten ist überhaupt ein äußerst
                              									wichtiger Faktor in der gesamten Organisation, hiervon hängen bedeutende Mehr- bezw.
                              									Minderleistungen ab. Die erwähnte Gruppeneinteilung ist bei richtiger Handhabung
                              									geeignet, das Interesse der einzelnen zu erhöhen, aber, wie gesagt, bei richtiger
                              									Handhabung; vor allen kommt es darauf an, einen geeigneten Gruppenführer zu
                              									finden. Einen tüchtigen Konstrukteur mit zugleich etwas kaufmännischen Kenntnissen
                              									und der vor allem seine Leute zu behandeln versteht. Ein Chef, welcher seine
                              									Untergebenen stets „von oben herab“ behandelt, wird nie das Vertrauen seiner
                              									Leute erringen und kann nicht deren Arbeitsinteresse fördern. Ferner soll er jedem
                              									die Arbeiten zuteilen, die dem betreffenden seinen Fähigkeiten gemäß zukommen; diese
                              									abzuschätzen, ist ihm leicht möglich, da er bei der geringen Zahl (8–12) seiner
                              									Untergebenen jeden einzelnen kennen kann und mit ihm in steter Berührung bleibt, was
                              									dem Chef einer großen Abteilung schwer möglich ist. Einem Angestellten Arbeiten
                              									zuzuweisen, die unterhalb seinen Fähigkeiten liegen, heißt ihm die Arbeitslust
                              									nehmen; andererseits ist es auch nicht ratsam, ihm zu schwere Arbeiten zu übergeben,
                              									da er zu viel Zeit vergeuden würde, ohne schließlich gute Ergebnisse erzielt zu
                              									haben. Er muß sich vielmehr zu schwereren Arbeiten allmählich
                              										„hindurcharbeiten“. Dieses geschieht am besten bei der Gruppeneinteilung
                              									und sind die Vorteile derselben. Aber auch der Chef soll, soweit es seine Zeit
                              									erlaubt, mit jedem einzelnen der verschiedenen Gruppen in Berührung bleiben, wodurch
                              									gleichzeitig das Vorziehen bezw. Zurücksetzen einzelner durch den Gruppenführer,
                              									welches lediglich auf persönlichem Interesse beruhen solle, vermieden wird.
                           Auch die Wünsche der Konstrukteure und Zeichner bezüglich ihrer Plazierung sollten
                              									nach Möglichkeit berücksichtigt werden.
                           Amerikanische Firmen haben dieses anerkannt und reihen ihre Leute den Abteilungen
                              									bezw. Gruppen ein, in welchen sie zu arbeiten wünschen, da sie dadurch das
                              									Arbeitsinteresse und somit die effektive Leistung ihrer Leute erhöhen und selber
                              									Nutzen davon ziehen. Der Gruppenführer sorgt dafür, daß jedes Mitglied einer Gruppe
                              									genügend leistet, da er doch wiederum bestrebt ist, die Leistung der gesamten Gruppe
                              									auf das Höchste zu bringen. Die Arbeiten werden dem Gruppenführer schriftlich
                              									überwiesen, d.h., er erhält vom Bureauchef die eigentliche Bestellung mit den
                              									zugehörigen Unterlagen und einem Schriftstück, welches ihm die besonderen Wünsche
                              									des Chefs mitteilt. Der Vorgang ist also etwa folgendermaßen: Nachdem die Bestellung
                              									auf irgend eine Anlage oder Maschine eingelaufen und durch die Hände der maßgebenden
                              									Persönlichkeiten gegangen ist, Besprechungen erledigt, eventl. Anmerkungen gemacht
                              									und die Eintragungen in die Bücher usw. vorgenommen worden sind, geht die Bestellung
                              									mit zugehöriger Korrespondenz, dem Kostenanschlag, den Projektzeichnungen usw.,
                              									welche inzwischen von der Korrespondenz- und Zeichnungsregistratur herausgesucht
                              									worden sind, dem Bureauchef der Abteilung zu, in welcher der Auftrag bearbeitet
                              									werden soll. Der Chef quittiert den Empfang mit Zeitangabe und geht diese Quittung
                              									der Verkaufsabteilung zu, welche somit den Beweis hat, daß der Auftrag dem
                              									technischen Bureau zur Bearbeitung übergeben worden ist. Entsprechende Abschnitte
                              									dieser Quittung gehen den Registraturen zu, als Belege für die herausgegebenen
                              									Unterlagen. Danach werden dem Gruppenführer, welche die Anlage bearbeiten soll, die
                              									Unterlagen mit einem Begleitschreiben zugestellt, welches ihm die Sonderwünsche des
                              									Chefs mitteilt. Ueberhaupt sollten alle wesentlichen Dispositionen und späteren
                              									Aenderungen schriftlich festgelegt sein, um Irrtümer zu vermeiden.
                           Die technische Korrespondenz, welche einen in Arbeit befindlichen Auftrag betrifft,
                              									sollte von dem Gruppenführer erledigt werden, da dieser am besten mit der ganzen
                              									Anlage und deren Einzelheiten vertraut ist, und soll dann durch die Hände des
                              									Abteilungschefs gehen. Ferner hat der Gruppenführer dafür zu sorgen, daß die Materialbestellungen, sowie die hierfür erforderlichen Vorarbeiten in der
                              									richtigen Reihenfolge erledigt werden, um Verzögerungen in den Lieferungen zu
                              									vermeiden. Ebenfalls, daß alle erforderlichen Zeichnungen usw. in sachgemäßer Weise
                              									und richtiger Reihenfolge angefertigt werden und der Werkstatt zeitig zugehen.
                           Hinsichtlich Anfertigung der Zeichnungen sollte man annehmen, daß in dieser Beziehung
                              									wenig oder nichts zu sagen sei. Aber selbst hierbei lassen sich erhebliche
                              									Ersparnisse erzielen und findet man in vielen technischen Bureaus recht zeitraubende
                              									und teure Arbeitsmethoden. Der Zweck der Zeichnung ist, die Gedanken des
                              									Konstrukteurs dem Arbeiter mitzuteilen und für spätere Zeiten festzuhalten, genau
                              									wie ein Buch oder Schriftstück die Gedanken des Verfassers festhalten und andern
                              									übermitteln soll. Von dem Schriftstück verlangt man, daß es mit möglichst wenigen
                              									Worten alles Gewünschte zum Ausdruck bringt, daß es leserlich geschrieben bezw.
                              									gedruckt ist und ein möglichst handliches Format hat, um es bequem lesen, hantieren
                              									und aufbewahren zu können. Genau dieselben Ansprüche soll man an eine Zeichnung
                              									stellen. Dazu ist es nicht nötig, daß diese den betreffenden Gegenstand stets in
                              									natürlicher Größe darstellt oder ein und dasselbe Maß drei- oder viermal enthält.
                              									Man sollte einen Maßstab wählen, bei welchem der Gegenstand noch deutlich
                              									veranschaulicht werden kann und alle Maße und erforderlichen Angaben eingetragen
                              									werden können. Eine solche Zeichnung ist für den Arbeiter übersichtlicher als eine
                              									zu große; ist leichter zu handhaben; erfordert weniger Papier, was sich bei jeder
                              									anzufertigenden Blaupause wiederhohlt; und ist bei der riesigen Zahl der
                              									aufzubewahrenden Zeichnungen selbst im Archiv von Vorteil. Der Konstrukteur sollte
                              									sich Teile, die es erfordern, um die wirklichen Stärken ersehen zu können, in
                              									natürlicher Größe aufreißen und dann eine Zeichnung in kleinerem Maßstabe anfertigen
                              									bezw. anfertigen lassen, wenn diese Arbeit von einem Zeichner erledigt werden
                              									kann.
                           Als Zeichnungsformat sollten aus verschiedenen Gründen nur bestimmte Größen in
                              									Betracht kommen; mit drei Formaten kommt man im allgemeinen aus. Für diese Größen
                              									kann Zeichenpapier, Pausleinen bezw. Papier fertig abgeschnitten vorrätig gehalten
                              									werden. Man kann sogar für die Pausen die Blätter in diesen Normalgrößen fertig
                              									abgeschnitten, mit Rand und Aufschrift (Firma, Nummernvordruck usw.) versehen,
                              									bereit halten, wodurch den Pausern Zeit erspart wird; sie haben dann nur Namen,
                              									Nummer usw. auszufüllen. Rand und Aufschrift kann man aufdrucken lassen und somit
                              									billig in großen Massen beziehen. Wo ein Aufdrucken nicht lohnend sein sollte, ist
                              									die Bereithaltung eines entsprechenden Kautschuckstempels zu empfehlen, welcher auf
                              									die Zeichnung gesetzt wird. Der Aufdruck wird dann mit Ausziehtusche nachgeschrieben
                              									und Namen und Nummer usw. in gleicher Weise ausgefüllt. Durch dieses Abstempeln oder
                              									das erwähnte Bedrucken erhält man auf allen Zeichnungen Namen, Nummer usw. stets in
                              									genau gleicher Größe und Schriftart und spart an Zeit, besonders wenn man bedruckte
                              									Bogen benutzt. Ein solcher Aufdruck würde etwa wie Fig.
                                 										1 aussehen. Wird eine Zeichnung, nachdem sie bereits verwendet worden ist,
                              									geändert, so ist das Datum dieser Aenderung in die hierfür vorgesehene Rubrik
                              									einzutragen; wird dann später abermals eine Aenderung vorgenommen, so ist in
                              									gleicher Weise das neue Datum zu vermerken. Hierdurch gewinnt man die Möglichkeit,
                              									bei allen im Umlauf befindlichen Pausen jederzeit kontrollieren zu können, ob
                              									dieselben die letzten Aenderungen enthalten, in welchem Falle das letzte Datum in
                              									der Rubrik „geändert am“ auf der Blaupause mit dem Original übereinstimmen
                              									muß. Maße und Schrift sollen deutlich sein, weshalb die sogen. Druckschrift der
                              									Rundschrift vorzuziehen ist. Erstere wird bei einiger Uebung schneller geschrieben
                              									und ist vor allem leichter zu lesen. Aufschrift und Zeichnungsnummer müssen stets an
                              									einer bestimmten Stelle, am besten in einer unteren Ecke der Zeichnung sein, um in
                              									der Registratur das Auffinden zu erleichtern; aus diesem Grunde ist es auch ratsam,
                              									die Zeichnungsformate genau einzuhalten und für jedes Format entsdrechende
                              									Schubkästen oder dergleichen zu haben und die Zeichnung derart hineinzulegen, daß
                              									Aufschrift und Nummer stets an ein und dieselbe Stelle kommen. Eine Detailzeichnung
                              									sollte im allgemeinen nur einen Gegenstand enthalten, etwa ein Rad, oder ein Lager,
                              									einen Elevatorfuß, eine Seiltrommel oder dergleichen. Hierdurch entstehen kleine
                              									Zeichnungsformate und können die einzelnen Teile für verschiedene Aufträge ohne
                              									weitere Umstände später wieder verwendet werden, indem man auf betreffende Zeichnung
                              									Bezug nimmt oder eine Pause anfertigen läßt, und diese den Zeichnungen für den neuen
                              									Auftrag beifügt. Hat man mehrere verschiedene Gegenstände, die vielleicht bei
                              									Anfertigung der Zeichnung alle für einen Auftrag verwendet worden sind, zusammen auf
                              									einem Blatt, so macht es meist einige Umstände, später mal ein einzelnes Stück von
                              									diesen für einen anderen Auftrag zu verwenden. Da solche Verwendung doch fast immer
                              									einmal möglich ist, sollte man von vorn herein Rücksicht nehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 790
                              Figur 1. Bendemann & Co., A.-G., Maschinenfabrik Berlin N.
                              
                           Will man ferner Grauguß, Rotguß, Schmiedeteile usw. eines Gegenstandes voneinander
                              									trennen, so würde man z.B. von einem Lager auf einer kleinen Zeichnung
                              									Graugußstücke, also Fuß und Deckel, auf einer zweiten Zeichnung vom selben Format
                              									Rotgußteile und auf einer dritten ebensolchen Zeichnung die Schraubenbolzen
                              									darstellen. Alle diese kleinen Zeichnungen mit den verschiedenen Teilen für den
                              									einen Gegenstand, in diesem Falle das Lager, läßt man zusammen auf einem Blatt.
                           Somit hat man für das Bureau alle Teile des Lagers beieinander, für die Werkstatt
                              									können, wenn erforderlich, die einzelnen Zeichnungen für Schmiede, Tischlerei usw.
                              									auseinandergeschnitten werden, und in der Registratur wird das Blatt derart
                              									gefaltet, daß es das Format einer dieser kleinen Zeichnungen erhält und unter diesen
                              									abgelegt wird; die einzelnen Zeichnungen selbst würden also keine Kniffe erhalten.
                              									Derartige Zeichnungen, wenn auch auf einem Blatt, werden natürlich fortlaufend
                              									numeriert, so daß z.B. ein Blatt mit drei Zeichnungen drei Nummern erhält. Analog
                              									würde man bei anderen Gegenständen verfahren.
                           Daß Werkstattzeichnungen für den Maschinenbau nicht maßstäblich zu sein brauchen,
                              									vielmehr dem Arbeiter nur ein Bild von dem Gegenstande geben sollen und die zur
                              									Herstellung erforderlichen Maßangaben enthalten müssen, ist
                              									verschiedentlich anerkannt. Es ist also vom ökonomischen Standpunkte aus betrachtet,
                              									darauf zu achten, eine Zeichnung – das eigentliche Bild ohne eingetragene Maße –
                              									möglichst oft verwenden zu können, um das kostspielige Neuanfertigen tunlichst zu
                              									beschränken. Es haben z. B. die verschiedenen Größen
                              									von Trommelwellen, Seiltrommeln, Gurtscheiben und vielen anderen Teilen
                              									untereinander das gleiche Aussehen. Bedenkt man, wie häufig diese Gegenstände bei
                              									Ausführung verschiedener Aufträge vorkommen, wie oft mancherorts neue Zeichnungen
                              									und neue Pausen angefertigt werden, wieviel diese Arbeiten kosten, so sollte man
                              									doch hier Systeme einführen, welche das häufige Wiederverwenden von Zeichnungen
                              									ermöglichen, um auch solche Teile, welche sich nicht normalisieren lassen, möglichst
                              									schnell und billig anfertigen zu können. Würde man z.B. eine Welle zu zeichnen
                              									haben, so kann man gut die Zeichnung derart anlegen, daß sie für verschiedene Wellen
                              									gleichen Aussehens verwendet werden kann, indem man Durchmesser, Länge und die
                              									übrigen erforderlichen Maße offen läßt und erst auf den Blaupausen einträgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 791
                              Figur 2.
                              
                           Für das Bureau hätte man eine Blaupause als sog. Bureau-Original, auf welchem auf der
                              									Rückseite eine Tabelle vorgesehen wird, um hier für jeden Auftrag, für jede Welle,
                              									wofür die Zeichnung verwendet wird, die Maße eintragen zu können. Zur
                              									Identifizierung werden Buchstaben benutzt, welche auf der Zeichnung eingetragen
                              									sind und mit denen auf der Tabelle des Bureau-Originals korrespondieren.
                              									Außerdem werden die Maße noch in der Stückliste, welche für den Auftrag
                              									ausgeschrieben wird, eingetragen; ebenfalls unter Benutzung der gleichen Buchstaben.
                              									Läßt man in der Reihenfolge der Dimensionierung und Einfügung der Buchstaben eine
                              									gewisse Einheit walten, so kann man bei einiger Uebung ohne Zuhilfenahme des sog.
                              									Bureau-Originals alle Maße direkt aus der Stückliste lesen. Bei glatten Wellen, d.h.
                              									solchen ohne Ansätze oder dergleichen, kann man sehr gut ein noch einfacheres
                              									Verfahren anwenden. Man hat sog. Wellenskizzen fertig gedruckt vorrätig, etwa wie in
                              										Fig. 2 und 3
                              									dargestellt, und füllt ein solches Skizzenblatt bei Erledigung eines Auftrages für
                              									eine jede derartige Welle aus, indem man Keilnuten an entsprechenden Stellen
                              									einzeichnet und die Maße einträgt, was sich in wenigen Minuten bewerkstelligen läßt.
                              									Wie häufig derartige Wellen, besonders im Transportanlagenbau und auch in anderen
                              									Branchen vorkommen, wie oft man also Gelegenheit hat, eine solche Skizze zu
                              									verwenden und somit zu sparen, wird ein jeder Fachmann wissen. In ähnlicher Weise
                              									kann man bei vielen anderen Gegenständen verfahren. Außerdem lassen sich durch
                              									Zuhilfenahme von sog. Sepiapausen in der Herstellung von Zeichnungen mancherlei
                              									Ersparnisse erzielen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 791
                              Figur 3.
                              
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)