| Titel: | Dreilagergasmaschinen. | 
| Autor: | E. Körting | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 791 | 
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                        Dreilagergasmaschinen.
                        Von E. Körting,
                           								Körtingsdorf bei Hannover.
                        (Schluß von S. 773 d. Bd.)
                        Dreilagergasmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Steuerung der Maschine geschieht durch zwei unabhängige Steuerwellen, je
                              									eine auf den beiden Außenseiten der Maschine, welche durch Schraubenräder angerieben
                              									werden. Auf den Steuerwellen sitzen die zur Betätigung der Ein- und Auslaßventile
                              									dienenden Nocken, sowie der Antriebsmechanismus der Abreißzünder. Letztere sind mit einer Vorrichtung versehen zur
                              									Verstellung des Zündzeitpunktes während des Ganges der Maschine. Alle
                              									Bedienungshandgriffe sind neben bezw. unter den Ventilköpfen leicht zugänglich
                              									angeordnet, so daß der Maschinist von einer Stelle aus die Maschine in Betrieb
                              									setzen und in Betrieb erhalten kann. Gas-, Auspuff- und Luftrohr führen von den
                              									Ventilköpfen aus ohne Beeinträchtigung des freien Durchganges direkt nach unten.
                              									Eine besondere Kühlung der Auspuffrohre direkt am Austritt aus dem Ventilkopf, die
                              									schon bei mittleren Leistungen eingeführt ist, verhindert eine Belästigung des
                              									Bedienungspersonals durch strahlende Wärme.
                           Trotzdem man bei Verwendung von Wälzhebeln mit einer Steuerwelle auskommen
                              									könnte, sind die beiden Steuerwellen beibehalten worden, um in der Lage zu sein,
                              									jede beliebige Versetzung der beiden Hauptkurbeln auszuführen und nicht nur, wie bei
                              									den Wälzhebeln, gleich gerichtete Kurbeln zu verwenden. Es können daher, je nach der
                              									Güte des Untergrundes z.B. gleich gerichtete Kurbeln angewendet werden, um hierdurch
                              									bei gleichem Ungleichförmigkeitsgrad an Schwungradgewicht zu sparen, oder aber bei
                              									schlechtem Boden und wenn Erschütterungen der Fundamente und Gebäude zu befürchten
                              									sind, zur Verringerung der Fundamentbewegungen die Kurbeln der beiden Zylinder um
                              									beliebige Winkel zueinander versetzt werden, ohne am äußeren Aufbau der Maschine das
                              									geringste zu ändern.
                           Die Regulierung der Maschinen erfolgt durch eine Drosselklappe, welche zwischen
                              									Misch- und Einlaßventil eingebaut ist. Die Drosselklappe besitzt keine
                              									Rückwirkung
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 792
                              Fig. 8.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 792
                              Fig. 9.
                              
                           auf den Regulator; infolgedessen ist in jedem Augenblicke der Regulator
                              									imstande, die Drosselklappe zu verstellen. Bei den anderen bekannten
                              									Regulierverfahren, welche mit einer Drosselung des Gemisches durch Veränderung des
                              									Ventilhubes arbeiten, ist der Regulator während der Ansaugeperiode festgestellt, so
                              									daß also die zu Beginn der Ansaugeperiode durch den Regulator eingestellte Gasmenge
                              									unter allen Umständen in die Maschine hineingesaugt wird, auch wenn während dieser
                              									Zeit durch Veränderung der Leistung eine Veränderung der Gasmenge nötig wäre. Bei
                              									der Drosselklappe kann der Regulator noch während der Ansaugeperiode eingreifen. Es
                              									ist dies ein Vorzug von großer Bedeutung, namentlich bei Mehrzylindermaschinen und
                              									ferner für Betriebe, welche mit starken Kraftschwankungen arbeiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 793
                              Fig. 10.
                              
                           Die Schmierung der Maschine ist für Dauerbetrieb eingerichtet, deshalb besitzen
                              									sämtliche Lager der Kurbel- und Steuerwelle Ringschmierung. Der Kolben und die
                              									Auslaßventilspindel werden durch Drucköl von Schmierpressen aus geschmiert, während
                              									die Schmierung des Kolbenzapfens durch eine Abstreifvorrichtung und die des
                              									Kurbelzapfens durch den hohl gebohrten Kurbelzapfen hindurch erfolgt, welchem das
                              									Oel durch einen Schleuderring infolge der Zentrifugalkraft zugeführt wird. In diesen
                              									Schleuderring tropft das Oel mit sichtbarem Tropfenfall ein. Um Oelverluste zu
                              									vermeiden, sind sämtliche Lager mit sicherwirkenden Spritzringen versehen. Auch der
                              									Kolbenboden wird durch Spritzbleche gegen vom Kolben zapfen abgeschleudertes Oel
                              									geschützt, so daß in Verbindung mit der Kurbelwellenschutzhaube in keiner Weise
                              									Belästigungen durch verdampftes und abgespritztes Oel auftreten können. Die
                              									Schraubenräder zum Antrieb der Steuerwelle und des Regulators laufen in einem
                              									Oelbade.
                           Sämtliche starker Wärmeentwicklung ausgesetzten Teile werden durch Wasser ausgiebig
                              									gekühlt. Die Kühlräume sind so bemessen, daß eine lebhafte Wasserzirkulation
                              									gewährleistet ist. Auch die Auslaßventilkegel werden schon bei mittleren Leistungen
                              									durch einen in ihnen zirkulierenden Wasserstrom gekühlt. Auf sorgfältigste
                              									Durchbildung des Ventilkopfes ist besonderer Wert gelegt. Die Ventilköpfe werden als
                              									möglichst symmetrische Körper ausgeführt und die Gußwandungen nur durch die
                              									notwendigsten Oeffnungen durchbrochen, damit die Wasserzirkulation nicht gestört
                              									wird. Da bei der Vergrößerung der Zylinderdurchmesser die Gefahr steigt, daß in den
                              									Flanschen der Ventilköpfe infolge ungleichmäßiger Temperaturen Spannungen auftreten,
                              									welche eine Zerstörung derselben hervorrufen können, werden bei den Ventilköpfen der
                              									größeren Maschinen auch die Ventilkopfflanschen als hohle Gußringe mit innerer
                              									Wasserkühlung ausgebildet. Hierdurch werden Temperaturspannungen sicher vermieden,
                              									und es sind Brüche in den Ventilköpfen vollständig ausgeschlossen. Bei solchen
                              									größeren Maschinen, welche mit brisanten Gasen, wie Wasser-, Leucht- oder
                              									Koksofengas betrieben werden, erhalten auch die Kolben wassergekühlte Boden. Die Zu-
                              									und Abführung des Wassers zu dem Kolben erfolgt durch Gelenkrohre, wobei der
                              									Uebertritt des Wassers aus dem einen Rohr in das andere direkt im Gelenk geschieht.
                              									Hierdurch werden Biegungsbeanspruchungen in den Kühlwasserrohren vermieden, und die
                              									Abschlußstellen bleiben in Verbindung mit den durch eingebaute Federn selbstdichtenden
                              									Stopfbüchsen dauernd dicht.
                           Die guten Erfahrungen, welche Gebr. Körting
                                 										Aktiengesellschaft mit den zweizylindrigen Dreilagermaschinen gemacht hat,
                              									veranlaßten dieselbe, auch diese Dreilagermaschinen als Zwillingsmaschinen
                              									auszuführen, also als Vierzylindermaschinen, wobei die Kurbeln so versetzt werden,
                              									daß ein möglichst günstiger Massenausgleich eintritt, so daß auch bei mangelhaften
                              									Bodenverhältnissen keine übermäßig umfangreichen Fundamente erforderlich wurden.
                              										Fig. 8 zeigt eine Zwillings-Dreilagermaschine
                              									von 600 PS in direkter Kupplung mit einem Drehstromgenerator, welch letzterer, als
                              									Schwungradmaschine ausgebildet, zwischen den beiden Rahmen auf der Kurbelwelle
                              									aufgekeilt ist. Auch ist es selbstverständlich möglich, die beiden Rahmen dicht
                              									nebeneinander zu legen und das Schwungrad auf der Außenseite anzubringen für den
                              									Fall, daß Gleichstromdynamos angetrieben werden sollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 794
                              Fig. 11.
                              
                           Diese Zwillings-Dreilagermaschinen werden in Größen bis zu 1000 PS ausgeführt.
                           Namentlich bei diesen Vierzylindermaschinen zeigen sich die Vorteile der offenen
                              									Bauart am stärksten. Durch die geringen hin- und hergehenden Massen in bezug auf
                              									Doppel-Viertakt-Tandemmaschinen sind größere Tourenzahlen und auch höhere
                              									Kolbengeschwindigkeiten möglich als wie bei Doppel-Viertakt-Tandemmaschinen, wobei
                              									aber beide immer noch in den zulässigen Grenzen bleiben. Aus beiden ergibt sich
                              									geringerer Raumbedarf, und für den Fall der Elektrizitätserzeugung ein billigerer
                              									Preis der Dynamos resp. der Gesamtanlage. Auch sind die Vierzylindermaschinen
                              									infolge ihrer Kurbelversetzung sehr viel besser ausbalanciert, woraus sich
                              									wieder leichtere Fundamente ergeben. Letztere überhaupt sind als einfache Klötze
                              									billiger wie die Hohlbauten der für Doppel-Viertaktmaschinen bestimmten.
                           Es zeigen sich also eine Reihe Vorteile für Käufer und Fabrikanten.
                           Das Resultat ist auch gewesen, daß im Laufe der Zeit diese Dreilager-Type, welche im
                              									Uranfang des Gasmotorenbaues von verschiedenen Firmen gebaut, dann aber wieder
                              									verlassen wurde, neuerdings sich mehr und mehr einbürgert und namentlich für
                              									mittelgroße Zentralen der Normaltypus der Gasmaschinen geworden ist.
                           Im nachfolgenden seien noch kurz einige mit Dreilager- und
                              									Dreilager-Zwillingsmaschinen ausgerüstete Anlagen beschrieben:
                           Königliche Eisenbahndirektion Halle. Elektrizitätswerk des
                                 										Bahnhofes Wahren (Fig. 9). Die Anlage
                              									bestand ursprünglich aus zwei einzylindrigen Maschinen von je 150 PSe und wurde erweitert durch eine Dreilagermaschine
                              									von 250 PSe. Alle drei Maschinen sind mit
                              									Gleichstromdynamos direkt gekuppelt. Die Dynamos sind zwischen Schwungrad und
                              									Außenlager auf die Kurbelwelle aufgesetzt, Das Elektrizitätswerk dient in der
                              									Hauptsache für die Beleuchtung des Bahnhofes Wahren. Das für die Maschine
                              									erforderliche Gas wird in einer Generatorgasanlage aus Anthrazit und Koks
                              									erzeugt.
                           Elektrizitätswerk Dessau (Fig.
                                 										10). Das Werk bestand im ersten Ausbau aus 600 PS
                              									Zwillings-Dreilagermaschinen und wurde später durch eine weitere 600 PS-Maschine
                              									gleichen Systems erweitert. Die Maschinen sind mit Drehstromgeneratoren direkt
                              									gekuppelt, welche zwischen den beiden Rahmen auf die Kurbelwelle aufgesetzt sind.
                              									Die Drehstromgeneratoren sind als Schwungradmaschinen ausgebildet. Zum Betriebe
                              									der Maschinen dient eine von Gebr. Körting
                                 										Aktiengesellschaft gebaute Sauggasanlage, welche das Gas aus
                              									Braunkohlebriketts erzeugt. Die Anlage ist noch insofern bemerkenswert, als hier
                              									eine Benutzung der Auspuffgase für eine Warmwasserheizung vorgenommen wird. Durch
                              									diese Ausnutzung wird der Gesamtnutzeffekt der Gasmaschinenanlage wesentlich erhöht.
                              									Während die Maschinen selbst in Gestalt von nutzbarer Arbeit etwa 20 v. H. der in
                              									dem Brennstoff enthaltenen Wärme ausnutzen, ist es möglich, den Ausnutzungsgrad
                              									durch die Verwendung der Auspuffwärme noch um weitere 12–15 v. H. zu steigern. Die
                              									Generatorgasanlage besteht zurzeit aus vier 300 PS Generatoren. Der erzeugte Strom
                              									dient für die Versorgung der Stadt Dessau und für den Betrieb der dortigen
                              									Straßenbahn. Auch wird das Werk als Ueberlandzentrale zur Versorgung einer Anzahl
                              									Orte in Anhalt benutzt.
                           Elektrizitätswerk Oberfrohna (Fig. 11). Die Erweiterung dieses Werkes erfolgte
                              									durch Gebr. Körting Aktiengesellschaft um eine 300 PS
                              									Dreilagermaschine. Diese ist mit einer Gleichstrom- und einer Drehstromdynamo
                              									gekuppelt, und zwar ist die Drehstromdynamo zwischen Schwungrad und Außenlager auf
                              									die Kurbelwelle aufgesetzt, die Gleichstromdynamo jenseits des Außenlagers mit Hilfe
                              									eines Kuppelflansches gekuppelt. Die Drehstromdynamo ist angeordnet, um das Werk
                              									auch als Ueberlandzentrale betreiben zu können. Für den Betrieb der Maschine ist
                              									eine Körtingsche Sauggasanlage aufgestellt, welche das
                              									Gas aus Braunkohlebriketts erzeugt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 795
                              Fig. 12.
                              
                           Gebr. Grigorjew, Kandaurowka bei Tambow (Rußland) (Fig. 12). Eine 250 PS-Dreilagermaschine dient zum
                              									Betrieb der Mühle. Der Antrieb erfolgt durch Seile auf eine Haupttransmission. Für
                              									die Maschine ist eine Sauggasanlage gleicher Größe, welche Gas aus Anthrazit
                              									erzeugt, aufgestellt.