| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 795 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die Dampfturbinen auf der Weltausstellung in Brüssel
                              									1910.
                           Die Turbine der Maschinenbau-A.-G. Pokorny & Wittekind, Frankfurt a. M., mit einem Kompressor direkt
                              									gekuppelt, ist eine Gleichdruckturbine mit wenigen Druckstufen mit gleicher
                              									teilweiser Beaufschlagung, wobei die Austrittsgeschwindigkeit ausgenutzt werden
                              									kann. Bei Kondensationsturbinen schließt sich an den Hochdruckteil mit drei bis vier
                              									Druckstufen noch ein vielstufiger Niederdruckteil nach dem Gleichdruckprinzip mit
                              									voller Beaufschlagung an. In allen Stufen sind Scheibenräder verwendet; die
                              									Laufschaufelkränze sind außen durch einen Deckring abgeschlossen. Die Welle ist
                              									durch Labyrinthdichtung mit vorgelegten Kohlenringen abgedichtet.
                           Gebr. Stork & Co. in
                              									Hengelo und die Société Alsacienne de Construktions
                                 										Mécaniques in Belfort haben Zoelly-Turbinen
                              									ausgestellt. Bei der Storkschen Turbine ist die
                              									Labyrinthdichtung der Zwischenwände durch Federn welche um jede Hälfte der
                              									Dichtungsschalen gelegt sind, etwas beweglich gemacht, so daß sie den
                              									Gehäusedehnungen und den Durchbiegungen der Welle nachgeben kann. Die Kupplung der
                              									Turbinen- und Dynamowelle erlaubt eine Längs- und eine Querbeweglichkeit der Wellen,
                              									indem zwischen die Klauen der Kupplungsscheiben ein Zwischenstück mit festen und
                              									herausnehmbaren Mitnehmerleisten eingebaut ist. Die letzteren werden für das
                              									Abkuppeln der Dynamowelle herausgenommen. Für die Lagerschmierung und Regulierung
                              									ist Drucköl verwendet; beim Nachlassen des Oeldruckes schließt sich das
                              									Absperrventil. Die Turbine der Société Alsacienne hat
                              									als Zwischendichtung Labyrinthkammern, die durch eingesetzte Kupferringe gebildet
                              									sind; die äußeren Wellendichtungen haben Graphitringe. Beim Anlassen der Turbine
                              									wird das Kondenswasser vom Dampfeinlaßraum durch eine Verbindungsleitung in den
                              									Abdampfraum geleitet, um beim Ablassen keine Luft in die Turbine eindringen zu
                              									lassen.
                           Die Bergmann-Elektrizitätswerke haben eine Turbine von
                              									2500 PS und von 10000 PS ausgestellt. Der Hochdruckteil hat ein Curtis-Rad, in welchem der Dampf bis auf 1,5 at
                              									ausgenutzt wird. Der anschließende vielstufige Gleichdruckteil hat volle
                              									Beaufschlagung. Die Schaufeln des Niederdruckteiles sitzen reiterartig auf den
                              									einzelnen Laufradscheiben; die Prüfung der Verbindung hat eine Festigkeit von 2100
                              									kg ergeben, während im Betriebe nur eine Beanspruchung von 150 kg/qcm auftritt. Die
                              									Räder sind sehr leicht ausgeführt; die kritische Tourenzahl der Welle liegt bei etwa
                              									4000. Die Turbine hat Labyrinthdichtungen mit Dampf als Sperrflüssigkeit, die
                              									Regulierung wirkt durch Drosselung des Frischdampfes mit Hilfe eines
                              									Druckölservomotors. Eine kleinere 85 KW-Turbine arbeitet mit einem zweikränzigen Curtis-Rad und mit vierfachen Druckstufen.
                           Dujardin & Co. haben
                              									eine Oliron-Turbine ausgestellt. Diese ist eine
                              									vielstufige Turbine, deren 22 Stufen in vier Gruppen mit zunehmendem Raddurchmesser
                              									zusammengefaßt sind. Die einzelnen Scheiben sitzen auf einer gemeinsamen Trommel.
                              									Der Achsialschub wird durch einen Entlastungskolben auf der Hochdruckseite
                              									aufgenommen. Eine 560 KW-Turbine ergab bei 11 at Dampfüberdruck 272 ° Temperatur und
                              									93 v. H. Luftleere einen Dampfverbrauch von 9,6 kg f. d. KW-Stunde.
                           Die von H. Bollinckx ausgestellte Barbezat-Turbine ist sehr eigenartig. Der Dampf wird
                              									durch elf Düsen (bei Ueberlastung durch vier weitere Düsen) dem Hochdruckrad ohne
                              									Geschwindigkeitsstufen zugeführt und dabei auf 3–5 at entspannt. Daran schließt sich
                              									eine Reaktionsturbine mit allmählich zunehmendem Durchmesser und abnehmendem
                              									Reaktionsgrad. Dadurch wird die Stufenzahl verringert. Die Trommel hat eine
                              									eigenartige kegelige Form, um die Verluste bei abgesetzten Durchmessern zu
                              									vermeiden, und ist hydraulisch auf die Welle gepreßt. Die Laufschaufeln des
                              									Hochdruckrades sind mit der Trommel autogen verschweißt. Reguliert wird die Turbine
                              									durch Drosselung mittels Druckölservomotor. Ein Versuch an einer 750 PS-Turbine
                              									ergab bei 9,8 at Ueberdruck und 302° hinter dem Regulierventil bei 0,084 at
                              									Kondensatordruck einen Dampf verbrauch von 5,7 kg f. d. PSe-Stunde entsprechend einem thermischen Wirkungsgrad
                              									von 56,8 v. H.
                           Die Société Anonyme John Cockerill stellte eine Turbine
                              									der Bauart Brown-Boveri-Parsons aus, Brown, Boveri & Cie
                              									zwei Turbinen von 1000 und 1200 KW. Erstere hat reine Ueberdruckbauart, die
                              									letzteren haben ein Curtis-Rad in der Hochdruckstufe.
                              									Die Trommel ist auf die Welle aufgeschrumpft und wird, damit die Verbindung nicht
                              									locker wird, von innen geheizt. Bei der Turbine von Cockerill wird das Regulierventil durch Exzenter und Schwinghebel, an dem
                              									ein Oeldrucksteuerkolben hängt, in oszillierender Bewegung erhalten, während der
                              									Regulator den Schwingungspunkt verstellt. Durch Abstellung des Drucköls oder
                              									Nachlassen des Oeldruckes wird das Regulierventil geschlossen. Bei der neueren
                              									Reguliereinrichtung von Brown-Boveri verstellt der
                              									Regulator mit seiner Muffe direkt den Schieber, welcher den Zu- und Abfluß des
                              									Drucköls steuert; damit wird der Oeldruck unter dem Steuerkolben und die Stellung
                              									des Regulierventiles geändert.
                           Von ähnlicher Bauart ist die 3000 KW-Turbine von Franco
                                 										Tosi. Der Wellenzapfen auf der Hochdruckseite wird mit Dampf aus dem Raum
                              									hinter dem Curtis-Rad geheizt; die Scheibe des Curtis-Rades besteht mit der Trommel aus einem Stück.
                              									Die Regulierung erfolgt durch Drosselung mit Hilfe eines Servomotors, bei welchem
                              									der Oelabfluß durch den Regulator verändert wird. Auch das Ueberlastungsventil
                              									untersteht dem Einfluß des Regulators. Der Axialschub der Welle wird durch ein
                              									Kammlager aufgenommen; zwischen den einzelnen Kämmen herrscht je nach der Stellung
                              									der Welle ein größerer oder geringerer Oeldruck, welcher den Axialschub
                              									ausgleicht.
                           Bei den Turbinen von Rud. Meyer in Mülheim-Ruhr und der
                              										Elektra-Dampfturbinengesellschaft in Karlsruhe wird
                              									ein Gleichdruckrad mehrmals vom selben Dampfstrahl beaufschlagt, bei ersterer
                              									Turbine in axialer, bei letzterer in radialer Richtung. Die Turbine von Meyer hat zwei Druckstufen, und zwar in der
                              									Hochdruckstufe mit drei Geschwindigkeitsstufen; zu beiden Seiten des Hochdruckrades
                              									sind zwei Niederdruckräder mit vier Geschwindigkeitsstufen angeordnet. Die Elektra-Turbine ist in einer kleinen einstufigen
                              									Ausführung und als 250 KW-Turbine mit zwei Druckstufen in der französischen
                              									Abteilung vertreten. Zur Abdichtung dienen hier einfache Rillen auf der Welle; bei
                              									Gegendruckturbinen werden geteilte Ringe verwendet, die auf die Welle aufgepaßt sind
                              									und deren Gewicht durch Federn aufgenommen wird. Der durch Schneckenrad angetriebene
                              									Federregulator wirkt direkt auf das Drosselventil. Den beiden gegenüberliegenden
                              									Hochdruckdüsen wird der Dampf durch ein Verbindungsrohr zugeführt. (Dubbel.) [Zeitschrift des Vereins deutscher
                              									Ingenieure, S. 1305–1311 und 1428 bis 1435.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Versuche über Kraftbedarf und Leistung von
                              									Luftschrauben.
                           In dem Mechanical Engineering Department des Nordhampton
                                 										Institutes wurden eine Reihe von Versuchen unternommen, um die Leistung und
                              									den Kraftbedarf von Luftschrauben verschiedener Form festzustellen. Der hierzu
                              									errichtete Versuchsapparat besteht im wesentlichen aus einer leichten, 32 mm starken
                              									Welle aus Stahl, die an drei Stellen gelagert ist und am Schwanzende die zu prüfende
                              									Luftschraube aufnimmt, sowie einem 2 PSe.
                              									Nebenschlußmotor (15 Amp., 100 Volt), der mit der Welle direkt gekuppelt und auf
                              									starkem Holzrahmen montiert ist. Die Kupplung zwischen Motor und Schraubenrolle
                              									gestattet geringe seitliche Verschiebungen der Wellen; das Wellenlager an der Seite
                              									der Luftschrauben ruht auf
                           
                           Tabelle 1.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 797
                              Steigung der Schrauben;
                                 										Bemerkungen; Konstante Steigung von ungefähr 500 mm; Konstante Steigung von 698
                                 										mm bis zu einem Radius von 380 mm, von da abnehmend auf 507 mm Steigung am
                                 										Flügelende; Konstante Steigung von 685 mm bis zu einem Radius von 380 mm, von da
                                 										zunehmend bis 711 mm Steigung am Flügelende; Allmähliches Anwachsen der Steigung
                                 										von 648 mm bei 152 mm Radius auf 674 mm bei 355 mm Radius, dann abnehemde
                                 										Steigung bis 558 mm am Flügelende; Allmähliches Anwachsen der Steigung von 888
                                 										mm bei 152 mm Radius auf 1000 mm bei 406 mm Radius, von da ab schnell steigend
                                 										auf 1422 mm Steigung am Flügelende; Allmähliches Anwachsen der Steigung von 863
                                 										mm bei 152 mm Radius auf 952 mm bei 406 mm Radius, von da ab schnelles Steigen
                                 										auf 1524 mm Steigung am Flügelende; Allmähliches Anwachsen der Steigung von 914
                                 										mm bei 152 mm Radius auf 1028 mm Steigung bei 431 mm Radius, von da ab schnelles
                                 										Steigen auf 1384 mm am Flügelende; Schnelles Anwachsen der Steigung von 968 mm
                                 										bei 152 mm Radius auf 1830 mm am Flügelende; Anwachsen der Steigung von 1524 mm
                                 										bei 152 mm Radius auf 1625 mm bei 304 Radius, von da ab konstante Steigung von
                                 										1625 mm bis zum Flügelende; Treibfläche etwas konkav; Flügel breit
                                 										auseinanderlaufen an den Enden; Flügelenden eckig; Treibfläche konkav; Größte
                                 										Breite auf 2/3 der Flügellänge; Flügelenden abgerundet; Treibfläche fast flach;
                                 										Vordere und hintere Flügelkanten gerade; Flügelbreite beständig bis zum Ende
                                 										wachsend; Treibfläche wenig konkav; Vordere und hintere Flügelkanten geradlinig;
                                 										Flügelbreite wachsend bis zur halben Flügellänge, von da konstant bis zum Ende;
                                 										Treibfläche konkav; Flügelbreite wachsend bis 3/4 der Flügellänge; Flügelende
                                 										abgerundet; Vordere Flügelkante geradlinig; Treibfläche etwas konkav;
                                 										Flügelbreite schnell abnehmend bis zur halben Flügelbreite, von da ganz schmaler
                                 										Flügel bis zum Ende; Gewöhnliche Flügelform; Hintere Flügelkante gerade; Größte
                                 										Breite auf halber Flügellänge, spitz zulaufend nach dem Flügelende; Flügelform
                                 										ähnlich Nr. 7; Treibfläche konkav; Gewöhnliche Form der Flügel, die nach dem
                                 										Ende zu schmäler werden
                              
                           Tabelle 2.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 797
                              Nr. der Luftschraube; Umdrehungen
                                 										in der Minute; Achsialschub der Luftschraube in kg; Kraftbedarf der Luftschraube
                                 										in PS; Achsialschub in kg f. d. PS
                              
                           einem Metallrahmen, der dem von der Schraube erzeugten
                              									Luftstrom wenig Widerstand bietet. Der ganze Versuchsapparat wurde soweit als
                              									möglich vom Boden und von den Wänden des Versuchsraumes entfernt aufgestellt, um
                              									eine etwaige Beeinflussung des Luftstromes zu verhüten. Der Achsialschub der
                              									Luftschrauben wird aufgenommen durch den senkrechten Ann eines Winkelhebels, der
                              									gegen ein auf der Schraubenwelle befestigtes Druckkugellager drückt, und gemessen
                              									durch Gewichte, die auf der am wagerechten Arm des Hebels hängenden Wageschale
                              									ruhen. Die normale Drehzahl des Motors betrug 1200 Umdr. i. d. Min., doch konnte die
                              									Drehzahl in weiten Grenzen geändert werden, da außer dem Anlaßwiderstand mit fünf
                              									Stufen noch ein Zusatzwiderstand mit 14 Stufen angeordnet war. Um den
                              									Wirkungsgrad des Motors bei den verschiedenen Belastungen und Tourenzahlen und so
                              									mit den tatsächlichen Kraftbedarf der Luftschrauben festzustellen, wurde auf der
                              									Schraubenwelle eine Bremsscheibe mit Bandbremszaum aufgekeilt. Während der Prüfung
                              									der Luftschraube wurde der Bremszaum nicht angewandt; aber der Achsialschub wurde
                              									gemessen sowie der Ampère- und Voltverbrauch und die Tourenzahl. Dann wurde der
                              									Propeller entfernt, der Bremszaum angelegt, und soviel belastet, bis die Ablesungen
                              									an Volt- und Ampèremeter sowie die Tourenzahl dieselbe war. Um auch denselben
                              									Widerstand bei beiden Versuchen zu erhalten, wurden auch die beiden Widerstandshebel
                              									in dieselbe Stellung gebracht, ebenso war die Belastung des Winkelhebels dieselbe. Auf diese Weise
                              									wurde erreicht, daß die an der Bremse gemessene Leistung in PS tatsächlich der von
                              									der Luftschraube benötigte Kraftbedarf in PS ist.
                           Es wurden neun Luftschrauben von folgenden Abmessungen und Formen geprüft: (s. Tab.
                              									1.)
                           Diese Luftschrauben wurden bei verschiedenen Tourenzahlen geprüft; die Versuche
                              									hatten folgendes Ergebnis. (s. Tab. 2.)
                           Wenn man nach dem Achsialschub f. d. PS urteilt, so haben die besten Ergebnisse die
                              									Luftschrauben Nr. 1, 2, 3 und 4 mit kleinen Steigungswinkeln und größter
                              									Flügelfläche nahe dem Ende. Geht man aber von dem größten Achsialschube aus, den
                              									eine Luftschraube ohne Rücksicht auf den Kraftbedarf ausübt, so ist die Schraube Nr.
                              									5 mit großem Steigungswinkel und breiter, mehr gerundeter Flügelfläche die beste,
                              									dann folgen die Schrauben Nr. 7 und 8 mit gewöhnlicher Flügelform. [Engineering
                              									1910, II, S. 319–324.]
                           
                              Renold.
                              
                           
                        
                           Mechanische Aufsetzvorrichtung für Förderkörbe.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 798
                              Fig. 1.
                              
                           Die Aufsetzvorrichtungen, welche neuerdings bei allen Förderanlagen Anwendung finden,
                              									und deren Zweck es ist, das zeit- und kraftverschwendende Anheben der Förderkörbe
                              									vor dem Senken zu vermeiden, werden in der Regel als Kniehebelvorrichtungen
                              									ausgeführt, weil diese, obgleich sie bedeutende Drücke im Gelenk aufnehmen, dennoch
                              									mit verhältnismäßig geringem Kraftaufwand verstellt und zurückgezogen werden können.
                              									Wegen der Reibung in den Gelenken sind die Kniehebel aber doch nur bis zu gewissen
                              									Belastungen verwendbar, und diese Reibung wächst mit der infolge der Stöße rasch
                              									zunehmenden Abnutzung der Gelenke. Man hat daher getrachtet, die Gelenke möglichst
                              									zu entlasten. Eine hierher gehörige Aufsetzvorrichtung, welche die Maschinenfabrik
                              									und Eisengießerei A. Beien in Herne i. W. ausführt, ist
                              									in Fig. 1 dargestellt. Den Aufsetzriegel bildet ein
                              									Winkelhebel A, welcher sich mit seinen beiden
                              									gleichmäßig gekrümmten Rückenflächen d und e gegen passende Anschlagflächen des Tragkörpers B so anlegt, daß der in einem Schlitz b des Hebels geführte Gelenkzapfen a nur wenig belastet wird, wenn sich der Förderkorb auf
                              									die Anschlagfläche c aufsetzt. Beim Umlegen des
                              									Handhebels C wird der Gelenkzapfen a in dem Schlitz b nach
                              									oben gezogen, wobei sich der ganze Hebel A unter dem
                              									Förderkorb wegbewegt und gleichzeitig die Anschlagfläche etwas senkt. Da hierbei
                              									beide Flächen d und e
                              									unterstützt bleiben, so hat der Zapfen a nur die
                              									durch die Reibung entstehenden Kräfte aufzunehmen. Werden die Hebel zu früh
                              									ausgelegt, so drückt sie der aufwärts fahrende Förderkorb in die gestrichelt
                              									eingezeichnete Lage zurück; die Hebel fallen aber sofort wieder nach außen, wenn der
                              									Korb die Stelle überfahren hat.
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Sterilisierung großer Wassermengen durch ultraviolette
                              									Strahlen.
                           (Fortsetzung zu S. 719.) V. Dornic und Daire haben die Sterilisierung durch ultraviolette
                              									Strahlen zur Anwendung gebracht bei der Bereitung von Butter im Betriebe der Genossenschaftsmeierei in Surgères.
                           Nach den Untersuchungen von Sommaruga, Reimann sowie Jensen wird nämlich das rasche und vorzeitige
                              									Ranzigwerden der Butter verursachtZeitschrift
                                    											für Hygiene, 1894, Bd. 18, S. 441. – Zentralblatt für Bakterien, 1900, Bd.
                                    											2, S. 131. – Annuaire agricole de la Suisse 1901. durch
                              									mikroskopisch kleine Pilze, wie Bacillus fluorescens liquefaciens, Oidium lactis,
                              									Nicrococcus acidi lactici, Bacillus butyricus liquefaciens, Bacillus prodigiosus,
                              									Cladosporium butyri, Bacillus derogenes, Streptrothrix alba, Streptrothrix
                              									chromogena, Penicillium glaucum.
                           Diese Mikroben sind selten in der Milch schon dann vorhanden, wenn ihr der Rahm zum
                              									Verbuttern abgenommen wird; sind sie es, so werden sie bei dem üblich gewordenen
                              									Pasteurisieren des Rahmes im allgemeinen vernichtet. Sie kommen vielmehr erst später
                              									hinein aus dem in den Meiereien selten keimfreien Wasser, womit aus der halbfertigen
                              									Buttermasse die Milchreste ausgewaschen werden müssen; sowie auch dadurch, daß die
                              									Gefäße, in denen gebuttert wird, bisher immer nur mit solchem nicht keimfreien
                              									Wasser gereinigt werden konnten. Denn zum Buttereibetrieb ist sehr viel Wasser
                              									erforderlich; etwa 50 bis 60 mal soviel wie Rahm verbuttert wird.
                           So große Mengen lassen sich nicht in hinreichend kurzer Zeit pasteurisieren oder gar
                              									gründlich abkochen. Durch chemische Zusätze wie Karbolsäure oder Chlor darf man sie
                              									für diesen Zweck auch nicht sterilisieren. Filtrierung versuchten darum Dornic und Daire; aber in
                              									zuverlässiger Weise gelang es nicht, weder mit gewöhnlichen Flachfiltern noch mit
                              									Kerzenfiltern. Ozonisierung des Wassers war ihnen zu teuer in Anlage- und
                              									Betriebskosten. Darum führten sie in ihrem Betrieb die Sterilisierung durch
                              									ultraviolette Strahlen ein.
                           Zunächst wurde eine Kiste mit Glas wasserdicht ausgelegt und in vier Kammern geteilt
                              									durch Glaswände, über deren Ränder hinweg das Wasser in dünner Schicht sich von
                              									einer Kammer in die andere ergoß. Durch den Deckel ragten zwei 220
                              									Volt-Quecksilberdampfquarzlampen für 3,5 Amp. von der Quarzlampengesellschaft in den Behälter hinein bis dicht über den
                              									Wasserspiegel, so daß das Wasser möglichst überall den Strahlen der Lampe ausgesetzt
                              									war und außerdem an den Ueberlaufstellen auch dem bei solchen Lampen in der Luft
                              									vorhandenen Ozongas.
                           Zweckmäßig und sachgemäß war dieser nur für vorläufig beschaffte Sterilisierkasten
                              									jedenfalls nicht eingerichtet; denn trotz der zwei Lampen sterilisierte er kaum 3
                              										cbm/std.Des Vergleichs wegen
                                    											sei erwähnt, daß mit den 1540 Watt, die die beiden
                                    											Quecksilberdampfquarzlampen hier verbrauchten, um 3 cbm/Std. zu
                                    											sterilisieren, die „Sterilisiertröge, System Moore-Schneckenberg“ von der Moore-Licht-A.-G. in Berlin mehr als 100 cbm/Std. vollkommen
                                    											sterilisieren würden., was bei zehnstündigem Betrieb ausreicht
                              									für Verarbeitung von 5000 Litern Milch, wenn zu jeglicher Reinigungsarbeit, oder von
                              									20000 Litern, wenn nur zum Auswaschen der Butter das sterilisierte Wasser benutzt
                              									wird.
                           
                           Bei 3 cbm stündlicher Durchflußmenge und mit Bacillus fluorescens liquefaciens
                              									sowie Micrococcus prodigiosus künstlich durchsetztem Wasser wurde die Zahl dieser
                              									Bakterien in 1 cbm von 11000 nur auf 45 (nicht auf Null) verringert.
                           Nach Beschaffung dieser Sterilisiereinrichtung ließen nun Dornic und Daire die Butter auch weiterhin
                              									bereiten nach dem in jener Meierei schon stets üblichen Verfahren: Der Rahm wird bei
                              									75 bis 80° C etwa fünf Minuten ang pasteurisiert, danach sofort auf 15 bis 16° C
                              									abgekühlt und bleibt, nachdem ihm zum Sauerwerden geeignete Bakterien zugesetzt
                              									sind, 18 Stunden stehen; nachher wird der saure Rahm im Butterfaß so lange
                              									geschlagen, bis sich die in ihm fein verteilten Fettkügelchen zu größeren Klümpchen
                              									zusammenballen; dann wird das Uebrigbleibende, die Buttermilch abgelassen und die in
                              									den Klümpchen eingeschlossene aus ihnen durch zweimaliges gründliches Durcharbeiten
                              									und Waschen mit Wasser befreit und fortgespült; nachher werden die Klümpchen noch
                              									zusammengeknetet.
                           Zu jenem Auswaschen der halbfertigen Butter ließen sie von jetzt an aber nur noch
                              									sterilisiertes Wasser beinutzen. Doch des Vergleichs wegen wurde auch aus einem und
                              									demselben Rahm bereitete Butter statt mit sterilisiertem mit wie ehemals
                              									nichtsterilisiertem Wasser ausgewaschen: Blieben dann beide Buttersorten ungesalzen
                              									im Juni offen liegen im Laboratorium, so war die mit nicht sterilisiertem Wasser
                              									gewaschene Butter nach acht Tagen völlig ranzig; die mit sterilisiertem Wasser
                              									gewaschene Butter dagegen schmeckte nach derselben Zeit geübten Kennern so, wie
                              									frische Butter am zweiten oder dritten Tage schmeckt. Die Haltbarkeitszeit der
                              									Butter war durchschnittlich um fast drei Wochen länger geworden.
                           Bei einem dieser Versuche, die stets mit einer Tageserzeugung von 400 kg Butter
                              									angestellt worden sind, erhielt das Wasser vor der Bestrahlung 495
                              									Bakteriensiedlungen, bei einem andern (200) in 1 cm3, darunter 30 (15) von Bacillus liquefaciens; nach der Bestrahlung 20
                              									(20), darunter aber nur noch 2 (0) von Bacillus liquefaciens. Daß eine wesentlich
                              									längere Haltbarkeit der Butter erzielt wurde, trotzdem die Bakterien nicht sämtlich
                              									vernichtet wurden, ist sonach wohl daraus zu erklären, daß gerade die für die Butter
                              									schädlichsten, die Bazillen „liquefaciens“, die sehr häufig im Wasser
                              									vorkommen, vernichtet wurden.
                           Der Erfolg, der hier erreicht wurde einfach durch Sterilisieren des Wassers, mit dem
                              									die Butter gewaschen wird, ist groß; besonders darum, weil Butter an und für sich
                              									durch ultraviolette Strahlen kaum zu sterilisieren ist, da selbst sehr dünne
                              									Schichten Butter für ultraviolette Strahlen nicht durchdringbar sind.
                           
                              Erich Schneckenberg.
                              
                           
                        
                           Walzenwehr in der Trisanna.
                           Gelegentlich einer Erweiterung der die Stadt Landeck mit Hilfe einer
                              									Drehstrom-Fernleitung für 12000 Volt Spannung versorgenden Wasserkraftanlagen der
                              										Kontinentalen Gesellschaft für angewandte
                                 										Elektrizität, bei der man neben der Trisanna auch die Rosanna, den zweiten
                              									Quellfluß der in den Inn mündenden Sanna, für die Wasserlieferung herangezogen hat,
                              									wurde das im Frühjahr 1907 durch eine Lawine zerstörte Wehr in der Trisanna
                              									umgebaut. Wegen der außerordentlich starken Geschiebeführung dieses Flusses hatte
                              									man zunächst erwogen, von dem Einbau eines besonderen Stauwehres überhaupt
                              									abzusehen, zumal da man ohnedies die Wasserfassung etwas weiter flußaufwärts
                              									verlegte, um sie aus dem Bereich der Lawinen zu bringen, und daher überschüssiges
                              									Gefälle zur Verfügung stand. Die hierfür vorgeschlagene Lösung bestand in einer
                              									einfachen, niedrigen Bodenschwelle; sie befriedigte aber nicht, weil sich an der
                              									Schwelle zu viel Geschiebe ablagerte, und man entschloß sich daher für den Bau eines
                              									Walzenwehres hauptsächlich deshalb, weil dieses bei Bedarf ganz aus dem
                              									Wasserbereich gebracht werden kann. Für die Einzelheiten des Wehres waren ebenfalls
                              									die Rücksichten auf die starke Geschiebeführung maßgebend. Da sich dieser gegenüber
                              									Eisenteile erfahrungsgemäß schlechter verhalten als Holz, so mußte der Wehrkörper
                              									ganz mit Holzbohlen belegt werden, weshalb man dem Wehrkörper die für diesen Zweck
                              									bequemere Dreiecksform des Querschnittes gab. Die Wände dieses Prismas, das 866 mm
                              									Seitenlänge und 14 m Länge besitzt, sind derart mit Bohlen belegt, daß die Fasern in
                              									der Stromrichtung stehen und auch die seitliche Abdichtung erfolgt gegen Holzbohlen
                              									und nicht unmittelbar gegen das Mauerwerk, so daß das genaue Anpassen erleichtert
                              									wird. Das Wehr hat eine größte Stauhöhe von 1,1 m. Als ein besonderer Vorteil der
                              									Dreiecksbauart verdient erwähnt zu werden, daß man den Wehrkörper auch als Steg
                              									benutzen und daher Arbeiten daran auch sehr bequem ausführen kann, wenn das Wehr
                              									ganz aus dem Wasser herausgehoben ist. In der Rosanna soll ebenfalls ein Wehr dieser
                              									Konstruktion eingebaut werden, das aber bei 18 m Länge 1,8 m größte Stauhöhe
                              									erhalten wird. (Wessely.) [Zeitschrift des oesterr.
                              									Ingenieur- u. Archit.-Vereins 1910, S. 629–632.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Große amerikanische Stauwehre.
                           Ein Staudamm von 1340 m Länge quer durch den Mississippi wird für die
                              									Wasserkraftanlage Keokuk an den Stromschnellen von Des Moines gebaut. Das Wehr, das
                              									auf der ganzen Länge als Wehrbrücke mit Schleusendurchlässen ausgeführt wird, hat
                              									11,27 m Höhe und enthält 116 Oeffnungen von je 9,15 m Breite. Darüber befindet sich
                              									eine Brücke, von der aus die Schützen bedient werden. Durch das Wehr soll ein See
                              									von 93 qm Oberfläche angestaut werden, welcher ein nutzbares Gefälle von 6,4–10,6m
                              									ergibt. Die hierdurch geschaffene riesige Wasserkraft soll zunächst in 15
                              									Turbinen-Dynamos von je 5000 KW Leistung ausgenutzt werden. Das Werk ist für die
                              									Versorgung der 225 km entfernten Stadt St. Louis bestimmt, wofür eine Spannung von
                              									110000 Volt in Aussicht genommen ist. Ein anderes großes Wehr ist unterhalb der
                              									Chaudiere-Stromschnellen bei Ottawa in Canada im Laufe des vorigen Jahres
                              									fertiggestellt worden. Das Wehr ist im Grundriß kreisbogenförmig angelegt, mit 172 m
                              									Halbmesser und 396 m Kronenlänge und besteht aus 49 Eisenbetonpfeilern, zwischen
                              									welchen sich Schützenöffnungen von 6,7 m Breite und 5,33 m Tiefe befinden. Diese
                              									Form des Wehrs ist gewählt, damit den an beiden Ufern errichteten Kraftwerken das
                              									Wasser gleichmäßig zugeführt wird. Die Pfeiler sind 12 m lang und an den dicksten
                              									Stellen nur 1,22 m dick. Ihre Standfestigkeit wird aber dadurch erhöht, daß sie an
                              									den oberen Enden durch eine 7,15 m breite Brückenfahrbahn, die ebenfalls aus
                              									Eisenbeton besteht, verbunden sind. Zum Abschließen der Oeffnungen zwischen den
                              									Pfeilern werden nicht Schützentafeln, sondern wagerechte Balken aus Tannenholz
                              									verwendet, die paarweise zusammengeschraubt und an den Enden in Eisenführungen
                              									gefaßt sind. [Electrical World 1910, I, S. 1287–1289 und Engineering News 1910, I,
                              									S. 741–743.]
                           
                              H.