| Titel: | Die Hebemaschinen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. | 
| Autor: | K. Drews | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 802 | 
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                        Die Hebemaschinen auf der Weltausstellung in
                           								Brüssel 1910.
                        Von K. Drews, Oberlehrer an der Kgl.
                              									höheren Maschinenbauschule zu Posen.
                        (Fortsetzung von S. 724 d. Bd.)
                        Die Hebemaschinen auf der Weltausstellung in Brüssel
                           								1910.
                        
                     
                        
                           Die Krane der Duisburger
                                 										Maschinenbau A. G. vormals Bechem & Keetman.
                           Diese Firma, jetzt eine Abteilung der Deutschen
                                 										Maschinenfabrik A. G. in Duisburg, hat in der Maschinenhalle 4 elektrisch
                              									betriebene Krane ausgestellt, und zwar im Mittelschiff einen normalen Laufkran und
                              									einen Drehlaufkran, in den Seitenschiffen je einen Laufkran.
                           
                        
                           Elektrisch betriebener
                                 										Drehlaufkran. (Fig. 6.)
                           Die Hauptdaten dieses Kranes sind folgende:
                           
                              
                                 Nutzlast
                                 12,5
                                   t
                                 
                              
                                 Spannweite
                                 23
                                 m
                                 
                              
                                 Ausladung des Dreharmes
                                   6
                                 m
                                 
                              
                           
                              
                                 Geschwindigkeiten
                                 HebenKatzefahrenKranfahrenSchwenken
                                 v =v
                                    												=v =2 mal
                                     6 m i. d. Min.  30  „  „  „   „100  „  „  „   „um 360°
                                    											i. d. Min.
                                 
                              
                           
                              
                                 Motoren
                                 HebenKatzefahrenKranfahrenSchwenken
                                 2612,54712
                                 PS bei n = 770PS bei n = 950PS bei n = 525PS bei n = 950
                                 
                              
                           Die Motoren sind sämtlich gekapselte Hauptstrommotoren der Siemens-Schuckertwerke in Berlin.
                           Wie Fig. 6 erkennen läßt, ist die Kranbrücke als
                              									Fachwerkträger mit parallelen Gurtungen ausgeführt, die Radkästen sind nicht, wie
                              									sonst üblich in die Träger Angebaut, sondern diese ruhen mit ihren Enden unmittelbar
                              									auf den Obergurten der Radkästen. Die Montage des Kranes wird durch diese Anordnung
                              									erleichtert. Die außen mit Geländer versehenen Laufstege sind mit gelochtem Blech
                              									abgedeckt. Der Fahrmotor a steht in der Brückenmitte in
                              									Untergurthöhe; er treibt mittels eines in Oel laufenden Stirnräderpaares die
                              									Längswelle an, von der die Bewegung ebenfalls mittels Stirnräder auf je ein Laufrad
                              									in den beiden Radkästen übertragen wird. Zur Bedienung des Fahrmotors und der Lager
                              									ist der Untergurt des betr. Kranträgers auch mit gelochtem Blech abgedeckt.
                           Die auf den Obergurten der Kranträger laufende Katze ist aus Schmiedeeisen
                              									hergestellt. Da die Raddrücke infolge der Drehbewegung des Auslegers wechseln, so
                              									treibt der Fahrmotor mittels zweier Schneckengetriebe und Rädervorgelege alle vier
                              									Laufräder an, wodurch ein gleichmäßiges und sicheres Fahren erzielt wird.
                           Mit dem Katzenwagen fest vernietet ist ein zwischen den Kranträgern nach unten
                              									reichendes vierseitiges Gestell aus Walzeisen. An dessen unterem Ende ist innen eine
                              									kreisförmige Stahlschiene für das Rollenlager der Königssäule, außen ein
                              										TriebstockkranzD. p. J., S. 116 d.
                                    											Bd. für das Drehwerk befestigt. Der Rahmen der Katze trägt das
                              									kombinierte Spur- und Halslager für den Königszapfen aus geschmiedetem Stahl. Dieser
                              									ist in der Drehsäule aus Eisenkonstruktion befestigt, die ihrerseits die Plattform
                              									für die Hub winde und das Drehwerk sowie für den Führerstand trägt. Der Ausleger ist
                              									ebenfalls an die Drehsäule angeschlossen. Die Plattform ist mit gelochtem Blech
                              									abgedeckt. Das Kippmoment des drehbaren Teiles wird von dem starren Gerüst der Katze
                              									aufgenommen. Zu diesem Zweck befinden sich an jenem vier wagerecht liegende
                              									Laufräder, die sich gegen die oben erwähnte Kreisschiene stützen. Um bei
                              									eintretendem Verschleiß die Räder nachstellen zu können, sind diese in Exzentern
                              									gelagert.
                           Das Drehwerk besteht aus einem Motor, der mittels eines wagerecht liegenden
                              									Schneckengetriebes eine senkrechte Welle antreibt, die oben ein Stahlritzel trägt;
                              									dieses kämmt mit dem schon erwähnten Triebstockkranz am Katzengerüst. Motor- und
                              									Schneckenwelle sind durch eine elastische Kupplung verbunden. Um bei etwa
                              									auftretenden, übermäßig hohen Drehwiderständen, z.B. durch schroffes Bremsen, durch
                              									Anschlagen des Auslegers an eine Stützsäule und dergl., Brüche im Triebwerk zu
                              									verhindern, ist in das Schneckengetriebe eine Rutschkupplung, wie sie in D. p. J.,
                              									S. 116 d. Bd. Fig. 12 beschrieben worden ist,
                              									eingebaut. Das Einstellen auf ein höchstes Drehmoment geschieht ebenso wie dort
                              									durch Anziehen der den Kupplungsschluß bewirkenden Plattenfedern.
                           Das Hubwerk besteht aus einem Motor, der mittels eines Schneckengetriebes und eines
                              									Stirnrädervorgeleges die Hubtrommel antreibt. Die Last hängt an vier Stangen eines
                              									Drahtseiles, von denen sich zwei auf die mit gegenläufigen Rillen versehene
                              									Hubtrommel aufwickeln. Auf der Trommelwelle sitzt eine von einem Elektromagneten
                              									gelüftete kräftige Bandbremse zum Halten der Last. Das Regeln der
                              									Senkgeschwindigkeit geschieht auf elektrischem Wege mittels Senkbremsschaltung des
                              									Motors. Wie Fig. 6 zeigt, ist die Hubwinde in gut
                              									zugänglicher Weise auf einen sehr kräftigen Gußrahmen montiert; sie dient zugleich
                              									als Gegengewicht.
                           Die Hubwinde und das Drehwerk zeigen genau dieselbe Anordnung und Konstruktion wie
                              									die Hafendrehkrane derselben Firma für die Neußer Hafenanlagen, S. 113 u. f. d.
                              									Bd.
                           Die Bedienung sämtlicher Triebwerkteile ist durch zweckentsprechend angeordnete
                              									Laufbühnen, Podeste und Leitern sehr erleichtert. Bemerkenswertes bietet noch die Steuerung des
                              									Kranes. Das Ab- und Zuschalten von Widerständen beim Anlassen und Regeln der
                              									Geschwindigkeit geschieht hier nicht, wie sonst üblich, unmittelbar durch die
                              									Steuerwalze, sondern durch Vermittlung von elektromagnetischen Schaltwerken, den
                              									sogen. Schätzen. Ich habe diese Steuerung schon in
                              									einer früheren Arbeit (D. p. J. 1908, S. 401) eingehend besprochen. Es sei daher
                              									hier nur kurz folgendes wiederholt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 802
                              Fig. 6. Querschnitt durch die deutsche Maschinenhalle mit den Kranen der
                                 										Deutschen Maschinenfabrik A.-G. Werk Bechem & Keetman.
                              
                           Die einzelnen Stufen der Anlaß- bezw. Regulierwiderstände sind an ebensoviel Schalter
                              									oder Schütze angeschlossen. Fig. 7 zeigt ein solches
                              									Schütz der Siemens-Schuckertwerke. Es ist ein
                              									zweipoliger selbsttätiger Schalter, der von zwei Elektromagneten, deren Spulen man
                              									auf dem Bilde oben bemerkt, betätigt wird. In der Ruhelage des Schützen ist die
                              									betr. Widerstandsstufe in den Stromkreis des Motors eingeschaltet. Soll diese nun
                              									z.B. beim Anlassen abgeschaltet werden, so werden die Elektromagnete erregt und
                              									ziehen einen Anker an, der die Widerstandsstufe dann kurzschließt. Die Erregung der
                              									Magnete mit Strom aus dem Leitungsnetz wird durch einen Kontroller, der
                              										„Meisterwalze“, bewirkt. Dieser Steuerapparat wird wie ein gewöhnlicher
                              									Krankontroller vom Führer betätigt.
                           Der Vorteil der Schützensteuerung besteht hauptsächlich darin, daß der eigentliche
                              									Steuerapparat, die Meisterwalze, selbst bei größeren Motorleistungen noch klein
                              									ausfällt und leicht zu handhaben ist, denn die Kontakte der Walze führen nicht den
                              									vollen Betriebsstrom, sondern nur den verhältnismäßig geringen Strom zur Erregung
                              									der Schützenmagnete. Die Schützensteuerung eignet sich daher in erster Linie für
                              									größere Motorleistungen. Aber auch für sehr angestrengte Betriebe, wie z.B. für
                              									Stahlwerkskrane, ist sie zu empfehlen, da die Stromunterbrechungen beim Abschalten
                              									von Widerstand nicht wie bei den Kontrollern durch Gleiten der Kontakte
                              									gegeneinander, sondern durch Abreißen in senkrechter Richtung, und auch nicht
                              									schleichend, sondern sprungweise geschieht. Der Strom findet also bis zum letzten
                              									Augenblick den vollen Durchgangsquerschnitt. Das bedeutet aber eine Schonung der
                              									Kontakte. Zudem wird die Funkenbildung an den Unterbrechungsstellen infolge des fast
                              									momentanen Abreißens wesentlich vermindert.
                           Aber auch für mittlere und kleinere Leistungen bietet die Schützensteuerung noch
                              									Vorteile, und zwar dort, wo eine vielstufige Geschwindigkeitsregelung erforderlich
                              									ist. Wenn die gewöhnlichen Krankontroller bei mehr als zwölf Stufen schon recht
                              									unhandlich werden, so läßt sich in der Meisterwalze der Schützensteuerung eine weit
                              									größere Anzahl von Stufen unterbringen, ohne daß die leichte Handhabung
                              									beeinträchtigt wird. Da die Schützen mit der Meisterwalze nur durch dünne Drähte
                              									verbunden sind, so kann man die ersteren an jeder beliebigen Stelle des Kranes
                              									unterbringen.
                           
                           Drehlaufkrane wie der oben beschriebene haben schnell Eingang in die
                              									verschiedensten Betriebe gefunden. Ganz besonders eignen sie sich dann, wenn wie in
                              									Brüssel, der Arbeitsraum aus mehreren parallelen Schiffen besteht. Der Haken des
                              									Drehlaufkranes beherrscht dann einen mehr oder weniger breiten Längsstreifen der
                              									Seitenschiffe. Lasten können demnach quer durch drei Schiffe ohne Absetzen befördert
                              									werden. Gegebenenfalls können auch die Krane in zwei nebeneinander liegenden
                              									Schiffen zusammen arbeiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 803
                              Fig. 7. Zweipoliges Schütz für Gleichstrom.
                              
                           In Brüssel konnte der Ausleger des Drehlaufkranes in das Seitenschiff so weit
                              									hineinreichen, daß die Entfernung von Mitte Kranfahrschiene des letzteren bis Mitte
                              									Lasthaken des Drehlauf-
                           äußerste seitliche Hakenstellung der 10 t-Laufkrane in den Seitenschiffen bis Mitte
                              									Kranfahrschiene 1,1 m betrug, so konnten beide Haken bequem zusammen arbeiten. Die
                              									anderen drei von Bechem & Keetman ausgestellten Krane sind normale Mehrmotorenkrane, deren nähere
                              									Beschreibung sich hier erübrigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 803
                              Fig. 8. Stripper- und Tiefofenkran der Deutschen Maschinenfabrik A.-G., Werk
                                 										Stuckenholz.
                              
                           Der im Mittelschiff laufende 30 t-Kran zeigt dieselbe Brückenkonstruktion wie der
                              									eben beschriebene Drehlaufkran. Das Hubwerk der Katze besitzt reine
                              									Stirnräderübersetzung. Geschwindigkeiten und Motorleistungen sind folgende:
                           
                              
                                 Heben von 30 t
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 v =N
                                    											=
                                 7m/Min.66 PS, n = 450
                                 
                              
                                 Katzefahren
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 v =
                                 40 m/Min.12,5 PS. n = 630
                                 
                              
                                 Kranfahren
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 N =
                                 100 m/Min.44 PS, n = 500.
                                 
                              
                           Die Krane in den beiden Seitenschiffen (Fig. 6)
                              									besitzen eine Tragfähigkeit von 10 t; ihre Spannweite beträgt 10,86 m. Ihre
                              									Hauptträger sind als vollwandige Blechbalken ausgeführt. Das Hubwerk der Katzen
                              									besitzt Schnecken- und Stirnräderübersetzung. Der den Stand der Deutschen Maschinenfabrik bestreichende Kran hat eine
                              									Vorrichtung zum Arbeiten mit den von dem Werk
                                 										Stuckenholz ausgestellten Lasthebemagneten.
                           Geschwindigkeiten und Motorleistungen bei beiden Kranen sind folgende:
                           
                              
                                 Heben von 10 t
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 v = 8,5 m/Min.N = 28 PS, n = 770
                                 
                              
                                 Katzefahren
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 v = 35 m/Min.N = 6 PS, n = 650
                                 
                              
                                 Kranfahren
                                 GeschwindigkeitMotor
                                 v = 120 m/Min.N = 16,5 PS, n = 950
                                 
                              
                           Die elektrischen Ausrüstungen des Drehlaufkranes und der beiden 10 t-Krane sind von
                              									den Siemens-Schuckertwerken, die des 30 t-Kranes von
                              									der A. E. G. geliefert worden.
                           
                        
                           Die Krane und Winden der Märkischen
                                 										Maschinenbauanstalt Ludwig Stuckenholz A.-G. (jetzt Deutsche Maschinenfabrik
                                 										A.-G., Duisburg, Werk Stuckenholz, Wetter-Ruhr).Elektrisch betriebener Tiefofen- und Stripperkran von 10 t
                                 										Tragkraft und 25 m Spannweite. (Fig. 8–10.)
                           Dieser Kran befand sich ebenfalls im Mittelschiff der Maschinenhalle, auf derselben
                              									Fahrbahn wie die beiden oben beschriebenen Krane des Werkes Bechem & Keetman. Tiefofen- und
                              									Stripperkrane sind in dieser Zeitschrift des öfterenD. p. J. 1908, S. 275 u. f.; 1909, S.
                                    										747. beschrieben worden. Sie haben den Zweck, Stahlblöcke aus den
                              									Kokillen zu drücken und sie in die Durchweichungsgruben (Tieföfen) einzusetzen. Ihr
                              									Greiforgan ist eine Zange.
                           Motorleistungen und Arbeitsgeschwindigkeiten des Stripperkranes auf der Brüsseler
                              									Ausstellung sind folgende:
                           
                              
                                 Heben
                                 N = 85 PS; v= 20
                                    												m/Min.
                                 
                              
                                 Katzefahren
                                 N = 15,6 PS; v =
                                    											40 „
                                 
                              
                                 Kranfahren
                                 N = 65 PS; v =
                                    											123 „
                                 
                              
                                 Drehen der Zange
                                 N = 6 PS; 4,2 mal um 180° i. d. Min.
                                 
                              
                                 Blockausdrücken
                                 N = 35 PS; v =
                                    											4,4 m/Min.
                                 
                              
                           Da der Kran in der Ausstellung nur zeitweilig arbeitete, so sind der Hub- und
                              									Kranfahrmotor schwächer gewählt, als ein forcierter Betrieb es erfordern würde.
                           Das Krangerüst zeigt genau die gleiche Form wie die beiden oben beschriebenen Krane
                              									auf derselben Fahrbahn. Auch das Kranfahrwerk ist in derselben Weise wie dort
                              									angeordnet. Eine von einem Elektromagneten betätigte Bandbremse auf der
                              									Motorwelle verkürzt den Nachlauf des Kranes nach Abstellen des Fahrmotors. Die
                              									Stirnseiten der Radkästen sind mit Bufferbohlen versehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 804
                              Fig. 9 u. 10. Stripper- und Tiefofenkran der Deutschen Maschinenfabrik A.-G.
                                 										Werk Stuckenholz.
                              
                           Das Gerüst der Laufkatze, Fig. 9 und 10, besteht
                              									aus einem kräftigen schmiedeeisernen Rahmen. Der Radstand beträgt 2,9 m, die
                              									Spurweite 2,62 m. Auf der Katze befindet sich das Hubwerk und das Fahrwerk. Der
                              									Hubmotor treibt mittels zweier Stirnrädervorgelege die beiden Hubtrommeln von 750 mm
                              									⌀ an, deren Rillen entgegengesetzte Steigungen haben. Das Motorvorgelege läuft in
                              									einem staubdicht geschlossenen Oelkasten. Zum Festhalten der an den Seilen hängenden
                              									Last dient eine elektromagnetische Bandbremse, die fliegend auf der Motorwelle
                              									sitzt. Die Hubtrommeln laufen lose auf ihren festgestellten Achsen. Der
                              									Katzefahrmotor treibt mittels eines Schneckengetriebes und eines Stirnräderpaares
                              									eine der beiden Laufradachsen an. Der Durchmesser der Laufräder beträgt 500 mm.
                              									Mit dem Rahmen der Katze ist ein steifes Fachwerkgerüst fest vernietet. Dieses dient
                              									als Führung für den Zangenträger, ein aus Quadranteisen zusammengenietetes Rohr.
                              									Dieses dient wiederum als Führung für den Stripperstempel. Das Zangenrohr hängt
                              									mittels einer schmiedeeisernen Traverse an den vier Strängen zweier Drahtseile, von
                              									denen je ein Ende auf die Hubtrommeln aufläuft, die anderen beiden aber an Oesen
                              									befestigt sind. Diese Oesen sind im Katzenrahmen durch je vier Kegelfedern m,
                              									Fig. 10
                              									kräftig abgefedert, damit die Seile beim Aufsetzen der Zange nicht schlaff werden
                              									und nicht aus den an der Traverse sitzenden Seilrollen herausspringen. Gleichzeitig
                              									hält diese Abfederung Stöße von dem Triebwerk fern.
                           Oberhalb der Traverse trägt das Zangenrohr eine Plattform, auf der der
                              									Antriebsmechanismus für die Zangensteuerung montiert ist. Dieser besteht aus dem Elektromotor a (Fig. 9), der mittels
                              									eines Stirnräder- und eines Kegelräderpaares eine zweigängige Schraubenspindel
                              									antreibt. Durch deren Drehung wird eine mit dem Stripperstempel verbundene, ganz in
                              									Oel laufende Mutter auf- und abbewegt. Zum Festhalten des Stempels dient die
                              									elektromagnetisch betätigte Bandbremse b auf der
                              									Vorgelegewelle.
                           Unten trägt das Rohr ein sehr kräftiges Stahlgußstück c,
                              									an das die beiden Zangenschenkel angelenkt sind. Letztere sind ebenfalls aus
                              									Stahlguß hergestellt. Fig. 9 zeigt den Kran
                              									über der Gießgrube beim Ausdrücken des Blockes, Fig. 10, über den
                              									Tieföfen beim Einsetzen des Blockes.
                           Der Arbeitsvorgang ist nun folgender. Zum Strippen legen sich die Zangenschenkel mit
                              									ihren entsprechenden Aussparungen über die Ohren d der
                              									Kokille; der Stempel ist dabei so weit heruntergeschraubt, daß er auf dem Block
                              									aufsetzt. Wie Fig. 9 es erkennen läßt, wird die Kokille über den Block weggezogen,
                              									während dieses durch den Stempel niedergehalten wird. Es arbeiten bei diesem Vorgang
                              									sowohl die Hubwinde wie die Stempelwinde. Jene hebt das Zangenrohr, diese schraubt
                              									den Stempel um denselben Betrag nach unten, so daß letzterer in gleicher Höhe
                              									bleibt.
                           Nachdem die Kokille abgezogen ist, wird sie abgesetzt, indem der Strippermotor a umgesteuert wird. Beim Hochgehen des Stempels treffen
                              									dessen Knaggen e auf die Rollen f an Zangenschenkel, wodurch diese nach auswärts bewegt werden und die
                              									Kokille freigeben.
                           Um den Block zu fassen, besitzen die Zangenschenkel unten je eine gelenkig
                              									eingesetzte Körnerspitze aus Werkzeugstahl. Das Anpressen der Spitzen gegen den
                              									Stahlblock wird ebenfalls durch den Druckstempel bewirkt, indem bei dessen Einziehen
                              									die unteren Knaggen g (Fig. 9) auf
                              									entsprechende Hebelarme h an den Zangenschenkeln
                              									treffen.
                           Die Zange dient aber auch gleichzeitig zum Abheben der Deckel über den
                              									Durchweichungsgruben. Die Deckel sind hierzu nach einem Patent des Herrn
                              									Generaldirektors Dahl so ausgebildet, daß die Zange mit
                              									ihren Körnerspitzen den Deckel an seinem oberen Aufsatze fassen kann.
                           Um nicht an eine bestimmte Stellung der Blöcke gebunden zu sein, ist das ganze
                              									Zangenrohr drehbar angeordnet. Der Drehmotor i steht
                              									auf der unteren Plattform des Führungsgerüstes, deren seitliche Ausladung auch den
                              									Führerstand aufnimmt. Der Motor treibt mittels eines Schneckengetriebes ein Ritzel
                              									an, das mit dem am Zangenrohr befestigten Zahnkranz k
                              									kämmt.
                           Da die Krane in Stahlwerken eine außerordentlich rauhe Behandlung und scharfe
                              									Beanspruchung erfahren, so können die Motoren leicht in unzulässiger Weise
                              									überlastet werden. Dieser Gefahr unterliegt besonders der Strippermotor a. Es ist deshalb in das große Stirnrad l eine Rutschkupplung nach der Art, wie sie in dieser
                              									Zeitschrift schon mehrfach (S. 116 d. Bd.) beschrieben worden ist, eingebaut. Die
                              									Kupplung ist so eingestellt, daß durch die Vorgelegewelle nur ein nach oben
                              									begrenztes Drehmoment übertragen werden kann, anderenfalls gleiten die Teile
                              									gegeneinander. Außerdem ist die oben erwähnte Spindel, die zur Bewegung des
                              									Stripperstempels dient, unter Zwischenschaltung von Pufferfedern nachgiebig
                              									gelagert, so daß harte Stöße im Triebwerk beim Anpressen der Zangenschenkel an den
                              									Block nicht auftreten können, und auch durch die Erschütterungen beim Fahren und
                              									Aufstoßen des Blockes ein Lösen des letzteren aus der Zange nicht erfolgen kann.
                           Auch bei diesem Kran ist für die Steuerung der Hub-, Kranfahr- und Katzenfahrmotoren
                              									wie bei dem früher beschriebenen Drehlaufkran Schützensteuerung verwandt worden. Die
                              									übrigen Motoren werden in üblicher Weise gesteuert. Die Schützen werden an der dem
                              									Führerstande zugekehrten Wand des Führungsgerüstes montiert (Fig. 8).
                           Der Stripperkran wurde auf der Ausstellung im Betriebe vorgeführt; natürlich konnte
                              									nur mit kalten Blöcken gearbeitet werden. Fig. 1 auf
                              									S. 785 d. Bd. zeigt noch den Stand der Deutschen Maschinenfabrik. Man sieht dort
                              									rechts die Kokille und den Block; ferner mehrere Durchweichungsgruben (Tieföfen),
                              									Patent Dahl.
                           Die große elektrisch betriebene Blockschere des Werkes Bechem & Keetman ist bereits besprochen
                              									worden, (s. S. 785 d. Bd.) Rechts mehr im Hintergrunde bemerkt man auch noch das
                              									Modell eines Hochofen-Schrägaufzuges, System Benrath-Stähler (D. p. J. 1908, S. 177).
                           Die die Ausstellung besuchenden Fachleute werden es dankbar begrüßt haben, daß die
                              										Deutsche Maschinenfabrik die großen Kosten nicht
                              									gescheut hat, mehrere der modernsten Krantypen im Betriebe vorzuführen. Zudem bilden
                              									die ausgestellten Krane, namentlich der Drehlaufkran und der Stripperkran,
                              									Prunkstücke des modernen Maschinenbaues im allgemeinen und der deutschen
                              									Hebezeugtechnik im besonderen. Aber auch die übrigen Besucher folgten den
                              									Kranmanövern mit gespanntester Aufmerksamkeit und hielten mit Ausdrücken der
                              									Bewunderung nicht zurück; das machte sich besonders an Sonntagen bemerkbar, wo
                              									hauptsächlich die Industriebevölkerung Belgiens die Räume füllte.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)