| Titel: | SEEFISCHEREI-MOTOREN. | 
| Autor: | F. Romberg | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 2 | 
| Download: | XML | 
                     
                        SEEFISCHEREI-MOTOREN.
                        Von F. Romberg,
                           									Charlottenburg.
                        ROMBERG, Seefischerei-Motoren.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Darstellung der nationalen und wirtschaftlichen Bedeutung des
                              									Fischereigewerbes, sowie der historischen Entwicklung des Motorbetriebes in unserer
                              									Seefischerei.
                           An Hand der für Fischereimotoren maßgebenden Forderungen werden
                              									alsdann mehrere erfolgreiche Viertakt- und Zweitaktausführungen für den Kleinbetrieb
                              									und darauf auch ein für größere Fahrzeuge geeigneter Diesel-Motor im einzelnen besprochen.
                           Den Schluß bildet die Behandlung einiger ganzer
                              									Seefischerei-Motoranlagen und der wichtigsten Betriebserfahrungen, welche mit
                              									solchen Anlagen bisher gewonnen wurden.
                           ––––––––––
                           Unwiderstehlich durchdringt die Oelmaschine den Schiffsbetrieb. Nicht hastig,
                              									überstürzend, nach andern Beispielen der modernen Technik, sondern ruhig und
                              									beharrlich, jeden Zoll breit Boden sich erkämpfend gegen eine Welt von
                              									Schwierigkeiten.
                           Und doch war der Fortschritt in den letzten Jahren ein ganz gewaltiger. Kühn geht die
                              									Entwicklung bereits an die Großbetriebe der Schiffahrt heran, und wir sind
                              									offenkundig in jene Umwälzung eingetreten, deren Ende noch nicht abzusehen ist,
                              									welche aber sicher die größte sein wird seit jenen Tagen vor etwa 100 Jahren, wo die
                              									alte Niederdruck-Dampfmaschine begann, Bau und Betrieb von Schiffen völlig
                              									umzuwandeln.
                           Das, worüber ich hier berichten will, berührt nicht den Motorbetrieb für die
                              									Großschiffahrt. Es betrifft vielmehr die Anwendung der Oelmaschine auf ein
                              									Kleingebiet, welches im allgemeinen etwas abseits liegt, aber darum nicht weniger
                              									Interesse verdient. Ich meine die Seefischerei. Zeigt sich doch die Bedeutung der
                              									Umwälzung durch den Motor nicht allein darin, daß in größeren Schiffsbetrieben die
                              									Dampfmaschine ersetzt wird durch eine Maschinenart mit völlig veränderten Bau- und
                              									Betriebsbedingungen, sondern wesentlich auch in der vorteilhaften Erschließung der
                              									Maschinenkraft für zahlreiche Kleinbetriebe, wo diese bisher überhaupt nicht oder
                              									nur wenig in Frage kam.
                           Im Seefischereibetrieb ist der Motor nur eine von den technischen Neuerungen, die
                              									neuerdings mit Erfolg darin eindringen. Diese Neuerungen lenken insgesamt mehr
                              									als bisher die Aufmerksamkeit auf ein von Grund auf technisches Gewerbe. Das
                              									Bewußtsein zieht weitere Kreise, daß ohne vollkommene Einrichtungen in unserer
                              									wirtschaftlich stark bewegten Zeit das Gewerbe weder lohnend noch auf die Dauer
                              									überhaupt lebensfähig erhalten werden kann. An dieser Einsicht hat es wohl gefehlt,
                              									und so erklärt sich im wesentlichen das unerfreuliche Bild der Rückständigkeit,
                              									welches namentlich Kleinbetriebe der Seefischerei vielfach dem Auge des Technikers
                              									bieten. Um diese Tatsache richtig zu würdigen, muß man sie messen an dem Werte, der
                              									in nationaler und wirtschaftlicher Beziehung der Seefischerei zukommt. Hieraus
                              									ergibt sich die wahre Bedeutung aller technischen Neuerungen für dieses Gewerbe,
                              									unter welchen der Motor eine bevorzugte Stellung einnimmt.
                           Niemand hat trefflicher den Wert der Seefischerei in nationaler Hinsicht beurteilt als König Eduard VII. von England. Er sprach
                              									bei Gelegenheit dem Sinne nach etwa die denkwürdigen Worte:
                           
                              „Von alters her haben die Bewohner der Küsten der britischen
                                 										Inseln einen Teil ihrer Nahrung der See entnommen. Dieser Betrieb erzog eine
                                 										Rasse von Menschen, stark, an Gefahren und Strapazen gewöhnt, geduldig und
                                 										ausdauernd bei ihren Unternehmungen, tapfer, zuverlässig und findig in allen
                                 										Gefahren, dabei intelligent und der Selbstzucht zugänglich durch die stete
                                 										Unterordnung ihres Willens unter den Leiter ihrer Betriebe, gewöhnt, mit anderen
                                 										zusammenzuarbeiten für einen bestimmten Zweck.
                              
                           
                              Diese Eigenschaften werden nicht allein durch die Gewöhnung von
                                 										frühester Jugend auf herausgebildet; sie sind ererbt und werden von Geschlecht
                                 										zu Geschlecht verstärkt.
                              
                           
                              Die mächtige Stellung, welche dieses Königreich unter den
                                 										Völkern der Erde erlangt hat, wird in gewisser Weise unseren Fischern zu danken
                                 										sein; denn sie waren unsere ersten Seeleute. Aus kleinen Anfängen wuchs die Zahl
                                 										und Tüchtigkeit unserer Seeleute, bis das ganze Volk von jenem seemännischen Geiste
                                 										durchdrungen war, dem wir es verdanken, daß sich unsere Rasse über den ganzen
                                 										Erdball verbreitet, und daß sie ein Reich aufgerichtet hat, in dem die Sonne
                                 										nicht untergeht.“
                              
                           Diesen Worten ist kaum etwas hinzuzufügen.
                           Auch wirtschaftlich ist das Gewerbe von großer Bedeutung.
                              									Der Fisch als Volksnahrungsmittel kann heute weniger denn je entbehrt werden. Im
                              									Jahre 1910 belief sich der Wert für den Verbrauch an Seefischen in Deutschland auf
                              									rund 110 Millionen Mark. Nur ⅓ dieses Bedarfs wurde durch den deutschen Fang
                              									gedeckt, der Rest entspricht der Einfuhr aus dem Ausland. Das läßt klar erkennen,
                              									welchen erheblichen Aufschwung unsere Seefischerei noch erfordert, um nur den
                              									eigenen Bedarf zu befriedigen. Dieser Entwicklung stellen sich mancherlei
                              									Schwierigkeiten in den Weg. Schon unsere örtliche Lage, abseits vom offenen Weltmeer
                              									mit seinem großen Fischreichtum, ist unseren Fischern wenig günstig. Eine erhebliche
                              									Entfernung von den Fanggründen ist naturgemäß ein starkes Hindernis für den
                              									Fischfang. Sie vermindert den Ertrag wegen der für die Wege aufzuwendenden Zeit. Sie
                              									erschwert aber auch aus dem gleichen Grunde den schnellen Umsatz, was auf die
                              									Qualität und den Preis der Ware wesentlichen Einfluß hat.
                           Solchen und ähnlichen Schwierigkeiten mit Erfolg zu begegnen, ist die hohe Aufgabe
                              									der Technik.
                           Somit ist folgendes klar: für jede seefahrende Nation ist die Pflege der Seefischerei
                              									aus nationalen und wirtschaftlichen Gründen Bedürfnis. Sie muß zu dem Zweck ein klar
                              									vorgezeichnetes Programm mit Umsicht und Nachdruck zur Durchführung bringen. Kurz,
                              									sie muß in dieser Richtung eine zielbewußte Politik verfolgen, bei welcher der
                              									Erfüllung technischer Aufgaben ganz naturgemäß eine bedeutsame Rolle zufällt.
                           Von solchem Standpunkt aus erscheint die Einführung technischer Neuerungen in die
                              									Seefischerei erst im rechten Licht, und die Tragweite des Motors als eine der
                              									wichtigsten dieser Neuerungen ist damit unverkennbar. Die erste Erprobung des
                              									Oelmotors in der deutschen Seefischerei liegt noch nicht lange zurück: sie begann
                              									etwa im Jahre 1902. Man folgte damals dem Beispiele Skandinaviens. Dieses klassische
                              									Land der Seefischerei hatte aber schon mehrere erfolgreiche Jahre der Entwicklung
                              									auf diesem Gebiet hinter sich. Ausgehend von dem Versuch, die Netz winden mittels
                              									Oelmotoren zu betreiben, hatte man dort, nachdem die Lösung dieser Aufgabe in
                              									wenigen Jahren gelungen war, die Maschinenkraft auch für den Antrieb des Fahrzeugs
                              									dienstbar gemacht. Und bald gelangte man hierbei gleichfalls zu einem durchaus
                              									beachtenswerten Ergebnis, wesentlich früher, als wir uns der Frage nur näherten.
                           In Deutschland war es der Deutsche Seefischereiverein, der
                              									bald darauf dem Motor sein Augenmerk zuwendete. Ihm danken wir seine Einführung in
                              									den Seefischereibetrieb. Mit wirksamer Unterstützung der Reichsregierung suchte er
                              									alle dahingehenden Bestrebungen zu fördern und die praktische Lösung der Frage auf
                              									schnellstem Wege zu verwirklichen. Aber der Verein fand längere Zeit für seine
                              									Wünsche wenig Gegenliebe bei unserer Industrie. Diese suchte ihr Heil zunächst im
                              									Leichtölmotor, noch dazu in der ganz ungeeigneten Bauart des Wagenmotors, darauf in
                              									Petroleummaschinen nach gleichem Prinzip, also mit denselben Vergasungs- und
                              									Zündungseinrichtungen. Solche Versuche mußten scheitern; denn 1. ist der
                              									Leichtölbetrieb wegen seiner Feuers- und Explosionsgefahr sowie auch seiner Kosten
                              									wegen für die Seefischerei vollständig unbrauchbar; 2. ist die Ausführung mit
                              									Vergaser und elektrischer Zündung in der Hand eines Fischers durchaus
                              									betriebsunsicher; und 3. ist nur ein schwer und kräftig gebauter Motor den Strapazen
                              									dieses Betriebs überhaupt gewachsen.
                           In dem Augenblick, wo diese Bemühungen versagten, hatte unsere Industrie nichts
                              									Besseres an die Stelle zu setzen.
                           Inzwischen litten unsere Fischer in wachsendem Maße unter der ausländischen
                              									Konkurrenz. Schon von Natur weniger begünstigt standen sie jener Konkurrenz noch mit
                              									wesentlich schwächeren Mitteln gegenüber. Die deutsche Kleinfischerei drohte
                              									allmählich zugrunde zu gehen, während die ausländische sich sichtbar
                              									entwickelte.
                           Um dies zu verhindern, mußte man notgedrungen fremde Motoren kaufen. So kam es, daß
                              									unsere Fischer jahrelang dänische und schwedische Motoren beziehen mußten, daß
                              									Reichsgelder zur Unterstützung derselben als Bezahlung für die Motoren ins Ausland
                              									wanderten und der auswärtigen Industrie im Kampf mit der heimischen noch recht den
                              									Rücken stärkten. In Deutschland, dem Ursprungsland des Diesel-Motors, gab es bis zum Jahre 1908 keinen brauchbaren
                              									Fischereimotor.
                           Diesen unglücklichen Zustand beendigt zu haben, ist wiederum das Verdienst des Deutschen Seefischereivereins. Der erließ im genannten
                              									Jahr ein Preisausschreiben zur Erlangung brauchbarer Motoren und Winden für
                              									Fahrzeuge der deutschen See- und Küstenfischerei. Dazu gab das Reichsamt des Innern
                              									in höchst achtbarem Betrage die Mittel und außerdem der Verein Deutscher
                              									Motorfahrzeug-Industrieller einen sehr nennenswerten Beitrag.
                           Die Zeit des Wettbewerbs ist die Zeit der Entwicklung brauchbarer deutscher
                              									Seefischereimotoren, die es vorher nicht gab, von denen heute aber mit Recht geredet
                              									werden kann. Was ich im folgenden als Beispiele von ausgeführten Kleinmotoren dieser
                              									Art anführen kann, ist alles durch jenen Wettbewerb veranlaßt oder doch stark
                              									beeinflußt worden. Der Erfolg war ein vollständiger. Die beteiligte Industrie
                              									erhielt einen kräftigen Impuls und die Kleinfischerei die ihr dringend notwendige
                              									Hilfe. Wir sind heute auf diesem Gebiet unabhängig vom Ausland.
                           Dieser erste Wettbewerb für Fischereimotoren umfaßte nur Kleinmaschinen von 4–30 PS.
                              									Solche Leistungen entsprechen einer großen Zahl von Fischerbooten der See- und
                              									Küstenfischerei an Nord- und Ostsee. Namentlich im Bereich der letzteren wird durch
                              									solche Fahrzeuge, gestaltet und bezeichnet als offene und gedeckte Kutter, Quasen,
                              									Quatzen usw., nach verschiedenen Fangmethoden der Frischfischfang betrieben.
                           
                           Welches sind die wesentlichen Anforderungen an solche Kleinmotoren der
                              									Seefischerei?
                           Für den Bau derselben sind folgende Richtlinien maßgebend: es gilt namentlich die
                              									Betriebssicherheit durch Beseitigung aller empfindlichen Teile nach Kräften zu
                              									erhöhen, im Zusammenhang damit die Wartung so einfach und geringfügig wie möglich zu
                              									gestalten, und zwar besonders im Hinblick auf die meist gänzlich unkundige,
                              									ungeschulte Bedienung; endlich ist es erforderlich, die Anschaffungs- und
                              									Betriebskosten wegen der wirtschaftlich ungünstigen Lage der Fischer auf ein
                              									tunlichst geringes Maß zu erniedrigen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 3
                              Fig. 1. Diagramm eines Brons-Motors.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 3
                              Fig. 2. Diagramm eines Diesel-Motors.
                              
                           So ist die Beschränkung auf den Petroleumbetrieb, bezw. besser noch auf den
                              									Rohölbetrieb unumgänglich notwendig. Vergaser und elektrische Zündung des
                              									Automobilmotors mußten verschwinden und der direkten Einspritzung des Brennstoffs
                              									sowie der selbstwirksamen Zündung weichen. Auch waren mäßige Umdrehungszahlen
                              									erforderlich, um der schweren Bootsart entsprechend günstige Schraubenwirkungen zu
                              									erlangen. Dadurch werden freilich die Abmessungen der Maschine erhöht, Gewicht und
                              									Raumbedarf größer. Aber dem läßt sich, wenn nötig, auch entgegenwirken durch
                              									geeignete Mittel, z.B. durch das Streben, den mittleren Druck im Zylinder zu
                              									steigern oder an Stelle des Viertakts den Zweitakt zu verwenden. Das Gewicht dieser
                              									Kleinmotoren ist überdies für Fischereiboote selten von großer Bedeutung. Denn was
                              									die Maschine mehr wiegt, wird an Ballast entbehrlich, dessen die Fahrzeuge fast
                              									immer in reichlicher Menge bedürfen. Hingegen fehlt es nicht selten beträchtlich an
                              									Raum; daher ist die Ersparnis hieran bei Durchbildung und Anordnung der
                              									Maschinenanlage sehr wichtig. Aus diesem Grunde besonders empfiehlt es sich auch,
                              									Maschinen mit wenig Zylindern zu bauen, zumal sich dadurch die Anschaffung
                              									verbilligt, die Bedienung vereinfacht und obendrein auch das Gewicht sehr
                              									erniedrigt. Für Leistungen von 12–15 PS genügen durchaus noch einzylindrige
                              									Maschinen; zwei Zylinder reichen bequem für 30–40 PS und selbst darüber hinaus.
                              									Unzulässige Erschütterungen sind kaum zu befürchten. Die Kräfte sind relativ zu
                              									gering, und im Vergleich damit ist die Bootskonstruktion in der Regel sehr schwer.
                              									Aber die Fundamente müssen hinreichend stark sein, und ihrer Verbindung mit Motor
                              									und Boot darf es an Starrheit und Festigkeit nicht fehlen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 3
                              Fig. 3 bis 3b. Brons-Motor von 24 PS der Gasmotorenfabrik Deutz.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 3
                              Fig. 4 bis 6. Zylinderbock eines Brons-Motors.
                              
                           Dann erübrigt sich jede Besorgnis, daß die Erschütterungen die
                              									Lebensdauer der Fahrzeuge gefährden oder der Mannschaft unbequem werden könnten. Da
                              									das Gewicht der Maschine wenig erheblich, hindert auch nichts daran, alles an dieser so kräftig zu
                              									machen, wie es die rauhe Behandlung auf See unbedingt fordert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 4
                              Fig. 7 bis 9. Zylinderdeckel eines Brons-Motors.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 4
                              Fig. 10 bis 12. Grundplatte eines Brons-Motors.
                              
                           Nach diesen Grundsätzen baut jetzt die deutsche Industrie Motoren für die
                              									Seefischerei. Dafür im folgenden einige Beispiele:
                           Einer der brauchbarsten Fischereimotoren wird von der Gasmotorenfabrik Deutz nach dem System Brons
                              									erzeugt. Ich brauche hier das Wesen der Maschine nicht mehr ausführlich zu
                              									erläutern, weil dieses schon mehrfach behandelt worden ist. Aber ich will doch an
                              									folgendes erinnern. Der Brons-Motor ist eine
                              									Viertaktmaschine, derart wirkend, daß sie, wie Fig.
                                 										1 zeigt, im ersten Hub Luft ansaugt, diese im zweiten auf etwa 28 at
                              									verdichtet, daß am Schluß dieses Hubs der vorher zugeführte Brennstoff sich in der
                              									stark erhitzten Luft selbsttätig entzündet, wobei infolge der Eigenart der
                              									Brennstoffzufuhr eine Verpuffung bis auf etwa 55 at eintritt, und daß schließlich
                              									Ausdehnung und Auspuff im dritten und vierten Hub folgen wie bei jedem normalen
                              									Viertaktmotor. Die Maschine hat also selbsttätige Zündung, die genau wie beim Diesel-Motor durch die hohe Verdichtung und Erwärmung der
                              									Verbrennungsluft erfolgt. Trotzdem sind beide Maschinen wesentlich verschieden; denn
                              									die Verbrennungsvorgänge sind grundsätzlich andere. Wir haben hier keine
                              									Gleichdruckverbrennung (Fig. 2), d.h. keine solche,
                              									die wenig über dem Verdichtungsdruck bei annähernd konstanter Spannung erfolgt,
                              									sondern eine Verpuffung, und die Folge davon ist der hohe Druck, der die
                              									Durchbildung wesentlich beeinflußt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 4
                              Fig. 13 bis 15. Auspuffventil eines Brons-Motors.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 4
                              Fig. 16 bis 18. Anlaßventil eines Brons-Motors.
                              
                           Was die Ursache für die Abweichung in den
                              									Verbrennungsvorgängen anlangt, so liegt diese, wie erwähnt, in der Brennstoffzufuhr,
                              									welche für beide Maschinen verschieden ist. Diese gestaltet sich für den Brons-Motor konstruktiv einfacher, und dieser
                              									Vereinfachung zuliebe muß man die Drucksteigerung in den Kauf nehmen. Das Brons-Verfahren ergibt im übrigen ähnliche Vorteile wie
                              									das Diesel-Verfahren: vor allem gute Wärmeausnutzung
                              									wegen des hohen Druck- und Temperaturgefälles, und einen mittleren effektiven Druck,
                              									der dem des Diesel-Motors nicht nennenswert nachsteht. In
                              									bezug auf Betriebskosten ist der Deutzer Brons-Motor
                              									einer der wirtschaftlichsten Kleinmotoren, namentlich neuerdings, nachdem auch
                              									billige Rohöle für ihn verwendbar geworden sind. Er ist aber auch ein Muster in der
                              									Ausführung, und das verleiht ihm jene unübertreffliche Betriebssicherheit, die
                              									seinen Ruf in der Fischerei begründet hat. Der hohe Verbrennungsdruck verlangt nur
                              									eine sehr sorgfältige, solide Durchbildung und Herstellung, und dies macht ihn nicht
                              									eben billig im Vergleich mit anderen Motorsystemen. Auch beschränkt ihn dieser Druck
                              									in der Größenentwicklung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 5
                              Fig. 19 bis 27. Brennstoffventil eines Brons-Motors.
                              
                           Fig. 3 bis
                              										3b
                              									zeigt den Gesamtaufbau einer zwei zylindrigen Ausführung des Brons-Motors von 24 PS bei n = 340.
                           Ganz allgemein ist zu dieser und den folgenden Ausführungen von Fischereimotoren
                              									zunächst zu bemerken, daß der grundlegende Aufbau solcher Maschinen sich der
                              									einfachsten und billigsten Form anpassen muß, um überhaupt zu wirtschaftlich
                              									brauchbarem Ergebnis zu gelangen. Es handelt sich im ganzen nur um kleine und
                              									mittlere Ausführungen von Motoren, und damit ist ihre Bauart fast
                              									selbstverständlich: einfachwirkende Maschinen mit offenem Kolben und Triebwerk ohne
                              									besonderen Kreuzkopf und Gleitführung. Dies ist grundsätzlich überall das gleiche
                              									und findet sich bei den folgenden Ausführungen immer wieder, wenn auch Wesen und
                              									Ausbildung im übrigen völlig verschieden sind. Nach dieser Bauart sind auch beim Brons-Motor Zylinder, Kurbelgehäuse und Triebwerk zum
                              									Gerippe der Maschine vereinigt. Der Aufbau wird charakteristisch ergänzt durch die
                              									Anordnung der Ventile, von denen je eins für Ansaugen, Auspuffen, Brennstoffzufuhr
                              									und Anlassen im Deckel untergebracht ist; ferner auch durch die Lagerung der
                              									Steuerwelle unten im Gehäuse, womit sich der Steuerungsantrieb durch Doppelhebel und
                              									Gestänge von selbst versteht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 5
                              Fig. 28 bis 33. Kolben eines Brons-Motors.
                              
                           Die weiteren Darstellungen enthalten noch einige bemerkenswerte Einzelheiten:
                              									zunächst in Fig.
                                 										4 bis 6 den sogen. Zylinderbock, die Vereinigung von Kurbelgehäuse und Zylindermantel zu
                              									einem Gußstück, die der Einfachheit und Billigkeit wegen sich durchaus empfiehlt.
                              									Natürlich ist die Laufbuchse besonders eingesetzt. Auf Festigkeit und Zugänglichkeit
                              									dieser Teile ist großer Wert gelegt. Es folgt in Fig. 7 bis 9 der
                              									Zylinderdeckel, der hier ohne weiteres der Herstellung wegen getrennt aufgesetzt
                              									werden muß, selbst wenn die Rücksicht auf den Zugang zum Kolben dies nicht empfehlen
                              									würde. Die Fig.
                                 										10 bis 12 sind Darstellungen der Grundplatte, die ebenfalls in Hinsicht auf die
                              									bedeutenden Kräfte sehr widerstandsfähig gehalten worden ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 6
                              Fig. 36 und 37. Kurbellwelle eines Brons-Motors.
                              
                           Die Ventile (Fig. 13 bis 15) sind
                              									einigermaßen normal in der Durchbildung. Auffällig ist es, wie relativ einfach das
                              									Anlaßventil (Fig. 16 bis 18) gestaltet ist
                              									gegenüber der Ausführung bei Diesel-Motoren. Die
                              									Erklärung liegt in der Beschränkung des Anlaßdrucks auf höchstens etwa 7 at. Ein
                              									Anlassen mittels Druckluft is notwendig, weil es von Hand nicht gelingt, die hohe
                              									Kompression zu überwinden. Die Motorgröße von 6 PS macht als die kleinste allein
                              									eine Ausnahme. Hier kann noch das Anlassen von Hand erfolgen, wenn man die
                              									Kompression vorübergehend verringert, und entsprechend ist daher die Maschine
                              									durchgebildet. Sehr bemerkenswert ist auch das Brennstoffventil (Fig. 19 bis 27) mit der
                              									sogen. Zündkapsel. Die Kapsel namentlich, welche konisch aufgepreßt ist auf den
                              									Ventileinsatz, gibt dem Motor das Gepräge; ihr verdankt er seine grundlegenden
                              									Eigenschaften. Sie ist eine einfache Buchse aus Stahl mit feinen, ein bis drei
                              									Millimeter haltenden Oeffnungen dicht über dem Boden und dient gleichzeitig als
                              									Vergaser und Zünder.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 6
                              Fig. 34 und 35. Schubstange eines Brons-Motors.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 6
                              Fig. 38 bis 40. Luftkompressor eines Brons-Motors.
                              
                           In ihr lagert sich während des Saughubes der Brennstoff,
                              									vergast darin zum Teil, dringt nach außen in den Zylinder und entzündet sich am
                              									Schluß der Kompression durch die Wärme der Kapsel und der hochverdichteten Luft,
                              									worauf auch die Flamme in das Innere schlägt und eine Entzündung hervorruft, die
                              									den Rest des Brennstoffs in den Zylinder wirft. Das Triebwerk des Motors ist normal
                              									durchgebildet, wie die Fig. 28 bis 37 von
                              									Kolben, Schubstange und Kurbelwelle beweisen. Natürlich aber ist alles recht kräftig
                              									gehalten und trotzdem sind die Beanspruchungen nicht eben gering, wenngleich in
                              									Grenzen liegend, die dank gutem Material und erstklassiger Herstellung vollkommen
                              									zulässig sind. Die Regelung des Brons-Motors ist
                              									lediglich Sicherheitsregelung und so ausgebildet, daß sie nur eine Ueberschreitung
                              									der maximal zulässigen Tourenzahl hindert. Um im Betriebe die Leistung zu verändern,
                              									wird die Brennstoffzufuhr von Hand geregelt, indem man ein Regulierventil verstellt,
                              									das sogleich in das Brennstoffventil eingebaut ist.
                           Dort, wo der Brons-Motor mit Druckluft angelassen wird,
                              									gebraucht man einen Kompressor zur Erzeugung der Preßluft. Es genügt bei 7 at
                              									Luftspannung die Verdichtung in einer Stufe. Auch braucht die Hilfsmaschine nur
                              									klein zu sein, da der Luftverbrauch nicht erheblich. Der Antrieb kann von der
                              									Kurbelwelle aus direkt durch Kurbel, Exzenter oder aber durch Vermittlung von
                              									Riemen, Ketten usw. erfolgen. Einen Riemenkompressor für Brons-Motoren zeigen Fig. 38 bis 40. Außer
                              									dem Kompressor und einem Druckluftbehälter sind wie immer noch an Zubehörteilen
                              									erforderlich: eine Kühlwasserpumpe, welche von Deutz als
                              									normale Plungerpumpe mit Saug- und Druckventil gebaut wird, und ein Auspufftopf.
                              									Ebenso wie der Brons-Motor haben auch alle folgenden
                              									Kleinmotoren, welche ich anführen will, die gleiche Art der Umsteuerung, nämlich die
                              									Drehflügelschraube, welche sich auch hier als die einfachste Lösung der Frage und
                              									bei guter sorgfältiger Ausführung als durchaus betriebsbrauchbar und zuverlässig
                              									erwiesen hat. Endlich enthält jede Brons-Motoranlage für
                              									Fischereiboote noch eine Ausrückkupplung zwischen Motor und Schraubenwelle, die auch
                              									den Ausführungen anderer Firmen in der Regel nicht fehlt. Obschon es erwünscht wäre,
                              									dieses seiner Natur nach unzuverlässige Element, diesen empfindlichen Punkt der
                              									Anlage zu meiden, so erscheint dies höchstens bei den kleinsten Ausführungen
                              									möglich, bei größeren aber nicht statthaft mit Rücksicht auf die Erleichterung des
                              									Anlassens und die Beschleunigung beim Stillsetzen der Schraube, die im Betriebe
                              									bisweilen sehr wertvoll ist.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)