| Titel: | SEEFISCHEREI-MOTOREN. | 
| Autor: | F. Romberg | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 33 | 
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                        SEEFISCHEREI-MOTOREN.
                        Von F. Romberg,
                           									Charlottenburg.
                        (Fortsetzung von S. 20 d. Bd.)
                        ROMBERG: Seefischerei-Motoren.
                        
                     
                        
                           Von deutschen Zweitaktmotoren mit Glühhaube haben sich die Ausführungen der Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorm. Ph. Swiderski,
                              									Leipzig-Plagwitz, vorzüglich bewährt. Die folgenden Darstellungen betreffen einen
                              									einzylindrigen Motor dieser Firma von 6 PS. Aus der schematischen Zusammenstellung
                              										(Fig.
                                 										61 bis 63) ergibt sich die Gesamtanordnung der wichtigsten Bauteile: Zylinder,
                              									Glühhaube, Regelung, Triebwerk, Kurbelkasten mit Saugventil usw. Fig. 64 bis 69 zeigen
                              									den Zylinder mit den Spül- und Auspuffschlitzen, dem Spülluftkanal usw. Der
                              									Zylinderdeckel (Fig. 70 bis 73) enthält zugleich
                              									das Unterteil der Glühhaube, das mit Wasserkühlung versehen Fig. 63. ist. Das ist
                              									zu dem Zweck geschehen, um das Gemenge möglichst lange kalt zu erhalten und dadurch
                              									Frühzündungen zu vermeiden. In der Tat sind hierbei Verdichtungen von 6 at und
                              									mehr ohne Störung erreichbar. Interessant ist auch das Gehäuse (Fig. 74 bis 76), eine
                              									teilige runde Trommel, klein, kompakt, möglichst dicht dem Triebwerk angepaßt. Die
                              									Kurbelwellenlager sind in getrennt eingesetzten Deckeln untergebracht; wesentlich
                              									ist, daß diese Lager die Spülluft nicht durchlassen. Dazu sind besondere
                              									Vorkehrungen notwendig, und das Oel muß unter Druck zugeführt werden. Die Leistung
                              									des Motors wird dauernd von einem Regler überwacht, der wiederum den Hub der
                              									Brennstoffpumpe verändert. Bedeutsam ist endlich noch die Durchführung der
                              									Schmierung mittels zentralen Druckölers (Fig. 77 bis 79),
                              									welcher sich bei den guten Fischereimotoren immer mehr einbürgert, da er durch seine
                              									selbsttätige, zwangläufige Wirkung die größte Sicherheit gewährt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 33
                              Fig. 61 bis 63. 6 PS-Swiderski-Glühhaubenmotor.
                              
                           In den vorhergehenden Beispielen sind die Motoren für den Kleinbetrieb der
                              									Seefischerei ausreichend gewürdigt, und es entsteht nunmehr die Frage, wie es sich
                              									mit dem Motorbetrieb für größere Fischereifahrzeuge, Logger, Fischdampfer usw.,
                              									verhält. Die Leistungen, die hierbei entstehen, schwanken zwischen etwa 60 bis 70
                              									und 300 bis 400 PS. Es handelt sich also nicht um eigentliche Großmaschinen. Motoren
                              									in dieser Größe sind mehrfach schon
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 34
                              Fig. 64 bis 69. Zylinder zum 6 PS-Swiderski-Motor.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 34
                              Fig. 70 bis 73. Zylinderdeckel mit Glühhaube zum 6 PS Swiderski-Motor.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 34
                              Fig. 74 bis 76. Kurbelgehäuse zum 6 PS-Swiderski-Motor.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 34
                              Fig. 77 bis 79. Druckschmierapparat zum 6 PS-Swiderski-Motor.
                              
                           
                           auf Schiffen mit Erfolg eingebaut worden und in Betrieb gekommen. Trotzdem
                              									erstreckten sich die bezüglichen Erfahrungen zum geringsten Teil nur auf dieses
                              									Gebiet der Seefischerei, welches im wesentlichen als Hochseefischerei zu bezeichnen
                              									ist. Auch das Ausland steht in dieser Hinsicht kaum günstiger da. Ein Versuch, den
                              									die Firma Frerichs & Co. unternommen hat, eine
                              									größere Zahl von Heringsloggern mit Diesel-Motoren
                              									auszurüsten und zu betreiben, ist noch nicht abgeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 35
                              Fig. 80 und 81. 75 PS-Schiffs-Diesel-Motor der Gasmotorenfabrik Deutz.
                              
                           Die Fischereigesellschaften sind im allgemeinen der Einführung des Motors auf ihren
                              									größeren Fahrzeugen nicht eben geneigt. Bei einer neuen Sache, die nicht billig ist
                              									und deren Erfolg nicht sofort greifbar vorliegt, verhalten sie sich solange wie
                              									möglich abwartend. Niemand will sich recht vorwagen, und der Bedenken, die uns
                              									Deutschen bei solcher Gelegenheit ja nie fehlen, sind so viele. In Wahrheit scheut
                              									man natürlich das Risiko und das Lehrgeld, ohne welche es aber kaum jemals möglich
                              									ist, einen technischen und wirtschaftlichen Fortschritt zu machen. Die
                              									überraschendsten Bedenken werden bisweilen laut; z.B. hörte ich einmal die
                              									Befürchtung aussprechen, daß der Fisch, insbesondere der Hering, infolge der
                              									Anwendung von Motoren Petroleumgeruch und -Geschmack annehmen könne. Daß diese
                              									Vermutung fehlgeht, wenn man die einfachste Vorsicht walten läßt, brauche ich hier
                              									nicht näher auszuführen; sonst müßte diese Wirkung heute schon häufiger eintreten,
                              									denn die Möglichkeit dazu besteht schon dauernd.
                           Der jetzige Zustand in betreff der Einführung des Oelmotors auf größeren
                              									Fischereifahrzeugen kennzeichnet ein Stadium, wo die Entwicklung zögert oder stockt
                              									und allein schwer vorwärtsschreitet. Da erscheint also ein kräftiger Ansporn von
                              									außen geboten, und hierzu nach meiner Auffassung nichts dienlicher als ein neuer
                              									Wettbewerb, der wieder die Frage mit einem Schlage klären konnte. Der Seefischerei,
                              									glaube ich, würde man damit von neuem einen großen Dienst erweisen, und ich bin
                              									überzeugt, daß die dafür aufgewendeten Mittel fruchtbarer angelegt wären als alle
                              									direkten Zuwendungen.
                           Als Motoren für die Hochseefischerei kommen nur Rohölmaschinen mit selbsttätiger
                              									Zündung in Betracht aus den gleichen Gründen wie bei den Kleinmotoren, welche hier
                              									nur noch schärfer hervortreten. Maßgebende Forderungen sind ferner insbesondere
                              									noch: Einfachheit, Billigkeit, Betriebssicherheit der Anlage, geringster Aufwand für
                              									Brennstoff, Schmieröl, Bedienung und Reparaturen. Damit erhalten die
                              									Gleichdruckmotoren von entsprechender Ausführung die meiste Anwartschaft auf diesen
                              									Betrieb, für die kleineren Größen dieser Gruppe vielleicht auch noch
                              									Glühhaubenmaschinen von bester Durchbildung. Nur Motoren, die solchen Anforderungen
                              									entsprechen, sind für die Hochseefischerei geeignet. Sie werden aber bereits von
                              									ersten deutschen Firmen gebaut und harren allein der Verwendung für diesen
                              									Zweck.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 36
                              Fig. 82 und 83. 75 PS-Schiffs-Diesel-Motor der Gasmotorenfabrik Deutz.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 36
                              Fig. 84 bis 86. Zylinderbock zum 75 PS-Diesel-Motor der Gasmotorenfabrik
                                 										Deutz.
                              
                           Als Beispiel kann ich einen Viertakt-Diesel-Motor von
                              									75 PS der Gasmotorenfabrik Deutz vorführen, der schon mit
                              									der Aussicht auf die Verwendung für Segellogger gebaut wurde und in seiner ersten
                              									Ausführung für einen verwandten Betrieb der Biologischen Anstalt Helgoland bestimmt
                              									ist. Fig.
                                 										80 bis 83 zeigen den Aufbau dieser Maschine: Die Anordnung der drei Zylinder, der Ventile und
                              									der Steuerung, sowie des zweistufigen Luftkompressors für die Einblasluft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 37
                              Fig. 87 und 88. Zylinderdeckel zum 75 PS-Diesel-Motor der Gasmotorenfabrik
                                 										Deutz.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 37
                              Fig. 89 und 90. Grundplatte zum 75 PS-Diesel-Motor der Gasmotorenfabrik
                                 										Deutz.
                              
                           Der Aufbau enthält keine wesentlichen Abweichungen gegenüber
                              									schon bekannten Ausführungen des Diesel-Motors. Dagegen
                              									sucht die Ausbildung der Einzelteile die Anforderungen der Einfachheit,
                              									Betriebssicherheit und Billigkeit in besonderer zum Teil neuartiger Weise zu
                              									erfüllen. Dies erkennt man aus den Darstellungen der Hauptteile (Fig. 84 bis 90);
                              									Zylinderbock, Zylinderdeckel, Grundplatte usw.
                           
                              (Schluß folgt.)