| Titel: | EINANKER-UMFORMER. | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 71 | 
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                        EINANKER-UMFORMER.
                        Einanker-Umformer.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Beschreibung eines zur Umwandlung von Drehstrom in Gleichstrom
                              									dienenden Einanker-Umformers und seines Verhaltens unter verschiedenen
                              									Betriebsbedingungen.
                           ––––––––––
                           Die Umformung von Drehstrom in Gleichstrom findet außer für elektrolytische Zwecke in
                              									solchen Fällen statt, in denen ein Gleichstromnetz für Licht und Kraft oder eine mit
                              									Gleichstrom betriebene elektrische Bahanlage von einer Drehstromzentrale mit Energie
                              									versorgt wird. Für diese Umformung stehen eine Reihe von Maschinenarten zur
                              									Verfügung, unter denen je nach den besonderen Betriebsbedingungen die Wahl zu
                              									treffen ist. In vielen Fällen fällt die Entscheidung zugunsten des
                              									Einanker-Umformers aus, bei welchem die Umformung auf rein elektrischem Wege in
                              									einer einzigen Maschine erfolgt.
                           Ein solcher Einanker-Umformer unterscheidet sich von einer gewöhnlichen
                              									Gleichstrommaschine nur dadurch, daß er außer dem Kollektor zur Abnahme des
                              									Gleichstroms noch eine Reihe von Schleifringen für die Zuführung des Drehstroms
                              									besitzt.
                           Die Drehstromspannung steht zur Gleichstromspannung in einem unveränderlichen
                              									Verhältnis, das durch eine Aenderung der Erregung nicht beeinflußt wird. Die
                              									Zuführung des Drehstroms erfolgt fast in allen Fällen über einen Transformator.
                           Da sich im Anker der Maschine der zugeführte Drehstrom und der erzeugte Gleichstrom
                              									zum großen Teile aufheben, so ist der Verlust durch Stromwärme besonders gering, und
                              									die Maschine kann daher eine weit größere Leistung hergeben, als wenn sie als
                              									Generator betrieben wird. Die Stromwärme im Anker ist bereits bei drei Phasen sehr
                              									gering und nimmt mit Erhöhung der Phasenzahl noch weiter ab.
                           Die Einanker-Umformer werden für drei oder sechs Phasen ausgeführt. Ein
                              									Sechsphasen-Umformer wird in der Weise mit Drehstrom gespeist, daß man die
                              									sekundären Spulen des Transformators, der zwischen dem Umformer und dem Drehstromnetz
                              									liegt, unverkettet läßt und mit ihren freien Enden zu den sechs Schleifringen des
                              									Umformers führt.
                           Eine Aenderung der Erregung bewirkt eine Aenderung der Phasenverschiebung zwischen
                              									Spannung und Stromstärke. Bei schwacher Erregung bleibt der Strom hinter der
                              									Spannung zurück, bei starker Erregung eilt er der Spannung vorauf, und bei einer
                              									bestimmten Erregung arbeitet der Umformer mit dem Leistungsfaktor eins.
                           Zur Regelung der Gleichstromspannung innerhalb der durch den praktischen Betrieb
                              									geforderten Grenzen kann in die Drehstromleitung eine Drosselspule eingeschaltet
                              									werden, deren Spannung sich je nach der Erregung des Umformers zur Netzspannung
                              									addiert oder sich von ihr subtrahiert. Eine Aenderung der Erregung bewirkt also in
                              									diesem Falle außer der Aenderung der Phasenverschiebung eine Aenderung der Spannung
                              									an den Schleifringen des Umformers und dadurch auch eine Regelung der
                              									Gleichstromspannung.
                           Gegen Pendeln sind die Einanker-Umformer durch eine Dämpferwicklung geschützt.
                           Der funkenlose Gang wird durch Wendepole sichergestellt. Die günstigen
                              									Kommutierungsbedingungen, die durch die Wendepole geschaffen werden, ermöglichen es,
                              									die Einanker-Umformer für eine verhältnismäßig hohe Drehzahl zu bauen. Da selbst bei
                              									50 Perioden die Polzahl verhältnismäßig gering ist, so ergibt sich der Vorteil eines
                              									großen Bürstenabstandes. In besonderen Fällen können Anker mit zwei Wicklungen und
                              									zwei Kommutatoren zur Verwendung kommen, bei denen die Spannung zwischen zwei
                              									benachbarten Bolzen nur gleich der halben Betriebsspannung ist.
                           Das Anlassen geschieht entweder von der Gleichstromseite oder von der
                              									Drehstromseite, Im letzteren Falle wird ein mit dem Umformer unmittelbar gekuppelter
                              									asynchroner Anwurfmotor vorgesehen, der für eine geringere Polzahl gebaut ist als
                              									der Einanker-Umformer und durch Einschalten von Widerstand im Rotorkreis auf die
                              									synchrone Drehzahl des Einanker-Umformers herabgeregelt wird. In anderen Fällen wird
                              									zwischen Einanker-Umformer und Anwurfmotor eine Uebersetzung eingeschaltet. Das
                              									Einschalten des Drehstroms erfolgt ebenso wie beim Anlassen von der Gleichstromseite
                              									mit Hilfe der gewöhnlichen Synchronisier-Einrichtungen. Die Anwurfmotoren werden
                              									nach Erreichen der synchronen Drehzahl abgekuppelt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 71
                              
                           Man kann die Umformer auch dadurch von der Drehstromseite aus anlassen, daß man einen
                              									Bruchteil der Drehstromspannung an die Schleifringe des unerregten Umformers legt
                              									und den Umformer ähnlich wie einen Asynchronmotor anlaufen läßt. Da die Polarität
                              									der Gleichstrombürsten in diesem Falle nicht von vornherein feststeht, so müssen für
                              									eine Aenderung der Polarität die erforderlichen Einrichtungen vorgesehen werden.
                           Bei Umformern, die miteinander parallel arbeiten, erfolgt zur Sicherstellung eines
                              									ungestörten Betriebes der Anschluß der Drehstromleitungen, falls dies nicht schon
                              									aus anderen Gründen erforderlich ist, stets über Transformatoren.
                           Wenn es sich um eine Umformung von Gleichstrom in Drehstrom handelt, bei welcher das
                              									Drehstromnetz allein durch Einanker-Umformer gespeist wird, läßt sich eine Erhöhung
                              									der Drehzahl bei wattloser Belastung durch eine Zusatzmaschine im Erregerkreis des
                              									Umformers verhindern.