| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 108 | 
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                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Ein neues Dampfturbinensystem wurde kürzlich von dem
                              									bekannten Elektrotechniker Tesla in Amerika konstruiert
                              									und praktischen Versuchen unterworfen.
                           Während in den zurzeit gebräuchlichen Dampfturbinensystemen der Dampf seine Energie
                              									an die Schaufeln des Rotors abgibt, wobei stets Stoßverluste auftreten, wird bei der
                              									Turbine von Tesla die Reibung des Dampfes benutzt, um
                              									seine Energie zu übertragen. Auf diese Weise sollen Stöße und Erschütterungen
                              									vermieden werden, wodurch der Gesamtnutzeffekt wesentlich verbessert würde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 108
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 108
                              Fig. 2.
                              
                           Bei der Maschine von Tesla gehen die Richtungs- und
                              									Geschwindigkeitsänderungen des Dampfes vollkommen sanft und allmählich vonstatten,
                              									da sie nicht zwangläufig sind, sondern nur durch die Reibung bedingt werden. Die in
                              										Fig. 1–4
                              									dargestellte Turbine besitzt gar keine Schaufeln, sondern nur einen Rotor, welcher
                              									aus einer Anzahl dünner, in geringem Abstand voneinander auf der Welle sitzenden
                              									Stahlscheiben besteht. Der Dampf, welcher diesem Scheibenrotor ungefähr tangential
                              									zugeführt wird, streicht zwischen den einzelnen Scheiben hindurch und nimmt infolge
                              									seines Adhäsionsvermögens und seiner verhältnismäßig geringen Viskosität die
                              									Scheiben in seiner Bewegungsrichtung mit, so daß der Rotor anfängt, sich zu drehen.
                              										Fig. 1 und 2
                              									stellen eine Versuchsturbine von 200 PS-Leistung dar, deren Rotor aus 25
                              									Stahlscheiben von 457 mm ∅ besteht. Da die Dicke der Stahlscheiben nur je 0,8 mm
                              									beträgt, so hat der Rotor die außerordentlich geringe Länge von nur 80 mm. Er
                              									ist in einem Gehäuse eingeschlossen und die Welle außerhalb des Gehäuses
                              									gelagert.
                           In Fig. 3 bedeuten B und
                              										B' die Dampfeintrittsöffnungen, die abwechselnd für
                              									beide Drehrichtungen verwendet werden können. Ein großer Vorzug der Tesla-Turbine ist nämlich ihre leichte Reversierbarkeit.
                              									Die Turbine dreht sich rechtsläufig oder linksläufig, je nachdem die Beaufschlagung
                              									durch die Düse B oder B'
                              									erfolgt. Befindet sich die Maschine im Ruhezustand, so wird der Dampf den durch die
                              									Richtung des Pfeiles markierten Weg einschlagen, um durch die sektorförmigen
                              									Ausschnitte in den Scheiben nach den Austrittskanälen im Gehäuse zu gelangen. Der
                              									Rotor wird durch die dabei auftretende Dampfreibung in immer schneller werdende
                              									Drehung versetzt. Dabei ändert sich auch der Weg des Dampfes sowohl absolut wie
                              									relativ zur Scheibe. Der Dampf wird allmählich eine Spirale mit vielen Windungen
                              									beschreiben, bis er zu den Austrittsöffnungen in der Nähe der Achse gelangt. Er
                              									sucht sich seinen Weg selber, d.h. er wird immer den Weg wählen, der ihm den
                              									geringsten Widerstand bietet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 108
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 108
                              Fig. 4.
                              
                           Bei schneller Drehung der Rotorscheiben hat der Dampf einen verhältnismäßig langen
                              									Weg zurückzulegen, bis er zu der Austrittsöffnung gelangt – in der in den Fig. 1 u. 2
                              									dargestellten Maschine beispielsweise 5 m – so daß er genug Zeit findet, seine
                              									Energie durch Reibung zu übertragen. Geschwindigkeit und Druck des Dampfes nehmen
                              									natürlich wie bei einer gewöhnlichen Dampfturbine gegen den Austrittsquerschnitt hin
                              									ab in dem Maße, wie die Energie übertragen wird. Die dargestellte 200 PS-Turbine,
                              									welche in der Edison Waterside Station in New York
                              									aufgestellt ist, arbeitet mit einer Dampfeintrittsspannung von 8¾ at und einer
                              									Geschwindigkeit von 9000 Umdr. i. d. Min.
                           Sie ist nur 1,52 m hoch, 0,5 m breit und 0,9 m lang und arbeitet mit Auspuff. Der
                              									Dampfverbrauch f. d. PS und Stunde beträgt bei der Versuchsturbine noch etwa 14,5
                              									kg. Das Gewicht der Maschine beträgt nur 180 kg, also nur 0,9 kg f. d. PS. Dieses
                              									außerordentlich geringe Gewicht sowie die leichte Umsteuerbarkeit dürften die Turbine als
                              									Schiffsmaschine außerordentlich geeignet erscheinen lassen. Durch Einführung von
                              									Kondensation und Ueberhitzung hofft Tesla das Gewicht
                              									noch weiter herunterzudrücken, sowie die Wirtschaftlichkeit bedeutend zu erhöhen, so
                              									daß sich ein Dampfverbrauch von etwa 6 kg erzielen ließe.
                           Eine weitere Versuchsmaschine, welche mit einem Gemisch von Rohölverbrennungsgasen
                              									und Wasserdampf betrieben wurde, hat 110 PS erzielt, hätte aber wahrscheinlich noch
                              									mehr leisten können, wenn die Welle nicht zu schwach gewesen wäre. Es werden sich
                              									also dieser neuen Turbine auch als Oelturbine günstige Aussichten bieten. Infolge
                              									ihrer baulichen Einfachheit und Betriebssicherheit wird sie vielleicht berufen sein,
                              									auf dem Gebiet des Dampfturbinenbaues revolutionierend zu wirken.
                           ––––––––––
                           Großes Diesel-Tankschiff. Wie die englische Zeitschrift
                              										„The Motor Boat“ mitteilt, wird auf der Germaniawerft in Kiel zurzeit ein
                              									Oeltankschiff mit Diesel-Motorenantrieb für Rechnung der
                              										Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft gebaut.
                              									Das Schiff besitzt ein Deplacement von 15000 t bei einer Länge von 160 m, einer
                              									Breite von 20,12 m und einer Seitenhöhe von 12,5 m. Zwei Diesel-Motoren von 3500 PS sollen dem Schiff eine Geschwindigkeit von zehn
                              									Seemeilen erteilen.
                           ––––––––––
                           Der englische Linienschiffskreuzer „Lion“, welcher
                              									im Jahre 1909/10 auf Stapel gelegt wurde, erledigt zurzeit im Kanal seine
                              									Probefahrten.
                           Die Versuche dürften ein erhebliches Interesse beanspruchen, weil die „Lion“
                              									alle bisherigen Konstruktionen in bezug auf Deplacement, Maschinenstärke,
                              									Geschwindigkeit und Bewaffnung weit überbietet. Der „Engineering“
                              									veröffentlicht in der Nummer vom 5. Jan. 1912 nebenstehende Tabelle, die die rapide
                              									Größenentwicklung der englischen Linienschiffskreuzer veranschaulicht: Wenn man die
                              									vorstehenden Werte als Ordinaten zu den Jahrgängen als Abszissen aufträgt und so die
                              									mittleren Größenentwicklungskurven zeichnet, so ergäbe sich für die mutmaßliche
                              									Entwicklung der englischen Linienschiffskreuzer in den folgenden Jahren bis 1916
                              									folgendes Bild:
                           Der im Jahre 1914 von Stapel zu lassende Typ würde eine Länge von 280 m, eine Breite
                              									von 35,7 m, ein Deplacement von 40000 t, eine indizierte Leistung von 95000 PS und
                              									eine Geschwindigkeit von 30 kn erhalten. Für das Jahr 1915 ergäben sich als
                              									Hauptdaten: Länge 304 m, Breite 37,6 m, Deplacement 44000 t, indizierte Leistung
                              									105000 PS, Geschwindigkeit 31 kn, und für das Jahr 1916: Länge 328 m, Breite 40 m,
                              									Deplacement 49000 t, indizierte Leistung 115000 PS, Geschwindigkeit 32 kn. Die
                              									Armierung dieser Schiffe, welche im Jahre 1910 gegenüber 1904 eine Verbesserung um
                              									100 v. H. aufweist, müßte im Jahre 1916 eine weitere Steigerung um 50 v. H.
                              									gegenüber 1910 zeigen.
                           Es ist ganz klar, daß die Weiterentwicklung der modernen Linienschiffskreuzer
                              									nicht auf dem von England vorgezeichneten Wege weitergehen kann. Es müßte das
                              									Bestreben der Konstrukteure sein, bei im übrigen gleichen Abmessungen wie bisher den
                              									Gefechtswert der Schiffe weiterhin zu erhöhen. Die Möglichkeit hierzu würde in der
                              									Einführung großer Diesel-Maschinen oder Oelturbinen liegen, welche weit geringeren
                              									Raum und Gewicht beanspruchen würden wie die bisherigen Dampfkraftanlagen. Die
                              									Schiffe könnten sogar kleiner gebaut werden als bisher und dabei doch eine höhere
                              									Geschwindigkeit entwickeln.
                           
                              
                                 Stapel-lauf
                                 Schiffs-klasse
                                 Länge
                                 Breite
                                 Deplace-ment
                                 Indiz.Leistung
                                 Geschwin-digkeit
                                 Bewaffnung
                                 
                              
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                                 1904
                                 BlackPrince
                                 157
                                 24,1
                                 13550
                                 23500
                                 22,33
                                 Sechs 9,2''Zehn 6''22 kleinere
                                 
                              
                                 1905
                                 Natal
                                 157
                                 24,1
                                 13550
                                 23500
                                 22,3
                                 Sechs 9,2''Vier 7,5''26 kleinere
                                 
                              
                                 1906
                                 Minotaur
                                 161
                                 24,4
                                 14600
                                 27000
                                 23,0
                                 Vier 9,2''Zehn 7,5''24 kleinere
                                 
                              
                                 1907
                                 Invincible
                                 174
                                 25,7
                                 17250
                                 41000
                                 25,0
                                 Acht 12''Sechszehn 4''5 kleinere 
                                 
                              
                                 1909
                                 Indefatig-able
                                 182
                                 26,2
                                 18750
                                 43000
                                 25,0
                                 Acht 12''Sechszehn 4''6 kleinere 
                                 
                              
                                 1910
                                 Lion
                                 216
                                 29
                                 26360
                                 70000
                                 28,0
                                 Acht 13,5''Sechszehn 4''6 kleinere
                                 
                              
                           Durch den Fortfall der großen Schornsteine würde auf Deck viel Raum für schwere
                              									Artillerie verfügbar, der Raum könnte weit besser ausgenutzt werden als bisher und
                              									der Quotient aus \frac{\mbox{Armierung}}{\mbox{Eigene
                                 										Zielfläche}} würde bedeutend verbessert werden. Es würde sich also ein
                              									Schiffstyp ergeben, der bei kleineren Abmessungen, kleinerer Zielfläche, kleineren,
                              									fast verschwindenden Aufbauten, geringer oder ganz fehlender Rauchentwicklung eine
                              									bedeutend verstärkte Armierung, größere Geschwindigkeit, einen um ein Vielfaches
                              									vermehrten Aktionsradius besäße, stets fahrtbereit und unabhängig von
                              									Kohlenstationen wäre. Je früher eine Marine hier einsetzen würde, um so eher würde
                              									sie den scheinbaren Vorsprung wieder ausgleichen, den England zurzeit gewonnen
                              									hat.
                           ––––––––––
                           Das Projekt eines Torpedobootzerstörers mit
                                 										Diesel-Motorenantrieb wurde in der Society of Naval
                                 										Architects von Mr. Davison besprochen. Der
                              									Vortragende verglich den im Jahre 1900 gebauten Torpedobootzerstörer Paul Johns mit
                              									einem vollkommen gleich gebauten Schiff, das statt der Kolbendampfmaschinen Diesel-Motorenantrieb erhalten würde. Paul
                                 										Johns besitzt ein Deplacement von 470 t und nicht ganz 8000 PSi. Das neue Projekt sieht eine Ersetzung der beiden
                              									Vierfach-Expansionsmaschinen und Thornycroft-Kessel durch
                              									drei Nürnberger achtzylindrige Zweitakt-Oelmaschinen vor. Danach würde das Schiff
                              									also drei Schrauben bekommen.
                           Die Zylinder der Nürnberger Oelmaschinen haben 480 mm ∅ und 500 mm Hub; die
                              									Umdrehungszahl beträgt 350 i. d. Min. Jede der drei Maschinen besitzt eine Länge von
                              									etwa 10 m, eine Breite von 1,5 m, eine Höhe von 3 m und ein Gewicht von 47 t.
                           Nach dem Einbau der Oelmaschinen würde der Maschinenraum im Schiff eine um 12 m
                              									geringere Länge beanspruchen.
                           Eine Nebeneinanderstellung der einzelnen Daten des Projekts ergibt folgenden
                              									Vergleich:
                           
                              
                                 
                                 JetzigeKolben-maschine
                                 Oel-maschine
                                 
                              
                                 J. PS
                                 7700
                                 8300
                                 
                              
                                 W. PS
                                 7000
                                 7200
                                 
                              
                                 Gewicht der Hauptmaschinenanlage          kg
                                 204000
                                 144000
                                 
                              
                                 Gewicht f. d W.
                                    											PS                                        „
                                 29
                                 20
                                 
                              
                                 Aktionsradius bei 10 kn u. 180 t Brennstoff Sm
                                 1700
                                 10000
                                 
                              
                                 Brennstoffverbrauch f. d. W. PS bei 16 kn    kg
                                 1,36
                                 0,270
                                 
                              
                                 Aktionsradius bei 28 kn u. 180 t Brennstoff  Sm
                                 630
                                 2950
                                 
                              
                                 Brennstoffverbrauch f. d. W. PS bei 28 kn    kg
                                 1,06
                                 0,225
                                 
                              
                                 Maschinenpersonal
                                 54
                                 21
                                 
                              
                                 Brennstoffverbrauch auf der Fahrt jährlich    (20000
                                    											Sm)                                                 t
                                 2100
                                 360
                                 
                              
                                 Jährlicher Brennstoff für Hafenbetrieb         „
                                 300
                                 300
                                 
                              
                                 Jährlicher Gesamtverbrauch                        „
                                 2400
                                 660
                                 
                              
                                 Kosten des Brennstoffes an der Westküste   M
                                 78000
                                 19000
                                 
                              
                                 Besoldung des Maschinenpersonals             „
                                 92000
                                 39000
                                 
                              
                                 Reparaturen
                                    											jährlich                                     „
                                 41000
                                 8200
                                 
                              
                           Diese Aufstellung zeigt die außerordentlichen Vorteile des Oelmaschinenbetriebes. Wir
                              									wollen aber nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß wir derartige Vergleiche für
                              									nicht ganz angebracht halten, da sie ein ganz und gar unzutreffendes Bild von den
                              									tatsächlichen Verhältnissen geben. In Wirklichkeit liegt nämlich der Fall für die
                              									Oelmaschine noch viel günstiger. Der Vortragende sagte nicht, was er mit den
                              									verfügbar gewordenen 12 m Schiffslänge und mit den 60 t Ersparnis an
                              									Maschinengewicht beginnen will. Es geht jedenfalls nicht an, Dampffahrzeuge einfach
                              									in Motorfahrzeuge unter Beibehaltung des bisherigen Schiffskörpers umzubauen und
                              									dann Vergleiche zwischen beiden Ausführungsformen anzustellen. Das Motorfahrzeug muß
                              									vielmehr von Grund aus neu entworfen werden, muß unter Umständen sogar eine
                              									vollkommen neuartige Form erhalten, die der Eigenart des Oelmotorenantriebes in
                              									vollkommenerem Maße Rechnung trägt. Weiter berechnete der Vortragende den
                              									Brennstoffverbrauch für das Dampfschiff aus der jährlichen Fahrtstrecke und dem aus
                              									Versuchen bekannten Brennstoffverbrauch bei bestimmten Geschwindigkeiten,
                              									vernachlässigt also vollkommen den Brennstoffverbrauch, der dadurch entsteht,
                              									daß die Kessel vor jeder Fahrt angeheizt und bei kürzeren Aufenthalten unter Dampf
                              									gehalten werden müssen. Bei Diesel-Motorenantrieb wird
                              									nur während der Fahrt Brennstoff verbraucht. Soll der oben angeführte Vergleich
                              									stimmen, so müßte vor allem das Deplacement des Diesel-Schiffes bedeutend verringert werden, wodurch aber wieder eine kleinere
                              									Maschinenleistung der Oelmotoren bedingt würde. Die obigen Vergleichszahlen würden
                              									sich also zugunsten des Diesel-Motorschiffs ändern.
                           ––––––––––
                           Ueber die Wirkung des Kohlenrauchs auf das Sonnenlicht macht Professor I. D. Cohen von der Universität Leeds außerordentlich interessante Mitteilungen,
                              									denen wir das Folgende entnehmen.
                           Die Anwesenheit von suspendierten Teilchen in der Luft beeinflußt in erheblicher
                              									Weise die Intensität des Sonnenscheins. Im Jahre 1907 betrug die Zahl der
                              									Sonnenscheinstunden in der Stadt Leeds 1167, dagegen in dem vier Meilen davon
                              									entfernten Adel 1407. Die Sonnenscheindauer war also in der Stadt Leeds um 17 v. H.
                              									geringer. Ein ähnliches Ergebnis wurde in anderen Jahrgängen gefunden. Diese
                              									Messungen konnten aber noch keinen großen Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit
                              									erheben, da nicht die Intensität des Sonnenlichtes bezw. die Beeinträchtigung der
                              									Intensität gemessen wurde. Als Maßstab für die Helligkeit des Lichtes kann die
                              									Einwirkung gelten, welche das Licht auf eine Jodkaliumlösung durch die Abscheidung
                              									von freiem Jod ausübt. Versuche in dieser Richtung wurden im Winter des Jahres 1895
                              									und im Juli des Jahres 1910 ausgeführt. Bei den ersten Versuchen ergab sich, daß die
                              									Intensität des Sonnenscheins im Industrieviertel von Leeds um 25 v. H. geringer war
                              									als in den Wohnvierteln.
                           Bei der zweiten Versuchsreihe im Jahre 1910 wurden sowohl Versuche im eigentlichen
                              									Industrieviertel von Leeds als auch in der 7 Meilen östlich von Leeds gelegenen
                              									Villenvorstadt Garforth vorgenommen. Dabei ergab sich für Leeds eine um 40 v. H.
                              									geringere Lichtintensität gegenüber Garforth. [Rauch und Staub, Januar 1912.]
                           ––––––––––
                           Ueber die Herstellung des Blattmetalls in Altertum und
                                 										Neuzeit hielt in der Sitzung des Vereins deutscher Maschinen-Ingenieure vom
                              									16. Januar d. J. Herr Regierungsrat Theobald, Mitglied
                              									des Kaiserlichen Patentamts, einen überaus interessanten, auf gründlichster
                              									Quellenforschung beruhenden, mit zahlreichen Lichtbildern ausgestatteten
                              									Vortrag.
                           War schon in der ersten ägyptischen Dynastie das Belegen mit Goldplatten bekannt, so
                              									nötigte doch der Verwendungszweck und die Wertsteigerung des Goldes zu immer
                              									weitergehender Verdünnung, so daß bereits in der fünften Dynastie das Blattgold
                              									auftritt. Aus dem dritten Jahrtausend stammt die erste Abbildung des Goldschlägers,
                              									während jede schriftliche Schilderung des seltsamen Handwerkes fehlt. Die
                              									vorderasiatischen Kulturvölker, ebenso wie China, Japan, Indien und Griechenland haben das Blattgold
                              									früh verwandt, uns aber keinerlei Zeugen für das Verfahren hinterlassen. Erst Plinius und Dioscorides gaben
                              									flüchtige Andeutungen, jedoch ausreichend, um interessante Schlüsse auf das Material
                              									der Membranen zu ziehen, zwischen denen man die Goldblättchen ausschlug. Im
                              									Mittelalter verraten uns verschiedene lateinische Handschriften des neunten und
                              									zwölften Jahrhunderts das ganze derzeitige Verfahren und insbesondere den
                              									auffallenden Wechsel in den Membranen, welche zunächst noch Kupferbleche, später
                              									Papierscheiben sind. Eine Zeitlang dient dann Pergament und für die letzten
                              									Ausschlagprozesse Goldschlägerhaut, das seltsame Produkt aus der Oberhaut des
                              									Rinderblinddarmes, als Zwischenlage, bis im 19. Jahrhundert Papier und
                              									Goldschlägerhaut nacheinander verwandt werden. Nachdem schon Leonardo da Vincis Riesengeist sich mit Entwürfen für Maschinen zum
                              									Ausschlagen des Blattgoldes befaßt, diese Versuche aber Jahrhunderte lang geruht
                              									hatten, nimmt die Goldschlagmaschine heutzutage schon eine beachtenswerte Stellung
                              									in dem Goldschlägerhandwerk ein. Freilich wird die letzte Verdünnung, wenigstens des
                              									echten Blattgoldes, nach wie vor mit dem Handhammer vorgenommen. Als Maß für die
                              									Verdünnung, welche das Gold erfährt, diene die Angabe, daß ein Goldstück von etwa
                              									3,5 g Gewicht (10 Mark-Stück) auf etwa 6 qm Fläche ausgetrieben werden kann und
                              									dabei dünner als 1/10000 mm wird.
                           ––––––––––
                           Ueber die Bergwerksabgaben in Marokko bringt ein Artikel
                              									in der Zeitschrift „Stahl und Eisen“ vom 18. 1. 1912 nähere Angaben.
                           Während in Frankreich durch das Gesetz vom 8. April 1910 die Bergwerksabgaben in
                              									Frankreich derart neu geregelt werden, daß 1. eine Jahresabgabe von 50 Cis. für das
                              									Hektar und 2. eine Abgabe von 6 v. H. des Reinertrages vom Vorjahr zu
                              									entrichten ist, während ferner in Tunis nur 10 Cts. für das Hektar und 5 v. H. vom
                              									Reinertrag bezahlt zu werden brauchen und Algier überhaupt keine Bergwerksabgaben
                              									kennt, sind für Marokko bedeutend höhere Sätze festgesetzt worden.
                           Im Artikel 5 des Marokkovertrages heißt es wörtlich:
                           
                              „Die französische Regierung wird dafür sorgen, daß in Marokko keinerlei
                                 										Ausfuhrabgaben für die aus marokkanischen Häfen ausgeführten Eisenerze erhoben
                                 										werden. Erzbergwerke haben weder für Förderung noch für Betriebsmittel irgend
                                 										eine besondere Abgabe zu tragen. Sie werden außer den allgemeinen Steuern nur
                                 										eine nach Hektar und Jahr berechnete feste Abgabe und eine Steuer nach Maßgabe
                                 										des Bruttoertrages entrichten. Diese Abgaben, die den Vorschriften der Artikel
                                 										35 und 49 des dem Protokoll der Pariser Konferenz vom 7. Juli 1910
                                 										angeschlossenen Berggesetzentwurfes zu entsprechen haben, sind in gleicher Weise
                                 										von allen Bergwerksunternehmungen zu tragen.“
                              
                           Nach Aeußerungen des Berichterstatters für den Marokkovertrag in der französischen
                              									Deputiertenkammer bestimmen aber die Artikel 35 und 49 des oben genannten
                              									Berggesetzentwurfes, daß in Marokko eine Jahresabgabe von 1 und 2 Frcs. für das
                              									erste und zweite Jahr und 2,50 Frcs. für jedes weitere Jahr für das Hektar und
                              									zweitens 3 v. H. vom Bruttoertrag des Bergwerks zu entrichten sind. Einer späteren
                              									Erhöhung der Sätze ist ferner keine Grenze gesetzt.
                           Diese Sätze stellen zweifellos eine viel höhere Belastung der marokkanischen
                              									Eisenerzgruben dar, als die französischen, tunesischen oder algerischen Gruben zu
                              									tragen haben. Eine Abgabe von 3 v. H. des Bruttoertrages bedeutet jedenfalls in der
                              									Regel weit mehr als 6 v. H. des Reinertrages.