| Titel: | DIE KÜHLUNG DES WERKZEUGES. | 
| Autor: | N. N. Sawwin | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 121 | 
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                        DIE KÜHLUNG DES WERKZEUGES.
                        Experimentelle Prüfung des Wirkungsgrades von
                           								flüssigen Schmier- und Kühlmitteln.
                        Von N. N. Sawwin, Professor an dem
                           									Polytechnischen Institut zu St.
                                 								Petersburg.
                        (Schluß von S. 105 d. Bd.)
                        SAWWIN: Die Kühlung des Werkzeuges.
                        
                     
                        
                           IV.
                           Die Kühl- und Schmierflüssigkeiten sind, wie schon oben erwähnt, mit denselben
                              									Apparaten untersucht, die bei meiner vorhergehenden Arbeit zur Bestimmung der
                              									Beziehung zwischen mechanischer Arbeit und Schneidwärme benutzt wurden.
                           Jedes Versuchsstück wurde in Wasser zur Hälfte geschnitten, die aufgewandte Arbeit
                              									und entwickelte Wärme gemessen; dann wurde das Wasser ausgegossen, das Gewicht der
                              									abgenommenen Späne aus der Differenz des Gewichts des Werkstückes vor und nach dem
                              									Schneiden bestimmt. Darnach wurde das Kalorimeter mit der Versuchsflüssigkeit
                              									gefüllt und mit demselben Werkzeug und unter denselben Schneidbedingungen die zweite
                              									Hälfte des Werkstückes geschnitten. Einige Beispiele mögen den Verlauf dieser
                              									Prüfung veranschaulichen.
                           a. Schneiden eines ausgeglühten
                                 										Stahlstückes in Wasser.
                           
                              
                                 Gewicht
                                 des
                                 Wassers
                                 3200 g
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Werkstückes vor dem Versuch
                                   409 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                          „        nach   „       „
                                   326 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Gewicht der Späne
                                     83 g
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Anfangstemperatur des Kalorimeters
                                 17,83°
                                 
                              
                                 Endtemperatur           „           „
                                 19,70°
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Temperaturanstieg
                                   1,87°
                                 
                              
                           Der Wasserwert des kalorimetrischen Systems außer dem
                              									variablen Gewicht des Stahlwerkstückes betrug 397 g/Kal.
                           Im ganzen ist Wärme erzeugt:
                           (397 + 3200 ∙ 0,9985 + 50) ∙ 1,87 = ∾ 6811 g/Kal.,
                           wobei 0,9985 – die benutzte spezifische Wärme des Wassers bei
                              									der Versuchstemperatur und 50 – der Wasserwert des Werkstückes ist. Für die
                              									spezifische Wärme der Späne und des unzerstörten Metallstückes ist derselbe Wert
                              									angenommen.
                           Auf 1 g abgetrennter Späne sind 6811 : 83 = 82,06 g/Kal. frei geworden; der
                              									Schneidkoeffizient betrug 176 kg auf 1 qmm Spanquerschnitt.
                           b. Schneiden desselben Werkstückes in
                                 										gesättigter Sodalösung.
                           
                              
                                 Gewicht
                                 der
                                 Lösung
                                 3200 g
                                 
                              
                                 „
                                 des
                                 Werkstückes vor dem Versuch
                                   326 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                          „        nach   „       „
                                   241 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Gewicht der Späne
                                     85 g
                                 
                              
                           
                              
                                 Anfangstemperatur des Kalorimeters
                                 20,91°
                                 
                              
                                 Endtemperatur         „           „
                                 22,98°
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Temperaturanstieg
                                   2,07°
                                 
                              
                           Im ganzen ist Wärme erzeugt:
                           (397 + 3200 ∙ 0,9166 + 40) ∙ 2,07 = 6975,9 g/Kal.,
                           wobei 0,9166 – die spezifische Wärme der Sodalösung, aber 40 –
                              									der Wasserwert des Stahlwerkstückes ist.
                           Auf 1 g abgetrennter Späne sind 6975,9 : 85 = 82,07 g/Kal. frei geworden; der
                              									Schneidkoeffizient betrug 180 kg.
                           c. Schneiden eines neuen, ausgeglühten
                                 										Stahlstückes in Wasser.
                           
                              
                                 Gewicht
                                 des
                                 Wassers
                                 3200    g
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Werkstückes vor dem Versuch
                                   410    „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                         „         nach   „       „
                                   325,5 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Gewicht der Späne
                                     84,5  g
                                 
                              
                           
                              
                                 Anfangstemperatur des Kalorimeters
                                 17,91°
                                 
                              
                                 Endtemperatur         „           „
                                 19,82°
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Temperaturanstieg
                                   1,91°
                                 
                              
                           Im ganzen ist Wärme erzeugt:
                           (397 + 3200 ∙ 0,9985 + 50) ∙ 1,91 = 6956,6 g/Kal.
                           Auf 1 g abgetrennter Späne sind 82,33 g/Kal. frei geworden; der Schneidkoeffizient
                              									betrug 176 kg.
                           d. Schneiden des vorigen Werkstückes in
                                 										mineralischem Maschinenöl.
                           
                              
                                 Gewicht
                                 des
                                 Oeles
                                 2880    g
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Werkstückes vor dem Versuch
                                   325,5 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                         „         nach   „       „
                                   255,5 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Gewicht der Späne
                                     70 g
                                 
                              
                           
                              
                                 Anfangstemperatur des Kalorimeters
                                 19,42°
                                 
                              
                                 Endtemperatur         „           „
                                 22,42°
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Temperaturanstieg
                                   3,00°
                                 
                              
                           Im ganzen ist Wärme erzeugt:
                           (397 + 2880 ∙ 0,4684 + 40) ∙ 3,00 = 5356 g/Kal.,
                           wobei 0,4684 die spezifische Wärme des Maschinenöles ist.
                           Auf 1 g abgetrennter Späne sind 76,51 g/Kal. frei geworden; der
                              									Schneidkoeffizient betrug 155 kg.
                           e. Schneiden eines neuen, ausgeglühten
                                 										Stahlstückes in Wasser.
                           
                              
                                 Gewicht
                                 des
                                 Wassers
                                 3200 g
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Werkstückes vor dem Versuch
                                   410 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                         „         nach   „       „
                                   331 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Gewicht der Späne
                                     79 g
                                 
                              
                           
                              
                                 Anfangstemperatur des Kalorimeters
                                 17,58°
                                 
                              
                                 Endtemperatur         „           „
                                 19,18°
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Temperaturanstieg
                                   1,60°
                                 
                              
                           Im ganzen ist Wärme erzeugt:
                           (397 + 3200 ∙ 0,9985 + 50) ∙ 1,60 = 5828 g/Kal.
                           Auf 1 g abgetrennter Späne sind 73,77 g/Kal. frei geworden; der Schneidkoeffizient
                              									betrug 161 kg.
                           f. Schneiden des vorigen Werkstückes in
                                 										Leinöl.
                           
                              
                                 Gewicht
                                 des
                                 Oeles
                                 3040 g
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Werkstückes vor dem Versuch
                                   331 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                         „         nach   „       „
                                   256 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Gewicht der Späne
                                     75 g
                                 
                              
                           
                              
                                 Anfangstemperatur des Kalorimeters
                                 19,21°
                                 
                              
                                 Endtemperatur         „           „
                                 21,40°
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Temperaturanstieg
                                   2,19°
                                 
                              
                           Im ganzen ist Wärme erzeugt:
                           (397 + 3040 ∙ 0,4702 + 40) ∙ 2,19 = 40,90 g/Kal.,
                           wobei 0,4702 die spezifische Wärme des Leinöles ist.
                           Auf 1 g abgetrennter Späne sind 54,54 g/Kal. frei geworden; der Schneidkoeffizient
                              									betrug 121 kg.
                           Die Diagramme des Spandruckes auf das Werkzeug sind für die angeführten sechs
                              									Versuche in Fig. 6 gegeben.
                           Tab. 2 enthält eine Zusammenstellung der Versuchsresultate mit Wasser, gesättigter
                              									Sodalösung, 10 v. H. Emulsion „Aquol“ der Gesellschaft Neptun, 10 v. H. Emulsion „Emulsol“ der Gesellschaft Gebr. Nobel, mineralischem Maschinenöl, russischem
                              									Brennöl und Leinöl.
                           
                        
                           V.
                           Bei Durchsicht der Tabelle findet man vor allem, daß die Schneidkoeffizienten bei
                              									Wasserkühlung in der Tat nicht immer gleich waren; so betrug dieser Koeffizient in
                              									zwei Versuchen 158 und 160 kg, stieg in anderen Fällen jedoch bis auf 184 kg. Die
                              									Zweifel an der Homogenität des Materials und der Ungleichmäßigkeit der
                              									Werkzeugschneide waren also begründet, und meine Methode, bei welcher jede
                              									Versuchsflüssigkeit mit Wasser verglichen wurde, sicherte den gefundenen Resultaten
                              									zweifellos eine größere Wahrscheinlichkeit. Weiter wäre zu vermerken, daß zwischen
                              									der Schneidarbeit und der Schneidwärme dieselben Beziehungen erhalten werden, wie in
                              									meiner früheren Arbeit über die Schneidwärme; diese Verhältnisse waren konstant.
                              									Auch hier erwies es sich, daß die ganze Schneidarbeit bis auf geringe Divergenzen,
                              									die wohl auf Unzulänglichkeiten der Meßapparate zurückzuführen sind, in Wärme
                              									verwandelt wurde.
                           Beim Vergleich der Versuchsflüssigkeiten fällt vor allem der große Unterschied im
                              									Wärmeeffekt beim Begießen
                           
                           Tabelle 2.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 123
                              Versuchsflüssigkeiten;
                                 										Vergleichswerte der Schneidkoeffizienten kg/qmm in; Schneidwärmen g/Kal. in;
                                 										Differenz der Schneidwärmen auf 1 g Späne in der Versuchsflüssigkeit und in
                                 										Wasser; positiv; negativ; Versuchsbedingungen; Versuchsflüssigkeit; Wasser;
                                 										Gesättigte Sodalösung; „Emulsol“, 10 v. H. Emulsion der Gesellschaft
                                 										Gebr. Nobel; „Aquol“, 10 v. H. Emulsion der Gesellschaft Neptun;
                                 										Mineralisches Maschinenöl; Russisches Brennöl; Leinöl; Spanbreite; Spandicke;
                                 										Zusammensetzung der ausgeglühten Stahlwerkstücke: Zugfestigkeit;
                                 										Dehnungskoeffizient; Werkzeuge aus Böhlerschem; Schnellstahl „Gigant“;
                                 										Schneidwinkel; Neigungswinkel
                              
                           des Werkzeuges, einerseits mit reinem Oel, anderseits mit
                              									Emulsionen, Sodalösung und reinem Wasser ins Auge. Beim Begießen mit Leinöl ist z.B.
                              									auf 1 g abgetrennte Späne die Wärmeausscheidung um 26,2 resp. 33,2 v. H. geringer
                              									als beim Schneiden im Wasser, ebensogroß ist die Differenz im Arbeitsverbrauch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 123
                              Fig. 6.
                              
                           Anscheinend besteht in der Wirkung von Wasser, Emulsion und Sodalösung kein
                              									wesentlicher Unterschied; für die Erhaltung des Werkzeuges ist es gleichgültig, mit
                              									welcher Flüssigkeit gekühlt wird. Die gesättigte Sodalösung hat ja wohl,
                              									wahrscheinlich infolge ihrer geringen spezifischen Wärme, als 10 v. H. Emulsion,
                              									ungünstigere thermische Resultate ergeben, jedoch liegen die Differenzen für die
                              									drei genannten Flüssigkeiten in den Fehlergrenzen der Apparate und Beobachtungen
                              									(etwa 5 v. H. nach meinen Bestimmungen). Endlich waren die Sodalösungen schon fast
                              									übersättigt; geringerer Sodagehalt erhöhte die spezifische Wärme und müßte auch den
                              									thermischen Effekt verbessern; dieses wurde durch besondere Versuche bestätigt. In
                              									betreff der spezifischen Wärme und der Wärmeleitung weichen 10prozentige Emulsionen
                              									und Sodalösungen wenig voneinander ab; obgleich die Kühlung durch diese
                              									Flüssigkeiten ein wenig schwächer als die Wasserkühlung ist, so sind sie dem Wasser
                              									gleichwertig, da eine, wenn auch nur geringe Schmierwirkung der Lösungen die
                              									Abnutzung des Werkzeuges vermindert und die Genauigkeit der Arbeit wesentlich
                              									erhöht.
                           Die Ersparnisse beim Anwenden reiner Oele schwanken zwischen 7 und 33 v. H. An erster
                              									Stelle kommt Leinöl (26,2 resp. 33,2 v. H. Ersparnis), an zweiter russisches
                              									Brennöl, das ist eine Mischung von Mineralöl mit pflanzlichem Oel (18,2 und 25,9 v.
                              									H. Ersparnis); mineralisches Maschinenöl gab 7 resp. 12 v. H. Ersparnis. Die
                              									spezifischen Wärmen dieser Oele differieren untereinander nur wenig:
                           
                              
                                 Leinöl
                                 0,4702,
                                 
                              
                                 Brennöl
                                 0,4645,
                                 
                              
                                 Maschinenöl
                                 0,4684.
                                 
                              
                           Auch die Wärmeleitungsfähigkeit ist annähernd dieselbe; das
                              									Maschinenöl leitet wohl die Wärme schlechter als das Leinöl, hat aber dafür eine
                              									größere spezifische Wärme, Die bedeutenden Differenzen in der Arbeitsersparnis bei
                              									Anwendung dieser Oele sind also nicht auf ihre Kühlfähigkeit zurückzuführen, sondern
                              									auf ihre verschiedene Schmierfähigkeit bei den enormen Drucken, die bei weichen
                              									Metallen zwischen dem Werkzeug und dem an ihm gleitenden Spane auftreten; gestützt
                              									wird diese Ansicht durch den Umstand, daß diese Materialien bei meiner Untersuchung
                              									sich genau in die Reihenfolge ihrer Schmierfähigkeit einordneten. Der Gesamtdruck
                              									zwischen Werkzeug und Span betrug bei den Versuchen bis 184 kg, war jedoch nicht
                              									gleichmäßig verteilt; seine Maximalgröße erreichte der Druck in der Nähe der
                              									Werkzeugschneide, wo der gleitende Span auf die Vorderkante des Werkzeuges drückte;
                              									weiterhin nahm er schnell, wahrscheinlich bis auf Null, ab. Die Schmierung ist
                              									natürlich dort, wo der Druck 10 kg/qmm überstieg, nur von kurzer Dauer; ihre
                              									Nutzwirkung setzt erst weiter ein, an jenen Stellen des Werkzeuges, wo der
                              									Druck geringer ist und die Flüssigkeit nicht weggedrückt wird. Im allgemeinen
                              									verträgt Leinöl bekanntlich höheren Druck als Mineralöl.
                           Der Vergleich der Effekte bei Kühlung mit pflanzlichem Oele und mit Wasser gestattet
                              									gewisse Schlüsse über das Verhältnis zwischen der Arbeit der inneren und äußeren
                              									Reibungen beim Metallschneiden. Die mechanische Schneidarbeit bewirkt Zerstörung der
                              									Metallkörner, Aenderungen der Lage der Metallteilchen in jedem einzelnen
                              									Spanelement, gegenseitige Verschiebung dieser größeren Elemente und ein Mitschleppen
                              									des Spanes längs der vorderen Werkzeugkante. Als Resultat der Ueberwindung aller
                              									inneren und äußeren Reibungen ergibt sich eine der angewandten mechanischen Arbeit
                              									äquivalente Wärmeausscheidung, die von der Kühlflüssigkeit aufgenommen werden soll.
                              									Die Kühlflüssigkeit schmiert an den Stellen, wo sie schon nicht mehr weggepreßt
                              									wird, Span und Werkzeug. Eine Arbeitsersparnis von 33 v. H. beim Begießen des
                              									Werkzeuges mit wenig leitendem Leinöl muß ganz auf Schmierung zurückgeführt werden,
                              									so daß die Außenreibung bei Bewegung des Fließspanes in jedem Fall nicht unter 33 v.
                              									H. der gesamten Schneidarbeit beträgt. Da dank den großen Drucken es nicht gelingt,
                              									die ganze Kantenfläche des Werkzeuges einzuölen und der Span einen Teil seines Weges
                              									ohne Oelung zurücklegt, außerdem ja doch selbst bei vollkommener Schmierung auf
                              									Ueberwindung von Reibungswiderständen Arbeit verwandt würde, so muß wohl angenommen
                              									werden, daß der wirkliche Arbeitsaufwand beim Ueberwinden äußerer Reibung
                              									beträchtlich größer ist, Damit stimmen vollkommen die Beobachtungen von Taylor, der beim Schneiden von Stahl und Roheisen
                              									bedeutende Unterschiede im Nutzeffekt der Kühlung konstatierte; dieser Unterschied
                              									ist meines Erachtens hauptsächlich auf den generellen Unterschied in der Reibung der
                              									Stahl- und Roheisenspäne zurückzuführen. Beim Schneiden besonders zähen Materials,
                              									z.B. Nickelstahls, ist die äußere Reibung so groß, daß die am Werkzeuge anliegende
                              									Spanfläche ausgezeichnet poliert wird.
                           Am gleichmäßigsten trennte sich der Span beim Schneiden in Leinöl ab; nach Oeffnung
                              									des Kalorimeters erwies es sich, daß das ganze abgetrennte Material sich zu einem
                              									Span aufgerollt hatte; der Indikatorstift hatte eine wagerechte gerade Linie
                              									gezeichnet. Schlechter rollte sich der Span in russischem Brennöl auf, noch
                              									schlechter in Maschinenöl. Beim Schneiden in Emulsionen und in Sodalösung
                              									zerbröckelte der Span in annähernd gleiche Elemente von 10–15 mm Länge, was sich
                              									auch im Zittern des Indikatorstiftes äußerte; in Wasser ging das Schneiden noch
                              									ungleichmäßiger vor sich, die Indikatorausschläge waren noch größer.
                           Nach ihrem Preise (loco St. Petersburg) ordnen sich die untersuchten Flüssigkeiten in
                              									folgende Reihe:
                           
                              
                                 1
                                 Pud
                                 Leinöl
                                 7
                                 Rbl.
                                 50
                                 Kop.
                                 bis
                                 8
                                 Rbl.
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 russisches Brennöl
                                 3
                                 „
                                 80
                                 „
                                 „
                                 4
                                 „
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 mineralisches Ma-schinenöl
                                 2
                                 „
                                 –
                                 „  b.
                                 2 Rbl.
                                 
                                 20 Kop.
                                 
                              
                                 1
                                 Pud
                                 10 v. H. Emulsion„Emulsol“ der Ges.Gebrüder Nobel
                                 –
                                 Rbl.
                                 80
                                 Kop.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 10 v. H. Emulsion„Aquol“ der Ges.Neptun
                                 1
                                 „
                                 20
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 gesätt. Sodalösung
                                 –
                                 „
                                 10
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Am wenigsten werden die Werkzeugbankteile und das Werkstück durch reine Oele
                              									angegriffen; nach dem Verdunsten des Wassers der Emulsionen verbleibt auf der Bank
                              									und dem Werkstück eine dünne Deckschicht von Oel. Gesättigte Sodalösung ruft
                              									gleichfalls keinen Rost hervor: nach Verdunsten des Wassers wird das verbleibende
                              									weiße Pulver mühelos mit einem Läppchen weggewischt; natürlich darf es nicht
                              									monatelang auf der Werkzeugbank bleiben, da es sonst das Metall angreift.
                           Alle Resultate dieser Arbeit stehen in vollem Einklang mit den Ergebnissen meiner im
                              									Jahre 1905 ausgeführten Untersuchung. Die Verfeinerung der Untersuchungsmethode hat
                              									wohl keine neuen Resultate ergeben, jedoch mich noch mehr in der Ansicht bestärkt,
                              									daß man bei dem ständigen Anwachsen der Schneidgeschwindigkeit und der Größe der
                              									Werkbänke die Ausgaben für die Betriebskraft, welche nunmehr schon einen bedeutenden
                              									Posten im Haushalt der mechanischen Werkstätten ausmachen, den Ersparnissen
                              									bedeutend mehr Beachtung zuwenden muß, die sich beim Benutzen reiner Maschinenöle
                              									ergeben. Es ist nicht ausgeschlossen, daß in einigen mit modernen starken Werkbänken
                              									ausgerüsteten Werkstätten bei sparsamer Benutzung von russischem Brennöl einige
                              									Vorteile zu erreichen sind. Natürlich muß die Sachlage genau überlegt und auch vom
                              									ökonomischen Standpunkt eingehend geprüft werden.
                           Wenn auch die Benutzung von reinem, teurem Oel in wenigen Fällen unrationell ist,
                              									z.B. beim Schruppen, wo große Betriebskraft erforderlich ist, und die mit der
                              									Flüssigkeit begossenen Werkbankteile nicht sehr empfindlich gebaut werden, so sehe
                              									ich hier keinen Grund, teuere Emulsionen zu benutzen, deren Preis in keinem
                              									Verhältnis zu ihren Gestehungskosten sowie ihrem Nutzen steht, sondern würde
                              									gewöhnliche, billige Sodalösungen vorziehen, die je nach Bedarf ohne weiteres in den
                              									Werkstätten selbst bereitet werden können. Bei feineren Arbeiten auf der
                              									Revolverbank sind zweifellos zwecks besserer Erhaltung der feineren Werkbankteile
                              									Emulsionen den Sodalösungen vorzuziehen; in diesem Fall müßte aber eher (wie es auch
                              									vielfach geschieht) reines Oel, z.B. Brennöl Verwendung finden, da es a)
                              									Arbeitsersparnis, b) eine gute Oberfläche und c) vortrefflichen Rostschutz der
                              									Werkzeugbank und des Werkstückes bewirkt. Bei rationeller Bauart der
                              									Werkzeugmaschinen, Schutzbleche, Filter und sachgemäßer Leitung der Arbeit ist der
                              									Oelverlust bei der Revolverbank recht gering.
                           Es werden somit in der Praxis gute Resultate ergeben:
                           
                              a)als Schmierflüssigkeiten – reine oder mit Mineralöl gemischte pflanzliche
                                    											Oele (etwa russisches Brennöl); die
                              Arbeitsersparnis bei Verwendung dieser teuren Oele
                                 										dürfte 25–30 v. H. betragen;
                              b)als Kühlflüssigkeit – gesättigte Sodalösung, die bei großer Billigkeit zugleich
                                 										rostschützend wirkt.
                              
                           A priori wird man als zweckmäßigste Flüssigkeit beim Schneiden diejenige betrachten,
                              									die in der Wärmeleitfähigkeit und spezifischen Wärme dem Wasser und in der
                              									Schmierfähigkeit einem guten, reinen Oel wenig nachsteht. Wahrscheinlich wird eine
                              									solche Flüssigkeit unter den Oel-Wasseremulsionen oder in den Gemischen mehrerer
                              									Oele zu finden sein; die betreffende Flüssigkeit muß billig sein und nach
                              									anderen Methoden hergestellt werden, als die interessierten Firmen empfehlen;
                              									gelingt es ja doch, z.B. eine stabile Petroleum-Wasseremulsion bei Verstäubung des
                              									Gemisches durch einen Luftstrahl zu erzielen. In der Praxis wird voraussichtlich
                              									durch entsprechende Wahl von billigen Ausgangsflüssigkeiten und Konstruktion eines
                              									billigen Apparates zur innigen Durchmischung der Flüssigkeiten die Aufgabe
                              									befriedigend zu lösen sein.