| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 125 | 
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                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Ueber zerlegbare eiserne Luftschiffhallen wird in
                              										„Génie Civil“ 1911, Nr. 19, berichtet. Die Halle besteht je nach ihrer
                              									Länge aus einer verschieden großen Anzahl von Bogengerüsten, die durch
                              									Gliederpfetten miteinander verbunden sind. Die Binder werden am Boden liegend aus
                              									kürzeren Fachwerkträgern zusammen montiert und nach vollendeter Montage
                              									aufgerichtet.
                           Die Verbindung der einzelnen Trägerteile erfolgt in außerordentlich interessanter und
                              									praktischer Weise. Sämtliche Einzelträger besitzen an ihren Enden Doppelscharniere,
                              									die in je zwei zueinander senkrechten Ebenen angeordnet sind. Wird bei der Montage
                              									nur je ein Bolzen in die Scharniere gesteckt, so bleiben dieselben beweglich, was
                              									die Montage bedeutend erleichtert. Erst wenn der Binder aufgerichtet werden soll,
                              									wird auch der zweite Bolzen in das Scharnier eingesteckt, so daß der Binder
                              									vollkommen steif wird.
                           Aehnlich sind die Spurlager der einzelnen Binder konstruiert. Die Binder besitzen an
                              									ihren unteren Enden zwei Doppelgelenke, die sich auf zwei Unterlagsplatten stützen.
                              									Sowie nun die Lage der Halle und ihre Längsachse festgelegt ist, werden zunächst die
                              									Unterlagsplatten an den für sie bestimmten Plätzen am Boden ausgelegt, das unterste
                              									Trägerstück des Binders in das Gelenk eingebracht und mit demselben so verbolzt, daß
                              									der unterste Träger in einer Ebene parallel zur Längsmittelebene der Halle sich frei
                              									drehen kann. Werden nun alle übrigen Einzelträger des Binders durch doppelte
                              									Verbolzung steif miteinander verbunden, so kann der nunmehr fertige Binder durch
                              									Drehen um die beiden Fußgelenke aufgerichtet werden, worauf die zweiten Bolzen in
                              									die Fußgelenke eingeführt werden, um die senkrechte Stellung des Binders zu sichern.
                              									Dies ist jedoch nur beim ersten aufzurichtenden Binder nötig. Bei den folgenden
                              									Bindern kann man durch gleichzeitige Herstellung des Längsverbandes die
                              									Standfestigkeit sichern. Zur Aufstellung der ersten beiden Binder bedient man sich
                              									zweier Fachwerkpylonen, die in ganz ähnlicher Weise wie die Halle selbst hergestellt
                              									und aufgerichtet werden können. Die Hallen werden nach ihrer Fertigstellung mit
                              									widerstandsfähigem Segeltuch abgedeckt. Die Konstruktion wurde von F. Bosco und L. Donatelli
                              									erfunden und ist schon mit Erfolg von den italienischen
                              									Militär-Luftschifferabteilungen ausprobiert worden. Zwei solcher Hallen wurden
                              									in der Werkstatt von Antonio Bosco in Terni ausgeführt
                              									und auf einem Manöverfeld in Oberitalien montiert. Dieselben hatten bereits
                              									Gelegenheit, bei einem heftigen Zyklon ihre Standfestigkeit und Brauchbarkeit zu
                              									erweisen.
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                           Eine starke Erdgasquelle wurde in Siebenbürgen
                              									gelegentlich einer von der Regierung vorgenommenen Bohrung nach Kalisalzen
                              									erschlossen. Das erste Bohrloch, welches zu Anfang des Jahres 1908 im Siebenbürger
                              									Tertiärbecken bei dem Orte Nagysarmas angelegt wurde, begegnete vielen technischen
                              									Schwierigkeiten. Als im Herbst desselben Jahres eine zweite Bohrung in der Nähe von
                              									Kissarmas vorgenommen wurde, stieß man auf Erdgas.
                           Nachdem am 30. Januar 1909 das Bohrloch bis in eine Tiefe von 207 m vorgetrieben
                              									worden war, brach das Gas unter donnerähnlichem Getöse und ungeheurer Wucht hervor,
                              									so daß der Schlauch des Spülkopfes abgerissen und Salzwasser von 7° R 15 m hoch
                              									emporgeschleudert wurde. Die Bohrarbeiten mußten zunächst wegen einiger notwendiger
                              									technischen Aenderungen eingestellt werden und wurden erst am 25. März wieder
                              									aufgenommen. Eine chemische Untersuchung des ausströmenden Gases ergab, daß es sich
                              									um nahezu reines Methan handelte, nämlich ein Gemisch von 99,25 v. H. Methan und
                              									0,75 v. H. Stickstoff.
                           Der Heizwert war infolge des hohen Wasserstoffgehalts naturgemäß ein sehr hoher,
                              									nämlich 8600 WE. Mittels Anemometer wurde die stündlich ausströmende Gasmenge zu
                              									3793 cbm bestimmt. Der Messung des Gasdrucks stellten sich naturgemäß große
                              									Schwierigkeiten entgegen; er wurde aber auf etwa 30 at geschätzt.
                           Diese Erdgasquelle ist die reinste bisher bekannte natürliche Gasquelle, da sämtliche
                              									Verunreinigungen kaum 1 v. H. ausmachen. Besonders merkwürdig ist das vollkommene
                              									Fehlen von schweren Kohlenwasserstoffen sowie von Kohlensäure.
                           Als die Bohrarbeiten fortgesetzt wurden, steigerte sich die ausströmende Gasmenge
                              									sowie der Gasdruck derart, daß der Bohrunternehmer sich nicht getraute, die Arbeiten
                              									fortzusetzen, so daß am 22. April 1909 die Bohrung in 302 m Tiefe eingestellt
                              									wurde.
                           
                           Große Schwierigkeiten bereitete aber die Absperrung des Gasbrunnens; es
                              									vergingen zwei Jahre, bis es gelang, das Gas zurückzudämmen, und die ganze Zeit über
                              									ging das austretende Naturgas verloren. Um die enormen Mengen des verlorenen Gases
                              									zu bestimmen, wurden im November 1909 vom Kgl. Oberbergrat Professor M. Hermann eingehende Messungen mit der Pitotschen Röhre vorgenommen. Er bestimmte die der 302 m
                              									tief gelegenen Quelle stündlich entströmenden Gasmengen zu 36000 cbm und schätzte
                              									den Gasdruck auf 50 at. Das ergibt eine tägliche Ausflußmenge von 860000 cbm, doch
                              									hat nach anderen Beobachtungen in den letzten Monaten vor dem Absperren des
                              									Bohrloches die täglich ausströmende Gasmenge 900000 cbm überschritten.
                           Der Heizwert der täglich ausströmenden Gasmenge berechnet sich nach obigem zu 7,4
                              									Milliarden WE. Nehmen wir zum Vergleich eine gute Steinkohle von 7400 WE, so
                              									entspricht die täglich aus dem Bohrloch kommende Gasmenge einer Kohlenmenge von 1000
                              									t, das sind etwa 100 Eisenbahnwagenladungen.
                           Nur unter großen Schwierigkeiten gelang es, am 31. Juli 1911 die Quelle mit einem
                              									schweren Verschlußkopf zu sperren. Derselbe bestand aus einem mit verschiedenen
                              									Absperr- und Verteilungsventilen versehenen Kopf, der auf das Rohr gesetzt wurde und
                              									zur Sicherung gegen den großen inneren Gasdruck an einem Betonblock von 6 m
                              									Kantenlänge verankert wurde.
                           Durch Gesetz vom 17. Januar 1911 wurden in Oesterreich-Ungarn die Naturprodukte,
                              									insbesondere Erdgas als Staatseigentum erklärt, um einer vorzeitigen Ausbeutung und
                              									dem Raubbau vorzubeugen.
                           Neuerdings befassen sich mehrere große Firmen mit Projekten zur Nutzbarmachung der
                              									oben beschriebenen reichen Erdgasquellen.
                           Die Badische Anilin- und Sodafabrik beabsichtigt ein
                              									großes Gaskraftwerk von vorläufig 20000 PS anzulegen, welches elektrische Energie
                              									zur Gewinnung von Luftstickstoff nach dem Verfahren von Birkeland-Eyde, bezw. von Schönherr zu erzeugen hätte. Die
                              									Jahresproduktion der geplanten Anlage würde 95001 Kalisalpeter und 25001
                              									Natronsalpeter betragen.
                           Ein zweites Projekt einer anderen Gesellschaft bezweckt die Herstellung von
                              									Luftstickstoff nach dem Verfahren von Linde durch
                              									Verbrennung des Methans mit überschüssiger Luft und Einblasen von Stickstoff in die
                              									Methanflamme. Andere Vorschläge beschäftigen sich mit der sonstigen industriellen
                              									und kleingewerblichen Verwertung des Gases. Unter anderem existiert auch ein
                              									Projekt, das Naturgas über eine 450 km lange Strecke unter Zwischenschaltung von
                              									vier Kompressorstationen bis nach Budapest zu leiten, wo sich 1 cbm Naturgas dann
                              									auf etwa 2,1 Pfg. stellen würde. [Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb
                              									vom 26. 1. 12.]
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                           Wasserreinigung durch Ozon. In St. Petersburg wurde eine
                              									Anlage vollendet, welche das der Newa entnommene Wasser durch Ozon reinigt. Die
                              									tägliche Leistung der Anlage beträgt etwa 50000 cbm.
                           Das aus der Newa gepumpte Wasser wird zunächst in eine Reihe von Absetz- und
                              									Mischbehältern gefördert, in welchen es einen geringen Zusatz von Aluminiumsulfat
                              									erhält. Hierauf passiert das Wasser eine Serie von 38 Howatsonschen Schnellfiltern, die als Filtermasse feingemahlenen Quarz
                              									enthalten. Nach Verlassen dieser Behälter tritt es in Emulsionsapparate in Gestalt
                              									von Wasserinjektoren ein, und während es diese durchströmt, wird ozonisierte Luft
                              									zugesetzt. Das ozonisierte Wasser wird hierauf nach fünf Wassertürmen, den
                              									Sterilisatoren, weitergeleitet, in welchen die Sterilisierung, welche bereits in den
                              									Emulsionsapparaten begann, zu Ende geführt wird. In Kaskaden gelangt das Wasser von
                              									den Sterilisatoren nach dem Vorratstank und gibt auf dem Wege dorthin die
                              									ozonisierte Luft wieder ab.
                           Die Luftozonisierungseinrichtung besteht aus 128 Siemens & Halskeschen
                              									Ozonisierungselementen. Zum Betrieb der Ozonisierungsbatterie wird elektrischer
                              									Strom von 7000 Volt Spannung verwendet. Der Ozongehalt der zur Behandlung des
                              									Wassers verwendeten Luft beträgt 2,5 g f. d. cbm.
                           Zum Betrieb der Anlage ist eine Maschinenkraft von 300 PS erforderlich, die Kosten
                              									des Verfahrens belaufen sich auf 1,6 bis 1,8 Pfg. f. d. cbm sterilisierten Wassers.
                              									[The Engineer 19. Januar 1912.]
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                           Ueber die Rückstandbildung von Oelen im
                                 										Kraftmaschinenbetrieb machte Dr. Loebell in der
                              									Chemiker-Zeitung 1911 interessante Mitteilungen. Die Rückstandbildungen bei der
                              									Schmierung von Kraftmaschinen sind nach den Untersuchungen des Verfassers nicht
                              									immer dem verwendeten Schmieröl zur Last zu legen. Sehr häufig bestehen diese
                              									Rückstände großenteils aus chemischen Verunreinigungen, z.B. Kieselsäure. Wenn das
                              									Schmieröl auf irgend eine Weise fremde Beimengungen erhält, und dieselben gelangen
                              									mit in den Zylinder, so ändern sich natürlich dadurch die Reibungsverhältnisse der
                              									Maschine, die reibenden Teile werden sich und das Oel erwärmen, was Verharzung und
                              									Rückstandbildung zur Folge hat.
                           Eine einfache Prüfung gibt in der Regel genügend Aufschluß darüber, ob die
                              									Rückstandbildung dem Oel selbst oder fremden Beimengungen zuzuschreiben ist. Man
                              									entfernt die Rückstände sorgfältig von Kolben und Zylinder und behandelt etwa 10 g
                              									davon mit heißem Benzol. Löst sich hierbei der größte Teil des Rückstands in Benzol
                              									auf, so ist es ziemlich sicher, daß das verwendete Schmieröl ungeeignet war, weshalb
                              									dieses eingehend zu untersuchen ist. Zeigt sich dagegen, daß der Rückstand im
                              									Benzolbad unlöslich ist, so liegen mechanische Verunreinigungen des Oeles oder
                              									Beschädigungen der Maschinenteile vor, welche zu der Rückstandbildung Veranlassung
                              									gegeben haben. Dann müssen in erster Linie der Oelbehälter und die
                              									Oelzuführungsrohre gereinigt werden. Am besten wird es in der Regel sein, wenn das
                              									Einfüllen des Schmieröls in die Behälter mit äußerster Vorsicht vorgenommen wird,
                              									besonders in Betrieben, in welchen sich viel mineralischer Staub (z.B. Sand)
                              									vorfindet.