| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 142 | 
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                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Ueber praktische Erfahrungen bei der Aluminiumerzeugung im
                                 										elektrischen Ofen berichtet L. Guillet in Nr.
                              									10, Jahrgang 1911 der Société des Ingenieurs Civils.
                           Das Aluminium wird elektrolytisch erzeugt durch Zerlegung von geschmolzenem Kryolith
                              									und Tonerde. Die Zusammensetzung der Mischung ist nicht überall die gleiche,
                              									vielmehr wahrt jede Fabrik die Zusammensetzung des Bades aufs strengste als
                              									Fabrikationsgeheimnis. Von grundsätzlicher Wichtigkeit ist aber dabei, daß die
                              									Dichtigkeit des Bades geringer als diejenige des Metalls ist, damit sich das
                              									ausgeschiedene Metall am Boden des Schmelzofens sammeln kann, so daß die
                              									darüberlagernde Schutzschicht des Elektrolyts das Metall vor Oxydation bewahrt.
                           Reiner Kryolith hat seinen Schmelzpunkt bei etwa 1000° C, doch kann derselbe durch
                              									Beimengen von etwa 5 v. H. Al2O3 bis auf 915° herabgesetzt werden. Ein Zusatz von
                              									Kalziumfluorid oder Aluminiumfluorid drückt den Schmelzpunkt noch weiter bis auf
                              									800° herab. Das spez. Gewicht des Kryoliths beträgt im festen Zustand 9,2, im
                              									flüssigen nur noch 2,08, während beim Aluminium der Unterschied geringer ist. Das
                              									spez. Gewicht des reinen Aluminiums beträgt 2,6 im festen und 2,54 im flüssigen
                              									Zustand.
                           Der Aluminiumzusatz in Form von Tonerde soll nicht mehr wie 25 v. H. betragen. Als
                              									Schmelzmittel kommt in erster Linie Kalziumfluorid in Betracht, welches, wie wir
                              									oben gesehen haben, den Schmelzpunkt bedeutend erniedrigt.
                           Die zur Aluminiumfabrikation zurzeit verwendeten Oefen werden durchweg mit leitendem
                              									Schmelzboden und mehreren Elektroden ausgeführt. Der Querschnitt der Oefen besitzt
                              									ebenfalls ohne Ausnahme rechteckige Form. Es sind zwei Arten von Oefen gebräuchlich,
                              									die sich nur durch die Stärke der verwendeten Elektroden und durch die Bauart des
                              									Schmelzbodens unterscheiden. Die erste Bauart enthält vier Elektrodenreihen mit
                              									sechs bis acht Elektroden in der Reihe. Der Boden dieses Ofens besteht aus
                              									Preßkohle, in welche zum Zwecke der Stromzufuhr vier große Eisenplatten eingelassen
                              									sind. Die Verwendung von Preßkohle bei diesem Ofen hat den Nachteil, daß beim
                              									Anlassen des Ofens starke Teerdämpfe auftreten.
                           Die zweite Bauart enthält einen nur teilweise als Leiter verwendeten Boden und
                              									besitzt im ganzen zehn Elektroden.
                           Bei beiden Bauarten ist der Boden des Ofens ein wenig gegen das Ausgußloch
                              									geneigt und die Elektroden können unabhängig voneinander reguliert werden.
                           Theoretisch müßten in einem Aluminiumofen 42 g Aluminium f. d. KW/Std.
                              									niedergeschmolzen werden. In Wirklichkeit erzielt man aber nur 30 g, so daß sich ein
                              									Wirkungsgrad des Schmelzverfahrens von 78 v. H. ergibt. Mit einer
                              									Jahrespferdestärke, das Jahr zu 360 Arbeitstagen gerechnet, werden 190 kg Aluminium
                              									gewonnen. Im allgemeinen rechnet man für den Ofen und Tag (24 Stunden) eine Ausbeute
                              									von 50 bis 55 kg Aluminium. Der zum Ausschmelzen verwendete Strom hat eine Spannung
                              									von acht bis zehn Volt und die Stromdichte f. d. qcm Elektrodenquerschnitt beträgt
                              									1,5 bis 3 Amp.
                           Der Verbrauch an Tonerde stellt sich f. d. kg Aluminium theoretisch auf 1,888 kg,
                              									erreicht aber praktisch die Höhe von 2 kg. Es sind ferner zum Ausschmelzen von 1 kg
                              									Aluminium 100 g Kryolith und 900 g Anodenmaterial erforderlich. Da für 1 kg
                              									Aluminiumausbeute der Preis der Tonerde etwa 0,25 M, der des Kryoliths etwa 0,50 M,
                              									der des Anodenmaterials etwa 0,30 M beträgt, so stellt sich der reine
                              									Materialverbrauch für die Herstellung von 1 kg Aluminium auf etwa 1,05 bis 1,10 M.
                              									Hierzu treten dann noch die allgemeinen Spesen sowie die Bezahlung für die
                              									notwendige Handarbeit.
                           Die Regulierung der Elektroden ist sehr wichtig. Man kann dieselbe jedoch leicht
                              									vornehmen, wenn man die Flamme beobachtet, welche jede Elektrode umgibt. Wird diese
                              									Flamme größer und färbt sie sich gelb, so ist der Ofen zu heiß und die Elektroden
                              									müssen gesenkt werden. Ebenso wichtig ist es, die Menge des dem Schmelzprozeß
                              									zugesetzten Aluminiums genau zu regulieren. Ist diese Menge zu gering, so tritt eine
                              									Zersetzung der Fluoride ein und die Spannung steigt auf 15 bis 16 Volt. Die
                              									Regulierung wird mit Hilfe einer vor dem Ofen angebrachten Glühlampe durchgeführt,
                              									welche bei zu hoher Voltzahl zum Leuchten kommt. Der Prozeß dauert in der Regel ein
                              									bis zwei Tage.
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                           Eine neuartige Verwendung des Eisenbetons dürfte diejenige
                              									zur Herstellung von Denkmälern sein. Ein französischer Abbé
                                 										Fontanille kam auf den Gedanken, auf einer Felsenhöhe bei dem Orte Espaly
                              									(Haute Loire) eine Kolossalstatue des heiligen Joseph aus Eisenbeton zu erbauen. Das
                              									Werk gelang glänzend und macht nun nach der Fertigstellung einen imposanten Eindruck. Auf einem
                              									steilen Basaltfelsen ist die 22,10 m hohe Figur des Heiligen mit dem Jesuskind
                              									dargestellt. Der turmförmige, auf sieben Pfeilern mit dazwischengebauten Wänden
                              									stehende Unterbau der Gruppe dient gleichzeitig als Kapelle und enthält zwei
                              									ringsherumlaufende, auf Säulen ruhende Galerien.
                           Die Statue besteht im wesentlichen aus einem Gerippe, das aus neun wagerechten
                              									Plattformen zusammengesetzt ist und in seinem Innern einen Schacht besitzt, der in
                              									seinem unteren Teile einen Durchmesser von 2,30 m, in seinem oberen Teile einen
                              									solchen von 1,80 m hat und sich oben in eine 60 cm weite Röhre fortsetzt, welche bis
                              									zu dem Kopfende der Statue führt. Eine besondere Konstruktion dient dazu, den zum
                              									Himmel erhobenen Arm des Heiligen zu stützen.
                           Die Statue wurde nicht in einem Guß, sondern aus mehreren Teilen ausgeführt. Der
                              									Kopf, der rechte Arm und das Jesuskind wurden für sich hergestellt und nachträglich
                              									mit dem Körper verbunden, auch der Körper wurde in mehrere Abschnitte unterteilt.
                              									Jeder Teil des Modells wurde zunächst sechsmal vergrößert, um die gewünschten
                              									Abmessungen zu erhalten. Als Gerippe für die einzelnen Teile diente eine
                              									Holzkonstruktion, welche die Umrisse schon einigermaßen erkennen ließ. Ueber das
                              									Gerippe wurde ein Drahtnetz gespannt und auf dieses die Modelliermasse aufgetragen.
                              									Von den Modellen wurden hierauf Gipsapgüsse genommen, welche in der üblichen Weise
                              									in einzelne Teile zerschnitten wurden. Mit Hilfe dieser Gipsabgüsse wurden,
                              									gleichfalls unter Verwendung von Drahtnetzen, an der Baustelle bewehrte Positive
                              									hergestellt und letztere zur Denkmalshülle zusammengebaut. Nach Vollendung dieser
                              									Arbeit wurden durch den Bildhauer noch kleinere Ausbesserungen vorgenommen. Die
                              									Statue ohne Piedestal wiegt rund 80 t.
                           Die Vorzüge des Eisenbetons – das sandsteinartige Aussehen, die verhältnismäßig
                              									geringere Empfindlichkeit gegen Witterungseinflüsse gegenüber natürlichen Steinen,
                              									die Möglichkeit der Herstellung in einem Guß und ohne Fugen, die äußerst wertvolle
                              									Eigenschaft, mit der Zeit an Festigkeit nicht ab-, sondern zuzunehmen, die schnelle
                              									und billige Herstellung – kamen bei diesem Werk in ausschlaggebender Weise zur
                              									Geltung. [Beton und Eisen 1911, Heft 15.]
                           ––––––––––
                           Eine neue Theorie über Elementaratome wurde in der
                              									Versammlung der British Association for the Advancement of Sience von Nicholson vorgetragen. Danach würden sich sämtliche
                              									Elemente aus vier Grundelementen oder Elementaratomen zusammensetzen lassen. Diese
                              									vier Elementaratome sind: Coronium, ein Atom mit zwei Elektronen; Wasserstoff, ein
                              									Atom mit drei Elektronen; Nebulium, ein Atom mit vier Elektronen; Protofluorin, ein
                              									Atom mit fünf Elektronen, welches noch leichter als Helium und chemisch sehr aktiv
                              									ist. Nicholson nennt diese Urelemente „Protyle“.
                              									Aus ihnen lassen sich durch geeignete Kombination die Atomgewichte sämtlicher
                              									anderen Elemente erhalten. Die Atomgewichte der Protylen sind angenommen zu:
                           Cn 0,5128; H 1,008; Nu 1,6281; Pf 2,3615.
                           Die folgende Tabelle gibt einige Kombinationen von Protylen
                              									wieder, die eine bemerkenswerte Uebereinstimmung mit den Atomgewichten dieser
                              									Elemente zeigen.
                           
                              
                                 Element
                                 Formel
                                 Atomgewicht
                                 
                              
                                 be-rechnet
                                 beobachtetoder voraus-gesagt
                                 
                              
                                 Helium
                                 Nu Pf = He
                                   3,99
                                   3,99
                                 
                              
                                 Argon
                                 5 He
                                 39,88
                                 39,88
                                 
                              
                                 Krypton
                                 5 Nu4 (Pf H3)
                                 83,0
                                 82,9
                                 
                              
                                 Xenon
                                 5 He4 (Pf H3)
                                 130,29
                                 130,2
                                 
                              
                                 Ra-Emanation
                                 2 3 He4 (Pf H3)2 Nu4
                                    											(Pf H3)
                                 222,8
                                 222,4
                                 
                              
                                 Neon
                                 2 (Pf H3)
                                 20,21
                                 20,2
                                 
                              
                           [Prometheus, 10. Februar 1912.]
                           ––––––––––
                           Für die Regulierung der öffentlichen Uhren auf
                                 										funkentelegraphischem Wege hat, wie die Münchener Neuesten Nachrichten
                              									melden, Professor Cerebotani in München ein neues System
                              									ausgearbeitet, das demnächst erprobt werden soll.
                           ––––––––––
                           In Montecarlo wurde eine Station für Fernphotographie nach
                              									dem System von Professor Korn, München, eingerichtet. Es
                              									sollen damit telegraphische Bildübertragungen von Paris nach der Riviera ausgeführt
                              									werden. Auch ein Anschluß der Station des Berliner Lokalanzeiger ist geplant, wobei
                              									Paris als Zwischenstation zu dienen hat. [Der Tag.]