| Titel: | NEUERE ROHÖLMOTOREN. | 
| Autor: | C h. Pöhlmann | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 165 | 
| Download: | XML | 
                     
                        NEUERE ROHÖLMOTOREN.
                        Von Dipl.-Ing. C h. Pöhlmann,
                           									Charlottenburg.
                        (Fortsetzung von S. 121 d. Bd.)
                        POEHLMANN: Neuere Rohölmotoren.
                        
                     
                        
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 165
                              Fig. 105.
                              
                           Einer der ersten leicht gebauten Schnelläufer für stationäre Zwecke wurde von der Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg ausgeführt.
                              									Diese Konstruktion, welche in Fig. 105 abgebildet
                              									ist, war ursprünglich ein Unterseebootsmotor, wie er in mehreren Ausführungen
                              									von der Maschinenfabrik Augsburg für die französische
                              									Kriegsmarine geliefert worden ist. Aus ihm heraus haben sich die normalen Schnelläufer der
                              										Maschinenfabrik Augsburg entwickelt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 166
                              Fig. 106.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 166
                              Fig. 107.
                              
                           Durch Einführung eines unten geschlossenen Grundplattenmodells
                              									statt des bei den Unterseebootsmotoren üblichen unten offenen, durch Weglassung des
                              									Umsteuerwendegetriebes, Ausführung des Kastengestells in Gußeisen statt in Stahlguß
                              									und durch Ausstattung mit einem größeren Schwungrad sowie durch Reduktion der
                              									Tourenzahl ergab sich der im übrigen mit dem Unterseebootsmotor vollkommen
                              									identische stationäre leichtgebaute Schnelläufer. Die Maschine leistet bei einer
                              									reduzierten Tourenzahl von etwa 300 noch etwa 250 PS. Sie besitzt vier Zylinder von
                              									330 mm Bohrung und 360 mm Hub. Die Zylinderbuchsen aus bestem Spezialgußeisen sind in der üblichen
                              									Weise in die Zylindermäntel eingezogen. Der Einblaskompressor sitzt auf einem
                              									konsolförmigen Ausbau des Kastengestells, welcher nach unten hin durch einen
                              									zylindrischen Stahlblechschild abgeschlossen ist, nach dessen Entfernung die
                              									Triebwerksteile des Kompressors, Schmieröl- und Kühlwasserpumpe sowie die
                              									Zwischenkühler, Windkessel usw. bequem zugänglich sind.
                           Die beiden Zwillingsbrennstoffpumpen sind zu beiden Seiten des mittleren
                              									Steuerwellensupportes befestigt und werden in der bekannten Weise durch
                              									Beeinflussung des Saugventilschlusses reguliert. Die vier in der Figur ersichtlichen
                              									Wellen dienen, von oben nach unten gezählt, folgenden Zwecken: 1. dem Abstellen der
                              									Brennstoffpumpen mittels des am linksseitigen Wellenende bemerkbaren Hebels und der
                              									angehängten Abstellstange; 2. dem Steuern der Ventile, dem Antrieb der
                              									Brennstoffpumpen, Anzeigen der Umdrehungszahl mittels Tachometers; 3. dem Umstellen
                              									der Maschine von Ruhelage in Anlaß- und Betriebslage mittels des unten links
                              									sichtbaren langen Handhebels; 4. der Füllungsregulierung der Brennstoffpumpe.
                           Die Kurbelwelle der Maschine ist in Nickelstahl ausgeführt, die übrigen Getriebeteile
                              									sind aus bestem Flußstahl. Kurbelwelle, Pleuelstangen, Kolbenzapfen haben
                              									Preßschmierung. Das unter Druck durch die Kurbelwelle zugeführte Oel hat
                              									gleichzeitig zur Oelkühlung des Kolbens zu dienen. Die Steuerwellensupporte haben
                              									die altbewährte Ringschmierung behalten, hauptsächlich um ein unnötiges
                              									Herumspritzen des aus den Lagern austretenden Schmieröls und einen übermäßigen
                              									Oelverbrauch zu vermeiden. Zu demselben Zwecke sind auch die Steuernockenbündel und
                              									äußeren Steuerhebelenden mit einer schmiedeeisernen Schutzhaube umgeben, welche
                              									zwecks leichter Kontrolle der Steuerung um Scharniere nach unten geklappt werden
                              									kann. Alles in allem macht die Maschine einen sehr gediegenen, ruhigen Eindruck und
                              									soll sich auch im Betrieb gut bewähren, nachdem die anfangs infolge zu hoher
                              									Umdrehungszahl aufgetretenen Erschütterungen beseitigt wurden. Im Jahre 1907 wurden
                              									von Direktor Christian Eberle, München, umfangreiche
                              									Versuche mit einer derartigen Maschine vorgenommen, welche ausgezeichnete Resultate
                              									ergaben.
                           Einen dem eben beschriebenen Schnelläufer von Augsburg ähnlichen Schnellauf enden Motor baut auch die Breslauer Aktiengesellsch. für Eisenbahnwagenbau und
                                 										Maschinenbauanstalt, Breslau. Die in den Fig.
                                 										106 bis 108 in Aufriß, Grundriß und
                              									Stirnansicht dargestellte Maschine ist ein Sechszylindermotor für Dynamoantrieb,
                              									welcher bei 400 minutl. Umdrehungen etwa 450 PSe
                              									leistet. Der Zylinderdurchmesser der Maschine beträgtberägt wie bei dem eben beschriebenen Augsburger Motor 330 mm, der Hub 360 mm.
                              									Die Maschine besitzt eine Länge von 4400 mm, eine größte Höhe – vom untersten Punkte
                              									Kurbelwanne bis zur Spitze des Brennstoffventils gemessen – von 2350 mm bezw. von
                              									Mitte Kurbelwelle aus gemessen von 1950 mm, und ist dabei nur 1,20 m breit. Die
                              									Kolben sind nicht mit Oel gekühlt, wodurch sie sehr leicht ausgefallen sind. Für den
                              									erschütterungsfreien Gang der Maschine ist das Wegfallen der Oelkühlung ebenfalls
                              									von Vorteil (trotz der Sechszylinderbauart), da die zu beschleunigenden Massen
                              									kleiner ausfallen und die durch das Umherschleudern des Oelinhalts erzeugten
                              									unkontrollierbaren Stöße auf den Kolbenboden vermieden werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 167
                              Fig. 108.
                              
                           Die Grundplatte und das Kastengestell sind vierteilig. Der vorderste, den
                              									Einblasekompressor tragende Teil wird verschieden ausfallen müssen, je nach der
                              									Zylinderzahl der Maschine und der damit wechselnden Größe des Kompressors. Die
                              									nächsten beiden Abschnitte, welche je eine Gruppe von zwei Zylindern tragen, werden
                              										\left(\frac{n}{2}-1\right) mal ausgeführt, wenn n die Anzahl der Zylinder ist. Der Schlußabschnitt,
                              									welcher den Steuerwellenantrieb enthält und ebenfalls eine Zweizylindergruppe trägt,
                              									ist für alle Zylinderzahlen gleich. Durch diese Unterteilung von Grundplatte und
                              									Kastengestell wird die Fabrikation bedeutend vereinfacht und die Modellkosten
                              									verringert.
                           Die Lagerschalen der Maschine sind mit ausgiebiger Wasserkühlung versehen, um die bei
                              									der hohen Tourenzahl auftretende Lagerreibungsarbeit mit Sicherheit abführen zu
                              									können. Die zum Zwecke der Schmierung des Kolbenbolzens der Länge nach durchbohrte
                              									Treibstange besitzt nicht, wie dies bei den Augsburger Motoren der Fall ist,
                              									kreisringförmigen, sondern ⌶-förmigen Querschnitt, was
                              									die Herstellung verbilligt.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)