| Titel: | THERMOSTATISCHE REGELUNG DER DAMPFKESSELSPEISUNG. | 
| Autor: | W. Zimmermann | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 185 | 
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                        THERMOSTATISCHE REGELUNG DER
                           								DAMPFKESSELSPEISUNG.
                        Von Dr.-Ing. W. Zimmermann,
                           									Dresden,
                        ZIMMERMANN: Thermostatische Regelung der
                           								Dampfkesselspeisung.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Wert der konstanten Dampfspannung in Dampfkesseln. – Da die
                              									physikalische Beziehung zwischen Wärme und Körperausdehnung bekannt ist, so liegt es
                              									nahe, diese Beziehung zur Betätigung eines Mechanismus zu verwenden, der die
                              									Speisewasserzufuhr selbsttätig regelt. D. R. P. 238844 Hay. – Vorschläge des
                              									Verfassers.
                           ––––––––––
                           Eine Grundbedingung zur Erlangung des hohen Gleichförmigkeitsgrades, der an moderne
                              									Dampfmaschinen gestellt werden muß, ist die Erhaltung konstanter Dampfspannung im
                              									Dampferzeuger. Zwar erinnert der rote Strich am Manometer oder gewisse
                              									Signalvorrichtungen den Kesselwärter an die Erfüllung dieser ersten Pflicht, auch
                              									sorgen die Beobachtung des Wasserstandglases oder selbsttätige Speisewasserregler
                              									für einen möglichst gleichbleibenden Wasserstand. In beiden Fällen ist die Erhaltung
                              									einer konstanten Dampfspannung aber einerseits an das Pflichtbewußtsein des Heizers
                              									gebunden, andererseits ist die Dampfspannung nur in ganz besonderen und wenigen
                              									Fällen abhängig von der Höhe des Wasserstandes im Kessel, nämlich nur bei ganz
                              									gleichmäßiger Dampfentnahme und sehr genauer, dem Dampfverbrauch angepaßter
                              									Bekohlung. Mit diesen Mitteln kann also die gewünschte obige Grundbedingung nicht
                              									vollkommen durchgeführt werden, es muß vielmehr zur Erreichung des gewünschten
                              									Zweckes eine Beziehung zwischen dem Wärmewert des Dampfes und der Speisewasserzufuhr
                              									gesucht, also mit anderen Worten eine thermostatische Regelung der letzteren
                              									erreicht werden. Um eine solche ideale Einrichtung zu schaffen, müßte zunächst ein
                              									gleichmäßiger Wasserstand zugrunde gelegt werden. Ferner ist zu berücksichtigen, ob
                              									es sich um gesättigten oder überhitzten Dampf handelt. Im ersteren Falle liegen die
                              									Verhältnisse einfach und sollen zunächst hier allein betrachtet werden.
                           Der Wärmewert des trockenen gesättigten Dampfes ist eine Funktion seiner Spannung,
                              									d.h. jede Dampfspannung besitzt einen ihr zugehörigen unveränderlichen Wärmewert.
                              									Einen gangbaren Weg zur Erreichung eines gleichbleibenden Dampfdruckes zeigt eine
                              									Erfindung des Engländers Hay, die in der Patentschrift
                              									238844 niedergelegt und in der umstehenden Zeichnung (Fig.
                                 										1) dargestellt ist. Hays Erfindung bezieht sich
                              									allerdings nur auf einen ganz besonderen Fall, der sich aber verallgemeinern
                              									läßt.
                           Er ordnet an einem senkrecht stehenden Gußkessel, in dessen Wandungen Wasser- und
                              									Dampfrohre spiralartig angeordnet sind, außen senkrecht übereinander zwei Ansätze
                              										a an, die sich in einem vorbestimmten möglichst
                              									großen Abstande voneinander befinden. Diese Ansätze sind durch zwei nach auswärts
                              									gebogene Traversen b miteinander verbunden.
                           Nach dem Erfindungsgedanken werden sich die genannten Ansätze näher oder weiter
                              									voneinander entfernen, je nach der in den Röhren herrschenden Temperatur und Spannung, bezw. der
                              									von diesen bedingten Längenausdehnung des Gußmantels. Die Traversen werden also
                              									entweder stärker gekrümmt oder mehr gestreckt und können diese Bewegung in
                              									geeigneter Weise auf das Speiseventil c der
                              									Speisewasserleitung gegebenenfalls auch auf den Zugschieber bezw. Zugklappe d übertragen.
                           Die ganze Einrichtung ist zunächst noch unvollkommen und nur für Spannungsänderungen
                              									innerhalb weiter Grenzen denkbar. Zur Erzielung höherer Gleichmäßigkeit der
                              									Dampfspannungen wäre besser die Ausdehnungsfähigkeit von eingeschlossener Luft,
                              									Wasser, Quecksilber oder dergl. zugrunde zu legen, die unter direkter Beheizung des
                              									Dampfes stehen und ihrerseits als Uebertragungsmittel in bekannter Weise verwendet
                              									werden müßten. Die Genauigkeit der Wirkung wird bei Verwendung von Speisewasser mit
                              									gleichbleibender Temperatur sehr unterstützt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 185
                              Fig. 1.
                              
                           Der Unterschied zwischen dieser Speisewasserregelung und anderen bekannter Art beruht
                              									darin, daß bei letzteren die Höhe des Wasserstandes den Antrieb der
                              									Speisewasserpumpen beeinflußt oder bei dauernder Wasserzufuhr diese durch
                              									Oeffnen und Schließen des Speiseventils regelt, während bei der neuen Methode ein
                              									besonderes Moment, nämlich die Verwendung der Beziehung zwischen Wärmewert des
                              									Dampfes und der Speisewasserzufuhr auftritt und Resultate zeitigen soll, die von
                              									selbsttätigen Speisewasserreglern nicht erwartet werden können. Der Endzweck der
                              									bisherigen selbsttätigen Speisewasserregler ist die Erhaltung eines gleich hohen
                              									Wasserstandes, also Betriebssicherheit, während die Anwendung der neuen Mittel außer
                              									dieser Betriebssicherheit noch die Erhaltung gleicher Dampfspannung gewährleisten
                              									soll.
                           Es soll noch angeregt werden, daß das gleiche Prinzip bei weiterer Ausdehnung auch
                              									für überhitzten Dampf Anwendung finden kann, wobei jedoch zu unterscheiden sein
                              									würde, ob es sich um die Erhaltung einer bestimmten Temperatur oder einer bestimmten
                              									Spannung des Betriebsmittels handeln soll.