| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 188 | 
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                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Bedeutende Aufwendungen für technisch-wissenschaftliche
                                 										Versuche. Wir haben heute eine solche Fülle wissenschaftlicher
                              									Entwicklungsmöglichkeiten auf den verschiedensten Gebieten, daß auch die
                              									Wissenschaft in steigendem Maße erhebliche Geldmittel zur Förderung ihrer Zwecke
                              									braucht. Es sei hier nur an die im vorigen Jahre anläßlich der Hundertjahrfeier der
                              									Berliner Universität erfolgte Gründung der „Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zur
                                 										Förderung der Wissenschaften“ erinnert, aus deren bedeutenden Mitteln
                              									zunächst ein chemisches und ein chemischphysikalisches Institut in Dahlem bei Berlin
                              									errichtet werden. Ganz besonders ist die Weiterentwicklung unserer technischen
                              									Wissenschaften auf die Durchführung von Versuchen und Forschungsarbeiten angewiesen.
                              									Diesem Bedürfnis entsprechend sind unsere Technischen Hochschulen mit gut
                              									eingerichteten Laboratorien ausgerüstet. Wenn auch hier tüchtige
                              									technisch-wissenschaftliche Arbeit geleistet wird, so kann diese nach Lage der
                              									Verhältnisse doch nur einen Teil der Anregungen und Aufgaben umfassen, die das
                              									praktische Leben stellt; es kommt hinzu, daß die Durchführung von Forschungsarbeiten
                              									heute vielfach viel größere Mittel erfordert, als den Hochschulen zur Verfügung
                              									stehen. Hier greifen nun die großen technischen Verbände helfend ein, vor allem der
                              									Verein deutscher Ingenieure, dessen Eintreten auch mit in erster. Linie die
                              									Errichtung von Hochschul-Laboratorien zu verdanken ist. Während bei uns noch
                              									vielfach die Ansicht herrscht, daß es ausschließlich Aufgabe der staatlichen oder
                              									kommunalen Organe sei, alle wichtigen, über die Einzelinteressen herausgehenden
                              									allgemeinen Angelegenheiten zu fördern, hat der Verein deutscher Ingenieure von
                              									jeher seine Aufgabe darin gesehen, solche technisch-wissenschaftlichen Versuche,
                              									deren Ergebnisse der Allgemeinheit zugute kommen, anzuregen und unter Aufwendung
                              									sehr erheblicher Geldmittel zu ermöglichen. Für derartige Forschungsarbeiten hat der
                              									Verein seit 1895 mehr als 700000 M verausgabt; für das laufende Jahr sind für
                              									wissenschaftliche Arbeiten 75000 M bewilligt worden. Die Forschungsarbeiten, für die
                              									der Verein diese Zuwendungen macht, erstrecken sich auf die verschiedensten Gebiete
                              									des Kraft- und Arbeitsmaschinenbaues einschließlich der Elektrotechnik, des
                              									Bauingenieurwesens und vornehmlich auch der Materialkunde. So bezieht sich ein
                              									großer Teil der bisherigen Untersuchungen auf die Eigenschaften des gesättigten und
                              									überhitzten Dampfes, die chemischen und physikalischen Vorgänge in Dampfkesseln, die
                              									Festigkeitseigenschaften der Kesselbleche, von Bronze, Eisen, Stahlguß, Stampfbeton,
                              									die Schmelzpunkte von Metallegierungen usw. Andere Versuche erstrecken sich auf
                              									Maschinenteile. Dampfmaschinen, Fördermaschinen, elektrisch und hydraulisch
                              									angetriebene Wasserhaltungsmaschinen, Kreiselpumpen und Ventilatoren,
                              									Automobilmotoren, Hubschrauben für aeronautische Zwecke, elektrische Maschinen und
                              									Geräte, Eisen-, Beton- und Eisenbetonkonstruktionen usw. Diese Forschungsarbeiten
                              									haben vielfach auch als Unterlagen für Normalbestimmungen gedient, die
                              									allgemeine Geltung erlangt haben; so sind auf diesem Wege die Normen für
                              									Leistungsversuche an Dampfkesseln und Dampfmaschinen, an Gasmaschinen und
                              									Gaserzeugern sowie an Kompressoren und Ventilatoren entstanden. Die Ergebnisse der
                              									genannten Versuchsarbeiten werden der Oeffentlichkeit in den vom Verein
                              									herausgegebenen „Mitteilungen über Forschungsarbeiten“ zugänglich
                              									gemacht.
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                           Ueber Ferrosilizium-Explosionen und ihre vermutlichen
                                 										Ursachen machte Direktor A. von Gumberz in der
                              									Stahlwerkskommission des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute einige Mitteilungen, die
                              									allgemeines Interesse beanspruchen dürften.
                           Am 29. April 1911 ereignete sich auf Bismarckhütte während der Nachtschicht beim
                              									Abstich einer silizierten Charge eine überaus heftige Schlackenexplosion, die
                              									schwere Verletzungen der Arbeiter verursachte. Die Pfanne war schon seit ungefähr 10
                              									Min. gefüllt und befand sich auf dem Gießwagen, auf dem Wege vom Abstich zum ersten
                              									Gespann. Der Siliziumgehalt der 17 bis 18 t wiegenden Charge betrug 0,4 bis 0,5 v.
                              									H. Da früher niemals Explosionen stattgefunden hatten, mußte der Unglücksfall auf
                              									das in diesem Falle zugesetzte Ferrosilizium zurückgeführt werden. Als Ursachen
                              									konnten zunächst in Betracht kommen:
                           
                              1. Die hydroskopische Feuchtigkeit des kalt zugesetzten 50 v.
                                 										H. Ferrosiliziums;
                              2. Phosphorwasserstoff und Azetylen, welche sich aus
                                 										vorhandenem Carbid bei Gegenwart von Feuchtigkeit gebildet haben konnten, ferner
                                 										Siliziumwasserstoff, der mit Phosphorwasserstoff im Ferrosilizium eingeschlossen
                                 										ist.
                              
                           Um in einwandfreier Weise festzustellen, ob es wirklich Feuchtigkeit ist, die in den
                              									Ferrosilizium-Chargen Explosionen erzeugt, wurde in der Folge die zuzusetzende
                              									Ferrosiliziummenge bis auf Rotglut erhitzt. Tatsächlich trat auch längere Zeit
                              									hindurch keine einzige Explosion mehr auf, so daß einige Tausend Tonnen Material mit
                              									verschiedenen Ferrosiliziumzusätzen erzeugt werden konnten.
                           Aber, als knapp fünf Monate später, am 19. September 1911 um 6 Uhr morgens, kurz vor
                              									dem Schichtwechsel, wieder eine solche Charge abgestochen wurde und die Gießpfanne
                              									sich schon am ersten Gespann befand, erfolgte wiederum eine sehr heftige Explosion,
                              									die mehrere Verletzungen, darunter eine tödliche, zur Folge hatte. Da alle zur
                              									Verhütung von Explosionen geeigneten Maßnahmen, wie Vorwärmen des Ferrosiliziums,
                              									Durchschlagen der Schlackendecke usw., getroffen worden waren, lag die Vermutung
                              									nahe, daß keine der oben aufgestellten Hypothesen richtig sei. Es war auch nicht gut
                              									anzunehmen, daß sich bei der Lösung das im Ferrosilizium enthaltene Kalzium mit dem
                              									im Stahl vorhandenen Wasserstoff zu dem explosiven Kalziumwasserstoff verbinden würde, da diese
                              									Reaktion bei Reduktionen mit Kalzium-Silizium ebenfalls nicht auftritt.
                           Der Chefchemiker auf Bismarckhütte, Herr Bialas, hatte
                              									unabhängig von diesen Vorfällen im Laboratorium ganz ähnliche explosive
                              									Eigenschaften des Ferrosiliziums entdeckt. Bei einem Versuch, Ferrosilizium mit
                              									Kupferoxyd zu schmelzen, ereignete sich eine heftige Explosion, die Herr Bialas auf eine plötzliche Reduktion des Kupferoxyds
                              									unter Bildung von weißer Kieselsäure zurückführte.
                           Zur weiteren einwandfreien Feststellung des Sachverhalts wurde nun folgender Versuch
                              									unternommen: In einem Quarzrohr wurde 90 proz. Ferrosilizium mit Kupferoxyd langsam
                              									bis zur Rotglut erhitzt. Dabei erfolgte eine so heftige Explosion, daß der Ofen in
                              									die Höhe gehoben wurde. Das Quarzrohr war unversehrt geblieben, die Temperatur aber
                              									plötzlich bis zur Weißglut emporgeschnellt. An Stelle des Ferrosiliziums fand sich
                              									ein weißes Pulver von Kieselsäure. Es ist wohl ohne weiteres anzunehmen, daß ein
                              									ähnlicher Vorgang auch in der Gießpfanne stattfindet. Das in Lösung befindliche
                              									Ferrosilizium kann, wenn es in festem oder pulverförmigem Zustand mit Oxydul und
                              									oxydreicher Schlacke umhüllt wird und zur Schlackendecke emporsteigt, auf das
                              									Eisenoxyd und Eisenoxydul ebenfalls eine heftige Reduktion ausüben, die von einer
                              									bedeutenden Temperaturerhöhung begleitet ist. Geht dieser Prozeß dicht unter der
                              									Schlackendecke vor sich, so wird das explosionsartige Herausschleudern der
                              									Schlackendecke erklärlich. [Stahl und Eisen, 15. Februar 1911.]
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                           Die neue Station Jungfraujoch. Ein epochemachendes
                              									Ereignis in der Geschichte der Jungfraubahn fand in der Morgenfrühe des 21. Februars
                              									statt. Der von Station Eismeer gegen die Jungfraupyramide vorgetriebene Tunnel
                              									durchbrach in einem kurzen Seitenstollen 3450 m ü. M. die Südwand eines vom Mönch
                              									auslaufenden Felsgrates, Jungfraujoch genannt, weil er jochartig Jungfrau und Mönch
                              									verbindet. Der Stollen selbst hat mehr orientierenden Charakter, indem der
                              									eigentliche Tunnel noch etwa 50 m weiter vorgetrieben und dann in eine
                              									Stationsanlage ausgebaut wird. Die der Aussicht dienenden Bauten, welche den Laien
                              									am meisten interessieren, werden bei der neuen Station Jungfraujoch ein für diese
                              									Bahn ganz neues Gepräge tragen Sie werden nämlich nicht in jenen cyklopenartigen
                              									Aushöhlungen des Berginnern bestehen, wie man sie von den Stationen Rotstock,
                              									Eigerwand und Eismeer her kennt, sondern in der freien Weite liegen. Ein vom
                              									eigentlichen Joch isolierter, riesiger Felsklotz wird die Aussichtsterrasse tragen.
                              									Das imposante Schauhaus aus Steinquadern errichtet, wird mehr gegen den prächtigen
                              									Zuckerhut der Mathildenspitze zu stehen kommen und seine großen Tafelglasfenster
                              									sowohl gegen den Süden als auch gegen Norden richten. Besonders darin besteht eben
                              									neben der Höhe der fundamentale Unterschied zwischen Jungfraujoch und den übrigen
                              									Stationen der Jungfraubahn: das Große, Gewaltige und Hinreißende, was Eigerwand und
                              									Eismeer nur in Ausschnitten bieten, wirkt auf Jungfraujoch im weitfassenden
                              									Gesamtbilde. Gegen Norden hat man nicht mehr nur die Reliefminiaturen von
                              									Wengernalp und Grindelwald. Es tritt hinzu der gewaltige Felsaufbau des
                              									Jungfraumassivs mit der wild verzackten Jungfraupyramide selbst, in deren Falten in
                              									der Tiefe die Gletscherkatarakte liegen. Dazu kommt ferner die grüne Bergmasse der
                              									Wengernalp, die Ebene von Interlaken mit der deutlich sichtbaren Metropole, der
                              									Thunersee mit seinen Orten, die Mürrenberge, Niesen- und Stockhornkette samt den
                              									Simmentaler Alpen und dem Aaretal bis Bern und an den Jura. Gegen Süden liegt das
                              									gewaltigste Gletschermeer der Schweiz: Jungfraufirn-Aletschgletscher. Das Auge
                              									vermag dasselbe bis Eggishorn und Märjelensee in all seinen seltsamen Einzwängungen
                              									durch die kulissenartig vorschießenden Felsrippen der Walliser Fieschefhörner und
                              									des Dreieckhorns zu überblicken. Den Abschluß dieser gewaltigen Gebirgsschau bildet
                              									das Panorama der Binnentaler Firnen von Monte Leone bis gegen den Sankt Gotthard
                              									hin. Diese großartige Station Jungfraujoch wird voraussichtlich bis Ende des
                              									kommenden Juni dem Verkehr übergeben werden können und dem Berner Oberland, wie
                              									überhaupt der ganzen Schweiz eine Sehenswürdigkeit allerersten Ranges sichern.
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                           Ein Kohlenoxyd-Detektor für Bergwerke wurde von Romuald Nowicki, dem Chefchemiker der Wittkowitzer
                              									Kohlengruben in Mährisch-Ostrau, konstruiert. Der Apparat soll zur Bestimmung des
                              									jeweiligen Kohlenoxydgehaltes der Grubenluft dienen. Diese Bestimmung wurde bisher
                              									in der Art durchgeführt, daß eine unter Tage entnommene Wetterprobe im
                              									Bergwerkslaboratorium chemisch analysiert wurde. Der Zweck des neuen Apparates ist,
                              									eine schnelle Bestimmung des Kohlenoxydgehaltes der Luft an Ort und Stelle zu
                              									gestatten, wodurch Unfälle besser verhütet werden können. Das bei Grubenbränden in
                              									der Regel auftretende Kohlenoxyd ist außerordentlich giftig und vor allen Dingen
                              									deswegen gefährlich, weil schon ein kleiner Kohlenoxydgehalt der Luft
                              									Bewußtlosigkeit oder den Tod der Rettungsmannschaften herbeiführen kann, bevor man
                              									auf seine Anwesenheit aufmerksam wurde. Versuche an Tieren haben gezeigt, daß bei
                              									denselben deutlich wahrnehmbare Reaktionen erst bei 1 v. H. Kohlenoxydgehalt der
                              									Luft auftraten. Es liegt also die Vermutung sehr nahe, daß das Kohlenoxyd erst dann
                              									bemerkt wird, wenn es schon zu spät ist. Der Apparat von Nowicki kommt also dem menschlichen Feststellungsvermögen zu Hilfe, indem
                              									er die geringsten Schwankungen im Kohlenoxydgehalt der Luft fortlaufend registriert.
                              									Da der Anschaffungspreis des Apparates ein außerordentlich niedriger ist, etwa 20 M,
                              									wurde er schon in zahlreichen österreichischen Gruben eingeführt und praktisch
                              									erprobt. Auch die Revierbergämter und Berghauptmannschaften sowie die
                              									Oberschlesische Zentralstelle für Grubenrettungswesen haben sich solche Apparate
                              									angeschafft, welche zur Zufriedenheit funktionieren.
                           Der Detektor besteht aus einem in Metall gefaßten Glasgefäß mit einem Hahn zur
                              									Einführung der zu untersuchenden Grubenluft. Man füllt den Apparat mittels eines an den Hahn
                              									anzufügenden Kautschukballons, welcher so lange betätigt wird, bis die zu
                              									untersuchende Luft bei einem zweiten Hahn ausströmt. Mittels einer Klammer ist an
                              									diesem letzteren Hahn ein mit einem Reagens (Palladiumchlorür) getränkter
                              									Papierstreifen befestigt. Dieser Streifen färbt sich bei Anwesenheit von Kohlenoxyd
                              									in der Luft braun bis schwarz. Die bis zur völligen Schwarzfärbung des Streifens
                              									erforderlichen Zeiten geben direkt ein Maß für den Prozentgehalt der Luft an
                              									Kohlenoxyd.
                           Wie die folgende Tabelle erkennen läßt, kann schon die außerordentlich geringe
                              									Beimengung von 0,01 v. H. Kohlenoxyd mit Sicherheit festgestellt werden.
                           
                              
                                 Vol. v. H. CO
                                 Deutlich sichtbarerBeginn der Reaktion
                                 Dauer bis zurvölligen Schwärzung
                                 
                              
                                 0,01
                                   11 Min.
                                    60 Min.
                                 
                              
                                   0,025
                                 5   „
                                 32   „
                                 
                              
                                 0,05
                                 3   „
                                 16   „
                                 
                              
                                   0,075
                                 2   „
                                 12   „
                                 
                              
                                   0,100
                                 1   „
                                   9   „
                                 
                              
                                   0,250
                                  44 Sek.
                                   6   „
                                 
                              
                                   0,500
                                 26    „
                                   4   „
                                 
                              
                                   0,750
                                 20    „
                                   3   „
                                 
                              
                                   1,000
                                 16    „
                                   2   „
                                 
                              
                                   2,000
                                 15    „
                                   2   „
                                 
                              
                           [Sozial-Technik, 15. Februar 1912.]
                           ––––––––––
                           Eine höchst eigenartige Dampfwasserentölung wird in der
                              										„Elektrochemischen Zeitschrift“ 1911, S. 155 beschrieben.
                           Ausgehend von der Beobachtung, daß elektrischer Gleichstrom imstande ist, aus
                              									ölhaltigem Wasser das Oel in Gestalt von schaumigen Flocken auszufällen, hat Halvor Breda einen Dampfwasserentöler gebaut, der aus
                              									einem Holzbottich besteht, in welchem das ölhaltige heiße Kondenswasser eingeleitet
                              									wird. In diesen Bottich strömt das Kondenswasser, dem zwecks besserer Leitfähigkeit
                              									etwas hartes Brunnenwasser zugesetzt ist, an einer Serie von Eisenelektroden vorbei,
                              									wobei sich die Oelflocken ausscheiden und an den Elektroden festsetzen. Das Wasser
                              									wird sodann durch ein Kiesfilter geleitet, in dem auch die kleineren Oelflocken
                              									zurückbleiben. Wird nach einigen Tagen die Stromrichtung gewechselt, so fällt der
                              									Oelschlamm von den Elektroden ab und steigt an die Oberfläche des Bottichs, wo er
                              									entfernt werden kann. Das Kiesfilter kann von Zeit zu Zeit durch Waschen gereinigt
                              									werden. Der Stromverbrauch dieser Anlagen, von denen in England schon eine ganze
                              									Anzahl sich im Betrieb befinden sollen, beträgt etwa 0,15 bis 0,2 KW f. d. cbm
                              									Wasser.
                           ––––––––––
                           Zwei neue Vorschläge für die Ausgestaltung der
                                 										Unterseeboote wurden von den Ingenieuren Zurawjew und Del Proposto gemacht. Beide
                              									Vorschläge zielen darauf ab, die Maschinenleistung des Bootes bei gegebenem
                              									Deplacement und dabei auch die Geschwindigkeit des Bootes derart zu erhöhen, daß es
                              									als Offensivwaffe ernstlich in Betracht kommt.
                           Zurawjew projektiert einen Unterseekreuzer, der bei 4500 t
                              									Wasserverdrängung 122 m Länge, 10,4 m Breite, 9,0 m Rumpfhöhe und 6,8 m Tiefgang in.
                              									ausgetauchtem Zustand eine Geschwindigkeit von 25 Seemeilen bei Ueberwasserfahrt und
                              									von 14 Seemeilen bei Unterwasserfahrt erhalten soll. Zum Antrieb des Bootes dienen
                              									neun Diesel-Motoren von insgesamt 18000 PS-Leistung. Auch
                              									der Aktionsradius des Motors soll gegenüber den bis jetzt üblichen (2 bis 3000
                              									Seemeilen) bis auf 7300 Seemeilen vergrößert werden. 30 Torpedorohre mit 60 Torpedos
                              									und fünf Stück 12 cm-Schnellfeuerkanonen mit 1000 Patronen nebst einem Vorrat von
                              									120 Minen bildet die Armierung. Die Bemannung des Bootes soll 150 bis 200 Köpfe
                              									betragen.
                           Das zweite, von dem Ingenieur Del Proposto herrührende
                              									Projekt ist unseres Wissens bereits im Jahre 1909 im Engineering besprochen worden.
                              										Del Proposto will durch Vereinfachung der
                              									Kraftanlagen und durch Wegfall des ebenfalls von ihm vorgeschlagenen, bisher für
                              									Unterwasserfahrt verwendeten elektrischen Aggregates eine bedeutende
                              									Gewichtsersparnis herbeiführen, die in noch höherem Maße zur
                              									Geschwindigkeitsvermehrung beitragen würde als eine große Deplacementsvermehrung.
                              									Der Vorschlag Del Propostos beruht darin, den
                              									Verbrennungsmotor auch bei Unterwasserfahrt arbeiten zu lassen, und zwar als
                              									Druckluftmaschine. Zu dem Zweck muß die Verbrennungskraftmaschine während der
                              									Ueberwasserfahrt eine Kompressoranlage betreiben, welche genügend Preßluft erzeugt,
                              									um den Verbrennungsmotor bei Unterwasserfahrt mit Druckluft betreiben zu können. Die
                              									vom Kompressor erzeugte Druckluft wird in einer großen Batterie von
                              									Nickelstahlflaschen aufgespeichert. Es ist aber klar, daß man mit einer solchen
                              									Batterie nicht lange auskommen kann, wenn man die Flaschen nicht mit einem
                              									wesentlich höheren Druck auflädt, als dies bei den normalen Diesel-Flaschen üblich ist. Jedenfalls dürfte es sich schwer ermöglichen
                              									lassen, der Luftbatterie die gleiche Kapazität zu geben wie der bisher üblichen
                              									elektrischen Batterie. Eine weitere große Schwierigkeit des Projektes besteht darin,
                              									daß beim Betrieb der Diesel-Maschinen als
                              									Druckluftmaschinen während der Expansion eine beträchtliche Kältemenge erzeugt wird,
                              									so daß besondere Maßnahmen getroffen werden müssen, um das Einfrieren der Maschine
                              									zu verhindern. Um den Auspuff der Luft unter Wasser möglichst wenig sichtbar zu
                              									machen, hat Del Proposto an der Außenseite dieses
                              									Schiffes einen Auspuffsammler in Form eines hohlen Schlingerkiels mit vielen feinen
                              									Oeffnungen angeordnet. Die aus diesem aufsteigenden Luftblasen sind dann sehr klein
                              									und schon auf geringe Entfernung nicht mehr zu erkennen, wie Versuche bewiesen
                              									haben.
                           Del Proposto hofft, durch diese neue Anordnung Ersparnisse
                              									an Geld, Raum und Gewicht zu erzielen, nämlich ein um 60 bis 70 v. H. geringeres
                              									Deplacement und ein
                              									um 50 bis 60 v. H. vermindertes Gewicht. Würde gleichzeitig das Deplacement auf 1000
                              									t vergrößert, so würde sich eine ungefähre Unterwassergeschwindigkeit von 16
                              									bis 17 kn ergeben. Ein Boot nach den Plänen von Del
                                 										Proposto soll demnächst bei Fiat in Sant Georgio
                              									erbaut werden.