| Titel: | ÜBER DAS AUSKNICKEN STABFÖRMIGER KÖRPER. | 
| Autor: | Otto Mies | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 198 | 
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                        ÜBER DAS AUSKNICKEN STABFÖRMIGER
                           								KÖRPER.
                        Von Otto Mies,
                           									Charlottenburg.
                        (Fortsetzung von S. 181 d. Bd.)
                        MIES: Ueber das Ausknicken stabförmiger Körper.
                        
                     
                        
                           4. Bisher war von der Knickung eines Stabes die Rede, an dessen Enden je eine
                              									Druckkraft angreift, dessen Achsenendpunkte auf einer Geraden frei verschieblich
                              									sind und dessen Querschnitte gleiches Trägheitsmoment besitzen. Es fragt sich nun,
                              									wie der Gleichgewichtszustand eines Stabes zu untersuchen ist, der in einer
                              									beliebigen Anzahl von Punkten durch achsial gerichtete Kräfte so belastet ist, daß
                              									in allen Querschnitten Druckspannungen herrschen, von dem beliebig viele Punkte in
                              									gemeinsamer Geraden verschieblich gelagert sind, gleichgültig, ob dort die Stabachse
                              									gezwungen ist, ihre ursprüngliche Richtung beizubehalten oder nicht, und der sich
                              									aus einer beliebigen endlichen Anzahl von Teilen zusammensetzt, deren Querschnitte
                              									verschiedene Trägheitsmomente besitzen.Vergl.
                                    												Wittenbauer, Die Knicklast mehrfach
                                    											befestigter Stäbe, Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing. 1902, S. 501. Desgl.
                                    											Die Verallgemeinerung der Eulerschen Knicklast,
                                    											Zeitschrift d. Vereins deutsch. Ing. 1903, S. 245. Dondorf, Die Knickfestigkeit des geraden Stabes... 1907, Diss.
                                    											Aachen.
                           Es sei zunächst vorausgesetzt, daß die Kräfte in der ursprünglichen Stabachse wirken.
                              									Dann kann nirgendwo eine zur Stabachse senkrechte Kraft auftreten. Die elastische
                              									Linie des Stabes setzt sich aus einer Anzahl von Aesten zusammen, von denen jeder
                              									für einen Stabteil gültig ist, auf dessen Länge der Ausdruck
                              										m=\frac{P}{E\,J} konstant ist, unter P die auf jeden Querschnitt des Stabteiles wirkende Druckkraft verstanden.
                              									Jeder dieser Aeste der elastischen Linie ist dargestellt durch eine Gleichung von
                              									der Form
                           
                              y=\frakfamily{A}\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,x+\frakfamily{B}\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,x.
                              
                                 
                                 s. Gleichung 3, S. 177.
                                 
                              
                           Besitzt die elastische Linie des Stabes n Aeste, so sind
                              									in deren Gleichungen 2 n Integrationskonstanten
                              										\frakfamily{A} und \frakfamily{B}
                              									enthalten. Die an den Auflagerstellen sowie zwischen zwei benachbarten Aesten zu
                              									erfüllenden Grenzbedingungen liefern ein System von linearen Gleichungen für die
                              									Integrationskonstanten, deren Koeffizienten Funktionen der den Stab belastenden
                              									Kräfte darstellen. Im vorliegenden Falle sind die Gleichungen homogen, da die
                              									Gleichungen der einzelnen Aeste der elastischen Linie keine von den Unbekannten
                              									freie Glieder enthalten. Sie sind also für alle Werte der Koeffizienten erfüllt,
                              									wenn sämtliche Integrationskonstante gleichzeitig gleich Null sind, d.h. wenn der
                              									Stab gerade ist; oder aber für beliebige Werte der Integrationskonstanten, d.h. bei
                              									beliebiger Verbiegung des Stabes, wenn die aus den Koeffizienten gebildete
                              									Determinante N = 0. Da die Koeffizienten Funktionen der
                              									am Stabe angreifenden Druckkräfte sind, stellt die Gleichung N = 0 eine Beziehung zwischen diesen Kräften dar. Für jedes System von
                              									Kräften, welches diese Gleichung befriedigt, sind die Größen der Durchbiegungen des
                              									Stabes beliebig, d.h. der Stab befindet sich unter Wirkung eines solchen
                              									Kräftesystems im indifferenten Gleichgewicht. Bei einem Kräftesystem, welches die
                              									Bedingung N = 0 nicht befriedigt, ist das Gleichgewicht
                              									des Stabes im geraden Zustande entweder stabil oder labil, und zwar im allgemeinen
                              									stabil, wenn irgend eine der Kräfte kleiner ist als diejenige, welche im Verein mit
                              									den übrigen die Gleichung N = 0 erfüllen würde, labil,
                              									wenn sie größer ist. Die Gleichung N = 0 kann man
                              									demnach als die Knickbedingung bezeichnen. Sie läßt sich in jedem Belastungs- und
                              									Lagerungsfalle mit geringer Mühe anschreiben.
                           5. Fallen die Wirkungslinien der Kräfte nicht mit der ursprünglichen Stabachse
                              									zusammen, sondern bilden sie kleine Winkel φ mit
                              									derselben, oder besitzen sie ihr gegenüber kleine Exzentrizitäten e, so wirken an den Belastungs- und Auflagerstellen
                              									auch Kräfte senkrecht zur Stabachse, deren Größen von e
                              									und φ abhängig sind. Die elastische Linie setzt sich in
                              									diesem Falle aus so viel Aesten zusammen, als Stabteile vorhanden sind, die keine
                              									Unstetigkeiten in Belastung und Querschnittsform aufweisen. Die Gleichung eines
                              									jeden dieser Aeste der elastischen Linie hat, wenn wieder
                              										m=\frac{P}{E\,J} gesetzt wird, die Form
                           
                              y=\frakfamily{A}\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,x+\frakfamily{B}\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,x+\frac{S}{P}\,(s+x),
                              
                           wo S die Querkraft des
                              									Querschnittes mit der Abszisse x bedeutet und s + x
                              									deren Hebelarm, also s deren Abstand von der Stelle x = 0. Die Querkräfte S sind abhängig von der Größe der Druckkräfte P, der Lage ihrer Angriffspunkte und den
                              									Exzentrizitäten bezw. Winkelneigungen φ. Wenn die
                              									Gleichgewichtsbedingungen zur Bestimmung der Querkräfte S und ihrer Hebelarme s nicht ausreichen,
                              									sind in den Gleichungen der einzelnen Aeste der elastischen Linie außer den
                              									Integrationskonstanten \frakfamily{A} und
                              										\frakfamily{B} noch andere Unbekannte enthalten.
                           Zur Bestimmung sämtlicher Unbekannten läßt sich mit Hilfe der Grenzbedingungen stets
                              									eine genügende Anzahl von Gleichungen aufstellen. Diese bilden dann ein System homogener
                              									linearer Gleichungen, wenn sämtliche Exzentrizitäten e
                              									und sämtliche Winkel φ nicht konstante Werte besitzen,
                              									sondern vom Durchbiegungszustand abhängig sind. Das ist z.B. der Fall, wenn die
                              									Kräfte ursprünglich in der Stabachse wirken, sich aber bei der Durchbiegung des
                              									Stabes so verschieben, daß ihr Angriffspunkt auf der Stabachse bleibt, oder ihre
                              									Richtung so ändern, daß dieselbe stets parallel zur Tangente an die Stabachse
                              									bleibt. Bezeichnet man die Determinante aus den Koeffizienten der Unbekannten der
                              									aufgestellten Gleichungen mit N, so ist auch hier N = 0
                              									die Knickbedingung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 198
                              Fig. 5.
                              
                           Sind jedoch die Exzentrizitäten e oder die Winkel φ zum Teil oder insgesamt konstant, d.h. von der
                              									Durchbiegung unabhängig, so besitzen die aus den Grenzbedingungen gewonnenen
                              									Gleichungen von Unbekannten freie Glieder, d.h. sie sind nicht mehr homogen.
                              									Dasselbe ist der Fall, wenn auf den Stab noch irgendwelche konstante Kräfte
                              									senkrecht zur Achse wirken. Durch das gleichzeitige Verschwinden sämtlicher
                              									Unbekannten werden die Gleichungen jetzt nicht mehr befriedigt, d.h. ein
                              									Gleichgewichtszustand des Stabes bei gerader Stabachse ist nicht mehr vorhanden, der
                              									Stab beginnt vielmehr sich bei der geringsten Belastung zu krümmen. Die zwischen
                              									Durchbiegungen und Belastungen bestehenden Beziehungen lassen sich stets durch
                              									Auflösen der aufgestellten Gleichungen bestimmen. In allen Fällen ergeben sich aus
                              									der Rechnung unendlich große Werte für die Unbekannten, d.h. unendlich große
                              									Durchbiegungen, wenn die Determinante N aus den
                              									Koeffizienten der Unbekannten gleich Null ist. Wenn auch diese Lösung der
                              									Gleichungen keine physikalische Bedeutung hat,Vergl. Artikel 3. so hat man damit doch ein System von
                              									Belastungen gekennzeichnet, das für den Stab unbedingt gefährlich ist. Dieses System
                              									ist von den konstanten Werten der Exzentrizitäten e,
                              									der Winkelneigungen φ und der zur Achse senkrecht
                              									wirkenden Kräfte unabhängig, es ist, wie sich leicht einsehen läßt, dasselbe, bei
                              									welchem für genau zentrisch wirkende Belastung der Gleichgewichtszustand des geraden
                              									Stabes indifferent wird.
                           Es zeigt sich also, daß der Einfluß von Abweichungen der Kraftrichtungen von der
                              									ursprünglichen Stabachse in diesem allgemeinen Belastungsfalle derselbe ist, wie er
                              									im Artikel 3 für den Spezialfall des nur an den Enden belasteten Stabes geschildert
                              									ist.
                           6. Zur Erläuterung der beiden letzten Artikel mögen einige einfache Beispiele hier
                              									Platz finden:
                           a. Ein Stab sei durch zwei Kräfte P belastet, deren
                              									Wirkungslinie in die ursprüngliche Stabachse fällt (Fig. 5). Die Enden der Stabachse A und B seien drehbar und verschieblich auf einer festen
                              									Geraden gelagert. Die eine der Kräfte P greife an einem
                              									Stabende an, die andere an einem Punkte C der
                              									ursprünglichen Stabachse, so daß an dieser Stelle auf den Stabquerschnitt eine
                              									Druckkraft und ein der Durchbiegung proportionales Biegungsmoment übertragen wird.
                              									Das in Frage kommende Hauptträgheitsmoment des Stabquerschnittes auf dem Teil a sei mit Ja, das auf dem Teil b
                              									mit Jb bezeichnet. Alle
                              									übrigen Bezeichnungen sind aus der Figur zu entnehmen. Es soll die Knickbedingung
                              									gesucht werden. Die elastische Linie des Stabes setzt sich aus zwei Aesten zusammen,
                              									von denen sich der eine über den Teil a, der andere
                              									über den Teil b erstreckt. Die Differentialgleichungen
                              									der beiden Aeste lauten
                           
                              E\,J_a\,\frac{d^2\,y_a}{d\,{x_a}^2}=-P\,y_a
                              
                           
                              E\,J_b\,\frac{d^2\,y_b}{d\,{x_b}^2}=0
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 198
                              Fig. 6.
                              
                           Durch Integration folgt mit
                           m=\frac{P}{E\,J_a} . . . . 8)
                           
                              y_a=\frakfamily{A}_a\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,x_a+\frakfamily{B}_a\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,x_a
                              
                           
                              y_b=\frakfamily{A}_b\,x_b+\frakfamily{B}_b,
                              
                           als Gleichungen der elastischen Linie, deren
                              									Integrationskonstante \frakfamily{A} und
                              										\frakfamily{B} sich aus den Grenzbedingungen
                           
                              
                                 ya bezw. yb = 0
                                 für xa bezw. xb = 0
                                 
                              
                                 ya = yb
                                    											und \frac{d\,y_a}{d\,x_a}=-\frac{d\,y_b}{d\,x_b}
                                   „  xa = a und xb = b
                                 
                              
                           bestimmen. Es finden sich die Gleichungen
                           
                              
                                 
                                    \frakfamily{B}_a=0
                                    
                                 
                                    \frakfamily{B}_b=0
                                    
                                 
                              
                                 
                                    A_a\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a
                                    
                                 
                                    -\frakfamily{A}_b\,b=0
                                    
                                 
                              
                                 
                                    A_a\,\sqrt{m}\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,a
                                    
                                 
                                    +\frakfamily{A}_b=0
                                    
                                 
                              
                           Bezeichnet man die Knickkraft mit Pk und setzt entsprechend Gleichung 8
                           m=\frac{P_k}{E\,J_a} . . . . 8a)
                           so ergibt sich die Knickbedingung als die Nenner-Determinante
                              									des homogenen Gleichungspaares
                           \left|\begin{matrix}\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a\ \ \ \
                                 										&-b\\\sqrt{m}\,\mbox{cos}\sqrt{m}\,a&1 \end{matrix}\right|=0 .
                              									. . . 9)
                           Dieselbe stellt eine transzendente Gleichung zur Bestimmung
                              									von \frakfamily{m} bezw. Pk dar.
                           b. Die Belastung des Stabes sei jetzt in der Weise abgeändert, daß (Fig. 6) die bei C
                              									angreifende Kraft P einen konstanten Hebelarm e gegenüber der ursprünglichen Stabachse besitze, und
                              									daß außerdem dort eine zur Stabachse senkrechte Kraft Q wirke. Die bei A und B auftretenden Auflagerkräfte haben dabei die in der
                              									Figur eingeschriebene Größe. Für die beiden Aeste der elastischen Linie finden sich
                              									aus den Differentialgleichungen
                           
                              E\,J_a\,\frac{d^2\,y_a}{d\,{x_a}^2}=-P\,y_a+\left(P\,\frac{e}{l}-Q\,\frac{b}{l}\right)\,x_a
                              
                           
                              E\,J_b\,\frac{d^2\,y_b}{d\,{x_b}^2}=-\left(P\,\frac{e}{l}+Q\,\frac{a}{l}\right)\,x_b
                              
                           die Gleichungen in endlicher Form
                           
                              y_a=\frakfamily{A}_a\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,x_a+\mbox{B}_a\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,x_a+\left(\frac{e}{l}-\frac{Q}{P}\,\frac{b}{l}\right)\,x_a
                              
                           
                              y_b=-\left(P\,\frac{e}{l}+Q\,\frac{a}{l}\right)\,\frac{{x_b}^3}{6\,E\,J_b}+\frakfamily{A}_b\,x_b+\frakfamily{B}_b,
                              
                           woraus sich mit Hilfe der für den Fall a angegebenen
                              									Grenzbedingungen die Gleichungen
                           
                              \frakfamily{A}_a\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a-\frakfamily{A}_b\,.\,b=-\left(P\,\frac{e}{l}+Q\,\frac{a}{l}\right)\,\frac{b^3}{6\,E\,J_b}-\left(\frac{e}{l}-\frac{Q}{P}\,\frac{b}{l}\right)\,a
                              
                           
                              \frakfamily{A}_a\,\sqrt{m}\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,a+\frakfamily{A}_b=\left(P\,\frac{e}{l}+Q\,\frac{a}{l}\right)\,\frac{b^2}{2\,E\,J_b}-\left(\frac{e}{l}-\frac{Q}{P}\,\frac{b}{l}\right)
                              
                           und unter Berücksichtigung der Gleichung 8a die Knickbedingung
                              									Gleichung 9 ergibt. Die Knickbedingung hat sich demnach, wie in Artikel 5 allgemein
                              									begründet ist, durch Einführung der konstanten Exzentrizität sowie der Kraft Q nicht geändert. Jedoch ergaben sich in diesem Falle
                              									für die Knickkraft rechnungsmäßig unendlich große Durchbiegungen, während dieselben
                              									im vorigen Fall unbestimmt blieben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 199
                              Fig. 7.
                              
                           c. Die Anfangsbelastung sei die unter a behandelte, doch sei die Kraft genötigt,
                              									ihren ursprünglichen Angriffspunkt auf der gebogenen Stabachse beizubehalten, also
                              									die Verschiebung f des Angriffspunktes C mitzumachen (Fig. 7).
                              									Die Differentialgleichungen der beiden Aeste der elastischen Linie lauten jetzt
                           
                              E\,J_a\,\frac{d^2\,y_a}{d\,{x_a}^2}=-P\,y_a+P\,\frac{f}{l}\,x_a
                              
                           
                              E\,J_b\,\frac{d^2\,y_b}{d\,{x_b}^2}=-P\,\frac{f}{l}\,x_b
                              
                           woraus durch Integration folgt
                           
                              y_a=\frakfamily{A}_a\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,x_a+\frakfamily{B}_a\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,x_a+\frac{f}{l}\,x_a
                              
                           
                              y_b=-P\,\frac{f}{l}\,\frac{{x_b}^3}{6\,E\,J_b}+\frakfamily{A}_b\,x_b=\frakfamily{B}_b.
                              
                           Mit den Grenzbedingungen,
                           
                              
                                 ya = 0
                                 bezw.
                                 yb = 0
                                 für
                                 xa = 0
                                 bezw.
                                 xb = 0
                                 
                              
                                 ya = f
                                 „
                                 yb = f
                                 „
                                 xa = a
                                 „
                                 xb = b
                                 
                              
                                 
                                    \frac{d\,y_a}{d\,x_a}=-\frac{d\,y_b}{d\,x_b}
                                    
                                 „
                                 xa = a
                                 „
                                 xb = b
                                 
                              
                           findet sich das Gleichungssystem
                           
                              \frakfamily{A}_a\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a-f\,\frac{b}{l}=0
                              
                           
                              \frakfamily{A}_a\,\sqrt{m}\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,a+\frakfamily{A}_b+f\,\frac{1}{l}\,\left(1-\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{b^2}{2}\right)=0
                              
                           
                              \frakfamily{A}_b\,b-f\,\left(1+\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{b^3}{6\,l}\right)=0
                              
                           und daraus unter Berücksichtigung der Gleichung 8a die
                              									Knickbedingung
                           
                              \left|\begin{matrix}\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a\ \ \
                                 										&0&-\frac{b}{l}\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
                                 										\\\sqrt{m}\,\mbox{cos}\sqrt{m}\,a&1&\frac{1}{l}\,\left(1-\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{b^2}{2}\right)\\0\
                                 										\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
                                 										&b&-\left(1+\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{b^3}{6\,l}\right)
                                 										\end{matrix}\right|=0
                              
                           oder nach einer einfachen Umrechnung
                           \left|\begin{matrix}\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a\ \ \ \
                                 										&-b\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
                                 										\\\sqrt{m}\,\mbox{cos}\sqrt{m}\,a&1+\frac{l}{b}-\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{b^2}{3}\end{matrix}\right|=0
                              									. . 10)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 199
                              Fig. 8.
                              
                           d. Die zwischen den Stützen angreifende Druckkraft sei jetzt genötigt, stets in
                              									tangentialer Richtung an die elastische Linie zu wirken (Fig. 8). Der Winkel, den sie mit der ursprünglichen Stabachse bildet, sei
                              									mit φ bezeichnet. Die in die Richtung der
                              									ursprünglichen Stabachse fallende Komponente sei gleich P, dann ist die dazu senkrechte Komponente gleich P tg φ. Die bei A und B entstehenden Auflagerkräfte besitzen
                              									die in Fig. 8 eingetragen Werte. Die Gleichungen der
                              									beiden Aeste der elastischen Linien lauten jetzt
                           
                              y_a=\frakfamily{A}_a\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,x_a+\frakfamily{B}_a\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,x_a+\left(\frac{f}{l}+\mbox{tg}\,\varphi\,\frac{b}{l}\right)\,x_a
                              
                           
                              y_b=\frac{P}{E\,J_b}\,\left(\frac{f}{l}-\mbox{tg}\,\varphi\,\frac{a}{l}\right)\,\frac{{x_b}^3}{6}+\frakfamily{A}_b\,x_b+\frakfamily{B}_b,
                              
                           woraus mit den Grenzbedingungen
                           
                              
                                 ya = 0
                                 bezw.
                                 yb = 0
                                 für
                                 xa = 0
                                 bezw.
                                 xb = 0
                                 
                              
                                 ya = f
                                 „
                                 yb = f
                                 „
                                 xa = a
                                 „
                                 xb = b
                                 
                              
                                 
                                    \frac{d\,y_a}{d\,x_a}=\mbox{tg}\,\varphi
                                    
                                 „
                                 
                                    \frac{d\,y_b}{d\,x_b}=-\frakfamily{tg}\,\varphi
                                    
                                 „
                                 xa = a
                                 „
                                 xb = b
                                 
                              
                           folgt
                           
                              \frakfamily{A}_a\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a-f\,\frac{b}{l}+\mbox{tg}\,\varphi\,\frac{a\,b}{l}=0
                              
                           
                              \frakfamily{A}_a\,\sqrt{m}\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,a+\frac{f}{l}-\mbox{tg}\,\varphi\,\frac{a}{l}=0
                              
                           
                              \frakfamily{A}_b\,b-f\,\left(1-\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{b^3}{6\,l}\right)-\mbox{tg}\,\varphi\,\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{a\,b^3}{6\,l}=0
                              
                           
                              \frakfamily{A}_b+f\,\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{b^2}{2\,l}-\mbox{tg}\,\varphi\,\left(1+\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{a\,b^2}{2\,l}\right)=0,
                              
                           so daß die Knickbedingung sich in folgender Form anschreiben
                              									läßt:
                           
                           
                              
                              \left|\begin{matrix}\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a\ \ \ \
                                 										&0-\frac{b}{l}\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ &\frac{a\,b}{l}\ \ \ \ \ \ \
                                 										\ \ \ \ \ \ \ \\\sqrt{m}\,\mbox{cos}\sqrt{m}\,a&0-\frac{1}{l}\ \ \ \ \ \ \ \
                                 										\ \ \ \ \ \ \ &-\frac{a}{l}\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \\0\ \ \ \ \ \
                                 										\ \ \ \ \ \
                                 										&b-\left(1-\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{b^2}{6\,l}\right)&-\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{a\,b^2}{6\,l}\
                                 										\ \ \ \ \ \ \ \ \\0\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
                                 										&1-\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{b^2}{2\,l}\ \ \ \ \ \ \ \
                                 										&-\left(1+\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{a\,b^2}{2\,l}\right)\end{matrix}\right|=0
                              
                           Durch Addition der mit \frac{1}{a}
                              									multiplizierten letzten Kolonne zur vorletzten findet sich
                           
                              \left|\begin{matrix}\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a\ \ \ \
                                 										&-b\\\sqrt{m}\,\mbox{cos}\sqrt{m}\,a&1\end{matrix}\right|=0
                              
                           d.h. dieselbe Knickbedingung wie im Fall a.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 200
                              Fig. 9.
                              
                           e. Es sei endlich angenommen, daß die Druckkraft stets durch den Punkt C gehe, daß ihre Richtung aber parallel zur Tangente an
                              									die elastische Linie in ihrem ursprünglichen Angriffspunkt bleibe (Fig. 9). Dann ergeben sich mit den in die Figur
                              									eingetragenen Werten der Kräfte die Gleichungen der beiden Aeste der elastischen
                              									Linie
                           
                              y_a=\frakfamily{A}_a\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,x_a+\frakfamily{B}_a\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,x_a+\mbox{tg}\,\varphi\,\frac{b}{l}\,x_a
                              
                           
                              y_b=\frac{P}{E\,J_b}\,\mbox{tg}\,\varphi\,\frac{a}{l}\,\frac{{x_b}^3}{6}+\frakfamily{A}_b\,x_b+\frakfamily{B}_b.
                              
                           Hierzu kommen die Grenzbedingungen
                           
                              
                                 ya = 0
                                 bezw.
                                 yb = 0
                                 für
                                 xa = 0
                                 bezw.
                                 xb = 0
                                 
                              
                                 ya = yb
                                 
                                 
                                 „
                                 xa = a
                                 und
                                 xb = b
                                 
                              
                                 
                                    \frac{d\,y_a}{d\,x_a}=\mbox{tg}\,\varphi
                                    
                                 „
                                 
                                    \frac{d\,y_b}{d\,x_b}=-\mbox{tg}\,\varphi
                                    
                                 „
                                 xa = a
                                 bezw
                                 xb = b
                                 
                              
                           welche folgendes Gleichungssystem liefern
                           
                              \frakfamily{A}_a\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a-\frakfamily{A}_b\,b+\mbox{tg}\,\varphi\,\left(\frac{a\,b}{l}-\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{a\,b^3}{l\,6}\right)=0
                              
                           
                              \frakfamily{A}_a\,\sqrt{m}\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,a-\mbox{tg}\,\varphi\,\frac{a}{l}=0
                              
                           
                              \frakfamily{A}_b+\mbox{tg}\,\varphi\,\left(1+\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{a\,b^2}{l\,.\,2}\right)=0,
                              
                           so daß die Knickbedingung lautet:
                           
                              \left|\begin{matrix}\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a\ \ \ \
                                 										&-b&\frac{a\,b}{l}\,\left(1-\frac\{P}{E\,J_b}\,\frac{b^2}{6}right)\\\sqrt{m}\,\mbox{cos}\sqrt{m}\,a&0&-\frac{a}{l}\
                                 										\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \\0\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
                                 										&1&1+\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{a\,b^2}{2\,l}\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
                                 										\end{matrix}\right|=0
                              
                           Daraus findet sich durch Addition der mit b multiplizierten dritten Zeile zur ersten
                           \left|\begin{matrix}\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a\ \ \ \
                                 										&b\,\left(1+\frac{l}{a}+\frac{P}{E\,J_b}\,\frac{b^2}{3}\right)\\\sqrt{m}\,\mbox{cos}\sqrt{m}\,a&-1\
                                 										\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \end{matrix}\right|=0 . . .
                              									. 11)
                           Um aus den gefundenen Knickbedingungen die Knickkräfte zu ermitteln, setze man
                           √m a = ϕ . . . . . . 12)
                           oder gemäß Gleichung 8a
                           P_k=\varphi^2\,\frac{E\,J_a}{a^2} . . . 12a)
                           und löse die durch die Knickbedingungen dargestellten
                              									transzendenten Gleichungen nach φ auf. Man erhält
                              									demnach für die Knickkräfte stets Beziehungen von der Form der Gleichung 12a, welche
                              									als allgemeiner Fall die sogen. Eulerschen Fälle in sich
                              									schließt.
                           f. Zum Schluß sei noch ein Beispiel behandelt, bei dem drei Kräfte auf den Stab
                              									wirken. Fig. 10 kennzeichnet die Art der Belastung
                              									und Lagerung des Stabes. Auf dem Stabteil c sei das
                              									Trägheitsmoment wie auf dem Stabteil b gleich Jb. Die elastische
                              									Linie setzt sich aus drei Aesten zusammen, deren Differentialgleichungen lauten
                           
                              E\,J_a\,\frac{d^2\,y_a}{d\,{x_a}^2}=-P\,y_a
                              
                           
                              E\,J_b\,\frac{d^2\,y_b}{d\,{x_b}^2}=-P_2\,y_b
                              
                           
                              E\,J_b\,\frac{d^2\,y_c}{d\,{x_c}^2}=-P_2\,y_c
                              
                           woraus nach Integration mit
                           
                              \left{{m=\frac{P}{E\,J_a}}\atop{n=\frac{P_2}{E\,J_b}}}\right\}\ .\ .\
                                 										.\ .\ 13)
                              
                           folgt
                           
                              y_a=\frakfamily{A}_a\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,x_a+\frakfamily{B}_a\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,x_a
                              
                           
                              y_b=\frakfamily{A}_b\,\mbox{sin}\,\sqrt{n}\,x_b+\frakfamily{B}_b\,\mbox{cos}\,\sqrt{n}\,x_b
                              
                           y_c=\frakfamily{A}_c\,\mbox{sin}\,\sqrt{n}\,x_c+\frakfamily{B}_c\,\mbox{cos}\,\sqrt{n}\,x_c.
                           Daraus finden sich mit Hilfe der Grenzbedingungen
                           ya = 0 bezw. yb = 0 bezw. yc = 0
                              									für xa = 0 bezw.
                                       xb = 0 bezw. xc = 0
                           
                              
                                   ya = yb
                                 für
                                 xa = a
                                 und
                                 xb = b
                                 
                              
                                 
                                    \frac{d\,y_a}{d\,x_a}=-\frac{d\,y_b}{d\,x_b}
                                    
                                 „
                                 xa = a
                                 „
                                 xb = b
                                 
                              
                                 
                                    \frac{d\,y_b}{d\,x_b}=\frac{d\,y_c}{d\,x_c}
                                    
                                 „
                                 xb = 0
                                 „
                                 xc = 0,
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 200
                              Fig. 10.
                              
                           die Gleichungen
                           
                              \frakfamily{A}_a\,\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a-\frakfamily{A}_b\,\mbox{sin}\,\sqrt{n}\,b=0
                              
                           
                              \frakfamily{A}_a\,\sqrt{m}\,\mbox{cos}\,\sqrt{m}\,a+\frakfamily{A}_b\,\sqrt{n}\,\mbox{cos}\,\sqrt{n}\,b=0
                              
                           
                              \frakfamily{A}_b-\frakfamily{A}_e=0
                              
                           Kennzeichnet man die die Knickung herbeiführenden Kräfte durch den Index k und setzt entsprechend den Gleichungen 13
                           
                              \left{{m=\frac{P_k}{E\,J_a}}\atop{n=\frac{P_{2k}}{E\,J_b}}}\right\}\
                                 										.\ .\ .\ 13\mbox{a})
                              
                           so ergibt sich die Knickbedingung
                           \left|\begin{matrix}\mbox{sin}\,\sqrt{m}\,a\ \ \ \
                                 										&-\mbox{sin}\,\sqrt{n}\,b\ \ \
                                 										\\\sqrt{m}\,\mbox{cos}\sqrt{m}\,a&\sqrt{n}\,\mbox{cos}\,\sqrt{n}\,b\end{matrix}\right|=0
                              									. . . 14)
                           Zur Auflösung setze man
                           \sqrt{\frakfamily{m}\,a=\varphi und
                              										\sqrt{\frakfamily{n}}\,b=\psi . . . 15)
                           und entsprechend Gleichung 13a
                           P_k=\varphi^2\,\frac{E\,J_2}{a^2} und
                              										P_{2k}=\varphi^2\,\frac{E\,J_b}{b^2} . . . 15a)
                           so daß sich als Gleichung zur Bestimmung zusammengehöriger
                              									Werte von φ und ψ
                              									ergibt
                           \left|\begin{matrix}\mbox{sin}\,\varphi\ \ \ \
                                 										&-\mbox{sin}\,\phi\ \
                                 										\\\varphi\,\mbox{cos}\,\varphi&\frac{a}{b}\,\phi\,\mbox{cos}\,\phi\end{matrix}\right|=0
                              									. . . . 16)
                           
                              (Schluß folgt.)