| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 286 | 
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                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Ein Freikolbenluftkompressor, der durch die Expansion
                              									verbrannter Gase betrieben wird, wurde von Guiseppe
                                 										Matricardi in Pallanza am Lago Maggiore konstruiert. Die Maschine besteht
                              									aus einem langen Zylinder, an dessen Enden sich je ein großes Einlaßluftventil
                              									befindet und aus einem freibeweglichen Kolben. Der schwere Kolben wird durch die
                              									Explosion einer Gasladung von einem Ende des Zylinders zum anderen geworfen. Dabei
                              									treibt er die verbrannten Gase vor sich her, bis dieselben durch einen mit
                              									Rückschlagventil versehenen Schlitz in ein Reservoir entweichen. Gegen Ende des
                              									Hubes überdeckt der Kolben den Schlitz und verdichtet in dem übrigbleibenden
                              									Zylinderraum eine neue Ladung, welche schließlich ebenfalls zur Entzündung gelangt
                              									und den Kolben wieder nach dem anderen Zylinderende zurückwirft, wobei der Kolben
                              									wieder das vor ihm befindliche Luftvolumen verdichtet und in einen Behälter
                              									drückt. Während auf der einen Seite des Kolbens Gemisch komprimiert wird, saugt die
                              									andere Seite atmosphärische Luft an. Die an den Stirnseiten des Zylinders
                              									befindlichen Lufteinlaßventile besitzen hohle Spindeln, deren oberes Ende einen als
                              									Ventilfänger dienenden Bund und deren unteres Ende ein Brennstoffventil enthält.
                              									Unterhalb des Bundes befinden sich kleine Bohrungen, durch welche Brennstoff
                              									eintreten kann, wenn das Lufteinlaßventil geschlossen ist. Beim Oeffnen des
                              									Lufteinlaßventils werden die kleinen Bohrungen überdeckt, so daß während der
                              									Saugperiode kein Brennstoff in den Zylinder gelangen kann. Die äußeren Enden des
                              									Zylindermantels sind mit Kühlrippen versehen, über welche eine Blechkappe derart
                              									gestülpt ist, daß die zum Einlaßventil zuströmende Luft auf ihrem Wege eine
                              									energische Kühlung der Spülluft bewirkt. Das Anlassen der Maschine geschieht mittels
                              									Preßluft. Das Einspritzen des Brennstoffs erfolgt jedesmal zu Beginn der Rückkehr
                              									des Kolbens, wenn das Einlaßventil schließt, wobei sich infolge des im Zylinder noch
                              									vorhandenen Unterdruckes das Brennstoffventil öffnet. Bei zunehmender Kompression
                              									wird dann zunächst Luft nach dem Sammelbehälter durch die Schlitze hinausgeschoben,
                              									sodann nach Ueberdecken der Schlitze die Ladung weiter verdichtet, bis sie
                              									schließlich zur Entzündung gelangt und den Kolben wieder zurückwirft. Der von Matricardi gebaute und untersuchte Kompressor hatte eine
                              									Bohrung von 80 mm und einen Hub von 100 mm. [Engineering 1. März 1912.]
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                           Patent-Rücksaugverhinderer. Der Beschaffung gesundheitlich
                              									einwandfreien Trink- und Brauchwassers haben unsere Fachleute und Hygieniker stets
                              									größte Aufmerksamkeit gewidmet. So viel auch für eine mustergültige Wasserversorgung
                              									schon getan worden ist, der Schutz des Leitungsnetzes gegen Eindringen
                              									verunreinigten Außenwassers ist seither nur wenig beachtet worden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 287
                              Fig. 1.
                              
                           Werden z.B. die Hauptleitungen gespült oder entleert, oder tritt Rohrbruch ein, so
                              									kann leicht verunreinigtes Wasser u.a. aus Spüleimern, Badewannen, Becken, in welche
                              									von der Zapfstelle aus Gummischläuche hineinhängen, aus Klosetts, oder stagnierendes
                              									Wasser aus Endleitungen, auch verdorbene Luft aus nicht ventilierten Räumen in die
                              									Leitung eingesaugt werden.
                           Durch diese eingesaugten unreinen Wasser- und verdorbenen Luftmengen ist eine
                              									gesundheitliche Gefahr für alle herbeigeführt, welche ihr Wasser dem Rohrnetz
                              									entnehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 287
                              Fig. 2.
                              
                           Diese Gefahren der Verunreinigung und Verseuchung der Reinwasserleitung werden durch
                              									den Patent-Rücksaugverhinderer der Firma Bopp &
                                 										Reuther, Mannheim-Waldhof, beseitigt.
                           Sehr geeignet ist der Patent-Rücksaugverhinderer auch für an
                                 										Wasserleitungen anschließende Feuerlöschleitungen als Rücklaufverhinderer.
                              									– Bei der Verbindung von Wasserleitung und Feuerlöschleitung eingeschaltet kann in
                              									die letztere durch die Dampfspritze oder Pumpe usw. Hochdruck gegeben werden, ohne
                              									Rückwirkung auf die Wasserleitung.
                           Der Patent-Rücksaugverhinderer gestattet in dieser Verwendungsweise also freien
                              									Durchlaß nach der Feuerlöschleitung bezw. dem Heizapparat, verhindert jedoch
                              									den Rücklauf aus diesen in die Leitung.
                           Für Heizungsapparate als Rücklaufverhinderer an Stelle der
                              									unzuverlässig wirkenden Rückschlagventile, zur Verhütung des Warmwasserrücklaufs ist
                              									der Apparat ebenfalls zu verwenden.
                           Ueber die Konstruktion des Patent-Rücksaugverhinderers geben Fig. 1 bis 2
                              									Aufschluß. Er besteht aus Gehäuse g mit eingeschraubtem
                              									Stulpsitz s, dem Paragummistulp p, welcher den Stulpsitz s umschließt und die
                              									Durchtrittsöffnung verdeckt. – Bei normaler Durchflußrichtung wird der Gummistulp
                              									vom Wasserdruck gehoben und das Wasser strömt durch die Oeffnungen des Stülpsitzes;
                              									hört der Durchfluß auf, so legt sich der Stülp wieder geräuschlos und ohne
                              									Rückschlag auf die Oeffnungen des Stulpsitzes dicht auf, so daß ein Zurückfließen
                              									des Wassers nicht stattfinden kann.
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                              Textabbildung Bd. 327, S. 287
                              
                           Die Schiebermotoren beginnen immer mehr festen Fuß zu
                              									fassen, und aus der großen Menge der Patentanmeldungen und Ausführungsformen auf
                              									diesem neuen Gebiete ist bereits mit aller Klarheit zu erkennen, daß die zukünftige
                              									Entwicklung fast ausnahmslos zum Einschiebermotor hindrängt. Die untenstehende Figur
                              									zeigt die interessant durchgebildete Form des Motors von Lanplough. Es sind bei diesem Motor zwar zwei getrennt ausgeführte
                              									Schieber für Einlaß und Auslaß vorhanden; dieselben repräsentieren aber trotzdem nur
                              									einen einzigen Schieber, bei dem der Schneckenradantrieb in die Mitte gelegt wurde.
                              									Die beiden Schieber sind seitlich an einem Schneckenrad befestigt, das seinen
                              									Antrieb von einer über dem Zylinder liegenden Schneckenwelle erhält. Der Einlaß- und
                              									Auslaßkanal bilden zusammen mit dem über dem Kolben freibleibenden Raum einen
                              									Kompressionsraum von annähernd U-förmiger Gestalt, der eine gute Verbrennung ergeben
                              									dürfte. Da das Antriebschneckenrad mitten im Zylinderkopf liegt und dadurch sowohl wie
                              									durch die direkte Verbindung mit dem heißen Auslaßschieber sich ziemlich stark
                              									erwärmen würde, ist der Räderkasten nach dem Kompressionsraum hin mit einem
                              									Wasserkühlmantel versehen.
                           Die Konstruktion ist von verblüffender Einfachheit und dürfte einen sehr
                              									brauchbaren Motor ergeben, wenn es gelingt die verhältnismäßig kurzen Schieber
                              									abzudichten und das Antriebschneckenrad ausreichend zu kühlen. [Der Motorwagen, 10,
                              									März 1912.]