| Titel: | SPANNUNGEN UND FORMVERÄNDERUNGEN AN MANNLOCHAUSSCHNITTEN UNTER DAMPFDOMEN. | 
| Autor: | Wm. Scholz | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 321 | 
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                        SPANNUNGEN UND FORMVERÄNDERUNGEN AN
                           								MANNLOCHAUSSCHNITTEN UNTER DAMPFDOMEN.
                        Von Dipl.-Ing. Dr. Wm. Scholz,
                           									Hamburg.
                        SCHOLZ: Spannungen und Formveränderungen an Mannlochausschnitten
                           								unter Dampfdomen.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Es werden zunächst die Verhältnisse bezüglich Spannungen,
                              									Formänderungen usw. an einem freien Dampfdom ohne
                              									Berücksichtigung des Einflusses vom Kesselmantel betrachtet. Hierauf wird der
                              									Einfluß der elastischen Formänderungen des Mantelblechs ebenfalls in Betracht
                              									gezogen. Aus den angestellten rechnerischen Ermittlungen werden zum Schluß die
                              									Gesichtspunkte für die zweckmäßigste Verstärkung solcher Oeffnungen abgeleitet.
                           ––––––––––
                           Da jede Art von Ausschnitten in Kesselmänteln eine mehr oder weniger große Schwächung
                              									des Mantelblechs zur Folge hat, sind alle derartigen Oeffnungen wieder hinreichend
                              									zu verstärken. Da rechnungs- und erfahrungsgemäß bei derartigen Ausschnitten die
                              									größten Spannungen an den Lochkanten in Richtung einer Mantellinie auftreten, ist
                              									hier ohne weiteres der Weg gewiesen, wie die Verstärkungen derartiger Ausschnitte am
                              									zweckdienlichsten auszubilden sind. Wie derartige Verstärkungen an Ausschnitten, die
                              									selbst durch Deckel oder Flanschen geschlossen sind, also für ihren ganzen Bereich
                              									dem inneren Ueberdruck ausgesetzt sind, zweckmäßig ausgebildet werden, soll hier im
                              									Augenblick nicht untersucht werden, mag vielmehr einer späteren Erörterung
                              									überlassen bleiben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 321
                              Fig. 1.
                              
                           Die Notwendigkeit der Verstärkung derartiger Ausschnitte wird jedenfalls allgemein
                              									anerkannt. Anders verhält es sich dagegen mit Oeffnungen mit den an den Kesselmantel
                              									anschließenden Stutzen oder auch mit den Oeffnungen unter
                              										Dampfdomen.
                           Gerade in bezug auf den letzteren Fall sind die Meinungen der Praxis noch oft
                              									geteilt. Die vielfach herrschende Ansicht, daß Verstärkungsringe an
                              									Mannlochöffnungen im Bereiche von Dampfdomen nutzlos
                              									seien, der Durchmesser derartiger Oeffnungen also ohne Einfluß auf die
                              									Festigkeitsverhältnisse sei, oder daß wohl auch das gesamte Mantelblechmaterial, da
                              									zwecklos, am besten entfernt würde, geben Veranlassung, diese Ansichten auf ihre
                              									Stichhaltigkeit durch Ermittlung der auftretenden Kräfte, Spannungen, Biegemomente
                              									und Formveränderungen zu prüfen.
                           Betrachtet man den in Fig. 1 schematisch
                              									dargestellten Zylinderkessel mit aufgesetztem Dom, so lassen sich bezüglich der von
                              									dem inneren Ueberdruck p herrührenden Kraftwirkungen
                              									folgende Teile unterscheiden:
                           
                              1. Die beiden rechts und links neben dem Dampfdom sitzenden, in
                                 										ihren Mantelflächen nicht unterbrochenen vollen Kreiszylinder. Die infolge des
                                 										konstanten Innendrucks sich äußernden Kraftwirkungen sind:a) Spannungen im Mantelblech, die tangential an den
                                       												Kreisumfang gerichtet sind und die für alle Punkte derselben Mantellinie
                                       												gleichgroß sind (wenn von den den Kesselboden benachbarten Teilen, die
                                       												in ihrer radialen Ausdehnung behindert sind, abgesehen wird).
                                       													\left(\sigma_1=\frac{p\,.\,D}{2\,.\,s}\right);b) Spannungen im Mantelblech in der Richtung der
                                       												Kesselachse, die, wie bekannt, nur halb so groß sind wie die
                                       												unter a)
                                       													\left(\sigma_a=\frac{p\,.\,D}{4\,.\,s}\right);c) Vergrößerung des Kesseldurchmessers infolge des inneren Ueberdrucks
                                       												von D auf D +
                                       													ΔD.
                              2. Der Dampfdom, der für sich einen zylindrischen Kessel bildet
                                 										und für dessen Mantel die gleichen unter 1. entwickelten Kraftwirkungen
                                 										auftreten.
                              3. Ein mittlerer Kreiszylinder von einer Seitenhöhe gleich dem
                                 										inneren Domdurchmesser, dessen Mantelfläche dem inneren Ueberdruck p ausgesetzt ist, mit Ausnahme des unter dem Dom
                                 										liegenden Teils. In diesem Bereich ist das Mantelblech beiderseits dem gleichen Druck p
                                 										ausgesetzt.
                              
                           Die Bestimmung der Spannung für Punkte der Mantellinien im Bereich des Winkels β erfolgt wie unter 1.; auch hier ist
                              										\sigma_t=\frac{p\,.\,D}{2\,.\,s}.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 322
                              Fig. 2.
                              
                           Eine Aenderung erfolgt nur für das Bereich des Winkels a. Durch an den Kesselmantel zu legende Ebenen cd wird von dem Dampfdom ein Zylinderstumpf abgeschnitten, der die
                              									Durchmesserebene für das Bereich des Winkels a
                              									hinsichtlich der aufzunehmenden Druckkräfte zum vollen Durchmesser D ergänzt. Soll es aber zu einem Bruch für diesen Teil
                              									des Kessels in der Ebene a b kommen (Fig. 2), so werden die von dem inneren Ueberdruck
                              									herrührenden Kräfte nicht ohne weiteres in der Ebene a
                                 										b selbst angreifen können, sondern vielmehr zunächst, soweit sie von dem im
                              									Bereiche des Winkels a ausgeübten Kräften herrühren, an
                              									dem mit dem Mantelblech verbundenen Domflansch angreifen müssen. Hinzu treten
                              									außerdem noch die Kräfte, die unmittelbar an der Wandung des Zylinderstumpfes
                              									angreifen. Bei der geringen Höhe des Zylinderstumpfes können wir uns die hier zur
                              									Wirkung kommenden Kräfte angenähert im Punkt o (Fig. 2) angreifend denken. Die Resultierende mögen
                              										o R sein. Es kann dann eine Kraftzerlegung
                              									vorgenommen werden dergestalt, daß die eine Komponente o
                                 										b' in die Richtung des Domflansches, die andere o
                                 										c' senkrecht dazu fällt. Diese kann wiederum zerlegt werden in eine in die
                              									Richtung des Dommantels fallende Kraft o d' die auf
                              									Abbiegen des Flansches wirkt, und in die restliche kleine Kraft o e', die für die weitere Betrachtung vernachlässigt
                              									werden kann.
                           Die Tangentialkraft o b' wird sich mit den infolge
                              									des inneren Ueberdrucks bereits an dem Domflansch angreifenden Kräften vereinen.
                              									Damit ist die Aufgabe gestellt, Größe der Spannungen und Formveränderungen zu
                              									bestimmen, die durch die an einem Körper von ringförmiger Gestalt angreifenden
                              									Kräfte hervorgerufen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 322
                              
                           In Fig. 3
                              									ist der Domflansch und die an ihm angreifenden Kräfte im Grundriß dargestellt. Nach
                              									den vorangegangenen Ausführungen ist die Größe der an dem Ring angreifenden, in der
                              									Durchmesserebene E F zur Wirkung kommenden Kräfte, die
                              									wir uns in der Resultierenden P vereinigt denken
                              									können,
                           
                              P=\frac{D\,.\,p\,.\,C\,D}{2}.
                              
                           Infolge der Symmetrie des Kreisringes genügt es, die
                              									auftretenden Spannungen und Formveränderungen für einen Quadranten zu bestimmen. Im
                              									vorliegenden Fall sei in der Fig. 3 der linke untere
                              									gewählt. Wird der Quadrant aus dem vollen Ring für die Betrachtung herausgetrennt,
                              									so müssen an den Schnittflächen äußere Kräfte angebracht werden, damit das
                              									Gleichgewicht gewahrt bleibt.
                           In der wagerechten Schnittfläche E C ergibt sich damit
                              									eine durch den Schwerpunkt der Fläche gehende und in ihr senkrecht stehende
                              									Resultierende von der Größe \frac{P}{2} und ein resultierendes
                              									Kräftepaar. Dieses vorläufig unbekannte Moment der Spannungen im Querschnitt E C heiße M0.
                           Für einen beliebigen Querschnitt O A im Abstand φ
                              									von der Wagerechten
                              									hat man dann unter Berücksichtigung der links vom Querschnitt O A am Quadranten wirkenden äußeren Kräfte ein
                              									Biegemoment von der Größe
                           
                              M=M_0-\frac{P}{2}\,(r-r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi)
                              
                           während die Normalkraft im Querschnitt O A den Wert
                           
                              N=\frac{P}{2}\,.\,\mbox{cos}\,\varphi
                              
                           annimmt. Wenden wir uns nun zunächst der Bestimmung des
                              									Biegemomentes M0 zu.
                              									Welche Formveränderung der Ring auch immer annehmen mag, Bedingung bleibt (solange
                              									kein Bruch eintritt), daß die beiden Schnittflächen des Quadranten immer senkrecht
                              									zueinander bleiben müssen. Die Bedingungsgleichung zur Bestimmung des Momentes M0 lautet daher
                           
                              \int\limits_0^{\pi/2}\,\Delta\,d\,\varphi=0;
                              
                           darin ist zu setzen
                           
                              \Delta\,d\,\varphi=\frac{M\,.\,ds}{E\,.\,J}=\frac{(M_0-P/2\,.\,r+P/2\,r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi)\,r\,.\,d\,\varphi}{E\,.\,J}
                              
                           Da E, J und r als konstante Faktoren für die Integration gestrichen
                              									werden können, ergibt sich
                           
                              O=\int\limits_0^{\pi/2}}\,(M_0-P/2\,.\,r+P/2\,.\,r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi)\,d\,\varphi
                              
                           
                              O=M_0\,.\,\frac{\pi}{2}-\frac{P\,.\,r\,.\,\pi}{4}+\frac{P\,r}{2}
                              
                           
                              M_0=P\,.\,r\,.\,\frac{\pi-2}{2\,\pi}=0,182\,.\,P\,r.
                              
                           Das Biegemoment im Querschnitt E
                                 										C ist damit positiv, ruft also eine Minderung der Krümmung hervor.
                           Da das zweite Glied des Ausdrucks für das Biegemoment eines beliebigen Querschnitts
                              									für jeden Winkel φ > 0 positiv ist, so ist M0 zugleich das größte
                              									positive Biegemoment, während sich für den Querschnitt C
                                 										H (Fig.
                                 										3), d.h. für φ = 90° das größte negative
                              									Moment ergibt; und zwar ist dieses
                           
                              M\,\frac{\pi}{2}=P\,.\,r\,.\,\frac{\pi-2}{2\,\pi}-\frac{P}{2}\,(\frakfamily{r}-r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi)
                              
                           für \varphi=\frac{\pi}{2} wird
                           
                              M_{\pi/2}=-\frac{P\,.\,r}{\pi}=-0,318\,.\,P\,r.
                              
                           Streng genommen werden diese Biegemomente in der errechneten
                              									Größe nur in einem völlig ebenen Ring auftreten. Da aber, namentlich bei größeren
                              									Kesseldurchmessern, die Abweichung von der Horizontalebene nicht allzu beträchtlich
                              									ist, und durch das darunterliegende Mantelblech dem Domflansch nicht die Möglichkeit
                              									gegeben ist, sich zu einem ebenen Gebilde zu recken, werden die für die Querschnitte
                              										E C und G H
                              									ermittelten Biegemomente mit großer Annäherung auftreten müssen.
                           Für die Ermittlung der Größe der Spannungen kann angenommen werden, daß die den
                              									Mantel mit dem Domflansch bezw. dem Verstärkungsring verbindende Nietung hinreichend
                              									ist, um eine annähernd gleichmäßige Kraftübertragung herbeizuführen.
                           Für die zahlenmäßige Durchführung des Rechnungsganges sei der in Fig. 4 dargestellte
                              									Dampfdom des Oberkessels eines Wasserrohrkessels zugrunde gelegt. Als größte in der
                              									Ebene E C der Fig. 3 auftretende
                              									Biegespannung ergibt sich dann
                           
                              \sigma_{EC}=\frac{0,182\,.\,P\,.\,r\,.\,6}{b\,.\,h^2}
                              
                           Hierin ist
                           P=\frac{150^{\mbox{cm}}\,.\,16^{\mbox{at}}\,.\,80^{\mbox{cm}}}{2}=96000
                              										kg/qcmDie nach Fig. 2 in Abzug zu bringende Komponente o d' ist wegen ihrer Kleinheit vernachlässigt
                                    											worden.
                           r = 47,8 cm
                           
                              b=\,\sim\,1,9+\frac{(1,8\,.\,2,3+12\,.\,1,6)}{32}=3,8\mbox{
                                 										cm.}
                              
                           reduziert auf gleiche Höhe
                           h = 32 cm.
                           
                              \sigma_{EC}=\frac{0,182\,.\,96000\,.\,47,8\,.\,6}{3,8\,.\,32^2}=12,87\mbox{
                                 										kg/qmm.}
                              
                           Und die in der Ebene G H
                              									auftretende Biegespannung ergibt sich zu:
                           
                              \sigma_{GH}=-\frac{P\,.\,r\,.\,6}{.\,b\,.\,h^2}
                              
                           Hierin ist:
                           P = 96000 kg, r = 47,8 cm
                           b = 3,8 cm, h = 32 cm,
                           
                              \sigma_{GH}=-\frac{96000\,.\,47,8\,.\,6}{.\,3,8\,.\,32^2}
                              
                           σGH =
                              										– 22,6 kg/qcm.
                           Es bleibt nun noch übrig, die infolge des inneren Drucks auftretenden
                              									Längenänderungen der senkrecht zueinanderstehenden Durchmesser des Domes C B und G J zu
                              									bestimmen.
                           Zunächst soll die infolge des positiven Biegemoments M0 auftretende Verkürzung des Durchmessers
                              										C B ermittelt werden. Allgemein ist die durch
                              									Biegemomente hervorgerufene elastische Veränderung der Spannweite eines
                              									Bogenträgers:
                           
                              \Delta\,d=\int\,\frac{M\,.\,z}{E\,.\,J}\,.\,d\,s.
                              
                           Hierin ist unter Berücksichtigung von Fig. 3 zu setzen
                           
                              M=M_0-\frac{P}{2}\,.\,(\frakfamily{r}-r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi)
                              
                           wo
                           
                              M_0=\frac{\pi-2}{2}\,.\,P\,.\,r
                              
                           z = r . sin φ
                           E = 2200000
                           J=\frac{b\,.\,h^3}{12}=\frac{3,8\,.\,32^3}{12}.
                           Es ergibt sich somit
                           
                              \Delta\,d=\int\limits_0^{\pi/2}\,\left(P\,.\,r\,\frac{\pi-2}{2\,\pi}-\frac{P}{2}\,(\frakfamily{r}-r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi)\right)\,r\,.\,\mbox{sin}\,\varphi\,.\,ds
                              
                           Wird das Integral aufgelöst und gleichzeitig für d s der Wert r . d φ
                              									gesetzt, so geht die Gleichung über in
                           
                              \Delta\,d=\frac{1}{E\,.\,J}\,\left(\int\limits_0^{\pi/2}\,P\,r^3\,\frac{\pi-2}{2\,\pi}\,\mbox{sin}\,\varphi\,.\,d\,\varphi-\int\limits_0^{\pi/2}\,\frac{P\,r^3}{2}\,\mbox{sin}\,\varphi\,.\,d\,\varphi+\int\limits_0^{\pi/2}\,\frac{P\,r^3}{2}\,\mbox{sin}\,\varphi\,\mbox{cos}\,\varphi\,d\,\varphi\right)
                              
                           
                           
                              
                              \Delta\,d=\frac{1}{E\,.\,J}\,\left(P\,.\,r^3\,\frac{\pi-2}{2\,\pi}-\frac{P\,.\,r^3}{2}+\frac{P\,.\,r^3}{2}\,\frac{1}{2}\,\left[\frac{\mbox{sin}^2\,\varphi}{2}\right]_0^{\pi/2}\right)
                              
                           
                              \Delta\,d=\frac{P\,.\,r^3}{E\,.\,J}\,\left(\frac{\pi-2}{2\,\pi}-\frac{1}{4}\right)
                              
                           
                              \Delta\,d=-\frac{0,8195\,P\,.\,r^3}{E\,.\,b\,.\,h^3}
                              
                           In ganz analoger Weise ergibt sich für den anderen Durchmesser
                              										C J, wenn in die Gleichung für Δ d entsprechende Werte, und zwar
                           
                              M=\frac{P\,.\,r}{\pi}
                              
                           z = r . cos φ
                           und
                           d s = r . d φ
                           eingesetzt werden,
                           
                              \Delta\,d\,l=\int\limits_0^{\pi/2}\,\frac{P\,.\,r}{\pi}\,.\,\frac{r\,.\,\mbox{cos}\,\varphi}{E\,.\,J}\,r\,.\,d\,\varphi
                              
                           
                              \Delta\,d\,l=\frac{P\,.\,r^3}{\pi\,.\,E\,.\,J}\,\int\limits_0^{\pi/2}\,\mbox{cos}\,\varphi\,.\,d\,\varphi=\frac{P\,.\,r^3}{\pi\,.\,E\,.\,J}\,\left[\mbox{sin}\,x\right]_0^{\pi/2}
                              
                           
                              \Delta\,d\,l=\frac{3,82\,.\,P\,.\,r^3}{E\,.\,b\,.\,h^2}
                              
                           Diese Betrachtung einschließlich des durchgeführten Zahlenbeispiels gilt zunächst nur
                              									für den in Fig.
                                 										3 dargestellten freien Dom mit dem darunterliegenden Mantelblech und
                              									Verstärkungsring. In Wirklichkeit ist dieses Gebilde aber fest mit dem übrigen
                              									Kesselmantel verbunden, so daß die in den beiden Durchmesserebenen E F und J H
                              									errechneten Längenänderungen in ihrem tatsächlichen Auftreten beeinflußt werden müssen durch die infolge des inneren Kesseldrucks auftretenden
                              									elastischen Formveränderungen des Mantelblechs in jenen beiden Ebenen. Die
                              									elastische Formveränderung in der Ebene J G, die eine
                              									Vergrößerung des Kesseldurchmessers zur Folge hat, ist also mit der oben errechneten
                              									Längenänderung Δ d l
                              									gleichgerichtet, während die Dehnungen in der Ebene E F einander entgegenwirken.
                           Die zahlenmäßige Bestimmung dieser elastischen Dehnungen unter Zugrundelegung der
                              									Materialstärken der Fig. 4 liefert für den
                              									Domdurchmesser J G (als Sehne des Oberkessels
                              									betrachtet) den Wert + 0,72 mm, für den Durchmesser C B
                              									(als Mantellinie des Oberkessels) den Wert + 0,115 mm. Da dieser letztere Wert und
                              										Δ d entgegengesetzte Vorzeichen haben, wird die
                              									resultierende Längenänderung in der Ebene E F praktisch
                              									zu vernachlässigen sein, während in der Ebene J H eine
                              									meßbare Längenzunahme des Domdurchmessers auftreten muß. Weitergehende Schlüsse aus
                              									den rechnungsmäßig ermittelten Spannungen und Formveränderungen hinsichtlich der
                              									Festigkeit der Konstruktion ziehen zu wollen, verbietet sich, solange innerhalb der
                              									Wissenschaft die Meinungen über die Abhängigkeit der Bruchgefahr von dem
                              									Spannungszustand selbst noch geteilt sind.
                           Zweck der vorliegenden Untersuchung war es, die Tendenz der an Mannlochausschnitten
                              									unter Dampfdomen auftretenden Spannungen und Formveränderungen nach Richtung und in
                              									ihrer relativen Größe zueinander festzustellen und die sich hieraus ergebenden
                              									Gesichtspunkte für die zweckmäßigste Verstärkung derartiger Oeffnungen zu
                              									erörtern.
                           Betrachten wir die im Zähler und Nenner der beiden Formeln Δ d und Δ d1 stehenden Faktoren, so sehen wir, daß der Radius
                              									der Kreisbogenlinie, an dem die Kräfte zur Wirkung kommen und die Breite des
                              									kraftaufnahmefähigen Bogenträgers beide mit der dritten Potenz in der Formel
                              									vorkommen.
                           Daraus ergeben sich die beiden Konstruktionsbedingungen: a) möglichst kleiner Domdurchmesser; b) für gegebenen Domdurchmesser
                              									möglichste Beschränkung des Mannlochausschnittes, um Platz für die Anordnung des
                                 										Verstärkungsringes innerhalb des Dombereiches zu gewinnen.
                           Die zahlenmäßige Durchführung der Rechnung für obiges Beispiel liefert bei
                              									Berücksichtigung, daß die Formelwerte Δ d und Δ d1, da die
                              									Integration nur für einen Quadranten durchgeführt worden ist, zunächst nur die
                              									halben Längenänderungen der Durchmesser darstellen, folgende Werte:
                           
                              2\,.\,\Delta\,d=-\frac{2\,.\,0,815\,.\,96000\,.\,47,8^3}{2200000\,.\,3,8\,.\,32^3}=-0,628\mbox{
                                 										mm}
                              
                           
                              2\,.\,\Delta\,d_1=\frac{2\,.\,3,82\,.\,96000\,.\,47,8^3}{2200000\,.\,3,8\,.\,32^3}=2,94\mbox{
                                 										mm,}
                              
                           d.h. die im Bereiche des Mannlochausschnittes unter dem Dom
                              									auftretenden Biegemomente werden bei dem angenommenen Betriebsdruck von 16 at für
                              									den in der Längsachse des Kessels liegenden Durchmesser eine Verkürzung um 0,628 mm,
                              									für den dazu senkrechten Durchmesser eine Verlängerung von 2,94 mm hervorrufen.
                           Die für den in Fig. 4 dargestellten Dom ohne Verstärkungsring
                              									in gleicher Weise wie zuvor durchgeführte Rechnung liefert für die Spannung im
                              									Querschnitt E C (Fig. 3) den Wert
                           σEC =
                              									23,2 kg/qmm,
                           d.h. die Beanspruchung des Materials erreicht hier bereits die
                              									Elastizitätsgrenze, wenn ein Mantelblechmaterial von etwa 45 kg/qmm Festigkeit
                              									vorausgesetzt wird.
                           In dem Querschnitt G H wird die wirkliche
                              									Materialfestigkeit nahezu ganz in Anspruch genommen.
                           Da andererseits die durch Kraft P in dem Querschnitt E C hervorgerufene Normalspannung noch nicht ein
                              									Drittel der durch das Biegemoment verursachten Spannung beträgt, so kann auf Grund
                              									der vorangegangenen Untersuchung zusammenfassend und allgemein ausgesprochen werden,
                              									daß die Untersuchung der im Bereich von Mannlochausschnitten
                                 										unter Dampfdomen infolge des inneren Ueberdrucks auftretenden Spannungen und Formveränderungen sich beschränken kann auf die
                                 										durch die Biegemomente hervorgerufenen Wirkungen, wie sie in den
                              									Gleichungen für σEC,
                              										σGH, Δ d und Δ d1 aufgestellt worden sind.
                           Diesen Werten gegenüber sind die durch die Normalkraft N
                              									hervorgerufenen Wirkungen, sowie die infolge der Veränderungen der senkrecht
                              									zueinander stehenden Domdurchmesser eintretenden sehr geringfügigen Lagenänderungen
                              									der innerhalb des Doms liegenden Mantelblechteile ohne Belang.
                           
                           Die Untersuchung zeigt ferner, daß die wirksame Aufnahme
                                 										dieser von den Biegemomenten herrührenden Spannungen – wenigstens bei höheren Betriebsdrucken – nicht alle in von dem Domflansch und dem darunter
                              									liegenden Mantelblech aufgenommen werden kann, sondern
                              									daß hierfür die Anordnung besonderer Verstärkungen
                                 										notwendig wird, die entsprechend der Richtung der auftretenden Biegemomente
                              									innnerhalb des Doms in möglichster Entfernung von der neutralen Achse
                              									anzuordnen sind.
                           Damit ergibt sich gleichzeitig die
                                 										Forderung möglichster Beschränkung der Mannlochöffnung im Dom, zu der, wie
                              									die Formeln zeigen und auch nach dem Gefühl ohne weiteres zu schließen ist, die
                              									weitere Forderung einer so weit als möglichen Begrenzung
                              									des Domdurchmessers zu treten hat.