| Titel: | DIE TECHNISCHEN UND WIRTSCHAFTLICHEN VORTEILE DES ELEKTRISCHEN ANTRIEBES FÜR DIE TEXTILINDUSTRIE. | 
| Autor: | Gustav W. Meyer | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 343 | 
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                        DIE TECHNISCHEN UND WIRTSCHAFTLICHEN VORTEILE DES
                           								ELEKTRISCHEN ANTRIEBES FÜR DIE TEXTILINDUSTRIE.
                        Von Gustav W. Meyer.
                        MEYER: Die technischen und wirtschaftlichen Vorteile des
                           								elektrischen Antriebes usw.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Einleitung – Motoren geschlossener und offener Bauart –
                              									Elektrischer Einzel- oder Gruppenantrieb – Der elektrische Hinzelantrieb bei der
                              									Ringspinnmaschine – Der elektrische Betrieb von Selfaktoren – Anteil der
                              									Energiekosten für 1 kg versponnenes Garn – Diverse elektrische Antriebe –
                              									Kraftantrieb durch Dampf oder Elektrizität?
                           ––––––––––
                           
                        
                           Einleitung.
                           Der elektrische Antrieb hat in der Textilindustrie erst seit wenigen Jahren
                              									umfangreichere Anwendung gefunden. In der Tat stellten sich hier der Einführung der
                              									elektrischen Triebkraft große Schwierigkeiten in den Weg, die erfolgreich zu
                              									beseitigen erst vor kurzer Zeit in jeder Weise gelang.
                           Hing solche Schwierigkeit lag darin begründet, daß es sich hier nicht um die
                              									Verarbeitung eines groben Materials, sondern um die der empfindlichen Textilfaser
                              									handelte. Diese gestattet bei ihrer Verarbeitung keine bedeutenden mechanischen
                              									Beanspruchungen, welche sonst bei anderen Materialien ohne weiteres zulässig
                              									sind.
                           Es ist ferner zu beachten, daß es sich um einen vorzugsweisen staubigen Betrieb
                              									handelt. Die früher vielfach verwendeten Gleichstrommotoren offener Bauart versagten
                              									daher sehr bald, da der fein verteilte Baumwollstaub sich auf Wicklung, Kommutator
                              									und Bürsten ablagerte, Dadurch wurde in kürzester Zeit die Isolierung der Wicklung
                              									beeinträchtigt und zerstört.
                           
                        
                           Motoren geschlossener und offener
                                 										Bauart.
                           Um dieser Gefahr auszuweichen, mußte der Motor staubdicht nach außen abgeschlossen
                              									werden; es geschieht dies durch Einkapselung desselben. Durch die letztere werden
                              									aber die Abkühlungsverhältnisse verschlechtert, so daß es nur möglich ist, den Motor
                              									mit etwa 60 v. H. seiner vollen Leistung, die er im offenen Zustand leisten würde,
                              									auszunutzen, wenn er sich nicht unzulässig hoch erwärmen soll.
                           Man ist daher sehr bald zur Einführung der Durchzugstype gelangt. Bei derselben ist
                              									gleichfalls der Motor gegen den Raum, in welchem er aufgestellt ist, luftdicht
                              									abgeschlossen. Dem Motor wird aber mittels eines Rohrsystems und Ventilators kalte
                              									Luft von außen zugeführt; nachdem dieselbe das Innere passiert und die Wärme des
                              									Motors aufgenommen hat, verläßt die erwärmte Luft den Motor wiederum durch ein
                              									besonderes Abzugsrohr.
                           Bei der Durchzugtype kann also der Motor mit der vollen Leistung beansprucht
                              									werden.
                           Vielfach hat man auch Motoren mit Wasserkühlung angewendet. Als kühlendes Medium
                              									dient hier statt der Luft das Wasser. Zu diesem Zweck ist das Gehäuse des Motors
                              									noch mit einem Mantel versehen, durch welchen das kalte Wasser strömt und die
                              									Wärme des Motors aufnimmt.
                           Im allgemeinen wird man hauptsächlich nur bei elektrischem Einzelantrieb Motoren
                              									geschlossener Bauart verwenden, da hier der Motor am meisten dem Staub ausgesetzt
                              									sein würde. Beim elektrischen Gruppenantrieb ist man hingegen gewöhnlich in der
                              									Lage, für den Motor einen geschützten Ort wählen zu können: hier kommt daher
                              									vorzugsweise die offene Bauart zur Anwendung. Beim elektrischen Einzelantrieb von
                              									Webstühlen würde die Anwendung künstlicher Kühlung bei den kleinen Motorleistungen
                              									(gewöhnlich 0,35 bis 0,5 PS) den Preis der Motoren außerordentlich verteuern. Hier
                              									muß man sich also mit der Abkühlungsoberfläche des Gehäuses begnügen und ist dann
                              									entweder genötigt, die Motoren nicht vollständig auszunutzen oder Motoren mit
                              									besonders hohem Wirkungsgrade zu wählen. Um die Wärmeabgabe zu befördern wird
                              									vielfach das Gehäuse auch mit Kühlrippen versehen.
                           
                        
                           Elektrischer Einzel- oder
                                 										Gruppenantrieb.
                           Eine unterschiedslose Befürwortung des elektrischen Einzelantriebes (wie dies so
                              									häufig geschieht) ist in der Textilindustrie nicht am PlatzeMan ist hier z.B. mit der Empfehlung des
                                    											elektrischen Einzelantriebes so weit gegangen, daß man denselben sogar für
                                    											die einzelnen Spindeln einer Ringspinnmaschine in Vorschlag brachte. Jede
                                    											Spindel erhält nach diesem Vorschlag ihren direkten Antrieb durch einen
                                    											kleinen Drehstrommotor mit Kurzschlußanker. Leistung jedes einzelnen Motors
                                    											etwa. 0,01 PS. Bei einer normalen Ringspinnmaschine mit 450 Spindeln hätte
                                    											man also 450 kleine Motoren mit einer Tourenzahl von n = 10000 – 12000 und
                                    											450 Schalter vorzusehen! Eine praktische Anwendung dieser. Erfindung in
                                    											ihrer gegenwärtigen Form dürfte schon wegen der außerordentlich hohen Kosten
                                    											nicht in Frage kommen.Vergl. D. R. P. 220284 Kl. 76c, Gruppe 13, und D. R. P. 238657 vom 2. II.
                                    											1910 von Dr.-Ing. Heinrich. Schneider Neusalz a.
                                    											Oder.. Im allgemeinen wird der Einzelantrieb dort vorteilhafter
                              									sein, wo die Zahl der Betriebspausen eine sehr häufige und die Dauer derselben im
                              									Verhältnis zur ganzen Arbeitszeit eine große ist, wie z.B. bei Webstühlen,
                              									Selfaktoren für leichte Streichgarne usw.
                           Um über diese Verhältnisse Klarheit zu gewinnen sei ein praktisches Beispiel
                              									gegeben:
                           In der Minute soll ein Webstuhl 65 Schuß machen; die theoretische wöchentliche Schußzahl würde somit bei zehnstündiger
                              									Arbeitszeit
                           10 . 60 . 65 . 6 = 234000
                           betragen.
                           Dabei ist aber keine Zeit für das Knoten und Herrichten der Kette in Ansatz gebracht;
                              									in Wirklichkeit wird daher je nach Uebung und Fleiß des betreffenden Webers nur eine Schußzahl
                              									in der Woche von 140000 bis 160000 herauskommen. Nehmen wir z.B. 145000 Schuß in der
                              									Woche an, so ergibt sich ein Verhältnis der
                           
                              \frac{\mbox{praktischen Schußzahl}}{\mbox{theoretischen
                                 										Schußzahl}}=\frac{145000}{234000}=0,62.
                              
                           Der Stuhl läuft also vollbelastet jährlich nur während
                           300 . 0,62 = 196 Tagen à 10 Stunden.
                           Wird das Jahr zu 300 Arbeitstagen angenommen, so kann man auch sagen, daß der
                              									Webstuhl im Durchschnitt täglich nur während 6,5 Stunden im Betriebe ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 344
                              Fig. 1. Webstuhl mit Motorwippe.
                              
                           In einer Weberei sollen nun einmal 100 Webstühle gruppenweise, im anderen Fall
                              									einzeln elektrisch angetrieben werden. Der Leerlaufverlust der Transmission beim
                              									Gruppenantrieb betrage 15 KW, beim Einzelantrieb soll ein Motor 500 Watt benötigen.
                              									Der Wirkungsgrad der kleinen Motore betrage 85 v. H. Weitere 5 v. H. sollen in der
                              									Riemenübertragung vom Motor auf den Stuhl verloren gehen.
                           Die Leistung eines jeden kleinen Motors beträgt somit
                           
                              \frac{500\,.\,0,85}{736}=0,58\mbox{ PS.}
                              
                           Per Stuhl ist mit einem Verlust von
                           
                              500\,\frac{20}{100}=100\mbox{ Watt}
                              
                           zu rechnen.
                           Der elektrische Gruppenantrieb erfordert für den vorliegenden Fall
                           
                              15+\frac{400\,.\,100}{1000}=55\mbox{ KW}.
                              
                           Der erste Summand ist der Aufwand für die TransmissionDer Verlust in der Transmission bei Belastung
                                    											ist keines wegs, wie vielfach angenommen, identisch mit dem bei Leerlauf; er
                                    											ist im Gegenteil im ersteren Fall größer. Es würden sich in Wirklichkeit
                                    											somit noch ungünstigere Verhältnisse für den Gruppenantrieb herausstellen.
                                    											Andererseits ist aber auch zu beachten, daß der Wirkungsgrad der kleinen
                                    											Motoren ein sehr guter ist. Ist derselbe ein niederer, so verschlechtern
                                    											sich die Verhältnisse ganz wesentlich beim Einzelantrieb., der
                              									zweite der Aufwand für die Webstühle selbst.
                           Nun hat man zu beachten, daß die Leerlaufverluste beim Gruppenantrieb ständig
                              									erfolgen; ergibt somit jährlich
                           300 . 10 . 15 = 45000 KW/Std.
                           Die Nutzarbeit für das Jahr beträgt hingegen
                           196 . 10 . 40 = 78400 KW/Std.
                           Es ist somit hier das Verhältnis.
                           
                              \frac{\mbox{Leeraufarbeit f.d. Jahr}}{\mbox{Gesamtarbeit
                                 										f.d. Jahr}}=\frac{45000}{78400+45000}=\frac{45000}{123400}=0,365
                              
                           oder 36,5 v. H.
                           Für den elektrischen Einzelantrieb gestalten sich die Verhältnisse viel günstiger.
                              									Die Leerlaufverluste finden nur während des wirklichen Betriebes statt. Die Zahl der
                              									KW/Std. f. d. Jahr beträgt hier nur
                           
                              \frac{196\,.\,10\,.\,500\,.\,100}{1000}=98000\mbox{
                                 										KW/Std.}
                              
                           (gegenüber 123400 KW/Std. beim Gruppenantrieb).
                           Das Verhältnis
                           
                              \frac{\mbox{Leeraufarbeit f.d. Jahr}}{\mbox{Gesamtarbeit
                                 										f.d. Jahr}}
                              
                           beträgt hier nur 20 v. H. (gegen 36,5 v. H.).
                           Wird ein Preis von 6 Pf. f. d. KW/Std. angenommen, so erhält man für die jährlichen
                              									Stromkosten
                           
                              
                                 beim Gruppenantrieb
                                 M 7400,–,
                                 
                              
                                 beim Einzelantrieb
                                 M 5900,–.
                                 
                              
                           Demnach beträgt die jährliche Ersparnis an Stromkosten beim
                              									Einzelantrieb M 1500,–.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 344
                              Fig. 2. Webstühle mit elektrischem Einzelantrieb.
                              
                           Man hat nun allerdings zu beachten, daß der Einzelantrieb ein größeres Anlagekapital
                              									erfordert. Die jährliche Ersparnis an Stromkosten würde aber genügen, um ein Kapital
                              									von M 37500,– jährlich zu 4 v. H. zu verzinsen. Das in den Mehrkosten beim
                              									elektrischen Einzelantrieb investierte Kapital (etwa M 14000,–) erreicht aber bei
                              									weitem noch nicht diesen Betrag. Die Fig. 1 bis 3 zeigen die Anwendung des elektrischen
                              									Einzelantriebes bei Webstühlen. Zur Vermeidung des Uebertragens von Stößen ist
                              									hierbei der Motor auf einer Wippe angeordnet und kann um einen festen Drehpunkt
                              									innerhalb durch Federn einstellbare Grenzen schwingen. In Fig. 1 ist der Motor am Fußboden, in Fig. 2 am Rahmen
                              									des Webstuhles angeordnet. Um Gleiten des Riemens bei dem kleinen Wellenabstand und
                              									Motorscheibendurchmesser zu vermeiden, muß hier der Riemen stark gespannt sein, was
                              									wiederum erhebliche Lagerbeanspruchung zur Folge hat. Von diesem Nachteil ist die
                              									Zahnradübertragung frei. Um die Stoßübertragung zu vermeiden, wird hier gewöhnlich
                              									eine Friktionskupplung zwischen Motor und Stuhl vorgesehen. Fig. 3 zeigt die Ansicht eines Saales mit
                              									elektrischem Einzelantrieb für Jutewebstühle.
                           Abgesehen von der größeren Wirtschaftlichkeit, die sich unter Umständen, wie das
                              									obige Beispiel gezeigt hat, beim elektrischen Einzelantrieb erreichen läßt, spricht
                              									noch zugunsten des letzteren hier, daß dadurch sich gute Beleuchtungsverhältnisse
                              									schaffen lassen. Auf diese muß bei der Weberei besonders großer Wert gelegt werden.
                              									Gute Lichtverhältnisse bilden nun nicht, wie vielfach fälschlicher Weise angenommen
                              									wird, ausschließlich ein Monopol des elektrischen Einzelantriebes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 345
                              Fig. 3. Saal mit Jutewebstühlen; elektrischer Einzelantrieb (AEG).
                              
                           Sie lassen sich z.B. auch beim Gruppenantrieb erreichen, wenn die
                              									Transmissionsstränge unterirdisch in Kanälen angeordnet werden, wie dies z.B. bei
                              									dem System Kickermann der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-A.-G. erfolgt. Bei der Anlage eines
                              									Fabrikgebäudes muß aber dann vornherein auf die Anwendung dieses
                              									Transmissionssystems Rücksicht genommen werden. Der elektrische Einzelantrieb läßt
                              									sich hingegen ohne weiteres ohne bauliche Veränderungen auch nachträglich in
                              									Fabrikbetrieben einführen.
                           Bei neuen Anlagen kann die Baukonstruktion etwas leichter und daher billiger gehalten
                              									werden, da die von den rotierenden Transmissionsmassen herrührenden Vibrationen und
                              									Erschütterungen beim elektrischen Einzelantrieb dann fortfallen.
                           
                        
                           Der elektrische Einzelantrieb bei der
                                 										Ringspinnmaschine.
                           Bei der Ringspinnmaschine wird das Vorgespinnst auf den endgültigen
                              									Garndurchmesser verzogen. Gleichzeitig wird dem Garn zur Erhöhung der Zugfestigkeit
                              									eine leichte Drehung, der Draht erteilt und der auf diese Weise hergestellte Faden
                              									aufgespult.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 345
                              Fig. 4. Schema der Ringspinnmaschine.
                              
                           Fig. 4 zeigt das Schema der Ringspinnmaschine. Das
                              									Vorgarn passiert erst das Streckwerk (Walzenpaare, die sich mit ungleicher
                              									Geschwindigkeit drehen). Dann durchläuft der Faden eine Oese, welche sich senkrecht
                              									über eine durch eine Schnurscheibe angetriebene senkrechte Spindel befindet. Auf
                              									dieser wickelt sich der fertige Faden auf. Die Spindel ist von einem Ring R umgeben, welcher sich periodisch auf und nieder
                              									bewegt. Am Umfang dieses Ringes ist der Läufer L
                              									angeordnet, durch welchen der Faden geführt wird. Beim Aufwinden bildet der Faden
                              									infolge der Einwirkung der Fliehkräfte, des Luftwiderstandes und der Reibung am
                              									Läufer einen Ballon. Derselbe wirkt gewissermaßen als ein elastisches Zwischenglied,
                              									da ein gefährliches Ansteigen der Fadenspannung mit dem Verschwinden des Ballons
                              									Hand in Hand geht.
                           Die Anwendung des elektrischen Einzelantriebes bei der Ringspinnmaschine gestattet
                              									nun auf einfachste Weise die Verwendung variabler Spindeltourenzahl; letztere
                              									ermöglicht eine Verbesserung der Qualität des fertigen Garnes und eine Erhöhung der
                              									Produktion.
                           Arbeitet man nämlich mit konstanter Spindeltourenzahl, wie dies beim mechanischen
                              									Antrieb fast stets der Fall ist, so darf mit Rücksicht auf das Anlassen der Maschine
                              									die Spindeltourenzahl nicht zu hoch gewählt werden. Die Fadenspannung ist nämlich
                              									keineswegs konstant, sondern beim Aufwinden auf kleinen Bobinendurchmesser, also
                              									beim Spinnen des Bobinenansatzes am größten. Hingegen ist die Fadenspannung beim
                              									Aufwinden auf großen Bobinendurchmesser am kleinsten, die Ballonbildung des Fadens
                              									am größten. Die Gefahr von Fadenbrüchen ist also gerade beim Beginn der Spinnperiode am größten;
                              									aus diesem Grunde darf die Spindeltourenzahl im Anfang einen bestimmten Wert nicht
                              									überschreiten, während sie später ohne Gefahr erhöht werden könnte. Dies würde im
                              									Interesse der Produktion und der Qualität liegen. Letzteres deswegen, weil dann die
                              									inneren wie die äußeren Fadenlagen mit gleichmäßiger Fadenspannung aufgewickelt
                              									werden würden.
                           Die Aenderung der Spindeltourenzahl laßt sich hurt beim elektrischen Einzelantrieb in
                              									einfachster Weise erreichen und die Produktion laut angestellter Untersuchungen
                              									dadurch für die Maschine um etwa 10 v. H. erhöhen. Die Regulierung der
                              									Spindeltourenzahl geschieht hierbei ganz selbsttätig von der Spinnmaschine selbst,
                              									so daß dem Arbeiter nur das Ein- und Ausschalten des Motors überlassen bleibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 346
                              Fig. 5. Elektrischer Einzelantrieb einer Ringspinnmaschine.
                              
                           Am einfachsten läßt sich nun die Tourenänderung beim einphasigen Repulsionsmotor
                              									Schaltung Deri und bei dem regulierbaren
                              									Drehstrom-Kollektormotor erreichen.
                           Bei beiden Motorsystemen wird die Regulierung dadurch erreicht, daß drehbar
                              									angeordnete Bürstensätze gegenüber fest angeordneten Bürstensätzen am
                              									Kollektorumfang verschoben werden.
                           Den einphasigen Repulsionsmotor Schaltung Deri hat
                              									besonders umfangreich Brown, Boveri & Co. zum Antrieb
                              									von Spinnmaschinen angewendet. Die Allgemeine
                                 										Elektrizitäts-Gesellschaft und die Siemens-Schuckert-Werke haben für den
                              									gleichen Zweck den regulierbaren Drehstrom-Kollektormotor bevorzugt. Drehstrom steht
                              									gewöhnlich bereits zur Verfügung; bei Drehstrom-Kollektormotoren ist ferner von
                              									vornherein eine gleichmäßige Belastung aller drei Phasen gewährleistet. Bei
                              									Anschluß von Einphasen-Kollektormotoren an ein Drehstromsystem ist aber eine
                              									gleichmäßige Belastung aller drei Phasen bei den wechselnden Betriebsbedingungen
                              									nicht immer vorhanden.
                           Gemeinsam allen diesen Motorsystemen ist aber die selbsttätige Betätigung der
                              									Veränderung der Tourenzahl. Es geschieht dies durch zwangläufigen Antrieb des
                              									Bürstenverstellmechanismus („Automaten“) von der Spinnmaschine aus.
                           Wegen der Verwendung des Kommutators müssen naturgemäß die Motoren vollständig gegen
                              									den Raum abgeschlossen und künstlich gekühlt werden. Fig.
                                 										5 und 6 zeigen die Anwendung künstlicher
                              									Ventilation bei derartigen Motoren. Die Kühlluft tritt von unten durch einen Kanal
                              									bei dem einen Lagerdeckel in den Motor ein und verläßt nach Durchstreichen des
                              									Motors denselben durch einen Rohrstutzen am entgegengesetzten Lagerdeckel. Dieses
                              									System der Kühlung ist besonders für Parterresäle (Shedbauten) gut geeignet, da hier
                              									die Anordnung der Kanäle keine besonders große Schwierigkeiten, und Kosten
                              									bereitet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 346
                              Fig. 6. Elektrischer Einzelantrieb von Ringspinnmaschinen.
                              
                           Die Anwendung der schon oben erwähnten Wasserkühlung wird in Fig. 7 gezeigt werden (s. später). Sie läßt sich auch
                              									bei mehretagigen Gebäuden leicht anordnen.
                           Dieses Kühlsystem ist aber nur bei Verwendung von verhältnismäßig reinem Wasser
                              									empfehlenswert. Im anderen Falle werden sich sehr bald in den Kühlräumen des Motors
                              									die Verunreinigungen des Wassers in Form von Kesselstein und Schlamm niederschlagen
                              									und dadurch die Kühlung des Motors beeinträchtigen.
                           (Näheres über die in Frage kommenden Motorsysteme auch in dem soeben erschienenen
                              									Buche des Verfassers „Maschinen und Apparate der Starkstromtechnik“. Verlag
                              									B. G. Teubner, Leipzig 1912.)
                           
                              (Schluß folgt.)