| Titel: | ENERGIEERZEUGUNG UND -VERWERTUNG. | 
| Autor: | K. Laudien | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 361 | 
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                        ENERGIEERZEUGUNG UND -VERWERTUNG.
                        Von Dipl.-Ing. K. Laudien, Kgl.
                           								Oberlehrer, Breslau.
                        (Schluß von S. 342 d. Bd.)
                        LAUDIEN: Energieerzeugung und -Verwertung.
                        
                     
                        
                           Ganz anders liegen die Verhältnisse bei der Krafterzeugung. Bedienung und
                              									Verzinsung des Anlagekapitals werden ausschlaggebend für den Preis. Bei der
                              									Aufstellung einer eigenen Kraftanlage machen sie den Hauptteil der Kosten aus.
                              									Bezieht man die Energie als Elektrizität oder Gas, so steigt der Anteil der reinen
                              									Energiekosten, weil in ihnen die Kosten für den Verfeinerungsprozeß enthalten
                              									sind.
                           Ganz allgemein kann man sagen, daß die Wasserkraft in Deutschland die billigste
                              									Energiequelle ist, falls die Anlagekosten und Leitungskosten bis zur
                              									Verbrauchsstelle 1600 M für das ausgebaute Kilowatt nicht übersteigen. Die
                              									Dampfmaschine und Dampfturbine kommt dann überall dort in Betracht, wo der Preis für
                              									das cbm Gas 5 Pf. übersteigt. Nur die Sauggasmotoren, die von einer eigenen
                              									Gasanlage gespeist werden und die Gichtgasmaschinen und Koksofengasmaschinen, die
                              									ein sonst wertloses Abfallprodukt verwerten, können mit der Dampfkraft
                              									konkurrieren.
                           Der Leuchtgasmotor ist im Betrieb erheblich teurer, ganz weitab besteht der
                              									Elektromotor, wenn wir die üblichen Kilowattstundenpreise der öffentlichen
                              									Elektrizitätswerke einsetzen.
                           Der zahlenmäßige Vergleich, dem eine Anlage von 50 bis 200 PS mit 300 × 10
                              									Arbeitsstunden pro Jahr zugrunde gelegt ist, gibt ungefähr folgende Resultate. Es
                              									kostet die Pferdestärke f. d. Jahr bei einer Dampfkraftanlage 180 bis 110 M, bei
                              									einer Sauggasmotorenanlage 120 bis 100 M. Die Pferdestärke eines Leuchtgasmotors (10
                              									Pf. f. d. cbm) ist mit 250 bis 180 M anzusetzen und der Elektromotor kostet 800 M
                              									(eine Kilowattstunde = 30 Pf.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 361
                              Fig. 5.
                              
                           Diese Verhältnisse verschieben sich sehr stark bei einer Aenderung der Ausnutzung
                              									dieser Anlagen. Werden dieselben weniger belastet, so wird der Elektromotor
                              									konkurrenzfähiger, kann mit mehr als 3000 Arbeitsstunden f. d. Jahr gerechnet
                              									werden, so muß er noch mehr zurücktreten. So ergibt das Heruntergehen auf 1500
                              									Arbeitsstunden f. d. Jahr 140 bis 80 M bei Dampfkraft gegenüber 425 beim
                              									Elektromotor (Fig. 6), also ein Preisverhältnis von
                              									1 : 0,33 (0,19) gegenüber 1 : 0,22 (0,14). Bei Ueberlastung um 30 v. H. dagegen
                              									stehen 1025 M beim Elektromotor 200 bis 130 M bei Dampfkraft gegenüber, das ist 1 :
                              									0,19 (0,12) (Fig. 7).
                           Dieses Herausfallen des Elektromotors, der am öffentlichen Netz hängt, muß umso mehr
                              									auffallen, als fast alle Dampfkraftanlagen heutzutage der Elektrizitätserzeugung
                              									dienen und man überall die Elektrizität als Kraftübertragungsmittel im eigenen
                              									Betriebe anwendet. Das führt zu der Frage, warum wird der Preis der KW/Std. so hoch
                              									bemessen.
                           Der obige Vergleich der Anlagen bei verschiedenen Belastungen zeigte schon, welchen
                              									Einfluß die Amortisations- und Verzinsungskosten auf die Preisbildung gewinnen.
                              									Dabei ist in den obigen Anlagen mit kleinen Anlagewerten gerechnet und selbst die
                              									Belastung mit 1500 Arbeitsstunden ist noch nicht einmal besonders ungünstig.
                           Die öffentlichen Elektrizitätswerke arbeiten mit viel größeren Anlagekapitalien f. d.
                              									PS – zu der Kraftmaschine mit Kesseln kommen die elektrischen Maschinen, die
                              									Schaltanlage, Akkumulatoren und die Leitungsanlagen – und vielfach auch mit noch
                              									ungünstigeren Belastungen. Die Leistung, für welche sie gebaut sind, deren
                              									Kapitalwert sie verzinsen müssen, wird nur in wenigen Stunden des Jahres voll
                              									genutzt. Das Kapital liegt gleichsam lange Zeit tot und darum muß auf die kurze
                              									Nutzungszeit ein hoher Betrag aufgeschlagen werden. Das zeigt sich am deutlichsten,
                              									wenn man den Preis f. d. KW/Std. zerlegt in die Einzelteile, Kosten für Brennstoff
                              									und Schmierung und sonstige Betriebsunkosten – Gehälter und Löhne – Amortisation und
                              									Verzinsung des Anlagekapitals. Dabei gewinnt man zugleich einen Einblick, welche
                              									Verschiebung im Kilowattstundenpreis eintreten kann und in welcher Richtung sich die
                              									Verteilung der Energiewerte auf Gas, Elektrizität, Petroleum und Kohle entwickeln
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 361
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 361
                              Fig. 7.
                              
                           Nachstehende Daten entsprechen einem Elektrizitätswerk, das mit einem mittleren Preis
                              									von 26 Pf. für die KW/Std. bei durchschnittlich drei Stunden f. d. Tag Vollast
                              									arbeitet und eine Dividende von 8 v, H. ausschüttet. 18 v. H. macht der erste Posten
                              									aus, 12 v. H. der zweite und 70 v. H. des Preises fallen auf den dritten.
                           Als Gegenstück dazu ein fast gleich großes Werk, das mit elf Stunden für den Tag
                              									Vollast arbeitet. Dasselbe braucht seinen Abnehmern im Mittel nur 6 Pf. für die
                              									KW/Std. abzunehmen und zahlt dabei eine höhere Dividende. Freilich liegen bei
                              									demselben die Verhältnisse auch bezüglich des für die Pferdestärke investierten
                              									Kapitals günstiger, aber auch bei ersterem Werk würde das Ansteigen der Ausnutzung
                              									von drei auf elf Stunden für den Tag eine Preisherabsetzung auf mindestens die
                              									Hälfte (18 + 12 + 70 × 3/11) gestatten.
                           Diesem Zustande trägt die Preispolitik der Werke Rechnung, indem sie den Preis für
                              									Licht – Zeit der Vollbelastung – hochstellt und den Preis für Kraft oder die
                              									Tagesbelastung niedrig ansetzt. In diesem Sinne sind auch die Pauschaltarife für die
                              									installierte Lampe zu verstehen, die den Abnehmer zu gleichmäßigem Belasten der
                              									Zentrale zwingen soll. Nach den Daten des ersteren Werkes können einem Abnehmer die
                              									1000 KW/Std. f. d. Jahr mit 175 M geliefert werden, wenn er diese Energie in 2000
                              									Std. mit ½ KW (10 Lampen zu 50 Kerzen) verbraucht, während er 475 M bezahlen müßte,
                              									wenn er ihn in 500 Std. verbraucht, also 40 Lampen gleichzeitig brennen.
                           So wird die elektrische Energie gerade billig für den Dauerverbraucher und teurer für
                              									die Luxusbeleuchtung. Daß es trotzdem nicht zu einer schnelleren Verbreitung des
                              									elektrischen Lichtes, zu einer schnelleren Verdrängung der Petroleumbeleuchtung
                              									kommt, liegt am folgenden:
                           Die Hausbesitzer sind nicht geneigt, die Kosten für die elektrische Installation zu
                              									tragen (obschon bei Neubauten diese Installation nur einen kleinen Prozentsatz der
                              									Gesamtkosten ausmacht) zumal sie außerdem des Kochens wegen Gasleitungen legen
                              									müssen. Vielleicht ist auch der Ruf, den das elektrische Licht als Licht des reichen
                              									Mannes von der Zeit vor Einführung der Metallfadenlampen her hat, daran schuld, daß
                              									der Fortschritt nur gering ist.
                           Die Besitzer der Elektrizitätswerke, meist sind das die Städte selbst, glauben dieses
                              									Risiko nicht eingehen zu können. Zieht man dabei noch in Rücksicht, daß die
                              									Hausbesitzer vielfach gewichtigen Einfluß bei der Etatsberatung der Städte haben,
                              									und ihnen Neubauten, die mit öffentlichen Geldern unterstützt werden, nicht angenehm
                              									sein können, so darf die Stagnation auf diesem Gebiete nicht wunder nehmen. Dabei
                              									kann eine derartige Investierung für das Elektrizitätswerk eine lohnende
                              									Kapitalsanlage werden, ganz abgesehen davon, daß damit ein Schritt weiter auf dem
                              									Wege zur Befreiung von der Standard Oil-Company gemacht
                              									wird. Sind doch gerade die ärmeren Städtebewohner die Hauptkonsumenten für
                              									Petroleum. Die elektrische Installation eines Mietshauses mit 24 Arbeiterwohnungen
                              									(im ganzen 48 Haupträume und 24 Nebenräume, 80 installierte Lampen) kostet höchstens
                              									2000 M. Der Petroleum verbrauch kann mit 600 M f. d. Jahr veranschlagt werden. Damit
                              									würden bei 12 v. H. für Amortisation und Verzinsung der 2000 M 360 M dem
                              									Elektrizitätswerk verbleiben. Die 56 Lampen zu 16 Kerzen in den Haupträumen und die
                              									24 Lampen zu 10 Kerzen in den Nebenräumen verlangen im aller ungünstigsten Falle
                              									eine Zentralenleistung von 1,3 KW, die an Verzinsung und Amortisation jährlich
                              									100 bis 200 M erfordern. Selbst im letzteren Falle bliebe der Zentrale ein
                              									Ueberschuß von 160 M, für die sie gut 2000 KW/Std. liefern könnte. Die Abnehmer aber
                              									würden gar nicht in der Lage sein, diesen Wert zu verbrauchen, weil er einer
                              									täglichen Brenndauer aller Lampen von 4 Std. entspricht.
                           Immerhin könnte die Sacheunrentabel werden, wenn ein Teil der Wohnungen leer steht,
                              									denn schon ¼ Ausfall reduziert den für die Stromerzeugung vorher errechneten
                              									Ueberschuß von 160 M auf 10 M. Es ließen sich überhaupt die Wohnungen ohne das
                              									Pauschale für Licht nicht vermieten.
                           Hierin liegt eine außerordentliche Schwierigkeit. Einmal rechnen die wenigsten
                              									Arbeiter ihre Ausgaben so genau nach, daß sie die Aufwendung für Petroleum für das
                              									Jahr feststellen können und so werden sie nie zugeben, daß es 25 M f. d. Jahr sind.
                              									Dann aber geben die 25 M Petroleum nicht nur Licht, sondern sie repräsentieren einen
                              									erheblichen Wärmewert, der bei elektrischem Licht durch Ofenheizung ersetzt werden
                              									muß. Das elektrische Licht ist eben kalt.
                           Auf Kohlenwert umgerechnet, kosten diese 1100000 Kalorien unter Berücksichtigung des
                              									sehr ungünstigen Arbeitens der Oefen bei geringer Benutzung über 12 M. Damit könnte
                              									die ganze Rentabilität in Frage gestellt sein.
                           Ganz anders steht die Sache da, wenn man durch Einbau von Strombegrenzern es den
                              									Wohnungsinhabern unmöglich macht, alle Lampen gleichzeitig zu brennen oder wenn man
                              									überhaupt nur mit zwei 16 kerzigen und einer 5 kerzigen Lampe rechnet.
                           Die maximale Zentralbelastung sinkt dann auf 0,7 KW, die nur 70 bis 140 M Zinsen und
                              									Amortisation verlangen, so daß 290 bis 220 M für die Stromerzeugung erübrigt werden
                              									und selbst ein Pauschalbetrag von 20 M oder 18 M f. d. Wohnung noch eine genügende
                              									Sicherheit für den Kapitalisten bildet.
                           Selbst in dem ungünstigsten aller dieser Fälle werden bei 3 ½ stündigem täglichem
                              									Brennen die Abnehmer ebensoviel Licht erhalten, wie sie für 25 M Petroleum erzeugen
                              									konnten.
                           Bei der Abhängigkeit der Interessenten voneinander würde sich ein Mittelweg
                              									empfehlen, Hausbesitzer und Elektrizitätswerk teilen sich in die Anlagekosten. Der
                              									Wirt schlägt eine Pauschale auf die einzelnen Mieten und das Elektrizitätswerk hält
                              									sich an den Wirt, der eine gewisse Abnahme garantiert.
                           Auch die Kraftversorgung mit Elektrizität könnte schneller vorankommen. Die in Frage
                              									stehenden Abnehmer haben zum großen Teil ihre eigenen Zentralen und müssen das darin
                              									angelegte Kapital sowieso verzinsen. Wenn auch die öffentliche Zentrale billiger
                              									arbeitet, weil sie ökonomischere Maschinen hat und ihre Arbeitskräfte besser
                              									ausnutzen kann, soviel macht die Preisdifferenz oft nicht aus, daß sie die
                              									Verzinsung des totgelegten Eigenkapitals ergibt. Aber in vielen Fällen liegt die
                              									Sache so und es kommt doch nicht zum Anschluß, weil das Elektrizitätswerk im Preise
                              									nicht genug entgegenkommt und andererseits der Abnehmer Bedingungen stellt, die ihm seine eigene
                              									Zentrale nicht erfüllen könnte.
                           Die Preise, welche die Zentralen bewilligen, können natürlich nicht so kalkuliert
                              									sein, daß nur die Mehrausgaben an Brennmaterial und ein Anteil der Bedienung und der
                              									Zuschlag eines kleinen Gewinns damit gedeckt wird und die Armortisation und
                              									Verzinsung des Kapitals ganz auf die Abendbelastung, das Licht, abgewälzt wird. Auch
                              									muß das Elektrizitätswerk damit rechnen, daß die alten Kunden dagegen protestieren,
                              									wenn bei einem späteren Anschluß ein billigerer Satz f. d. KW/Std. bewilligt wird.
                              									Dieses Normalisierenmüssen des Preises hindert besonders das Vorwärtskommen der
                              									städtischen Werke, zumal bei der Erstnormierung der Preis so gestellt wird, daß ein
                              									Ueberschuß erzielt werden muß.
                           Man kann verschiedener Meinung sein, ob städtische Werke Ueberschüsse ergeben sollen
                              									oder nicht. Solange sie dieselben von den besser Situierten einbringen, kann diese
                              									indirekte Steuer als berechtigt angesehen werden. Anders liegt die Sache, wenn das
                              									elektrische Licht zum Licht des kleinen Mannes wird und der schon mehrfach
                              									ausgesprochene Gedanke, daß man dem kleinen Abnehmer Ausnahmetarife bewilligen
                              									müsse, hat viel für sich.
                           Ganz abgesehen von der sozialen Bedeutung einer derartigen Maßnahme ist der
                              									Kleinverbraucher ein angenehmerer Abnehmer als der Wohlhabende, der nur
                              									vorübergehend große Energiewerte aus dem Netz zieht. Auch für die Elektrizität zu
                              									Kraftzwecken könnte eine Berücksichtigung des Einzelhandwerkers am Platze sein, da
                              									er imstande ist, seine Stromabnahme in die stille Zeit zu legen, während der große
                              									Abnehmer seine Maschinen die ganze Arbeitszeit über laufen lassen muß. Trotz aller
                              									dieser Hemmnisse ist eine fortschreitende Besserung in der Ausnutzung der
                              									elektrischen Zentralen zu verzeichnen. In den beiden letzten Jahren ist die Zahl der
                              									abgegebenen KW/Std. um 31 v. H. gestiegen und so können wir hoffen, daß die Preise
                              									f. d. KW/Std. im Laufe der Zeit wesentlich herabgehen werden.
                           Bei den anderen Energiewerten, Kohle, Petroleum und Gas müssen wir mit einem
                              									Konstantbleiben der Preise rechnen.
                           Die Preisbildung der Kohle gibt ungefähr folgendes Bild: bei 20 M f. d. Tonne im
                              									Kleinhandel entfallen 50 v. H. auf Transport- und Zwischenhandelsunkosten, 25 v. H.
                              									Arbeitslohn auf der Grube, 15 v. H. weitere Unkosten der Grube und 10 v. H.
                              									Unternehmergewinn. Davon werden die zwei mittleren Positionen allmählich steigen
                              									wegen Anziehens der Arbeiterlöhne und der zunehmenden Schwierigkeiten beim Abbau.
                              									Ein Herabgehen des Anteils 1 ist unwahrscheinlich und der letzte Posten macht nicht
                              									viel aus. Der Petroleumpreis wird bei dem Vorwärtsschreiten der Trustbewegung gewiß
                              									nicht herabgehen, so lange nicht das Reich den Handel selbst in die Hand nimmt, ihn
                              									monopolisiert. Die Frage des Reichsmonopols ist ja vielfach diskutiert worden, aber
                              									glücklicherweise hat die Regierung sich bis jetzt nicht ernstlich darangemacht. Die
                              									dafür erforderliche Investierung von etwa 70 Millionen – das ist der volle
                              									Betrag des Zolls für ein Jahr – und die Anstellung einer großen Beamtenschaft für
                              									die Monopolverwaltung würde den Staat zu einem Konkurrenten von Gas und Elektrizität
                              									machen und ihn in gesetzgeberischen Maßnahmen zur Nutzung der heimischen Schätze und
                              									Zurückdrängung der ausländischen Werte hindern. Der Kleinhandelspreis des Petroleums
                              									von 20 Pf. f. d. Liter enthält ungefähr 30 v. H. Preis in Hamburg, 30 v. H. an Zoll
                              									und 40 v. H. Transport- und Zwischenhandelskosten. Der Zwischenhandel liegt freilich
                              									auch in den Händen des Trusts. Eine wesentliche Preisherabsetzung wird ein Monopol,
                              									das nur an dieser letzten Position Ersparnisse machen kann, nicht bringen
                              									können.
                           Die Gaserzeugung befindet sich momentan in einer Uebergangszeit. Große Zentralen
                              									stellen die eigene Erzeugung ein und machen sich zum Verkäufer der auf den Gruben in
                              									Ueberschuß gewonnenen Koksofengase, die durch Fernleitung unter hohem Druck nach den
                              									Städten geführt werden.
                           So haben z.B. Essen und Mülheim Lieferungsverträge mit Gruben abgeschlossen und auch
                              									im Waldenburger Revier baut man eine derartige Preßgasanlage zur Versorgung mehrerer
                              									Orte. Der Lieferungspreis von 3 bis 4 Pf. f. d. cbm am alten Werk wird aber den
                              									Gesamtpreis nicht wesentlich beeinflussen können, weil auch beim Gas, wenn auch
                              									nicht in dem Maße wie bei der Elektrizität, der Verkaufspreis von dem Kapital,
                              									Zinsen und Bedienungskosten abhängt.
                           Es enthält der Verkaufspreis ungefähr 25 v. H. an Brennmaterialkosten, 20 v. H. an
                              									Löhnen und Gehältern, 20 v. H. an Instandhaltungskosten und 35 v. H. entfallen auf
                              									Verzinsung und Amortisation der Anlage.
                           Beim Bezug des Gases von der Grube werden etwa 36 v. H. – Position 1; fast die Hälfte
                              									von Position 2; ein Teil von Position 3 – erspart. Der Preis, den die Grube
                              									verlangt, weicht von dieser Ersparnis nicht sehr ab. wenn der mittlere Verkaufspreis
                              									f. d. cbm 12 ½ Pf. beträgt. Die 36 v. H. ergeben 4,5 Pf., der Bezug von der Grube
                              									würde also eine Herabsetzung von 12,5 auf 12 bis 11 Pf. f. d. cbm gestatten.
                           Daß dieses Herabgehen um 10 v. H. mit dem Fallen des Preises der Elektrizität bei
                              									besserer Ausnutzung der elektrischen Zentralen nicht Schritt halten kann, ergeben
                              									die obigen Daten. Die Verbrauchssteigerung des Gases ist auch lange nicht so groß
                              									wie die der Elektrizität, sie ergab im letzten Jahre nur 3,5 v. H.
                           In die bestehenden Verhältnisse bringen die Ueberlandzentralen vielleicht eine
                              									weitere Veränderung. Der Ausgleich des Energiebedarfs von Stadt und Land erscheint
                              									berufen, eine bessere Ausnutzung der in den Elektrizitätswerken angelegten
                              									Kapitalien zu ermöglichen. Damit wäre ein weiteres Sinken des KW/Std.-Preises
                              									erreicht und die Elektrizität würde auch dort Fuß fassen, wo sie heute nicht
                              									konkurrenzfähig ist, zumal da weder bei Gas noch Petroleum, noch der Kohle selbst
                              									(nach ihrer Preisbildung) ein starkes Herabgehen des Preises wahrscheinlich ist.