| Titel: | DIE VERWENDUNG DER DAMPFTURBINEN BEI HAUPTSCHACHT-FÖRDERANLAGEN. | 
| Autor: | Ernst Blau | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 385 | 
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                        DIE VERWENDUNG DER DAMPFTURBINEN BEI
                           								HAUPTSCHACHT-FÖRDERANLAGEN.
                        Von Ing. Ernst Blau, Lehrer an der k.
                           								k. Staatsgewerbeschule in Bielitz.
                        BLAU: Die Verwendung der Dampfturbinen bei
                           								Hauptschacht-Förderanlagen.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Um elektrisch betriebene Hauptschacht-Förderanlagen gegenüber den
                              									in jüngster Zeit vervollkommneten Anlagen mit Dampffördermaschinen wettbewerbsfähig
                              									zu erhalten, ist angestrebt worden, ihre Anschaffungs- und Betriebskosten zu
                              									vermindern. Unter den neueren Systemen, die letzteren Bedingungen entsprechen, hat
                              									sich das von der Brown, Boveri & Co. A.-G. in
                              									Mannheim ausgeführte und durch die Verwendung von Dampfturbinen gekennzeichnete
                              									praktisch als erfolgreich erwiesen, wie in nachstehendem näher ausgeführt werden
                              									soll.
                           ––––––––––
                           Die seit dem Jahre 1903 gebauten hochentwickelten und vielfach erprobten Ilgner-Förderanlagen sowie die ihnen ähnlichen neueren
                              									Förderanlagen mit in Leonard-Schaltung angetriebenen
                              									Gleichstrommotoren und mit Energiespeichern, die Belastungsschwankungen von der
                              									Kraftstation fernzuhalten haben, erfordern nicht nur hohe Anlagekosten, sondern
                              									arbeiten auch einerseits infolge der mehrfachen Energieumsetzung in den
                              									Zwischenmaschinen und andererseits bei stark sich ändernden Leistungen nicht sehr
                              									ökonomisch.
                           Die neuesten Bestrebungen sind nun dahin gerichtet, die beiden angeführten Nachteile
                              									zu beseitigen und hierdurch den Bau der elektrisch betriebenen
                              									Hauptschacht-Förderanlagen auf eine höhere Entwicklungsstufe zu bringen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 385
                              Fig. 1. Aeltere Ausführung eines selbsttätigen Umlaufventils für
                                 										Dampfturbinen, System Brown-Boveri-Parsons.
                              
                           Erfolge wurden in dieser Richtung von der Brown, Boveri &
                                 										Co. A.-G. in Mannheim durch Heranziehung der Dampfturbinen zum
                              									Förderbetriebe erreicht, wie im nachstehenden näher ausgeführt werden soll.
                           Die Eignung der Dampfturbinen als Antriebmaschine ist insofern eine
                              									ausgezeichnete, als sie infolge der in jüngster Zeit erfahrenen Verbesserungen den
                              									an sie gestellten Ansprüchen vollauf zu genügen imstande sind. Vor allem ermöglichen
                              									sie einfache, billige, betriebsichere und wirtschaftlich arbeitende Anlagen, sind
                              									vorzüglich regulierbar und können, falls sie mit einem besonderen selbsttätigen
                              									Umlaufventil versehen sind, in die Lage gesetzt werden, die den Belastungsspitzen
                              									entsprechenden größeren Leistungen abzugeben.
                           Dieses Ventil d (Fig. 1)
                              									tritt unabhängig vom Regulator in Tätigkeit, wenn die Dampfturbine an der Grenze
                              									ihrer Leistungsfähigkeit angelangt ist. Bis dahin herrscht zwischen den Räumen g und i eine
                              									Druckdifferenz, die Drosselung des Dampfes findet durch das Hauptventil statt und
                              									das Umlaufventil d bleibt geschlossen, da durch den
                              									Verbindungskanal die Dampfspannungen in dem Raum i und
                              									in denjenigen über dem Umlaufventil d die gleichen
                              									sind. Werden in den Räumen g und i die Drücke gleich, so überwiegt die Kraft der Feder
                              										f und Dampf strömt durch den Kanal in die zweite
                              									Expansionsstufe der Turbine. Es bieten sich dem Arbeitsmittel nun größere
                              									Schaufelquerschnitte dar, wodurch die Leistung der Maschine gesteigert wird. Das
                              									Umlaufventil öffnet sich auch, wenn der Dampfdruck der Kesselanlage unter den
                              									normalen sinkt. Die Wirksamkeit des Ventils ist eine äußerst präzise, weil sie, wie
                              									oben erwähnt, nicht von den Tourenschwankungen der Turbine abhängig ist. Durch Einstellen der Feder
                              									kann sie beliebig verändert werden.
                           Fig. 2 stellt die jüngere Ausführung eines
                              									Ueberlastungsventils dar, das die veränderliche Leistung bei einer neueren
                              									kombinierten Dampfturbine (Fig. 3), in der der
                              									ältere lange Hochdruckteil durch ein Geschwindigkeitsrad ersetzt ist, durch Zu- und
                              									Abschalten. von Düsen, somit durch Füllungsregulierung hervorbringt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 386
                              Fig. 2. Neuere Ausführung eines selbsttätigen Ueberlastungsventils für
                                 										kombinierte Dampfturbinen, System Brown-Boveri-Parsons.
                              
                           In Fig. 4 ist der Schnitt durch eine mit
                              									Dampfananzapfung versehene Turbine wiedergegeben. Solche Turbinen werden dort
                              									verwendet, wo sie neben der Erzeugung von elektrischer Energie noch Dampf für
                              									Heizzwecke abgeben müssen, z.B. in Kaliwerken, die eine Fabrik besitzen, da der
                              									absolut ölfreie Abdampf der Turbine mit großem ökonomischen Vorteil zum Heizen von
                              									Sudpfannen herangezogen werden kann. Der Frischdampf tritt bei A ein und expandiert durch den Hochdruckteil der
                              									Turbine in den Raum B. Durch das Rohr C wird ein Teil dieses Dampfes den Heizapparaten
                              									zugeführt. Es wird meistens verlangt, daß der Druck des Heizdampfes konstant ist,
                              									was in den größten Belastungsgrenzen durch das Ventil D
                              									erreicht wird. Letzteres besitzt einen Kolben, der auf einer Seite konstantem
                              									Kesseldruck, auf der andern Seite dem Druck der Anzapfstelle ausgesetzt ist.
                              									Sobald letzterer Druck steigen will, läßt das Ventil den Dampf durch den Kanal E in den Niederdruckteil der Turbine strömen.
                           Die erste Hauptschacht-Förderanlage mit Antrieb durch eine Dampfturbine wurde auf dem
                              									Mauveschacht der Heinitzgrube in Beuthen O.-S. im September 1908 in Betrieb gesetzt.
                              									Zunächst ist dieselbe für eine stündliche Förderleistung von 145 t Kohle bei einer
                              									Nutzlast von 3600 kg für den Förderzug aus einer Teufe von 540 m bemessen. Später
                              									soll die doppelte Nutzlast aus einer Teufe von 770 m gefördert werden.
                           Fig. 5 zeigt das Schaltungsschema der Anlage, in dem
                              									die gestrichelten Linien die der späteren Vergrößerung entsprechenden Maschinen,
                              									Apparate und Leitungen bedeuten. Fig. 6 stellt das
                              									Förderturboaggregat des etwa 100 m vom Schacht entfernt liegenden Kraftwerkes
                              									dar.
                           Mit der Dampfturbine, die ein selbsttätiges Ueberlastungsventil älterer Bauart
                              									besitzt und die 1500 Uml./Min. macht, sind, wie Fig.
                                 										5 erkennen läßt, eine Anlaßdynamo 1, die den
                              									Fördermotor 4 mit Strom versorgt, eine Drehstromdynamo
                              										2, die die Energie für die allgemeinen Betriebe der
                              									Zeche liefert und eine Gleichstrom-Erregerdynamo 3
                              									gekuppelt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 386
                              Fig. 3. Neuere kombinierte Dampfturbine, System Brown-Boveri-Parsons.
                              
                           Die Anlaßdynamo ist eine Gleichstrommaschine und entwickelt eine Leistung von 475 KW
                              									während der Beharrungsperiode und 1250 KW zu Ende der Beschleunigungsperiode. Diese
                              									Maschine, wohl der interessanteste Teil der Anlage, ist mit Dérischer Querfeldwicklung ausgeführt. Durch dieselbe wird erzielt, daß
                              									der Hauptstrom nicht nur die Wicklung der Hilfspole, sondern auch eine in die Nuten
                              									der Hauptpole eingebaute Kompensationswicklung durchfließt. Die Hilfspolwicklung hat
                              									den Zweck, das Kommutationsfeld zu erzeugen, während die Kompensationswicklung die
                              									von dem Anker herrührende Verzerrung des Hauptfeldes aufheben soll. Das
                              									Kompensationsfeld steht senkrecht zum Hauptfeld, fällt also mit dem Ankerfeld
                              									zusammen, wirkt ihm aber entgegen. Die Kommutation ist bei allen Belastungen und bei allen
                              									Spannungen von 0 bis ± 500 Volt eine praktisch vollkommen funkenfreie, ohne daß eine
                              									Bürstenverstellung notwendig ist. Der Kommutator ist mit Kohlebürsten besetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 387
                              Fig. 4. Dampfturbine mit Dampfanzapfung, System Brown-Boveri-Parsons.
                              
                           An der Förderanlage ist auch der Fördermotor bemerkenswert. Seine Umlaufzahl beträgt
                              									nur 24 i. d. Min. Er dürfte wohl einer der größten jemals ausgeführten
                              									Gleichstrommotoren sein.
                           Der Generator für die allgemeinen Betriebe der Zeche ist ein
                              									Dreiphasen-Wechselstromgenerator und ist für eine normale Leistung von 1000 KW,
                              									entsprechend 1230 KVA bei cos ϕ = 0,8 gebaut. Er
                              									erzeugt bei 1500 Uml./Min. Strom von 3150 Volt und 50 Per./Sek.
                           Die Erregermaschine ist fliegend angeordnet und derart dimensioniert, daß sie die
                              									Erregerenergie für den Drehstromgenerator, für die Anlaßdynamo, für den Fördermotor
                              									und eine weiter unten beschriebene Hilfserregung liefern kann.
                           Die elektrische Verbindung der Anlaßdynamo mit dem Fördermotor erfolgt in der der Brown, Boveri & Co. A.-G. patentierten Leonard-Schaltung zweiten Grades.
                           Bekanntlich ist bei der einfachen Leonard-Schaltung die
                              									Fördergeschwindigkeit in den feinsten Abstufungen durch die Stellung des
                              									Steuerhebels bedingt, voraus gesetzt, daß immer die gleiche Nutzlast gefördert wird.
                              									Bei geringerer Nutzlast, besonders beim Einhängen von Lasten, wird aber infolge des
                              									Spannungsabfalls in den Maschinen und Leitungen die Geschwindigkeit eine bedeutend
                              									kleinere. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, ist eine besondere Umformergruppe für
                              									die Erregung der Förderdynamo vorgesehen. Das Feld der letzteren wird nicht direkt
                              									durch einen Regulierwiderstand verändert, sondern erhält variable Spannung durch die
                              									im Nebenschluß regulierte Hilfserregerdynamo 12
                              										(Fig. 5). Diese mit konstanter Tourenzahl vom
                              									Gleichstrommotor 13 angetriebene Maschine besitzt zwei
                              									Feldwicklungen, deren eine von dem Ankerstrom des Fördermotors erregt wird, während
                              									die andere mit Hilfe eines Regulierwiderstandes eine von 0 bis zu einem maximalen
                              									Wert ansteigende Stromstärke erhält. Die Ankerklemmen dieser Hilfsmaschine sind
                              									direkt an die Erregerklemmen der Anlaßdynamos geschlossen. Die Anordnung stellt
                              									somit gleichsam eine Leonard-Schaltung im Quadrat
                              									vor.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 387
                              Fig. 5. Schaltungsschema der Hauptschacht-Förderanlage am Mauveschacht.
                              
                           Steigt die Stromstärke im Ankerstromkreis der Förderdynamo, so steigt auch diejenige
                              									der Hilfserregerdynamo und dadurch auch die der Anlaßmaschine, wodurch die Tendenz
                              									des Fördermotors, langsamer zu laufen, aufgehoben wird. Wechselt beim Einhängen von Lasten die
                              									Stromrichtung im Ankerkreis, so sinkt die Spannung der Hilfserregermaschine und
                              									damit auch die der Anlaßdynamo. Durch die geeignete Einstellung dieser Zusatzwirkung
                              									kann somit eine vollkommene Unabhängigkeit der Fördergeschwindigkeit von der
                              									Belastung erzielt werden. An der Maschine des Mauveschachtes wird die Erregung nicht
                              									nur auf die oben besprochene Art besorgt, sondern ist auch direkt von der
                              									Haupterregermaschine aus möglich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 388
                              Fig. 6. Förder-Turbo-Aggregat am Mauveschacht.
                              
                           Der im Schaltungsschema mit 5 bezeichnete Steuerapparat
                              									ist, wie aus der Figur der Fördermaschine (Fig. 7)
                              									ersichtlich ist, in einem langgestreckten Kasten untergebracht. Er enthält den
                              									Widerstand zur Regulierung des Feldes der Anlaßdynamo. Vor dem Steuerapparat
                              									befindet sich ein Schaltständer mit Handrad, das den Notschalter der Erregung
                              									auszuschalten gestattet. Dieser Notschalter 6 (Fig. 5) kann auch durch den Teufenzeiger ausgelöst
                              									werden, ferner elektrisch durch einen in den Ankerstromkreis zwischen Fördermotor
                              									und Anlaßdynamo eingestellte Ueberstromspule, die bei außergewöhnlichen Belastungen
                              									funktioniert, durch eine Minimalspannungsspule, wenn die Erregerspannung ausbleibt,
                              									und durch eine Erregerüberspannungsspule, wenn die Erregerspannung die normale um 15
                              									v. H. überschreitet. Im Schaltungsschema stellen 10 ein
                              									Amperemeter, 11 ein Voltmeter für die Erregung und 9 ein Manometer für den Luftdruck der Bremsanlage dar.
                              									Diese Instrumente sind auf einer vor dem Führerstand befindlichen Säule montiert.
                              									Auf der letzteren sind noch Schalter 8 und ein
                              									Zusatzwiderstand 7 zum Einschalten von Widerständen für
                              									halbe Geschwindigkeit, d. i. 5 m/Sek., und Revisionsfahrt angebracht. Endlich
                              									bedeuten 14 den Umschalter zwecks Fahrt mit und ohne
                              									Compoundierung und 15 den Ersatzwiderstand bei Fahrt
                              									mit Compoundierung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 388
                              Fig. 7. Fördermaschine am Mauveschacht.
                              
                           Die von der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und
                                 									Hütten-A.-G., Abt. Friedrich-Wilhelms-Hütte, ausgeführte Fördermaschine besitzt
                              									eine Treibscheibe von 8 m ∅, die 36000 kg wiegt und ein Schwungmoment von 1210000
                              										kqm2 hat. Der Belag dieser Treibscheibe ist
                              									aus Ulmenholz hergesiellt, in das Rillen für das Seil von 52 mm ∅ eingedreht sind.
                              									Bei der späteren Förderung der doppelten Nutzlast aus 770 m Teufe wird die
                              									Seilstärke 65 mm betragen. Zu beiden Seiten der Treibscheibe greifen je zwei
                              									Bremsbacken der Manövrier- und Sicherheitsbremse ein. Die Betätigung der ersten
                              									Bremse erfolgt durch einen Hebel von einem besonderen Bremsbock aus. Die Bewegung
                              									des Bremshebels ist von denjenigen des Steuerhebels völlig unabhängig. Es muß sich
                              									ersterer in der Nullage befinden, ehe letzterer ausgelegt werden kann. Der
                              									Teufenzeiger mit Retardierapparat verhindert ein zu schnelles Anfahren und legt den
                              									Steuerhebel zu Ende des Zuges so weit zurück, daß die Schale mit nur geringer
                              									Geschwindigkeit in die Hängebank einfährt. Beim Ueberfahren der letzteren wird die
                              									Sicherheitsbremse durch Oeffnen eines Schiebers am Hubzylinder, der das Fallgewicht in der
                              									Schwebe hält, ausgelöst. Die bereits verzögerte Maschine wird sofort stillgelegt.
                              									Auch der Notschalter wird wirksam, wodurch Motor und Dynamo stromlos werden. Die
                              									Druckluft von 6 at Spannung wird von einem Kompressor mit Differentialkolben
                              									geliefert. Zu dessen Antrieb sind 8 PS nötig. Die Luft wird in einen
                              									schmiedeeisernen Behälter gedrückt und von dort den einzelnen Verbrauchsstellen
                              									zugeführt. Bei Erreichen der höchstzulässigen Spannung bewirkt eine selbsttätige
                              									Vorrichtung, daß der Kompressor leer weiterläuft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 389
                              Fig. 8. Förder-Turbo-Aggregat der Gewerkschaft Rastenberg.
                              
                           Hinzugefügt sei noch, daß beim ersten Ausbau mit jeder zweietagigen und 8360 kg
                              									wiegenden Förderschale sechs Wagen, deren Gewicht je 600 kg beträgt, gefordert
                              									werden, während später mit jeder der vieretagigen und 11000 kg wiegenden Schalen
                              									zwölf solche Wagen zu heben sein werden.
                           Von großem Interesse sind die Ergebnisse der Abnahmeversuche an der besprochenen
                              									Fördermaschine, die im Mai 1910 vom Oberschlesischen
                                 										Ueberwachungsverein durchgeführt wurden und beweisen, daß ein gleich
                              									günstiger Dampfverbrauch bisher noch mit keiner Dampffördermaschine erreicht worden
                              									ist.
                           Die Dampfturbine von 1500 KW Dauerleistung betreibt die Drehstromdynamo mit 1000 KW
                              									Grundbelastung und den Fördermotor mit 500 KW. Dabei ist der Dampfverbrauch mit 8
                              									kg/KW-Std. ermittelt worden. Ferner ergaben sich bei verschieden abgestuften
                              									Grundbelastungen des Drehstromgenerators und bei gleichzeitiger FörderungAus dem 5. Jahresbericht des Oberschlesischen
                                    											Ueberwachungs Vereins 1910/11. bei einer
                           
                              
                                 Drehstromgrundbelastung von
                                 1015
                                 767
                                 562
                                 KW
                                 
                              
                                 Fördermenge von
                                 133
                                 120
                                 133
                                 t/Std.
                                 
                              
                                 Zugzahl in der Std.
                                 35,7
                                 33
                                 36,3
                                 
                                 
                              
                                 1. Die mittl. stündl. Förder-    leistung mit
                                 266,3
                                 240,3
                                 265,4
                                 PS
                                 
                              
                                 2. Der Dampfverbrauch mit
                                 10140
                                 8215
                                 7185
                                 kg/Std.
                                 
                              
                           Es wurden beim ersten Versuch in 35,7 Zügen/Std. 133000 kg auf 540 m gefördert
                              									und bei einer gleichzeitigen Drehstromlast von 1015 KW 10140 kg Dampf verbraucht.
                              									Dies entspricht einer mittleren Leistung von
                           \frac{133000\,.\,540}{75\,.\,3600}\,\sim\,266\mbox{
                                 										Schacht-PS}.
                           Für den Betrieb des Drehstromgenerators waren 8 × 1015 = 8120 kg/Std. Dampf nötig.
                              									Somit verbleibt für die reine Förderung 10140 – 8120 = 2020 kg/Std. Dampf, woraus
                              									sich für die mittlere Schacht-PS/Std. etwa 7,6 kg rechnet.
                           Der Wirkungsgrad der Förderung, nämlich das Verhältnis aus dem nutzbaren Schacht-PS
                              									und der an den Klemmen des Motors gemessenen Leistung ist
                              										\frac{266\,.\,1,36}{470}\,\sim\,0,77, d.h. 77 v. H. somit ein
                              									außerordentlich günstiger, da in anderen Fällen nur ein solcher von 50 bis 60 v. H.
                              									festgestellt werden konnte.
                           Bei den Versuchen zeigte sich außerdem, daß die mittlere Gleichstrombelastung bei der
                              									Förderung etwa 250 KW betrug. Daraus ist die Lehre gezogen worden, in Zukunft eher
                              									die Drehstromdynamo für eine größere Dauerleistung einzurichten, wodurch die
                              									Dampfturbine auch besser ausgenutzt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 389
                              Fig. 9. Förder-Turbo-Aggregate für die Bergwerks-Ges. La Mourière
                                 										(Westfrankreich).
                              
                           Bei der Würdigung dieser glänzenden Resultate ist noch zu bedenken, daß die Förderung
                              									nur mit 77 v. H. ihrer maximalen Leistung ausgenutzt war und daß die im Jahre 1906
                              									in Auftrag gegebene Anlage unter Zugrundelegung heutiger Ausführungsmöglichkeiten
                              									bei einem Admissionsdruck von 12 at, einer Dampftemperatur von 300° und einem bei
                              									einer Kühlwassertemperatur von 15°
                              									erreichbaren Vakuum von 94 v. H. einen noch günstigeren Dampfverbrauch ergeben
                              									könnte.
                           Entgegengehalten wird den Vorteilen des eben dargelegten neueren Fördersystems, daß
                              									die Vorrichtung der Kraftstation samt der Kesselanlage in der Nähe des Schachtes
                              									nötig ist, da sich der für den Fördermotor erforderliche Gleichstrom rationell nur
                              									auf kleinere Entfernungen übertragen läßt. Dies ist wohl zuweilen aber nicht immer
                              									ein Nachteil. Auf einem Kohlenbergwerk ist es beispielsweise in Rücksicht darauf,
                              									daß immer genügende Mengen von minderwertiger und nicht versandfähiger Abfallkohle
                              									vorhanden sind, bei noch so billigem Strombezug vom betriebstechnischen Standpunkt
                              									aus wünschenswert, die Förderanlage und die Wasserhaltung, eventl. noch andere
                              									Verbraucher, von einer eigenen Primärstation aus mit Energie zu versorgen.
                           Die Förderanlage für die Gewerkschaft Rastenberg, Kaliwerk in Rastenberg, Thüringen,
                              									ist nach dem gleichen System wie diejenige am Mauveschacht zur Ausführung gekommen.
                              									Die Leistung der Fördermaschine ist für eine Nutzlast von 3000 kg aus 672 m Teufe
                              									bemessen. Die maximale Fördergeschwindigkeit beträgt 10 m/Sek. Das Turboaggregat
                              										(Fig. 8) unterscheidet sich aber von dem in Fig. 6 wiedergegebenen dadurch, daß an ihm eine
                              									kombinierte Dampfturbine zur Verwendung gelangt ist. Sie besitzt bei 3000
                              									Uml/Min. 1450 PS und ist mit einer Anzapfung zur Entnahme von etwa 4500 kg Dampf von
                              									2,3 at abs. versehen. Der auf 300° C überhitzte Dampf hat eine Eintrittspannung von
                              									12,5 at abs. Die Anlaßdynamo entwickelt eine Leistung von 360 KW und ihre
                              									Ankerspannung ändert sich von 0 bis ± 650 Volt. Der Drehstromgenerator ist für 500
                              									KW bei cos ϕ = 0,8 entworfen, darf aber während der
                              									Förderung mit voller Geschwindigkeit nur mit 350 KW belastet werden. Die Spannung
                              									des Drehstroms beträgt 525 Volt bei 50 Per./Sek. Die Zentrale ist von der
                              									Förderanlage 50 m entfernt. Die Fördermaschine leistet 96 t/Std. und besitzt eine
                              									Treibscheibe von 5,5 m ∅.
                           Dem westfranzösischen Erzbergwerk La Mourière ist gleichfalls eine ähnliche Anlage
                              									geliefert worden. Das Kraftwerk enthält zwei Turbo-Tandemaggregate (Fig. 9) von je 2250 PS bei 1500 Uml./Min., gekuppelt
                              									mit je einem Drehstromgenerator von 1000 KW, 3200 Volt und 50 Per./Sek. und einem
                              									Gleichstromgenerator von 650 KW und 500 Volt. Der auf 250° C überhitzte Dampf tritt
                              									mit einer Spannung von 12 at abs. in die Turbine ein. Die Entfernung der
                              									Fördermaschine von der Zentrale beträgt 350 m. Die Anlage ist für eine Fördermenge
                              									von 380 t aus 240 m Teufe bemessen.