Titel: | KRAFTBEDARF BEIM LOCHEN, SCHEREN UND BIEGEN. |
Autor: | Georg Lindner |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 436 |
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KRAFTBEDARF BEIM LOCHEN, SCHEREN UND
BIEGEN.
Von Georg Lindner, Professor in
Karlsruhe.
(Schluß von S. 420 d. Bd.)
LINDNER: Kraftbedarf beim Lochen, Scheren und Biegen.
Berechnung der unelastischen
Biegung.
Solange ein Blech (Fig. 7) von der Stärke a und Breite b nur so
schwach gebogen wird, daß die Biegespannung σ unterhalb
der Streckgrenze S bleibt, ist die Spannung
proportional der Dehnung ϑ im konstanten Verhältnis E, nämlich σ = Eϑ. Im Abstand y von der
neutralen Schicht bei dem Krümmungsradius ρ gilt
\vartheta=\frac{y}{\rho} also
\sigma=E\,\frac{y}{\rho}.
Textabbildung Bd. 327, S. 436
Fig. 7. Biegespannungen.
Im Grenzfall ist σ = S in den
äußeren Fasern: mit y=\frac{a}{2} wird
\sigma_1=S=E\,\frac{a}{2\,\rho_1} oder
\frac{S}{E}=\frac{a}{2\,\rho_1}, somit
\rho_1=\frac{a\,E}{2\,S}.
Wenn aber infolge stärkerer Biegung die Streckgrenze
S
überschritten wird, steigt die Spannung mit der Dehnung
in geringerem Grade, dessen Maß nicht bekannt ist. Die Diagramme der
Zugversuche geben darüber nicht Auskunft, weil bei der Biegung wahrscheinlich die
von innen nach außen benachbarten Fasern sich gegenseitig beeinflussen, und weil
hier auch die Druckspannungen mitwirken, bei denen, falls eine ausgesprochene
Quetschgrenze im Material vorhanden ist, das Gesetz der Aenderungen nicht gerade mit
dem der Zugversuche übereinstimmt. Der Berechnung muß, solange keine Erfahrungen
hierzu vorliegen, eine wahrscheinliche Annahme zugrunde gelegt werden, in einfacher
Form. Als solche möge vorläufig eine lineare Aenderung mit geringerem Verhältniswert
cE eingeführt werden, wobei c ein kleiner Bruch ist (Fig. 7).
Die Biegespannung
er
oberhalb der Streckgrenze wird nach dieser Annahme dem
Ausdruck entsprechen
σ = S + cE (ϑ – ϑ1).
Mit \vartheta_1=\frac{S}{E} und
\vartheta=\frac{y}{\rho} folgt;
\sigma=S\,(1-c)+c\,E\,\frac{y}{\rho}.
In einem Querschnitt des Blechs herrscht hierbei nahe der neutralen Schicht noch
elastische Beanspruchung bis zu einer Entfernung ± y1, darüber hinaus unelastische bis
\pm\,y_2=\frac{a}{2}. In der Grenze bei y1 wirkt die Spannung
S=E\,\frac{y_1}{\rho}; demnach ist
y_1=\frac{S}{E}\,\rho.
Das Verhältnis k der Stärke des elastischen Kerns zur
vollen Blechstärke ist
k=\frac{y_1}{y_2}=\frac{S}{E}\,\rho\,.\,\frac{2}{a}=\frac{2\,S}{a\,E}\,.\,\rho=\frac{\rho}{\rho_1}.
Das Moment der Spannungen im Querschnitt beträgt
M=2\,b\,\int\limits_0^{y_1}\,\sigma\,y\,d\,y+2\,b\,\int\limits_{y_1}^{y_2}\,\sigma\,y\,d\,y
=2\,b\,\left[=\int\limits_0^1\,E\,\frac{y}{\rho}\,y\,d\,y+\int\limits_1^2\,\left(S\,(l-c)+c\,E\,\frac{y}{\rho}\right)\,y\,d\,y\right]
=\frac{a^2\,b}{6}\,S\,\left[\left(3-\frac{\rho^2}{{\rho_1}^2}\right)\,\left(\frac{l-c}{2}\right)+c\,\frac{\rho_1}{\rho}\right].
Dem innern Moment entspricht das äußere Moment, bestimmt durch eine biegende Kraft
P und den senkrecht zu ihrer Richtung liegenden
Hebelarm x. Die Gleichung gilt jedoch nur, wenn das
äußere Moment Px größer als das für elastische Biegung
ist, dessen größter Wert bei x1 erreicht wird, mit
P\,x_1=\frac{a^2\,b}{6}\,S.
Im Verhältnis hierzu findet sich
\frac{x}{x_1}=\left(3-\frac{\rho^2}{{\rho_1}^2}\right)\,\left(\frac{l-c}{2}\right)+c\,\frac{\rho_1}{\rho}.
Textabbildung Bd. 327, S. 437
Fig. 8.
Es handelt sich nun weiter um die Berechnung der „elastischen Linie“ oder Krümmungslinie nach der vereinfachten Formel
\frac{d^2\,z}{d\,x^2}=\frac{1}{\rho}.
Wollte man aus der vorstehend entwickelten Gleichung 3. Grades für
\frac{1}{\rho} die Wurzel entnehmen, so stößt man auf
Schwierigkeiten, die sich durch eine Annäherung zweckdienlich umgehen lassen.
Die Beziehung zwischen \frac{\rho}{\rho_1} und
\frac{x}{x_1} findet man z.B. für c = 0,01 als Kurve
darstellbar (Fig. 8), indem man verschiedene Werte
für \frac{\rho}{\rho_1} einstellt; man erkennt dabei, daß für
\frac{x}{x_1}=1 bis etwa 1,5 das erste Glied der Gleichung
ausschlaggebend ist, darüber hinaus das zweite. Danach läßt sich die Rechnung
teilen und für jede Zone eine Näherungsgleichung ausmitteln, wie folgende:
für
\frac{x}{x_1}=1\,\sim\,1,5
möge
gelten
\frac{x}{x_1}=1,533-0,533\,\frac{\rho^2}{{\rho_1}^2},
„
\frac{x}{x_1}\,>\,1,5
„
„
\frac{x}{x_1}=1,44+0,015\,\frac{\rho_1}{\rho}.
In der Grenzlage bei \frac{x}{x_1}=1,5 ist jedesmal
\frac{\rho}{\rho_1}=\frac{1}{4}. Man hat nun eine 1.
elastische Zone von \frac{x}{x_1}=0\,\sim\,1 mit der
Ausgangsgleichung
\frac{d^2\,z}{d\,x^2}=\frac{1}{\rho}=\frac{x}{x_1\,\rho_1}.
Wählt man den Angriffspunkt der Kraft P als Nullpunkt
für x und z, so findet sich zunächst die Neigung
\frac{d\,z}{d\,x}=\frac{x^2}{2\,x_1\,\rho_1} von
0 bis \frac{x_1}{2\,\rho_1} bei x1;
ferner die Ordinate
z=\frac{x^3}{6\,x_1\,\rho_1} von 0 bis
z_1=\frac{{x_1}^2}{6\,\rho_1}.
In der II. Zone von \frac{x}{x_1}=1\,\sim\,1,5 ist weiter:
\frac{d^2\,z}{d\,x^2}=\frac{1}{\rho}=\sqrt{\frac{0,533}{{\rho_1}^2\,\left(1,533-\frac{x}{x_1}\right)}},
\frac{d\,z}{d\,x}=\frac{x_1}{\rho_1}\,\left(1,566-1,46\,\sqrt{1,533-\frac{x}{x_1}}\right)
von \frac{x_1}{2\,\rho_1}
bis 1,30\,\frac{x_1}{\rho_1},
z=\frac{{x_1}^2}{\rho_1}\,\left(1,566\,\frac{x}{x_1}-1,779+0,973\,\left(1,533-\frac{x}{x_1}\right)^{3/2}\right)
von
\frac{{x_1}^2}{6\,\rho_1} bis
0,577\,\frac{{x_1}^2}{\rho_1}.
Textabbildung Bd. 327, S. 437
Fig. 9.
In der III. Zone gilt endlich
\frac{d^2\,z}{d\,x^2}=\frac{1}{\rho}=\frac{1}{0,015\,\rho_1}\,\left(\frac{x}{x_1}-1,44\right).
\frac{d\,z}{d\,x}=\frac{x_1}{\rho_1}\,\left(70,3-96\,\frac{x}{x_1}+\frac{x^2}{0,03\,{x_1}^2}\right).
z=\frac{{x_1}^2}{\rho_1}\,\left(-34,423+70,3\,\frac{x}{x_1}-48\,\frac{x^2}{{x_1}^2}+\frac{x^2}{0,09\,{x_1}^2}\right).
Will man als Durchbiegung h die Pfeilhöhe des gebogenen
Blechs oder den Abstand des Angriffspunktes der Kraft von der Tangente der Kurve
angeben, so hat man nach Fig. 6 (S. 419) zu
setzen:
h = x tg α – z cos α mit
\mbox{tg}\,\alpha=\frac{d\,z}{d\,x}.
Setzt man z cos α = z und ρ1 = 500 a, so wird für die III. Zone
h=\frac{x^2}{a}\,.\,\frac{1}{22,5}\,\left[1,55\left(\frac{x_1}{x}\right)^2+\frac{x}{x_1}-2,16\right].
Im allgemeinen wird x = 0,5 d ∾ 0,6 d und a=\frac{d^2}{500} sein,
daher \frac{x^2}{a}\,.\,\frac{1}{22,5}=6\,\sim\,8, im Mittel h =
7 [...].
Zur näheren Bestimmung des Wirkungsbereichs sind die Spannungen nachzurechnen und
anzugeben. Infolge der Zerlegung der zuerst angenommenen Funktion ändert sich die
Spannung oberhalb der Streckgrenze nicht mehr linear, sondern paßt sich dem Verlauf
nach Fig. 9 an. Aus der Gleichung für
\frac{x}{x_1} findet sich mit
\frac{\rho}{\rho_1}=k
c=\frac{\frac{x}{x_1}-\frac{1}{2}\,(3-k^2)}{\frac{1}{k}-\frac{1}{2}\,(3-k^2)},
und zwar mit dem Wert von \frac{x}{x_1} für
die II. Zone zu
c=\frac{1}{15}\,.\,\frac{1-k^2}{\frac{2}{k}+k^2-3}
und für die III. Zone
c=\frac{\frac{0,03}{k}+k^2-0,12}{\frac{2}{k}+k^2-3}
Damit ergibt sich weiter die Spannung für y=\frac{a}{2} und
\frac{a\,E}{2\,\rho_1}=S
\sigma=S\,5\,\left[1+c\,\left(\frac{\rho_1}{\rho}-1\right)\right]
lt. Tab. 5.
Als Streckgrenze sei für Flußeisenblech gesetzt:
S=\frac{1}{1000}\,E=2150\mbox{ kg/qcm;}
hierbei wird \rho_1=\frac{a\,E}{2\,S}=500
bei x1, und die Dehnung der äußeren Faser
\vartheta=\frac{a}{2\,\rho}=\frac{1}{1000}\,.\,\frac{\rho_1}{\rho}..
Die Neigung der Kraft P ist bestimmt durch
\mbox{tg}\,\alpha=\frac{d\,z}{d\,x}=\frac{x}{500\,a}\,\left(70,3\,\frac{x_1}{x}+\frac{x}{0,03\,x_1}-96\right)
Für x = 0,56 d als Mittelwert und a=\frac{d^2}{500} als
Näherungswert ergibt sich der Horizontalabstand i der
Anlagestelle vom Scheitel der unteren Walze (Fig. 6)
mit d1 = 0,84 d zu
i=\frac{d_1}{2}\,\mbox{tg}\,\alpha=0,235\,\left(70,3\,\frac{x_1}{x}+\frac{x}{0,03\,x_1}-96\right)
laut Tab. 5.
Aus der Zahlenübersicht ist zu entnehmen, daß, wenn man die Biegespannung σ = 3000 kg/qcm nicht überschreiten will, das
Verhältnis k nicht viel kleiner als 1/30 zu benutzen
ist, anderseits nicht größer als 1/10 mit σ = 2370, weil
sonst die Wirkung zu schwach wäre. Nach den gewöhnlichen Formeln hätte man also mit
einer unwirklichen Spannung s=\frac{x}{x_1}\,S zwischen 3000 ∾
4000 zu rechnen, wie anfänglich eingeführt worden ist. Die Durchbiegung h ist dazu für das stärkste an der Maschine zulässige
Blech beim ersten Durchgang auf 3 ∾ 12 mm einzustellen (Fig. 8). Der Krümmungsradius ρ unterhalb der
Oberwalze kommt dabei auf ρ = k ρ1 = k 500 a = 50 a ∾ 17 a. Im letzten
Fall erreicht er den Walzenradius, wenn die Walze über 30 cm stark ist. Das Blech
behält aber diese Krümmung nicht, sondern federt zurück.
Tabelle 5.
k=\frac{\rho}{\rho_1}=
1
½
¼
1/10
1/20
1/30
1/40
1/50
\frac{x}{x_1}=
1
1,40
1,50
1,59
1,74
1,89
2,06
2,19
σ =
2150
2240
2230
2370
2680
3000
3330
3650
kg/qcm
s=\frac{x}{x_1}\,S=
2150
3010
3230
3410
3740
4070
4440
4700
„
h=\frac{x^2}{1000\,a} mal
1,34
1,92
4,11
7,36
11,8
15,8
im Mittel h =
0,2
0,3
0,6
1,2
1,9
2,5
cm
im Mittel
i=\frac{d_1}{2}\,\mbox{tg}\,\alpha=
0,2
0,3
0,5
1
1,5
2
„
Die Rückfederung (Fig. 10)
erfolgt rein elastisch, wie bei Zugproben mit Entlastung nach der Ausstreckung, mit
dem Verhältnis E zwischen σ und ϑ. Dabei ändern sich die Spannungen σ in σ0, die Dehnungen ϑ in
ϑ0 und ρ in ρ0. Es ist
\sigma-\sigma_0=E\,(\vartheta-\vartheta_0)=E\,\left(\frac{y}{\rho}-\frac{y}{\rho_0}\right)=E\,y\,\left(\frac{1}{\rho}-\frac{1}{\rho_0}\right).
Textabbildung Bd. 327, S. 438
Fig. 10. Rückfederung.
Die Formänderung geht so weit, bis sich in jedem Blechquerschnitt das Moment der
Spannungen ausgleicht; es werden im Abstand y1 von der neutralen Schicht nach außen Zugspannungen
σ01 bleiben, bei
y_2=\frac{a}{2} dagegen Druckspannungen – σ02 entstehen, nach
innen zu umgekehrt (Fig. 10). In die
Bedingungsgleichung
\int\limits_0^2\,\sigma_0\,y\,d\,y=0
ist σ0 aus der vorigen Gleichung einzusetzen:
\int\,\sigma\,y\,d\,y-\int\,E\,\left(\frac{1}{\rho}-\frac{1}{\rho_0}\right)\,y^2\,d\,y=0
Das erste Glied ist bekannt als
\frac{M}{2\,b}=\frac{1}{2\,b}\,\frac{a^2\,b}{6}\,s=\frac{a^2}{12}\,s.
Das zweite Glied beträgt für die Grenzen y = 0 bis a/2
E\,\left(\frac{1}{\rho}-\frac{1}{\rho_0}\right)\,\frac{a^3}{2\,.\,2^3}.
Man erhält hiernach
\frac{1}{\rho}-\frac{1}{\rho_0}=\frac{a^2}{12}\,s\,.\,\frac{24}{E\,a^3}=\frac{2\,S}{a\,E}\,\frac{s}{S}=\frac{1}{\rho_1}\,\frac{s}{S}=\frac{1}{\rho_1}\,\frac{x}{x_1}
und
\rho_0=\frac{\rho_1}{\frac{\rho_1}{\rho}-\frac{x}{x_1}}
gegenüber ρ = k ρ1 mit ρ1 = 500 a.
Ueberträgt man den Wert von ρ0 in die Gleichung für σ – σ0, so findet man
\sigma_0=\sigma-\frac{2\,y}{a}\,s und zwar für
y=\frac{a}{2} in der äußeren Faser σ02
= σ – s und für y=k\,\frac{a}{2} an
der Grenze des elastisch gebogenen Kernes
\sigma_{01}=S-k\,s=S\,\left(1-k\,\frac{x}{x_1}\right).
Für
k=\frac{\rho}{\rho_1}=
¼
1/10
1/20
1/30
wird
\frac{\rho}{a}=
125
50
25
17
und
\frac{\rho_0}{a}=
200
60
27,5
18
fernerund
σ02 =σ01 =
– 1000 1340
– 1040 1785
– 1060 1960
– 1070 2010!
Biegearbeit.
Wenn ein elastischer Körper durch eine von Null bis P
anwachsende Kraft auf Zug, Biegung oder andere Weise so deformiert wird, daß sich
der Angriffspunkt der Kraft um die Länge λ in der
Kraftrichtung verschiebt, so ist die vom Material aufgenommene Arbeit
A={1}{2}\,P\,\lambda,
nämlich gleich dem Produkt aus der durchschnittlichen Kraft
zwischen 0 und P mit dem Wege λ.
Insbesondere hat man bei elastischer Biegung, z.B. innerhalb des elastisch gebogenen
Kerns im Blech in der I. Zone, für eine einzelne Faser vom Querschnitt bdy, die sich bis zur Spannung σ = E ϑ von der ursprünglichen Länge l um λ = lϑ streckt oder
staucht, die Teilarbeit
d\,A_1=b\,d\,y\,.\,\int\limits_0^{\vartheta}\,\sigma\,l\,d\,\vartheta=b\,d\,y\,l\,E\,\int\,\vartheta\,d\,\vartheta=\frac{1}{2}\,b\,d\,y\,l\,E\,\vartheta^2
Für den Kern von der Stärke 2 y1 = 2 ka ist mit \vartheta=\frac{y}{\rho}
die Gesamtarbeit
A_1=2\,\int\limits_0^1\,b\,d\,y\,l\,E\,\frac{y^2}{\rho^2}=\frac{l\,E\,b\,a^3\,k^3}{24\,\rho^2}=\frac{1}{2}\,\frac{l}{\rho}\,\frac{E\,J}{\rho}\,k^3.
Bei rein elastischer Biegung mit k = 1 und \frac{E\,J}{\rho}=M
gilt
A=\frac{1}{2}\,\frac{l}{\rho}\,M.
Zu demselben Ergebnis gelangt man, von den äußeren Kräften ausgehend, bei der
Betrachtung der Aufwicklung eines elastischen Bandes auf eine darübergehende Rolle
vom Radius ρ (Fig. 11).
Ihr Mittelpunkt liegt, nach Maßgabe der elastischen Linie, stets mitten über der
freitragenden Strecke x für das biegende Moment
P\,x=\frac{E\,J}{\rho}.
Die auf die Rolle drückende Kraft oberhalb P läßt
sich teilen in Q und eine Umfangskraft
U=P-Q=\frac{P\,\frac{x}{2}}{\rho}. Bei der Rollung ist die
Arbeit
A=U\,\rho\,\alpha=U\,l=\frac{P\,x}{2\,\rho}\,l=\frac{1}{2}\,\frac{l}{\rho}\,M.
Walther setzt die Biegearbeit
A=\frac{l}{\rho}\,M; das gilt für den von ihm behandelten
Fall der Biegung mit einer konstanten Spannung S als
Zug- oder Druckspannung je für den halben Blechquerschnitt, oberhalb der
Fließgrenze.
Textabbildung Bd. 327, S. 439
Fig. 11.
Nach der vorstehenden Annahme einer Biegespannung, die von 0 bis y1 auf σ1 = Eϑ1 = S gleichmäßig
ansteigt und von y1 bis
y2 von S bis auf σ2 = S + cE ϑ2 in geringerem Grade gleichmäßig wächst, stellt
sich die Berechnung wie folgt. In dem Kern mit elastischer Biegung wird die Arbeit
A1 aufgenommen, die
soeben berechnet wurde.
In dem übrigen plastisch gebogenen Querschnitt gilt für eine Faser d AII = bdy ∫ σ ld ϑ mit dem Verlauf der Spannung σ bei allmählicher Streckung gemäß
σ = Eϑ von 0 bis ϑ1 und = S + c E ϑ von ϑ1 bis ϑ. Mit
\frac{S}{E}=\vartheta_1 erhält man
d\,A_n=l\,E\,b\,d\,y\,\left[\int\limits_0^1\,\vartheta\,d\,\vartheta+\int\limits_1^{\vartheta}\,(\vartheta_1+c\,\vartheta)\,d\,\vartheta\right=l\,E\,b\,d\,y\left[\frac{{\vartheta_1}^2}{2}+\vartheta_1\,(\vartheta-\vartheta_1)+c\,\frac{\vartheta^2-{\vartheta_1}^2}{2}\right].
Setzt man nun \vartheta_1=\frac{y_1}{\rho} und
\vartheta=\frac{y}{\rho}, so findet man für die beiden
Querschnittshälften durch Integration
A_n=2\,\frac{l\,E\,b}{2\,\rho^2}\,\left[\frac{{y_1}^3}{3}+2\,y_1\,\frac{{y_2}^2-{y_1}^2}{2}-2\,{y_1}^2\,(y_2-y_1)+\frac{c\,({y_2}^3-{y_1}^3)}{3}-c\,{y_1}^2\,(y_2-y_1)\right].
Hierin ist y_1=\frac{1}{2}\,k\,a und
y_2=\frac{1}{2}\,a einzuführen und
\frac{b\,a^3}{12}=J zu setzen; ferner hat man
M_1=\frac{E\,J}{\rho_1} bei x1 und M=\frac{x}{x_1}\,M_1,
daneben k=\frac{\rho}{\rho_1}, also
\frac{E\,J}{\rho}=M\,\frac{x_1}{x}\,\frac{l}{k}.
Schließlich ergibt sich die Gesamtarbeit
A=A_1+A_n=\frac{1}{2}\,\frac{l}{\rho}\,M\,\frac{x_1}{x}\,\left[3+\frac{c}{k}-(2+c)\,(3-2\,k)\,k\right].
Den Wert von c kann man nach den Spannungen (Fig. 9) für die II. und III. Zone gemeinsam zu c =
1/80 rechnen.
Danach stellt sich die Biegearbeit
für k =
¼
⅙
1/10
1/20
1/30
1/50
auf A =
0,6
0,7
0,80
0,85
0,84
0,80 .\,\frac{l}{\rho}\,M
Die Arbeit ist von den Unterwalzen durch die Reibungskraft 2 μP auf die Strecke l zu leisten, dazu auch
die
Zapfenreibung der Oberwalze. Die Zapfenstärke läßt sich zu 0,6 d ansetzen, die
Reibziffer zu 0,05; dabei erfordert die Zapfenreibung die Arbeit
A_r=0,05\,.\,2\,P\,.\,\frac{0,6\,d}{d}\,.\,l=0,06\,P\,l.
Im äußersten Fall darf μ = 0,24 gesetzt werden und die
Vorzahl bei A etwa 0,84. Die Maschine wird hiernach das
Blech noch durchziehen können, wenn die Arbeitsgleichung erfüllt ist:
2 μ Pl =
A + Ar
\begin{array}{rcl}2\,\mu\,P\,l&=&A+A_r\\2\,.\,0,24\,P\,l&=&0,84\,\frac{l}{\rho}\,P\,x+0,06\,P\,l\\\rho&=&2\,x\end{array}
oder
k=\frac{\rho}{\rho_1}=\frac{2\,x}{\rho_1}.
Setzt man hierin x = 0,555 d und ρ1 = 500 a mit
a=\frac{1,5}{\sqrt{b}}\,(d-11), z.B. für b = 225 cm, a = 0,1
(d – 11), so folgt als Mittelwert
k=\frac{1}{45\,\left(1-\frac{11}{d}\right)},
nämlich für
d = 14 ∾ 33 ∾ 50 cm
k = 1/10 ∾ 1/30 ∾ 1/35;
Das Ergebnis stimmt gerade mit den Verhältnissen überein, die oben bereits mit
Rücksicht auf die Spannung im Blech angenommen worden sind.
Im Einzelfall wird man mit bestimmten Zahlen an Stelle der hier vielfach benutzten
Mittelwerte rechnen können. Nachdem aber der Rechnungsgang einmal aufgestellt und
durchgeführt ist, wird sich die plastische Biegung praktisch genauer bestimmen
lassen, als bisher möglich war. Noch bleibt allerdings eine Reihe von Fragen zur
eingehenden Untersuchung offen.
Zunächst müßte die Spannungsverteilung bei der plastischen Biegung für das Material
experimentell näher erforscht werden. Weiter ist noch der Fall der weiter
fortgesetzten Biegungen beim zweiten und den folgenden Durchgängen des Blechs zu
behandeln unter Beachtung der „Biegung krummer Stäbe“. Auch die
unsymmetrische Anlage des Blechs an den Walzen infolge der stellenweisen Biegung der
unter der Oberwalze soeben durchgeführten Blechstrecke und die Wirkung der schrägen
Richtung des Unterwalzendruckes einschließlich ihrer Reibung harrt noch der
Aufklärung.