| Titel: | KRAFTBEDARF BEIM LOCHEN, SCHEREN UND BIEGEN. | 
| Autor: | Georg Lindner | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 436 | 
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                        KRAFTBEDARF BEIM LOCHEN, SCHEREN UND
                           								BIEGEN.
                        Von Georg Lindner, Professor in
                           									Karlsruhe.
                        (Schluß von S. 420 d. Bd.)
                        LINDNER: Kraftbedarf beim Lochen, Scheren und Biegen.
                        
                     
                        
                           Berechnung der unelastischen
                                 										Biegung.
                           Solange ein Blech (Fig. 7) von der Stärke a und Breite b nur so
                              									schwach gebogen wird, daß die Biegespannung σ unterhalb
                              									der Streckgrenze S bleibt, ist die Spannung
                              									proportional der Dehnung ϑ im konstanten Verhältnis E, nämlich σ = Eϑ. Im Abstand y von der
                              									neutralen Schicht bei dem Krümmungsradius ρ gilt
                              										\vartheta=\frac{y}{\rho} also
                              										\sigma=E\,\frac{y}{\rho}.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 436
                              Fig. 7. Biegespannungen.
                              
                           Im Grenzfall ist σ = S in den
                              									äußeren Fasern: mit y=\frac{a}{2} wird
                              										\sigma_1=S=E\,\frac{a}{2\,\rho_1} oder
                              										\frac{S}{E}=\frac{a}{2\,\rho_1}, somit
                              										\rho_1=\frac{a\,E}{2\,S}.
                           Wenn aber infolge stärkerer Biegung die Streckgrenze
                              									S
                              									überschritten wird, steigt die Spannung mit der Dehnung
                              									in geringerem Grade, dessen Maß nicht bekannt ist. Die Diagramme der
                              									Zugversuche geben darüber nicht Auskunft, weil bei der Biegung wahrscheinlich die
                              									von innen nach außen benachbarten Fasern sich gegenseitig beeinflussen, und weil
                              									hier auch die Druckspannungen mitwirken, bei denen, falls eine ausgesprochene
                              									Quetschgrenze im Material vorhanden ist, das Gesetz der Aenderungen nicht gerade mit
                              									dem der Zugversuche übereinstimmt. Der Berechnung muß, solange keine Erfahrungen
                              									hierzu vorliegen, eine wahrscheinliche Annahme zugrunde gelegt werden, in einfacher
                              									Form. Als solche möge vorläufig eine lineare Aenderung mit geringerem Verhältniswert
                              										cE eingeführt werden, wobei c ein kleiner Bruch ist (Fig. 7).
                           Die Biegespannung
                              									er
                              									oberhalb der Streckgrenze wird nach dieser Annahme dem
                              									Ausdruck entsprechen
                           σ = S + cE (ϑ – ϑ1).
                           Mit \vartheta_1=\frac{S}{E} und
                              										\vartheta=\frac{y}{\rho} folgt;
                           
                              \sigma=S\,(1-c)+c\,E\,\frac{y}{\rho}.
                              
                           In einem Querschnitt des Blechs herrscht hierbei nahe der neutralen Schicht noch
                              									elastische Beanspruchung bis zu einer Entfernung ± y1, darüber hinaus unelastische bis
                              										\pm\,y_2=\frac{a}{2}. In der Grenze bei y1 wirkt die Spannung
                              										S=E\,\frac{y_1}{\rho}; demnach ist
                           y_1=\frac{S}{E}\,\rho.
                           Das Verhältnis k der Stärke des elastischen Kerns zur
                              									vollen Blechstärke ist
                           
                              k=\frac{y_1}{y_2}=\frac{S}{E}\,\rho\,.\,\frac{2}{a}=\frac{2\,S}{a\,E}\,.\,\rho=\frac{\rho}{\rho_1}.
                              
                           Das Moment der Spannungen im Querschnitt beträgt
                           
                              M=2\,b\,\int\limits_0^{y_1}\,\sigma\,y\,d\,y+2\,b\,\int\limits_{y_1}^{y_2}\,\sigma\,y\,d\,y
                              
                               =2\,b\,\left[=\int\limits_0^1\,E\,\frac{y}{\rho}\,y\,d\,y+\int\limits_1^2\,\left(S\,(l-c)+c\,E\,\frac{y}{\rho}\right)\,y\,d\,y\right]
                               =\frac{a^2\,b}{6}\,S\,\left[\left(3-\frac{\rho^2}{{\rho_1}^2}\right)\,\left(\frac{l-c}{2}\right)+c\,\frac{\rho_1}{\rho}\right].
                           Dem innern Moment entspricht das äußere Moment, bestimmt durch eine biegende Kraft
                              										P und den senkrecht zu ihrer Richtung liegenden
                              									Hebelarm x. Die Gleichung gilt jedoch nur, wenn das
                              									äußere Moment Px größer als das für elastische Biegung
                              									ist, dessen größter Wert bei x1 erreicht wird, mit
                           
                              P\,x_1=\frac{a^2\,b}{6}\,S.
                              
                           Im Verhältnis hierzu findet sich
                           
                              \frac{x}{x_1}=\left(3-\frac{\rho^2}{{\rho_1}^2}\right)\,\left(\frac{l-c}{2}\right)+c\,\frac{\rho_1}{\rho}.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 437
                              Fig. 8.
                              
                           Es handelt sich nun weiter um die Berechnung der „elastischen Linie“ oder Krümmungslinie nach der vereinfachten Formel
                              										\frac{d^2\,z}{d\,x^2}=\frac{1}{\rho}.
                           Wollte man aus der vorstehend entwickelten Gleichung 3. Grades für
                              										\frac{1}{\rho} die Wurzel entnehmen, so stößt man auf
                              									Schwierigkeiten, die sich durch eine Annäherung zweckdienlich umgehen lassen.
                           Die Beziehung zwischen \frac{\rho}{\rho_1} und
                              										\frac{x}{x_1} findet man z.B. für c = 0,01 als Kurve
                              									darstellbar (Fig. 8), indem man verschiedene Werte
                              									für \frac{\rho}{\rho_1} einstellt; man erkennt dabei, daß für
                              										\frac{x}{x_1}=1 bis etwa 1,5 das erste Glied der Gleichung
                              									ausschlaggebend ist, darüber hinaus das zweite. Danach läßt sich die Rechnung
                              									teilen und für jede Zone eine Näherungsgleichung ausmitteln, wie folgende:
                           
                              
                                 für
                                 
                                    \frac{x}{x_1}=1\,\sim\,1,5
                                    
                                 möge
                                 gelten
                                 
                                    \frac{x}{x_1}=1,533-0,533\,\frac{\rho^2}{{\rho_1}^2},
                                    
                                 
                              
                                 „
                                 
                                    \frac{x}{x_1}\,>\,1,5
                                    
                                 „
                                 „
                                 
                                    \frac{x}{x_1}=1,44+0,015\,\frac{\rho_1}{\rho}.
                                    
                                 
                              
                           In der Grenzlage bei \frac{x}{x_1}=1,5 ist jedesmal
                              										\frac{\rho}{\rho_1}=\frac{1}{4}. Man hat nun eine 1.
                              									elastische Zone von \frac{x}{x_1}=0\,\sim\,1 mit der
                              									Ausgangsgleichung
                           
                              \frac{d^2\,z}{d\,x^2}=\frac{1}{\rho}=\frac{x}{x_1\,\rho_1}.
                              
                           Wählt man den Angriffspunkt der Kraft P als Nullpunkt
                              									für x und z, so findet sich zunächst die Neigung
                           \frac{d\,z}{d\,x}=\frac{x^2}{2\,x_1\,\rho_1} von
                              									0 bis \frac{x_1}{2\,\rho_1} bei x1;
                           ferner die Ordinate
                           z=\frac{x^3}{6\,x_1\,\rho_1} von 0 bis
                              										z_1=\frac{{x_1}^2}{6\,\rho_1}.
                           In der II. Zone von \frac{x}{x_1}=1\,\sim\,1,5 ist weiter:
                           \frac{d^2\,z}{d\,x^2}=\frac{1}{\rho}=\sqrt{\frac{0,533}{{\rho_1}^2\,\left(1,533-\frac{x}{x_1}\right)}},
                           
                              \frac{d\,z}{d\,x}=\frac{x_1}{\rho_1}\,\left(1,566-1,46\,\sqrt{1,533-\frac{x}{x_1}}\right)
                              
                                                 von \frac{x_1}{2\,\rho_1}
                              									bis 1,30\,\frac{x_1}{\rho_1},
                           
                              z=\frac{{x_1}^2}{\rho_1}\,\left(1,566\,\frac{x}{x_1}-1,779+0,973\,\left(1,533-\frac{x}{x_1}\right)^{3/2}\right)
                              
                                                 von
                              										\frac{{x_1}^2}{6\,\rho_1} bis
                              										0,577\,\frac{{x_1}^2}{\rho_1}.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 437
                              Fig. 9.
                              
                           In der III. Zone gilt endlich
                           
                              \frac{d^2\,z}{d\,x^2}=\frac{1}{\rho}=\frac{1}{0,015\,\rho_1}\,\left(\frac{x}{x_1}-1,44\right).
                              
                           
                              \frac{d\,z}{d\,x}=\frac{x_1}{\rho_1}\,\left(70,3-96\,\frac{x}{x_1}+\frac{x^2}{0,03\,{x_1}^2}\right).
                              
                           
                              z=\frac{{x_1}^2}{\rho_1}\,\left(-34,423+70,3\,\frac{x}{x_1}-48\,\frac{x^2}{{x_1}^2}+\frac{x^2}{0,09\,{x_1}^2}\right).
                              
                           Will man als Durchbiegung h die Pfeilhöhe des gebogenen
                              									Blechs oder den Abstand des Angriffspunktes der Kraft von der Tangente der Kurve
                              									angeben, so hat man nach Fig. 6 (S. 419) zu
                              									setzen:
                           h = x tg α – z cos α mit
                              										\mbox{tg}\,\alpha=\frac{d\,z}{d\,x}.
                           Setzt man z cos α = z und ρ1 = 500 a, so wird für die III. Zone
                           
                           
                              
                              h=\frac{x^2}{a}\,.\,\frac{1}{22,5}\,\left[1,55\left(\frac{x_1}{x}\right)^2+\frac{x}{x_1}-2,16\right].
                              
                           Im allgemeinen wird x = 0,5 d ∾ 0,6 d und a=\frac{d^2}{500} sein,
                              									daher \frac{x^2}{a}\,.\,\frac{1}{22,5}=6\,\sim\,8, im Mittel h =
                              									7 [...].
                           Zur näheren Bestimmung des Wirkungsbereichs sind die Spannungen nachzurechnen und
                              									anzugeben. Infolge der Zerlegung der zuerst angenommenen Funktion ändert sich die
                              									Spannung oberhalb der Streckgrenze nicht mehr linear, sondern paßt sich dem Verlauf
                              									nach Fig. 9 an. Aus der Gleichung für
                              										\frac{x}{x_1} findet sich mit
                              										\frac{\rho}{\rho_1}=k
                           c=\frac{\frac{x}{x_1}-\frac{1}{2}\,(3-k^2)}{\frac{1}{k}-\frac{1}{2}\,(3-k^2)},
                           und zwar mit dem Wert von \frac{x}{x_1} für
                              									die II. Zone zu
                           
                              c=\frac{1}{15}\,.\,\frac{1-k^2}{\frac{2}{k}+k^2-3}
                              
                           und für die III. Zone
                           
                              c=\frac{\frac{0,03}{k}+k^2-0,12}{\frac{2}{k}+k^2-3}
                              
                           Damit ergibt sich weiter die Spannung für y=\frac{a}{2} und
                              										\frac{a\,E}{2\,\rho_1}=S
                           \sigma=S\,5\,\left[1+c\,\left(\frac{\rho_1}{\rho}-1\right)\right]
                              									lt. Tab. 5.
                           Als Streckgrenze sei für Flußeisenblech gesetzt:
                           
                              S=\frac{1}{1000}\,E=2150\mbox{ kg/qcm;}
                              
                           hierbei wird \rho_1=\frac{a\,E}{2\,S}=500
                              									bei x1, und die Dehnung der äußeren Faser
                              										\vartheta=\frac{a}{2\,\rho}=\frac{1}{1000}\,.\,\frac{\rho_1}{\rho}..
                           Die Neigung der Kraft P ist bestimmt durch
                           
                              \mbox{tg}\,\alpha=\frac{d\,z}{d\,x}=\frac{x}{500\,a}\,\left(70,3\,\frac{x_1}{x}+\frac{x}{0,03\,x_1}-96\right)
                              
                           Für x = 0,56 d als Mittelwert und a=\frac{d^2}{500} als
                              									Näherungswert ergibt sich der Horizontalabstand i der
                              									Anlagestelle vom Scheitel der unteren Walze (Fig. 6)
                              									mit d1 = 0,84 d zu
                              										i=\frac{d_1}{2}\,\mbox{tg}\,\alpha=0,235\,\left(70,3\,\frac{x_1}{x}+\frac{x}{0,03\,x_1}-96\right)
                              									laut Tab. 5.
                           Aus der Zahlenübersicht ist zu entnehmen, daß, wenn man die Biegespannung σ = 3000 kg/qcm nicht überschreiten will, das
                              									Verhältnis k nicht viel kleiner als 1/30 zu benutzen
                              									ist, anderseits nicht größer als 1/10 mit σ = 2370, weil
                              									sonst die Wirkung zu schwach wäre. Nach den gewöhnlichen Formeln hätte man also mit
                              									einer unwirklichen Spannung s=\frac{x}{x_1}\,S zwischen 3000 ∾
                              									4000 zu rechnen, wie anfänglich eingeführt worden ist. Die Durchbiegung h ist dazu für das stärkste an der Maschine zulässige
                              									Blech beim ersten Durchgang auf 3 ∾ 12 mm einzustellen (Fig. 8). Der Krümmungsradius ρ unterhalb der
                              									Oberwalze kommt dabei auf ρ = k ρ1 = k 500 a = 50 a ∾ 17 a. Im letzten
                              									Fall erreicht er den Walzenradius, wenn die Walze über 30 cm stark ist. Das Blech
                              									behält aber diese Krümmung nicht, sondern federt zurück.
                           Tabelle 5.
                           
                              
                                 
                                    k=\frac{\rho}{\rho_1}=
                                    
                                 1
                                 ½
                                 ¼
                                 1/10
                                 1/20
                                 1/30
                                 1/40
                                 1/50
                                 
                                 
                              
                                 
                                    \frac{x}{x_1}=
                                    
                                 1
                                 1,40
                                 1,50
                                 1,59
                                 1,74
                                 1,89
                                 2,06
                                 2,19
                                 
                                 
                              
                                 σ =
                                 2150
                                 2240
                                 2230
                                 2370
                                 2680
                                 3000
                                 3330
                                 3650
                                 kg/qcm
                                 
                              
                                 
                                    s=\frac{x}{x_1}\,S=
                                    
                                 2150
                                 3010
                                 3230
                                 3410
                                 3740
                                 4070
                                 4440
                                 4700
                                 „
                                 
                              
                                 h=\frac{x^2}{1000\,a} mal
                                 1,34
                                 1,92
                                 4,11
                                 7,36
                                 11,8
                                 15,8
                                 
                                 
                              
                                 im Mittel h =
                                 0,2
                                 0,3
                                 0,6
                                 1,2
                                 1,9
                                 2,5
                                 cm
                                 
                              
                                 im Mittel
                                    												i=\frac{d_1}{2}\,\mbox{tg}\,\alpha=
                                 0,2
                                 0,3
                                 0,5
                                 1
                                 1,5
                                 2
                                   „
                                 
                              
                           Die Rückfederung (Fig. 10)
                              									erfolgt rein elastisch, wie bei Zugproben mit Entlastung nach der Ausstreckung, mit
                              									dem Verhältnis E zwischen σ und ϑ. Dabei ändern sich die Spannungen σ in σ0, die Dehnungen ϑ in
                              										ϑ0 und ρ in ρ0. Es ist
                              										\sigma-\sigma_0=E\,(\vartheta-\vartheta_0)=E\,\left(\frac{y}{\rho}-\frac{y}{\rho_0}\right)=E\,y\,\left(\frac{1}{\rho}-\frac{1}{\rho_0}\right).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 438
                              Fig. 10. Rückfederung.
                              
                           Die Formänderung geht so weit, bis sich in jedem Blechquerschnitt das Moment der
                              									Spannungen ausgleicht; es werden im Abstand y1 von der neutralen Schicht nach außen Zugspannungen
                              										σ01 bleiben, bei
                              										y_2=\frac{a}{2} dagegen Druckspannungen – σ02 entstehen, nach
                              									innen zu umgekehrt (Fig. 10). In die
                              									Bedingungsgleichung
                           
                              \int\limits_0^2\,\sigma_0\,y\,d\,y=0
                              
                           ist σ0 aus der vorigen Gleichung einzusetzen:
                           
                              \int\,\sigma\,y\,d\,y-\int\,E\,\left(\frac{1}{\rho}-\frac{1}{\rho_0}\right)\,y^2\,d\,y=0
                              
                           Das erste Glied ist bekannt als
                              										\frac{M}{2\,b}=\frac{1}{2\,b}\,\frac{a^2\,b}{6}\,s=\frac{a^2}{12}\,s.
                           Das zweite Glied beträgt für die Grenzen y = 0 bis a/2
                           
                              E\,\left(\frac{1}{\rho}-\frac{1}{\rho_0}\right)\,\frac{a^3}{2\,.\,2^3}.
                              
                           
                           Man erhält hiernach
                           
                              \frac{1}{\rho}-\frac{1}{\rho_0}=\frac{a^2}{12}\,s\,.\,\frac{24}{E\,a^3}=\frac{2\,S}{a\,E}\,\frac{s}{S}=\frac{1}{\rho_1}\,\frac{s}{S}=\frac{1}{\rho_1}\,\frac{x}{x_1}
                              
                           und
                              										\rho_0=\frac{\rho_1}{\frac{\rho_1}{\rho}-\frac{x}{x_1}}
                              									gegenüber ρ = k ρ1 mit ρ1 = 500 a.
                           Ueberträgt man den Wert von ρ0 in die Gleichung für σ – σ0, so findet man
                              										\sigma_0=\sigma-\frac{2\,y}{a}\,s und zwar für
                              										y=\frac{a}{2} in der äußeren Faser σ02
                              									= σ – s und für y=k\,\frac{a}{2} an
                              									der Grenze des elastisch gebogenen Kernes
                              										\sigma_{01}=S-k\,s=S\,\left(1-k\,\frac{x}{x_1}\right).
                           
                              
                                 Für
                                 
                                    k=\frac{\rho}{\rho_1}=
                                    
                                 ¼
                                 1/10
                                 1/20
                                 1/30
                                 
                              
                                 wird
                                 
                                    \frac{\rho}{a}=
                                    
                                 125
                                 50
                                 25
                                 17
                                 
                              
                                 und
                                 
                                    \frac{\rho_0}{a}=
                                    
                                 200
                                 60
                                 27,5
                                 18
                                 
                              
                                 fernerund
                                 σ02 =σ01 =
                                 – 1000   1340
                                 – 1040   1785
                                 – 1060   1960
                                 – 1070   2010!
                                 
                              
                           
                        
                           Biegearbeit.
                           Wenn ein elastischer Körper durch eine von Null bis P
                              									anwachsende Kraft auf Zug, Biegung oder andere Weise so deformiert wird, daß sich
                              									der Angriffspunkt der Kraft um die Länge λ in der
                              									Kraftrichtung verschiebt, so ist die vom Material aufgenommene Arbeit
                           
                              A={1}{2}\,P\,\lambda,
                              
                           nämlich gleich dem Produkt aus der durchschnittlichen Kraft
                              									zwischen 0 und P mit dem Wege λ.
                           Insbesondere hat man bei elastischer Biegung, z.B. innerhalb des elastisch gebogenen
                              									Kerns im Blech in der I. Zone, für eine einzelne Faser vom Querschnitt bdy, die sich bis zur Spannung σ = E ϑ von der ursprünglichen Länge l um λ = lϑ streckt oder
                              									staucht, die Teilarbeit
                           
                              d\,A_1=b\,d\,y\,.\,\int\limits_0^{\vartheta}\,\sigma\,l\,d\,\vartheta=b\,d\,y\,l\,E\,\int\,\vartheta\,d\,\vartheta=\frac{1}{2}\,b\,d\,y\,l\,E\,\vartheta^2
                              
                           Für den Kern von der Stärke 2 y1 = 2 ka ist mit \vartheta=\frac{y}{\rho}
                              									die Gesamtarbeit
                           
                              A_1=2\,\int\limits_0^1\,b\,d\,y\,l\,E\,\frac{y^2}{\rho^2}=\frac{l\,E\,b\,a^3\,k^3}{24\,\rho^2}=\frac{1}{2}\,\frac{l}{\rho}\,\frac{E\,J}{\rho}\,k^3.
                              
                           Bei rein elastischer Biegung mit k = 1 und \frac{E\,J}{\rho}=M
                              									gilt
                           
                              A=\frac{1}{2}\,\frac{l}{\rho}\,M.
                              
                           Zu demselben Ergebnis gelangt man, von den äußeren Kräften ausgehend, bei der
                              									Betrachtung der Aufwicklung eines elastischen Bandes auf eine darübergehende Rolle
                              									vom Radius ρ (Fig. 11).
                              									Ihr Mittelpunkt liegt, nach Maßgabe der elastischen Linie, stets mitten über der
                              									freitragenden Strecke x für das biegende Moment
                              										P\,x=\frac{E\,J}{\rho}.
                              									Die auf die Rolle drückende Kraft oberhalb P läßt
                              									sich teilen in Q und eine Umfangskraft
                              										U=P-Q=\frac{P\,\frac{x}{2}}{\rho}. Bei der Rollung ist die
                              									Arbeit
                           
                              A=U\,\rho\,\alpha=U\,l=\frac{P\,x}{2\,\rho}\,l=\frac{1}{2}\,\frac{l}{\rho}\,M.
                              
                           Walther setzt die Biegearbeit
                              										A=\frac{l}{\rho}\,M; das gilt für den von ihm behandelten
                              									Fall der Biegung mit einer konstanten Spannung S als
                              									Zug- oder Druckspannung je für den halben Blechquerschnitt, oberhalb der
                              									Fließgrenze.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 439
                              Fig. 11.
                              
                           Nach der vorstehenden Annahme einer Biegespannung, die von 0 bis y1 auf σ1 = Eϑ1 = S gleichmäßig
                              									ansteigt und von y1 bis
                              										y2 von S bis auf σ2 = S + cE ϑ2 in geringerem Grade gleichmäßig wächst, stellt
                              									sich die Berechnung wie folgt. In dem Kern mit elastischer Biegung wird die Arbeit
                              										A1 aufgenommen, die
                              									soeben berechnet wurde.
                           In dem übrigen plastisch gebogenen Querschnitt gilt für eine Faser d AII = bdy ∫ σ ld ϑ mit dem Verlauf der Spannung σ bei allmählicher Streckung gemäß
                           σ = Eϑ von 0 bis ϑ1 und = S + c E ϑ von ϑ1 bis ϑ. Mit
                              										\frac{S}{E}=\vartheta_1 erhält man
                           
                              d\,A_n=l\,E\,b\,d\,y\,\left[\int\limits_0^1\,\vartheta\,d\,\vartheta+\int\limits_1^{\vartheta}\,(\vartheta_1+c\,\vartheta)\,d\,\vartheta\right=l\,E\,b\,d\,y\left[\frac{{\vartheta_1}^2}{2}+\vartheta_1\,(\vartheta-\vartheta_1)+c\,\frac{\vartheta^2-{\vartheta_1}^2}{2}\right].
                              
                           Setzt man nun \vartheta_1=\frac{y_1}{\rho} und
                              										\vartheta=\frac{y}{\rho}, so findet man für die beiden
                              									Querschnittshälften durch Integration
                           
                              A_n=2\,\frac{l\,E\,b}{2\,\rho^2}\,\left[\frac{{y_1}^3}{3}+2\,y_1\,\frac{{y_2}^2-{y_1}^2}{2}-2\,{y_1}^2\,(y_2-y_1)+\frac{c\,({y_2}^3-{y_1}^3)}{3}-c\,{y_1}^2\,(y_2-y_1)\right].
                              
                           Hierin ist y_1=\frac{1}{2}\,k\,a und
                              										y_2=\frac{1}{2}\,a einzuführen und
                              										\frac{b\,a^3}{12}=J zu setzen; ferner hat man
                              										M_1=\frac{E\,J}{\rho_1} bei x1 und M=\frac{x}{x_1}\,M_1,
                              									daneben k=\frac{\rho}{\rho_1}, also
                           
                              \frac{E\,J}{\rho}=M\,\frac{x_1}{x}\,\frac{l}{k}.
                              
                           Schließlich ergibt sich die Gesamtarbeit
                           
                              A=A_1+A_n=\frac{1}{2}\,\frac{l}{\rho}\,M\,\frac{x_1}{x}\,\left[3+\frac{c}{k}-(2+c)\,(3-2\,k)\,k\right].
                              
                           Den Wert von c kann man nach den Spannungen (Fig. 9) für die II. und III. Zone gemeinsam zu c =
                              										1/80 rechnen.
                              									Danach stellt sich die Biegearbeit
                           
                              
                                 für k =
                                 ¼
                                 ⅙
                                 1/10
                                 1/20
                                 1/30
                                 1/50
                                 
                              
                                 auf A =
                                 0,6
                                 0,7
                                 0,80
                                 0,85
                                 0,84
                                 0,80 .\,\frac{l}{\rho}\,M
                                 
                              
                           Die Arbeit ist von den Unterwalzen durch die Reibungskraft 2 μP auf die Strecke l zu leisten, dazu auch
                              										die
                              									Zapfenreibung der Oberwalze. Die Zapfenstärke läßt sich zu 0,6 d ansetzen, die
                              									Reibziffer zu 0,05; dabei erfordert die Zapfenreibung die Arbeit
                           
                              A_r=0,05\,.\,2\,P\,.\,\frac{0,6\,d}{d}\,.\,l=0,06\,P\,l.
                              
                           Im äußersten Fall darf μ = 0,24 gesetzt werden und die
                              									Vorzahl bei A etwa 0,84. Die Maschine wird hiernach das
                              									Blech noch durchziehen können, wenn die Arbeitsgleichung erfüllt ist:
                           2 μ Pl =
                              									A + Ar
                           
                              \begin{array}{rcl}2\,\mu\,P\,l&=&A+A_r\\2\,.\,0,24\,P\,l&=&0,84\,\frac{l}{\rho}\,P\,x+0,06\,P\,l\\\rho&=&2\,x\end{array}
                              
                           oder
                           
                              k=\frac{\rho}{\rho_1}=\frac{2\,x}{\rho_1}.
                              
                           Setzt man hierin x = 0,555 d und ρ1 = 500 a mit
                              										a=\frac{1,5}{\sqrt{b}}\,(d-11), z.B. für b = 225 cm, a = 0,1
                              									(d – 11), so folgt als Mittelwert
                           
                              k=\frac{1}{45\,\left(1-\frac{11}{d}\right)},
                              
                           nämlich für
                           d = 14 ∾ 33 ∾ 50 cm
                           k = 1/10 ∾ 1/30 ∾ 1/35;
                           Das Ergebnis stimmt gerade mit den Verhältnissen überein, die oben bereits mit
                              									Rücksicht auf die Spannung im Blech angenommen worden sind.
                           Im Einzelfall wird man mit bestimmten Zahlen an Stelle der hier vielfach benutzten
                              									Mittelwerte rechnen können. Nachdem aber der Rechnungsgang einmal aufgestellt und
                              									durchgeführt ist, wird sich die plastische Biegung praktisch genauer bestimmen
                              									lassen, als bisher möglich war. Noch bleibt allerdings eine Reihe von Fragen zur
                              									eingehenden Untersuchung offen.
                           Zunächst müßte die Spannungsverteilung bei der plastischen Biegung für das Material
                              									experimentell näher erforscht werden. Weiter ist noch der Fall der weiter
                              									fortgesetzten Biegungen beim zweiten und den folgenden Durchgängen des Blechs zu
                              									behandeln unter Beachtung der „Biegung krummer Stäbe“. Auch die
                              									unsymmetrische Anlage des Blechs an den Walzen infolge der stellenweisen Biegung der
                              									unter der Oberwalze soeben durchgeführten Blechstrecke und die Wirkung der schrägen
                              									Richtung des Unterwalzendruckes einschließlich ihrer Reibung harrt noch der
                              									Aufklärung.