| Titel: | DER MIKRO-INDIKATOR ZUR UNTERSUCHUNG SCHNELLAUFENDER MASCHINEN. | 
| Autor: | O. Mader | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 451 | 
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                        DER MIKRO-INDIKATOR ZUR UNTERSUCHUNG
                           								SCHNELLAUFENDER MASCHINEN.
                        Von Dr.-Ing. O. Mader,
                           									Aachen.
                        (Fortsetzung von S. 436 d. Bd.)
                        MADER: Der Mikro-Indikator zur Untersuchung schnellaufender
                           								Maschinen.
                        
                     
                        
                           Als Antrieb des Mikro-Indikators war, wie sich sehr
                              									bald ergab, der normale Schnurantrieb vollkommen unbrauchbar, obwohl hier die
                              									oszillierenden Massen gegenüber den üblichen Indikatortrommeln sehr klein sind. Es
                              									kam hier nur ein, wie ein richtiger Maschinenteil konstruiertes starres Gestänge in Frage.
                           Man bemüht sich nun im allgemeinen, ein kinematisch
                              									möglichst fehlerfreies Getriebe zu verwenden, viel wichtiger dürfte es bei hohen
                              									Tourenzahlen jedoch sein, ein möglichst einfaches
                              									Getriebe mit wenig Gelenken zu haben, ohne viel toten Gang und schädliche
                              									Verbiegungen; hierbei ist vor allem auch zu beachten, daß die Lager des Getriebes
                              									allen Erschütterungen des Motors folgen. Als geeignet kann vor allem der einfache
                              									Schwingenantrieb gelten, der bei normaler Anordnung (vergl. Fig. 18) den Einfluß der endlichen Länge der
                              									Schubstange nicht berücksichtigt und deshalb für genauere Untersuchungen eine
                              									Diagrammkorrektur erfordert. Für gewöhnliche Werkstattsprüfungen (Zündungs- und
                              									Steuerungskontrolle, Kompressions- und Maximaldruck) spielt dies keine Rolle, für
                              									einfache Leistungsbestimmungen kann die Fehlergröße durch einmalige genauere
                              									Untersuchung festgestellt werden. Man kann jedoch auch den kinematischen Fehler des Schwingenantriebes auf einfache Weise verkleinern durch Verkürzen (eventl. auch Verlängern) der
                              									mittleren Stange. Es wird dann die Schwingenmittellage etwas mehr gegen die
                              									Antriebskurbel gedreht sein. Wenn wir den Einfluß der Schrägstellung der meist
                              									verhältnismäßig langen mittleren Stange (AB = ∞) etwa so wie in Fig. 19 gezeichnet – hier ist die Antriebskurbel
                              										I A direkt neben die Schwinge II B gezeichnet –, so wird stets die Auslenkung y der Schwinge = der Auslenkung x der Antriebskurbel sein. Das Getriebe des Indikators (II eD) ist in vergrößertem Maßstabe ebenfalls in Fig. 19 eingezeichnet, nebst der für das Diagramm
                              									maßgebenden Verschiebung z, die Darstellung von x im
                              									Diagramm. Wählt man den Maßstab für II CD so, daß II C
                              									= II B und dreht die Darstellung des Indikatorgetriebes so weit um II, daß B und C zusammenfallen, so vereinfacht sich die Konstruktion
                              									des Diagrammweges z aus dem Exzenterwege x, wie in Fig. 20
                              									dargestellt. Eine stets proportionale Uebertragung von x auf den Indikatorstift D müßte
                              										z'\,\left(=\frac{x}{\mbox{sin}\,\beta}\right) ergeben, so daß
                              										z – z' den jeweiligen
                              									Fehler in der Uebertragung von x darstellt. Dieser
                              									Fehler ist aber immer proportional der jeweiligen Bogenhöhe
                              										f\,\left(z-z'=\frac{f}{\mbox{tg}\,\beta}\right), woraus sich
                              									das Gesetz dieser Abweichung leicht übersehen und rechnen läßt.
                           Der wirkliche Kolbenhub s, im Maßstab des Diagramms
                              										(Fig. 19) weicht von dem Kurbelzapfenhub x infolge der endlichen Länge L der Schubstange angenähert um
                           
                              \Delta\,s=r\,.\,\frac{R}{2\,L}\,\mbox{sin}^2\,\alpha\,\frac{1}{\mbox{sin}\,\beta}
                              
                           ab, maximal also für α = 90°
                              									um
                           
                              \Delta\,s_{max}=r\,.\,\frac{R}{2\,L}\,.\,\frac{1}{\mbox{sin}\,\beta}
                              
                           Ein großer Teil dieses Fehlers läßt sich nun bei der Uebertragung von x in z durch richtige Wahl
                              									von β ausgleichen;
                           
                           (z – z')max = ΔSmax
                           oder
                           
                              \mbox{tg}\,\beta=\frac{f_{max}}{\frac{r}{2}\,.\,\frac{R}{L}\,.\,\frac{1}{\mbox{sin}\,\beta}}.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 452
                              Fig. 18. Antriebsschema für den ersten Versuchs-Mikro-Indikator.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 452
                              Fig. 19.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 452
                              Fig. 20.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 452
                              Fig. 21a.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 452
                              Fig. 21b.
                              
                           Für den Entwurf eines Antriebes
                              									hätte man praktisch von der geforderten Diagrammlänge auszugehen, die einen
                              									bestimmten Ausschlag der Indikatorwelle erfordert (normal xmax = 40°); die Bogenhöhe wird dann maximal
                           f_{max}=\left(1-\mbox{cos}\,\frac{\gamma}{2}\right)\,.\,II\,B
                              									(normal = 0,0603 ∙ II B)
                           zu wählen ist noch \frac{r}{II\,B},
                              									bestimmbar aus der Diagrammlänge B0Bu (Fig. 19);
                           
                              \frac{2\,r}{\mbox{sin}\,\beta}=2\,.\,II\,B\,\mbox{sin}\,\frac{\gamma}{2}.
                              
                           Dazu kommt noch aus den früheren Gleichungen
                           
                              \mbox{tg}\,\beta=\frac{\left(1-\mbox{cos}\,\frac{\gamma}{2}\right)\,II\,B}{r\,.\,\frac{R}{2\,L}\,.\,\frac{1}{\mbox{sin}\,\beta}}=\frac{2\,L}{R}\,.\,\frac{1-\mbox{cos}\,\frac{\gamma}{2}}{\mbox{sin}\,\frac{\gamma}{2}}.
                              
                           So wird z.B. für \frac{R}{L}=\frac{1}{4} und γ = 40°:
                           \mbox{tg}\,\beta=\frac{0,0603}{0,342}\,.\,8=1,41,
                           β = 54° 40' und
                           
                              \frac{r}{II\,B}=0,342\,.\,0,816=0,28
                              
                           Ein Urteil, in wieweit die Korrektur praktisch,; bei
                              									Berücksichtigung aller endlichen Längen Verbesserung bringt, soll Fig. 21 ermöglichen. Zugrunde gelegt ist ein Antrieb
                              									für den später beschriebenen Versuchsmotor, wo
                           
                              
                                 das Antriebsexzenter
                                 r =  I A
                                   13 mm
                                 
                              
                                 die Exzenterstangenlänge
                                 A B
                                 490 mm
                                 
                              
                                 die Schwingenlänge
                                 B II
                                   45 mm, also
                                 
                              
                                 
                                 
                                    \frac{r}{II\,B}
                                    
                                 = 0,29 war.
                                 
                              
                           Für ein β = 58° wurde nun die Abweichung von der
                              									Kurbelschleifenbewegung in zwanzigfachem Maßstabe konstruiert, nach dem in Fig. 22 dargestellten Schema. Die Totpunktslagen der
                              									Schwinge sind dabei so gewählt, daß die Exzenterstange A
                                 										B gleich weit (um a) nach beiden Seiten von
                              									ihrer Mittellage aus ausschlägt.
                           
                           Die Benutzung des Schwingenantriebes gestaltet sich nun konstruktiv sehr einfach. Es wird am besten für alle Verhältnisse dieselbe
                              									Schwingenlänge genommen (etwa 45 mm), damit schwankt auch die Exzentrizität in engen
                              									Grenzen (15 bis 12 mm). Als einzige Teile, die für jede Motortype neu angefertigt
                              									werden müssen, kommt nur das Antriebsexzenter und die Mittelteile der Exzenterstange
                              									in Betracht, weshalb dafür möglichst einfache Formen (vergl. Fig. 23) gewählt werden. Die Art der Lagerung des
                              									Drehpunktes II der Schwinge kann nur von Fall zu Fall
                              									angegeben werden, muß aber vor allem der Forderung genügen, daß sie mit dem
                              									Motorgehäuse starr verbunden ist und alle Erzitterungen desselben mitmacht. Wenn es
                              									möglich, wird das Antriebsexzenter besser durch eine kleine Kurbel ersetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 453
                              Fig. 22. *) Kreisbogen rechnerisch gefunden, da r für Zeichnung zu
                                 										groß.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 453
                              Fig. 23. Indikatorantrieb. Maßstab 1 : 2.
                              
                           Kinematisch genauere Antriebe lassen sich sehr wohl
                              									konstruieren, sie dürften jedoch an Zuverlässigkeit den einfachen Schwingenantrieb
                              									nie erreichen. Bei Zwei- und Vierzylindermotoren wird man, wenn man alle Zylinder
                              									gleichzeitig indizieren will, zweckmäßig eine Hilfswelle anordnen, die von einem
                              									freien Wellenende aus angetrieben wird. Die Korrektur wegen der endlichen
                              									Schubstangenlänge kann dann an den Zwischenübertragungen bewirkt werden. Bei
                              									Sechszylindern mit 120° Kurbelversetzung muß für je zwei Zylinder ein besonderer
                              									Antrieb geschaffen werden.
                           Um den Schreibhebel, z.B. zur Stiftauswechselung, stillsetzen zu können, ist eine ausrückbare Kupplung in dem Gestänge vorgesehen, die aber
                              									absolut keinen toten Gang haben darf. Dies soll durch federnde Mitnehmerstifte (Fig. 24) erreicht werden. Diese Kupplung ist auch bei
                              									den höchsten Tourenzahlen leicht von Hand ein- und ausrückbar, nur erfordert sie bei
                              									der Herstellung genaue Arbeit.
                           Die Einstellung des Antriebes muß, um große Fehler im
                              									Diagramm zu vermeiden, mit Sorgfalt geschehen. Da die Festlegung der Totpunkte nur
                              									schwer genau zu machen ist, geht man besser von einer mittleren Kolbenstellung aus,
                              									bei der dann für Hin- und Rückgang der Indikatorschreibstift an derselben Stelle
                              									stehen muß. Dies kann durch Drehen des Antriebsexzenters erreicht werden. Dann muß
                              									aber außerdem noch die Gabel des Indikators aus ihrer, durch Striche
                              									gekennzeichneten Mittellage gleichweit nach beiden Seiten ausschwingen, um den
                              									Getriebefehler klein zu halten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 453
                              Fig. 24.
                              
                           Hier seien vielleicht einige Worte über die Anbringung des
                              									Mikro-Indikators an den zu untersuchenden Maschinen eingefügt. Ein Indikatoranstich,
                              									wie bei größeren Motoren, ist bei kleinen Schnelläufern heute noch nicht vorhanden,
                              									meist jedoch ein kleiner Kompressionshahn, der bei 3 bis 4 mm Bohrung vollkommen
                              									genügt. In manchen Fällen, z.B. wenn kein Kühlmantel vorhanden ist, läßt sich auch
                              									die Zylinderwand direkt anbohren (Fig. 18), nur muß
                              									man darauf achten, daß die Vibrationen der Maschine kein Ausbrechen oder
                              									Undichtwerden des Gewindes herbeiführen können und deshalb den Indikator noch
                              									anderweitig stützen. Auch Ventilkappen und Zündkerzen lassen sich in
                              									Spezialkonstruktionen zur Anbringung des Indikators verwenden.
                           
                           Wie man nun auch den Indikator befestigt, stets hat man darauf zu achten, die
                              									Zuführungsleitung möglichst kurz und dabei gerade zu machen, nicht etwa, wie man es bei optischen
                              									Indikatoren sehen kann, durch eine etwa 50 cm lange Rohrleitung von 2 bis 3 mm
                              									l. W. Die Kleinheit des Mikro-Indikators läßt fast immer, auch bei gedrängt gebauten
                              									Maschinen, einen passenden Platz finden.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)