| Titel: | NEUERE GASERZEUGER MIT SELBSTTÄTIGER ENTSCHLACKUNG. | 
| Autor: | Hubert Hermanns | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 481 | 
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                        NEUERE GASERZEUGER MIT SELBSTTÄTIGER
                           								ENTSCHLACKUNG.
                        Von Ingenieur Hubert Hermanns.
                        HERMANNS: Neuere Gaserzeuger mit selbsttätiger
                           								Entschlackung.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Nach einem kurzen Hinweis auf die Entwicklung der Gaserzeuger mit
                              									Drehrost und selbsttätiger Entschlackung werden einige von deutschen Firmen
                              									ausgeführte Drehrostgaserzeuger hinsichtlich ihrer Konstruktionseinzelheiten
                              									beschrieben und durch Versuche gewonnene Betriebsergebnisse mitgeteilt. Die
                              									behandelten Gaserzeuger werden von Ehrhardt & Sehmer in Saarbrücken, Poetter
                              									G. m. b. H. in Düsseldorf, Hugo Rehmann in Düsseldorf und
                              										Hoeller & Bangert in
                              									Köln gebaut.
                           ––––––––––
                           Das Streben der modernen Industrie nach wirtschaftlich arbeitenden Maschinen
                              									erstreckte sich nicht nur auf die Verbesserung der Kraftverbrauchs- und
                              									Kraftumsetzungsmaschinen, sondern auch nicht zum wenigsten auf diejenigen Apparate,
                              									die der Krafterzeugung dienen und die Kraftumsetzungsmaschinen mit Kraft versorgen.
                              									Bei diesen setzten die Bestrebungen nach der Richtung ein, diese Apparate in der
                              									Weise wirtschaftlicher zu gestalten, daß man einerseits die Verluste, die bei der
                              									Krafterzeugung zwar unvermeidlich, jedoch vielfach unerträglich hoch sind, auf ein
                              									normales Maß herunterzubringen versuchte, anderseits aber auch durch Schaffung
                              									mechanisch arbeitender Einrichtungen die Bedienung der Krafterzeugungsapparate nach
                              									Möglichkeit vereinfachte und verbilligte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 481
                              Fig. 1. Modell eines Morgan-Generators im Deut. Museum in München.
                              
                           Dieses Bestreben kommt auch schon seit langen Jahren bei der Verbesserung der
                              									Gaserzeuger zum Ausdruck, die in neuerer Zeit außer dem chemischen Vorgang, der ja
                              									naturgemäß immer derselbe bleiben muß, mit den ursprünglich gebräuchlichen Apparaten
                              									nur noch den Namen gemeinsam haben. Bekanntlich bestanden die Gaserzeuger in ihrer
                              									alten Form aus einem einfachen Schachtofen mit unten eingebautem Treppenrost.
                              									Durch eine Verlängerung der Schachtwandungen nach unten hin war die Feuerung gegen
                              									die Außenluft mehr oder weniger dicht abgeschlossen. Die Notwendigkeit des
                              									Abschlusses der Feuerung nach außen hin ergab sich daraus, daß es erforderlich war,
                              									zum Zwecke der Beschleunigung des Vergasungsprozesses einen Windstrom in den
                              									Generatorschacht zu blasen. Nicht nur sehr schwierig und mühsam, sondern auch in
                              									betrieblicher Hinsicht sehr nachteilig gestaltete sich bei diesen Gaserzeugern die
                              									Entschlackung des Rostes, die von Zeit zu Zeit vorgenommen werden mußte. Zu diesem
                              									Zwecke mußte der untere, als Abschluß dienende Mantelfortsatz geöffnet oder auch
                              									entfernt und die gebildete Schlacke von Hand losgelöst und herausgeschafft werden.
                              									Natürlich mußte die Vergasungsarbeit während dieser Zeit unterbrochen, der Generator
                              									also außer Betrieb gesetzt werden, so daß ein kontinuierlicher Betrieb nicht zu
                              									erzielen war. Da außerdem bei großen Gaserzeugeranlagen damit gerechnet werden
                              									mußte, daß ein oder mehrere Generatoren sich ständig im Zustande der Rostreinigung
                              									befanden, so mußten mehr Erzeuger errichtet und in Betrieb gehalten werden, als
                              									eigentlich durch die Anforderungen, welche die kraftverbrauchenden Apparate an die
                              									Gaserzeugeranlage stellten, notwendig gewesen wären.
                           Um die Arbeit der Entschlackung ohne Außerbetriebsetzung des Generators vornehmen zu
                              									können, also einen ununterbrochenen Betrieb des Generators zu erzielen, wurde im
                              									großen erstmalig von Morgan in Amerika ein Gaserzeuger
                              									gebaut, bei dem die Entschlackung von außen her ohne Betriebsunterbrechung vorgenommen werden
                              									konnte. Auch waren schon vorher verschiedene Ausführungen von rotierenden
                              									Rosttellern bekannt geworden. Fig. 1 zeigt das im
                              									Deutschen Museum in München befindliche Modell dieses Generators. Der Morgansche Gaserzeuger, der sich heute in sehr vielen
                              									Ausführungen in Betrieb befindet, besteht aus einem mit feuerfesten Steinen
                              									ausgemauerten äußeren Mantel, der auf einem in ein kreisförmiges Wasserbecken
                              									eintauchenden Ringe ruht. Die sich in dem Gaserzeuger ansammelnde Schlacke fällt in
                              									das mit Wasser gefüllte Becken und kann hier von Zeit zu Zeit entfernt werden, ohne
                              									die Gaserzeugung zu unterbrechen. Die zu vergasenden Kohlen ruhen auf der in dem
                              									Wasserbecken sich ansammelnden Asche auf und rutschen entsprechend der Entfernung
                              									der Asche nach. Die Windzufuhr zum Generator erfolgt durch ein zentrisch eingebautes
                              									Rohr, das mit einer kegelförmigen Schutzhaube überdeckt ist. Die zu vergasenden
                              									Kohlen werden entweder von Hand mittels eines Fülltrichters oder durch eine
                              									rotierende Beschickungsvorrichtung aufgegeben, die in der Hauptsache darin besteht,
                              									daß die Kohlen durch einen exzentrisch angeordneten Streutrichter gleichmäßig über
                              									den ganzen Generatorquerschnitt verteilt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 482
                              Fig. 2. Querschnitt durch den Drehrostgaserzeuger von Ehrhardt &
                                 										Sehmer.
                              
                           An die Erfindung dieses Morganschen Generators schloß sich
                              									nun eine lange Reihe von Konstruktionen, die das Morgansche Prinzip festhielten, es jedoch weiter ausbauten und verbesserten.
                              									In der Hauptsache bezogen sich die Verbesserungen darauf, die Herausschaffung der
                              									Schlacken aus dem Wasserbehälter auf maschinellem Wege zu bewirken, den Rost den
                              									verschiedenen Kohlensorten anzupassen, die Kohlenbeschickung zu vereinfachen
                              									und die Wandungen des Schachtes nach verschiedenen Gesichtspunkten hin auszubilden.
                              									Es mögen nun im folgenden einige in neuerer Zeit entstandene Konstruktionen von
                              									Gaserzeugern solcher Art behandelt werden, auch hinsichtlich der mit denselben
                              									erzielten Ergebnisse. Ich möchte dabei nicht verfehlen zu bemerken, daß mir die
                              									mitgeteilten Betriebsergebnisse von den in Betracht kommenden Ausführungsfirmen zur
                              									Verfügung gestellt wurden, wofür denselben auch an dieser Stelle noch bestens
                              									gedankt sei. Wenngleich ich nicht beabsichtige, das hier in Frage stehende Thema
                              									erschöpfend zu behandeln, da die in neuerer Zeit entstandenen Konstruktionen von
                              									Gaserzeugern mit selbsttätiger Entschlackung sehr zahlreich sind, so wird sich doch
                              									aus den nachstehend behandelten Ausführungsformen ergeben, welche Fortschritte der
                              									Bau von Gaserzeugern in den letzten Jahren aufzuweisen hat.
                           Ein guter Generator muß folgenden Bedingungen in möglichst hohem Maße
                              									entsprechen:
                           
                              a) Auf den qm Querschnitt des Generators in der Feuerungszone
                                 										muß in der Zeiteinheit eine möglichst große Menge von Kohlen vergast
                                 										werden;
                              b) das erzeugte Gas muß neben dem erforderlichen
                                 										Wasserstoffgehalt einen hohen Gehalt an Kohlenoxyd aufweisen;
                              c) der in die Schlacke übergehende Teil an brennbaren Stoffen
                                 										muß möglichst gering sein.
                              
                           Den hier genannten Bedingungen vermochte der alte Schachtgenerator mit festem
                              									Treppenrost nur in wenig umfangreichem Maße gerecht zu werden, ganz abgesehen davon,
                              									daß seine Leistung geringer, die Ausgaben für Bedienung dagegen wesentlich höher
                              									waren als beim neuen Generator. Die Gaserzeuger mit Drehrost und selbsttätiger
                              									Entschlackung besitzen eine sich ständig langsam drehende Aschenschüssel, um die
                              									Schlacke in Bewegung zu halten und die Gefahr des Zusammenbackens der Schlacke zu
                              									verhindern. Das anhaltende Umwenden der Schlacken und Kohlen bringt fortwährend neue Flächen des
                              									Brennstoffs mit der durchströmenden Luft in Berührung und beschleunigt so die
                              									Vergasung, Dazu kommt, daß die Drehrostgaserzeuger infolge des Wegfalls des Schürens
                              									von Hand einen wesentlich größeren Querschnitt zulassen, wodurch natürlich auch die
                              									Durchsatzmenge entsprechend größer wird. So ist ein Generator von 3 m ∅ in der Lage,
                              									arbeitstäglich 20 bis 25 t Steinkohle und mehr als 30 t Braunkohle zu vergasen.
                           Nachdem ein von Kerpely in Oesterreich ausgeführter
                              									Generator mit Drehrost bereits vor 25 Jahren gute Erfolge erzielt hatte, wurde die
                              									Aufmerksamkeit der beteiligten Kreise in hohem Maße auf diese Generatorkonstruktion
                              									gelenkt. Indessen zeigte sich, daß der Generator in der vorliegenden Form für die
                              									harten deutschen Steinkohlen weniger geeignet war, da diese mit wesentlich höheren
                              									Temperaturen vergasen. In der Folge wurde daher die Kerpelysche Konstruktion entsprechend geändert bezw. verbessert.
                           Fig. 2 veranschaulicht den von Ehrhardt & Sehmer in Saarbrücken gebauten
                              									Generator mit Drehrost. Derselbe besteht, wie auch die sonstigen Drehrostgeneratoren
                              									in der Hauptsache aus der oberen Beschickungsvorrichtung, dem Schacht und dem Rost
                              									mit dem Aschenteller. Die Beschickungsvorrichtung kann nach verschiedenen
                              									Gesichtspunkten ausgebildet werden, die sich in der Regel nach der Art der
                              									Kohlenzuführung richten. Bei der Beschickung von Hand kommt die in Fig. 2 dargestellte Beschickungsvorrichtung in Frage,
                              									die nach Art von Hochofenverschlüssen in der Weise konstruiert ist, daß die Kohlen
                              									zunächst in einen nach oben hin offenen und nach unten hin durch eine Haube
                              									verschlossenen Trichter gelangen. Nach Oeffnung der Haube mittels eines
                              									Hebelgestänges fallen die Kohlen in einen zylinderförmigen Raum, der ebenfalls einen
                              									durch Hebel betätigten Verschluß nach dem Generatorschacht hin besitzt. Nach Bedarf
                              									können dann die Kohlen in den Generatorschacht abgelassen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 483
                              Fig. 3. Drehrostgaserzeuger mit Kohlenverteilvorrichtung von Ehrhardt &
                                 										Sehmer.
                              
                           Der Schacht besteht aus einem oberen, durch feuerfeste Steine ausgemauerten
                              									zylindrischen Teil und einem sich daran nach unten anschließenden, gleichfalls
                              									zylindrischen Kühlmantel, der zur Verhinderung von Undichtigkeiten in der Feuerzone
                              									aus einem Stück geschweißt ist. Mit einem unteren zylindrischen Fortsatz reicht
                              									der Mantel in die mit Wasser gefüllte Aschenschüssel hinab, so in einfachster Weise
                              									einen unbedingt dichten Abschluß erzielend. Gegen den reibenden Einfluß der Schlacke
                              									ist der untere Teil des Mantels durch einen Verschleißring geschützt, dessen
                              									einzelne Teile leicht ausgewechselt werden können. Der exzentrisch angeordnete Rost
                              									stellt einen zylinderförmigen Unterteil mit darauf aufgebautem runden Treppenrost
                              									dar. Die exzentrische Anordnung des Rostes verhindert ein Festbacken der Schlacke,
                              									die immerfort gelöst und zerkleinert wird und in die mit Wasser gefüllte Schüssel
                              									fällt. Die sich zusammen mit dem Rost drehende Schüssel ist auf Kugeln gelagert und
                              									mit einem angeschraubten Schneckenrad versehen, das durch eine mittels Ratsche und
                              									Exzenter mit Stange von einem Motor aus betätigte Schnecke in Drehung versetzt wird.
                              									Der in Fig. 3 dargestellte Generator von Ehrhardt & Sehmer unterscheidet sich von dem vorher
                              									beschriebenen zunächst durch die Ausbildung der Beschickungsvorrichtung, die
                              									hauptsächlich den Zweck hat, selbsttätig eine gleichmäßige Verteilung der Kohlen
                              									über den ganzen Schachtquerschnitt zu erzielen. Die drehbar angeordnete Vorrichtung
                              									ist durch Wasserverschluß gegen den Schacht abgeschlossen. Der Antrieb der
                              									Beschickungsvorrichtung kann entweder von einem besonderen Motor oder auch von einer
                              									vorhandenen Transmission aus erfolgen. Die Aschenschüssel mit dem Rost ist hier auf
                              									Rollen gelagert. Der unvermeidliche Seitendruck wird durch besondere Rollen
                              									abgefangen. Es möge noch darauf hingewiesen
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 
                                 CO2
                                 CnH2n
                                 CO
                                 CH4
                                 H
                                 N
                                 UntererHeizwert
                                 
                              
                                 Vorversuch    14. November 1910
                                 3
                                 0,4
                                 24,2
                                 2,9
                                 8,7
                                 60,8
                                 1260
                                 
                              
                                 Durchschnittswerte    vom 15. November
                                 2,9
                                 0,5
                                 22,8
                                 3,4
                                 11
                                 59,4
                                 1310
                                 
                              
                                             16. November
                                 2,1
                                 0,7
                                 26,1
                                 3,6
                                 8,3
                                 59,2
                                 1450
                                 
                              
                                             17. November
                                 1,9
                                 0,8
                                 27,4
                                 3,4
                                 8,2
                                 58,3
                                 1490
                                 
                              
                                             18. November
                                 2,4
                                 0,8
                                 25,7
                                 4,2
                                 8,7
                                 58,2
                                 1520
                                 
                              
                                             19. November
                                 1,4
                                 0,6
                                 27,7
                                 4,0
                                 6,9
                                 59,4
                                 1480
                                 
                              
                                             20. November
                                 2,1
                                 0,7
                                 25,6
                                 4,2
                                 7,4
                                 60
                                 1450
                                 
                              
                                 Durchschnittswerte    des ganzen Versuchs
                                 2,1
                                 0,7
                                 25,9
                                 3,8
                                 8,4
                                 59,1
                                 1450
                                 
                              
                           
                           werden, daß die Ausbringung der Asche aus der Schüssel selbsttätig mittels eines
                              									mit einem verstellbaren Messer versehenen Kratzers erfolgt, der hinter einer
                              									Ablaufschurre angeordnet ist. Hier häufen sich die ausgetragenen Aschenrückstände
                              									und können dann in irgend einer Weise aufgefangen und abgefahren werden.
                           Bei Versuchen, die an einem nach dem beschriebenen System gebauten Generator
                              									vorgenommen wurden und sechs Tage dauerten, wurden die in Tab. 1 mitgeteilten Zahlen
                              									gefunden. Es wurden während dieser sechs Tage 80000 kg Kohlen, täglich also
                              									durchschnittlich 13,3 t Kohlen durchgesetzt. Die mittlere Schütthöhe im Generator
                              									betrug 1,25 m. Die Aschenrückstände, die ein Gesamtgewicht von 5110 kg hatten,
                              									enthielten 10,32 v. H. Wasser und 11,2 v. H. brennbare Bestandteile, was einem
                              									Verlust an brennbaren Stoffen, auf die durchgesetzte Kohlenmenge bezogen, von 0,73
                              									v. H. entspricht. Der Kraftverbrauch betrug 0,65 PS. Der Rost machte in 2½ Std. eine
                              									volle Umdrehung. Der Verbrauch an Wasser wurde zu 1,7 cbm i. d. Std. bei 12° Zulauf-
                              									und 35° Ablauftemperatur festgestellt. Die Bedienung des Generators wurde von einem
                              									Manne durchgeführt.
                           
                              (Schluß folgt.)