| Titel: | DIE ELEKTRISCHE SCHWEISSUNG IM WERKSTATTBETRIEB. | 
| Autor: | A. Strauß | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 501 | 
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                        DIE ELEKTRISCHE SCHWEISSUNG IM
                           								WERKSTATTBETRIEB.
                        Von Diplomingenieur A. Strauß,
                           									Charlottenburg.
                        STRAUSS: Die elektrische Schweißung im
                           								Werkstattbetrieb.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Beschreibung von Drahtschweißmaschinen; deren Anwendung in der
                              									Kabel- und Drahtindustrie. Die Stumpfschweißung zur Verbindung voller Querschnitte
                              									gleicher und verschiedenartiger Materialien; Anwendung in der Messer- und
                              									Scherenfabrikation. Vereinfachung bei der Herstellung komplizierter Teile.
                              									Spezialanwendungen für Rahmen- und Kettenfabrikation. Die Punktschweißung als Ersatz
                              									der Nietung für Blechindustrie und Eisenkonstruktion. Ersatz der Nadlerarbeit an
                              									Drahtwaren. Nahtschweißung.
                           ––––––––––
                           Ueber das Wesen der elektrischen Widerstandsschweißung ist in dieser Zeitschrift
                              									bereits eingehend berichtet worden. Es seien daher nur wenige Worte über das
                              									Prinzipielle vorausgeschickt, an die einige Angaben über die Maschinen selbst und
                              									deren zweckmäßige Anwendung sich anschließen mögen. Bekanntlich beruht die
                              									Schweißung auf der Transformatorwirkung des Wechselstromes, der im Schweißapparat
                              									auf eine sehr niedrige Spannung und dementsprechend hohe Stromstärke umgeformt wird.
                              									Dieser hohe Strom durchfließt die Stoßstelle der bisher noch unverbundenen
                              									Metallteile und findet hier einen hohen Widerstand, so daß er die Stoßstelle und
                              									deren nächste Umgebung momentan bis zur Schweißglut erhitzt. Ein auf die Teile
                              									gleichzeitig ausgeübter Druck preßt die erweichten Metalle zusammen, die nach dem
                              									Ausschalten des Stromes und dem Erkalten in Eins verschweißt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 501
                              Fig. 1.
                              
                           Das unterscheidende Moment gegenüber allen anderen Schweißverfahren liegt darin, daß
                              									die Schweißhitze im Material selbst, von innen heraus, erzeugt wird. Auf diese Art
                              									ist ein „Verbrennen“ so gut wie ausgeschlossen, zumal für die meisten Zwecke
                              									die Maschinen mit einer Vorrichtung versehen werden, die den Strom rechtzeitig
                              									selbsttätig unterbricht. Wir sind hiermit bereits bei der konstruktiven
                              									Herstellung der Maschinen und wollen daher die weiteren Betrachtungen an Hand von
                              									Beispielen vornehmen.
                           Wir beginnen mit der stumpfen Vereinigung kleiner Querschnitte, der Stumpfschweißung
                              									von Drähten. Die hierzu dienenden Maschinen waren für die British Insulated and Helsby Cables (Harat
                                 										Export G. m. b. H., Berlin) der Ausgangspunkt der Fabrikation, machte sich
                              									doch in dem eigenen Betriebe des großen Kabelwerks das Bedürfnis nach Maschinen
                              									geltend, die es ermöglichten, den Draht z.B. in endlosen Längen die Ziehbänke
                              									passieren zu lassen und ebenso für die eigentliche Kabelfabrikation unabhängig von
                              									der zufälligen Länge der Drahtringe zu werden. So entstanden eine Reihe von Typen
                              									für verschiedene Drahtstärken, und es sei gleich hier bemerkt, daß die Schweißung
                              									sowohl von Eisen- und Stahldrähten wie auch von Kupfer-, Messing- und
                              									Aluminiumdrähten durchaus günstige Ergebnisse zeitigte und erheblich dazu beitrug,
                              									Stillstände der großen teueren Maschinen zu vermeiden. Wo es die Rücksicht auf die
                              									Abmessungen und das Gewicht noch zuließ, wurde Wert darauf gelegt, daß der
                              									Schweißapparat leicht von Ort zu Ort, von Maschine zu Maschine transportiert werden
                              									kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 501
                              Fig. 2.
                              
                           
                           Die kleine in Fig. 1 dargestellte Maschine
                              									eignet sich naturgemäß nur zum Schweißen dünner Drähte, und zwar bis zu 0,8 mm
                              									. Die Drahtenden werden in die Klemmenbacken eingelegt und diese durch eine
                              									Bewegung der Hebel festgezogen, worauf bei Stromschluß die Schweißung erfolgt. Der
                              									Apparat wiegt 23 kg, so daß er an den Handgriffen leicht an den jeweiligen
                              									Gebrauchsort gebracht werden kann. Die Ausschaltung des Stromes erfolgt selbsttätig
                              									nach einer einstellbaren Zeit bezw. Stauchung der Drähte. In ganz ähnlicher Weise
                              									ist ein transportabler Apparat ausgebildet, der Drähte bis zum doppelten Durchmesser
                              									schweißen kann (Fig. 2). Der Schweißdruck wird hier,
                              									im Gegensatz zu Fig. 1, nicht durch eine
                              									Spiralfeder, die nach den Umfang zu drückt, ausgeübt, sondern durch eine in ihrer
                              									Achsrichtung wirkende Spiralfeder. Die Anordnung zum Festklammern der Drähte mittels
                              									Hebel und exzentrischer Scheiben ist deutlich erkennbar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 502
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 502
                              Fig. 4.
                              
                           Ebenfalls transportabel ist die Maschine (Fig. 3) zum
                              									Schweißen von Kupferdrähten bis 3¼ mm  bezw. von Eisendrähten mit dem
                              									doppelten Durchmesser. In Anbetracht des immerhin erheblich höheren Gewichts der
                              									Maschine ist diese auf ein fahrbares Untergestell gesetzt. Die selbsttätige
                              									Ausschaltung des Stromes ist besonders deutlich erkennbar an der in Fig. 4 dargestellten Maschine. Die Regulierung wird,
                              									abgesehen von Aenderungen in der Transformatorschaltung, durch Aenderung der
                              									Stellung des Fixpunktes des Gewichtshebels erreicht, die rechts oben sichtbar ist.
                              									Die Maschine ist mit zwei hintereinanderliegenden Schaltern versehen. Der rechts
                              									vorn liegende Schalter wird durch einen Hebel. in der Einschaltstellung verriegelt,
                              									bis nach Schließung des zweiten Schalters (links) die oben liegende Anschlagschraube
                              									diesen Hebel fortstößt und so den ersten Schalter auslöst. Der Druck wird durch
                              									Gewichte bewirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 502
                              Fig. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 502
                              Fig. 6.
                              
                           Es leuchtet ohne weiteres ein, daß der elektrischen Drahtschweißung im
                              									Werkstattbetrieb der Kabel- und Drahtindustrie eine bedeutende Rolle zufällt. Die in
                              									einzelnen Ringen aufgewickelten Drahtringe können gleichmäßig aufgewunden werden,
                              									wobei der Zeitaufwand für das Verbinden der Drahtenden nur gering ist, jedenfalls
                              									erheblich geringer als wenn die beiden Enden nach Bearbeiten mit der Feile genau
                              									eingespannt, an der Stoßstelle mit Hartlot umgeben und durch die Lötflamme erwärmt
                              									werden. Die Festigkeit entspricht gleichzeitig allen Anforderungen der Praxis und
                              									der Verfasser sah in den Werken der British Insulated and
                                 										Helsby Cables in Prescot Kupferdrahtspulen, die aus lauter kurzen Enden
                              									zusammengeschweißt waren und darauf die Ziehbänke durchlaufen hatten. Das Material
                              									unterschied sich nicht von den ungeschweißten Drähten. Es ist klar, welche Oekonomie
                              										in bezug auf
                              									Vermeidung von Abfall so ermöglicht wird. Vergrößert man die Abmessungen der
                              									Drahtschweißmaschinen, so gelangt man zu den gewöhnlichen Stumpfschweißmaschinen zur
                              									Verbindung voller Materialquerschnitte der verschiedensten Formen. Die Anwendbarkeit
                              									erstreckt sich auch hier auf Eisen, Stahl, Kupfer, Messing, Aluminium, und auch
                              									Materialien verschiedener Art lassen sich zusammenschweißen. So werden in der
                              									Messerund Scherenfabrikation bedeutende Ersparnisse dadurch erzielt, daß an die aus
                              									gutem Gußstahl bestehenden Schneiden Griffe bezw. Hefte aus billigem Temperguß
                              									angesetzt werden, und die Vereinigung von Messing mit anderen Metallen dürfte
                              									ebenfalls in Zukunft Bedeutung erlangen. Bei ihr bedarf es jedoch einer jeweiligen
                              									genauen Prüfung, da die Zusammensetzung des Messings bekanntlich sehr stark
                              									variiert und infolgedessen das Verhalten von Fall zu Fall ein verschiedenes ist.
                           Verwandt mit der Zusammensetzung von Teilen aus verschiedenen Materialien ist die
                              									Zusammensetzung komplizierter Schmiede- und Stanzstücke aus Teilen, die einzeln
                              									leicht herstellbar sind. Gegenüber dem Schmiedeverfahren werden dabei erhebliche
                              									Ersparnisse an Zeit und Arbeitslohn entstehen, und mancher teure neue Stanzschnitt
                              									wird entbehrlich, wenn der Konstrukteur die Möglichkeit des elektrischen Schweißens
                              									von Teilen berücksichtigt, die mittels vorhandener Schnitte hergestellt werden. In
                              									dieser Beziehung dürften die Fig. 5 und 6 für sich selbst sprechen.
                           
                              (Schluß folgt.)