| Titel: | ENTWICKLUNGSGESCHICHTE UND HERSTELLUNG DER MODERNEN ELEKTRISCHEN LICHTQUELLEN. | 
| Autor: | A. Linker | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 545 | 
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                        ENTWICKLUNGSGESCHICHTE UND HERSTELLUNG DER
                           								MODERNEN ELEKTRISCHEN LICHTQUELLEN.
                        Von Dr.-Ing. A. Linker.
                        LINKER: Entwicklungsgeschichte und Herstellung der modernen
                           								elektrischen Lichtquellen.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Die geschichtliche Entwicklung der verschiedenen künstlichen
                              									Lichtquellen wird eingehend geschildert. Dann wird die Herstellung der Leuchtfäden
                              									der bisher verwendeten Glühlampen auseinandergesetzt. Daran schließen sich
                              									experimentelle Untersuchungen über die Aenderung der Leuchtkraft mit der
                              									Glühlampenspannung, die zur Aufstellung der sogen. Lampencharakteristiken führen.
                              									Ihre Verwendung für die Leitungsberechnung wird erläutert. Zum Schluß werden
                              									Untersuchungen über die Farbe des Lichts verschiedener Lampen und die Bestimmung der
                              									relativen Helligkeit einzelner Strahlenarten angegeben.
                           ––––––––––
                           Die Kenntnis von dem lichtspendenden Feuer ist bei den Menschen schon sehr alt und
                              									spiegelt sich wieder in der Prometheussage der alten Griechen und im Vestakultus der
                              									Römer. Auch bei den Medern, Persern, Assyrern und Aegyptern soll nach den
                              									Darstellungen zeitgenössischer Schriftsteller in der Zeit höchster Entwicklung des
                              									Volkes schon ein großer Luxus bei der Beleuchtung der Tempel, Paläste und Straßen
                              									geherrscht haben. Wird es doch angegeben, daß man die Nächte vom Tage kaum habe
                              									unterscheiden können, indem nämlich an den Straßen und Plätzen große, mit flüssigem
                              									Fett gefüllte Vasen aufgestellt worden seien, deren Inhalt mit Hilfe eines dicken
                              									Dochtes verbrannte.
                           Andere Lichtquellen bildeten später Kienenholzspäne, Harz-, Pech- und Wachsfackeln.
                              									Hier liegen schon die Anfänge einer Trennung des Lichts vom wärmenden Feuer, die
                              									jedoch erst bei der Oellampe des Altertums und der Stearinkerze des Mittelalters
                              									mehr hervortritt. Auch diese beiden Beleuchtungsarten sind immer mehr vervollkommnet
                              									worden, nicht zum mindesten dadurch, daß ihnen im Jahre 1792 ein scharfer Konkurrent
                              									in Gestalt des Steinkohlengaslichts erstand. Wenn auch schon im Jahre 1809 der
                              									englische Physiker Davy unter großen Schwierigkeiten und
                              									mit erheblichen Kosten einen Lichtbogen von etwa 16 cm Länge zwischen Metallstiften
                              									erzeugte, so erweckte erst das Erscheinen der Kohlenstiftbogenlampe 1845 neue
                              									Hoffnungen in der Beleuchtungstechnik. 1878 zeigte Th. A. Edison durch die Erfindung der
                              									elektrischen Glühlampe, wie man die Leuchtkraft in wirtschaftlicher Weise in
                              									kleineren Einheiten über größere Flächen verteilen kann.
                           Schon glaubte man das Ende des Gaslichts gekommen zu sehen, da tauchte es in neuer
                              									veränderter und verbesserter Form als „Auersches
                                 										Gasglühlicht“ in den 80 er Jahren zu gefährlichem Wettbewerb auf. Auch das
                              									im Jahre 1895 erscheinende Azetylenlicht bereitete infolge seines sonnenähnlichen
                              									Glanzes und billigen Preises dem elektrischen Glühlicht manche Schwierigkeiten und
                              									behauptet sich noch an Stellen, die vermöge ihrer Eigenart und Lage Gas oder
                              									Elektrizität nicht benutzen können, wie es z.B. bei einzelnen freistehenden
                              									Gebäuden, Gutshäusern, Schaubuden und dergl. der Fall ist.
                           Diesen Errungenschaften auf Seiten der Gasbeleuchtung folgten nun nacheinander
                              									verschiedene Neuerungen auf elektrischem Gebiet. So wurden neue Glühlampen erfunden,
                              									und zwar: Das Nernst-Licht 1899, Osmium-Lampe 1900, Tantal-Lampe 1903, Osram-, Wolfram-, Zirkon-Lampen 1905. Daneben erschienen eine ganze Anzahl von Lampen mit
                              									Glühfäden verschiedener Zusammensetzung, die alle unter dem Sammelnamen
                              										„Metallfadenlampen“ in den Handel kamen. Da ihre Festigkeit jedoch noch
                              									viel zu wünschen ließ und sie deswegen nicht überall Verwendung finden konnten, wo
                              									man bisher Kohlenfadenlampen benutzt hatte, so war das Bestreben der Fabriken darauf
                              									gerichtet, den Glühkörper zur Erhöhung der Elastizität aus einem gezogenen Draht
                              									herzustellen. Das ist der Siemens & Halske A.-G., Berlin, im Jahre 1908 auch gelungen, indem
                              									sie für ihre „Wotanlampen“, deren Faden ursprünglich aus Wolfram und Tantal
                              									bestand, einen gezogenen Wolframdraht verwendete. Auf Grund von besonderen
                              									Vereinbarungen und Verbesserungen haben dann auch die Deutsche
                                 										Gasglühlicht-A.-G., Berlin und die Allgem.
                                 										Elektrizitäts-Ges., Berlin, für ihre Lampen ebenfalls gezogene
                              									Wolframdrähte eingeführt.
                           
                           Gleichzeitig mit der Vervollkommnung der Glühlampen wurden auch Verbesserungen
                              									an der von Arons 1892 erfundenen Quecksilberdampflampe
                              									(AEG) durch Cooper Hewitt (Westinghouse) gemacht, die
                              									1902 zur Herstellung praktisch brauchbarer Formen führten. Durch Verwendung
                              									besonderer Glassorten erhielt man neue Formen, die unter den Namen Uviol- und Hageh-Lampe in den
                              									Handel gebracht wurden. Die neueste und jedenfalls aussichtsreichste Konstruktion
                              									scheint jedoch die Quarzlampe zu sein.
                           Auch das Bogenlicht erfuhr mannigfache Verbesserungen. Auf
                              									die im Jahre 1879 durch die Gebr. Siemens & Co. in
                              									Charlottenburg vorgenommene Erhöhung der Leuchtkraft durch Zusätze von Strontium-,
                              									Calcium- und Baryumsalzen zu den Kohlen folgten die Bogenlampen der Körting und Matthießen A.-G.,
                              									Leipzig, der Deutschen Gesellschaft für Bremerlicht in
                              									Neheim (Ruhr), die Effektbogenlampen von Siemens &
                              										Halske, die Becklampe, Reginalampe u.a.m.
                           Bevor wir nun zu den einzelnen Lichtquellen übergehen, wollen wir uns zuerst mit dem
                              									Wesen der Lichterzeugung beschäftigen.
                           Es gibt Körper, die schon bei relativ niedriger Temperatur leuchten und solche, die
                              									erst bei starker Erhitzung Lichtstrahlen aussenden. Zur ersten Gruppe könnte man die
                              									sogen. kalten Flammen, das Fluoreszenz- und Lumineszenzlicht rechnen, die zweite
                              									Gruppe würde man dann nach Helmholtz als „Temperaturstrahler“ bezeichnen.
                           Typische Repräsentanten des kalten Lichts sind die Leuchtkäfer und Irrlichter,
                              									sowie das besonders in südlichen Meeren vorkommende Meeresleuchten, eine Erscheinung, die von dem matten Licht unzähliger
                              									Meeresinfusorien herrührt. Die Entstehung dieses Lichts ist bisher noch eben so
                              									wenig aufgeklärt, wie das Leuchten faulenden Holzes und der sogen. Geißlerschen Röhren. Dieses
                              									sind stark luftverdünnte Röhren mit eingeschmolzenen Platindrähten als
                              									Stromzuleitungen. Schließt man sie an einen Induktionsapparat an, der Wechselströme
                              									hoher Spannung erzeugt, so leuchtet das darin befindliche Luftgemisch mit
                              									blauviolettem Licht. MacFarlan Moore hat die Röhren mit
                              									Stickstoff gefüllt und erhält dadurch eine dem Tageslicht ähnliche Beleuchtung.
                              									Treffen die Strahlen der Geißlerschen Röhren auf
                              									Uranglas, Quarzkristalle, so bringen sie dieselben zum Fluoreszenzleuchten in
                              									verschiedenen Farben.
                           Verwendet man dagegen Wechselströme sehr großer Schwingungszahl und hoher Spannung,
                              									sogen. elektrische Schwingungen, wie sie Nicola Tesla
                              									zuerst in großem Maßstabe erzeugt hat, so kann man schon durch das Hineinbringen
                              									luftleer gemachter Glasröhren in den von diesen Strömen beeinflußten Raum das Innere
                              									der Röhren zum Leuchten bringen. Hierbei wird fast die ganze elektrische Energie in
                              									Lichtstrahlung umgeformt. Vergleicht man damit die Ausnutzung der Energie in einer
                              									Glühlampe, so kommt man zu dem Resultat, daß die Lumineszenzlampe Teslas für 1 Watt elektrischen Verbrauch etwa 25000 HK
                              									abgeben würde. Bei demselben Verbrauch wie die Hefner-Lampe würde sie etwa 2000 HK liefern.
                           Das Ideal der künstlichen Beleuchtung wäre damit erreicht, doch dürfte noch wegen der
                              									technischen Schwierigkeiten eine geraume Zeit verstreichen, ehe man praktisch
                              									brauchbare Lampen dieser Art wird herstellen können, so daß die Lumineszenzlampe, um
                              									mit Tesla zu sprechen, noch lange das Licht der
                              										„Zukunft“ bleiben wird.
                           Bei der zweiten Art der Lichtquellen, welche man als
                              										„Temperaturstrahler“ bezeichnet, ist die Lichtentwicklung und
                              									Ausstrahlung eine Folge der starken Erhitzung fester Körper. Als Nebenprodukt
                              									erscheint dabei eine bisweilen nicht unbeträchtliche Wärmemenge, die nicht nur
                              									überflüssig ist, sondern außerdem das Licht stark verteuert.
                           Nach Angaben von Lummer und Wedding beträgt das Verhältnis der als Licht auftretenden zu der gesamten
                              									verbrauchten Energie oder der sogen. Wirkungsgrad etwa
                           
                              
                                   0,25
                                 bis
                                   1,5
                                 v. H.
                                 bei
                                 Gaslicht,
                                 
                              
                                   1,2
                                 „
                                   1,5
                                 „
                                 „
                                 Petroleum,
                                 
                              
                                   4,7
                                 „
                                   6,3
                                 „
                                 „
                                 elektr. Kohlenfadenlampen,
                                 
                              
                                 12
                                 „
                                 13
                                 „
                                 „
                                 Nernstlicht,
                                 
                              
                                 19
                                 „
                                 40
                                 „
                                 „
                                 Bogenlicht.
                                 
                              
                           Betrachtet man die hierbei auftretenden Temperaturen, so zeigt es sich, daß Gas und
                              									Petroleum die niedrigste Temperatur (1700° C abs.), Bogenlampen die höchste (4000°
                              									C) besitzen. Daraus kann man den Schluß ziehen, daß ein Licht der zweiten Gruppe um
                              									so billiger sein wird, je höher die dabei verwendete Temperatur ist.
                           Messungen von Lummer und Kurlbaum haben ergeben, daß die Leuchtkraft unter gewissen Bedingungen
                              									(absolut schwarzer Körper) sich etwa mit der zwölften Potenz der Temperatur ändert.
                              									Die Leuchtkraft glühender Körper ist außerdem noch von dem Lichtemissionsvermögen
                              									der Körper, d.h. dem Verhältnis der sichtbaren zur unsichtbaren Strahlung, abhängig,
                              									wie wir es später beim Auer-Licht und den
                              									Flammenbogenlampen sehen werden.
                           Die Entstehung hoher Temperaturen ist eine Folge der Verbrennung von Wasserstoff oder
                              									Kohlenstoff in reiner Form oder deren Verbindungen. Diese Umwandlung bezeichnet man
                              									als Oxydation. Wir erkennen daraus, daß Stoffe, die keine Neigung zum Sauerstoff
                              									mehr besitzen, wie Calciumoxyd, Magnesiumoxyd und die Oxyde der seltenen Erden
                              									Thorium, Cerium, Lanthan, Zirkonium, womit die Gasglühstrümpfe getränkt werden,
                              									nicht verbrennen können. Die Produkte der Verbrennung anderer Körper sind
                              									Wasserdampf, Kohlensäure oder Kohlenoxyd. Da diese nicht leuchten, so kann eine
                              									Flamme mit solchen Verbrennungsprodukten kein Licht abgeben.
                           Bei allen frei brennenden Flammen, die als Brennstoff Oel, Stearin, Paraffin, Wachs,
                              									Talg, Fett, Petroleum oder andere Kohlenwasserstoffe von flüssiger oder gasförmiger
                              									Beschaffenheit brauchen, gibt der auf die Entzündungstemperatur erwärmte Wasserstoff
                              									die Glühhitze, der
                              									dadurch stark erhitzte Kohlenstoff die Helligkeit der Flamme. Ohne das Vorhandensein
                              									unverbrannter Teilchen kann eine Flamme nicht leuchten. Zur Bestätigung dieser
                              									Tatsache braucht man nur einen Bunsenbrenner ohne und mit starker Luftzufuhr brennen
                              									zu lassen. Läßt man nämlich das Gas, wie es aus der Leitung strömt, frei in der Luft
                              									verbrennen, so zersetzt es sich infolge der Wärme in Wasserstoff und Kohlenstoff. In
                              									der Hitze des verbrennenden Wasserstoffes kommen nun die Kohlenstoffteilchen zum
                              									Glühen und oxydieren allmählich zu Kohlensäure am äußeren Rand der Flamme, wo sie
                              									mit dem Sauerstoff der Luft in Berührung tritt. Wird dagegen der Kohlenstoff durch
                              									starke Zufuhr von Sauerstoff oder Luft zu einem Brenner schon in der Flamme zu
                              									Kohlensäure verbrannt, so erscheint jetzt die Flamme des Bunsenbrenners
                              									nichtleuchtend und erzeugt eine stärkere Hitze, weil sie nicht mehr den Kohlenstoff
                              									als Ballast zu erwärmen hat.
                           Hält man nun ein Platinblech in die Flamme, so wird dieses infolge der Erhitzung
                              									glühen und Licht ausstrahlen. Eine noch größere Helligkeit erhält man durch
                              									Einführen von Körpern in die Flamme, welche als Oxyde nicht mehr verbrennen, z.B.
                              									Kreide, Magnesia, Zirkonium-, Thorium-, Ceriumoxyd. Eine Anwendung dieses Verhaltens
                              									der Oxyde bildet das sogen. Drummondsche Kalklicht und
                              									die Benutzung der mit den seltenen Erden getränkten Glühstrümpfe zur Erzeugung des
                              									Gasglühlichts.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)