| Titel: | ENTWICKLUNGSGESCHICHTE UND HERSTELLUNG DER MODERNEN ELEKTRISCHEN LICHTQUELLEN. | 
| Autor: | A. Linker | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 586 | 
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                        ENTWICKLUNGSGESCHICHTE UND HERSTELLUNG DER
                           								MODERNEN ELEKTRISCHEN LICHTQUELLEN.
                        Von Dr.-Ing. A. Linker.
                        (Schluß von S. 573 d. Bd.)
                        LINKER: Entwicklungsgeschichte und Herstellung der modernen
                           								elektrischen Lichtquellen.
                        
                     
                        
                           Die Regina-Bogenlampenfabrik Köln-Sülz stellt ihre
                              										Jotalampen ebenfalls nach dem Pasteverfahren aus
                              									Wolfram her. Während die nach den anderen Methoden hergestellten Fäden unter dem
                              									Mikroskop kleine Einschnitte zeigen, an denen die mechanische Festigkeit naturgemäß
                              									geringer ist und der Faden infolge des größeren Widerstandes zuerst durchbrennt,
                              									zeigen die Fäden der Jotalampen eine vollständig gleichmäßige Oberfläche. Dieselbe
                              									wird nach einem patentierten Verfahren dadurch erzielt, daß durch ein besonderes
                              									Formieren und Brennen der Fäden bei sehr hoher Temperatur die Wolframmoleküle
                              									dichter aneinder gelagert werden. Die Bruchfestigkeit der Fäden ist dadurch
                              									bedeutend vergrößert worden.
                           Nach einem an Dr. D. Coolidge erteilten amerikanischen
                              									Patent läßt sich mit Hilfe des Pasteverfahrens auch ein röhrenförmiger Faden aus Wolfram herstellen, um zu erreichen, daß die strahlende
                              									Oberfläche bei geringem Volumen möglichst groß wird. Feinstes Wolframpulver wird
                              									durch Reduktion des Wolframtrioxyds mittels Wasserstoff oder fein verteiltem
                              									Kohlenstoff erhalten. Von diesem Pulver werden 40 Teile mit einem Amalgam aus je 30
                              									Teilen Cadmium und Quecksilber in der Wärme zu einer Paste verrieben. Dieses Produkt
                              									wird nun durch Matrizen zu feinen Drähten gepreßt und es werden daraus schmale dünne
                              									Bänder von großer Oberfläche ausgewalzt. Diese flache Streifen zieht man nun durch
                              									geeignete Diamant- oder Stahldüsen, wodurch sie zu Röhren umgebogen werden. Dabei
                              									überlappt man entweder die Kanten, um den Faden zu verstärken, oder läßt auch einen
                              									Spalt zwischen ihnen. Um die flüchtigen Bestandteile zu entfernen, werden die
                              									entsprechend geformten Drähte in den Glasbirnen befestigt und nach Auspumpen der
                              									Luft durch den elektrischen Strom erhitzt. Dabei verdampfen Quecksilber und Cadmium
                              									und die Wolframteilchen sintern zusammen.
                           Nach dem Ueberzugsverfahren werden die Wolframfäden der Wolframlampen-A.-G., Augsburg-Gelnhausen, angefertigt. Die Firma arbeitete
                              									ursprünglich nach dem durch die Patente von Dr. Just
                              									und Hanamann geschützten Substitutionsverfahren (Engl.
                              									Patent Nr. 11949 vom Jahre 1906). Der Vorgang ist dabei etwa folgender:The Electrician 1906, S. 1047. Durch
                              									einen sehr feinen Kohlenfaden wird in einer Atmosphäre von Wolframchlorid (WCl6) unter Einwirkung von Wasserstoff oder anderen
                              									reduzierenden Gasen ein elektrischer Strom geschickt, der den Faden auf eine solche
                              									Temperatur erhitzt, daß das Chlorid dabei zersetzt wird. Es scheidet sich dann
                              									Wolfram auf dem Kohlenfaden in metallischer Form ab.
                           Bei genügender Dicke des Ueberzugs werden die Fäden im Vakuum oder in einem
                              									indifferenten Gase (Wasserstoff) auf Weißglut erhitzt, wobei der Kohlenstoff vom
                              									Wolfram aufgelöst wird und mit ihm ein Wolframkarbid von weißer, glitzernder Färbung
                              									bildet.
                           Für die Umwandlung des Karbids in das Metall lassen sich nun verschiedene Verfahren
                              									benutzen. Entweder werden die Fäden durch einen elektrischen Strom in einem Gemisch
                              									von Luft und Wasserdampf erhitzt und die Kohle dabei oxydiert, oder man verflüchtigt
                              									die Kohle im Vakuum bei sehr hoher Temperatur, oder man setzt die Fäden in einen
                              									feuerfesten Tiegel, der die niederen Oxyde des Wolframs WO2 in Pulverform enthält, unter Luftabschluß einer Temperatur von etwa
                              									1600° C aus, wobei die Kohle nach der Gleichung: WO2
                              									+ 2C = 2CO + W oxydiert und wolframfrei wird. Vom Konsortium
                                 										für elektrotechnische Industrie, Nürnberg, ist ein anderes VerfahrenElectr. World 1907, Nr. 16, S. 780.
                              									der Entkohlung des Wolframkarbids zum Patent angemeldet, wonach der Faden in einem
                              									besonderen Gemisch von Gasen auf sehr hohe Temperatur erhitzt wird.
                           Als Endprodukt des Just-Hanamannschen Verfahrens erhält
                              									man einen röhrenförmigen metallischen Faden aus Wolfram, der gegenüber den massiven
                              									Fäden eine größere Festigkeit und geringeren Glanz beim Brennen besitzt, so daß das
                              									Licht weniger blendet.
                           
                           Die Wolframlampenfabrik Augsburg ist ferner dazu
                              									übergegangen, reines, pulverförmiges Wolfram auf kaltem Wege durch Elektrolyse der
                              									Chloride und Fluoride des Metalls zu gewinnen. Die Metallsalze des Wolframs, ferner
                              									des Molybdäns, Chroms und Urans haben nämlich die Eigenschaft, sich in einigen
                              									organischen Lösungsmitteln, z.B. Aceton, ohne Zersetzung oder Oxydation
                              									aufzulösen.
                           In ähnlicher Weise werden die Fäden der HelionlampeElectr. World 1907, Nr. 1, S. 10 und Electr.
                                    											Review, New York 1907, Nr. 3, S. 111. von Prof. H. C. Parker und W. G. Clark
                              									hergestellt. Dabei wird auf einem Kohlenfadenkern ein Ueberzug von Silizium
                              									hergestellt, indem man die den Faden umgebende Glasbirne mit einem Gasgemenge von
                              									Siliziumverbindungen anfüllt, aus denen sich beim Stromdurchgang reines Silizium
                              									niederschlägt. Die Bezeichnung „Helion“ verdankt die Lampe der
                              									Uebereinstimmung ihres Spektrums mit dem Sonnenspektrum. Der Helionfaden ist zwar
                              									nicht metallisch, verhält sich jedoch wie ein Metall. Er besitzt die Eigenschaft,
                              									daß er schon bei etwa 1750° C ein weiß glänzendes Licht erzeugt, während die
                              									Metallfäden erst bei 1900° C richtig leuchten. Der Temperaturkoeffizient des Fadens
                              									ist bis zu 1400°C negativ, wie bei den Leitern II. Klasse, von da an wächst der
                              									Widerstand mit der Temperatur wie bei den Metallen.
                           Etwas abweichend von den genannten Methoden ist die Herstellung der Canello-GlühlampeElectr. World 1906, S. 474.. Hierbei wird ein
                              									Baumwollenfaden mit löslichen Salzen der seltenen Erden Zirkon, Cerium, Thorium
                              									getränkt, getrocknet und dann in einer Bunsenflamme geglüht, um den Kernfaden zu
                              									veraschen und einen solchen aus den Oxyden obiger Erden zu erhalten. Damit dieser
                              									Faden für den Strom leitend wird, taucht man ihn in eine Lösung von Osmium- oder
                              									Rutheniumsuperoxyd und erwärmt ihn in einer Atmosphäre von Schwefelwasserstoff,
                              									wodurch das Superoxyd in Sulfid verwandelt wird. Zur Reduzierung des Sulfids schickt
                              									man durch den bis jetzt noch schlecht leitenden Faden einen Strom und setzt ihn der
                              									Einwirkung einer organischen Verbindung, z.B., Traubenzucker oder besser Formaldehyd
                              									aus, und erhält dadurch einen dünnen Ueberzug von metallischem Osmium oder Ruthenium
                              									von relativ kleinerem Widerstand. Ueber diesen Metallüberzug kommt noch eine Schicht
                              									von Thoriumoxyd, welches aus den Dämpfen einer Lösung eines Thoriumsalzes in
                              									Azetylazeton auf dem Faden niedergeschlagen wird. Letzterer kann jedoch auch
                              									elektrolytisch in einem Bade von Thoriumnitrat mit Kohlenanoden erzeugt werden.
                           Das dritte des vorher genannten Verfahrens von Dr. Hans
                                 										Kužel besteht darin, die Metallfäden aus kolloidalen Lösungen herzustellenElektrotechn. und Maschinenbau. Wien 1906, S. 119.. Dabei
                              									ist es möglich, von den schwer schmelzbaren Metallen Mangan, Chrom, Molybdän, Uran,
                              									Wolfram, Tantal, Niob, Titan, Thorium, Zirkon, Osmium, Platin, Iridium, Palladium
                              									und dem nichtmetallischen Borsilizium plastische Massen herzustellen, indem man
                              									die Metalle als Elektroden eines Lichtbogens unter Wasser arbeiten läßt. Die
                              									Metallteilchen bilden dann kolloidale Suspensionen oder einen gallertartigen Teig,
                              									der sich wie Ton formen und durch feine Düsen in dünne Fäden ausspritzen läßt. Nach
                              									dem Trocknen und Erhitzen auf Weißglut wird der Faden in den kristallinischen
                              									Zustand übergeführt und bildet einen Draht von gleichmäßiger Dicke und
                              									Zusammensetzung. Während die Kolloide der Metalle die Eigenschaften von Leitern II.
                              									Klasse besitzen, d.h. bei höherer Temperatur einen kleineren Widerstand annehmen,
                              									zeigen die fertigen Fäden den Charakter der reinen Metalle mit positivem
                              									Temperaturkoeffizienten. Die Lampen werden unter dem Namen „Sirius Kolloid“
                              									von der Jul. Pintsch-A.-G. hergestellt.
                           Die Tatsache, daß Wolfram wegen seines dem Tantal gegenüber höheren Schmelzpunktes
                              									sich zur Herstellung von Leuchtfäden mit geringem Leistungsverbrauch als besonders
                              									geeignet erwiesen hatte, gab der Siemens &
                                 									Halske-A.-G. Veranlassung, Verfahren zur Herstellung von Wolframdraht zu ermitteln. Die Lösung dieser Aufgabe gelang im Jahre 1908,
                              									wenn auch unter Zuhilfenahme gewisser, geringer Zusätze, die nachträglich aus dem
                              									fertigen Draht entfernt wurden. So entstand die Wotanlampe mit einem gezogenen, aus einem Stück bestehenden und auf ein
                              									Traggestell gewickelten reinen Wolframdraht. Inzwischen ist es der amerikanischen
                              									Gruppe, welche Lizenzen für die Fabrikation und den Verkauf der Tantallampen
                              									außerhalb Europas besaß, gelungen, einen Wolframdraht aus reinem Wolframmetall nach
                              									einer neueren Methode zu ziehen, die manche Vorzüge gegenüber dem älteren Verfahren
                              									aufwies. Infolge bestehender Verträge erhielten damit auch die Auer-Gesellschaft und die Allgemeine
                                 										Elektrizitäts-Gesellschaft, Berlin, einen guten Wolframdraht für ihre
                              									Lampen. Es ergab sich daraus für alle interessierten Parteien die Notwendigkeit,
                              									sich dahin zu vereinigen, daß zwischen den drei genannten Firmen ein freier
                              									Austausch der diesbezüglichen Patente vereinbart wurde.
                           Der Leuchtfaden wird nun bei den neuesten Lampen aus Wolframmetall gezogen und kann
                              									daher auf Fehlerfreiheit und richtige Beschaffenheit leichter kontrolliert werden,
                              									als viele einzelne Fäden. Allerdings bereitet das Ziehen des Drahtes manche
                              									Schwierigkeiten, wenn man berücksichtigt, daß der Draht 1/100 bis ⅕ mm Dicke sehr fein ist und die
                              									dazu notwendigen Diamantdüsen eine schwierige und peinlich genaue Herstellung des
                              									Ziehlochs erfordern. Während die Struktur des gespritzten Leuchtfadens eine körnige
                              									ist, zeigt der gezogene Draht ein sehniges, faseriges Gefüge, das allerdings während
                              									der Brenndauer allmählich in ein krystallinisches übergeht. Trotzdem ist die
                              									Lebensdauer bei etwa 1500 Std. größer als bei den gespritzten Fäden mit 1000 Std.
                              									Ein anderer Vorzug des Drahtes besteht darin, daß er zu Spiralen und Zickzacklinien
                              									geformt werden kann, wodurch das lichtspendende Element auf einen kleinen Raum
                              									konzentriert werden kann und damit die Eigenschaften einer punktförmigen Lichtquelle
                              									annimmt, welche besonders für Projektions- und Scheinwerferzwecke erstrebt wird.
                           
                           Durch den Uebergang zur Drahtlampe sind nicht allein Fortschritte in der
                              									Fabrikation, sondern auch im praktischen Gebrauch erzielt worden. So konnte die äußere Form wesentlich kleiner als bei den bisherigen
                              									Lampen gehalten und der Bereich der verfügbaren Lichtstärken nach unten hin erweitert werden. Infolge der geringeren
                              									Herstellungskosten konnte dann auch der Lampenpreis ermäßigt werden, so daß der
                              									Lampenersatz bei der dreifachen Nutzbrenndauer, d.h. für 20 v. H. Abnahme der
                              									Lichtstärke gegenüber der Kohlenfadenlampe nicht mehr in Frage kommt.
                           Neuerdings ist auch die Jul. Pintsch A.-G., Berlin, dazu
                              									übergegangen, nach einem anderen Verfahren aus Wolfram gezogene Fäden für die neuen
                              										Sirius-Drahtlampen zu verwenden, während die Union Elektr.-Gesellschaft m. b. H., Hamburg, für die
                              									Jridial-Metalldrahtlampen Drähte aus einer Iridiumlegierung herstellt.
                           Die niedrigste Lichtstärke aller modernen Lampen beträgt 10 HK bei 110 V und 16 HK
                              									bei 220 V mit einem Leistungsverbrauch von etwa 1 bis 1,2 Watt/HK unabhängig von der
                              									Spannung. Ausgenommen davon sind die Wotanlampen, welche sogar für 5 HK bei 110 V
                              									und 10 HK bei 220 V in einer sehr zierlichen und gefälligen Form gebaut werden,
                              									allerdings mit einem Verbrauch von 1,3 W/HK. Die Lampen hoher Leuchtkraft von 200
                              									bis 1000 HK verbrauchen dabei nur noch etwa 0,8 W/HK.
                           Den Eigenschaften der verschiedenen Fadenmaterialien entsprechend haben die einzelnen
                              									Lampensorten besondere charakteristische Merkmale und Unterschiede gegeneinander,
                              									die sich besonders ausprägen in den sogen. Glühlampencharakteristiken und der Farbe des
                              									ausgestrahlten Lichts.
                           Da die Leuchtkraft der Lampen sich sehr stark mit der Spannung ändert, so mußte an
                              									ein Leitungsnetz mit konstanter Klemmenspannung die Forderung gestellt werden, daß
                              									die infolge des Leitungswiderstandes beim Aus- oder Einschalten von Stromempfängern
                              									im Netz auftretenden Spannungsänderungen eine gewisse Grenze nicht überschreiten,
                              									weil andernfalls dadurch ein unruhiges Brennen der Lampen hervorgerufen werden
                              									könnte. Für Kohlenfadenlampen durfte der höchste Spannungsverlust nicht mehr als 2
                              									v. H. der Gebrauchsspannung betragen, wobei die Aenderung der Leuchtkraft von etwa
                              									12,5 v. H. für das Auge sich schon weniger angenehm bemerkbar machte.
                           Allgemein läßt sich nun die Leuchtkraft H der Glühlampen
                              									als Funktion der Klemmenspannung E für Spannungen in
                              									der Nähe der normalen Gebrauchsspannung darstellen durch die Gleichung
                           H = c ∙ Ek
                           und diese Funktion als Charakteristik der Lampe f (H, E) bezeichnen. Darin ist c eine Größe, die von der Fadenanordnung und seinen Dimensionen abhängt.
                              									Der Koeffizient k wird vom Fadenmaterial,
                              									Temperaturkoeffizienten und Lichtemissionsvermögen beeinflußt. Ich habe nun für
                              									nachfolgende Lampen die Charakteristiken f (H, E) experimentell
                              									aufgenommen, wofür sich dann die in der Tab. 1 angegebenen Werte ergaben.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Gleichungen der
                                    											Glühlampen-Charakteristiken.
                                 
                              
                                   1. Kohlenfaden
                                 H =
                                   4 ∙ 10– 12 ∙ E6,2
                                 
                              
                                   2. Metallisierte Kohle
                                 
                                  12 ∙ 10– 9 ∙ E4,7
                                 
                              
                                   3. Nernst
                                 
                                 8,9 ∙ 10– 16 ∙ E8,3
                                 
                              
                                   4. Tantal
                                 
                                 1,8 ∙ 10– 7 ∙ E4,2
                                 
                              
                                   5. Osramfaden
                                 
                                 5,2 ∙ 10– 7 ∙ E3,9
                                 
                              
                                   6. Zirkon
                                 
                                  23 ∙ 10– 7 ∙ E3,7
                                 
                              
                                   7. Wolfram (Augsburg)
                                 
                                 1,8 ∙ 10– 7 ∙ E3,7
                                 
                              
                                   8. Sirius Kolloid
                                 
                                  16 ∙ 10– 7 ∙ E3,6
                                 
                              
                                   9. Allg. Elektr.-Ges. (Faden)
                                 
                                 2,8 ∙ 10– 7 ∙ E3,9
                                 
                              
                                 10. Bergmann
                                 
                                  15 ∙ 10– 7 ∙ E3,7
                                 
                              
                                 11. Jota
                                 
                                 2,5 ∙ 10– 7 ∙ E3,7
                                 
                              
                                 12. Osram-Draht
                                 
                                    2 ∙ 10– 7 ∙ E3,6
                                 
                              
                                 13. AEG-Draht
                                 
                                 2,1 ∙ 10– 7 ∙ E3,6
                                 
                              
                                 14. Wotan
                                 
                                 1,9 ∙ 10– 7 ∙ E3,6
                                 
                              
                                 15. Iridial
                                 
                                 3,5 ∙ 10– 7 ∙ E3,6
                                 
                              
                                 16. Sirius-Draht
                                 
                                    6 ∙ 10– 7 ∙ E3,6
                                 
                              
                           Der Einfluß der Spannungsänderungen auf die Leuchtkraft läßt sich nun aus den
                              									gefundenen Werten von k leicht bestimmen.
                           Aendert sich die Spannung von dem normalen Wert E um ± p v. H., so würde die Leuchtkraft die Werte
                           H'=c\,.\,\left(E+\frac{E\,.\,p}{200}\right)^k
                              									und H''=c\,.\,\left(E-\frac{E\,.\,p}{200}\right)^k
                           annehmen.
                           Bei einer Gesamtänderung von E um p v. H. würde demnach die absolute Lichtschwankung
                              									sein:
                           
                              \Delta\,H=H'-H''=c\,.\,E^k\,\left[\left(1+\frac{p}{200}\right)^k-\left(1-\frac{p}{200}\right)^k\right].
                              
                           oder, wenn man die Exponentialfunktionen in unendliche Reihen
                              									auflöst und alle anderen Glieder außer dem ersten vernachlässigt,
                           
                              \Delta\,H=c\,.\,E^k\,.\,\frac{k\,.\,p}{100}.
                              
                           Die relative Lichtschwankung s in
                              									Prozenten des Mittelwertes H ausgedrückt, ist dann
                           \frac{\Delta\,H}{H}\,100=s=k\,.\,p.
                           Stellt man die relativen Schwankungen s in Abhängigkeit
                              									von p dar, so erhält man gerade Linien als f(s, p), deren
                              									Neigungswinkel arctg k nur vom Koeffizienten k abhängig ist.
                           Diese Linien setzen uns in die Lage, eine die praktische Leitungsberechnung
                              									interessierende Frage zu beantworten, nämlich für welchen höchsten Spannungsverlust
                              									die Leitungen bei Verwendung der neueren Lampen zu berechnen wären. Wie wir vorher
                              									gesehen haben, ergibt eine Lichtschwankung von s = 12,5
                              									v. H. gerade die Grenze der Erträglichkeit. Zieht man daher durch diesen Punkt eine
                              									Parallele zur Abszissenachse, so schneidet sie die einzelnen Geraden in Punkten,
                              									deren Abszissen den prozentualen Spannungsverlust p
                              									ergibt. So sind die in Tab. 2 zusammengestellten Werte für die verschiedenen Lampen
                              									gefunden.
                           
                           Tabelle 2.
                           Zulässiger Spannungsverlust p bei s = 12,5 v. H.
                              									Lichtschwankung.
                           
                              
                                 Nernst
                                 1,5
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Kohlenfaden
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Metallisierte Kohle
                                 2,64
                                 „
                                 
                              
                                 Tantal
                                 2,96
                                 „
                                 
                              
                                 Osram, AEG (Faden)
                                 3,2
                                 „
                                 
                              
                                 Zirkon, Wolfram, Bergmann, Jota
                                 3,38
                                 „
                                 
                              
                                 Sirius Kolloid
                                 3,47
                                 „
                                 
                              
                                 Osram-, AEG-Draht, Iridial, Sirius-Draht
                                 3,48
                                 „
                                 
                              
                                 Wotan
                                 3,58
                                 „
                                 
                              
                           Die zweite Eigentümlichkeit der modernen Glühlampen besteht in der anderen Farbe des
                              									Lichts gegenüber den Kohlenfadenlampen. Während letztere eine mehr rötliche Färbung
                              									zeigen, werden bei den Metallfadenlampen die roten Strahlen durch die blauen
                              									überdeckt, so daß das Gesamtlicht weißer wird. Die Ursache dieser Erscheinung liegt
                              									in dem Umstände, daß die Metallfadenlampen bei einer höheren Temperatur brennen.
                              									Dadurch wird das Maximum der ausgestrahlten Energie dem Bereiche der sichtbaren
                              									Strahlung genähert und der Wirkungsgrad verbessert.
                           Diese Verschiebung nach der Seite der blauen Strahlen des Spektrums läßt sich nun
                              									quantitativ dadurch nachweisen, daß man bei gleicher Gesamthelligkeit der zu
                              									vergleichenden Lampen sich einzelne einfarbige Strahlen durch entsprechende
                              									Lichtfilter absondert und deren relative Helligkeit prüft. Im allgemeinen wird es
                              									genügen, von dem gesamten Lichtstrom die Strahlen Rot, Gelb, Grün, Blau
                              									herauszugreifen. Dabei kann man nach drei Methoden verfahren.
                           Die einfachste Art, die einfarbigen Strahlen zu erhalten, besteht darin, entsprechend
                              									gefärbte Gläser oder Gelatine, wie man sie als Lichtfilter in der Farbenphotographie
                              									verwendet, vor die Lichtquelle zu stellen oder sie damit von allen Seiten zu
                              									umgeben. Der Nachteil dieser Filter besteht darin, daß sie schwer abstimmbar sind
                              									und bei der Wärme leicht springen oder unbrauchbar werden. Außerdem ist es,
                              									abgesehen von dem hohen Preise, schwierig, monochromatische Gläser herzustellen, die
                              									nur eine Farbengattung durchlassen. Nur das Rubinglas entspricht diesen
                              									Anforderungen.
                           Die zweite Methode zur Trennung der Farben würde darin bestehen, das Licht der Lampen
                              									durch eine Linse parallel zu machen und dann mittels eines Glasprismas in einzelne
                              									Farben zu zerlegen. Durch Anwendung einer Blende könnte man dann die Farben einer
                              									gewünschten Wellenlänge allein auf das Photometer einwirken lassen und durch
                              									Vergleich mit einer gleichfarbigen Lichtquelle ihre Helligkeit feststellen. Darin
                              									aber besteht eine Hauptschwierigkeit, sowie außerdem das Erfordernis eines
                              									kostspieligen Instrumentariums.
                           Die dritte und gleichzeitig die einfachste Möglichkeit der Strahlentrennung ist
                              									folgende:
                           Man stellt sich ein ringförmiges Glasgefäß her, indem man zwei Bechergläser
                              									verschiedenen Durchmessers konzentrisch ineinander am Boden festkittet. In den
                              									ringförmigen Hohlraum zwischen den Wandungen wird nun die farbige Filterlösung
                              									hineingegossen, und die zu untersuchende Lampe in den freien Hohlraum des
                              									inneren Becherglases hineingehängt.
                           Zur Messung wurde nach dem Substitutionsverfahren eine Hilfslichtquelle benutzt,
                              									deren Licht durch eine davor befindliche und mit der gleichen Lösung angefüllte
                              									Glasküvette so gefärbt wurde, daß die Vergleichsfelder des Photometerkopfes gleiche
                              									Färbung zeigten, wodurch die Genauigkeit der Messung wesentlich gesteigert
                              									wurde.
                           Für die Filterlösungen wurden Farbstoffe der Höchster
                                 										Farbwerke A.-G. verwendet. Jedoch mußte zur Erzielung einfarbigen Lichts
                              									eine Mischung mehrerer Farbenlösungen erfolgen, deren Durchlässigkeit für die
                              									einzelnen Wellenlängen des Lichts spektroskopisch festgestellt wurde. Teilt man das
                              									ganze Spektrum in 170 Teile, so kann man die Farbenart durch die Länge im Spektrum
                              									definieren.
                           Tab. 3 gibt die Zusammensetzung der Lösungen und die Lage der Durchlässigkeit im
                              									Spektrum in Teilen desselben oder durch die Wellenlänge des Lichts in Millionstel
                              									Millimeter (μμ) an.
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 Licht
                                 Farbstoffin 1000 ccm Wasser
                                 Länge imSpektrum
                                 Wellenlängeμμ
                                 
                              
                                 rot
                                   450 mg Tartrazin  450 „ Rose bengale
                                   0–35
                                 1000–650
                                 
                              
                                 gelb
                                 3750 „ Rapidfiltergelb    50 „ Methylenblau    40 „
                                    											Tartrazin    65 „ Rose bengale
                                 35–65
                                   650–540
                                 
                              
                                 grün
                                   200 „ Filtergrün II  100 „ Naphtolgrün
                                 65–85
                                   540–490
                                 
                              
                                 blau
                                   100 „ Methylenblau    45 „ Kristalviolett
                                   85–120
                                   490–440
                                 
                              
                           Nimmt man nun für die Kohlenfadenlampe bei den vier Strahlensorten eine relative
                              									Helligkeit von 100 v. H. an, so ergeben sich für die anderen Glühlampen nach Tab. 4
                              									folgende Werte:
                           Tabelle 4.
                           Relative Helligkeit der Strahlen verschiedener Lampen.
                           
                              
                                 
                                    
                                    μμ
                                    
                                 1000–650rot
                                 650–540gelb
                                 540–490grün
                                 490–440blau
                                 
                              
                                 Lampe
                                 v. H.
                                 v. H.
                                 v. H.
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Kohlenfaden
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 
                              
                                 Metallis. Kohle
                                 105
                                   70
                                 131
                                 141
                                 
                              
                                 Nernst
                                   95
                                   88
                                 160
                                 195
                                 
                              
                                 Tantal
                                   97
                                   93
                                 117
                                 145
                                 
                              
                                 Osramfaden
                                 101
                                   79
                                 158
                                 190
                                 
                              
                                 Zirkon
                                   98
                                   86
                                 155
                                 190
                                 
                              
                                 Wolfram (Augsburg)
                                 102
                                   74
                                 125
                                 158
                                 
                              
                                 Sirius Kolloid
                                   98
                                   86
                                 147
                                 218
                                 
                              
                                 AEG (Faden)
                                 101
                                   88
                                 137
                                 189
                                 
                              
                                 Bergmann
                                 102
                                   83
                                 137
                                 205
                                 
                              
                                 Jota
                                 101
                                   76
                                 130
                                 155
                                 
                              
                                 OsramAEGWotanIridial
                                 Drahtlampen
                                 101102100  98
                                   80  85  83  92
                                 155142140120
                                 185190185160
                                 
                              
                           
                           Aus der Tabelle erkennt man, daß im Gegensatz zu der allgemeinen Ansicht die
                              									roten Strahlen in nahezu gleicher Menge vertreten sind, dagegen sind die gelben
                              									geringer, die grünen und blauen aber stärker geworden, wodurch sich die
                              									weißlichere Farbe des Lichts leicht erklären läßt.