| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 591 | 
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                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Neue Anordnung von Sulzer-Heizkesseln für ausgedehnte
                                 										Heizanlagen. In den letzten Jahrzehnten sind ausgedehnte Heizungsanlagen,
                              									die von einer zentralen Kesselanlage aus bedient werden, immer häufiger geworden.
                              									Die Folge davon war, daß die Heizkessel immer größere Abmessungen erhielten und
                              									dementsprechend mehr Platz zu ihrer Aufstellung und Bedienung erforderten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 590
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 590
                              Fig. 2.
                              
                           Einen großen Fortschritt bedeutete es, als die Firma Gebrüder
                                 										Sulzer ihren Großkessel (Fig. 1 und 2) herzustellen begann, der, ähnlich wie kleinere
                              									derartige Kessel, aus gußeisernen Elementen zusammengesetzt ist. Die größten
                              									Abmessungen dieses Kessels, bei welchem die Bedienung noch eine bequeme ist,
                              									betragen für Wasser in der Breite 1,8 m, in der Höhe einschließlich Sockel 1,8 m und
                              									in der Tiefe 2,1 m. Die Heizfläche eines Warmwasserkessels dieser Größe umfaßt 37,5
                              									qm, die Rostfläche 0,97 qm und die Leistung ist bei normaler Beanspruchung
                              									320000 WE i. d. Std. Die kleinste Größe dieses Kesseltyps leistet bei einer Tiefe
                              									von nur 1 m bei normaler Belastung 140000 WE i. d. Std.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 590
                              Fig. 3. Versuchsresultate d. Schweiz. Vereins v. Dampfkesselbes., mit
                                 										Gliederkessel G. S. G. von 27,4 qm Heizfl.
                              Heizwertbestimmung des verwendeten
                                 										Brennmaterials; Ruhr-Patent-Koks; Wassergehalt; Unverbrennbare Subst.; Brennbare
                                 										Substanz; Gaskoks v. Gaswerk Winterthur
                              
                           Die Niederdruckdampfkessel haben bis auf die Armaturen dasselbe Aussehen. Der höchst
                              									gelegene Teil des Kessels dient als Dampf räum. Die obersten Rauchzüge helfen dabei
                              									mit, den Dampf zu trocknen, was sehr vorteilhaft ist. Infolge des niedrigen
                              									Wasserstandes ist natürlich die wasserbespülte Heizfläche der Dampfkessel etwas
                              									geringer als die Heizfläche der Wasserkessel gleicher äußerer Größe. Sie beträgt
                              									beim größten Kessel 33,8 qm und die stündliche Leistung ist bei Normalbelastung
                              									288000 WE. Bei der kleinsten Größe dieses Typs umfaßt die Heizfläche 14,6 qm Und die
                              									stündliche Normalleistung beträgt 126000 WE. Bei Forcierung des Kessels, die
                              									vorübergehend ohne jeden Nachteil ist, kann die Leistung nach eingehenden Versuchen
                              									leicht bis auf das 1,5 fache der angegebenen gesteigert werden. Ueber den Wirkungsgrad des
                              									Kessels bei verschiedenen Beanspruchungen, den Kohlenverbrauch, die
                              									Rauchgastemperaturen und die Zugstärke im Fuchs gibt Fig.
                                 										3 Aufschluß. Es sind das Versuchsergebnisse, die der „Schweiz. Verein
                                 										von Dampfkesselbesitzern“ durch eingehende Untersuchungen an einem
                              									Wasserkessel von 27,4 qm Heizfläche gewonnen hat. Es ist hervorzuheben, daß der
                              									höchste Wirkungsgrad zu über 86 v. H. gefunden wurde und
                              									daß die mittlere Rauchgastemperatur, selbst bei forcierter Belastung des Kessels,
                              									200° C nicht erreichte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 591
                              Fig. 4.
                              
                           Diese Resultate haben die Behörden verschiedener Staaten an ihren im Dauerbetrieb
                              									arbeitenden Anlagen nicht nur bestätigt, sondern sogar übertroffen gefunden.
                           Wenn der Wärmebedarf einer Heizung nun so groß wird, daß ein einziger selbst dieser
                              									großen Kessel nicht mehr genügt, so werden zwei oder mehr Kessel aufgestellt. Um
                              									hierbei möglichst an Platz zu sparen, stellt die Firma Gebrüder Sulzer ihre Kessel
                              									neuerdings dicht nebeneinander und deckt sie in der in Fig. 4 sichtbaren Weise durch gemeinsame Platten ab, wodurch zudem ein
                              									sehr gefälliges Aeußeres entsteht. Fig. 4 stellt
                              									eine in Schaffhausen zur Aufstellung gelangte derartige
                              									Niederdruck-Dampfkesselanlage mit sechs Feuern dar, von denen beliebig viele
                              									gleichzeitig in Betrieb genommen werden können. Die von den Kesseln bedeckte
                              									Grundfläche mißt 10,8 m in der Länge und 1,9 m in der Tiefe, umfaßt also 20,5 qm.
                              									Die Höhe vom Boden bis aufs Podest beträgt 2,4 m. Die totale wasserberührte
                              									Kesselheizfläche mißt 183,6 qm, die dampfberührte Trocknerfläche 20,4 qm.
                           Die normale stündliche Leistung dieses Dampfkesselaggregats stellt sich auf 1566000
                              									WE. Da an diese Kesselbatterie später noch weitere Kessel angereiht werden sollen,
                              									wird die Gesamtleistung nach Vollausbau stündlich sogar 4000000 WE betragen.
                              									Der gesamte Koksfüllraum umschließt zurzeit 5,82 cbm, so daß der Kessel eine
                              									Brenndauer von etwa 10 Std, aufweist, ohne nachgefüllt werden zu müssen.
                           Außerordentlich bequem ist auch die Bedienung dieser Kessel, weil das Brennmaterial
                              									durch die obere, auf dem Podest befindliche Füllöffnung sehr leicht eingebracht und
                              									durch die an der Stirnwand befindliche Tür verteilt werden kann. Besonders leicht
                              									erfolgt das Einbringen des Brennmaterials, wenn aus einem höher gelegenen
                              									Kohlenspeicher Blechrinnen, durch welche der Koks selbsttätig nachrutscht, bis über
                              									die oberen Füllöffnungen geführt werden können, oder wenn das Brennmaterial aus dem
                              									Lagerraum durch Hängewagen, welche an Deckenschienen laufen, direkt über die
                              									Füllöffnungen gefahren werden kann. Sehr einfach gestaltet sich auch die Reinigung
                              									der Rauchzüge dieser Kessel. Dieselben durchziehen das Innere der Kessel wagerecht.
                              									Oeffnet man nun die vorderen und hinteren Putztüren, so kann man die Züge bequem und
                              									ohne jede Störung des Betriebes reinigen. Das konstante Ansteigen der Rauchgase vom
                              									Feuer bis zum Kamin hat den großen Vorteil, daß die Kessel auch im Hochsommer leicht
                              									anbrennen und ohne zu rauchen im Betrieb gehalten werden können. Auf dem Bild (Fig. 4) erkennt man seitlich von den oberen Enden der
                              									Putztüren noch die Wasserstandsgläser, sowie jedem Kessel entsprechend ein senkrecht
                              									stehendes Quecksilbermanometer, das den herrschenden Dampfdruck zur Anzeige bringt.
                              									Die untere von den beiden Türen ist die Aschenfalltüre, durch welche das Feuer
                              									geschürt und die heruntergefallene Asche entfernt werden kann. Es ist vorauszusehen,
                              									daß diese Aufstellungsweise der Sulzerschen Heizkessel
                              									bei ausgedehnten Anlagen bald eine große Verbreitung finden wird. So ist zum
                              									Beispiel in letzter Zeit in dem in Vollendung begriffenen Hotel Eduard VII in Paris
                              									eine derartige Anlage mit 14 Kesseln zur Aufstellung gelangt.