| Titel: | ÜBER EINE WÜNSCHENSWERTE BERICHTIGUNG AM HARTUNG-REGULATOR. | 
| Autor: | Fr. Dubois | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 618 | 
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                        ÜBER EINE WÜNSCHENSWERTE BERICHTIGUNG AM
                           								HARTUNG-REGULATOR.
                        Von Fr. Dubois, Dipl.-Ing., Assistent für
                           								Maschinenbau an der eidgen. Techn. Hochschule in
                           								Zürich.
                        (Fortsetzung von S. 599 d. Bd.)
                        DUBOIS: Über eine Wünschenswerte Berichtigung am
                           								Hartung-Regulator.
                        
                     
                        
                           Wahl der Lage des Drehpunktes des
                                 										Winkelhebels (Fig. 10).
                           In der innersten Stellung der beiden Schwungkörper (Ruhestellung) steht die linke
                              									Begrenzungsebene des betrachteten (rechten) Schwungkörpers von der Drehachse des
                              									Regulators um 15 mm ab, so daß die Entfernung des Schwerpunktes des Schwungkörpers
                              									von der Drehachse des Regulators gleich ist:
                           15 mm + 77 mm = 95 mm.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 618
                              Fig. 10.
                              
                           Durch Hinzurechnung der halben Auslenkung der Schwunggewichte erhält man als Abstand des Drehpunktes des Winkelhebels von der
                                 										Drehachse:
                           92 mm + 30 mm = 122 mm.
                           Der Schwerpunkt des Schwunggewichts beschreibt einen
                              									Kreisbogen vom Radius 115 mm, dessen Pfeilhöhe:
                           115 (1 – cos 15°) = 115 (1 – 0,966) = 4 mm
                           ist. Die Querachse des Regulators muß diese Pfeilhöhe
                              									halbieren, so daß die Tiefen läge des Hebeldrehpunktes unter
                                 										der Querachse sich zu
                           
                              115-\frac{4}{2}=115-2=113\mbox{ mm}
                              
                           ergibt.
                           Ermittlung des Winkelsγ.
                           Zu dieser Ermittlung bedarf man der grobangenäherten
                              									Bestimmung der Regulatorfeder. Ausschlag der Winkelhebel = 30°.
                           Innerste Stellung α = + 15°.
                           xl = 122 – a sin 15°= 122 –
                              									115 sin 15° = 122 – 30 = 192 mm.
                           Ganz ausgelenkt α = – 15°
                           x2 = 122 – a sin (– 15°) = 122 +
                              									115 sin 15° = 122 + 30 = 152 mm.
                           
                              
                                 ω1= 21,363 Sek.–
                                       												1
                                 ω12 = 456,4 Sek.– 2
                                 
                              
                                 ω2 = 22,201
                                    												Sek.– 1
                                 ω22 = 492,9 Sek.– 2
                                 
                              
                           \frac{G}{g}=4,58 Massenkg.
                           Daraus ergeben sich die extremen Werte der Fliehkraft (Fig. 11):
                           \frac{G}{g}\,{\omega_1}^2\,x_1=4,58\mbox{
                                 										Massenkg.}\,\times\,456,4\mbox{ Sek.}^2\,\times\,0,092\mbox{ m}=192\mbox{
                                 										kg,},
                           \frac{G}{g}\,{\omega_2}^2\,x_2=4,58\mbox{
                                 										Massenkg.}\,\times\,492,2\mbox{ Sek.}^2\,\times\,0,152\mbox{ m}=344\mbox{
                                 										kg,}.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 618
                              Fig. 11.
                              
                           Differenz = 344 – 192 = 152 kg für eine Federverkürzung um 152
                              									– 92 = 60 mm.
                           Es gilt die Proportion
                           \frac{192}{y_1}=\frac{344}{y_2}=\frac{344-192}{y_2-y_1}=\frac{152\mbox{
                                 										kg}}{60\mbox{ mm}},
                           hieraus
                           y_1=60\,\times\,\frac{192}{152}=76\mbox{
                                 									mm,},
                           y0 = 76 + 30 = 106 mm.
                           Setzen wir die Werte
                           y0 = 106 mm, a = 115 mm
                           in die von uns abgeleitete Gleichung
                           
                              \mbox{tang }\gamma=-\frac{y_0}{a}
                              
                           ein, so ergibt sich
                           
                           \mbox{tang}\,\gamma=-\frac{106}{115}=-0,92,
                           worauf man in den trigonometrischen Tabellen den Wert von γ findet zu
                           γ = 133°.
                           Weil γ= 133° eine ungerade Zahl
                              									ist, nehmen wir lieber für die nachfolgende Berechnung
                           γ = 132°.
                           Alsdann kann man zur Wahl des Hebelarmes b schreiten. Um eine möglichst symmetrische Verteilung
                              									der Lagen der Hängestange auf beiden Seiten der Regulatorachse wollen wir b so wählen, daß in der Mittellage der Endpunkt des
                              									unteren Hebelarms des Winkelhebels in die Regulatorachse hineinfällt; daraus ergibt
                              									sich (graphisch) b zu
                           b = 170 mm. (Tab. 1.)
                           
                        
                           Bestimmung der astatischen
                                 										Federkraftkurven. (Fig. 12, 13 und Tab. 2.)
                           Die Grundgleichung zur Berechnung des Regulators lautet
                           
                              P=\frac{G}{g}\,\omega^2\,x-\frac{Q}{2}\,\frac{b}{a}\,\frac{\mbox{sin}\,(\gamma+\alpha)}{\mbox{cos}\,\alpha}-G\mbox{
                                 										tang }\alpha
                              
                           mit Vernachlässigung des Gewichtes der Winkelhebel), wobei der
                              									Winkel a von + 15° auf – 15° variiert und algebraisch
                              									einzuführen ist
                           x = 122 mm – 115 mm sin α.
                           In obige Formel ist ferner einzusetzen
                           G = 45 kg. \frac{G}{g}=\frac{45\mbox{ kg}}{9,81\mbox{
                                 										m/Sek.}^2}=4,58\mbox{ Massenkg.}
                           Q = 15 kg,
                           a = 115 mm, b = 170 mm, γ = 132°.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 619
                              
                           
                           Tabelle 2.
                           Aufzeichnung der astatischen Federkraftkurven.
                           
                              
                                 ω = ωl = 21,363
                                 ω = ω2 =
                                    											22,201
                                 
                              
                                 xmm
                                 Pkg
                                 xmm
                                 Pkg
                                 
                              
                                 92
                                 173,8
                                 92
                                 199,8
                                 
                              
                                 100
                                 193,4
                                 100
                                 210,4
                                 
                              
                                 106
                                 208,5
                                 106
                                 226,5
                                 
                              
                                 114
                                 227,2
                                 114
                                 247,2
                                 
                              
                                 122
                                 246,8
                                 122
                                 267,8
                                 
                              
                                 130
                                 266,3
                                 130
                                 288,3
                                 
                              
                                 138
                                 286,0
                                 138
                                 309,0
                                 
                              
                                 144
                                 301,2
                                 144
                                 325,2
                                 
                              
                                 152
                                 319,8
                                 152
                                 345,8
                                 
                              
                           Die beiden astatischen Federkraftkurven verlaufen wunderbar geradlinig. Als effektive Federkraftkurve ist (nach Doerfel) die Verbindungsgerade des Anfangspunktes der astatischen Kurve
                              									für die kleinere Winkelgeschwindigkeit mit dem Endpunkte der astatischen Kurve für
                              									die größere Winkelgeschwindigkeit.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 620
                              Fig. 12.
                              
                           
                        
                           Berechnung der
                                 									Regulatorfeder.
                           Die effektive Federkraftkurve liefert uns folgende Bedingung: Für eine
                              									Zusammendrückung der Feder um 152 – 92 = 60 mm ist die Zunahme der Federkraft
                           345,8 kg – 173,8 kg = 172 kg.
                           Angenommen wird:
                           Drahtdicke der Feder 12 mm = 1,2 cm = δ.
                           Durchmesser der Federwindungen d = 80 mm = 8 cm.
                           Radius der Federwindungen r = 4 cm.
                           Die Formel der zylindrischen Schraubenfeder lautet:
                           f=\frac{P\,r^2\,L}{J_p\,G} . . . . . . . (1)
                           Worin
                           P = Federkraft in kg,
                           f = Durchbiegung in cm,
                           r = Radius der Federwindungen in
                              									cm,
                           L = Länge der abgewickelten Feder
                              									in cm,
                           Jp = Polares Trägheitsmoment des Federdrahtes in cm4,
                           G = Gleitmodul = 750000
                              									kg/qcm.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 620
                              Fig. 13. Astatische Federkraftkurven.
                              Abszissen: Auslenkungen des
                                 										Schwerpunktes des Schwungkörpers. A = Effektive Federkraftkurven. B = Astatische
                                 										Federkraftkurve für ω = ω2 = 22,201. C = Astatische Federkraftkurve für ω = ω1 =
                                 										21,363.
                              
                           Es ist
                           J_p=\frac{\pi\,\delta^4}{32}=\frac{3,1416\,\times\,1,2\mbox{
                                 										cm}^4}{32}=\frac{3,1416\,\times\,2,074}{32}=0,2036\mbox{ cm}^4.
                           Aus Formel 1 folgt mit P = 172 kg für f = 6 cm.
                           
                              L=\frac{f\,\times\,J_p\,G}{P\,r^2}=\frac{6\mbox{
                                 										cm}^4\,\times\,750000\mbox{ kg/qcm}}{172\mbox{ kg}\,\times\,4\mbox{
                                 										cm}^2}
                              
                           
                              L=\frac{6\,\times\,0,2036\,\times\,750000}{172\,\times\,16}=332\mbox{
                                 										cm.}
                              
                           Bedeutet n die Zahl der
                              									Federwindungen, so ist
                           L = n ∙ 2 π r = n ∙ π d,
                           hieraus ergibt sich die Windungszahl zu
                           n=\frac{L}{\pi\,d},
                           in unserem Falle, mit π d =
                              									3,1416 × 8 cm = 25,13 cm.
                           Windungszahl: n=\frac{332}{25,13}=13
                              									Windungen.
                           Die Dimensionen der Feder sind mithin:
                           δ = 12 mm d = 80 mm n = 13
                              									Windungen.
                           
                        
                        
                           Beanspruchung des
                                 									Materials.
                           Die größte Kraft, welche die Feder aufzunehmen hat, ist (rund) 346 kg.
                           Torsionsspannung: \tau=\frac{M_d}{W_d}.
                           
                              M_d=P\,\times\,r.\
                                 										W_d=\frac{J_p}{\frac{\delta}{2}}=\frac{\frac{\pi\,\delta^4}{32}}{\frac{\delta}{2}}=\frac{\pi\,\delta^3}{16}
                              
                           δ = 12 mm = 1,2 cm
                           
                              W_d=\frac{3,1416\,\times\,1,2}{16}=\frac{3,1416\,\times\,1,728}{16}=0,338\mbox{
                                 										cm}^3
                              
                           r = 4 cm.
                           
                              \tau=\frac{346\mbox{ kg}\,\times\,4\mbox{ cm}}{0,338\mbox{
                                 										cm}^3}=4100\mbox{ kg/qcm.}
                              
                           noch zuträglich, da man, nach Angabe der „Hütte“ für
                              									guten Federstahl bis auf kd = 4500 kg/qcm
                              									hinaufgehen darf.
                           
                        
                           Berechnung der Stellkraft.
                           Wir gehen von der Fundamentalgleichung
                           
                              \epsilon=\frac{K}{S}
                              
                           aus.
                           Für die „statische Hülsenkraft“
                              									S haben wir den Ausdruck abgeleitet:
                           
                              S=2\,(P+G\,\mbox{tang}\,\alpha)\,\frac{a}{b}\,\frac{\mbox{cos}\,\alpha}{\mbox{sin}\,(\alpha+\gamma)}+Q.
                              
                           
                              1. Innerste
                                    										Regulatorstellung.
                              α = + 15° Federkraft P = 173,8
                                 										kg.
                              S = 2 (173,8 kg+ 45 kg tang 15°)
                              
                                 \frac{115\mbox{ mm}}{170\mbox{
                                    											mm}}\,\frac{\mbox{cos}\,15^{\circ}}{\mbox{sin}\,(15^{\circ}+132^{\circ})}+15\mbox{
                                    											kg.}
                                 
                              sin (15° + 132°) = sin 147°= 0,545.
                              
                                 S=2\,(173,8\mbox{ kg}+45\mbox{
                                    											kg}\,\times\,0,268)\,\frac{115}{170}\,.\,\frac{0,966}{0,545}+15.
                                 
                              S = 2(173,8+ 12,0) – 0,677 × 1,77 + 15 = 2 × 85,8 × 0,677
                                 										× 1,77 + 15.
                              S = 445 kg + 15 kg = 460 kg.
                              Die Stellkraft K ergibt sich aus
                              K = ε S.
                              Nehmen wir den Unempfindlichkeitsgrad ε konstant an und wählen wir, erfahrungsgemäß, ε = 0,04 = 4 v. H., so wird
                              K = 0,04 × 460 = 18,4 kg.
                              
                           
                              2. Aeußerste
                                    										Regulatorstellung.
                              α = – 15°. Federkraft P = 345,8
                                 										kg.
                              S = 2 (345,8 kg – 45 kg tang. 15°)
                              
                                 \frac{115\mbox{ mm}}{170\mbox{
                                    											mm}}\,.\,\frac{\mbox{cos}\,15^{\circ}}{\mbox{sin}\,(132^{\circ}-15^{\circ})}+15\mbox{
                                    											kg.}
                                 
                              sin (132° – 15°) + = sin 117° = 0,891.
                              
                                 
                                 S=2\,\times\,(345,8-45\,\times\,0,268)\,\frac{115}{170}\,.\,\frac{0,966}{0,891}+15.
                                 
                              S = 2 (345,8 – 12,0) × 0,677 × 1,08 + 15 = 2 × 333,8 ×
                                 										0,677 × 1,08 + 5.
                              S = 488 kg + 15 kg = 503 kg
                              Stellkraft
                              K = ε S = 0,04 × 503 = 26,2
                                 										kg.
                              Also
                              Stellkraft in der innersten Lage 18,4 kg,
                              Stellkraft in der äußersten Lage 20,2 kg.
                              Der Unterschied dieser beiden extremen Werte ist rund 2 kg, was prozentuell
                                 											\frac{2}{10}=\frac{1}{10}=10 v.H. ausmacht. Im Gegensatz
                                 										zu dem hier angeführten Regulator und als schlechtes Gegenbeispiel verweisen wir
                                 										den Leser auf das bekannte Lehrbuch „Die Transmissionsdampfmaschinen von A.
                                    												Pohlhausen, 2. Auflage, Mittweida 1901“
                                 										Band I, S. 275 u. ff.
                              An der genannten Stelle ist die ausführliche Berechnung eines Härtung-Regulators nach der alten Ausführung mit
                                 										rechtem Winkel zwischen den Winkelhebelarmen zu finden. Der dort behandelte
                                 										Regler entspricht der Nr. 97 der Tabelle der Härtung-Regulatoren. Mittlere Umdrehungszahl = 190 i. d. Min.
                              Es ergibt sich alsdann für die „statische Hülsenkraft-(Energie)“:
                              
                                 
                                    Für
                                    die
                                    tiefste
                                    Lage
                                    S
                                    =
                                    189 kg,
                                    
                                 
                                    „
                                    „
                                    mittlere
                                    „
                                    S
                                    =
                                    262 kg,
                                    
                                 
                                    „
                                    „
                                    höchste
                                    „
                                    S
                                    =
                                    335 kg.
                                    
                                 
                              Woraus sich die Stellkraft K
                                 										mit ε = 4 v. H. = 0,04 berechnen läßt zu
                              
                                 
                                    K
                                    =
                                    7,5 kg für die tiefste Lage,
                                    
                                 
                                    K
                                    =
                                    10,5 kg „   „   mittlere Lage,
                                    
                                 
                                    K
                                    =
                                    13,4 kg „   „   höchste Lage.
                                    
                                 
                              Der Unterschied der beiden extremen Werte ist
                              13,4 – 7,5 = 5,9 kg, oder prozentuell
                                 											\frac{5,9}{10,5}=56 v. H. gegen bloß 10 v. H. in unserem
                                 										Falle.
                              Also: Beim gewöhnlichen Hartung-Regulator steigt die
                                    											Stellkraft von der tiefsten bis zu der höchsten Lage rund vom einfachen auf
                                    											den zweifachen Wert, während beim verbesserten Regler mit stumpfem Winkel
                                    											zwischen Winkelhebelarmen dieselbe Schwankung nur
                                 										\frac{1}{10}
                                 										ausmacht!
                              Dieser Vergleich dürfte genügen, um die günstige Wirkung der
                                 											„Corlißschränkung“ zu illustrieren.
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)