| Titel: | ERGÄNZUNG ZUM ARTIKEL „ELEMENTARE BERECHNUNG DER TURBOGEBLÄSE UND KOMPRESSOREN“. | 
| Autor: | R. v. Stein | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 649 | 
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                        ERGÄNZUNG ZUM ARTIKEL „ELEMENTARE BERECHNUNG
                              									DER TURBOGEBLÄSE UND KOMPRESSOREN“.D. p. J.
                                 										Heft 16 bis 20 d. Jahrganges.
                        Von Oberingenieur R. v. Stein,
                           									Karolinental.
                        STEIN: Ergänzung zum Artikel „Elementare Berechnung der
                              									Turbogebläse und Kompressoren“.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Es wird gezeigt, wie die zeichnerische Ermittlung von
                              									Kreiselrädern aus gegebenen Bedingungen vorzunehmen ist.
                           ––––––––––
                           An den Verfasser obigen Artikels gelangte Anfragen bekundeten, daß ein Interesse
                              									dafür besteht, wie aus der gegebenen Förderhöhe Hth und anderen genügenden Bestimmungsstücken die
                              									nötige Umfangsgeschwindigkeit gefunden werden könne; es seien daher im folgenden die
                              									wichtigsten einschlägigen Aufgaben behandelt:
                           I. Gegeben sei:
                           Hth,
                              										ρ und β (bezw. α) (Fig. 1).
                           Wir gehen von jener Geschwindigkeit U90 aus, welche senkrecht endigenden Schaufeln
                              									(Rittings) entspricht. Es ist nämlich
                           U902 = g ∙ Hth,
                           welche aus der allgemeinen Formel
                           U ∙ cu = g Hth
                           hervorgeht, wenn man cu = c
                              									cos δ = U macht. U90 wird nach Fig. 1
                              									gefunden, wenn man über Hth + g einen Halbkreis beschreibt,
                              									welcher auf der Abszissenachse das Stück Oa = U90 abschneidet. Setzen wir nun allgemein:
                           U = cu + a,
                           unter a.... w ∙ cos ∙ β verstanden, so erhalten wir folgende
                              									beiden Gleichungen:
                           g ∙ Hth = cu (cu + a), g 2 Hth = U902.
                           Die Verbindung dieser beiden Gleichungen liefert:
                           cu2 + a ∙ cu – U902,
                           was nach cu aufgelöst
                              									ergibt:
                           c_u=\frac{\sqrt{a^2+(2\,U_{90})^2}-a}{2},
                           welche Formel sich leicht auf die, aus der Fig. 1 ersichtliche Art, zeichnerisch lösen läßt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 650
                              Fig. 1. Gegeben: Hth
                                 										ρ und β (bzw. α) oder Hth w und
                                 											β (bzw. α). Im
                                 										letzteren Falle eine Hilfsfigur nötig.
                              
                           Im Falle w und β (bezw. α)
                              									gegeben ist, ist die in dieser Figur ebenfalls angedeutete kleine Hilfszeichnung
                              									nötig.
                           Die punktiert angegebene Konstruktion zeigt nach dem früher erläuterten Verfahren,
                              									daß man aus dem so gefundenen Geschwindigkeitsdreieck in der Tat die vorausgesetzte
                              									Förderhöhe Hth
                              									erhält.
                           II. Gegeben sei:
                           Hth,
                              										δ und β (bezw. α).
                           Der erste Teil der Lösung dieser Aufgabe besteht wieder in der Ermittlung von U90, welche ganz wie
                              									früher mittels des über Hth + g geschlagenen
                              									Halbkreises geschieht. Um nun von U902 auf cu2 zu kommen, machen wir folgende Ueberlegung:
                           Nach Fig. 1 ist:
                           (2 U90)2 + a2 = (2 cu + a)2
                           oder
                           4 U902 + a2 = 4 cu2 + 4 a cu + a2
                           woraus folgt:
                           U902 = cu2
                              									+ a cu
                           oder
                           U902 = cu(a + cu).
                           Man konstruiert nun mit den gegebenen Winkeln das dem gesuchten
                              									Geschwindigkeitsdreiecke ähnliche Dreieck a b O (Fig. 2) in beliebiger Größe, wodurch man
                           cu : a = m : n
                           erhält. Daraus folgt
                           
                              a=c_u\,\frac{n}{m}
                              
                           und
                           a+c_u=c_u\,\left(\frac{m+n}{m}\right),
                           somit wird
                           {c_u}^2={U_{90}}^2\,\frac{m}{m+n}.
                           Um dies zeichnerisch darzustellen, haben wir das über cu errichtete Quadrat im Verhältnis
                              										\frac{m}{m+n} zu teilen, was durch Teilung der Höhe U90 im genannten,
                              									Verhältnis nach Fig. 2 erreicht wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 650
                              Fig. 2. Gegeben: Hth, δ und β (bzw. α), gesucht: u. Punkt a wird willkürlich angenommen.
                              
                           Verwandelt man nun noch das so erhaltene Rechteck Oe
                              									× Oc nach der in der Figur ersichtlichen Art in ein
                              										QuadratO x2 = Oe ∙
                                    												Od = Oe
                                    											∙ Oc., so ist die Seite dieses
                              									Quadrats O x = O f' offenbar das gesuchte cu. Zieht man nun noch f g ∥ a b, so erhalten wir in
                              										f g O das gesuchte Geschwindigkeitsdreieck. Die
                              									punktierten Linien geben wieder die Kontrolle, daß das so ermittelte
                              									Geschwindigkeitsdreieck tatsächlich die vorausgesetzte Förderhöhe Hth liefert. Erfolgt
                              									der absolute Eintritt ins Rad nicht radial, so ist das subtraktive Glied zunächst
                              									als ein aliquoter Teil der Gesamtförderhöhe anzunehmen und analog dem eben
                              									Besprochenen das Eintrittsdreieck zu konstruieren. Das sich ergebende Verhältnis der
                              									äußeren zur inneren Umfangsgeschwindigkeit ergibt dann sofort auch jenes des äußeren
                              									wirksamen Halbmessers zum inneren. Der Uebergang vom relativen Eintrittswinkel zum
                              									relativen Austrittswinkel ist durch eine möglichst sanfte Krümmung zu
                              									vermitteln.
                           Will man geradlinige Schaufeln haben, so ist das Verhältnis der Ein- und
                              									Austrittswinkel nicht mehr voneinander unabhängig, sondern durch das Verhältnis der
                              									Ein- und Austrittshalbmesser gegeben. Hier wird man ohne Versuche nicht
                              									auskommen.
                           Den Vorteil bietet aber das geschilderte Verfahren jedenfalls, daß man ohne eine,
                              									beim Konstruieren lästige Zwischenrechnung, die Umfangsgeschwindigkeit des Rades aus gegebenen bezw.
                              									angenommenen Bedingungen bestimmen kann und daß es leicht zu übersehen ist, wo
                              									eventuelle Aenderungen anzubringen sind um günstige Verhältnisse zu erhalten.
                           Will man sich endlich noch die Berechnung des Raddurchmessers ersparen, so empfiehlt
                              									sich folgendes zeichnerische Verfahren, welches namentlich für überschlägige
                              									Ermittlung genügend genau ist.
                           Aus
                           U=C\,.\,\frac{\pi\,D\,n}{60},
                           worin C eine Konstante bedeutet,
                              									welche von der Wahl der Maßeinheiten abhängt, folgt:
                           
                              U=\frac{C}{\frac{60}{\pi}}\,.\,D\,n=\frac{C}{19\,.\,1}\,.\,D\,n=\frac{C}{K}\,D\,n
                              
                           und hieraus:
                           \frac{K}{C}\,:\,D=n\,:\,U,
                           was nach Fig. 3 leicht
                              									konstruiert werden kann. Die Konstante K, welche mit
                              									genügender Annäherung durch 19 (erste und letzte ungerade Ziffer) ersetzt werden
                              									kann, ist dem Gedächtnis leicht einprägbar; C hängt,
                              									wie schon erwähnt, nur von den gewählten Maßstäben ab und sind letztere leicht so zu
                              									wählen, daß die Zeichnung dem ver fügbaren Raum angepaßt ist und keine zu
                              									spitzen Schnitte entstehen. C wird am besten auf praktischem Wege aus einem Beispiel
                              									bestimmt, wobei \frac{K}{C} immer ein Vielfaches oder ein
                              									aliquoter Teil von 1 g sein muß (genauer 19 ∙ 1). In
                              										Fig. 3 ist n und
                              										u in mm aufgetragen, ebenso
                              										\frac{K}{C}=19 mm angenommen, dann erhält man den Durchmesser
                              										a D direkt in 1/10 Maßstab. Beschreibt man mit a D als Fig. 3.
                              									Halbmesser einen Kreis, so erhält man das Rad im Maßstab 1 : 5. Würde ⅖ Maßstab
                              									verlangt, was für die Konstruktion von Kompressorrädern meist entsprechen wird, so
                              									mache man \frac{K}{C}=38\,(38\,.\,2) mm. Das gewählte Beispiel
                              									entspricht dem früher behandelten, mit D = 500 mm, n = 4600 und U = 120 m.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 651
                              Fig. 3.