| Titel: | ÜBER VERGASER ZU VERBRENNUNGSMOTOREN. | 
| Autor: | W. Wolfmüller | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 657 | 
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                        ÜBER VERGASER ZU VERBRENNUNGSMOTOREN.
                        Von Ingenieur W. Wolfmüller,
                           									Mannheim.
                        WOLFMUELLER: Ueber Vergaser zu Verbrennungsmotoren.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Zweck der Vergaser, Verdunstungskarburator, Einspritzvergaser für
                              									stationäre Motoren, Einspritzvergaser mit Schwimmerventil, Einspritzvergaser mit
                              									selbsttätiger Zusatzluftregulierung, Einspritzvergaser mit besonderer
                              									Düsenkonstruktion zur Herstellung eines in seiner Zusammensetzung sich stets
                              									gleichbleibenden Gemisches aus Luft und Brennstoff.
                           ––––––––––
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 657
                              Fig. 1.
                              
                           Seine heutige Bedeutung verdankt der Verbrennungsmotor der nach und nach
                              									vervollkommneten Durchbildung seiner Nebenapparate, von denen bei Motoren für
                              									flüssige Brennstoffe der Vergaser der wichtigste ist. Ihm fällt die Aufgabe zu, den
                              									Brennstoff auf irgend eine Art und Weise zu vergasen oder zu zerstäuben, die zu
                              									jeder Verbrennung nötige Brennstoffmenge der Verbrennungsluft gleichmäßig zuzuführen
                              									und über diese zu verteilen, um so die für Motorbetrieb geeignetste Mischung aus
                              									Luft und Brennstoff herzustellen. Von der Erfüllung dieser Aufgaben ist die
                              									Betriebssicherheit und besonders die Wirtschaftlichkeit des Motors in hohem Maße
                              									abhängig. Ist der Brennstoff schlecht verdampft oder zerstäubt, oder ungleichmäßig
                              									über die angesaugte Luftmenge verteilt, oder ist das Mischungsverhältnis aus Luft
                              									und Brennstoff, das Gemisch kann an Brennstoff zu reich oder zu arm sein, nicht
                              									richtig, so sind Verbrennung und Kraftentwicklung mangelhaft. Der Brennstoff wird
                              									schlecht ausgenutzt; der Verbrauch und damit auch die Betriebskosten steigen. Je
                              									nachdem der Brennstoff im Vergaser verdampft resp. verdunstet oder nur zerstäubt
                              									wird, unterscheidet man Verdunstungskarburatoren und Einspritzvergaser. Die
                              									Verdunstungskarburatoren eignen sich nur für leicht flüchtige Brennstoffe, wie
                              									z. B Benzin, das schon bei gewöhnlicher Temperatur verdampft, während für schwer
                              									flüchtige Brennstoffe, wie Spiritus, Benzol, Ergin nur der Einspritzvergaser in
                              									Frage kommen kann. Beim Verdunstungskarburator wird mit der Verbrennungsluft
                              									Brennstoffdampf angesaugt. Die Luft wird dabei entweder über den Flüssigkeitsspiegel
                              									hinweg- oder durch die Flüssigkeit hindurchgeleitet, beides Verfahren, die den
                              									Nachteil zeitigen, daß zuerst die leicht flüchtigen und dann die schwer flüchtigen
                              									Brennstoffteilchen verdampfen. Infolgedessen ändert sich stets die Zusammensetzung
                              									des Gemisches, was eine ständige Nachstellung des Schiebers in der
                              									Luftzuführungsöffnung nötig macht.
                           Den Verdunstungskarburator der Gasmotorenfabrik Deutz
                              									zeigt Fig. 1. Der doppelwandige Behälter A dient zur Aufnahme des Benzins. Die zum Motor
                              									führende Rohrleitung schließt an Topf B an, Während des
                              									Saughubes wird durch Rohr C Luft angesaugt, die durch
                              									Brause D austritt, die Benzinschicht durchstreicht und
                              									sich dabei mit Benzindämpfen sättigt. Um nun ein für den Motorbetrieb geeignetes
                              									Gemisch zu erhalten, ist es nötig, noch frische Luft zuzusetzen, die durch einen am
                              									Motor anzubringenden Hahn zugeführt werden kann. Die Menge der noch zuzuführenden
                              									Zusatzluft ist durch diesen Hahn regulierbar. Die, die Benzinschicht
                              									durchstreichende Luftmenge kann mittels Hahn H
                              									reguliert werden. Sie richtet sich nach der Höhe des Benzinstandes im
                              									Behälter-Schwimmer F zeigt den Benzinstand an. Zur
                              									Unterstützung des Verdampfungsvorganges, besonders bei kühler Witterung, wird durch den Ringraum G des Behälters A das vom
                              									Motor abfließende warme Kühlwasser geleitet. Ferner ist der Behälter A noch mit einem Doppelboden ausgerüstet, der von einem
                              									Teil der Auspuffgase durchströmt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 658
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 658
                              Fig. 3.
                              
                           Um zu verhindern, daß bei sogen. Rückschlägen die dabei entstehende Flamme in den
                              									Behälter gelangt, sind der mit kleinen Kieselsteinen angefüllte Topf B sowie die Rückschlagklappe K und die Sicherheitsklappe J in die
                              									Saugleitung eingebaut. Derartige Rückschläge entstehen dadurch, daß sich frisch
                              									angesaugtes Gemisch während des Saughubes an noch brennenden Resten der
                              									vorhergehenden Ladung entzündet und zum offenen Saugventil herausschlägt. Die
                              									Ansaugöffnung M ist mit Drahtgazeschichten
                              									überdeckt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 658
                              Fig. 4.
                              
                           Einen Benzschen Verdunstungskarburator für Wagenmotoren zeigt Fig. 2. Der Karburator besteht in der Hauptsache aus
                              									dem Behälter a, dem Luftrohr b, dem Schwimmer c und dem Anschlußrohr d. Die Arbeitsweise dieses Karburators ist die gleiche
                              									wie die des unter Fig. 1 beschriebenen. Während des
                              									Saughubes wird die Luft durch Rohr b angesaugt, welche
                              									die Benzinschicht durchstreicht, sich dabei mit Benzindämpfen sättigt, dann den
                              									durch Pfeile angegebenen Weg einschlägt und durch Rohr d zum Motor gelangt. Infolge des Richtungswechsels im Rohr d1 wird etwa
                              									mitgerissenes flüssiges Benzin ausgeschieden. Schwimmer c sorgt für gleichmäßigen Stand des Benzins im Behälter. Zwischen Rohr d und dem Saugventil ist noch eine Hülse mit
                              									Drahtgazeschichten eingeschaltet, die bei etwaigen Rückschlägen das Zurückschlagen
                              									der Flamme in den Behälter verhindern. Durch einen Dreiweghahn kann die zur Bildung
                              									eines guten Gemisches noch nötige Zusatzluft zugeführt werden. Zur Ergänzung der bei
                              									der Verdampfung verbrauchten Wärme wird ein Teil der Auspuffgase durch den
                              									Doppelboden h geleitet. Die Gase treten durch Stutzen
                              										k ein und durch die Oeffnungen i wieder aus. Das Benzin fließt bei m dem Behälter zu.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 658
                              Fig. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 658
                              Fig. 6.
                              
                           Wegen ihren verschiedenen Mängeln werden die Verdunstungskarburatoren heute nicht
                              									mehr ausgeführt. Dagegen sind durchweg solche Vergaser oder Vergasungseinrichtungen
                              									im Gebrauch, bei denen die zu jeder Verbrennung nötige Brennstoffmenge zunächst in
                              									flüssigem, aber fein zerstäubtem Zustande mit der angesaugten Verbrennungsluft gemischt und dann
                              									in Dampfform übergeführt wird.
                           Die Konstruktionen dieser sogen. Einspritzvergaser sind sehr mannigfaltig. Fast jede
                              									Motorenfabrik hat ihre eigenen Ausführungen. Nachstehend sollen verschiedene
                              									Einspritzvergaser gezeigt werden, die teils für stationäre, teils für
                              									Automobilmotoren im Gebrauch sind.
                           Fig. 3 veranschaulicht eine Körtingsche Vergasungseinrichtung, die sich für den Betrieb mit Benzin,
                              									Benzol, Spiritus usw. eignet. Der Apparat wird in den Saugkanal eingebaut und
                              									besteht aus dem (Behälter) Gehäuse a, dem Kolben mit
                              									Nadelventil b und dem Brennstoffzuführungsteil c. Bei c1 fließt der Brennstoff aus einem höher gelegenen
                              									Behälter zu. Während des Saughubes macht sich die Saugwirkung auch im Kanal d geltend; der Kolben b
                              									wird dadurch angehoben. Das Nadelventil läßt Brennstoff zufließen, der sich auf
                              									Tellern ausbreitet und durch einen zwischen Teller e
                              									und f sich bildenden Ringspalt als Flüssigkeitsschleier
                              									austritt. Die durch Kanal g kommende Luft zerstäubt den
                              									Brennstoff und mischt sich mit ihm. Die Regulierung erfolgt durch Drosselung der
                              									angesaugten Gemischmenge.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 659
                              Fig. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 659
                              Fig. 8.
                              
                           Die Vergasungseinrichtung an Motoren der Firma Moritz
                                 										Hille G. m. b. H. in Dresden-Löbtau zeigt Fig.
                                 										4. Das Einlaßventil A ist im Brennstoffventil
                              										B geführt. Mittels Feder C, die ihren Stützpunkt
                              									auf dem Teller vom Ventil A hat, wird das
                              									Brennstoffventil B auf seinen Sitz gepreßt. Sobald beim
                              									Saughub Einlaßventil A sich öffnet, nimmt es durch
                              									Mutter D das Brennstoffventil B mit. Der aus Kanal E kommende Brennstoff
                              									breitet sich auf Kegel B aus, wird von der angesaugten
                              									Luft mitgerissen und zerstäubt. Zur Unterstützung der Zerstäubung ist noch Sieb F eingebaut. Die Menge des zuzuführenden Brennstoffs
                              									wird mittels Nadel G geregelt. Die Regulierung kann
                              									durch Aenderung der Hubhöhe des Ventils A
                              									bewerkstelligt werden.
                           In den Fig. 5 und 6
                              									sind die Vergaser der Firma Scharrer & Groß in
                              									Nürnberg dargestellt. Der erstere kommt bei kleineren, der andere bei Motoren von
                              									etwa 15 PSe an aufwärts zur Verwendung. Beide
                              									Vergaser ermöglichen den Betrieb der Motoren mit Benzin, Benzol, Spiritus usw. Am
                              									Vergaser (Fig. 5) wird die von einem höher gelegenen
                              									Brennstoffbehälter kommende Brennstoffleitung bei a
                              									angeschlossen. Im Ringraum c sammelt sich etwas
                              									Brennstoff an. Während des Saughubes wird mittels Nocken, Hebel und Stößel Ventil
                              										b geöffnet. Der Brennstoff fließt durch Kanäle e aus und breitet sich auf Kegel f aus. Von der in der Pfeilrichtung zutretenden
                              									Verbrennungsluft wird er mitgerissen und zerstäubt. Nadel g dient zur Regelung der Menge des zufließenden Brennstoffs. Die
                              									Regulierung erfolgt durch Aussetzer, d.h. das Ventil b
                              									bleibt im gegebenen Moment geschlossen, so daß kein Brennstoff zufließen kann.
                           Der Vergaser nach Fig. 6 besteht aus dem
                              									Brennstoffzuführungsteil A, dem darüber sitzenden
                              									doppelwandigen Gehäuse B, durch das ein Teil der
                              									Auspuffgase oder des warmen Kühlwassers geleitet werden kann, und einem selbsttätig
                              									wirkenden Brennstoffventil C. Die Brennstoffleitung
                              									schließt bei F an. Die Menge des zufließenden
                              									Brennstoffs wird mittels Nadel E geregelt. Während des
                              									Saughubes wird die Luft in der Pfeilrichtung angesaugt, dabei hebt sich das Ventil
                              										C, der Brennstoff steigt in der Düse G und tritt durch die Rillen und Kanäle H aus. Die Ansaugeluft reißt den Brennstoff mit,
                              									zerstäubt ihn und mischt sich mit ihm. Die Regulierung erfolgt durch Drosselung der
                              									angesaugten Gemischmenge.
                           Die Firma Anton Schlütter, Motorenfabrik in München,
                              									rüstet ihre Motoren mit dem Vergaser nach Fig. 7 und
                              										8 aus. Dieser besteht eigentlich nur aus dem
                              									Brennstoffventil a und der Reguliernadel b. Beim Saughub wird das Brennstoffventil durch einen
                              									von der Einlaßventilsteuerung aus angetriebenen Hebel betätigt. Der Brennstoff
                              									fließt durch Kanal c aus, wird hier von der angesaugten
                              									Luft aufgefangen, mitgerissen und zerstäubt. Durch Verstellen der Muttern e kann der Zeitpunkt für das Oeffnen des
                              									Brennstoffventils verändert werden. Es ist angebracht, das Brennstoffventil etwas
                              									später öffnen zu lassen wie das Einlaßventil, damit im Saugkanal eine genügend hohe
                              									Luftgeschwindigkeit herrscht bis der Brennstoff zutritt. Dadurch wird vermieden, daß
                              									unzerstäubter Brennstoff in den Zylinder kommt.
                           Der Vergaser ermöglicht die Verwendung von Benzin, Benzol, Spiritus usw. als
                              									Brennstoff. Durch Versuche wurde noch festgestellt, daß er sich sogar für den
                              									Betrieb mit Petroleum eignet, allerdings ist dabei notwendig, den Motor wenigstens
                              									teilweise zu belasten. Die mit dem Vergaser erzielten Verbrauchszahlen schwanken bei
                              									Benzinbetrieb zwischen 290 g f. d. PSe/Std. bei
                              									einem dreipferdigen Motor und 245 g f. d. PSe/Std.
                              									bei einem zwölfpferdigen Motor; bei Benzolbetrieb sind diese Zahlen 270 g resp. 230
                              									g f. d. PSe/Std. Die Regulierung kann durch
                              									Aussetzer oder durch Verminderung des Hubes des Einlaßventils und damit auch des
                              									Brennstoffventils erfolgen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 660
                              Fig. 9.
                              
                           Der Vergaser nach Fig. 9 besteht aus dem Gehäuse a,
                              									dem Drehschieber b, dem Brennstoffventil c, der Düse d und der
                              									Reguliernadel e. Mittels Gewinde i ist der Vergaser in wagerechter Lage an den Saugkanal
                              									anzuschließen. Der Brennstoff fließt bei f zu. Beim
                              									Saughub wird sowohl durch die Schlitze g wie auch durch
                              									die kleine Bohrung h Luft angesaugt. Infolge des über
                              									ihm entstehenden Unterdruckes hebt sich Ventil c, so
                              									daß Brennstoff durch die Bohrung k der Düse d zufließen kann. Der von h kommende Luftstrom gelangt durch Bohrungen l und m in den Düsenkanal, trifft hier auf
                              									den von k kommenden Brennstoff, zerstäubt diesen und
                              									erzeugt an der Mündung der Düse einen großen Streukegel. Die durch die Schlitze g angesaugte Luft mischt sich mit dem aus der Düse
                              									austretenden gut zerstäubten Brennstoff. Infolge des großen Streukegels an der
                              									Düsenmündung entsteht ein sehr gleichmäßiges Gemisch. Durch Verdrehen des Schiebers
                              										b kann die Menge der durch die Schlitze g angesaugten Luft verändert werden.
                           Der mit dem Vergaser erzielte Brennstoffverbrauch ist äußerst günstig. Bei einem
                              									zwölfpferdigen Motor wurde er zu etwa 220 g f. d. PSe/Std. festgestellt, wobei Benzin mit einem spezifischen Gewicht von 720
                              									als Brennstoff diente. Der Vergaser eignet sich für Benzin, Benzol, Spiritus usw.
                              									Die Regulierung erfolgt durch Verminderung des Hubes des Einlaßventils.
                           Fig. 10 stellt den Vergaser der Motorenfabrik Heinrich Kämper in Berlin-Mariendorf dar. Der Brennstoff
                              									wird in den Behälter c gepumpt, in dem die Höhe des
                              									Brennstoffstandes durch ein Ueberlaufrohr konstant erhalten wird. Die
                              									Verbrennungsluft tritt durch die Schlitze J zu,
                              									streicht im Trichter g über die Brennstoffdüse d weg, reißt dabei den Brennstoff mit, zerstäubt ihn
                              									und mischt sich mit ihm. Dieses Brennstoffluftgemisch gelangt dann durch Schlitze
                              										h und i in den
                              									Saugkanal. Die Regulierung geht dabei auf folgende Weise vor sich: der
                              									Drosselschieber b steht mittels einem entsprechenden
                              									Gestänge unter dem Einfluß des Regulators. Durch Verdrehen des Schiebers werden die
                              									Schlitze i mehr oder weniger überdeckt, so daß sich
                              									dadurch die Menge des in den Saugkanal gelangenden Gemisches ändert, durch Schieber
                              										k kann, sobald das Gemisch einmal zu
                              									brennstoffreich werden sollte, frische Luft zugeführt werden. Der mit diesem
                              									Vergaser erzielte Brennstoffverbrauch betrug bei einem Vierzylindermotor, der bei
                              									520 Umdrehungen i. d. Min. etwa 65 PSe leistet, 260
                              									g f. d. PSe/Std., wobei Benzin mit einem spez.
                              									Gewicht von 710 als Brennstoff diente.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 660
                              Fig. 10.
                              
                           
                              (Schluß folgt.)