| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 669 | 
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                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Zur Berechnung von Anlaßwiderständen und
                                 										Motorsicherungen. E. Jasse gibt eine Methode,
                              									nach welcher die Anlaßwiderstände mit bezug auf Erwärmung zu berechnen sind. Es wird
                              									die Gleichung für den Strom beim Anlauf des Gleichstrom-Nebenschlußmotors
                              									entwickelt. Danach beträgt der Strom zur Zeit t, wenn
                              									der Anlasser auf der vten Stufe steht,
                           i=i_1\,\left[1+(\epsilon\,s-1)\,e^{-\frac{t-t_{v-1}}{T_v}}\right].
                           Hierin bedeutet i1 den stationären Strom des Motors bei einem
                              									gegebenen konstanten Lastdrehmoment M; εsi1 ist der erste Stromstoß auf der vten Stufe, der zur Zeit tv – 1 auftritt, εi1 derjenige Strom, bei welchem man auf
                              									die nächste Stufe übergeht, und s das Verhältnis zweier aufeinanderfolgenden
                              									Widerstandsstufen. Ferner ist Tv eine Größe, die bei der analytischen Darstellung
                              									des Stromes oder der Drehzahl dieselbe Rolle spielt, wie die Zeitkonstante bei der
                              									Erwärmung, sie wird daher auch die Anlaufzeitkonstante
                              									genannt; definiert wird sie durch die Gleichung
                           T_v=\frac{\Theta\,\omega_s}{M\,s^v},
                           wobei Θ das Trägheitsmoment der
                              									bewegten Massen und ωs
                              									die Grenzgeschwindigkeit zwischen Motor und Generator ist. Mit Hilfe der
                              									Stromgleichung wird dann zunächst die gesamte Anlaßzeit
                           
                              t_v=\frac{\Theta}{M}\,\frac{\omega_s}{s^n}\,\frac{s^n-1}{s-1}\,l\,n\,\frac{\epsilon\,s-1}{\epsilon-1}
                              
                           und dann das erforderliche Volumen des zu verwendenden
                              									Widerstandsmaterials berechnet. Bei stetigem Anlassen, d.h. wenn der Anlaßwiderstand
                              									stetig, ohne Sprünge, abnimmt, beträgt das erforderliche Volumen
                           V=\frac{\epsilon^3}{\epsilon-1}\,\frac{A}{m\,T},
                           worin A=\frac{1}{2}\,\Theta\,{\omega_n}^2
                              									die kinetische Energie der umlaufenden Massen (Motor und Last) bei stationärer
                              									Drehzahl, T die Wärmezeitkonstante und m die spezifische Belastung des Materials ist. Die
                              									Rechnung ergibt, daß das Volumen für ε = 1,5 am
                              									kleinsten wird; da nun VmT die Wärmekapazität des
                              									Materials darstellt, so erhält man aus der letzten Formel als wichtigstes Ergebnis,
                              									daß die Wärmekapazität zum mindesten gleich der 6,75-fachen
                                 										kinetischen Energie der zu beschleunigenden Massen sein muß. Ein
                              									Zahlenbeispiel zeigt ferner, daß während der Anlaßdauer mindestens etwa 82,5 v. H.
                              									der gesamten vom Netz gelieferten Energie in Wärme umgesetzt wird.
                           Im zweiten Teile der Arbeit wird das Verhalten von Schmelzsicherungen beim Anlassen
                              									untersucht. Bei Verwendung von Anlaßwiderständen genügt es im allgemeinen, die
                              									Sicherungen für den effektiven Strom, d.h. den quadratischen Mittelwert des Stromes
                              									während der Anlaßdauer zu bemessen. Bei einstufigem Anlassen, wenn der Motor also
                              									ohne Anlasser an das Netz geschaltet wird, ist es dagegen notwendig, daß die
                              									Wärmezeitkonstante Ts
                              									der Sicherung einen bestimmten Wert nicht unterschreitet. Setzt man
                           \lambda_0=\frac{\Theta}{M}\,.\,\frac{\omega_s}{T_s},
                           so erhält man die Bedingung
                           
                              s=\frac{2-2\,\lambda_0+{\lambda}^2}{\lambda_0}
                              
                           und da s für bestimmte
                              									Verhältnisse als gegebene Größe zu betrachten ist, so darf λ0 den durch die letzte Formel gegebenen
                              									Wert nicht überschreiten. Durch Kurven, die auf Grund der abgeleiteten Formeln
                              									berechnet sind, wird der Verlauf der Sicherungstemperatur unter verschiedenen
                              									Bedingungen graphisch dargestellt. Es wird ferner noch gezeigt, welchen Einfluß der
                              									Temperaturkoeffizient des Materials auf das Verhalten der Sicherung hat und
                              									schließlich kurz bewiesen, daß die abgeleiteten Regeln mit genügender Genauigkeit
                              									auch für Reihenschlußmotoren gelten. Die mitgeteilten Formeln sind im absoluten
                              									Maßsystem geschrieben. [Elektrotechnik und Maschinenbau 1912, Heft 32, 33.]
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                           Neue Fernsprechverbindungen mit Italien. Zurzeit wird eine
                              									1300 km lange, 4,5 mm starke Freileitung zur Verbindung von Berlin mit Mailand
                              									gebaut. Die Leitung wird mit Pupinspulen mit einer Induktivität von 0,2 Hy
                              									ausgerüstet; der Spulenabstand beträgt 10 km. Die Spulen sind so gebaut, daß die
                              									Leitung im Falle eintretenden Bedarfes später mit einer gleichen Leitung zu einer
                              									Doppelsprechleitung vereinigt werden kann. Die italienische Verwaltung beabsichtigt,
                              									diese Verbindung von Mailand nach Rom und Genua zu erweitern. Ob die Mailänder
                              									Leitung durch das bereits bestehende Simplonkabel oder durch ein unter Umständen neu
                              									zu bauendes Kabel geführt wird, ist noch nicht entschieden.
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                           Ueber die Verwendung der harmonischen Oberschwingungen des
                                 										Poulsen-Kreises bei Messungen der Wellenlänge. Von R. Lindemann. Lindemann benutzt die beim Poulsen-Kreise stark hervortretenden harmonischen Oberschwingungen als
                              									Hilfsmittel bei Messungen der Wellenlänge. Die Oberschwingungen treten um so stärker
                              									hervor, je mehr die Kurvenform des Hochfrequenzstromes von der Sinuslinie abweicht,
                              									d.h. je längere Zeit der Lichtbogen im Verhältnis zur Schwingungsdauer erlöschen
                              									bleibt. Dies erreicht man durch Verlängerung der Ladezeit (Vergrößerung der
                              									Kapazität oder Schwächung des Speisestromes). Hierdurch wird allerdings auch
                              									bewirkt, daß die Konstanz der Frequenz und die Intensität der Grundschwingung
                              									ungünstig beeinflußt werden. Im allgemeinen genügt aber die Intensität der
                              									Oberschwingungen auch bei derartigen Anordnungen, bei denen die Grundschwingung noch
                              									hinreichend konstant ist. Muß man aber Oberschwingungen höherer Ordnung benutzen, so
                              									müssen sie verstärkt werden, indem man zum Lichtbogen außer dem Hauptkreise von
                              									entsprechender Wellenlänge noch einen zweiten Schwingungskreis parallel legt, der
                              									auf die gewünschte kurze Welle abgestimmt ist.
                           
                           Zur Messung der Wellenlänge dienten Normalkreise von berechenbarer
                              									Eigenwellenlänge, die mit dem Primärkreise gekoppelt und auf die zur Messung
                              									benutzte Oberwelle abgestimmt wurden. Zur Angabe der Resonanz diente ein mit dem
                              									Resonator äußerst lose gekoppelter aperiodischer Kreis mit Blockkondensator und
                              									Tellur-Bleiglanzdetektor, dem ein Galvanometer parallel lag. Aus der so ermittelten
                              									Wellenlänge der Oberschwingung von bekannter Ordnungszahl wurde die Länge der
                              									Grundwelle bestimmt, und umgekehrt.
                           Die Meßresultate für lange und kurze Wellen zeigen, daß eine Meßgenauigkeit von ein
                              									Promille erreicht werden kann. Das ist besonders für kurze Wellen von Bedeutung,
                              									weil hier solche Genauigkeiten bisher nicht erreicht worden sind. [Ber. d. Deutsch.
                              									Phys. Ges. 1912, Heft 12.]
                           Th.
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                           Fernsprechkabel Berlin-Köln. Der erste Schritt zu einer
                              									unterirdischen Fernsprechverbindung der Reichshauptstadt mit dem Westen wird in
                              									diesem Jahre mit der Verlegung eines Kabels zwischen Berlin und Magdeburg (150 km)
                              									getan werden. Für Beschaffung und Auslegung des Kabels sind im Reichsetat 5 Mill.
                              									Mark bereitgestellt. Das Kabel wird im allgemeinen als Röhrenkabel verlegt. Es
                              									enthält 52 Aderpaare, die 3 und 2 mm ∅ haben. Je zwei Doppeladern sind nach dem
                              									Dieselhorst-Martinsystem zu einem Adervierer verseilt. Dieser Aufbau gestattet, im
                              									Bedarfsfalle je zwei Doppelleitungen zu einer neuen Leitung, der Vierer- oder
                              									Doppelsprechleitung, zu vereinigen. Die Leitungen sind mit Doppelspulen ausgerüstet.
                              									Dadurch, daß man die Fernsprechverbindungen in die Erde legt, braucht man Störungen
                              									durch Schneefälle, Stürme, Gewitter nicht mehr zu befürchten. Abgesehen davon, daß
                              									die hohen Unterhaltungskosten in Wegfall kommen, welche die Freileitungen im
                              									allgemeinen und insbesondere wegen der erwähnten Störungen fordern, ergibt sich bei
                              									Verwendung von Kabeln der Vorteil eines gleichmäßig guten Betriebes, der sowohl im
                              									Interesse der Reichspostverwaltung als auch des Publikums liegt.
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                           Im Anschluß an den Aufsatz „Ueber das Erdöl“ von Romberg in Heft 33 bis 39 dieses Jahrganges werden einige Notizen über
                              									weitere Treibmittel für Diesel-Motoren interessieren,
                              									welche sich insbesondere mit der Verwendungsmöglichkeit von in Deutschland
                              									hergestelltem Teere und seinen Destillaten beschäftigen.
                           Die Darstellung des Teeres findet in großem Maße in den Destillationskokereien statt,
                              									deren Produktion seit den achtziger Jahren bis 1910 von etwa 18000 t im Jahr auf
                              									etwa 823000 t gestiegen ist. Die Gesamtproduktion an Teer durch die Kokereien,
                              									Gasanstalten und die Braunkohlen-, Schiefer- und Torfschwelereien einschl. des Oel-
                              									und Wassergasteers betrug in Deutschland 1910 rund 1265000 t, 1911 rd. 1350000 t.
                              									Die Verwendung des Teeres als Rohstoff ist gering, etwa 80 v. H. werden destilliert.
                              									Das wichtigste Destillat ist das Teeröl, dessen Erzeugung bei einer Ausbeute des
                              									Teeres an Teeröl von 30 bis 40 v. H. etwa 400 bis 450000 t im Jahr beträgt.
                              									Insgesamt werden etwa 20 bis 25 v. H. des Brennstoffverbrauchs für
                              									Verbrennungskraftmaschinen durch Teeröl gedeckt, und zwar sind im Jahre 1911 rd.
                              									20000 t Teeröl hierzu verbraucht.
                           Rohteer hat sich wegen der Schwierigkeit, eine regelmäßige Zündung und vollkommene
                              									Verbrennung zu erzielen, bisher als wenig geeignet erwiesen, sofern er nicht eine
                              									gleichmäßige chemische Beschaffenheit und Reinheit besitzt. Kokereiteer ist wegen
                              									der darin enthaltenen festen Kohleteilchen schwer verwendbar.
                           Der Preis des Rohteeres bewegt sich zurzeit zwischen 20 und 25 M/t, der des Teeröles
                              									beträgt frei Verbrauchsstelle etwa 45 M/t.
                           Häufige Anwendung als Treibmittel für Diesel-Motoren
                              									findet neuerdings noch das Naphthalin, ebenfalls ein Destillationsprodukt des
                              									Teeres, das jedoch des hohen Schmelzpunktes wegen (79,6° C) erst verflüssigt und
                              									dann vorgewärmt werden muß. Sein Preis beträgt je nach Reinheit 50 bis 100 M/t.
                              									Gegenwärtig herrscht in Deutschland noch eine Ueberproduktion an Treibmitteln für
                              									Verbrennungsmotoren. Vergleicht man die in Deutschland erzeugte und die eingeführte
                              									Menge der für Verbrennungskraftmaschinen geeigneten Oele mit der Menge, die für die
                              									verschiedenartigen Verwendungsgebiete verbraucht und exportiert wird, so ergibt sich
                              									eine für den Motorenbetrieb zur Verfügung stehende Menge von rd. 185000 t im Jahr,
                              									der ein tatsächlicher Bedarf von etwa 75000 t im Jahr gegenübersteht.
                              										[„Glückauf“ Nr. 25, 22. Mai 1912.]
                           Dipl.-Ing. Ritter.
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                           Schutzeinrichtung für Papier-Querschneidemaschinen. Der §
                              									29 der abgeänderten Unfallverhütungsvorschriften der
                              									Papiermacher-Berufsgenossenschaft, Ausgabe 1905, bestimmt, daß bei allen
                              									Querschneidern eine Warnungstafel mit der Inschritt: „Hand weg, Messer!“
                              									anzubringen ist.
                           Diese, von den meisten Betriebsleitungen gegebene Vorschrift wird häufig nicht
                              									befolgt. Tritt eine Stauung des Papiers oder ein Zurückbleiben der Papierbahn ein,
                              									so greift der Arbeiter unter dem hochgehenden Obermesser des Schneideapparates
                              									hindurch und versucht die Papierbahn schnell hindurchzuziehen. Er sucht die Störung
                              									während des Ganges der Maschine zu beseitigen, statt die Maschine vorher
                              									abzustellen. In zahlreichen Fällen ereignen sich hierbei auch schwere Unfälle, z.B.
                              									Abschneiden der vier Finger einer Hand, indem der niedergehende Preßbalken den Arm
                              									festhält und die Messer die Verletzung herbeiführen. Eine andere Gruppe von
                              									Unglücksfällen geschieht, wenn die Maschine in Gang gesetzt wird, solange noch ein
                              									Arbeiter an derselben tätig ist.
                           Wesentlich geringer ist die Unfallgefahr bei allen Querschneidern mit selbsttätigen
                              									Bogenlegern und mit Abnahmefilz. Der bedienende Arbeiter hat seine Tätigkeit
                              									entfernt von den Messern auszuüben und kann die gefährliche Stelle nur auf Umwegen
                              									erreichen.
                           Zahlreiche Versuche, der Unfallgefahr durch eine geeignete Schutzvorrichtung zu
                              									begegnen, waren erfolglos. Sie verengten den freien Weg für den Durchgang der Papierbahn zu sehr.
                              									Auch die Schutzeinrichtung der Firma Carl Krause, Leipzig
                              									(D. R. P. 136219) hat sich nicht in der erhofften Weise eingeführt. Eine neuere
                              									Einrichtung des früheren Maschinenbauinspektors der Reichsdruckerei Töbelmann, Berlin, ist dort seit Jahren im Betriebe. Sie
                              									ist an einem Querschneider, welcher ein bis zwei Rollen Briefmarkenpapier schneidet,
                              									angebracht. Sie dürfte sich nur zum Schneiden weniger Rollen dünnen Papiers
                              									eignen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 671
                              o Schutz für den Riegel r.
                              
                           Für große Papierfabriken hat sich die Einrichtung der Firma C. G. Haubold jr., G. m. b. H., Chemnitz, bewährt. Das zu
                              									schneidende Papier gelangt durch die Zugpresse Z zur
                              									Druckpresse P mit dem festen Querschneidemesser b. Es wird dann von den Förderwalzen c und d erfaßt und auf den
                              									Tisch T abgelegt. Gleichzeitig ist die Presse Z bis an die Presse P
                              									gelangt. P schließt sich. Das schwingende Obermesser
                              										a und zusammen mit ihm auch die Förderwalzen c und d senken sich, der
                              									abgeschnittene Bogen fällt auf den Ablagetisch T. Es
                              									hebt sich das Obermesser a und mit ihm die Walzen c und d.
                              									Sie verhindern abermals das Greifen unter die Presse P oder zwischen die Messer.
                           Im Falle von Verstopfungen muß es möglich sein, mit der Hand unter die Presse greifen
                              									zu können. Zu diesem Zweck kann die Schutzwalze e durch
                              									den Handgriff s gehoben werden. Beim Anheben des
                              									Handgriffs s wird mittels der Hebel z, i, k die Zugstange l
                              									verschoben und die feste Ausrückstange g durch den
                              									Riegel r festgestellt. Die Maschine kann während des
                              									Arbeitens an der Einfuhrstelle nicht eingerückt werden. Es muß zuvor die Schutzwalze
                              										e gesenkt, das Hebelwerk z,
                                 										i, k, l betätigt und die Einrückstange g
                              									entriegelt werden.
                           Die Vorzüge der Einrichtung sind: Das bei ähnlichen Schutzeinrichtungen übliche
                              									Schutzbrett ist durch ein paar Filzwalzen ersetzt, welche die Schnittstelle völlig
                              									verdecken und ein Hineingreifen in die Schnittstelle verhindern, sodann kann die
                              									Maschine erst in Gang gesetzt werden nachdem die gefährliche Stelle geschützt
                              									ist.
                           Schultze.