| Titel: | ÜBER FERNTHERMOMETER FÜR TECHNISCHE ZWECKE. | 
| Autor: | A. Koepsel | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 722 | 
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                        ÜBER FERNTHERMOMETER FÜR TECHNISCHE
                           								ZWECKE.
                        Von Dr. A. Koepsel in
                           									Charlottenburg.
                        KOEPSEL: Ueber Fernthermometer für technische Zwecke.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Es wird auseinandergesetzt, warum die elektrischen Thermometer für
                              									gewisse Zwecke vor den Quecksilberthermometern den Vorzug verdienen. Die Vorteile
                              									der Widerstandsthermometer vor den thermoelektrischen Thermometern werden erörtert,
                              									und die Forderungen für ein zu technischen Zwecken brauchbares
                              									Widerstandsthermometer aufgestellt. Endlich werden praktische Ausführungsformen
                              									solcher Thermometer namhaft gemacht und näher beschrieben, und zum Schluß ein kurzer
                              									Ueberblick über die Verwendungsgebiete derselben gegeben.
                           ––––––––––
                           Für die Messung von Temperaturen war man bisher auf die Ausdehnung der Gase oder der
                              									Metalle angewiesen. In der Technik hat sich das Wasserstoffthermometer, welches zwar
                              									die genauesten Resultate ergibt, nicht einbürgern können wegen der
                              									Unbequemlichkeiten, die mit seinem Gebrauch verbunden sind. Das
                              									Quecksilberthermometer hat für lange Zeit die Vorherrschaft innegehabt, weil es für
                              									die meisten Zwecke ausreichte und wegen seiner Einfachheit und Wohlfeilheit am
                              									ehesten allgemeine Verbreitung finden konnte. Immerhin war seine leichte
                              									Zerbrechlichkeit ein Faktor, der es wünschenswert erscheinen ließ, einen Ersatz
                              									dafür zu besitzen.
                           Trotzdem hätte seine Vorherrschaft wohl noch länger angehalten, wenn nicht weitere
                              									Forderungen der Industrie hinzugetreten wären, welche das Quecksilberthermometer
                              									nicht wohl zu erfüllen imstande war.
                           Hierher gehört in erster Linie das Bedürfnis der Messung hoher Temperaturen. Hier war
                              									dem Quecksilberthermometer bald eine Grenze gesetzt, denn da Quecksilber bereits bei
                              									360° siedet, so mußte man, um den Siedepunkt künstlich zu erhöhen, in die Kapillare
                              									Gase mit hohem Druck hineinpressen. Aber auch hiermit kommt man höchstens auf
                              									Temperaturen von etwa 550° C, über welche hinaus selbst schwer schmelzbares
                              									Spezialglas die nötige Festigkeit verliert.
                           Für die Messung hoher Temperaturen mußte man sich daher nach anderen Methoden
                              									umsehen.
                           Hier setzte nun die Elektrotechnik ein und schuf Methoden und Apparate, welche nicht
                              									nur für hohe Temperaturen befriedigende und exakte Resultate ergaben, sondern
                              									auch in gleicher Weise für niedrige Temperaturen verwendbar sind.
                           Die elektrischen Temperaturmessungen beruhen erstens auf der thermoelektromotorischen
                              									Kraft, welche an der Berührungsstelle zweier verschiedener Metalle bei
                              									Temperaturänderung entsteht und welche dieser Temperaturänderung nahezu proportional
                              									ist; zweitens auf der Veränderung des elektrischen Leitungswiderstandes reiner
                              									Metalle, welche durch Temperaturänderung entsteht und welche dieser
                              									Temperaturänderung ebenfalls nahezu proportional ist.
                           Die erstere Methode eignet sich hauptsächlich für solche Fälle, wo große
                              									Temperaturdifferenzen in Frage kommen, weil einmal die therm. E. M. K. für die
                              									Temperatureinheit sehr gering ist, und weil zweitens diese Methode von der
                              									Temperatur des Beobachtungsraumes abhängig ist, und sich daher Temperaturänderungen
                              									der letzteren bei der Messung kleiner Temperaturdifferenzen viel störender bemerkbar
                              									machen, als wenn es sich um große Temperaturintervalle handelt.
                           Die zweite Methode der Widerstandsmessung ist von diesen Mängeln frei und kann, da
                              									für Widerstandsmessungen sehr empfindliche Methoden existieren, sowohl für kleine,
                              									als auch für große Temperaturintervalle benutzt werden und gibt in beiden Fällen
                              									exaktere Resultate als die thermoelektrische Methode. Außerdem kann die
                              									Uebertragungsentfernung als fast unbegrenzt bezeichnet werden, was als ein
                              									besonderer Vorteil der elektrischen Thermometer betrachtet werden muß. Wir wollen
                              									uns daher mit der letzteren Methode als der exakteren und aussichtsvolleren
                              									beschäftigen.
                           Die Widerstandsänderung der Metalle mit der Temperatur ist in hohem Grade von der
                              									Reinheit derselben abhängig, und zwar ist sie um so größer, je reiner das Metall
                              									ist, so daß der sogenannte Temperaturkoeffizient d.h. die Widerstandsänderung für
                              									die Einheit der Temperaturänderung direkt als ein Kriterium für die Reinheit des
                              									Metalls betrachtet werden kann. Temperaturkoeffizient und Leitungsfähigkeit
                              									stehen ebenfalls in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander, und zwar ist bei ein
                              									und demselben Metall der Temperaturkoeffizient um so höher, je höher die
                              									Leitungsfähigkeit des Metalls ist.
                           Die geringe Verschiedenheit des Temperaturkoeffizienten reiner Metalle, welche sich
                              									zwischen den Grenzen 0,0037 und 0,0044 bewegt, scheint darauf hinzudeuten, daß
                              									wirklich reine Metalle ein und denselben Temperaturkoeffizienten von etwa 0,0042
                              									haben und daß Abweichungen davon gewissen Verunreinigungen zuzuschreiben sind, z.B.
                              									der hohe Koeffizient des Eisens der Gegenwart von Kohlenstoff, der geringe des
                              									Platins der Gegenwart von Wasserstoff.
                           Legierungen, welche hohen Widerstand besitzen, zeigen fast durchweg kleinen
                              									Temperaturkoeffizienten. Eine Ausnahme davon machen einige Nickelstahllegierungen,
                              									welche bei sehr hohem spezifischem Widerstand Temperaturkoeffizienten von der Größe
                              									desjenigen der reinen Metalle aufweisen. So z.B. zeigt ein Nickelstahl mit 48 v. H.
                              									Nickel bei einem Widerstand von 0,5 (Hg = 1) einen Temperaturkoeffizienten von
                              									0,0031 pro 1° C und ein solcher mit 57 v. H. Nickel bei einem Widerstand von 0,4 (Hg
                              									= 1) einen Temperaturkoeffizienten = 0,0033 pro 1° C, und es dürfte nicht
                              									ausgeschlossen sein, daß gewisse Nickelstahllegierungen höhere
                              									Temperaturkoeffizienten zeigen könnten als die reinen Metalle, ein Ziel, das für die
                              									Thermometrie als erstrebenswert bezeichnet werden muß.
                           Das Bestreben der Technik, mit möglichst unempfindlichen Meßinstrumenten auszukommen,
                              									dem die Erfahrung zu Grunde liegt, daß die unempfindlichen Meßinstrumente meist die
                              									einfachsten, haltbarsten und last not least billigsten sind, führt bei elektrischen
                              									Widerstandsthermometern zu der Forderung eines möglichst hohen
                              									Temperaturkoeffizienten. Als ein glücklicher Umstand ist es hierbei zu betrachten,
                              									daß die höchsten Temperaturkoeffizienten auch den reinsten Metallen angehören, denn
                              									sie werden daher auch die konstantesten sein, da ein Metall Molekularveränderungen
                              									durch Erhitzung und Wiederabkühlung usw. um so weniger unterworfen sein wird, je
                              									reiner es ist.
                           Man wird daher für Widerstandsthermometer reine Metalle verwenden. Da mit der
                              									Erhitzung und Wiederabkühlung meist Oxydationserscheinungen verbunden sind, die den
                              									Widerstand des Thermometers verändern, so muß man sich nach solchen Metallen
                              									umsehen, bei denen diese Gefahr nicht besteht, d.h. es müßten Edelmetalle gefordert
                              									werden. Für die Technik tritt hier der Preis als störender Faktor hervor.
                           Man wende hier nicht ein, daß ja die Dicke des Drahtes beliebig klein gewählt werden
                              									kann, so daß der Preis des Materials keine Rolle spiele. Dem ist entgegenzuhalten,
                              									daß man mit der Dicke des Drahtes nicht wohl unter eine bestimmte Grenze gehen kann,
                              									wenn man nicht den Vorteil der unempfindlichen Meßinstrumente aufgeben will, den die
                              									Technik nicht entbehren kann; denn der durch das Thermometer fließende Meßstrom
                              									erwärmt dasselbe; diese Erwärmung ist aber der Masse des als Thermometer dienenden
                              									Widerstandes umgekehrt proportional. Man wird daher dem Thermometer eine solche
                              									Masse geben müssen, daß bei den in der Technik nicht zu unterschreitenden
                              									Stromstärken die Eigenerwärmung des Thermometers unter der Grenze bleibt, welche als
                              									zulässiger Fehler des Instrumentes betrachtet werden kann, d.h. die Eigenerwärmung
                              									darf höchstens einige Zehntel Grad über die Umgebungstemperatur betragen.
                           Unter Zugrundelegung dieser Forderung ergibt sich indessen für das Thermometer eine
                              									Masse, für welche die Verwendung von Edelmetallen sich als zu kostspielig
                              									herausstellen würde, wenigstens, wenn man Instrumente mit einem Gütefaktor von
                              									mindestens 0,15\,\frac{\mbox{Drehmoment}}{\mbox{Spulengewicht}}
                              									verwenden will, die für die Technik noch als zulässig erachtet werden können.
                              									Fernthermometersysteme, welche dieser Forderung nicht genügen, müssen als für die
                              									Technik unbrauchbar bezeichnet werden.
                           Wohl oder übel wird man sich also nach einem Metall umsehen müssen, welches mit nicht
                              									zu hoher Leitungsfähigkeit den Vorteil der schweren Oxydierbarkeit verbindet, und
                              									welches in genügender Reinheit und Konstanz erhältlich ist.
                           Ein solches Metall ist Nickel. Es besitzt ungefähr den gleichen Widerstand wie
                              									Platin, ist in genügender Reinheit (99,5 v. H.) erhältlich, besitzt dabei einen
                              									Temperatur-Koeffizienten von 0,0042 pro 1° C, ist schwer oxydierbar und ungefähr 800
                              									mal wohlfeiler als Platin.
                           Das vorher Gesagte bezieht sich natürlich nur auf solche Fernthermometer, welche zur
                              									Messung kleinerer Temperaturintervalle von etwa 50° C bestimmt sind. Für
                              									Temperaturintervalle, welche sich auf mehrere Hundert Grad erstrecken, können
                              									indessen vom ökonomischen Standpunkte aus ebensowohl Edelmetalle Verwendung finden,
                              									weil hier die Widerstandsänderungen so groß sind, daß man mit so kleinen
                              									Stromstärken auskommt, daß auch sehr dünne Drähte nicht nennenswert erwärmt werden
                              									und doch die Verwendung relativ unempfindlicher Apparate gestatten. Bei so hohen
                              									Temperaturen also, wo die Benutzung unedler Metalle wegen deren Oxydierbarkeit
                              									ausgeschlossen ist, leistet das Widerstandsthermometer aus Edelmetall auch in
                              									ökonomischer Hinsicht noch vorzügliche Dienste, trotzdem ihm hier das Thermoelement
                              									wegen seiner Einfachheit den Rang streitig machen kann, weil hier die Schwankungen
                              									der Raumtemperatur, von denen das Widerstandsthermometer fast frei ist, keine so
                              									große Rolle spielen, als es bei der Messung kleiner Temperaturintervalle der Fall
                              									ist.
                           Fragen wir nun, welche Vorteile die elektrische Temperaturmessung, welche doch in
                              									jedem Falle umständlicher und kostspieliger ist als die mit dem
                              									Quecksilberthermometer, überhaupt besitzt, um trotz dieser scheinbaren Nachteile
                              									doch begehrenswert zu erscheinen, so sind es in der Hauptsache drei Punkte, welche
                              									als überwiegender Vorteil dieser Methode zu betrachten sind. Diese bestehen darin,
                              									daß erstens das elektrische Thermometer über die ganze Temperaturskala hin von etwa
                              									– 260° C bis + 2000° C gebraucht werden kann, während das Quecksilberthermometer nur
                              									ein Intervall von etwa – 30° C bis + 500° C umfaßt; zweitens das elektrische Thermometer eine
                              									Konstanz besitzt, welche vom Quecksilberthermometer nicht erreicht wird, trotzdem
                              									hier in jüngster Zeit durch die bahnbrechenden Arbeiten der Firma Schott & Gen. in Jena viel gebessert worden ist;
                              									drittens, und das ist wohl die Hauptsache, daß die Angaben des elektrischen
                              									Thermometers mühelos auf weite Entfernungen übertragen werden können.
                           Die elektrischen Thermometer werden daher in erster Linie als Fernthermometer ihren
                              									Rang behaupten, und da gerade in jüngster Zeit für viele industrielle Betriebe die
                              									Fernmessung von Temperaturen geradezu ein Bedürfnis geworden ist, so erhält diese
                              									Art der Temperaturmessung eine immer steigende Bedeutung und immer umfangreichere
                              									Verwendung.
                           Infolgedessen entstand auf diesem Gebiete ein neuer Industriezweig, welcher sich die
                              									Aufgabe stellte, den Bedürfnissen der Technik nach Temperaturfernmeßapparaten
                              									nachzukommen.
                           Die Firma Dr. A. Koepsel, G. m. b. H., in Charlottenburg,
                              									hat sich speziell mit der Ausbildung derartiger Anlagen für industrielle und
                              									behördliche Betriebe befaßt und eine Reihe von Spezialkonstruktionen ausgeführt,
                              									welche den technischen Bedürfnissen in weitgehendster Weise entsprechen.
                           Im nachfolgenden sollen einige dieser Spezialkonstruktionen besprochen und an Hand
                              									von Abbildungen erläutert werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 723
                              Fig. 1.
                              
                           Das Grundprinzip dieser Konstruktionen bildet die Wheatstonesche Brücke (Fig. 1). Die
                              									Widerstände abc sind konstant und mit der Temperatur
                              									nicht veränderlich. Der Widerstand t, welcher das
                              									Thermometer bildet, ist mit der Temperatur veränderlich. Verhalten sich die
                              									Widerstände a : b wie c : t, so fließt kein Strom durch das in den Brückenzweig
                              									eingeschaltete Galvanometer. Aendert sich nun t mit der
                              									Temperatur, während ab
                              									Fig. 1. und c konstant
                              									bleiben, so zeigt das Galvanometer einen Strom an, welcher der Widerstandsänderung
                              									von t nahezu proportional ist. Da nun die
                              									Widerstandsänderung von t der Temperaturänderung
                              									proportional ist, so ist der Ausschlag des Galvanometers der Temperaturänderung
                              									proportional, d.h. der Ausschlag des Galvanometers ist ein direktes Maß für die
                              									Temperaturänderung.
                           Wenn abct die Widerstände der vier Zweige sind, G der Widerstand des Galvanometers, E die E. M. K. der Batterie, so ist der durch das
                              									Galvanometer fließende Strom
                              										i=\frac{E\,(a\,t-b\,c)}{G\,(a+b)\,(c+t)+a\,b\,(c+t)+c\,t\,(a+b)}.
                           Wie man sieht ist i von der E. M. K. der Batterie
                              									abhängig, da indessen letztere mit der Zeit etwas abnimmt, z.B. bei Verwendung von
                              									Akkumulatoren bis zu 10 v. H., so würde die Anzeige des Galvanometers nach
                              									längerem Gebrauch bis zu 10 v. H. fehlerhaft sein können. Um diesem Uebelstande
                              									vorzubeugen, gibt es zwei Mittel: entweder, man versieht das Galvanometer mit einem
                              									Nebenschlußwiderstand, welcher dem Rückgange der E. M. K. der Batterie entsprechend
                              									erhöht werden kann, so daß ein entsprechend höherer Prozentsatz des Stromes durch
                              									das Galvanometer fließt; oder man versieht das Galvanometer mit einem magnetischen
                              									Nebenschluß, welcher gestattet, das magnetische Feld des Drehspulengalvanometers dem
                              									Rückgange der E. M. K. der Batterie entsprechend zu vergrößern.
                           Der letztere Weg ist der einfachere und genauere, denn durch die Aenderung des
                              									magnetischen Feldes wird die Empfindlichkeit des Galvanometers über die ganze Skala
                              									hinweg gleichmäßig verändert, während der Widerstand des Instrumentes konstant
                              									bleibt, außerdem ist eine Beeinträchtigung der Angaben durch Uebergangswiderstände
                              									an Schleifkontakten, die beim Nebenschlußwiderstand leicht auftreten kann,
                              									ausgeschlossen.
                           Es gibt auch noch eine dritte Methode, die Veränderung der E. M. K. der Batterie ohne
                              									Regulierung gänzlich auszuschalten, d. i. die Differentialschaltung mit gekreuzten
                              									Spulen, bei welcher das Galvanometer kein Direktionsmoment besitzt. Hierbei wird die
                              									Zeigerstellung durch das Verhältnis zweier Stromkomponenten bestimmt, welches
                              									Verhältnis von der E. M. K. der Batterie unabhängig ist. Diese Methode erfordert
                              									indessen Spezialinstrumente und besitzt daher den Nachteil größerer Kostspieligkeit,
                              									welcher in der Technik eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.
                           Wir wollen uns daher nur mit der zweiten Methode als der vorteilhaftesten
                              									beschäftigen. Um die Angaben des Galvanometers trotz Herabgehens der E. M. K. der
                              									Batterie konstant zu erhalten, wird folgendermaßen verfahren. Ein mit der Temperatur
                              									nicht veränderlicher Widerstand wird statt des Thermometers in den Stromkreis
                              									eingeschaltet; dieser Widerstand wird so gewählt, daß er gleich dem Widerstand des
                              									Thermometers bei einer bestimmten Temperatur, z.B. 30°, ist, dann muß sich, wenn die
                              									E. M. K. der Batterie unverändert geblieben ist, das Galvanometer auf 30° C
                              									einstellen. Ist aber die E. M. K. der Batterie zurückgegangen, so wird der Zeiger
                              									unter 30° C stehen bleiben. Will man nun erreichen, daß das Galvanometer trotzdem
                              									wieder richtig zeigt, so verstärkt man mittels des magnetischen Nebenschlusses das
                              									magnetische Feld so, daß sich der Zeiger wieder auf 30° C einstellt. Auf diese Weise
                              									werden auch sämtliche anderen Stellungen proportional korrigiert, d.h. das
                              									Instrument zeigt in allen Stellungen wieder richtig.
                           Nun ist aber noch ein Hauptpunkt zu beachten, welcher die Angaben des Thermometers
                              									beeinflussen kann; das sind die Zuleitungen. In ausgedehnten Fernthermometeranlagen
                              									kommen Zuleitungen von 100 m Länge und mehr in Betracht, deren Widerstand nicht
                              									vernachlässigt werden darf, zumal wenn man bedenkt, daß wegen der Kostspieligkeit
                              									solcher Leitungen der Querschnitt so klein gewählt werden muß, als es deren
                              									Festigkeit zuläßt, d.h. es kommen Widerstände hierbei in Betracht, welche sich auf mehrere Ohm
                              									belaufen und welche daher die Angaben des Thermometers um viele Grade beeinflussen
                              									würden. Außerdem erleiden diese Zuleitungen ebenfalls eine Veränderung mit der
                              									Temperatur, welche ebenfalls zur Fälschung der Resultate beitragen würden.
                           Um ersteren Einfluß zu beseitigen, wird vor jedes der Fernthermometer t noch ein konstanter Widerstand r geschaltet, welcher so groß gewählt wird, als dem
                              									Widerstand der zu erwartenden längsten Leitung entspricht. Um das Gleichgewicht der
                              									Brücke zu erhalten, wird vor c ein Widerstand
                              										\frac{a}{b}\,r geschaltet. Der Apparat wird nun mit diesen
                              									Widerständen unter Verwendung kurzer Zuleitungen, deren Widerstand vernachlässigt
                              									werden kann, geeicht. Wird nun an Ort und Stelle ein Thermometer mit langen
                              									Zuleitungen angeschaltet, so zeigt der Apparat eine dem zusätzlichen Widerstand der
                              									Zuleitungen entsprechende höhere Temperatur an und es wird nun der vorgeschaltete
                              									Widerstand r um so viel verkleinert, als dem
                              									Widerstände der Zuleitung entspricht; dann enthält der Thermometerzweig wieder genau
                              									denselben Widerstand t + r wie bei der Eichung und das Thermometer zeigt daher
                              									richtig.
                           Um hierbei eine Widerstandsmessung der Zuleitungen oder die Temperaturmessung des
                              									Raumes zu umgehen, kann man statt des Thermometers eine mit der Temperatur
                              									unveränderliche Widerstandsspule einschalten, deren Wert gleich dem Widerstand des
                              									Thermometers bei einer bestimmten Temperatur, z.B. 30° C, ist, und man reguliert nun
                              									durch Verkleinerung des Hilfswiderstandes r das
                              									Galvanometer auf diese Temperatur (30° C) ein. Wird dann obige Widerstandsspule
                              									durch das Thermometer ersetzt, so zeigt es richtig.
                           Der zweite Einfluß, die Widerstandsänderung der Zuleitungen mit der Temperatur,
                              									ließe sich vollständig nur durch Verwendung zweier weiterer Zuleitungen zum
                              									Widerstand c, welche neben die Thermometerzuleitungen
                              									gelegt werden, vollständig kompensieren. Da dies indessen zu kostspielig sein würde,
                              									so begnügt man sich mit einer angenäherten Kompensation, welche darin besteht, daß
                              									man den Thermometerwiderstand groß macht im Verhältnis zum Widerstand der
                              									Zuleitungen. Bei den Fernthermometern der Firma Dr. A.
                                 										Koepsel, G. m. b. H., beträgt der Thermometerwiderstand 60 Ohm, der
                              									Verschaltwiderstand zum Ausgleich der Zuleitungen 6 Ohm. Mit Zuleitungen von 1 qmm
                              									Querschnitt kann also die Temperatur auf eine Entfernung von etwa 180 m übertragen
                              									werden und die Temperaturänderung der Zuleitungen geht nur mit etwa 8 v. H. in die
                              									Messung ein, da der Temperaturkoeffizient des Kupfers nur etwa 80 v. H. von dem des
                              									reinen Nickels ist. Bedenkt man, daß Fehler dieser Größe nur bei der längsten
                              									Zuleitung von 180 m in Betracht kommen und daß die Zuleitungen meist in Räumen
                              									liegen, deren Temperaturschwankungen 5 bis höchstens 10° nicht übersteigen, so
                              									dürfte der hierdurch involvierte Fehler im Durchschnitt nur einige Zehntel Grad
                              									betragen. Wo größere Genauigkeit gewünscht wird, kann dieser Fehler durch
                              									Vergrößerung des Thermometerwiderstandes oder des Querschnittes der Zuleitungen noch
                              									beliebig reduziert werden. Für die meisten technischen Zwecke reicht indessen ein
                              									Thermometerwiderstand von 60 Ohm und ein Querschnitt der Zuleitungen von 1 qmm
                              									vollständig aus.
                           
                              (Schluß folgt.)