| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 729 | 
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                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Der Wasserumlauf in Dampfkesseln (im Anschluß an
                              									einen Aufsatz von B. Schapira in „Zeitschrift für
                                 										Dampfkessel und Maschinenbetrieb“ 1912, Nr. 37). Die Bewegung des Wassers in
                              									Dampfkesseln findet immer selbsttätig statt. Sie wird verursacht durch die Störung
                              									des statischen Gleichgewichts des Kesselwassers, also durch den Umstand, daß der
                              									Dampf nicht in der ganzen Masse des Wassers gleichmäßig, sondern nur an den
                              									Grenzflächen der Wassermasse entsteht, wo diese mit den Heizflächen in Berührung
                              									ist. Es kommt hinzu, daß die Dampfentwicklung an verschiedenen Stellen des Kessels
                              									wegen verschieden hoher Temperatur der Heizflächen verschieden ist.
                           Die Wasserbewegung im Kessel ist, abgesehen davon, daß sie von selbst eintritt, auch
                              									eine Notwendigkeit, um die Dampfblasen so schnell wie möglich von den Heizflächen
                              									wegzuführen, und diesen dadurch die Gelegenheit zur Erzeugung neuen Dampfes zu
                              									geben. Dieser Gesichtspunkt führt dazu, die Kessel so zu bauen, daß der von selbst
                              									entstehende Umlauf vorgezeichnete Bahnen annimmt, denen er mit möglichst geringen
                              									Hindernissen fortgesetzt zu folgen hat.
                           Eine geregelte Wasserströmung im Kessel hängt aber von der Bauart dieses letzteren
                              									allein nicht ab. Versuche mit einer U-förmigen Glasröhre, deren Schenkel nach oben
                              									gerichtet und an den Boden eines größeren Gefäßes angeschlossen waren, ergaben, daß
                              									destilliertes Wasser auf chemisch gereinigten Glasflächen nur in Form ungewöhnlich
                              									großer Blasen verdampft, die nur pulsierend aufsteigen, und demgemäß, da sie eine
                              									Kühlwirkung auf den in ihrem Bereiche liegenden Teile des Rohres kaum noch ausüben,
                              									eine Ueberhitzung und Explosion des Rohres verursachen können.
                           War das Wasser in dem Glasrohr vor seiner Verdampfung längere Zeit der Atmosphäre
                              									ausgesetzt, also nicht mehr ganz rein, so tritt eine regelmäßigere Bewegung ein. Die
                              									Blasen sind mit 1 bis 2 cm $ erheblich kleiner, als
                              									früher. Wird dem Wasser schließlich eine ganz geringe Menge Seife zugesetzt, so
                              									findet die Verdampfung in Form sehr vieler kleiner Blasen und mit sehr regelmäßigem
                              									Umlaufe statt. Diese versuchsmäßig festgestellten Tatsachen beweisen, daß geringe
                              									Verunreinigungen des Kesselwassers keineswegs ungünstig wirken.
                           Wenn wir jetzt nach den Mitteln zur künstlichen Herbeiführung eines geregelten
                              									Wasserumlaufes im Dampfkessel fragen, so erscheint der einfache lange Zylinderkessel
                              									ohne Siederohre und mit Unterfeuerung am vorderen Ende als die einfachste Lösung der
                              									Aufgabe. Das Wasser wird vorn am stärksten, hinten am schwächsten verdampfen und
                              									aufwallen und demgemäß nach hinten und den Seiten abfließen, um in den tieferen
                              									Schichten wieder zu den heißesten Heizflächen zurückzukehren.
                           Diese einfachste Kesselbauart ist nun allerdings in der Gegenwart selten verwendbar,
                              									weil die Kessel den nötigen Dampf auf möglichst kleiner Bodenfläche oder
                              									innerhalb eines genau vorgeschriebenen Raumes erzeugen sollen und zu diesem
                              									Zweck mit zahlreichen Rauch- oder Wasserröhren ausgerüstet werden. Bei
                              									Lokomotivkesseln und den Zylinderkesseln der Schiffe kann man durch die
                              									Kesselkonstruktion nur wenig für die Erzielung eines guten Umlaufes tun, weil sie
                              									dauernd stark angestrengt arbeiten. Am sichersten gelingt es, das Kesselwasser in
                              									regelrechten Umlauf zu versetzen, bei den gegenüber Lokomotiv- und
                              									Zylinderschiffskesseln schwach angestrengten stationären Kesseln.
                           Ueber die Bedingungen, die zum Erzwingen guten Umlaufes erfüllt sein müssen, wird man
                              									sich an Hand der beistehenden schematischen Figuren klar, Beheizt man beispielsweise
                              									in Fig. 1 nur den Rohrschenkel a, während man von dem Rohrschenkel b beispielsweise durch eine isolierende Wand d die Wärme fernhält, so hat das in a durch den darin erzeugten Dampf emporgerissene Wasser
                              									keine andere Möglichkeit, als durch den Behälter e und
                              									das Rohr b nach a
                              									zurückzufließen. Würde man beide Schenkel a, b
                              									gleichzeitig beheizen, so würde der Umlauf jedenfalls sehr unregelmäßig eintreten.
                              									Bei Verlängerung des Rohrschenkels a, wie in Fig. 1 punktiert, bis über den Wasserspiegel hinaus
                              									und ausschließlicher Beheizung des Rohres a würde man
                              									wieder eine geregelte Bewegung erzielen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 729
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 729
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 729
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 729
                              Fig. 4.
                              
                           Da die Raumeinheit des Dampfwassergemisches viel weniger Wasser enthält als die
                              									Raumeinheit reinen Wassers, so kann man die zur Rückleitung des Wassers dienenden
                              									Rohre enger wählen und sie, wie die Rohre e in Fig. 2, in die zur Verdampfung dienenden Rohre f hineinlegen.
                           Aus dem Gesagten geht hervor, daß man bei Kesseln mit stehenden oder stark steigenden
                              									Wasserrohren und einer Rauchführung wie sie die Pfeile in Fig. 3 angeben, erreichen kann, daß das Wasser in den Verdampf röhren h durchweg annähernd gleichmäßig aufsteigt, während es
                              									in dem weiten, durch eine Isolierwand i geschützten
                              									Rücklaufrohr k nur abwärts fließen wird. Vorausgesetzt
                              									ist dabei, daß das Rohr k, obwohl es einen erheblich
                              									kleineren Querschnitt haben darf, als die Dampfrohre h
                              									zusammen, auch nicht zu eng gewählt ist. Im letzteren Falle können erhebliche
                              									Störungen des Umlaufs eintreten, die sich jeder Vorausbeurteilung entziehen.
                           Bei Kesseln mit schwach steigenden Rohren h (Fig. 4) wird man eine regelmäßige Aufwärtsströmung
                              									des Wassers in allen Rohren h erzielen, wenn die
                              									Feuergase in Richtung des Pfeiles l geführt werden,
                              									wenn die Rücklaufröhre gehörig weit sind, und die hintere Wasserkammer so geformt ist, daß sie dem
                              									Wasser einen bequemen Zufluß selbst zu den untersten Rohren gestattet. Von dem
                              									Oberkessel o aus hat das Wasser durch die untersten
                              									Rohre den weitesten Weg, und dieser muß daher besonders bequem sein, wenn ihn das
                              									Wasser selbsttätig durchlaufen soll. Man läßt deshalb die Feuergase oft angenähert
                              									parallel zu den Rohren ziehen und derart, daß die heißesten Gase die untersten Rohre
                              									bespülen, hier also infolge der sehr starken Dampfbildung gewissermaßen die stärkste
                              									Gleichgewichtsstörung der ganzen Wassermasse hervorrufen.
                           Die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers läßt sich bei Kesseln der veranschaulichten
                              									Art unter gewissen Annahmen theoretisch wohl bestimmen, praktisch wird der Wert der
                              									theoretischen Ergebnisse aber durch mancherlei sich der Rechnung entziehenden
                              									Umstände sehr vermindert. Die Reibung des Wassers an den Wasserrohren und die
                              									Ablenkung beim Ein- und Austritt, ebenso der Strömungswiderstand in den mit
                              									zahlreichen Versteifungsbolzen versehenen Wasserkammern lassen sich nur sehr schwer
                              									feststellen.
                           Km.
                           ––––––––––
                           Ueber neue Transmissionskraftmesser sprach Dr. Amsler im Bodensee-Bezirksverein deutscher Ingenieure am
                              									14. April 1912 in Schaffhausen.
                           Nach einer kurzen Uebersicht, die Einteilung der Kraftmesser betreffend, wendet sich
                              									der Redner dem zwischen antreibende und getriebene Maschine eingebauten
                              									Transmissionskraftmessern zu.
                           Der Verdrehungskraftmesser. Antreibende und getriebene
                              									Maschine sind mittels eines elastischen Stabes aus Stahl unmittelbar gekuppelt. Der
                              									Stab wird nur auf Verdrehung um seine eigene Achse beansprucht. Anfang und Ende des
                              									Stabes tragen Scheiben, deren Mittelpunkte mit der Drehachse zusammenfallen, sie
                              									rotieren mit. Die Scheibe A hat eine Teilung am
                              									Umfange, die Scheibe B einen schmalen Schlitz. Diese
                              									Scheibe ist mit einer dritten Scheibe C fest verbunden,
                              									die letztere sitzt dicht vor der Scheibe A, zwischen
                              										B und A, sie ist
                              									ebenfalls mit einem Schlitze versehen, so daß man durch die Schlitze von B und C, genau in der
                              									Achsrichtung, die Teilung auf A ablesen kann. Läuft die
                              									Maschine mit einer Geschwindigkeit von über 250 Umdrehungen, so kann man die Teilung
                              									auf A von jeder Stelle aus am Umfange von B ablesen und damit die Verdrehung der beiden Enden
                              									gegeneinander bestimmen.
                           Der Druckölkraftmesser. Zwei gleichachsige Riemenscheiben
                              									sitzen dicht nebeneinander, lose und fest, auf einer Welle. Die eine trägt einen
                              									Zylinder, der tangential an den Riemenscheibenarmen befestigt ist. In dem Zylinder
                              									befindet sich ein genau eingeschliffener Kolben, hinter dem Kolben im Zylinder ist
                              									Oel, auf das der Kolben drückt. Die andere Riemenscheibe trägt im selben Abstande
                              									von der Achse an den Armen einen Stift, der mit einer Spitze sich auf die Mitte des
                              									Kolbens stützt. Die eine Riemenscheibe wird von der Antriebsmaschine getrieben, die
                              									andere treibt die Arbeitsmaschine. Die Drehrichtung der Antriebsmaschine ist
                              									immer so, daß der Stift gegen den Kolben drückt. Das Oel im Zylinder ist durch ein
                              									Rohr mit dem Innern der den Riemenscheiben gemeinsamen hohlen Welle verbunden. In
                              									diese Welle achsial tritt ein mit Stopfbuchsen abgedichtetes Rohr, welches an der
                              									Drehung nicht teilnimmt und zu einem Manometer führt. Das im Zylinder
                              									zusammengedrückte Oel erfüllt die Rohre und die hohle Welle, so daß der auf das Oel
                              									ausgeübte Druck am Manometer abgelesen werden kann. Dieser Apparat eignet sich
                              									weniger für große Geschwindigkeiten, da die Zentrifugalkraft nicht ohne Einfluß auf
                              									Kolben und Oel bleibt.
                           Der Kraftmesser mit Pendel. Es sind zwei gleichachsige
                              									Riemenscheiben r und R
                              									zwischen die antreibende und getriebene Maschine geschaltet. Jede Riemenscheibe
                              									trägt ein Zahnrad r1
                              									und r2, diese Zahnräder
                              									greifen in zwei miteinander fest verbundene Zahnräder r3 und r4, deren gemeinsame Achse ein Gewicht G trägt, das um die Riemenscheibenachse pendelt. Die
                              									Kraft am Umfange der Scheibe r sei gleich P, r, R, r1, r2, r3 und r4 bezeichnen die
                              									Scheiben, die Räder und auch deren Radien.
                           Das auf das Pendel wirkende Moment ist von seiten der Zahnräder gleich
                              										P\,.\,r\,\frac{r_2\,r_4-r_1\,r_3}{r_2\,.\,r_4}, diesem gleich
                              									ist das Moment, welches vom Gewicht G herrührt. Der
                              									radiale Abstand des Gewichtes von der Drehachse sei Rp.
                              									Der Winkel, den Rp mit der Senkrechten bildet, sei φ, dann ist
                              										G\,.\,R\,p\,.\,\mbox{sin}\,\varphi=P\,r\,\frac{r_2\,.\,r_4-r_1\,.\,r_3}{r_2\,.\,r_4}
                              									und
                           
                              P=G\,\frac{R\,p}{r}\,\frac{r_2\,r_4-r_1\,r_3}{r_2\,.\,r_4}\,\mbox{sin}\,\varphi=C\,.\,\mbox{sin}\,\varphi.
                              
                           Ist die Bedingung gestellt, daß die Umfangsgeschwindigkeiten
                              									der Scheiben gleich sein sollen, dann ist
                              										\frac{r_1\,r_3}{r_2\,r_4}=R/r und G . Rp . sin φ = P (r – R).
                           
                              P=G\,.\,\frac{R\,p}{r-R}\,.\,\mbox{sin}\,\varphi.
                              
                           P ändert sich also wie der sin
                              										φ oder wie die Länge der Kathete im rechtwinkligen
                              									Dreieck, die φ gegenüberliegt. Die anderen Werte sind
                              									gegebene Konstanten.
                           Ausführliche Skizzen bringt die Z. d. V. D. I. 1912, Nr. 33.
                           v. K.
                           ––––––––––
                           Die Vorzüge des Lederriemenbetriebes vor dem Seilbetrieb in
                                 										schweren Walzwerkanlagen zeigt W. Schömburg.
                           In neuerer Zeit haben sich die Forderungen an eine gute Kraftübertragung, namentlich
                              									seit Einführung des elektrischen Schnellbetriebes, außerordentlich gesteigert, von
                              									30 m Umfangsgeschwindigkeit ist man auf 50, 60, ja bis auf 70 m gegangen. Mit
                              									Baumwoll-Hanfseilen und auch Baumwollriemen sind diese Geschwindigkeiten nicht zu
                              									erreichen, bei Lederriemenbetrieb hat sich aber gezeigt, daß es gut möglich ist.
                              									Wirkungsgrade von 95 bis 98 v. H. konnten erzielt werden. Die Vorzüge des geleimten
                              									Lederriemens sind kurz folgende:
                           Große Gleichförmigkeit seiner Dicke, Möglichkeit der Anwendung von Spannrollen,
                              									Elastizität und Schmiegsamkeit, teilweise Ursachen des guten Wirkungsgrades. Die
                              									Vorspannung kann bei Lederriemen beträchtlich geringer genommen werden, etwa die
                              									Hälfte, als bei Seilen. Infolge der zulässigen großen Dehnungsbeanspruchung (etwa
                              									fünf- bis zehnmal größer als der bei Seilbetrieb) ist die Oberfläche kleiner und
                              									gleichzeitig weniger rauh, damit die Luftreibung geringer.
                           All diesen Vorteilen steht der Nachteil höherer Anlagekosten gegenüber. Der Umbau
                              									einer Anlage von 2000 PS vom Seil- auf Lederriemenbetrieb kostete etwa 25000 M. Die
                              									Kraftersparnis bei Riemenbetrieb kann mit 8 v. H. angenommen werden, das macht bei
                              									einem Preis von etwa 100 M für 1 PS und Jahr 16000 M. In zwei Jahren hätten sich die
                              									Neubaukosten bezahlt gemacht.
                           Die Anlagekosten für eine Uebertragung von 1200 PS bei 35 m Geschwindigkeit und 15 m
                              									Achsabstand betrugen bei Seilantrieb 3000 M, bei Lederriemenbetrieb 9000 M.
                           Die Arbeit enthält u.a. zwei Skizzen von großen Riementrieben mit zwei bzw. drei
                              									Staffeln und Spannrollen, sowie eine Tabelle mit den Hauptzahlen von 23
                              									Riementrieben. [Stahl und Eisen Nr. 38, Jahrgang 32.]
                           ––––––––––
                           Ueber die Anwendung der Kinematographie zur Ermittlung der
                                 										Stoßkraft bei Schlagversuchen sind auf Veranlassung von Prof. Martens im
                              									Kgl. Materialprüfungsamt zu Groß-Lichterfelde Versuche ausgeführt. Die allgemeine
                              									Durchführung der Schlagversuche bei Materialprüfungen bot bisher Schwierigkeiten, da
                              									die auftretenden Geschwindigkeiten der Bewegungsvorgänge die für die Aufzeichnung
                              									mittels Schreibstiftes zulässige höchste Grenze von etwa 1 m/Sek. wesentlich
                              									überschreiten. Die Benutzung der Photographie erfolgt hierbei am besten durch die
                              									Aufnahme auf einen gleichförmig ablaufenden Film. Die ersten diesbezüglichen
                              									Versuche sind von dem Amerikaner Dünn gemacht, indem er den auf der Materialprobe
                              									liegenden Stahlkolben auf einen mit einem Spiegel versehenen Hebel einwirken ließ,
                              									welcher im verdunkelten Raume einen auf ihn fallenden Lichtstrahl auf einen
                              									gleichmäßig umlaufenden Film reflektierte. Diese Versuche wurden nunmehr auch als
                              									Ausgangspunkt benutzt unter Anwendung eines Martensschen
                              									Präzisions-Pendelhammers. Um eine vergrößerte Aufzeichnung des Schlagvorganges ohne
                              									mechanische Uebertragung zu erreichen, wurde in dem Schlagbären ein Stössel mit
                              									scharfer Schneide befestigt, die zwischen Beleuchtungslinse und Objektiv eines
                              									Projektionsapparates gebracht wurde und so auf einem weißen Schirm einen scharfen
                              									Schatten entwarf. Die Vergrößerung des Weges dieser Schneide und damit des Bären
                              									wurde durch die Größe des Abstandes zwischen Schirm und Bär eingestellt. Die
                              									Aufzeichnung der Bewegungsvorgänge geschah durch einen Registrierapparat des Edelmannschen Institutes in München, bei dem eine
                              									Filmrolle in einem lichtdichten Gehäuse sich an einem Schlitz vorbei bewegt. Das auf
                              									dem Film einwirkende Lichtstrahlenbündel wird auf drei Seiten durch einen
                              									selbsttätigen Verschluß und auf der vierten Seite durch den Schatten der am Bären
                              									befestigten Schneide begrenzt. Dadurch entsteht auf dem Film bei seiner
                              									Rotation eine Kurve, die den Weg des Bären über der Zeit darstellt. Der
                              									Stromkreis zur Erregung der zwei Elektromagnete, durch die der Verschluß an der
                              									Filmtrommel betätigt wird, geschah vom Stoßbären selbst aus durch einen
                              									Kontaktpinsel aus Bronzegespinst, der über einen Kontaktstreifen gleitet. Die
                              									Geschwindigkeit des Films betrug 2,5 bis 3,5 m/Sek. und wurde mit den Schwingungen
                              									einer Stimmgabel gemessen. Der Antrieb des Films erfolgte durch einen Elektromotor.
                              									Vor Beginn des Versuches wurde unter Festhalten des Bären und Drehen des Films bei
                              									offenem Verschluß die Nulllinie für die Kurve festgelegt. Bei den ausgeführten
                              									Versuchen betrug z.B. für Stahl die Schlagdauer 0,0013 Sek., der Deformationsweg
                              									etwa 2 mm.
                           Als wichtiges Ergebnis der Versuche zeigte sich, daß für gleichartige Probekörper und
                              									gleiche Versuchsbedingungen die Kurven der Stoßkräfte um so kleinere Abweichungen
                              									voneinander ergeben, je größer die Aufzeichnung der Wege und Zeiten in der
                              									aufgenommenen Kurve s = f(t) ausfällt. [Z. d. V. d. I., 14. Sept. 1912.]
                           Dipl.-Ing. Ritter.
                           ––––––––––
                           Normalien zu Rohrleitungen für Dampf von hoher Spannung
                              									hat der Verein deutscher Ingenieure nunmehr an Stelle der im Jahre 1900
                              									aufgestellten gleichen Normalien neu herausgegeben. Den eigentlichen Normalien sind
                              									einige Bemerkungen vorausgeschickt, die sich insbesondere auf grundsätzliche
                              									Aenderungen gegenüber den früheren Normalien beziehen. So sind die Verbindungen für
                              									Kupferrohre und Verbindungsteile aus Bronze nicht wieder aufgenommen, weil sie für
                              									überhitzten Dampf nicht empfohlen werden können. Auch die Baulängen von Ventilen
                              									sind nicht mehr angegeben. Die Vorschläge zur Prüfung der Rohrleitungen sind
                              									geändert. Die Zulässigkeit der für die Flanschverbindungen vorgeschlagenen
                              									Abmessungen ist durch Versuche der Kgl. Materialprüfungsanstalt in Stuttgart
                              									nachgewiesen.
                           Neu aufgeführt sind die Abmessungen für Rohrdurchmesser von Zwischengrößen wie 25 mm,
                              									35 mm usw., die jedoch nicht als normal gelten sollen. Als höchste Dampftemperatur
                              									sind 400° C angegeben.
                           Der Verwendungsbereich für Gußeisen ist geblieben, jedoch unter Erhöhung der
                              									Ansprüche an seine Festigkeit. Die höchste Temperatur für Verwendung gewöhnlicher
                              									Bronze für Ventilkörper und Formstücke ist auf 220° C festgesetzt. Die Vorschriften
                              									für die Verwendung von Flußeisen, Schweißeisen und Stahlguß sind beibehalten.
                              									Angaben über die Beanspruchung der Schrauben sind nicht mehr extra aufgeführt.
                           Bei den Bemerkungen über die Verbindung zwischen Flanschen und Rohren ist auch das
                              									Einwalzen mit Walzapparaten als zweckmäßig erwähnt mit dem Bemerken, daß bei
                              									Wandstärken von mehr als 8 mm maschinelle Vorrichtungen erforderlich sind. Neu sind
                              									bei den in den Zeichnungen dargestellten Flanschverbindungen außer den Flanschen mit
                              									Schrägsitz solche mit Flachsitz dargestellt.
                           Von den in der Zahlentafel enthaltenen Abmessungen sollen nur die Maße für Flansch-
                              									und Lochkreisdurchmesser sowie die Angaben für Zahl und Stärke der Schrauben bindend sein.
                           Aeußerlich fällt bezüglich Ausführung der Maßtabelle und der Zeichnungstafel die
                              									handliche Form derselben gegenüber der früheren Form angenehm auf.
                           Dipl.-Ing. Ritter.
                           ––––––––––
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 732
                              Antiseptische Kraft. Abhängigkeit
                                 										der Standdauer imprägnierter Holzstangen von der antiseptischen Kraft des
                                 										Imprägniermittels.
                              
                           Ueber die voraussichtliche Lebensdauer imprägnierter
                                 										Holzstangen. Zur Beurteilung eines Imprägniermittels für Leitungsstangen
                              									ist die Kenntnis der mittleren Lebensdauer der damit zubereiteten Hölzer
                              									erforderlich. Genauere Werte hierfür lassen sich nur auf Grund jahrzehntelanger
                              									Beobachtungen ermitteln. Annährungswerte findet man nach F. R. Moll auch, wenn man
                              									die statistischen Daten des Stangenabgangs bis zu dem Zeitpunkte zugrunde legt, wo
                              									50 v. H. der ursprünglich eingebauten Hölzer durch Fäulnis zugrunde gegangen sind.
                              									R. Nowotny gibt nun an, wie man aus der „antiseptischen Kraft“ eines
                              									Imprägniermittels möglicherweise im voraus die mittlere Lebensdauer berechnen kann.
                              									Man stellt die antiseptische Kraft nach Nowotny folgendermaßen fest: Man nimmt einen
                              									passenden Nährboden (Nährgelatine usw.) für Pilzkulturen, versetzt ihn mit einem
                              									bestimmten Prozentgehalt des zu prüfenden Antiseptikums, impft ihm bestimmte Pilze
                              									ein und beobachtet, bei welchem Zusatz des Imprägniermittels die Nährsubstanz
                              									pilzfrei bleibt. Von dem sehr kräftig wirkenden Aetzsublimat (Quecksilberchlorid)
                              									reichen z.B. schon etwa 0,2 v. H. hin, um den Nährboden pilzfrei zu machen, von
                              									Kupfervitriol verträgt die Nährsubstanz 3 bis 4 v. H. Wenn Stangen imprägniert
                              									werden, so nehmen sie bestimmte Mengen des betreffenden Mittels auf einen Kubikmeter
                              									Holz auf. Es wird nun angenommen, von einem antiseptischen Mittel seien für den
                              									Kubikmeter soviel kg aufgenommen worden, als Prozent hiervon zur Nährgelatine
                              									zugesetzt werden müssen, um sie pilzfrei zu machen. Die in diesem Falle
                              									resultierende antiseptische Kraft stellt die Einheit dar. Die antiseptische Kraft
                              									eines Imprägniermittels, in diesen Einheiten ausgedrückt, erhält man somit
                              									durch Division der vom Kubikmeter Langholz aufgenommenen Menge des Imprägnierstoffes
                              									durch die Zahl der früher erwähnten Prozente. Sonach ergibt sich für die
                              									antiseptische Kraft, der älteren Imprägniermittel folgendes: Kupfervitriol
                              									(Boucherieverfahren) 1,3; Zinkchlorid (Kesselverfahren) 1,4; Quecksilberchlorid
                              									(Verfahren nach Kyan) 3,7; Teeröl (Kesselverfahren) 29. Trägt man die mittlere
                              									Lebensdauer abhängig von der antiseptischen Kraft graphisch auf, so findet man eine
                              									mit der antiseptischen Kraft ansteigende Schaulinie, nach der man für neue
                              									Imprägnierverfahren angenähert die mittlere Lebensdauer ermitteln kann. In der Figur
                              									stellen die ausgezogenen Linien die Lebensdauer der mit den genannten Mitteln
                              									imprägnierten Stangen dar, die gestrichelten Linien die nach diesem Verfahren
                              									ermittelte voraussichtliche Lebensdauer der nach neueren Verfahren imprägnierten
                              									Stangen. Die antiseptische Kraft beträgt nach Nowotnys
                              									Ermittlungen für Teeröl (mit 10 v. H. Phenolen) nach dem Verfahren von Rütgers 25; nach dem Verfahren von Rüping 17,5; für
                              									Fluornatrium (NaF) nach Boucherie 10; für saures
                              									Zinkfluorid (ZnF2 . 2HF) – Tränkung – bei Kiefern
                              									2,5; bei Fichten 1; für Bellit (Fluornatrium mit Dinitrophenolanilin) – Tränkung –
                              									4,2 bei Kiefern; 1,5 bei Fichten; Bellit – Kessel verfahren – bei Fichten 10;
                              									Kresol-Calcium (von Heidenstamm und Friedemann) Kesselverfahren 63. [E. T. Z. 1912,
                              									S. 976, 18. Sp.]
                           F. L.
                           ––––––––––
                           Zur Theorie der Reibung geschmierter Maschinenteile. Zur
                              									Beurteilung eines Oeles auf Schmierfähigkeit kommt nur die Zähigkeit und die
                              									Kapillarität in Betracht.
                           Durch Kapillarität drängt sich das Oel dahin, wo Zapfen und Lager sich am nächsten
                              									sind, und somit die Gefahr der Berührung und dadurch der Beschädigung des Lagers am
                              									größten ist. Von der Zähigkeit des Oeles hängt allein der Reibungskoeffizient
                              									ab.
                           Für die Ermittlung der Zähigkeit (Viskosität) kommen bisher zwei Gruppen von Meßarten
                              									in Betracht, die physikalischen und die technischen. Die unmittelbare physikalische
                              									Messung ist sehr schwierig. Die technischen Meßverfahren dagegen sind an bestimmte
                              									Apparate von konventionellen Abmessungen gebunden, und die mit ihnen erhaltenen
                              									Zahlen lassen sich nicht ohne weiteres rein physikalisch umrechnen. Der Verfasser
                              									hat nun die Angaben des Englerschen Viskosimeters in die
                              									entsprechenden Werte nach physikalischem Maße umgewandelt. Nach seiner Formel
                              									entsteht aus den Englergraden E der sogen. Zähigkeitsfaktor Z. Es ist
                           
                              Z=4,072\,E-\frac{3,513}{E}.
                              
                           Dieser Zähigkeitsfaktor kommt der spezifischen Zähigkeit sehr
                              									nahe und kann als technisches Maß benutzt werden. Die spezifische Zähigkeit z (bezogen auf die Zähigkeit des Wassers von 0° = 1)
                              									ist z = Z . s, und die absolute Zähigkeit η im
                              									CGS-System ist η = Z . s . 0,01797 cm– 1 g Sek.– 1.
                              									Hierin ist s das spezifische Gewicht der Flüssigkeit
                              									bei der
                              									Versuchstemperatur, und die Zahl 0,01797 die Zähigkeit des Wassers von 0° im
                              									CGS-System.
                           Um die Rechnung zu sparen, sind mit Hilfe dieser Formeln Tabellen hergestellt, die
                              									mit großer Genauigkeit die allen Engler-Graden
                              									zugehörigen Zähigkeitsfaktoren angeben. Der Zähigkeitsfaktor könnte große Bedeutung
                              									für den internationalen Verkehr gewinnen, wenn die Beziehungen aller technischen
                              									Viskosimeter zum Zähigkeitsfaktor ebenso festgestellt wären, wie für das Englersche. Zurzeit ist die nationale Sektion der Internationalen Petroleum-Kommission (Zentr. Karlsruhe i.
                              									Baden) hiermit beschäftigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 733
                              
                           Sobald die Zähigkeit der Oele festgestellt ist und die diesen Zähigkeiten
                              									entsprechenden Reibungskoeffizienten, so lassen sich diese Koeffizienten ohne
                              									weiteres auf jedes Oel gleicher Zähigkeit übertragen. Die fortlaufenden
                              									Untersuchungen einzelner Oele, die heutzutage auf verschiedenen Prüfstationen
                              									ausgeführt werden, sind also überflüssig.
                           Neben der Flüssigkeitsreibung tritt auch trockene Reibung fast immer in geschmierten
                              									Lagern auf (wenn Zapfen und Lager sich unmittelbar berühren). Diese kann unter
                              									Umständen ein Auslaufen des Lagers bewirken. Ein Mittel, um die trockne Reibung zu
                              									verkleinern, gibt es in der Graphitschmierung. Reine Graphitschmierung eignet sich
                              									allerdings in den meisten Fällen nicht zum Ersatz der Oelschmierung. Nur wenn es
                              									gelänge, den fein verteilten Graphit mit dem Oel hinlänglich gemischt zur Verwendung
                              									zu bringen, könnte der Gesamtreibungskoeffizient stark herabgesetzt werden. Die Deutsche Acheson Oildag Co. m. b. H. benutzt nun die
                              									Erfindung von Edward G. Acheson, ein Verfahren zur
                              									Herstellung von künstlichem Graphit im elektrischen Ofen, zur Herstellung einer
                              									Paste. Der künstliche Graphit besteht aus nahezu reinem Kohlenstoff und ist durch
                              									seine besondere Herstellungsart außerordentlich feinkörnig. Nach Messungen von M. Alexander im Ultramikroskop bewegen sich die Teilchen
                              									in der Größenordnung 100 μμ, so daß sie die Brownschen Mekularbewegungen zeigen und sich nicht zu
                              									Boden setzen.
                           Diese Paste kann mit beliebigem Oel verwendet werden. Als Zusatz zum Oel nimmt man
                              									nur etwa 1 v. H. Oildag-Paste und mischt ordentlich durch
                              									Umrühren. Die so erhaltene Emulsion kommt zur Verwendung wie gewöhnliches Schmieröl
                              									(auch für Dochtschmierung).
                           Nach Untersuchungen von Prof. C. H. Benjamin von der
                              									Pardue-Universität betrug bei einem Lagerdruck von 8,7 kg/qcm und 500 Umdrehungen i.
                              									d. Min. der Reibungswiderstand nur 60 v. H. von dem bei reinem Oel. Nach einer
                              									Stunde betrug der Reibungswiderstand sogar nur noch 50 v. H.
                           Ebenso zeigen die Versuche von Prof. Charles F.
                                 										Mabery, daß schon bei einer Zumischung von 0,35 v. H. Graphit die
                              									Ausdauerfähigkeit des Oeles bedeutend größer ist, so daß man die Oelmenge auf die
                              									Hälfte verringern kann und trotzdem noch einen kleineren Reibungskoeffizienten
                              									erhält.
                           Die mit einer Carpenter-Maschine ermittelten Kurven
                              									(vergl. Figur) wurden bei einem Druck von 84,4 kg/qcm und 444 Umdr. i. d. Min.
                              									aufgenommen.
                           Nach 120 Minuten wurde der Oeldruck abgestellt. Man sieht, daß der
                              									Reibungskoeffizient bei Oel allein wesentlich höher liegt, als bei dem mit 0,35 v.
                              									H. Graphit vermischten Oele. Nach Abstellung der Oelzufuhr hielt außerdem das mit
                              									Graphit vermischte Oel etwa sechsmal länger aus als das Oel allein. Auch über die
                              									Anwendung von Oildag in Dampfzylindern sollen die Mitteilungen der Staatseisenbahnen
                              									günstig lauten.
                           Als besondere Vorzüge der Oildagschmierung werden noch angegeben: Schonung der Lager
                              									und Zapfen, Verminderung des Schmiermittelbedarfs und größere Sicherheit im
                              									Betriebe. [Stahl und Eisen, Heft 41 vom 10. Okt. 1912, S. 1695.]
                           R.
                           ––––––––––
                           Eine neue Lichteinheit. Die bisher im Gebrauch
                              									befindlichen primären Lichteinheiten, Hefner-Lampe, Viollesche Platineinheit haben den Mangel, daß sie
                              									schlecht befördert und reproduziert werden können. Um diesem Mangel abzuhelfen, ist
                              									von Nutting vorgeschlagen worden, als primäre Einheit
                              									eine mit Heliumgas angefüllte, durch elektrische Entladung zum Leuchten gebrachte
                              									Kapillarröhre zu verwenden. Dieser Vorschlag ist im Bureau of Standards in
                              									Washington in den letzten sechs Jahren auf seine Brauchbarkeit eingehend untersucht
                              									worden. Nach Mitteilungen Nuttings hat sich am besten
                              									eine Kapillarröhre von 2 mm lichtem Durchmesser, 2 mm Wandstärke und etwa 7 cm Länge
                              									bewährt. Als Elektroden dienten Aluminiumscheiben von 1 mm Dicke und 25 mm ∅, die in
                              									angeschlossenen Kugeln untergebracht waren. Bei Stromstärken von 10 bis 35
                              									Milliampere ist die Lichtstärke der Stromstärke gut proportional. Die Lichtstärke
                              									wurde sowohl photometrisch wie auch spektralphotometrisch nach sechs Linien
                              									aufgenommen. Vom Werte der Erregerspannung und der Frequenz ist die Lichtemission
                              									unabhängig, ebenso von Schwankungen in der Gasdichte von 3 bis 8 mm Druck. Die
                              									Reproduzierbarkeit wurde von vier Beobachtern an 40 Röhren durch Bestimmung der
                              									mittleren wagerechten Lichtstärke für 1 cm Länge geprüft. Die Abweichungen betrugen
                              									im Maximum 3 v. H., oder, bezogen auf den Mittelwert, 1,15 v. H., bei einem
                              									wahrscheinlichen Meßfehler von 0,16 v. H. Ueber die absolute Kerzenstärke der
                              									Normalröhren werden von N u 11 i n g keine Angaben gemacht. [The Electrician 1912 S.
                              									881.]
                           F. L.
                           ––––––––––
                           Eine physiologische Wirkung des elektrischen Stromes in
                                 										Abhängigkeit von der Polarität gibt Rudolf
                                 										Hruschka in der Zeitschrift für Elektrotechnik und Maschinenbau, XXX.
                              									Jahrgang, Heft 37, bekannt. Verbindet man an einer Gleichstromquelle die Kathode
                              									mit der Anode durch Berühren mit den Händen, dann kann man die. Kathode von der
                              									Anode leicht an dem stärkeren Schlag, den man in der sie berührenden Hand spürt,
                              									unterscheiden. Mit Hilfe der Brückenmethode zeigt der Verfasser, daß der
                              									Uebergangswiderstand an der Kathode kleiner ist als an der Anode. J2W an der Kathode ist also bei diesem Versuch
                              									kleiner, der gefühlte elektrische Schlag jedoch größer. Daraus schließt der
                              									Verfasser, daß diese physiologische Wirkung von der Leistung des Stromes an der
                              									Uebergangsstelle unabhängig ist. Demgegenüber wäre vielleicht einzuwenden, daß der
                              									Uebergangswiderstand und damit J2W an der Kathode
                              									nur dann kleiner ist, wenn die beiden Pole durch einen schlechten Leiter verbunden
                              									werden. Das Gegenteil ist zu bemerken, wenn die beiden Pole selbst aus schlechten
                              									Leitern bestehen und durch einen viel besseren geschlossen werden.
                           Da nun der menschliche Körper in bezug auf elektrische Leitfähigkeit außen bedeutend
                              									schlechter ist als innen, und namentlich in Richtung des Stromfadens, nach
                              									Durchdringung der Haut, in seiner Leitfähigkeit sicher stark zunimmt, so ist auch
                              									anzunehmen, daß an der Anode die Leistung im Innern, mit wachsender Leitfähigkeit
                              									der sich folgenden Schichten, kleiner wird als an der Kathode. Dieses würde aber mit
                              									dem Gefühl in unserem Körper übereinstimmen und im Gegensatz zu der ersteren Annahme
                              									auf einen Zusammenhang der physiologischen Wirkung und der Leistung des Stromes
                              									hindeuten.
                           v. K.
                           ––––––––––
                           Kugel- und Rollenlager für Bahnmotoren. Die Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken berichten über
                              									Versuche, welche die Königl. Preußische Staatseisenbahn mit Kugellagern ihrer
                              									Konstruktion anstellte. Es wurden zwei dreiachsige Personenwagen zuerst mit gut
                              									eingelaufenen Gleitlagern und dann mit Kugellagern „DWF“ ausgerüstet. Die
                              									Anzugsversuche ergaben die in der nächsten Spalte zusammengestellten Werte.
                           Ein weiterer Fahrversuch, bei dem die beiden Wagen eine Steigung von 1 : 200 bergauf
                              									mit 40 km Geschwindigkeit fuhren, ergab am Bremsdynamometer eine auf das ebene
                              									Gleis umgerechnete Zugkraft von
                           a) mit Gleitlagern 98 kg,
                             b) mit Kugellagern 88 kg.
                           Besonders vorteilhaft ist nach diesen Messungen der Einbau von
                              									Kugellagern bei Wagen, die für Stadtverkehr oder Lokalzüge bestimmt sind, da diese
                              									Züge oft anhalten und anfahren.
                           
                              
                                 WagenNr.
                                 Gewicht
                                 bei Gleitlagernkg Zugkraft
                                 bei KugellagernDWFkg Zugkraft
                                 
                              
                                 2672
                                 16130
                                 350
                                 25
                                 
                              
                                 1839
                                 17020
                                 400
                                 40
                                 
                              
                                 2672
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 zusammengekuppeltmit 1839
                                 33150
                                 448
                                 63
                                 
                              
                           Von den 24 Kugellagern (für den Achsschenkel zwei Lager) soll die Hälfte noch nach
                              									neunjährigem Dienst ohne Reparatur im Betriebe sein, während bei den übrigen Lagern
                              									Nacharbeiten nötig waren. Die Schmierung der Lager wurde nur bei den halbjährlich
                              									stattfindenden Wagenrevisionen vorgenommen. Durch Versuche, welche die Königl.
                              									Württembergische Staatseisenbahn angestellt hat, wurde gefunden, daß der
                              									Oelverbrauch für den Achsschenkel eines vierachsigen Personenwagens mit
                              									„DWF“-Lagern im Jahr nur 2 kg betrug. Die Schmierung wurde ebenfalls nur
                              									zweimal jährlich vorgenommen.
                           Als besondere Vorteile der Kugellager gegenüber Gleitlagern werden noch angeführt,
                              									daß
                           
                              1. ein Auswechseln der Kugellager auch bei Achslagern der
                                 										schwersten Schienenfahrzeuge nicht in dem Maße erforderlich ist, wie das
                                 										Auswechseln der Lagerschalen bei Gleitlagerung,
                              2. geringere Wartung,
                              3. geringere Lagerreibung und damit Kraftersparnis (siehe
                                 										Tabelle),
                              4. Reinlichkeit der Lager,
                              5. der Mittelabstand der Zahnräder bei angetriebenen Achsen
                                 										(z.B. Straßenbahnwagen, Grubenlokomotiven usw.) bleibt erhalten,
                              6. die geringe Breite und das kleinere Gewicht der
                                 										Kugellager.
                              
                           [Elektr. Kraftbetriebe und Bahnen, Heft 27 vom 24. Sept. 1912,
                              									S. 573.]
                           R.