| Titel: | ÜBER FERNTHERMOMETER FÜR TECHNISCHE ZWECKE. | 
| Autor: | A. Koepsel | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 741 | 
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                        ÜBER FERNTHERMOMETER FÜR TECHNISCHE
                           								ZWECKE.
                        Von Dr. A. Koepsel in
                           									Charlottenburg.
                        (Schluß von S. 724 d. Bd.)
                        KOEPSEL: Ueber Fernthermometer für technische Zwecke.
                        
                     
                        
                           Nachdem so die Grundprinzipien von Fernthermometeranlagen eingehend erörtert
                              									sind, wollen wir uns zu den Ausführungsformen wenden, welche diese Apparate zum
                              									Gebrauch in der Technik erhalten haben.
                           Fig. 2 zeigt eine Fernthermometerstation zum Anschluß
                              									für fünf Thermometer, wie sie von der Firma Dr. A.
                                 										Koepsel, G. m. b. H., Charlottenburg, auf den Markt gebracht wird. Der
                              									untere Kasten enthält die Normal- und Regulierwiderstände und eine Reihe von
                              									Kontaktfedern, welche durch die aus dem Kastendeckel herausragenden Druckknöpfe
                              									betätigt werden. Jedem Druckknopf entspricht ein Fernthermometer, der sechste
                              									Druckknopf dient zur Kontrolle der E. M. K. der Batterie. Wird derselbe betätigt, so
                              									wird der eben erwähnte Ersatzwiderstand für das Thermometer eingeschaltet und das
                              									Galvanometer muß sich auf die durch einen roten Strich bezeichnete Kontrollmarke der
                              									Skala einstellen, andernfalls es durch Betätigung des magnetischen Nebenschlusses
                              									mittels des oben aus dem Galvanometer herausstehenden Knopfes auf diese
                              									Kontrollmarke eingestellt wird.
                           Fig. 3 stellt eine ebensolche Station zum
                              									Anschluß bis zu 68 Thermometern dar. Diese Stationen sind für momentane Ablesung
                              									eingerichtet, d.h. das Galvanometer zeigt nur so lange die Temperatur des zu
                              									kontrollierenden Raumes an, als der betreffende Knopf gedrückt wird; beim Loslassen
                              									des Knopfes wird der Apparat ausgeschaltet, um unnützen Stromverbrauch zu vermeiden.
                              									Dieser Apparat ist daher für solche Anlagen bestimmt, bei welchen die Temperatur von
                              									zahlreichen Räumen, z.B. Schulklassen, nur zeitweise kontrolliert werden soll, um
                              									dem Heizer Anhaltspunkte für die Wirkung seiner Manipulationen zu geben.
                           Es erscheint indessen manchmal auch wünschenswert, den Gang der Temperatur in
                              									gewissen Räumen dauernd zu verfolgen. Hierzu dient der in Fig. 4 abgebildete Apparat. Derselbe enthält einen Drehschalter, mittels
                              									dessen ein beliebig zu wählendes der angeschlossenen Thermometer dauernd
                              									eingeschaltet werden kann. Das Galvanometer zeigt dann dauernd so lange die
                              									Temperatur des entsprechenden Raumes an, als man den Kontakthebel auf dem
                              									betreffenden Kontakt stehen läßt.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 742
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 742
                              Fig. 3.
                              
                           Fig. 5 zeigt eine Station zum Anschluß nur eines
                              									Thermometers, wie es für die Messung der Temperatur des überhitzten Dampfes
                              									verwendet wird. Sie besitzt einen Spezialschalter mit Kugelgelenk, welcher so
                              									eingerichtet ist, daß der Hebel aus der Regulierstellung R von selbst wieder in die Nullage zurückgeht, während er in der
                              									Gebrauchsstellung T so lange verbleibt, bis er von Hand
                              									wieder in die Nullstellung zurückgebracht wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 742
                              Fig. 4.
                              
                           Die Fig. 6, 7 u. 8 zeigen Fernthermometer für trockene Räume in
                              									eckiger und runder Form, wie sie den verschiedenen Geschmacksrichtungen entsprechen.
                              									Der Widerstandsdraht ist hier mit einer dünnen isolierenden Schicht überzogen und
                              									spiralförmig in einem durchbrochenen Gehäuse angebracht, welches der Luft freien
                              									Zutritt gestattet. Das Gehäuse ist so dünn gewählt, als es die Rücksicht auf
                              									Festigkeit irgend zuläßt, um die Thermometer so empfindlich als möglich zu
                              									gestalten. Sie folgen denn auch Temperaturänderungen viel schneller als gewöhnliche
                              									Quecksilberthermometer. Das daran befestigte Ablesethermometer dient nur zur
                              									Kontrolle am Ort und hat mit dem eigentlichen Fernthermometer nichts zu
                              									schaffen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 742
                              Fig. 5.
                              
                           Fig. 9 stellt ein Fernthermometer für feuchte Räume
                              									dar; bei ihm ist der Widerstandsdraht in ein dünnwandiges Metallrohr eingeschlossen,
                              									welches zum Schutz vor äußerer Beschädigung noch von einem perforierten Metallmantel
                              									umgeben ist und die Aufschlußklemmen sind durch eine dicht schließende Stopfbuchse
                              									vor der Einwirkung von Feuchtigkeit geschützt.
                           
                           Fig. 10 stellt ein Fernthermometer für
                              									Warmwasserkessel dar, dessen Widerstandsdraht ebenfalls in ein dünnwandiges
                              									Metallrohr eingeschlossen ist, welches zum äußeren Schutz von dem sogen. Tauchrohr
                              									umgeben ist. Das Thermometer kann aus dem Tauchrohr entfernt werden, während das
                              									Tauchrohr im Kessel verbleiben kann, was bei eventl. Reparaturen des Thermometers
                              									von Wichtigkeit ist, da in diesem Falle der Kessel deswegen nicht entleert zu werden
                              									braucht.
                           Diese Fernthermometer sind für Temperaturen bis zu etwa 150° C bestimmt, wie solche
                              									in Warmwasserkesseln höchstens vorkommen. Für höhere Temperaturen wird der
                              									Widerstandsdraht auf ein mit Glimmer isoliertes Metallrohr gewickelt und das
                              									Tauchrohr aus Messing durch ein solches aus Stahl ersetzt, welches für Temperaturen
                              									von mehr als 400° C zweckmäßig aus einem Stück Stahl gedreht wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 743
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 743
                              Fig. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 743
                              Fig. 8.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 743
                              Fig. 9.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 743
                              Fig. 10.
                              
                           Alle diese Thermometer können ebensowohl für sehr niedrige Temperaturen von – 100° C
                              									und darunter gebraucht werden.
                           Zum Schluß sei noch ein kurzer Ueberblick gegeben über diejenigen Betriebe, für
                              									welche derartige Fernthermometeranlagen von Wichtigkeit sind. In erster Linie kommen
                              									sie für die großen Fernheizwerke in Betracht, welche dieses wichtige Hilfsmittel zur
                              									Regelung des Betriebes heute schon nicht mehr entbehren können und bei welchen durch
                              									eine derartige Anlage wesentliche Ersparnisse erzielt werden, denn es ist für die
                              									Oekonomie des Betriebes gewiß nicht gleichgültig, ob ein überheizter Raum durch
                              									Oeffnen der Fenster auf normale Temperatur gebracht wird, oder ob das
                              									Bedienungspersonal durch richtige Bemessung der zur normalen Beheizung notwendigen
                              									Dampf- oder Wasserquanten die normale Temperatur mit Hilfe des Fernthermometers
                              									regelt.
                           An zweiter Stelle ist die Kälteindustrie zu nennen, welche zur Konservierung der
                              									Nahrungsmittel eine immer steigende Bedeutung gewinnt und bei welcher eine
                              									ungenügende Kontrolle der Kühlräume empfindlichen Schaden anrichten kann. Bei
                              									dem zum Transport von Nahrungsmitteln dienenden Dampfschiffen mit Kühlanlage
                              									erfreuen sich denn auch die Fernthermometeranlagen einer immer steigenden Bedeutung,
                              									da man mit ihrer Hilfe jeden auch noch so entlegenen Kühlraum sicher und schnell
                              									kontrollieren kann.
                           Auch in großen maschinellen Anlagen, wo man wegen des enormen Kohlenverbrauches im
                              									Interesse der Sparsamkeit auf die Temperaturkontrolle gewisser Phasen des Betriebes
                              									angewiesen ist, erweist sich das Fernthermometer als sehr nützlich zur Bestimmung
                              									der Temperatur des überhitzten Dampfes, deren Kenntnis vom ökonomischen Standpunkte
                              									aus äußerst wichtig ist, der Temperatur des Kühlwassers vor und hinter dem
                              									Kondensator, der Temperatur des Speisewassers und derjenigen der Rauchgase. Durch
                              									gewissenhafte Kontrolle dieser Daten und sachgemäße Einhaltung gewisser Normen
                              									können hier wesentliche Ersparnisse erzielt werden, zumal diese Kontrolle durch
                              									Zentralisierung, welche durch eine Fernthermometeranlage leicht erreichbar ist, in
                              									einer Hand liegt und daher von einem sachverständigen Punkte aus der ganze Betrieb
                              									geleitet werden kann.
                           Es ließe sich noch eine ganze Reihe von Betrieben anführen, für welche eine derartige
                              									Temperaturkontrolle von Wichtigkeit ist, z.B. Brauerei und Brennerei, die chemische
                              									Industrie, bei welcher oft eine geringe Ueberschreitung einer gewissen Temperatur
                              									unermeßlichen Schaden anrichten kann u.a.m.
                           Es dürften indessen die angeführten Beispiele genügen, um zu zeigen, von welcher
                              									Wichtigkeit derartige Kontrollanlagen sind und um die Aufmerksamkeit der beteiligten
                              									Kreise, welche vielfach teils deren eminenten wirtschaftlichen Wert unterschätzen,
                              									teils überhaupt nicht kennen, auf derartige Kontrollanlagen zu lenken.