| Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 777 | 
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                        POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Der Kampf um das geeignete Stromsystem für Bahnen
                              									scheint sich mehr und mehr zu Gunsten des Einphasenstromes zu entscheiden.
                              									Gleichstrom scheidet von vornherein aus, da die zur Verminderung der
                              									Zuleitungskosten nötige hohe Spannung von 10000 bis 80000 Volt mit Gleichstrom
                              									praktisch nicht erzeugt, werden kann. Der Drehstrom bereitet der Erzeugung von
                              									Hochspannung nicht mehr Schwierigkeiten als der Einphasenstrom, kompliziert aber die
                              									Zuführung namentlich in den Weichen und erfordert viel mehr Masten und
                              									Isolatoren.
                           In der E. T. Z. Heft 42, 33. Jahrgang, beschreibt Dr.-Ing. R. von Cauwenberghe eine Wechselstromlokomotive der französischen Südbahn,
                              									bei der es sich um eine Linienspannung von 12000 Volt, 16⅔ Perioden,
                              									Einphasen-Wechselstrom handelt.
                           Die Lokomotive hat drei Trieb- und zwei Laufachsen. Ueber jeder Triebachse steht auf
                              									der Lokomotive ein Einphasenserienmotor zu 500 PS, der Antrieb geschieht durch
                              									Zahnräder. Die Zahnräder treiben eine hohle Welle, in der mit viel Spiel die
                              									Radachse läuft. Hohle Welle und Rad sind durch eine sogen. Universalkupplung
                              									miteinander verbunden, wodurch die Räder, gegenüber Motor und Lokomotive, große
                              									Beweglichkeit besitzen, ohne das Zusammenarbeiten der Zahnräder zu stören.
                           Der Serienmotor ist gewählt worden, weil er sich den Traktionsverhältnissen
                              									vorzüglich anpaßt. Große Anfahrmomente, 2,5 bis 3fache des normalen, sind mit ihm
                              									leicht zu erreichen. Bei starker Belastung sinkt seine Drehzahl, während das
                              									Drehmoment steigt. Allerdings geht der Motor auch bei Entlastung durch, was beim
                              									Befahren von Gefällen vorkommen könnte, in diesem Fall tritt aber natürlich die
                              									Bremsvorrichtung in Tätigkeit. Eine Energierückgabe ins Netz findet beim Bremsen
                              									statt der Motor wird dann fremd erregt. Die Energierückgabe trägt zur Verbesserung
                              									des gesamten Wirkungsgrades nicht unwesentlich bei. Die Regulierung der Drehzahl
                              									dieser Motoren geschieht durch Spannungsänderung mit Hilfe eines Drehtransformators,
                              									also stetig ohne Stufen. Der Drehtransformator liegt mit seinem Drehkörper im Joch
                              									des Haupttransformators, welcher zur Heruntertransformierung der 12000 Volt
                              									Linienspannung auf die Motorspannung dient. Hier wird das Feld des
                              									Haupttransformators zur Erzeugung der Zusatzspannung benutzt. Die beiden
                              									Haupttransformatoren sind mit ihren Drehtransformatoren in Reihe geschaltet und
                              									erlauben stetige Spannungsänderungen zwischen 200 und 760 Volt.
                           Die Motoren tragen außer ihrer Erregerwicklung eine Kompensationswicklung, die aus
                              									zwei gleichachsigen parallelen Zweigen besteht; die beiden Zweige haben verschiedene
                              									Selbstinduktion und verschiedenen ohmschen Widerstand. Damit wird einerseits die
                              									Aufhebung des Ankerfeldes erreicht, und andererseits ein nur in den zwei Zweigen der
                              									Kompensationswicklung fließender Ausgleichstrom erzielt, welcher in den
                              									kurzgeschlossenen Windungen des bewegten Ankers eine der
                              									Transformatorspannung entgegengesetzte Spannung induziert und damit eine gute
                              									Kommutierung möglicht macht. Für schwierige Fälle beim Anfahren können die Bürsten
                              									der Motoren kurzgeschlossen werden, diese laufen dann als Repulsionsmotoren an, was
                              									für die Kommutation vorteilhaft ist. Dabei wird der eine Zweig der
                              									Kompensationswicklung frei. Die drei freigewordenen Zweige werden einander parallel
                              									geschaltet, um die Motoren zu gleichmäßigem Anlauf zu zwingen, denn die kleinste
                              									Geschwindigkeitsdifferenz ruft in diesem Kreise Ausgleichströme hervor, welche die
                              									Differenz aufzuheben suchen.
                           Der Aufsatz in der E. T. Z. enthält einen Aufriß der Lokomotive, Abbildungen des
                              									Motors, des Transformators, der Universalkupplung sowie ein Schema der gesamten
                              									Schaltung.
                           v. Kleist.
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                           Ueber die Gasturbine hielt Hans
                                 										Holzwarth aus Mannheim auf der 53. Jahresversammlung des Deutschen Vereins
                              									von Gas- und Wasserfachmännern in München 1912 einen Vortrag, dem wir folgendes
                              									entnehmen.
                           Die theoretisch möglichen Lösungen der Gasturbinenfrage sind die Explosionsturbine
                              									mit Vorverbrennung, die von Holzwarth eingeführt ist, und
                              									die Verbrennungsturbine. Bei der Explosionsturbine werden dem Laufrade die
                              									Verbrennungsgase eines in Explosionskammern intermittierend zur Entzündung
                              									gebrachten Gasluftgemisches durch ein Ventil zugeführt; im Laufrade wird dann die
                              									verfügbare Energie der expandierenden Verbrennungsgase in kinetische Energie
                              									umgesetzt. Die Bewegung der Luft und die Aufladung der Kammern mit Gasgemisch
                              									geschieht durch Gebläse. Der Aufwand an Gebläseenergie beträgt etwa 10 bis 20 v. H.
                              									der verfügbaren Energie der Turbine.
                           Bei der Verbrennungsturbine werden dem Laufrade durch Düsen dauernd Verbrennungsgase
                              									eines in der Verbrennungskammer ununterbrochen zur Verbrennung kommenden
                              									Gasluftgemisches zugeführt Das Druckgefälle wird durch ein Gebläse erzeugt, dessen
                              									Energieaufwand bis auf 60 v. H. der verfügbaren Energie der Turbine steigen kann.
                              									Hierin liegt ein großer Nachteil der Verbrennungsturbine. Weiterhin wird, da die
                              									Verbrennungsturbine nicht mit den 1500° bis 2000° heißen Verbrennungsgasen betrieben
                              									werden kann, Wasser verdampft, um das Temperaturgefälle von maximal 2000° bis auf
                              									450° hierdurch auszunutzen, während nur das Gefälle von 450° bis zur
                              									Ausgangstemperatur als Wärmegefälle in der Verbrennungsturbine ausgenutzt wird; das
                              									hierbei entstehende Dampfgasgemisch greift aber die Metalle stark an.
                           Gegen die Explosionsturbine wurde besonders geltend gemacht, daß ihr Wirkungsgrad
                              									durch das wechselnde Druckgefälle, welches die zur Energieumsetzung dienende Düse zu
                              									verarbeiten habe, ungünstig beeinflußt werde. Die Versuche von Holzwarth haben jedoch ergeben, daß eine Düse im eigentlichen Sinne bei
                              									der Explosionsturbine gar nicht unbedingt nötig ist. Er verwendet eine planparallele
                              									Austrittsöffnung, deren Wirkungsgrad unabhängig vom Druckgefälle und höher als der
                              									einer Düse ist. Der weitere Vorwurf gegen die Explosionsturbine, daß das Laufrad die
                              									schwankende Strahlgeschwindigkeit ungünstig ausnutze, ist theoretisch wohl
                              									berechtigt, wird in der Praxis jedoch durch andere günstige Faktoren so aufgehoben,
                              									daß der Wirkungsgrad der Explosionsturbine dem der Dampfturbine – ähnliche
                              									Verhältnisse vorausgesetzt – nicht wesentlich nachsteht. Bei Versuchen mit einer
                              									Gasturbine in Käferthal wurden Wirkungsgrade von 20 bis 24 v. H. nachgewiesen, so
                              									daß die Möglichkeit der Konkurrenz auch mit der Gaskolbenmaschine gegeben ist. In
                              									der nachstehenden Figur ist ein vergleichendes Schaubild gegeben. Als Abszissen sind
                              									die Prozente der Belastung im Verhältnis zur effektiven Nennleistung an der Welle
                              									aufgetragen, als Ordinaten die effektiven Wirkungsgrade.
                           Die Angaben über die Gaskolbenmaschine sind dem Aufsatze von Hubert Hoff über „Kraftversorgung der Hüttenwerke“ in der
                              									Zeitschrift „Stahl und Eisen“ 1911 und 1912 entnommen.
                           Der Wirkungsgradkurve der Dampfturbine wurden 10 at Dampfeintrittsspannung, 250°
                              									Dampftemperatur, 90 v. H. Vakuum und ein Kesselwirkungsgrad bei Gasheizung von 0,70
                              									v. H. zugrunde gelegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 778
                              Belastung; a = Gasturbine, b =
                                 										Hoff-Düdelingen, Gasmessung mit Stauscheibe, Betriebsversuch. c = 1200 PSe Gasmessung mit Gasometer, Paradeversuch. d =
                                 										Wincotte-Brüssel, 1000 KW, Gasmessung mit Stauscheibe. Betriebsversuch. e =
                                 										Dampfturbine, 1000 KW, 10 at, 250° C, 90 v. H. Vak., Kessel 0,70.
                              
                           Die Wirkungsgradkurve der Gasturbine ist so weit aufgetragen, als bisher Messungen
                              									vorliegen. Ihr Verlauf ist, ähnlich wie bei der Dampfturbine, flacher als bei der
                              									Gaskolbenmaschine und insofern verhältnismäßig günstiger. Die Unterschiede im
                              									Verlauf der Wirkungsgradkurven beruhen auf den verschiedenen Regelungsmethoden, die
                              									sich daraus ergeben, daß die Gasturbine eine wesentlich größere Zahl von
                              									Verbrennungsräumen erhält als die Gaskolbenmaschine. Dadurch ist es nämlich bei der
                              									Gasturbine möglich, die Leistung durch Ab- und Zuschaltung von Verbrennungsräumen zu
                              									regeln, wodurch sich ein flachere Wirkungsgradkurve ergibt als bei der für
                              									Gaskolbenmaschinen hauptsächlich üblichen Regelung durch Drosselung der
                              									Gasluftmenge. Da nun die durchschnittliche Belastung der Hüttenwerke zwischen 40 und
                              									50 v. H. liegt, so müssen die Aussichten für eine Kraftmaschine, die hierbei noch
                              									etwa 18 v. H. Wirkungsgrad ergibt, sehr günstig sein, wie auch aus der Betrachtung
                              									des Diagrammes hervorgeht.
                           Für die Praxis kommt als Hauptmoment noch die Wirtschaftlichkeit in Frage, die sich
                              									aus den Aufwendungen für Tilgung, Zinsen, Putz- und Schmiermaterial,
                              									Reparaturen und Wartung ergibt. Diese betragen in Hüttenwerken für
                              									Gaskolbenmaschinen etwa 245 v. H. und für Dampfturbinen nur etwa 55 v. H. des
                              									Aufwandes für den Brennstoff. Ueber die Gasturbine, die sich ja erst in der
                              									Entwicklung befindet, liegen noch keine Betriebszahlen vor. Nach den bisherigen
                              									Erfahrungen wird sie sich jedoch bezüglich Abnutzung usw. nicht wesentlich von der
                              									in dieser Beziehung so sehr günstigen Dampfturbine unterscheiden.
                           Als Betriebsmittel kommen für die Gasturbine dieselben Gase in Betracht wie für die
                              									Gaskolbenmaschine. Eine sichere Zündung, welche bei letzterer durch die Regelung der
                              									Kompressionshöhe erfolgt, wird bei der Gasturbine durch Regelung der Wandtemperatur
                              									erreicht. Ueber die Verwendung flüssiger Brennstoffe liegen noch keine Versuche vor,
                              									doch erscheint dieselbe bei gleicher Durchführung wie bei den Diesel-Motoren außer Zweifel.
                           Für kleine Leistungen ist von Holzwarth eine Oelturbine
                              									für 200 PS bei 3000 Umdrehungen i. d. Min. entworfen, von der ein Wirkungsgrad von
                              									etwa 16 v. H. entsprechend dem von Automobilmotoren zu erwarten ist. [Journal für
                              									Gasbeleuchtung und Wasserversorgung 28. September 1912.]
                           Dipl.-Ing. Ritter.
                           ––––––––––
                           Kraftwirkung im Gleichstrom-Magnetfelde mit Anwendung auf
                                 										Elektromagnete. Ein vom elektrischen Strom oder sonstwie erzeugtes
                              									konstantes magnetisches Feld stellt bekanntlich einen im Raum verteilten
                              									Arbeitsvorrat dar. Es ist leicht zu zeigen, daß die in der Raumeinheit (cm3) vorhandene Energie ausgedrückt werden kann
                              									durch die Formel: E_1=\frac{1}{20}\,A\,w\,.\,B, wo B die Induktion in Cgs
                              									Einheiten bedeutet, und Aw die Ampèrewindungen,
                              									die nötig wären, um B auf 1 cm Länge durch das Material
                              									zu treiben, das sich in dem betreffenden cm3 Raum
                              									befindet. Der Energievorrat E1 erscheint dabei in Erg. Die gesamte Feldenergie könnte man ausdrücken
                              									durch E=\frac{1}{20}\,\int\limits_0^V\,A\,w\,.\,B\,.\,d\,v
                              									(Erg.). Um die Kraft, die in diesem Felde in bestimmter Richtung auf ein Stück Eisen
                              									oder eine stromdurchflossene Spule wirkt, zu berechnen, kann man folgendermaßen
                              									vorgehen: Man denkt sich das Stück Eisen in der betr. Richtung um ein kleines Stück
                              										Δs verschoben. Es sei die gesamte Feldenergie vor
                              									der Verschiebung gleich B, nach der Verschiebung gleich
                              									E + ΔE, ΔE bedeutet den
                              									kleinen Energiezuwachs des Feldes infolge der Verschiebung. Es mußte also bei der
                              									Verschiebung eine Arbeit geleistet worden sein, die nur unter Kraftwirkung vor sich
                              									gehen konnte. Nehmen wir an, die Kraft am Anfang der Bewegung sei P, am Ende P + ΔP, dann
                              									gibt uns der Mittelwert dieser Kraft mal dem Wege die dem Felde zugefügte
                              									Arbeitsmenge an:
                              										\frac{2\,P+\Delta\,P}{2}\,.\,\Delta\,s=(E+\Delta\,E)-E oder
                              										P+\Delta\,P/2=\frac{\Delta\,E}{\Delta\,s}
                           Denken wir uns nun die Verschiebung As unendlich klein,
                              									dann erhalten wir:
                           
                              P=\frac{d\,E}{d\,s}
                              
                           
                           Die Formel
                              										E_1=\frac{1}{20}\,A\,w\,.\,B zeigt deutlich, wo der Hauptsitz
                              									der Energie im magnetischen Felde ist, nämlich dort, wo bei derselben Induktion B die meisten Aw zur
                              									Erregung derselben nötig sind. Darüber gibt uns jede Eisenmagnetisierungskurve
                              									Aufschluß. Um z.B. 10000 Linien auf 1 cm Länge im Eisen zu erzeugen, brauchen wir
                              									etwa 8 Aw, während in der Luft auf 1 cm Länge bei derselben Induktion 8000 Aw nötig
                              									wären. Die Energie in diesem Fall ist in der Luft f. d. cm3 1000 mal so groß wie im Eisen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 779
                              Fig. 1.
                              
                           Um mit Hilfe der obigen Formel die Kraft zu berechnen, mit der ein Hufeisenmagnet M seinen Anker A anzieht,
                              									machen wir folgende Annahmen: Das gesamte Feld befinde sich im Eisen des Magneten
                              										M und im Anker A,
                              									außerdem in der Luft zwischen den Polschuhen des Magneten und dem Anker, wie Fig. 1 andeutet. Die Kraftlinien in der Luft treten
                              									senkrecht aus dem Eisen und verlaufen in der Luft parallel zueinander. Wie wir
                              									gesehen, braucht man nur mit der in der Luft aufgehäuften Energie zu rechnen, da die
                              									im Eisen sehr klein dagegen ist. Das, das Luftfeld umfassende Volumen ist gleich 2 f
                              									∙ s, wo f den Polschuhquerschnitt in qcm und s den Abstand in cm bedeutet. Die Energie ist dann
                              									gleich E=\frac{1}{20}\,A\,w\,.\,B\,.\,2\,f\,.\,s (Erg.). Die
                              									Kraft, mit der der Anker von den Polschuhen angezogen wird, ist:
                           
                              2\,P=2\,\frac{d\,E}{d\,s}=\frac{1}{20}\,2\,f\,\left(B\,.\,s\,.\,\frac{d\,A\,w}{d\,s}+A\,w\,.\,s\,\frac{d\,B}{d\,s}+A\,w\,.\,B\,\frac{d\,s}{d\,s}\right)
                              
                           B haben wir in der Luft als parallel verlaufend
                              									angenommen, was mit Konstanz gleichbedeutend ist, dasselbe gilt natürlich auch für
                              									die dazugehörigen Aw;
                              										\frac{d\,A\,w}{d\,s} und \frac{d\,B}{d\,s}
                              									sind also gleich 0, es bleibt: P=\frac{1}{20}\,A\,w\,f\,.,B
                              									(Dynen) die Kraft f. d. Pol.
                           Um diese Formel in die bekannte Maxwellsche Form zu
                              									bringen, führen wir A\,w=\frac{B}{0,4\,\pi\,\mu} ein, wo μ die Permeabilität (in Luft 1) bedeutet.
                           P=\frac{B^2\,f}{8\,\pi\,\mu}; in Luft
                              										P=\frac{B^2\,f}{8\,\pi}.
                           Diese von Maxwell angegebene Formel
                              									gilt also nur, wenn die Induktionslinien zueinander parallel verlaufen.
                           In Heft 42, XXX. Jahrgang der Zeitschrift für Elektrotechnik und Maschinenbau (Wien)
                              									berechnet Franz Kraus, Wien, die von einem Strome J (Ampère) in Z Windungen
                              									erzeugte gesamte Feldenergie E:
                           E=\frac{1}{20}\,J\,.\,Z\,.\,N (Erg.), wo N die gesamte Kraftlinienzahl des Feldes bedeutet. Weiter findet er, daß
                              									die Kraft im Felde auf ein Stück Eisen ausgedrückt werden kann durch
                              										P=\frac{1}{20}\,J\,.\,Z\,.\,\frac{d\,N}{d\,s}. Diese Formel
                              									für P ergibt sich nach unserer obigen Ableitung sehr
                              									einfach:
                           
                              
                              P=\frac{d\,E}{d\,s}=\frac{1}{20}\,Z\,J\,.\,\frac{d\,N}{d\,s},
                              
                           da J und Z hier konstant vorausgesetzt sind.
                           In oben erwähntem Aufsatze von Kraus finden wir außer
                              									diesen zwei Hauptgleichungen nebst ihren Ableitungen mehrere Berechnungen üblicher
                              									Formen von Elektromagneten nebst Skizzen und Andeutung, wie der Streuung Rechnung zu
                              									tragen ist.
                           In diesen Beispielen ließ sich N leicht als Funktion von
                              										s darstellen und zwar als eine Funktion, deren
                              									Aenderung nach dem Wege \left(\frac{d\,N}{d\,s}\right) auch
                              									wieder eine sehr einfache Wegfunktion bildet.
                           Die Kraft im Felde ist immer in der Richtung, in der die gesamte Feldenergie nach
                              									Verschiebung verkleinert würde; da nun die Hauptenergiemenge im Luftraum sich
                              									befindet, so bemerken wir auch im allgemeinen die magnetische Kraft auf
                              									Verkleinerung dieses Luftraumes gerichtet, während die Kraftlinienzahl (bei
                              									konstantem J. Z) einem Maximum zustrebt.
                           v. Kleist.
                           ––––––––––
                           Eine neue Blei-Zink-Aufbereitung in Kreuth bei Bleiberg
                                 										(Kärnten). Um die Jahreswende 1911/12 ist von der Bleiberger Bergwerksunion (Sitz Klagenfurt) ein
                              									großes Werk fertiggestellt worden: die Zentralaufbereitung in Kreuth bei Bleiberg
                              									(Oberkärnten). Diese neue Aufbereitungsanstalt verdient aus verschiedenen Gründen
                              									das Interesse eines jeden Technikers. Der Beton,
                              									insbesondere auch der Eisenbeton, ist bei dem Bau
                              									weitgehend in Anwendung gekommen. Die zahlreichen Sümpfe für Schlämme, Trüben,
                              									Betriebswasser und Becherwerke, die Rinnensysteme um die Rundherde, der
                              									Zwischenboden in den beiden Herdwäschen, auf welchem die oberen Herdreihen stehen,
                              									dann endlich die Behälter für die Fertigprodukte bestehen alle aus dem genannten
                              									Material. Man trug sich sogar mit dem Gedanken, die ganzen Spitzkastenreihen in
                              									Eisenbeton zu konstruieren, gab jedoch diese Idee mit Rücksicht auf die
                              									Schwierigkeit etwa nötig werdender Abänderungen wieder auf, und wohl mit Recht. Das
                              									stufenförmig abgesetzte Gebäude ist mit stark geneigten, durch Glasrippen
                              									unterbrochenen Pultdächern gedeckt, eine Form, die durch die starken Schneefälle
                              									bedingt wird. Ein konstruktiv etwas heikler Punkt ist wohl immer die unmittelbare,
                              										starre Verbindung eines hohen Fördergerüstes mit
                              									einer Gebäudemauer, denn in ersterem sind mehr oder minder starke Schwingungen
                              									unvermeidlich und diese können im Laufe der Zeit unangenehm auf die Mauer einwirken.
                              									Es dürfte sich wohl empfehlen, bei sehr nahe an Gebäuden
                              									gelegenen Förderschächten die Träger der Abzugsbühne nicht starr mit der Mauer zu
                              									verbinden (einzubetonieren), sondern nur auf dieselbe aufzulagern.
                           Das größte Interesse bietet die neue Anlage selbstverständlich für den
                              									Aufbereitungsfachmann. Die terrassenförmige Anordnung
                              									ist, begünstigt durch das gebirgige Terrain, in vollkommenster Weise durchgeführt
                              									und es sind daher maschinelle Transportmittel ausschließlich für den
                              									Rückwärtstransport von Zwischenprodukten nötig. Dem verschiedenen Charakter der Erze
                              									entsprechend ist die ganze Anlage in zwei gleichartige,
                                 										durchlaufende Systeme geteilt, von denen das nördliche für bleiisches, das
                              									südliche für zinkisch-bleiisches Hauwerk bestimmt ist. Durch Einbau großer
                              									Vorratstaschen zur Aufnahme von etwa 600 Hunten Hauwerk als oberste Etage ist die
                              									sonst so unangenehm fühlbare Abhängigkeit zwischen Förderung
                                 										und Aufbereitung so gut wie ausgeschaltet. Außerdem sind auch in der Grube
                              									zwei große Hauwerksbehälter vorgesehen. Durchweg ist es streng vermieden, einmal
                              									angereicherte, einen höheren Halt aufweisende Produkte wieder mit ärmeren Zeugen zu
                              									vermengen und zusammen weiter zu verarbeiten. Das Hauwerk, das Grubenklein und die
                              									Zwischenprodukte werden in scharf gesonderten Abteilungen
                              									aufbereitet und nicht nur jede dieser Abteilungen, sondern auch jede Unterabteilung
                              									wird separat angetrieben. Im ganzen stehen acht
                              									Drehstrommotoren von insgesamt etwa 200 PS Nennleistung in Verwendung. Die neue
                              									Kreuther Aufbereitung ist darauf berechnet, 250 t Hauwerk in zehn Stunden zu
                              									verarbeiten.
                           In der Verscheidung gelangt die Handarbeit in ausgedehntem
                              									Maße zur Anwendung: es sind vier doppelseitig zu bedienende, rotierende Klaubtische
                              									von 5 m ∅ aufgestellt, welche in sehr zweckmäßiger Weise von außen angetrieben
                              									werden. Man hört übrigens in neuerer Zeit öfter die Ansicht, es ließe sich die
                              									Handarbeit aus der Aufbereitung entfernen. Dies wird aber wohl kaum je der Fall
                              									sein, im Gegenteil. Durch die allzustarke Einschränkung der
                                 										Handarbeit ist im Aufbereitungswesen in neuester Zeit sicher schon sehr
                              									viel an Substanz und Kosten verloren gegangen. Vorsetzmaschinen bürgern sich offenbar in der Aufbereitungstechnik immer
                              									mehr ein; auch in dieser neuen Aufbereitung sind solche vertreten, und zwar von 23
                              									mm Korngröße ab. Es wurde sogar davon gesprochen, noch weiter in der Korngröße
                              									hinaufzugehen, nämlich bis über 30 mm. Es scheinen also die verschiedenen Nachteile
                              									der Vorsetzmaschinen nicht allzusehr ins Gewicht zu fallen. In dem Setzmaschinensaal
                              									ist auf das Vorhandensein genügend starker Reserven
                              									Bedacht genommen.
                           Aeußerst interessant und nachahmenswert ist die Art und Weise, wie die Bleiberger
                              									Bergwerksunion die für ihre Zwecke geeignetste Herdtype feststellte. Es wurde
                              									nämlich zu diesem Zwecke in einem alten Waschwerk eine Versuchsaufbereitung eingerichtet, in welcher man über drei Jahre lang folgende neueren Herde laufen ließ:
                           Kruppscher Grusonwerk-Herd, Kruppscher Ferraris-Herd, Schmallenbach-Herd,
                              									Marchegger Schüttelherd, Humboldtscher Schüttelherd, Humboldtscher Schnellstoßherd (seit Winter 1909/10).
                           Es ist ohne weiteres klar, daß dieser langjährige, selbst
                                 										ausgeführte Versuchsbetrieb der Bleiberger-Bergwerksunion eine viel bessere
                              									Beurteilung der verschiedenen Herde ermöglichte, als eine verhältnismäßig
                              									kurzdauernde Probeaufbereitung eines kleinen Hauwerkquantums in einer Fabrik für
                              									Aufbereitungsmaschinen oder auch in mehreren solchen Anstalten. Am besten
                              									bewährten sich die Schüttelherde der Maschinenfabrik Humboldt und der Marchegger Maschinenfabrik,
                              									doch wurde bei dem letzteren Typ der große Raumbedarf als unangenehm empfunden. Die
                              									Schlammwäsche wurde im ganzen von der Spezialfirma Humboldt in Kalk bei Köln gebaut, während die ganze übrige Anlage von der
                              									Bleiberger Bergwerksunion in eigener Regie gebaut und montiert wurde. (Pläne der
                              									neuen Aufbereitung und ein Stammbaum des Aufbereitungsvorganges finden sich, nebst
                              									einer kurzen Beschreibung, in folgender Broschüre: Der Franz-Joseph-Stollen und die damit zusammenhängenden Betriebsanlagen in
                              									Bleiberg. Erinnerung an die Durchschlagsfeier 24. Juni 1911. Klagenfurt 1911, Verlag
                              									der Bleiberger Bergwerksunion. Ueber neuere Herde vergleiche „Glück Auf“ 47. Jahrgang 1911, Seite 337 ff.)
                           v. Reitzenstein.
                           
                              –––––
                              
                           Kabel in langen oberirdischen Fernsprechleitungen. Während
                              									es bisher im allgemeinen noch möglich war, die Fernsprechleitungen für den großen
                              									Verkehr auch in den Großstädten oberirdisch über die Dächer zu führen, muß jetzt im
                              									größeren Umfange zur Verlegung von Kabeln übergegangen werden. So sind kürzlich als
                              									erste längere Einführungskabel größerer Leistungsfähigkeit folgende Kabel
                              									fertiggestellt worden:
                           Berlin nach Staaken bei Spandau (20 km) zur Entlastung
                              									einer stark besetzten oberirdischen Linie nach dem Westen, Hannover, Köln usw. mit
                              									74 Doppeladern von 2 mm ∅.
                           Berlin, Hauptfernsprechamt nach Frankfurter Allee (5 km)
                              									zur Entlastung der Linie nach Schlesien mit 52 Doppeladern von 2 mm ∅.
                           Frankfurt (Main) nach Höchst (13 km) mit 74 Doppeladern
                              									von 1,2 mm und 24 Doppeladern von 1,7 mm ∅.
                           Hamburg nach Wandsbek (7 km) mit 48 Doppeladern von 2 mm
                              									∅.
                           In sämtlichen Kabeln sind nach dem Prinzip von Dieselhorst-Martin je zwei Doppelleitungen zu einer Viererleitung
                              									verseilt, die ihrerseits zu einer dritten Fernsprechverbindung benutzt werden kann.
                              									Die Doppelleitungen sind zur Herabminderung der Dämpfung mit Pupinspulen
                              									ausgerüstet. Die Viererleitungen sollen gleichfalls zum Teil demnächst pupinisiert
                              									werden. In ihrer Dämpfung entsprechen etwa die Leiter von
                           
                              
                                 1,2
                                 mm
                                 ∅
                                 einer
                                 gewöhnlichen
                                 Freileitung
                                 von
                                 1,5 mm,
                                 
                              
                                 1,7
                                 mm
                                 ∅
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,9 mm,
                                 
                              
                                 2
                                 mm
                                 ∅
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2,3 mm.
                                 
                              
                           Die Kabel sind sämtlich von der Firma Siemens & Halske hergestellt worden.
                           F. L.
                           ––––––––––
                           Der Verein deutscher Brücken- und Eisenbau-Fabriken (Sitz
                              									Berlin) hat am 26. X. d. J. unter zahlreicher Beteiligung seiner Mitglieder in
                              									Düsseldorf seine VIII. ordentliche Hauptversammlung abgehalten.
                           Ueber die Marktlage des verflossenen Geschäftsjahres (1. Juli 1911 bis 30. Juni 1912)
                              									führte der Vorsitzende folgendes aus:
                           
                           Die Nachfrage nach Eisenbauten aller Art war im abgelaufenen Geschäftsjahr groß.
                              									Die vermehrten Anfragen der Industrie bedingten einen Absatz an diese, wie er seit
                              									Bestehen des Vereins nicht erreicht worden ist. Der Bedarf der Behörden ist von rd.
                              									20 Millionen Mark des Vorjahres auf rd. 30 Millionen Mark in diesem Jahre
                              									gestiegen.
                           Der Auftragseingang und die Erzeugung erreichten im Berichtjahre die Höhe von je rd.
                              									435000000 kg, während im Vorjahre 401000000 kg versandt und 384000000 Kilogramm an
                              									Konstruktionen hereingenommen wurden, gegen eine Erzeugung von rd. 344000000 kg in
                              									1909/10 und 309000000 kg in 1908/09.
                           Der Auftragsbestand der Werke ist befriedigend, die Preise sind aber noch immer sehr
                              									gedrückt. Auch das Ausfuhrgeschäft war in dem Berichtjahr sehr rege, aber viel
                              									umworben, so daß die Gewinne daraus zu wünschen übrig ließen. Der Wert der Ausfuhr
                              									stellte sich auf rund 17 Millionen Mark.
                           Das öffentliche Verdingungswesen hat in diesem Jahre die gleichen maßlosen
                              									Unterbietungen wie in den Vorjahren gezeitigt, und die Versuche des Vereins, bessere
                              									Preise zu erzielen, waren bisher erfolglos.
                           Der Verein wird sich zusammen mit dem Stahlwerksverband an der „Internationalen
                                 										Baufach-Ausstellung zu Leipzig 1913“ beteiligen. In einem eigenen
                              									Ausstellungsgebäude werden diese beiden Verbände den Besuchern einen Ueberblick
                              									geben über die Herstellung des Eisens und seine Verwendung im Bauwesen.
                           Die von dem Verein in großzügiger Weise in Angriff genommenen Versuche mit
                              									Eisenkonstruktionen werden fortgesetzt.
                           Die große Versuchsmaschine, die größte ihrer Art, ist in diesem Jahre fertig gestellt
                              									worden und in einem vom Verein erbauten besonderen Gebäude auf dem Gelände des Kgl.
                              									Materialprüfungsamtes zu Berlin-Lichterfelde untergebracht (s. D. p. J. 1911, Bd.
                              									326, S. 168).
                           Am 27. August d. J. fand der erste größere Versuch mit einem Druckstab von 7 m Länge
                              									statt. Weitere Versuche sind in Vorbereitung. Mit der Maschine können Stäbe bis zu
                              									15 m Länge einem Druck von 3000000 kg oder einem Zug von 1500000 kg ausgesetzt
                              									werden.
                           Die Ergebnisse der Versuche werden durch die Fachzeitschriften der Oeffentlichkeit
                              									übergeben.
                           Das ganze Unternehmen gewinnt an Bedeutung durch die Förderung, die es durch die
                              									preußischen Ministerien, durch den Stahlwerks-Verband, durch den Verein deutscher
                              									Ingenieure und die Jubiläumsstiftung der deutschen Industrie, sowohl durch Hergabe
                              									von Geld wie durch die Beteiligung ihrer hervorragendsten technischen Kräfte
                              									erfährt.
                           Der Verein hat sich mit der Errichtung der Maschine und den dauernd vorzunehmenden
                              									Versuchen, die mit großen Geldopfern verbunden sind, ein besonderes Verdienst um
                              									Wissenschaft und Industrie erworben.
                           ––––––––––
                           Explosion einer Dampfturbine. In der Sozial-Technik Heft
                              									20 berichtet Gewerbeassessor Jantze über einen
                              									Unfall, das Zerspringen des Schaufelrades einer kleinen Dampfturbine, dem leider
                              									auch ein Menschenleben kostete.
                           Die von einer Berliner Firma gelieferte Turbine leistete etwa 8 PS und diente zum
                              									Antriebe eines Ventilators mit 350 Umdrehungen i. d. Min. Die Umlaufzahl der Turbine
                              									war mit 3500 angegeben. Die ursprünglich vorgesehene Zahnradübertragung wurde sehr
                              									bald unbrauchbar und mußte von den Turbinenlieferanten durch eine Riemenübertragung
                              									ersetzt werden. Die Durchmesser der beiden Riemenscheiben waren 77 und 775 mm,
                              									Riemenbreite 6 cm.
                           Bei der hohen Geschwindigkeit lief der Riemen sehr häufig ab, das war auch an dem
                              									Unglückstage geschehen, und ehe noch der Maschinenwärter, wie gewöhnlich, das
                              									Dampfventil schließen konnte, zersprang das Schaufelrad der Turbine, sprengte das 22
                              									mm starke Gehäuse und durchschlug eine starke Betondecke. Dem Aufseher wurde durch
                              									ein Sprengstück der Schädel zerschmettert, so daß er nach zwei Stunden starb.
                           Wie sich herausstellte, hatte die Sicherheitsvorrichtung der Turbine versagt. Sie
                              									bestand aus einem Kolbenschieber, der durch Federdruck geschlossen werden sollte
                              									sobald seine Arretierung bei Ueberschreiten der noch zulässigen Geschwindigkeit
                              									durch eine mitrotierende Schwungmasse ausgelöst würde.
                           Der Unfall beweist, daß man sich auf derartige Sicherheitsvorrichtungen nicht
                              									verlassen kann. Die beste Sicherheit ist immer eine solide einwandfreie Konstruktion
                              									der Uebertragungsorgane und vor allem der Turbine selbst. Im vorliegenden Falle
                              									scheint aber die Konstruktion nichts weniger als einwandfrei gewesen zu sein. Der
                              									Radkranz war unverhältnismäßig schwer, dagegen die Dicke der Scheibe zu gering und
                              									nach der Nabe zu nur wenig verstärkt. Die Nabe selbst war besonders schwach und noch
                              									weiter durch drei achsiale Schraubenlöcher von 5 mm Durchmesser geschwächt. Das
                              									Material der Scheibe war Bronze, Stahl hätte größere Sicherheit geboten.
                           Die Bruchfugen der Scheibe gehen denn auch durch alle drei Schraubenlöcher. Ohne
                              									diese Bohrungen, die sicher einen schweren konstruktiven Fehler darstellen, wäre
                              									wohl das Unglück nicht eingetreten.
                           Aus all dem ergibt sich für den Käufer, daß es angezeigt ist, auch selbst kleinere
                              									Turbinen von bewährten Firmen zu beziehen, deren Erfahrungen technisch einwandfreie
                              									Konstruktion und Ausführung und damit die größte Betriebssicherheit verbürgen.
                           Kff.
                           
                              –––––
                              
                           Ueber Großkraftwerke und Energieverteilung unter besonderer
                                 										Berücksichtigung der oberen Spannungen bis 150000 Volt sprach
                              									Regierungsbaumeister a. D. Bartel im Verein Deutscher
                              									Maschinen-Ingenieure. Unter der Annahme, daß ganz Deutschland mit elektrischer
                              									Energie für Licht, Kraft und den Betrieb der Vollbahnen einheitlich versorgt werden
                              									soll, wurde die Leistung der Kraftwerke für Norddeutschland auf 7 Millionen KW, die
                              									zu erzeugenden KW-Stunden auf 14000 Millionen geschätzt. Die Bahnen benötigen allein
                              									6 Millionen KW und
                              									12000 Millionen KW-Stunden. Da Norddeutschland größere Wasserkräfte nicht besitzt,
                              									müßten die Werke als Dampfkraftwerke errichtet werden.
                           Die vorhandenen Energiequellen sind hauptsächlich Braunkohle und Torf, und deren
                              									Nutzung in Großkraftwerken von mindestens 50000 KW Leistung würde die wirtschaftlich
                              									günstigste Stromerzeugung darstellen.
                           Der Vortragende ging dann ausführlicher auf die Gewinnung des Torfes ein und zeigte
                              									den Entwurf eines Werkes von 50000 KW für Torffeuerung. Die Verwendung des Torfes zu
                              									Kraftzwecken würde außerdem die jetzt nachdrücklich in Angriff genommene Besiedelung
                              									der Moore unterstützen. Man könnte mit dem Torf allein den Stromverbrauch
                              									Norddeutschlands einschl. Vollbahnen für 256 Jahre decken. Die übliche Bauart der
                              									Hochspannungsfreileitungen in Deutschland wurde an den Ausführungen der
                              									Ueberlandzentralen der Provinz Pommern, des Märkischen Elektrizitätswerkes und vor
                              									allem an den Ausführungen der Leitungen des Elektrizitätsverbandes Gröda, 60000
                              									Volt, und der A.-G. Lauchhammer, 100000 Volt, erläutert, und die Kosten f. d. km
                              									Leitungslänge und für die Transformatorstationen gegeben.
                           An Hand theoretischer Untersuchungen wies der Vortragende nach, daß es zweckmäßig
                              									wäre, für Licht, Kraft und Bahnen als obere Spannung 150000 Volt, als mittlere 15000
                              									Volt einheitlich für Deutschland zu wählen.
                           Es stellen sich die Kosten der KW-Stunde an dem Kraftwerk auf 2 Pf., an den
                              									Haupttransformatorstationen auf 2,6 Pf. und für die kleineren und kleinen Abnehmer
                              									auf 7 bis 8 und 10 bis 13 Pf.
                           ––––––––––
                           In einem Vortrage, gehalten auf der XX. Jahresversammlung
                              									des V. D. E. in Leipzig, entwickelt Zivilingenieur E. F.
                              									G. Pein seinen Plan, an der Holsteinischen Westküste bei
                              									Husum ein Flutwerk zu errichten. Danach soll dort eine
                              									Anlage geschaffen werden, in der die lebendige Kraft der durch die Gezeiten in
                              									Bewegung gebrachten Wassermassen des Meeres mittels Turbinen und Dynamos in
                              									elektrische Energie umgewandelt wird.
                           Der Küste von Husum ist die Insel Nordstrand vorgelagert, so daß zwischen dem
                              									Festland und der Insel ein von Süden nach Norden gerichteter Meeresarm gebildet
                              									wird, welcher etwa 3 km breit und 6 km lang ist. Er, wie auch das ganze Wattenmeer,
                              									zu dem er gehört, ist nur einige Meter tief, so daß leicht durch Deiche große
                              									Wasserflächen vom offenen Meere abgesperrt werden können.
                           Die Lage zeigt ungefähr die nebenstehende Figur. Der 2800 m lange Damm, welcher die
                              									Insel mit dem Festlande verbindet, ist schon vorhanden. Es soll noch ein 4300 m
                              									langer Mitteldeich und ein 4200 m langer Süddeich aufgeführt werden, wodurch zwei
                              									Becken entstehen: das Hochbecken (HB) von 620 ha und
                              									das Niederbecken (NB) von 850 ha. Bei Husum beträgt der
                              									Tidenhub, d.h. die Differenz zwischen Flut- und Ebbenhöhe im Mittel 3,3 m. Auf dem
                              									Mitteldeich soll die Turbinenanlage errichtet werden. Die Turbinen sind so bemessen,
                              									daß innerhalb sechs Stunden die Wasserhöhe des MB
                              									von ihnen nur um 1,2 m erniedrigt wird, während das NB
                              									in derselben Zeit um 0,8 m gefüllt wird. Das HB wird
                              									durch ein Wehr im Süddeich bei Flut aufgefüllt, das NB
                              									bei Ebbe geleert. Es ist also ein ununterbrochener Betrieb der Turbinen auf diese
                              									Weise ermöglicht. Ganz konstant wird die Leistung natürlich nicht sein, da die
                              									Drehzahl der Turbinen wesentlich vom Niveauunterschied der Becken abhängt. Um von
                              									der veränderlichen Drehzahl in der Spannung der Dynamos unabhängig zu sein, sind
                              									Gleichstromgeneratoren vorgesehen, deren Spannung durch Selbstregelung leicht
                              									konstant gehalten werden kann. Bei 24-Stunden-Betrieb kann die Anlage im Mittel 6000
                              									PS abgeben. Bei kürzerer Betriebsdauer steigt die Leistungsfähigkeit, weil der
                              									Niveauunterschied der beiden Becken größer gehalten werden kann; bei
                              									8-Stunden-Betrieb ist eine Leistung von 7200 PS möglich. Für weitere Uebertragungen
                              									der elektrischen Energie müssen Gleichstrom-Wechselstrom-Umformer aufgestellt
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327, S. 782
                              
                           Am meisten interessiert an der Anlage wohl die Rentabilität und ihre
                              									Konkurrenzfähigkeit mit bekannten Systemen der Kraftgewinnung. Wegen Raummangel
                              									können wir hier die Rechnung nur andeuten. Die Anlage der Deiche ist mit 3,5
                              									Millionen Mark veranschlagt, ihre Amortisation braucht nicht in Rechnung gestellt zu
                              									werden, da das abgedeichte Gebiet zum selben Wert als Marschland zu.
                              									landwirtschaftlichen Zwecken Abnahme findet. Die Aufstellung der Gebäude, die
                              									Anschaffung und Aufstellung der zwölf Francis-Turbinen,
                              									der sechs Gleichstrommaschinen, der drei Umformer, der Schaltanlage, der elektrisch
                              									betriebenen Schützen sind zusammen mit 1250000 M veranschlagt. Dazu kommen noch
                              									andere Unkosten im Betrage von etwa 750000 M, so daß die ganze Anlage 5,5
                              									Millionenkosten würde. Eine Dampfturbinenanlage von 6000 PS kostet etwa 900000 M.
                              									Bei heutigen Kohlenpreisen und bei Annahme der vorstehenden Zahlen zur Berechnung
                              									des Strompreises zeigt es sich, daß bei einer Benutzungsdauer von etwa 2750 Std. im
                              									Jahr der Preis f. d. KW/Std. in beiden Anlagen ungefähr gleich sein und 3 Pf.
                              									betragen würde. Bei größerer Benutzungsdauer sinkt der Preis beim Flutwerk rascher
                              									als bei der Dampfanlage, und zwar für beide geradlinig. Er beträgt bei 24stündigem
                              									Betrieb 1,35 Pf. beim Flutwerk und 2,46 Pf. bei der Dampfanlage. Bei weniger als
                              									2750 Stunden Betrieb im Jahre kehrt sich das Verhältnis rasch zu Gunsten der Dampf
                              									anläge um.
                           Den Verbrauch elektrischer Energie eines Bezirkes kann man in zwei Teile zerlegen:
                              									den durchgehenden, mindestens acht Stunden täglich dauernden, und den kurzzeitigen,
                              									die Spitzen der Verbrauchskurve bildenden. Das Flutwerk würde zweckmäßig den ersten, die Dampf
                              									anläge den zweiten Teil übernehmen. Bei solcher Anordnung ist eine Rentabilität wohl
                              									zu erwarten, namentlich wenn der mit der Zeit sicher steigende Kohlenpreis in
                              									Betracht gezogen wird.
                           Auch ist die Befriedigung nicht zu unterschätzen, die wir bei dem Gedanken empfinden
                              									müssen, daß die, auf Kosten der Beweglichkeit unserer Mutter Erde sonst
                              									verlorene Gezeitenreibung, wenn auch nur zum kleinen Teil, unseren
                              									Kulturzwecken dienstbar gemacht werden könnte.
                           Eie E. T. Z. bringt den Vortrag in Heft 42 und 431912 mit einigen Karten,
                              									historischen Daten und Plänen der Anlage sowie einer einleitenden Erläuterung der
                              									Entstehung von Ebbe und Flut.
                           v. Kleist.