| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 73 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Zellenschalter mit Hilfzellen. Die Spannungsregelung
                              									der Lichtbatterien in Elektrizitätswerken geschieht auf dem europäischen Kontinent
                              									in den weitaus meisten Anlagen durch einen Zellenschalter, in England gibt man der
                              									Regelung mittels einer Zusatzdynamo den Vorzug, in Amerika verwendet man beide Arten
                              									der Regelung, scheint aber dort in neuerer Zeit den Zellenschalter zu bevorzugen.
                              									Beide Anordnungen haben ihre Vorzüge und Nachteile, über die sich streiten läßt, auf
                              									die aber hier nicht näher eingegangen werden soll. Im folgenden sollen die für
                              									Zellenschalter gebräuchlichen Schaltungen kurz besprochen und eine neue näher
                              									beschrieben werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 73
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 73
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 73
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 73
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 73
                              Abb. 5.
                              
                           Eine frisch geladene Akkumulatorenzelle gibt im Anfang der Entladung 2.06 Volt, gegen
                              									Ende etwa 1,9 Volt, daraus ergibt sich, daß z.B. für eine 220 Volt-Anlage, wenn der
                              									Einfachheit wegen einmal vom Spannungsabfall bis zu den Speisepunkten abgesehen
                              									wird, wenigstens \frac{220}{1,9}=\,\sim\,120 Zellen vorhanden
                              									sein müssen, von denen 220 aber am Anfang der Entladung nur
                              										\frac{220}{2,06}=106 eingeschaltet sein dürfen. Aehnliche
                              									Verhältnisse ergeben sich bei der Ladung.
                           Mittels des Zellenschalters werden nun, um die Spannung dauernd auf dem gewünschten
                              									Werte zu halten, einzelne Zellen oder Zellengruppen zu- oder abgeschaltet. Bei der
                              									einfachsten Anordnung ergeben sich für den Zellenschalter bei n solcher Zellengruppen n
                                 										+ 1 Kontakte und ebensoviel Zuleitungen von der Batterie aus. Seit mehreren
                              									Jahren verwendet man mit gutem Erfolg sogen. Zellenschalter mit Hilfzellen, durch
                              									deren Anwendung es möglich ist, die Anzahl der Zellenschalterkontakte sowie der
                              									Zuleitungen auf nahezu die Hälfte zu reduzieren, die Zellenschalter werden dabei
                              									kleiner und durch Verminderung der Anzahl der Zuleitungen wird, vorzüglich bei
                              									großen Anlagen, nicht unerheblich an Kupferkosten gespart.
                           Das Prinzip dieser Schaltanordnung ist folgendes: Jede Schaltgruppe, d.h. die Anzahl
                              									der Zellen zwischen je zwei Zellenschalterkontakten wird doppelt so groß
                              									gemacht wie beim gewöhnlichen Zellenschalter, und um trotzdem die gleiche Feinheit
                              									der Regulierung zu erreichen, wird eine besondere Zellengruppe, welche halbsoviel
                              									Zellen hat wie eine Schaltgruppe, durch einen Hilfschalter am Zellenschalter
                              									zwischen je zwei Stellungen der Hauptkontakte einmal ab- und einmal
                              									zugeschaltet.
                           Abb. 1 stellt diese Anordnung für einen
                              									Einfach-Zellenschalter dar, sie hat die Nachteile, daß man beide Netzpole an den
                              									Zellenschalter bekommt, was aus Sicherheitsrücksichten gern vermieden wird, und daß
                              									ferner ein Nachregulieren der Spannung ohne ein schwaches Zucken des Lichtes nicht
                              									durchzuführen, da es in der Praxis nicht möglich ist, daß die Schalter F und H absolut
                              									gleichzeitig schalten. Immer wird, je nachdem der eine oder der andere dieser beiden
                              									Schalter Voreilung hat, erst ein großer Schritt vorwärts und dann ein kleiner
                              									zurück, oder erst ein kleiner Schritt zurück und dann ein großer vorwärts reguliert.
                              									Als ein besonderer Vorzug der Schaltung ist hervorzuheben, daß die Hilfzellen, da
                              									sie mit den übrigen in einer Reihe liegen, ohne weiteres auch bei
                              									Doppelzellenschalteranordnung stets mitgeladen werden.
                           Eine in Abb. 2 dargestellte Schaltanordnung hat die
                              									eben angeführten Nachteile nicht. Es liegt nur ein Pol des Netzes am Zellenschalter
                              									und die Spannungsregelung ist einwandfrei, denn der Schalter F und der Schalter H der Abb. 1 sind hier in einem vereinigt. Die Schaltung
                              									ist für Einfach-Zellenschalter gut und einfach, bei ihrer Verwendung für
                              									Doppel-Zellenschalter stellt sich aber als Nachteil heraus, daß es besonderer
                              									Hilfsmittel bedarf, um die Hilfzellen auch mitladen zu können. Man hilft sich dann,
                              									indem man, wie Abb. 3 darstellt, zwei Satz
                              									Hilfzellen anwendet, trotzdem diese ja auf der Ladeseite an sich überflüssig sind,
                              									und schaltet diese beiden Sätze mittels eines Umschalters U in gewissen Zwischenräumen zwischen Lade- und Entladeseite um. Auch
                              									diese Anordnung hat ihre Nachteile. Es werden für den zweiten Satz Hilfzellen zwei
                              									weitere Leitungen vom Batterieraum zum Zellenschalter erforderlich und dann darf das
                              									Umschalten der
                              									Hilfzellen nicht bei jeder Stellung der Hauptkontakte erfolgen. Bei der in Abb. 3 dargestellten Stellung z.B. würden beim
                              									Umschalten die zwischen den Hauptkontakten N3 und N4 liegenden Zellen kurzgeschlossen.
                           In der Elektrotechn. Zeitschrift 1912 Heft 41 beschreibt nun C. Kjär eine von ihm erfundene Schaltung, die alle die oben angeführten
                              									Nachteile nicht hat und augenscheinlich einen recht wesentlichen Fortschritt
                              									darstellt. Bisher verwendete man die Hilfzellen immer nur als Zusatzzellen, offenbar
                              									können sie aber auch ebensogut als Gegenzellen geschaltet werden. Die Hilfzellen
                              									ausschließlich als Gegenzellen geschaltet, würden, da sie dann ja überhaupt nicht
                              									entladen, sondern dauernd geladen würden, sogar gestatten, einfache Bleiplatten in
                              									Säure gestellt, Polarisationszellen zu verwenden, doch wäre dann, solange die Zellen
                              									eingeschaltet sind, d.h. in jeder zweiten Stellung der Hauptkontakte mit einem der
                              									Hilfzellenspannung entsprechendem Spannungsverluste und damit Energieverluste zu
                              									rechnen.
                           Kjär schaltet nun die Hilfzellen, von denen nur ein Satz
                              									nötig ist, der immer auf der Entladeseite liegt (siehe Abb. 4 und 5) bald als Zusatzzellen, sie
                              									werden dann mit entladen, bald als Gegenzellen, sobald nämlich eine Aufladung
                              									erforderlich wird. Das Umschalten mittels eines Umschalters U kann bei jeder beliebigen Stellung der Hauptkontakte erfolgen, ebenso
                              									ist diese Umschaltung auf Ladung der Hilfzellen, nicht auf die Ladezeit der
                              									Stammbatterie selbst beschränkt, wie etwa bei der Schaltung Abb. 3. Die Hilfzellen können vielmehr jederzeit
                              									geladen werden, sie erfüllen dabei sogar gleichzeitig ihren Zweck, den der
                              									Unterteilung der Schaltgruppenspannung und zwar als Gegenzellen geschaltet (Abb. 5).
                           Zum Schluß sei noch erwähnt, daß, wie mit einem Satz Hilfzellen eine Zweiteilung der
                              									Schaltzellenspannung erreicht wird, mit zwei Satz Hilfzellen eine Dreiteilung und
                              									damit eine weitere Verringerung der Anzahl der Zellenschalterkontakte und der
                              									Zuleitungen erreicht werden kann.
                           Kff.
                           ––––––––––
                           Eine weitgehende Normalisierung im Schiffbau hat Professor
                              										Lienau, Danzig, auf einer kürzlich stattgehabten
                              									Studienreise in England festgestellt und darüber im „Schiffbau“, 14.
                              									Jahrgang, Nr. 1 und 2, ausführlich berichtet.
                           Von dem Bedürfnisse geleitet, billiger bauen zu können, ohne andererseits eine
                              									Einbuße an Einnahme zu erleiden, hat man in England im Laufe der letzten Jahre
                              									verstanden, erhebliche Fortschritte in der Normalisierung des Schiffbaues zu
                              									machen.
                           Der erste Schritt in dieser Richtung bestand darin, daß eine größere Zahl von Werften
                              									die Herstellung der Hauptmaschinenanlage der Schiffe vollständig aus dem Rahmen
                              									ihrer Tätigkeit ausschieden. Dies ermöglicht, auf die Anschaffung der schweren
                              									Kräne, die gegenwärtig selbst bei der Herstellung von Handelsdampfern für den Einbau
                              									der Kessel und großen Guß- und Schmiedeteile in das Schiff nötig sind, ganz zu
                              									verzichten. Die Maschinenanlage wird in einer an einem schiffbaren Gewässer
                              									liegenden Maschinenfabrik hergestellt und diese besitzt die erforderlichen
                              									schweren Kräne. Bei dieser Art der Arbeitsteilung kommen auf eine Maschinenfabrik
                              									stets mehrere Werften, was einer Ersparnis an schweren Kränen, einer wesentlich
                              									häufigeren Benutzung und schnelleren Amortisation der vorhandenen Kräne
                              									gleichkommt.
                           Da in England, seiner insularen Lage wegen, verhältnismäßig viel mehr Schiffe gebaut
                              									werden, als in irgend einem anderen Lande, so können jene Werften soweit gehen, nur
                              									ganz bestimmte Schiffsarten und auch diese nur in einigen fest vorgeschriebenen
                              									Größen zu liefern. Man geht sogar soweit, von solchen Normalbauten jeweils nicht
                              									weniger als drei oder vier Stück in Auftrag zu nehmen. Daß diese kaufmännische
                              									Taktik auf den Herstellungspreis der Schiffe eine erhebliche Rückwirkung zu Gunsten
                              									der Werft und des Abnehmers haben muß, liegt auf der Hand.
                           Hat eine Werft sich für bestimmte Schiffsklassen entschieden, so strebt sie mit den
                              									äußersten Mitteln nach einer Vereinfachung und Normalisierung sowohl des ganzen
                              									rohen Schiffskörpers als auch der einzelnen Bauteile.
                           Den Spantenabstand hat man z.B. von 650 auf 915 mm vergrößert und zu den Spanten
                              									höhere Profile, bis zu 300 mm, gewählt. Die Außenhautplatten wurden entsprechend
                              									dicker genommen.
                           Eine unstatthafte Aenderung des Gewichtes des Schiffsrumpfes wird hierdurch
                              									wahrscheinlich nicht herbeigeführt; eine erhebliche Ersparnis an Nietarbeit, also
                              									Arbeitslöhnen wird aber erreicht. Während man ferner auf dem Festlande allgemein die
                              									Spalten zwischen einem Spant und den außenliegenden Plattengängen durch eingelegte
                              									Blechstreifen ausfüllt, die bei der Verbindung des Spantes mit den Platten mit
                              									festgenietet werden, erspart man diesen Streifen dadurch, daß man die Spanten
                              									hydraulisch entsprechend durchkröpft. Die Spanten läßt man nicht vom Oberdeck bis
                              									zum Kiel durchlaufen, wie es sonst allgemein der Fall ist, sondern sie gehen nur bis
                              									zur Kimm oder dem Doppelboden. In die Kimm wird ein den Doppelboden mit der
                              									Außenhaut verbindendes hohes Stehblech eingesetzt, dessen Oberkante man ganz grade
                              									läßt. Die Deckbalken werden ebenfalls durch hohe Stehbleche mit den Spanten
                              									verbunden.
                           Der Doppelboden wird 25 v. H. höher als gewöhnlich gewählt, seine Querträger werden
                              									durch einfache Winkel, aber mit doppelter Nietung mit dem Kielschwein verbunden.
                              									Soweit als irgend möglich wird der Grundsatz durchgeführt, nur zwei Materialdicken
                              									aufeinander zu legen, weil dadurch die Wahrscheinlichkeit, daß die Nietlöcher
                              									richtig aufeinander passen, erheblich wächst und das zeitraubende und schädliche
                              									Aufdornen der Nietlöcher sehr eingeschränkt wird. Da sich der Nietlochabstand für
                              									zahlreiche Nietverbindungen nicht zu ändern braucht, hat man Mehrloch-Stanzmaschinen
                              									gebaut, die eine erhebliche Zeit- und Lohnersparnis neben größerer Genauigkeit der
                              									Arbeit herbeiführten. Die Füsse der Deckstützen, die zahlreichen kleinen
                              									Schmiedeteile, die an den Masten und am Deck sitzenden Oesen für die Befestigung der
                              										Wanten etc., die
                              									Reling und Geländer stützen, ferner die Schiebebalkenlager aus Blech werden in
                              									Gesenken in möglichst wenigen Normalgrößen hergestellt. Schmiedeteile, die sich
                              									nicht in einem Stück durch Pressen herstellen lassen, werden passend zerlegt und die
                              									Teile von Hand zusammengeschweißt.
                           Sehr weitgehend ist die Tischlerei normalisiert. Man unterscheidet streng Werkstätten
                              									für das Zuschneiden, Bearbeiten, Zusammensetzen und Leimen und schließlich Polieren
                              									bzw. Nacharbeiten. Zahlreiche Spezialmaschinen sorgen für de äußerste Ersparnis an
                              									Handarbeit und gleichzeitig für außerordentliche Genauigkeit der hergestellten
                              									Einzelteile. Jede Maschine, jeder Arbeiter machen nach Möglichkeit dauernd ein und
                              									dasselbe Stück. Aehnlich wird beim Zusammenbau der Einzelteile verfahren. Die
                              									Schnelligkeit der Herstellung und die Gleichmäßigkeit der einzelnen Gegenstände
                              									wachsen dadurch erheblich, die einzelne Maschine und der einzelne Arbeiter werden
                              									wirtschaftlich so vollkommen ausgenutzt, als es überhaupt möglich ist.
                           Eine kleine Werkstatt fertigt die Zeichnungen für die Tischlerei und nach dieser die
                              									Schablonen aus Pappe, Holz oder Blech.
                           Alle Sonderkonstruktion wird, so weit möglich, grundsätzlich ausgeschlossen. Alle
                              									Einzelteile werden so entworfen und soweit nötig unterteilt, daß einerseits die
                              									Massenherstellung ermöglicht wird, andererseits sich aus den Einzelteilen sehr
                              									erheblich voneinander abweichende fertige Gegenstände herstellen lassen.
                           Wie weit die wirtschaftlichen Vorteile einer solchen gut durchgebildeten
                              									Normalisierung gehen, ersieht man daraus, daß Professor Lienau auf einer Werft von 2000 Arbeitern nur elf Personen im
                              									Schiffbautechnischen Konstruktionsbureau einschließlich der jungen Hilfskräfte z.B.
                              									der Pauser, antraf. Entsprechend gering war die Zahl der kaufmännischen und der auf
                              									der Werft tätigen Beamten, Meister usw. Die Werftkräne sind oft noch in der alten
                              									Art mit hölzernem Mast und ebensolchen Schwenkbaum ausgerüstet. Sie tragen oft nur 2
                              									t und die Last wird durch Geitaue geschwenkt, nachdem sie elektrisch oder
                              									hydraulisch gehoben worden war. Overhead-Kräne haben nur
                              									einige der großen Werften.
                           Auch die Baulichkeiten dieser Werften sind von äußerster Einfachheit Prachtbauten,
                              									wie auf einigen deutschen Werften, gibt es nicht. Ein einfacher Backsteinbau enthält
                              									die Zeichenbureaus und kaufmännischen Kontore und als Werkstätten dienen einfache
                              									Schuppen und halboffene Hallen, deren im Holzbau ausgeführte Dächer mit Dachpappe
                              									belegt sind.
                           Km.
                           Der Föttinger-Transformator. Der Föttinger-Transformator wurde weiteren Kreisen zum ersten Male durch den
                              									Vortrag seines Erfinders des Professors Dr.-Ing. Föttinger vor der elften Hauptversammlung der Schiffbautechnischen
                              									Gesellschaft am 18. November 1909, „Eine neue Lösung des
                                 										Schiffsturbinenproblems“, bekannt. Der allgemeineren Verwendung der
                              									Dampfturbine für den Schiffsbetrieb standen zwei Hauptschwierigkeiten entgegen,
                              									einmal die Unmöglichkeit, die Turbine ebenso einfach wie die Kolbenmaschine
                              									umzusteuern, sodann die sehr hohe Umlaufsgeschwindigkeit der Turbine, wenn sie
                              									ökonomisch arbeiten sollte, die bis zu 15 mal höher ist als die Tourenzahl der
                              									Propeller. Föttinger löste diese Schwierigkeiten durch
                              									Anordnung eines hydraulischen Uebersetzungsgetriebes, welches die Leistungen von
                              									einer Motorwelle auf eine gleichachsige zweite Welle überträgt, durch den
                              									sogenannten Föttinger-Transformator. Derselbe wird sowohl
                              									für gleiche Umlaufzahl der Motorwelle mit der coachsialen Welle als auch für
                              									Uebersetzungen in höhere oder niedere Tourenzahl gebaut, ferner auch für gleichen
                              									als auch für rückläufigen Drehsinn. Wir sehen also durch den Transformator trotz der
                              									hohen Umdrehungszahl der Turbinen sowohl die Bedingung der ökonomischen Umlaufzahl
                              									der Schraube als auch der Umsteuerbarkeit erreicht. Die ausführliche Beschreibung
                              									der Transformatoranlage ist in dem oben erwähnten Vortrag Föttingers im Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft enthalten, so
                              									daß wir hier nur kurz das Prinzip der Uebertragung andeuten wollen, Ein auf der
                              									Turbinenwelle sitzendes Laufrad fördert Wasser, welches in den auf der coachsialen
                              									Welle sitzenden Rädern mit ähnlicher Wirkung wie in Wasserturbinen arbeitet. Die bei
                              									der hydrodynamischen Uebertragung auftretenden Verluste sind dabei auf ein Minimum
                              									reduziert, Turbine und Propeller arbeiten beide mit den für sie günstigsten
                              									Umdrehungszahlen.
                           Das erste Schiff, in welchem der Transformator eingebaut wurde, war ein von der
                              									Direktion der Maschinenbau A. G. Vulcan eigens erbautes Versuchsschiff, das gleichzeitig aber auch für
                              									praktische Zwecke als Transportschiff, als Schlepper, Eisbrecher und Fährboot dienen
                              									sollte. Es hatte eine Länge von 27,75 m, zwischen den Perpendikeln eine Breite auf
                              									Spanten von 4,35 m und eine Seitenhöhe von 2,45 m. Der Tiefgang betrug 1,545 m inkl.
                              									Kiel. Der Dampf wurde von einem Wasserrohrkessel von 2,9 qm Rostfläche und 150 qm
                              									Heizfläche mit 17 at Ueberdruck geliefert. Als Antriebsmaschine war eine reine Curtis-Turbine von 500 PS bei 1750 Umdrehungen eingebaut.
                              									Die Propellerwelle wurde mit einem Uebersetzungsverhältnis von
                              										\frac{1750}{5,6}=313 Umdrehungen betrieben. Dieser
                              									Werftversuchsdampfer der den Namen „Föttinger-Transformator“ erhielt, hat in den drei Jahren seines
                              									Betriebes sehr wertvolle Versuchsresultate geliefert. Er ist während dieser Zeit
                              									ununterbrochen im Betriebe gewesen. Auch bei schwerem Wetter hat er sich auf den
                              									Fahrten zwischen Stettin und Hamburg als sehr manövrierfähig bewiesen.
                           Wie bekannt, sind die verschiedenen Einzelkonstruktionen des Föttinger-Transformators den Vulcan-Werken
                              									Hamburg und Stettin durch eine große Anzahl Patente geschützt.
                           Die erste Ausführung des Föttinger-Transformators für
                              									fremde Rechnung erfolgte nach den Mitteilungen des Geheimen Regierungsrates
                              									Professor Flamm in der von ihm redigierten Zeitschrift Schiffbau, denen wir hier im
                              									wesentlichen folgen, für eine englische Firma. Der Transformator übertrug in
                              									diesem Falle 150 PS und wurde in einen Küstenfahrer eingebaut, der mit
                              									Sauggas-Motoren betrieben wurde. Die Werkstatterprobung wurde mit einer Leistung von
                              									900 PS vorgenommen und ergab einen maximalen Wirkungsgrad von über 88 v. H. Am
                              									Anfang vorigen Jahres erhielten dann die Vulcanwerke einen Auftrag einer deutschen
                              									Reederei auf einen großen transatlantischen Turbinendampfer mit reversierbaren Föttinger-Transformatoren zur Uebertragung einer
                              									Normalleistung von 7800 PS bei 800 minutlichen Umdrehungen der Primärwelle und 160
                              									minutlichen Umdrehungen der Schraubenwelle.
                           In dem Prüffeld der Hamburger Turbinenwerkstatt der Vulcan-Werke Hamburg (November 1912) ist eine Dampfturbine System Curtis-A. E. G.-Vulcan aufgebaut, mit vollständiger
                              									zugehöriger Kondensationsanlage. Der Dampf wird von fünf Wasserrohrkesseln von je
                              									410 qm Heizfläche geliefert. Mit der Turbine ist der Primärteil des Transformators
                              									gekuppelt. Um den Transformator nun unter denselben Bedingungen zu erproben wie beim
                              									späteren Betrieb im Schiff, wird die Sekundärleistung durch eine große
                              									hydrodynamische Föllinger-Bremse abgebremst und der
                              									Propellerschub durch hydraulisch erzeugten Achsialschub auf dem Prüffeld ersetzt.
                              									Durch einen Föttinger-Torsions-Indikator zwischen
                              									Antriebsturbinen und Transformator wird die Primärleistung und durch einen solchen
                              									zwischen Transformator und Bremse die Sekundärleistung bzw. die von der Bremse
                              									indizierte Leistung kontrolliert. Die bisherigen Versuche haben einen Wirkungsgrad
                              									bis zu 90 v. H. ergeben. Der Transformator läuft nach den Mitteilungen des Geh.
                              									Reg.-Rats Professor Flamm, der die Anlage im Laufe des
                              									Monats November vorigen Jahres wiederholt im Prüffeld besichtigt hat, mit absoluter
                              									Ruhe, Vibrations- und Geräuschlosigkeit und die Umsteuermanöver vollziehen sich
                              									rasch und sicher. Die Umdrehungen der Turbine werden auch während der
                              									Maschinenmanöver durch einen Zentrifugalregler dauernd zwischen bestimmten Grenzen
                              									gehalten.
                           Eine vierte Transformatoranlage ist den Vulcan-Werken für einen Nordseebäder-Dampfer
                              									in Auftrag gegeben. Dieser Dampfer soll eine Maschinenanlage von zwei
                              									Transformatoren von 2 ∙ 3000 Wellenpferdestärken erhalten.
                           Interessant ist, daß man jetzt auch beim Schiffsantrieb durch Dieselmotoren den Föttinger-Transformator anwendet. Nach den Flammschen Mitteilungen hat eine belgische Firma für
                              									einen für den Kongo bestimmten Dampfer (etwa 2. 550 Wellenpferdestärken) zwei
                              									Transformatoren in Auftrag gegeben. Die in Ausführung befindliche Maschinenanlage
                              									zeigt den besonderen Vorteil, daß die nicht umsteuerbaren Diesel-Motoren mit niedriger Tourenzahl betrieben werden können, also sehr
                              									betriebssicher sind, während die Propellerwellen wegen der durch die geringe
                              									Fahrwassertiefe notwendigen Kleinheit der Propeller mit einer höheren Umdrehungszahl
                              									laufen müssen. Hier wirkt also der Föttinger-Transformator in dem Sinne, daß er die Tourenzahl der Motoren
                              									in eine höhere der Sekundärwellen überträgt. Auch dieser Typ des Transformators
                              									ist gegenwärtig im Prüffeld der Vulcan werke in Stettin
                              									in Probe.
                           Auch bei Landmaschinen kommt der Föttinger-Transformator
                              									in Aufnahme. So ist seit September 1912 für ein Feineisenwalzwerk eine Dampfturbine
                              									mit Föttinger-Transformator im Betrieb. Bei den äußerst
                              									rasch und stark schwankenden Leistungen des Walzwerksbetriebs hat sich die Turbine
                              									sehr gut bewährt. Es ist vollständig gelungen, die Tourenzahl der Walzenstraße
                              									zwischen absolutem Leerlauf und höchster Leistung in Grenzen von 6 bis 8 v. H.
                              									konstant zu halten. Die Uebersetzung beträgt etwa 1 : 4,8. Der Wirkungsgrad dieses
                              									Transformators soll sich fast konstant auf etwa 85 % halten lassen.
                           Kleinere Transformatorenanlagen sind schon für Gebläsemaschinen usw. ausgeführt. Die
                              									Versuche mit Föttinger-Transformatoren für Lokomotiven
                              									und Automobile sind dem Abschluß nahe.
                           Möge es dem Erfinder vergönnt sein, nach diesen glücklich überstandenen Perioden der
                              									Versuche seine Erfindung in großem Maßstab in der Technik eingeführt zu sehen.
                           C. Kielhorn.
                           ––––––––––
                           Gasdynamos. Die Möglichkeit, Hochofen-Abgase zur
                              									Kraftgewinnung zu benutzen, hat Anstoß zur Ausbildung der Großgasmaschine gegeben,
                              									und diese in Verbindung mit der Dynamomaschine bedeutet eine Kraftquelle, die in
                              									Bezirken, wo Hochöfen im Betriebe sind, ihren Einzug hält und fraglos das Feld
                              									gegenüber der Kolbendampfmaschine behaupten wird.
                           Die Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 38, 1912, gibt einiges
                              									Interessante über Gasdynamos. Die Gasdynamo eignet sich besonders für durchgehenden
                              									Vollastbetrieb, während das Turboaggregat sich stark schwankendem Betriebe leichter
                              									anpaßt. Dieser Umstand macht es empfehlenswert, Gasdynamos und Turbos sich im
                              									Betriebe ergänzen zu lassen.
                           Bei Verwendung von Gleichstrommaschinen hat der ungleichmäßige Gang der Gasmaschine
                              									wenig Bedeutung, da die daraus folgenden Spannungzuckungen wohl lästig werden
                              									können, jedoch durch große Schwungmassen leicht auf ein nötiges Minimum
                              									herabzudrücken sind. Anders verhält es sich bei Wechselstrom-Gasmotoren, die neben
                              									einigermaßen konstanter, effektiver Spannung, auch konstante Periodenzahl abgeben
                              									sollen. Bei reinem Lichtbetrieb genügt meist ein Ungleichförmigkeitsgrad
                           E=\frac{\omega_{\mbox{max.}}-\omega_{\mbox{min.}}}{\omega_{\mbox{mittel}}}\,\leq\,\frac{1}{100}.
                           Sollen jedoch Gasdynamos auf ein Netz parallel arbeiten dann werden
                              									Ungleichförmigkeitsgrade \frac{1}{200} bis herunter zu
                              										\frac{1}{500}, je nach Verhältnissen, erforderlich. Der
                              									synchrone Drehstromgenerator, dessen Stator an einem Netz mit konstanter
                              									Periodenzahl liegt, erlaubt seinem Polrade nur sehr kleine Abweichungen vom
                              									Synchronismus. Die Pole dürfen gegenüber dem gleichmäßig rotierenden Statorfelde nur
                              									einen Bruchteil der Polteilung zurückbleiben oder voreilen. Bei Abweichungen von
                              									über 60 bis 80 elektrischen Graden fällt der Generator außer Tritt, das Netz wird
                              									durch ihn kurzgeschlossen, die Sicherungen springen heraus, der Betrieb ist
                              									unterbrochen. Um dieses zu verhindern verlangt man, daß die Gasmaschine einen
                              									gewissen Ungleichförmigkeitsgrad nicht überschreitet, das führt aber zu schweren
                              									Schwungrädern mit großem GD2. Hin großes GD2 genügt auch nicht immer zur Sicherung
                              									des Parallelbetriebes. Haben die periodischen Schwankungen der Gasmaschine dieselbe
                              									Schwingungsdauer, wie die Eigenschwingungen der Dynamo, dann tritt der Fall der
                              									Resonanz ein, die Impulse der Gasmaschine finden keinen Widerstand, die Schwingungen
                              									vergrößern sich bis zum Außertrittfallen. Um dem vorzubeugen, muß man die
                              									Eigenschwingungsdauer der Dynamo entsprechend vorausbestimmen. Diese Dauer hängt
                              									erstens vom GD2 ab
                              									und zweitens von Konstanten des elektrischen Belastungskreises. Durch Aenderung des
                              									einen oder des anderen kann dem Uebel vorgebeugt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 77
                              
                           Um die Schwingungen des Polrades gegenüber dem gleichmäßig rotierenden Statorfelde zu
                              									vermindern bzw. zu begrenzen, greift man oft zum Mittel der Dämpfung. Die Dämpfung
                              									besteht aus einem, am Umfange des Polrades, angeordneten System von untereinander
                              									leitend verbundenen Kupferstäben, nach Art der sogenannten Käfig- oder
                              									Kurzschlußanker bei asynchronen Motoren. Oft begnügt man sich nur mit massiven
                              									Polschuhen. Geringe Abweichungen aus dem Synchronismus erzeugen in dem Leiterkreise
                              									Kurzschlußströme, die den Rotor in Synchronismus zurückzuführen suchen. Schädlich
                              									kann diese Dämpfung werden, wenn die Schwebungen vom Netz herstammen, das Statorfeld
                              									also nicht mehr gleichmäßig rotiert und mit Hilfe der Dämpferwicklung die
                              									Netzschwingungen auf das Polrad und die Antriebsmaschine überträgt. Auf jeden Fall
                              									ist es ratsam, beim Entwurf des Generators die Möglichkeit vorzusehen, später eine
                              									Dämpfung anbringen zu können.
                           Der Zusammenbau des Generators mit dem Schwungrade geschieht bei Gleichstrom entweder
                              									durch einfaches Nebeneinandersetzen oder neuerdings auch durch Ausbildung des
                              									Schwungrades als Anker. Bei Drehstromgeneratoren benutzt man das Schwungrad fast
                              									immer als Polträger. Die Pole werden dabei gewöhnlich außen aufgesetzt, bei sehr
                              									großen Schwungmomenten bringt man sie aber innen an, der Stator muß dann natürlich
                              									auch innerhalb des Polrades ausgebildet werden. Hier möchte ich noch eine Bauart
                              									erwähnen, die ich in der Esslinger Maschinenfabrik
                              									ausführte. Die Pole saßen auf dem Schwungrade seitlich, wie obenstehende Abbildung
                              									zeigt. Die Erreichung eines best. GD2, bei vorgeschriebenem Durchmesser
                              									mit möglichst kleinem Materialaufwand, zwangen zu dieser Konstruktion, bei welcher,
                              									gegenüber der Bauart mit aufgesetzten Polen, etwa 10000 kg Gußeisen gespart wurden.
                              									Auf Streuung sowie Ventilation hatte diese Anordnung keinen schädlichen Einfluß. In
                              									gußtechnischer Hinsicht hat das hierbei mögliche einfache Armsystem Vorzüge vor dem
                              									sonst doppelten. Der obengenannte Aufsatz bringt Pläne und Abbildungen von
                              									Gasdynamos für Gleichstrom und Wechselstrom.
                           v. Kleist.
                           Brüche an Maschinenteilen. Welche schwerwiegenden Folgen
                              									anscheinend recht unbedeutende Versehen bei der Konstruktion von Maschinenteilen
                              									nach sich ziehen können, zeigt folgendes Beispiel, bei dem ein kleiner Fehler im
                              									technischen Büro einer Aufzugsfirma die Veranlassung zu dem nach Jahren eintretenden
                              									Bruch der Trommelwelle eines Fahrstuhls wurde. Nach etwa 7 jährigem Betriebe des in
                              									Frage kommenden Aufzuges zeigten sich Störungen, deren Ursache man anfangs in einem
                              									Lockerwerden des Schneckenrades auf der Trommelwelle zu finden glaubte. Bei näherer
                              									Untersuchung stellte sich aber heraus, daß die Trommelwelle unweit der Lagerstelle
                              									gebrochen war. Das Aussehen der Bruchstelle ließ vermuten, daß der Bruch am Umfang
                              									schon geraume Zeit bestand, ohne daß er bemerkt wurde. Während nämlich die
                              									Bruchfläche des Wellenkerns zackig und metallisch glänzend war, zeigte sich der
                              									Umfang der Trennungsstelle vom eingedrungenen Schmieröl dunkel gefärbt und
                              									mutmaßlich durch die Reibung mit der gegenüberliegenden Bruchfläche geglättet. Die
                              									völlige Trennung der beiden Wellenenden war offenbar dadurch verhindert worden, daß
                              									der Bruch unmittelbar neben dem Lager lag. Wie die Skizze zeigt, konnte sich die
                              									Welle mit der Stirnwand des an dieser Stelle befindlichen Absatzes gegen die
                              									Lagerschalen stützen. Ohne diesen günstigen Umstand wäre vermutlich eine Zerstörung
                              									der Winde und, sofern die nicht immer zuverlässige Fangvorrichtung versagte, ein
                              									Unglücksfall eingetreten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 77
                              
                           Die naheliegende Vermutung, daß ein Fehler in der Berechnung der Welle gemacht worden
                              									sei, bewahrheitete sich nicht. Das Korbgewicht und die Belastung betrugen zusammen
                              									1300 kg, das Gegengewicht war 1050 kg schwer. Unter Berücksichtigung der
                              									Seilablenkung ergab sich ein resultierender Seilzug von 2100 kg. Dieses rief in der
                              									Endstellung einen größten Lagerdruck von 1600 kg hervor, welcher im Abstand von 30
                              									mm von der Bruchstelle wirkend angenommen war (siehe Abb.). Bei Zulassung von 600
                              									kg/qcm Beanspruchung war ein Widerstandsmoment von
                              										\frac{1600\,.\,3}{600}=8 cm3 erforderlich. Tatsächlich betrug es 2696. Die Verdrehungskraft betrug
                              									1300–1050 = 250 kg; sie erforderte bei 400 kg Beanspruchung einen Durchmesser
                              									von
                           
                              d=\sqrt[3]{\frac{16\,.\,250\,.\,40}{3,14\,.\,40}}\,\sim\,5\mbox{
                                 										cm}.
                              
                           Die Welle war 6,6 cm stark. Die Berechnung des Wellenstücks
                              									mit der Trommelbefestigung auf Biegung und Verdrehung ergab ein Moment
                           
                              \sqrt{(1600\,.\,20)^2+\left(\frac{600}{1,3\,.\,400}\,.\,250\,.\,40\right)^2}=33300\mbox{
                                 										cmkg}
                              
                           und erforderte ein Widerstandsmoment von 55,5 cm3, während faktisch 71,57 cm3 vorhanden waren. Etwas ungünstiger liegen die
                              									Verhältnisse beim Anfahren und Bremsen. Man kann sich vorstellen, daß in letzterem
                              									Falle die Wirkung des Gegengewichts beim Abwärtsfahren durch die
                              									Beschleunigungskraft verringert, der Seilzug des Korbes aber durch die Bremskraft
                              									vergrößert wird. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von 0,65 m/Sek. ergibt sich letztere
                              									Kraft zu \frac{1300\,.\,0,65^2}{9,81\,.\,2\,.\,0,25}=112\mbox{
                                 										kg}, wozu noch die Massenkräfte der umlaufenden Teile, die mit 11,2 kg
                              									angenommen wurden, kommen, Die Beschleunigungskraft des Gegengewichts betragt
                              										\frac{1050\,.\,0,65^2}{9,81\,.\,2\,.\,0,25}=91\mbox{ kg}. Mit
                              									Berücksichtigung dieser neuen Werte erhält man einen resultierenden Zug von 2250 kg.
                              									Dieser ist also um 150 kg höher als oben. Es ergeben sich indessen auch jetzt noch
                              									zulässige Beanspruchungen.
                           Ein Berechnungsfehler lag demnach nicht vor. Als alleiniger Grund für den Bruch war
                              									vielmehr das Fehlen einer Abrundung an der fraglichen Stelle anzusehen. Die
                              									Bequemlichkeit des Zeichners hatte den Dreher veranlaßt neben dem Lager scharf
                              									abzusetzen, was bekanntlich die Festigkeit schwer beeinträchtigt. Da ein derartiger
                              									Fehler bei der Abnahme des Aufzuges nicht mehr festzustellen ist, so zeigt gerade
                              									der vorliegende Fall die Notwendigkeit einer scharfen Werkstattkontrolle.
                              									[Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 46.]
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           Zur Berechnung von Treibriemen. Prof. J. C. Dijxhoorn in Delft hat im „De Ingenieur“ vom 18.
                              									Mai 1912 diese Frage neuerdings erörtert. Er bezieht sich auf die beiden
                              									Erfahrungstabellen, welche vom Hamburger Fabrikanten C. Otto
                                 										Gerckens in der Zeitschr. d. Ver. dtsch. Ing. vom 17. Januar 1893, S. 15
                              									und in der 17. und 18. Auflage des Taschenbuches „Hütte“, sowie in geänderter
                              									Weise in der 20. Auflage 1908,1, S. 715 veröffentlicht wurden. Prof. Dijxhoorn beschränkt sich auf Riemengeschwindigkeiten bis
                              									30 m/sek, und es gelingt ihm, aus den alten und neuen Zahlenangaben gut
                              									anschließende Kurven zu bestimmen, die sich durch folgende Formeln wiedergeben
                              									lassen:
                           Es bedeuten N die zu übertragenden Pferdekräfte,
                              										d den kleinsten Scheibendurchmesser in cm, n die minutliche Umdrehungszahl, B1 die Breite des
                              									einfachen Riemens, B2
                              									diejenige des Doppelriemens in cm, p1 und p2 die Zugkräfte in beiden Fällen für 1 cm
                              									Breite in kg und v die Riemengeschwindigkeit in
                              									m/sec.
                           p_1=\frac{8\,d\,\sqrt[4]v}{d+40} und
                              										p_2=\frac{15\,.\,5\,d\,\sqrt[4]v}{d+80}
                           Um die gesuchten Riemenbreiten aus N, n und d zu finden, benützt man die Beziehungen
                           v=\frac{\pi\,n\,d}{600\,.\,100} und
                              										N=\frac{B\,p\,v}{75}
                           und erhält
                           
                              N=\frac{B_1\,p_1\,v}{75}=\frac{B_1}{75}\,.\,\frac{8\,d}{d+40}\,.\,v^{1,25}=\frac{B_1}{75}\,.\,\frac{8}{d+40}\,.\,\frac{n^{1,25}\,d^{2,25}}{12625\,.\,6}
                              
                           woraus:
                              										B_1=\frac{118365,N\,(d+40)}{n^{1,25}\,d^{2,25}} u.
                              										B_2=\frac{61092\,N\,(d+86)}{n^{1,25}\,d^{2,25}}
                           Diese Ausdrücke lassen sich gut logarithmisch behandeln. Prof. Dijxhoorn gibt hierfür logarithmische Maßstäbe an, die ein einfaches
                              									Abstechen des gesuchten Wertes mit dem Zirkel gestatten.
                           Solche nomographische Behelfe finden immer häufigeren Eingang in Werkstatt und
                              									Baubureau. Während die analytische Formel eine übergroße Genauigkeit, sozusagen ein
                              									Naturgesetz, zur Schau trägt, bewegt sich ein solches zeichnerisches Rechenmittel in
                              									jenen Grenzen, welche dem Problem naturgemäß zukommen. Wer Riemenbreiten rechnet,
                              									weiß, daß jeder Ochs seine eigene Haut hat, die nicht nach einer Formel gewachsen
                              									ist. Man suche daher aus der Formel nie mehr herauszulesen, als ihr gebührt. Die
                              									rohen logarithmischen Skalen bewahren vor überscharfer Bewertung, deshalb
                              									entsprechen sie gewiß ihrem Zweck besser und sind bequemer.
                           J. Herzog.
                           ––––––––––
                           Die Entwicklung des Spiralbohrers. Im Anschluß an die in
                              									D. p. J. 1912 Bd. 327 S. 811 gebrachte Darstellung der Entwicklung des Spiralbohrers
                              									erscheinen noch einige Ueberlegungen erwähnenswert, die sich mit gewissen
                              									Eigenheiten des aus Profilstahl hergestellten und verwundenen Spiralbohrers
                              									befassen.
                           Bei dem beispielsweise durch Fräsen aus dem Vollen erzeugten Bohrer mit Vollkonus ist
                              									es ein leichtes, die Fertigkeit der naturgemäß hoch beanspruchten Uebergangsstelle
                              									zwischen Konus und Schneidteil ebenso hoch zu machen, wie bei letzterem selbst,
                              									indem man die Spannuten allmählich auslaufen läßt. Bei den spiralgewundenen Bohrern
                              									liegt die Sache weniger günstig, am ungünstigsten etwa bei der durch Abb. 4 S. 811 dargestellten Form, bei welcher der
                              									spiralige Teil plötzlich in einen flachen Lappen übergeht. Je weiter eine Spirale
                              									gewunden wird, um so größer wird die auf sie wirkende Komponente der Umfangskraft.
                              									Bei einem Festsetzen des Bohrers kann daher der Fall eintreten, daß er sich gerade
                              									an dieser Uebergangsstelle verdreht oder gar abdreht, umsomehr, als er hier meist
                              									schon nicht mehr gehärtet ist.
                           
                           Ist auch das Einspannende des Bohrers verdreht, wie in Abb. 5 S. 811 verbildlicht, so kommt eigentlich nur die durch das
                              									Ueberdrehen erfolgte Schwächung des Schaftes in Betracht. Eine engere Verwindung an
                              									dieser Stelle, als an dem Schneidteil kann aus dem vorher angegebenen Grunde nur von
                              									Nutzen sein.
                           Die Verwindung des Schaftes in gleichem Drehsinne wie im Schneidteil hat noch den
                              									Vorzug, daß der Bohrer im Einspannkonus sehr festsitzt. Unter dem Einfluß der
                              									Drehkräfte wird sich nämlich die Spirale aufzudrehen suchen und klemmt sich dadurch
                              									fest.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 79
                              
                           Aus dem gleichen Grunde wird ein anderes Verfahren, den Bohrerschaft durch
                              									umgekehrtes Verwinden, als im Schneidteil, herzustellen, nicht empfehlenswert sein.
                              									Durch das hier eintretende Zusammendrehen der Spirale muß sich ihr Durchmesser
                              									verringern, so daß der kleine Mitnehmerlappen in die Lage kommt, die gesamte Kraft
                              									übertragen zu müssen und infolgedessen leicht abgedreht wird. Der Vorteil, daß bei
                              									dieser Konstruktion die Bohrspäne, die am Schaft aufsteigen, nicht so leichtin den
                              									Konus gelangen, fällt demgegenüber nicht erheblich ins Gewicht.
                           Als zwar nicht in direktem Zusammenhang mit dem Thema stehend, aber doch für
                              									Spiralbohrer im weiteren Sinne von Bedeutung möge noch eine kleine Vorrichtung
                              									beschrieben werden, die gestattet, auch mit Bohrmaschinen, die keine
                              									Tiefeneinstellvorrichtung besitzen, genau gleich tiefe Löcher zu bohren.
                           Aus Sechskantstahl sind eine mit Gewinde versehene konisch ausgebohrte Hülse A und eine dazu passende Ueberwurfmutter C angefertigt. In dem Konus sitzt um den eingeschobenen
                              									Spiralbohrer herum eine etwa dreifach aufgeschlitzte, ebenfalls konische Hülse B, die zweckmäßig in mehreren, nach den Innenbohrungen
                              									abgestuften Ausführungen vorhanden ist. Die Vorrichtung wird nach einem vorgebohrten
                              									Probeloch eingestellt und durch Anziehen der Mutter C
                              									festgeklemmt. Sie kann ebenso leicht neu eingestellt wie wieder entfernt werden.
                              									[Reform der modernen Spezialbohrerfabrikation, Werkstattstechnik 15. November 1912,
                              									Zeitschr. f. prakt. Maschinenbau 13. November 1912.]
                           Rich. Müller.
                           ––––––––––
                           Eine neue kleine Benzingebläselampe stellt die Firma Gustav Barthel, Dresden her. Die Lampe soll den
                              									verschiedenartigsten Anforderungen der Werkstatt und des Haushaltes genügen, zum
                              									Auftauen eingefrorener Leitungen dienen, zum Löten von Bleirohr, Glasschmelzen,
                              									Ausführen von Reparaturen an Haushaltungsgegenständen usw. Um diesen vielseitigen
                              									Zwecken zu entsprechen, ist die Lampe bei handlicher und gefälliger Form leicht in
                              									Tätigkeit zu setzen (zum Anwärmen genügt ein Zündholz), während ihre Gefahrlosigkeit
                              									durch sorgfältige Herstellung aus autogen geschweißtem Stahlblech erreicht wird. Mit
                              									der spitzen kräftigen Flamme der Lampe läßt sich Kupferdraht von mehr als 3 mm Dicke
                              									in etwa einer Minute durchschmelzen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 79