| Titel: | Zur Theorie der Preßluftpumpe. | 
| Autor: | L. Darapsky | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 98 | 
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                        Zur Theorie der Preßluftpumpe.
                        Von Dr. L. Darapsky in
                           									Hamburg.
                        DARAPSKY: Zur Theorie der Preßluftpumpe.
                        
                     
                        
                           Das Heben von Wasser durch Einblasen von Luft, die dann zusammen mit dem Wasser
                              									am oberen Ende des Steigerohrs austritt, ist nicht alt. Das Verfahren, wohl zu
                              									unterscheiden von dem Aufblasen gespannter Luft, stammt aus den Vereinigten Staaten,
                              									in denen schon so manches Problem der Mechanik eine eigenartige Ausprägung erfahren
                              									hat. Eines ist indessen das Erfassen, ein anderes das Vertiefen der Aufgabe. Ueber
                              									das Geschichtliche der technischen Seite ist bereits ausführlich berichtet
                              										worden.L. Darapsky, Die Verwendung von Preßluft zur
                                    											Wasserförderung (Berg- und hüttenmänn. Zeitung 1903, Nr. 11).
                              									Auch eine brauchbare Berechnungsweise findet sich in einer früheren AbhandlungL. Darapsky und F.
                                    												Schubert, Die Wirkungsweise der
                                    											Preßluftpumpen (Zeitschr. des Vereins deutscher Ingenieure 1906, S.
                                    											2062).. Die ihr zugrunde liegende Vorstellung hat indessen von
                              									anderer Seite so viele Verdunkelung, zum Teil Mißdeutung erfahren, daß eine
                              									gründliche Klarstellung nottut; um so mehr, als trotz des Widerspruchs weder neues
                              									Material noch der Ansatz zu einer neuen Lösung geboten wird.
                           Das Verständnis des Vorgangs beruht auf der Einsicht in das Verhalten von Luft und
                              									Wasser im Zustand der Bewegung. Das Bild im großen gibt zu viel auf einmal. Erst an
                              									Hand vereinfachter Versuchsbedingungen gewinnt man einen passenden Maßstab für die
                              									wechselseitige Beeinflussung der beiden Elemente bei ihrem gemeinsamen Aufsteigen.
                              									Es empfiehlt sich darum eine gesonderte Betrachtung der Bewegung der einzelnen
                              									Luftblase im Wasser, speziell in einem mit Wasser erfüllten, senkrecht gestellten
                              									Rohr, der Bildung von Blasen beim Ausströmen der Luft unter Wasser aus Düsen und an
                              									Rohrkanten, und endlich der Verteilung von verschieden großen Luftblasen im
                              									Wasserrohr. Nur eine solche stufenweise Orientierung macht die Bahn frei für den
                              									ungehinderten Einblick in die Arbeitsweise der Preßluftpumpe selbst.
                           
                        
                           I. Die einzelne
                                 									Luftblase.
                           Nichts oder doch so wenig wie möglich vorauszusetzen bietet die beste Gewähr für
                              									fortschreitende Erkenntnis. Es scheint, daß über die Geschwindigkeit im Wasser
                              									aufsteigender Luftblasen wenig seither bekannt gegeben ist, das über die
                              									Beobachtungen von G. BischofLehrbuch der physikalischen und chemischen
                                       												Geologie, dritte Auflage, 1863, Bd. I S. 683 bis 684.
                              									hinausginge.
                           Mit dem Studium der natürlichen Quellsprudel beschäftigt, die sich durch ihren
                              									Reichtum an Kohlensäure auszeichnen, berichtet dieser hervorragende Geologe, wie
                              									folgt, über eigene Versuche, die er unternahm, um die auftreibende Gewalt der
                              									Kohlensäure kennen zu lernen.
                           Um die Geschwindigkeit der Kohlensäureblasen, welche in Quellen oder Bohrlöchern
                              									aufsteigen, zu ermitteln, dienten drei mit Wasser gefüllte Röhren von 68,3 (1,84 m),
                              									171,6 (4,64 m), 223 (6,04 m) Pariser Zoll Höhe. Am unteren Ende war eine mit einem
                              									Hahn versehene Tubulatretorte angebracht, worin Kohlensäure aus zweifach
                              									kohlensaurem Natron durch Weinsäure entwickelt wurde. Durch momentanes Oeffnen des
                              									Hahnes traten einige Blasen komprimierten Gases in die Röhre. Die Zeiten des
                              									Aufsteigens konnten sehr genau gemessen werden. Bald zeigte sich jedoch, daß große
                              									Blasen schneller aufstiegen als kleine. Je mehr nämlich das Gas in der Retorte
                              									komprimiert war, desto mehr trat davon in die Röhre und desto größer wurden die
                              									Blasen. Aber auch kleine Zeitdifferenzen zwischen dem Oeffnen und Schließen des
                              									Hahnes bei oft wiederholten Versuchen hatten einen Einfluß auf die Größe der
                              									Blasen.
                           In nachstehender Tabelle sind die mittleren Werte von vielen Versuchen
                              									zusammengestellt.
                           Um approximative Werte für die Aufsteigungshöhen, der größten und der kleinsten
                              									Blasen zu ermitteln, wurde das Mittel von jenen und von diesen berechnet. Es wurden die in der Tabelle
                              									angeführten Zahlen gefunden. Woraus sich ergibt, daß die Geschwindigkeit der größten
                              									Blasen 1,2 mal so groß ist als die der kleinsten Blasen.
                           
                              
                                 Höhe der Wassersäule,in welcher dieGasblasen
                                    											aufstiegen
                                 
                                 Mittlere Aufsteighöhein 1 Sek.
                                 
                              
                                 1. Reihe   68,3 (1,84 m)
                                 
                                 10,5 (0,285 m) Par. Zoll
                                 
                              
                                 2. Reihe 171,6 (4,64 m)
                                 größte Blasenkleinste   „
                                 11,4 (0,309 m)  9,5 (0,257 m)
                                 
                              
                                 3. Reihe 223,0 (6,04 m)
                                 
                                   9,9 (0,270 m)
                                 
                              
                           Minimum 11,15 (0,302 m),
                           Maximum 9,1 (0,246 m).
                           Bei den Versuchen der dritten Reihe wurde Sorge getragen, daß die Zeiten des Oeffnens
                              									und Schließens des Hahnes möglichst gleich waren, mithin nahe gleich große Blasen
                              									aufstiegen.
                           Das Aufsteigen der Gasblasen erfolgt nicht mit einer, von der Höhe der Wassersäule an
                              									sich abhängigen, Beschleunigung; denn die Geschwindigkeit in den drei Versuchsreihen
                              									ist 10,5, 10,45 (Mittel aus den größten und kleinsten Blasen) und 9,99, mithin
                              									beinahe gleich, obschon die Höhen der drei Röhren sich verhielten wie 1: 2,5 : 3,3.
                              									Da aber große Blasen schneller aufsteigen als kleine, so muß die Geschwindigkeit
                              									zweier Ursachen wegen etwas zunehmen. Erstens nimmt mit abnehmender Höhe der
                              									hydrostatische Drück ab, folglich die Größe der Blasen und damit die Geschwindigkeit
                              									zu; und zweitens werden die kleinen Blasen von den größeren eingeholt und vergrößern
                              									sich dadurch.
                           Die wirkliche Größe der Blasen wird nicht angegeben. Offenbar kommt es aber zur
                              									Erreichung einer bestimmten Geschwindigkeit auf diese sehr wesentlich an. Daß die
                              									Geschwindigkeit selbst (abgesehen von der durch die Expansion des Gases nach oben
                              									verursachten Volumenzunahme) konstant bleibt, erklärt sich aus dem Gleichgewicht, in
                              									welches sich der Auftrieb mit den Bewegungshindernissen setzen muß.
                           HenrichTheorie der
                                    											kohlensäureführenden Quellen, begründet durch Versuche (Zeitschr. f. d.
                                    											Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuß. Staat 1902, L. S. 542).
                              									fand die Steiggeschwindigkeit nach Versuchen mit einer 2 m langen Röhre für
                              									Kohlensäure, Wasserstoff und Luft nicht wesentlich verschieden, im Mittel 0,24 m bei
                              									20° C.
                           ThereminRecherches sur
                                    											la figure et le mouvement d'une bulle d'air dans un liquide de densité
                                    											constante (Crelle's Journal V 1830 S. 378–379). stellt nur
                              									theoretische Betrachtungen an, deren Resultate er in die Sätze zusammenfaßt: „Die
                                 										Quadrate der Geschwindigkeiten zweier Blasen, die die gleiche Strecke in
                                 										demselben Gefäß durchlaufen haben, verhalten sich zueinander, wie die
                                 										Rauminhalte dieser Blasen, und: die in gleicher Zeit durchlaufenen Räume
                                 										verhalten sich wie die Rauminhalte der Blasen, die Quadrate der für gleiche
                                 										Strecken aufgewandten Zeiten aber umgekehrt wie diese Rauminhalte“, Angaben,
                              									die indessen durch die Erfahrung keine Bestätigung erhalten.
                           Eine Reihe systematischer Versuche mit Luftblasen von 0,0004 bis zu mehreren 100
                              									cmm Inhalt in Röhren von ¾ bis 2 m Länge führte auf die in Abb. 1 dargestellte Kurve. Die Geschwindigkeit bleibt sonach äußerst
                              									gering für kleinste Blasen und wächst bis zu einem nicht genau feststellbaren
                              									Maximum für die größeren. Da es sich schwierig erwies, sehr kleine Luftblasen
                              									herzustellen, wurde neben atmosphärischer Luft der in Wasser ebenfalls fast so gut
                              									wie unlösliche Wasserstoff zuhilfe genommen, der sich am Boden eines Glasrohrs
                              									leicht aus einigen Stückchen Zink durch Ansäuern des Wassers gewinnen läßt. Die
                              									allerfeinsten Bläschen dieses Gases bewegen sich so gut wie gar nicht aufwärts,
                              									sondern wirbeln unter dem Einfluß der am Boden ausgelösten Strömungen unentschieden
                              									hin und her.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 98
                              Abb. 1.
                              
                           Die Feststellung der Größe geschah durch einen auf Zelluloid geritzten, in das Rohr
                              									eingehängten Maßstab. Der Durchmesser der größeren Bläschen war jedoch nicht mehr
                              									scharf einstellbar, weil mit ihrem Volumen auch die linsenförmige Abplattung zunahm.
                              									Auch zeigten sich die Wasserstoffbläschen viel stärker zusammengedrückt als
                              									gleichgroße Luftbläschen. Dieser Umstand erklärt das Auseinandertreten der
                              									entsprechenden Schaulinien.
                           Eigentliche Genauigkeit ist schon deshalb nicht zu erwarten, weil die Bläschen nicht
                              									gerade, sondern in Spiralen aufsteigen und gleichzeitig um ihren Schwerpunkt
                              									oszillieren. Der zurückgelegte Weg übertrifft also die in einer bestimmten Zeit
                              									erreichte Höhe. Nur soviel läßt sich aus diesen Beobachtungen abnehmen, daß bereits
                              									von rund 1 cmm ab die Blasen mit wachsender Größe, sehr allmählich nur an
                              									Geschwindigkeit gewinnen.
                           Es hat für den vorliegenden Zweck kein Interesse, das Bild im einzelnen zu
                              									vervollständigen, ein um so größeres dagegen, den Einfluß der Rohrweite auf die
                              									Bewegung der einzelnen Blase kennen zu lernen. Denn nur um senkrecht stehende Rohre
                              									handelt es sich zunächst.
                           Es liegt auf der Hand, daß die Nähe der Wandung das Aufsteigen behindert, auch ohne
                              									daß die Blase unmittelbar daran streift, wie sie es von einer gewissen Größe ab tun muß. Obwohl
                              									die Beobachtungen sich auf Rohre von 8 bis 96 mm Durchmesser verteilen, kann aus
                              									diesem Grunde auf die Wiedergabe der einzelnen Zahlenwerte verzichtet werden. Dem
                              									Zusammenhang zu Liebe seien in tabellarischer Uebersicht nur einige wenige
                              									herausgegriffen, die das Maximum der Geschwindigkeit oder ihren Grenzwert für die
                              									das betreffende Rohr anfüllenden Blasen erläutern.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 
                                 Rohrweite
                                 
                                 14
                                 18
                                 21
                                 37
                                 mm
                                 
                              
                                 Luftblasen-größe
                                   0,05  0,5  1  1,710
                                 ccm„„„„
                                 Geschwindig-keitdes Aufstiegs
                                 0,170,0950,0950,0950,095
                                 0,190,1500,1130,1130,113
                                 0,200,1750,1540,1300,130
                                 0,210,230,230,2150,21
                                 m/Sek.„„„„
                                 
                              
                           Die Geschwindigkeit erhebt sich sonach für jede Rohrweite zu einem Maximum, das um so
                              									höher steigt, je weiter das Rohr selbst ist, praktisch indessen nicht über 0,34
                              									m/Sek. hinausgeht (natürlich erst bei weiteren Rohren, als die vorstehende Tabelle
                              									begreift.) Mit Zunahme der Blasengröße sinkt alsdann die Geschwindigkeit, um bei
                              									einem für jede Rohrweite charakteristischen Maß stehen zu bleiben.
                           Die Grenzwerte zeigt Abb. 2. Der Verlauf der Kurve
                              									entspricht für Rohrdurchmesser bis zu 6 cm mit hinreichender Annäherung der
                              									Formel
                           \frac{0,065\,.\,d^2}{d+\frac{d^2}{100}} (d in mm).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 99
                              Abb. 2.
                              
                           Die Versuche wurden in der Weise vorgenommen, daß möglichst nur eine Luftblase von
                              									bestimmter Größe in dem ruhenden Wasser aufstieg. Zur Erzeugung kleiner Bläschen
                              									diente eine am Boden eingesetzte feine Glasspitze, durch welche aus einem als
                              									Luftbehälter dienenden Gummischlauchstück mittels Fingerdruck, ähnlich wie bei einem
                              									Bürettenverschluß, die Luft eintrat. Gemessen wurde sie durch Auffangen in einem
                              									kalibrierten Röhrchen, bei besonders fein verteilten Blasen gruppenweise. Solche von
                              									½ ccm und darüber waren dagegen abgemessen so zwischen zwei Quetschhähnen
                              									eingeschlossen, daß sie aus entsprechend weiter Mündung in das Standrohr gelangten.
                              									Für mehr als 50 ccm genügte auch dieses Verfahren nicht mehr, weil eine
                              									langgestreckte Blase an der Mündung leicht in mehrere zerreißt. Es war darum
                              									Vorsorge getroffen, solche Mengen in einem recht kurzen und dicken Glasstutzen
                              									aufzufangen, der, mit dem Standrohr durch einen ebenso weiten Gummischlauch
                              									verbunden, zunächst mit dem freien Ende nach oben stand, dann mit Wasser bis auf den
                              									gewünschten Luftinhalt aufgefüllt und mit einem Kautschukpfropfen verschlossen durch
                              									Abwärtsschlagen um 180° seine Luft auf einmal freigab.
                           Es stellte sich bald heraus, daß die aufschwebenden Blasen nur bei allerkleinsten
                              									Maßen einigermaßen kugelig ausfallen, von wenigen cmm Größe ab hingegen deutlich
                              									linsenförmig sich verbreitern, und zwar mit immer mehr verflachender, unterer
                              									Krümmung, die von etwa 1 ccm Rauminhalt an sich in wellige Lappen zu verfasern
                              									beginnt. Je flacher, um so schwankender bewegen sich diese quallenförmigen Gebilde
                              									aufwärts, unter beständiger Gefahr, daß durch die ruckweise Verschiebung kleinere
                              									oder größere Stücke von ihrem Rande abgeschlagen werden. Eine Spaltung in mehrere
                              									Blasen erfolgt nur auf diesem Wege und aus der genannten Ursache. Man kann deshalb
                              									eine obere Grenze für die Größe frei aufsteigender Luftblasen so wenig als für ihre
                              									Geschwindigkeit festlegen, es sei denn, daß diese die Wandung des Gefäßes berühren
                              									und dadurch soviel Festigkeit erlangen, daß höchstens von ihrem Unterteil kleinere
                              									Stücke sich loslösen. Da solche Rohrblasen gegenüber den frei sich bewegenden an
                              									Geschwindigkeit merklich einbüßen, so verschmelzen losgelöste Trümmer zum größten
                              									Teil wieder mit ihnen, ebenso wie mit sonst ihnen nacheilenden. Die Verzögerung der
                              									Bewegung, wie sie auch in der oben wiedergegebenen Tabelle zum Ausdruck kommt,
                              									beginnt nicht erst in dem Moment, in dem die Blase die Wandung berührt. Sie setzt
                              									bereits ein, wenn der Blasendurchmesser etwa die Hälfte des Rohrdurchmessers
                              									erreicht hat und findet ihr endgültiges Maximum bei der Anlehnung an die Wand. Es
                              									ist dabei ohne Belang, ob diese Berührung nur in einer schmalen Ringzone erfolgt
                              									oder auf die ganze Höhe der Blase sich erstreckt, d.h. die Geschwindigkeit bleibt
                              									nunmehr dieselbe, gleichgültig, wie lang die Blase sich auszieht. Daß eine weitere
                              									Volumenzunahme keine Steigerung der Aufwärtsbewegung mit sich bringt, erklärt sich
                              									daraus, daß die Widerstände an der Rohrwand im selben Maße wachsen wie der Auftrieb.
                              									Aus demselben Grunde nimmt auch die Geschwindigkeit einer frei aufsteigenden Blase
                              									nicht zu, abgesehen von dem durch die Expansion in höheren Schichten verursachten
                              									Größenzuwachs.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 99
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 99
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 99
                              Abb. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 99
                              Abb. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 99
                              Abb. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 99
                              Abb. 8.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 99
                              Abb. 9.
                              
                           Die Formänderung, welche die anfangs kugelrund gedachte Luftblase auf ihrem Wege
                              									erleidet, wird durch Abb. 3 bis 9 veranschaulicht.
                           Die flache, unten lappige Ausbreitung nach Abb. 5
                              									(Quallenform) wird bei entsprechender Rohrweite sogleich abgelöst durch Abb. 6 (Mitraform), die, so lange sie die Rohrwand nur zonal berührt,
                              									unten konvex, dann flacher (Abb. 7) und endlich
                              									konkav sich gestaltet, während die Seiten mit Rillen oder Wellen, gewöhnlich am
                              									oberen Ende (Abb. 8), oft auch bei sehr lebhaften
                              									Schwingungen nahe dem unteren Ende (Abb. 9)
                              									gebändert erscheinen.Ueber die
                                    											Schwankungen einer Luftblase im Wasser vergl. H. Lamb, Hydrodynamics, 3rd. ed. 1906, S. 453. Bei
                              									geringen Rohrweiten legen sich große Blasen natürlich ohne Durchgang durch die
                              									Quallenform an die Wandung an.
                           Aber auch bei den längsten Luftpfropfen fließt das Wasser beständig an der
                              									Rohrwandung herab. Sonst könnte sich ja eine solche Zelle durch eine an sich ruhende
                              									Wassersäule nicht vorwärts bewegen. Wenn Bischofa. a. O. I, S. 706. meint:
                              										„stellenweise erfüllt das Gas (die Kohlensäure) die ganze Weite des
                                 										Bohrloches, und diese Gassäulen, welche den darüber stehenden Wassersäulen nicht
                                 										mehr ausweichen können, heben diese ungeteilt in die Höhe“, so muß die
                              									Vorstellung von einem Heben oder Tragen im physikalischen Sinne als irrig bezeichnet
                              									werden. Nur in kapillaren Rohren, also von etwa 8 mm lichter Weite und weniger
                              									können die Luftzellen durch den an ihren beiden Enden ausgespannten Meniskus völlig
                              									zur Ruhe kommen und perlschnurartig in der Flüssigkeit aufgehangen bleiben; ein
                              									Umstand, der oft störend beim Gebrauch von Pipetten und anderen Meßgeräten sich
                              									geltend macht.
                           Die durch die Abwärtsströmung des Wassers vom unteren Ende der Luftzelle
                              									abgebrochenen Stücke können dann im „Kielwasser“ eine Zeitlang umwirbeln, ehe
                              									sie sich untereinander oder mit anderen Blasen wieder vereinigen. Diese Beobachtung
                              									führt uns mitten in das Spiel der Kräfte bei gleichzeitiger Gegenwart mehrerer
                              									Luftblasen im Rohr. Bemerkt sei noch, daß der Kopf der Luftzelle stets ungeteilt in
                              									paraboloider Wölbung voranschreitet.
                           
                        
                           II. Das Verhältnis mehrerer Luftblasen
                                 										zueinander.
                           Man kann hier statt Luftblasen immer Luftzellen setzen. Denn die einzelnen Blasen
                              									müssen, falls sie überhaupt in genügender Anzahl vorhanden sind, sich schließlich zu
                              									Zellen zusammenschließen. Das ergibt sich aus der mit der Größe zunehmenden
                              									Geschwindigkeit und deren Verzögerung in der Nähe der Rohrwand. Die größeren Blasen
                              									holen demgemäß die kleineren allmählich ein, um nach Ueberwindung der durch ihre
                              									Abweichung von der Kugelgestalt ohnehin gelockerten Oberflächenspannung zu immer
                              									größeren Zellen zu verschmelzen. Eine Aufspaltung findet dagegen, wie bereits
                              									bemerkt, nur im beschränkten Sinne am unteren Saum der Zellen statt und führt auch
                              									hier schließlich wieder zu einer neuen Aufsaugung durch nachkommende größere und
                              									darum geschwindere Blasen. Mit anderen Worten: Die Wirbelungszone hinter einer Zelle
                              									bedingt durch das Abspalten einzelner, ziellos umhertreibender Reste nur eine
                              									scheinbare Ausnahme von dem allgemeinen Gesetz, nach welchem aus kleinen Blasen sich
                              									größere und immer größere Komplexe bilden. Es braucht nur die eine Bedingung erfüllt
                              									zu sein, daß überhaupt Blasen von verschiedener Größe vorkommen.
                           Theoretisch genügt die geringste Abweichung in der Dimension einer einzigen
                              									Blase unter Tausenden, um zu Zellen oder Kolben im Rohr zu führen. Daß in
                              									Wirklichkeit völlige Gleichheit nicht herzustellen ist, bedarf keines Beweises. Aber
                              									gesetzt selbst, es gelänge eine solche zu gewährleisten, so gäbe allein schon der
                              									ungleiche Abstand der Blasen unter sich und von der Rohrwandung Anlaß zu
                              									verschiedenem Vorrücken und damit zu den auch in diesem Fall unvermeidlichen
                              									Verschmelzungen.
                           Handelt es sich doch bei der Einführung gespannter Luft unter Wasser für Pumpzwecke
                              									niemals um einzelne, in gemessenen Abständen aufeinander folgende Bläschen, wie sie
                              									etwa aus einem Glase abgestandenen Champagners sich zögernd loslösen, sondern um ein
                              									rasches Durchleiten von im Verhältnis zum Wasser sehr bedeutenden Luftmengen. Die
                              									Höhe der Spiegelerhebung gibt dafür ein Maß; sie entspricht nämlich genau dem
                              									Volumen der dem Wasser beigemischten Luft. Die Aufbietung einer dreifachen Menge
                              									Luft bildet z.B. keineswegs eine Ausnahme; bei starker Wasserförderung muß man unter
                              									Umständen zu noch viel erheblicherer Luftzufuhr schreiten. Das bedeutet dann, daß
                              									ein Viertel des Rohrinhalts aus Wasser, drei Viertel aus Luft bestehen. Bei genau
                              									gleichmäßiger Verteilung der letzteren müßten die Blasen einerlei ob kugelig oder
                              									ellipsoidisch oder wie fein oder wie grob man sie sich denken mag, schon mit den
                              									Rändern zusammenstoßen, bei ungleichmäßiger Verteilung aber erst recht
                              										verschmelzen.Vergl. damit die lose
                                    											und dichte Packung von Sandkörnern in meiner Abhandlung: Filtergeometrie
                                    											(Zeitschrift für Mathematik und Physik 1912 S. 170). Aus
                              									zwingenden Gründen der Raumgeometrie ist somit das Auftreten von Luftkolben
                              									unbedingt geboten.
                           Jede andere Auffassung steht mit der Logik der Tatsachen im Widerspruch. Das Bemühen
                              									mancher Techniker, die Luft in feinsten Bläschen einzuführen, fußt auf unklaren,
                              									abstrakten Zurechtlegungen, denen die nüchterne Beobachtung rasch ein Ende macht.
                              									Die Erkenntnis hingegen, daß das Auftreten der Luftkolben weder als zufällig noch
                              									als nebensächlich zu behandeln ist, sondern die eigentliche Grundlage der
                              									Wasserhebung ausmacht, bildet ein hervorragendes Verdienst des Deutschamerikaners
                              									Dr. Julius G. Pohle„I
                                       												have discovered that when air is allowed to enter in a constant stream
                                       												and in suitable quantity, it will arrange itself in alternate layers
                                       												with the water“. Amer. Patent 487689 (1892).. Wenn
                              									deutsche Gelehrsamkeit noch heute nach mehr als zwanzig Jahren sich dagegen wehrt
                              									und andererseits eine unserer hervorragendsten industriellen Firmen die von dem
                              									genannten Erfinder gesammelten Erfahrungen für ihre eigenen ausgibt, so wird es zur
                              									Pflicht ehrlicher Forschung, hier volle Klarheit zu schaffen.
                           In dem vorstehenden sind bereits die Grundlagen für die Theorie der Preßluftpumpe
                              									angedeutet. Da aber dem Verhalten der Luftblasen darin der Hauptanteil zukommt, wäre
                              									ihre Begründung unvollständig ohne eine genauere Untersuchung über die Entstehung
                              									dieser Blasen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)