| Titel: | Untersuchung einer zwangläufigen Dampfmaschinensteuerung auf Massendrücke. | 
| Autor: | Otto Kölsch | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 103 | 
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                        Untersuchung einer zwangläufigen
                           								Dampfmaschinensteuerung auf Massendrücke.
                        Von Dr.-Ing. Otto Kölsch in
                           									Nürnberg.
                        (Fortsetzung von S. 90 d. Bd.)
                        KOELSCH: Untersuchung einer zwangläufigen Dampfmaschinensteuerung
                           								auf Massendrücke.
                        
                     
                        
                           2. Beschleunigungen.
                           Wenn wir die Beschleunigungen in den einzelnen Gelenkpunkten bestimmen wollen, gehen
                              									wir von der Beschleunigung bD des Punktes D aus, dessen Bewegung
                              									in einer gleichmäßigen Drehung um I besteht.
                           Wir finden bei \frac{n}{2}=62,5 und r
                                 										= 0,055 m die Normalbeschleunigung von D
                              									zu
                           n_D=r\,.\,\omega^2=r\,.\,\left(\frac{\pi\,.\,n/2}{30}\right)^2=2,36
                              										m/Sek.2.
                           Die Drehung der Steuerwelle kann als eine völlig gleichmäßige
                              									angesehen werden; der Punkt D erfährt also keine
                              									Tangentialbeschleunigung. Wir können darum schreiben:
                           bD =
                              										nD= 2,36 m/Sek.2.
                           Nach den aus Abb. 3 (S. 66) bekannten Regeln
                              									bestimmen wir die Beschleunigungen aller übrigen Gelenkpunkte, in der Reihenfolge
                              										C, B, A, E, F usw.
                           Die Ermittlung der Beschleunigung ist in Abb. 7 ebenfalls für
                              									die Stellung 1 des Exzenters durchgeführt und spricht
                              									für sich selbst, wenn man die Abb. 3 zu Hilfe nimmt.
                              									Auch hier wurden zur Kontrolle die einzelnen Beschleunigungs-Drei- und Vierecke nach
                              									dem Pol P verlegt. Das so gewonnene, gedrängte Bild der
                              									Beschleunigungen wirkt wegen der vielen eingeschriebenen Bezeichnungen zwar etwas
                              									verworren, ist aber am Konstruktionstisch wegen seiner größeren Genauigkeit und
                              									leichteren Handhabung den an den zerstreut liegenden Gelenkpunkten eingezeichneten
                              									Einzeldiagrammen entschieden vorzuziehen.
                           Wie in Abb. 7
                              									verfahren wurde, um die Beschleunigung aller Gelenkpunkte des Getriebes bei der
                              									Exzenterstellung 1 zu erhalten, so wurden noch 13
                              									weitere Blätter nötig, um die Beschleunigungen bei den übrigen Exzenterstellungen zu
                              									gewinnen. Es würde zu weit gehen, hier alle Blätter zu bringen. Es möge daher Abb. 7 genügen. Eine
                              									Zusammenstellung der für die 14 Stellungen einer
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 103
                              
                           
                           
                           Exzenterumdrehung gewonnenen Beschleunigungen aller
                              									Gelenkpunkte findet sich in Tab. 1.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 104
                              Abb. 8.Tangentialbeschleunigung der Gelenkpunkte A bis K, aufgetragen als
                                 										Funktion der Zeit.
                              
                           Zerlegen wir die Beschleunigungen der verschiedenen
                              									Gelenkpunkte in ihre Komponenten, von denen eine in die Bahntangente, also in
                              									die Richtung der augenblicklichen Geschwindigkeit des betreffenden Gelenkpunktes
                              									fällt, die andere senkrecht hierzu steht, so erhalten wir in ersterer Komponente die
                              									Tangentialbeschleunigung, in letzterer die Normalbeschleunigung des
                              									Gelenkpunktes.
                           Um nun eine Gewähr für die Richtigkeit dieser zeichnerisch ermittelten Größen zu
                              									haben, tragen wir – für jeden Gelenkpunkt in einem eigenen Diagramm – die
                              									Tangentialbeschleunigung als Funktion der Zeit auf. Bezeichnet v die Geschwindigkeit und bv die Tangentialbeschleunigung, so gilt
                              									allgemein:
                           
                              b_v=\frac{d\,v}{d\,t},
                              
                           oder v = ∫bv ∙ dt.
                           Nach einer vollen Umdrehung kommen wir bei einem beliebigen
                              									Gelenkpunkt immer wieder auf den gleichen Anfangswert der Geschwindigkeit v zurück, gleichviel, welchen Schwankungen sie während dieser Umdrehung unterliegt. Es muß somit unter
                              									allen Umständen die Bedingung erfüllt sein: \int\limits
                                 										_{t_1}^{t_2}\,b_v\,.\,d\,t=0, wenn die Zeitdifferenz t2 – t1 einer vollen Umdrehung der Steuerwelle
                              									entspricht. Tragen wir also, wie oben schon erwähnt, die Tangentialbeschleunigung
                              									als Funktion der Zeit auf (s. Abb. 8), so muß, wenn
                              									die Beschleunigungen richtig bestimmt worden sind, die Summe aller positiven und
                              									negativen Diagrammflächen für eine Umdrehung den Wert Null ergeben. Bei allen
                              									Diagrammen der Abb. 8 wurde mittels Planimeter diese
                              									Probe durchgeführt. Sie ergab die Richtigkeit aller ermittelten
                              									Beschleunigungen.
                           Zur Abb. 8 ist noch kurz zu bemerken, daß die Kurven,
                              									nach denen die Beschleunigungen der Punkte A, B und C verlaufen, einander ähnlich sein müssen. Aehnliches
                              									gilt bei den Punkten F, G, H, I und K Nur der Punkt D
                              									unterliegt keiner Tangentialbeschleunigung. Das Beschleunigungsdiagramm des Punktes
                              										E weicht von allen übrigen insofern ab, als die
                              									Wechsel in den Beschleunigungen ohne Sprung stattfinden.
                           Allgemein können wir aussprechen, daß sich die Größen der Beschleunigungen in sehr
                              									bescheidenen Grenzen bewegen. Der Größtwert im Betrage von etwa 7 m/Sek. tritt beim
                              									Punkt G auf.
                           Bedenken wir, daß bei den jetzt so beliebten Nockensteuerungen Beschleunigungen von
                              									über 2000 m/Sek.2 vorkommen können (D. p. J. 1909.
                              									S. 264), so müssen wir hinsichtlich der Massenwirkungen der Frikart-Steuerung den unbestrittenen Vorrang einräumen.
                           Selbst wenn die Rückdrücke einer Steuerung auf den Regulator verhältnismäßig klein
                              									sind, kann es vorkommen, daß die Regulierung erheblich gestört wird; nämlich, sobald
                              									Resonanz eintritt, d.h. sobald die Stoßfolge der von der Steuerung nach dem
                              									Regulator übermittelten Rückdrücke mit der Eigenschwingungszahl des „in die Maschine eingebauten“ Regulators
                              									zusammenfällt, oder ein Vielfaches dieser Zahl ist.
                           Wir werden uns demnach über den zeitlichen Verlauf der Steuerungsrückdrücke Klarheit
                              									verschaffen müssen.
                           
                           Tabelle 1.
                           Beschleunigungen sämtlicher Getriebepunkte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 105
                              Gesamt-Beschl.;
                                 										Tangential-Normal-
                              
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)