| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 105 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die Treibmittel des Dieselmotors. Für die
                              									wirtschaftliche Beurteilung einer Wärmekraftmaschine sind die Brennstoffkosten
                              									ausschlaggebend. Die Krafterzeugung durch Oelmotoren, so große Ausdehnung sie auch
                              									bereits angenommen hat, wird in ihrer weiteren Entwicklung sehr gehemmt durch die
                              									großen Kosten jener Oelsorten, die voraussetzungslos als Treibmittel verwendet
                              									werden können. Die hohen Brennstoffkosten führten selbst zu der Behauptung:
                              										„Vom Diesel-Motor ist vorerst in kohlenreichen
                                 										Ländern ein Wettbewerb für große Dampfkraftanlagen nicht zu befürchten.“
                           Als Treibmittel des Diesel-Motors kommen in Deutschland in
                              									Betracht:
                           1. Die Gasöle der inländischen Petroleumindustrie.
                           
                           2. Die Solaröle der Braunkohlenindustrie.
                           3. Die Teeröle.
                           4. Die ausländischen Petroleumprodukte.
                           Die leichtesten Destillate des Petroleums, der Steinkohle und der Braunkohle mit
                              									einem spezifischen Gewicht unter 0,7 und einer Siedetemperatur von weniger als 90 °
                              									C finden für den Diesel-Motor keine Verwendung, sie sind
                              									teuer und feuergefährlich.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Brennstoff
                                 Preisfür 100 kgM
                                 UntererHeizwertWE/kg
                                 Preisfür 1000 WEPf.
                                 
                              
                                 Benzin
                                 30
                                 11000
                                 2,7
                                 
                              
                                 Benzol
                                 25
                                 10000
                                 2,5
                                 
                              
                                 Rein Petroleum
                                 25
                                 10000
                                 2,5
                                 
                              
                           Die billigen Schweröle mit einem spezifischen Gewicht über 0,88 und einem Siedepunkt
                              									von mehr als 300 ° C sind das geeignete Treibmittel für den Diesel-Motor. Selbst bei einem Oelpreis von 7½ M für 100 kg
                              									(einschließlich 3,60 M Zoll) arbeitet der Diesel-Motor
                              									für kleinere Leistungen (unter 600 PS) billiger als eine Dampfmaschinenanlage
                              									gleicher Größe.
                           Neuerdings ist nun die Zollermäßigung für Treiböle weiter ausgedehnt worden.
                              										„Mineralöle mit einem spezifischen Gewicht von mehr als 0,830 bei 15° C, die
                                 										in inländischen Betriebsanstalten gewonnen sind oder aus dem Auslande eingehen
                                 										und zum Betriebe von Motoren unter Ueberwachung verwendet werden, unterliegen
                                 										dem Zollsatz von 1,50 M für 100 kg.“ Damit tritt eine wesentliche Ersparnis
                              									an Brennstoffkosten ein.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Brennstoff
                                 Heiz-wertWE
                                 Preisfür100 kgM
                                 Preisfür1000 WEPf.
                                 Wirkungs-graddes Motorsη
                                 Wärmepreisfür1 PSe/Std.Pf.
                                 
                              
                                 Galizisches Gasöl
                                 10000
                                 8
                                 0,8
                                 0,32
                                 1,6
                                 
                              
                                 Braunkohlenteeröl
                                 10000
                                 10
                                 1,0
                                 0,31
                                 2,0
                                 
                              
                                 Steinkohlenteeröl
                                 8500
                                 4
                                 0,47
                                 0,30
                                 1,0
                                 
                              
                                 Steinkohlenteer mit   Zündöl
                                 8000
                                 2
                                 0,25
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 
                                    Rohölsorte
                                    
                                 Marke W
                                 Marke Z
                                 
                              
                                 Spezifisches Gewicht bei 15°
                                 0,8542
                                 0,83414
                                 
                              
                                          „                  „      „   20°
                                 0,8502
                                 0,83048
                                 
                              
                                 Flammpunkt
                                 unter 0°
                                 unter 0°
                                 
                              
                                 Viskosität in Englergraden (bei 15° C)
                                 1,4
                                 1,1
                                 
                              
                                 Asphaltgehalt (nach der Alkohol Aether-   Methode
                                    											bestimmt)
                                 0
                                 –
                                 
                              
                                 Koksgehalt
                                   3,5 v. H.
                                 –
                                 
                              
                                 Paraffingehalt
                                 3,6     „
                                 0
                                 
                              
                                 Schwefelgehalt (nach der Verbrennungs-   Methode
                                    											bestimmt)
                                 0,119 „
                                 –
                                 
                              
                                 Benzinausbeute: Rohbenzin
                                 –
                                 ca.  30 v. H.
                                 
                              
                                                          Rektifiziertes Benzin
                                 –
                                 „    22      „
                                 
                              
                                 Aussehen
                                 –
                                 dunkelbraunleichtflüssig
                                 
                              
                           Der Wärmepreis für 1 PSe/Std. bestimmt sich
                              									durch den Ausdruck:
                           
                              \frac{632}{\eta}\,\times\,\frac{\mbox{Wärmepreis für 1000
                                 										WE}}{1000}
                              
                           Angefügt sei noch die Analyse zweier galizischer Motortreiböle. Der Heizwert liegt
                              									zwischen 10000 und 11000 WE. Die Preise schwanken zurzeit zwischen 8,50 bis 10
                              									Kronen für 100 kg innerhalb Oesterreich.
                           Wimplinger.
                           ––––––––––
                           Bestimmung der Leerlaufsverluste von Dynamomaschinen.
                              									Unter Leerlaufsverlusten eines Generators oder Motors versteht man im allgemeinen
                              									den Verlust durch Luft-, Lager- und Bürstenreibung, oft auch Eisenverluste, die
                              									letzteren nur bei Maschinen, die nach Unterbrechung des Ankerstromkreises, ihre
                              									Erregung behalten, also bei Nebenschlußmaschinen, synchronen Generatoren,
                              									asynchronen Motoren usw. Bei Reihenschlußmaschinen für Gleich- und Wechselstrom
                              									werden die Eisenverluste nicht zu den Leerlaufsverlusten gerechnet, da diese
                              									Maschinen bei Leerlauf so gut wie kein Feld haben, und als Motoren, wegen der dabei
                              									auftretenden hohen Drehzahl, nicht geprüft werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 106
                              
                           Das meist übliche Verfahren, die Leerlaufsverluste zu bestimmen, ist die
                              									Antriebsmethode. Die zu untersuchende Maschine wird unbelastet von einem Motor
                              									angetrieben, dessen Wirkungsgrad bekannt ist, oder dessen Leistungsaufnahme, vor
                              									Kupplung mit der Versuchsmaschine, bei derselben Drehzahl gemessen wurde. Im ersten
                              									Falle ergibt die Leistungsaufnahme des Antriebsmotors, multipliziert mit seinem
                              									Wirkungsgrad, die gesuchten Leerlaufsverluste, im zweiten Falle werden sie erhalten
                              									durch die Differenz der Leistungsaufnahmen. Ein anderes vollkommeneres Verfahren ist
                              									die Auslaufsmethode. Hierbei bestimmt man das Drehmoment der Verlustleistung bei
                              									entsprechenden Drehzahlen und erhält aus Drehmoment und Winkelgeschwindigkeit die
                              									Leerlaufsverluste. Zu diesem Zweck bringt man die Versuchsmaschine auf eine
                              									bestimmte Geschwindigkeit, überläßt sie dann sich selbst, notiert die abnehmenden
                              									Drehzahlen in irgendwelchen Zeitintervallen und trägt dann diese Drehzahlen als
                              									Funktion der Zeit in rechtwinkligen Koordinaten auf, wie Abbildung zeigt. Die
                              									Richtung der Tangenten AB dieser so erhaltenen Kurve
                              									ist \frac{d\,n}{d\,t}, wo n die
                              									Drehzahl p. m. und die Zeit bedeutet, sie ist dem Drehmoment proportional, denn das
                              									Drehmoment Md ist
                              									gleich Trägheitsmoment J mal Winkelbeschleunigung
                              										\left(\frac{d\,\omega}{d\,t}\right), ω bedeutet dabei die Winkelgeschwindigkeit. Da ω aber gleich \frac{\pi\,n}{30} ist, so ist
                              										M_d=\frac{\pi}{30}\,.\,J}\,.\,\frac{d\,n}{d\,t} (gem.). Die
                              									entsprechende Verlustleistung V=M_d\,.\,\omega=\left(\frac{\pi}{30}\right)^2\,.\,J\,.\,n\,.\,\frac{d\,n}{d\,t}
                              									(gcm/Sek.) oder dieselbe in Watt
                              										W=1,076\,.\,10^{-6}\,.\,J\,.\,n\,\frac{d\,n}{d\,t} (Watt). Es
                              									kommt also darauf an, \frac{d\,n}{d\,t} resp.
                              										n\,\frac{d\,n}{d\,t} zu finden. Mit Hilfe der hergestellten
                              									Kurve n = f(t) lassen sich die beiden Werte
                              									zeichnerisch bestimmen, \frac{d\,n}{d\,t} als Richtung der
                              									Tangente und n\,\frac{d\,n}{d\,t} als Subnormale (CD) der Kurve. A. Ytterberg
                              									schlägt in der E. T. Z. Heft 45, 1912, eine andere Methode vor, um n und \frac{d\,n}{d\,t} zu finden,
                              									und zwar durch Ablesung am Volt- und Amperemeter. Zu diesem Zwecke kuppelt er mit
                              									der zu untersuchenden Maschine eine kleine Gleichstrommaschine von etwa 1/20 KW, die mit
                              									konstanter Fremderregung arbeitet. Zwischen die Bürsten dieser kleinen Maschine ist
                              									ein Voltmeter geschaltet, und parallel zum Voltmeter ein Kondensator, in dessen
                              									Stromkreis ein Amparemeter liegt. Die Ausschläge des Voltmeters sind der Drehzahl
                              										n proportional, die des Amperemeters dem Drehmoment
                              										\left(\mbox{also auch }\frac{d\,n}{d\,t}\right). Daß die
                              									Voltmeterausschläge e = kn sind, ist ohne weiteres
                              									klar, da die Erregung der Gleichstrommaschine konstant vorausgesetzt wurde, die
                              									Spannung e also nur von der Drehzahl abhängt. Um die
                              									Amperemeterausschläge zu verstehen, brauchen wir nur daran zu denken, daß ein
                              									Kondensatorstrom i=c\,.\,\frac{d\,e}{d\,t} ist, wo c die Kapazität und e die
                              									Klemmenspannung des Kondensators bedeutet. Da nun die Klemmenspannung gleich der
                              									Spannung am Voltmeter ist, und diese wie gesehen e = k ∙
                                 										n> so folgt, daß i=c\,k\,\frac{d\,n}{d\,t} ist.
                              										e\,.\,i=c\,k^2\,.\,n\,\frac{d\,n}{d\,t} entspricht der
                              									Verlustleistung. Der erwähnte Aufsatz von A. Ytterberg
                              									bringt ein durchgerechnetes Zahlenbeispiel, sowie eine Methode zur Berechnung des
                              									Trägheitsmomentes J des Rotors der Versuchsmaschine aus
                              									seiner Schwingungszeit bei pendelnder Aufhängung. Interessant ist auch der Hinweis,
                              									daß man mit Hilfe derselben Methode andere Vorgänge darstellen kann, wie z.B. den
                              									Tangentialdruck der Dampfmaschinen sowie die Möglichkeit, kinematographisch die
                              									Vorgänge aufzunehmen.
                           v. Kleist.
                           Liegende mehrzylindrige Dieselmaschinen für Großbetriebe.
                              									Die liegende Diesel-Maschine, besonders das
                              									Zweitaktsystem, gewinnt für elektrische Zentralen usw. eine nicht zu unterschätzende
                              									Bedeutung, namentlich bei größeren Leistungen. Die gedrungene Bauart in
                              									mehrzylindriger Ausführung und die infolge der Kurbelversetzungen erzielte große
                              									Gleichförmigkeit des Ganges, ferner die etwas geringeren Anschaffungskosten der
                              									Zweitakt- gegenüber Viertaktmaschinen sind einige allgemeine Vorzüge dieses Systems.
                              									Hierzu kommen die betriebstechnischen Vorteile, welche bei der einfach wirkenden
                              									Bauart in der leichten Zugänglichkeit und Revisionsfähigkeit der Zylinder,
                              									Kolben und Steuerung besteht. Auch der unmittelbare und einfache Anbau von Spülpumpe
                              									und Kompressor, sowie die gute Lagerung der Kurbelwelle, sind für den Betriebsmann
                              									zwei nicht unwichtige Punkte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 107
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 107
                              Abb. 2.
                              
                           Die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg hat verschiedene
                              									Großausführungen dieser liegenden Art geliefert, bzw. in Bau, so z.B. zwei mit Gasöl
                              									betriebene Maschinen von je 940 PS für die Società Anonima
                                 										Elettricità Toskana in Pisa in vierzylindriger Anordnung, welche in diesem
                              									Jahre in Betrieb genommen sind. Ferner sind u.a. in Bau begriffen zwei Maschinen des
                              									gleichen Systems von je 1500 PS für die neue Zentrale „Chalma“ in Mexiko für
                              									Rohölbetrieb, sowie mehrere liegende Zweizylindermaschinen für Teeröl bzw. Gasöl,
                              									von je 1000 PS für die Elektrizitätswerke in Stargard in Pommern und
                              									Alexandrien.
                           Abb. 1 und 2 zeigen
                              									einen 1800 bis 2000 PS Zweitakt-Diesel-Motor in
                              									Vierzylinderanordnung für Drehstromzentralen bei 150 Umdrehungen und 1000 mm Hub.
                              									Aus den Abbildungen geht die gute Zugänglichkeit der betriebstechnisch wichtigen
                              									Teile ohne weiteres hervor und gleichzeitig der Grundrißbedarf derartiger
                              									Maschinen.
                           
                           Man sieht, wie kurz sie sich in der Zylinderlängsrichtung bauen. Der etwas
                              									größere Brennstoffverbrauch der Zweitaktmaschine infolge des Kraftbedarfs der
                              									Spülpumpe und der dadurch bedingte geringere thermische Wirkungsgrad (30 v. H.
                              									gegenüber 33 v. H. beim Viertakt), sowie ein größerer Kühlwasserverbrauch dürften
                              									bei großen Zentralen und nicht zu hohen Brennstoffpreisen kaum zuungunsten des
                              									einfachwirkenden Zweitaktes sprechen gegenüber seinen betriebstechnischen
                              									Vorzügen.
                           Daß auch für Hüttenwerkszentralen die Groß-Diesel-Maschine als Zusatz- und Reservemaschine unter
                              									Umständen Eingang zu finden beginnt, zeigt der Fall der im Jahre 1913 in Betrieb
                              									kommenden Troisdorfer-Zentrale des Fassoneisenwalzwerks
                                 										Mannstaedt & Co. Dort werden
                              									Hochofengasdynamos für 440 Volt Gleichstrom zu Walzwerkshauptantrieben parallel mit
                              									liegenden, vierzylindrigen Teeröl-Diesel-Maschinen
                              									Nürnberger Bauart arbeiten. Diese werden je 2000 PSe
                              									leisten. In der Zentrale sind außer diesen beiden Maschinen noch rund 7000 PS in
                              									Hochofengasmaschinen installiert. Anstatt, wie auf verschiedenen Hütten, besondere
                              									Gaserzeugungsanlagen zur Reserve aufzustellen, welche im Betrieb immerhin
                              									Schwierigkeiten zu machen pflegen, hat man also hier stets betriebsbereite und
                              									billig arbeitende Teeröl -Diesel- Maschinen gewählt.
                           Für die Röchlingschen Eisen- und
                                 										Stahlwerke, Völklingen, ist ferner ein zweizylindriger Motor von 250 PS,
                              									ebenfalls liegender Bauart, für den Antrieb einer Zentrifugalpumpe in Betrieb
                              									genommen werden. Es ist zu erwarten, daß der liegende Mehrzylinder-Diesel-Motor, namentlich für Zweitaktbetrieb und
                              									Teerölverwendung, im kommenden Jahr noch mehr als jetzt für Großbetriebe
                              									herangezogen wird.
                           Schömburg.
                           ––––––––––
                           Die Abscheidung und Entfernung der Flugasche aus den
                                 										Heizkanälen von Dampfkesselanlagen. Rauch- und Rußbildung läßt sich bei
                              									hochwertigen Brennstoffen durch geeignete Ausbildung des Feuerraumes und richtige
                              									Luftzufuhr vermeiden. Werden aber auf einem für Steinkohle berechneten Rost
                              									minderwertige Brennstoffe verheizt, so muß man meist künstlichen Zug verwenden.
                              									Dabei erhält man wohl eine vollkommene Verbrennung, aber ein beträchtlicher Teil
                              									unverbrannten Brennstoffes geht als Flugasche durch die Heizkanäle in den
                              									Schornstein. Seitdem besonders Braunkohle und Braunkohlenbriketts immer mehr
                              									Verwendung finden, hat die Bekämpfung von Flugasche allgemeine Bedeutung
                              									gewonnen.
                           Es entsteht bei der Verfeuerung von Flugaschebildnern die doppelte Aufgabe, nämlich
                              									die Freihaltung der Heizzüge und die Verhinderung des Flugaschenauswurfes aus dem
                              									Schornstein, um eine Belästigung der Nachbarschaft zu vermeiden. Flugaschenfänger
                              									sind in verschiedener Bauart bekannt, die in zufriedenstellender Weise wirken. Aus
                              									den Heizkanälen wird die Flugasche meist durch kratzenartige Werkzeuge entfernt. In
                              									die Heizung eingebaute mechanische Förderwerke haben sich nicht bewährt. Am
                              									einfachsten wird die Flugasche aus den Heizkanälen durch Ausblasen mittels
                              									Dampfstrahles entfernt.
                           Bei Neuanlagen von Dampfkesseln soll von vornherein auf die Abscheidung und leichte
                              									Abführung der Flugasche Bedacht genommen werden. An den Umkehrstellen in den
                              									Heizkanälen müssen Flugaschensäcke angelegt werden. Diese münden mit verschließbaren
                              									Lutten in Aschenkanäle, aus denen die Asche leicht entfernt werden kann.
                           Einfacher als bei Flammrohrkesseln gestaltet sich die Abscheidung der Flugasche bei
                              									Wasserrohrkesseln, weil diese gedrängt gebaut sind, und die Heizzüge auf- und
                              									absteigen.
                           Um bei der Fortschaffung der Flugasche die Staubentwicklung zu dämpfen, kann eine
                              									Besprengung der Asche erfolgen. In neuerer Zeit scheint man auch in der mechanischen
                              									Förderung der Asche Erfolge zu erzielen. Die Asche wird bei einer solchen
                              									ausgeführten Anlage mit Wasser zu einem Schlamm angerührt und dann durch eine
                              									baggerartige Vorrichtung gefördert. Die Beseitigung von 1 cbm Asche kostet dabei nur
                              									0,28 M gegen 0,62 M mit Handbetrieb. Durch solche Vorrichtungen erzielt man eine
                              									staubfreie Abfuhr und vermeidet gesundheitliche Schädigung der Arbeiter.
                           Auch durch ein endloses Band, das um zwei Trommeln abrollt und seitlich mit Wangen
                              									versehen ist, kann die Asche abgeführt werden. Ansatzlutten an den Aschesäcken
                              									leiten die Asche auf das Band. Die Asche wird dann zweckmäßig an eine Grube
                              									abgegeben, aus dieser mittels Becherwerkes in ein Aschensilo gehoben. [Rauch und
                              									Staub 1912, S. 4 bis 10.]
                           Wimplinger.
                           ––––––––––
                           Bemerkenswerte Reparatur an dem Seilscheibenschwungsrad einer
                                 										Walzenzug-Dampfmaschine. Ein interessantes Beispiel einer schnellen
                              									Betriebsreparatur zeigt der nachstehende Fall.
                           Kurz vor der Inbetriebnahme eines westfälischen Drahtwalzwerks zeigte sich an dem
                              									schweren, 7 m großen Seilscheiben – Schwungrad der 2000 PS-Dampfmaschine ein langer
                              									Riß, innen und außen, welcher sich mitten durch eine Rille hindurch zog. Die
                              									Seilscheibe, welche aus zwei nebeneinander aufgekeilten Einzelscheiben mit
                              									vierteiligem Kranze bestand, hatte folgende Abmessungen: Durchmesser 7000 mm,
                              									Gesamtbreite 2250 mm, Bohrung 700 mm, 30 Seile von 46 mm ⌀ zur Uebertragung von 1500
                              									bis 1600 PS. Entfernung von Mitte zu Mitte Rille 70 mm, Rillenwinkel 60 °, acht
                              									schmiedeeiserne Arme, Gesamtgewicht 86000 kg. Die nachstehende Abbildung zeigt das
                              									Kranzprofil.
                           Die Entstehung des Risses konnte einwandfrei nicht festgestellt werden; abgesehen von
                              									Gußspannungen, welche durch die etwas schwierige Montage dieser einen Scheibenhälfte
                              									als ausgelöst zu denken sein würden, konnte auch Unachtsamkeit der Monteure beim
                              									Zusammenbau des Rades oder beim Auflegen der Seile die Ursache sein. Da das
                              									Schaltwerk der Maschine während der Montage nicht benutzbar war, mußte das Drehen
                              									der Scheibe mittels
                              									des elektrischen Montage-Laufkranes von 20 t Tragkraft erfolgen.
                           Mit Rücksicht auf die unbedingt erforderliche, schnellste Inbetriebnahme der
                              									Neuanlage war die Angelegenheit natürlich äußerst peinlich. Ein Abbohren des langen
                              									Risses und seitliches Abstützen dieses Kranzteiles nach der Nabe zu mittels
                              									Zugstangen, welche durch Gewinde eingesetzt werden mußten, bot bei der hohen
                              									Umfangsgeschwindigkeit von 35 bis 37 m/Sek. und den auftretenden Stößen nicht
                              									genügende Sicherheit. Man mußte sich entschließen, das etwa 1800 kg wiegende
                              									Kranzstück gegen ein neues auszuwechseln. Nach gemeinsamer Ueberlegung mit der
                              									liefernden Maschinenfabrik sollte dann das Ausdrehen der Rillen an Ort und Stelle,
                              									also im Rade selbst, erfolgen.
                           Das neue Kranzstück war noch am Tage der Feststellung des Risses abgegossen worden.
                              									Das schadhafte Stück wurde ausgebaut, an die Maschinenfabrik gesandt und nach den
                              									Maßen desselben die Bearbeitung der seitlichen Flächen vorgenommen. Inzwischen hatte
                              									man auf dem Hüttenwerk die Frage des Antriebs für das Abdrehen des neuen Kranzteils
                              									im Rad erwogen. In Betracht kam ein Antrieb mittels Elektromotor und Getriebe auf
                              									die kleine Scheibe und von da durch die Seilübersetzung von 1 : 5 weiter auf die
                              									Maschinenachse. Des Platzes wegen hätte sich diese Antriebsweise nur mittels
                              									zweier
                           Schneckengetriebe usw. lösen lassen, hätte also großen Kraftbedarf erfordert, ohne
                              									genügende Sicherheit beim Dauerbetrieb in Tag- und Nachtschicht zu bieten. Man
                              									entschloß sich daher, eine hin- und hergehende Bewegung des neu abzudrehenden
                              									Kranzteils zugrunde zu legen und dieselbe mittels des Laufkranes durchzuführen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 109
                              
                           Das neue Kranzstück mit den etwas vorgegossenen Rillen wurde in die Radscheibe fertig
                              									eingebaut und gleichzeitig ein kräftiger Drehbanksupport auf Flurhöhe gut
                              									einbetoniert. Die Hubhöhe des Kranes reichte gut aus, um die erforderliche
                              									Viertelbewegung des Rades ohne Umstecken der um Speichen und Kranz gelegten Schlinge
                              									zu erzielen. Die Anordnung war nun eine solche, daß beim Spannehmen der Hubmotor des
                              									Kranes durch Hochziehen der Schlinge die Vierteldrehung bewirkte, wobei gleichzeitig
                              									der Kran eine entsprechende Längsfahrtbewegung ausführte. Der Rückgang erfolgte dann
                              									durch Gegengewichte in den Speichen bei entsprechenden Kranbewegungen im
                              									entgegengesetzten Sinne. In dieser Weise wurde mit zwei Stählen auf Doppelschicht
                              									gearbeitet; zuletzt in gleicher Weise mit Fasson- und Schlichtstählen. Außer einem
                              									Dreher war nur der Kranführer und ein Junge während dieser Arbeit erforderlich.
                           Der Kran hat sich sowohl im mechanischen wie auch im elektrischen Teil bei
                              									diesem Dauerbetrieb tadellos gehalten; beide Motoren, die natürlich etwas warm
                              									wurden, sind gekapselte Drehstrom-Typen der A. E. G. von 10 bzw. 16 PS
                              									intermittierender Leistung. Die Hubgeschwindigkeit beträgt 2 m in der Minute. In der
                              									letzten Schicht versagte der Hubmotor beinahe, doch gelang es durch vorsichtiges
                              									Fahren doch noch, die Arbeit des seitlichen Abdrehens zu beenden. Der Strombedarf
                              									innerhalb der gesamten etwa achttägigen Arbeitsperiode hat rund 6500 KW/Std.
                              									betragen, einschließlich aller Verluste bis zum Schaltbrett der Kraftstation.
                           Der gesamte Zeitverlust infolge dieses Zwischenfalls belief sich, vom Ausbau des
                              									defekten Kranzteils bis zum Leerlauf der Seilscheibe mit fertig bearbeitetem, neuem
                              									Stück, auf nur rund 14 Tage.
                           Schömburg.
                           ––––––––––
                           Eigenartige Konstruktion einer Radial-Dampfturbine. In Nr.
                              									8 der Zeitschrift „Kraftmaschinenbau“ wird über eine eigenartige Konstruktion
                              									einer Radial-Dampfturbine berichtet. Es handelt sich um
                              									ein Erzeugnis der schwedischen Firma „Aktiebolaget
                                    											Ljungströms Angturbin in Liljeholm“.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 109
                              
                           Es sind 30 bis 40 konzentrische Ringe vorhanden, welche die ziemlich schmal
                              									ausgeführten Schaufeln tragen. Bezeichnet man, vom kleinsten Ring ausgehend,
                              									dieselben der Reihe nach mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, usw., so
                              									sind die Ringe 1, 3, 5, 7, 9... an einem Tragring oder Laufring 1
                              									befestigt, ebenso die Ringe 2, 4, 6, 8.... an einem
                              									Tragring II, siehe Abb. 1 und 2. Die Anordnung
                              									erfolgt entweder in der Weise, daß die beiden Tragringe I und II beweglich sind, oder daß der eine
                              									fest und der andere beweglich ist. Sind beide beweglich, so sind sie angeschraubt an
                              									die inneren Enden zweier Wellen, auf denen die Anker zweier Dynamomaschinen sitzen.
                              									Die Tragringe sind daher fliegend aufgesetzt. Besondere Lager für den Turbinenteil
                              									sind daher nicht erforderlich. Die beiden Tragringe drehen sich entgegengesetzt. Die
                              									Schaufeln, die zu ein und demselben Tragring gehören, haben dieselbe Krümmung, die
                              									Schaufeln des anderen Tragringes dagegen entgegengesetzte Krümmung, so daß die eine Art als
                              									Leitschaufeln für die andere dient, siehe Abb. 2. Die Schaufeln,
                              									welche zu den Ringen von kleinerem Durchmesser gehören, sind am kürzesten. Die Länge
                              									der Schaufeln nimmt entsprechend der Ausdehnung des Dampfes um so mehr zu, je weiter
                              									die betreffende Schaufel vom Mittelpunkt der Welle entfernt liegt. Die Zuführung des
                              									Dampfes erfolgt durch zwei seitlich liegende Rohre. Die Schaufeln, welche zu einem
                              									Kranze gehören, sind mit zwei Führungsringen, die die Schaufeln zwischen sich
                              									tragen, verschweißt, siehe Abb. 1. Jeder Schaufelring ist nun, wie aus Abb. 1 ersichtlich
                              									ist, mit seinem Tragring durch einen Dehnungsring verbunden. Der Dehnungsring ist in
                              										Abb. 3 noch
                              									einmal besonders gezeichnet. Er wird am Tragring durch den Haltering befestigt. Der
                              									Haltering wird im Tragring festgehalten durch eine schmale Leiste, die verstemmt
                              									wird. Der Dehnungsring hat an den beiden Seiten eine durch einen Halbkreis begrenzte
                              									Form. Die Nuten am Haltering und Schaufelring zur Aufnahme des Dehnungsringes
                              									werden, nachdem der Dehnungsring eingelegt ist, verstemmt, so daß derselbe aus den
                              									Nuten sich nicht entfernen kann. Durch diese Einrichtung ist in weitgehendem Maße
                              									dafür gesorgt, daß jeder einzelne Schaufelring sich infolge des Einflusses des Wärme
                              									und der Zentrifugalkraft frei ausdehnen kann. Um das Entweichen des Dampfes beim
                              									Ueberströmen von einem Schaufelkranz zum andern möglichst zu verhindern, ist, wie
                              									aus Abb. 1
                              									hervorgeht, an jedem Schaufelring links und rechts von der Schaufel noch je ein
                              									Nickelblechring eingesetzt. Er wird durch einen Draht von rundem Querschnitt
                              									festgehalten in einer Nut, in welche der Draht eingestemmt wird. Jeder Ring legt
                              									sich mit seinem äußeren Rande gegen den benachbarten Schaufelring von größerem
                              									Durchmesser. Ist der Ring etwa in seinem äußeren Durchmesser zu groß, so wird er
                              									sich beim Betriebe von selbst auf das richtige Maß abschleifen. Mit diesen
                              									gegenläufigen Schaufelringen ist eine 1000 KW Maschine ausgeführt, welche 3000
                              									Umdrehungen i. d Min. macht. Es sind 38 Schaufelräder vorhanden. Der äußere
                              									Durchmesser des größten Laufrades beträgt 705 mm. Dazu gehört eine
                              									Umfangsgeschwindigkeit von etwa 110 m/Sek. Als Dichtung der beweglichen Teile
                              									gegenüber den festliegenden ist nur Labyrinth-Dichtung verwendet. Die Stopfbuchsen
                              									sind mit Lamellen ausgeführt, so daß der Dampf gezwungen wird, sehr oft seine
                              									Richtung zu ändern und dadurch seine Spannung zu verlieren. Die gesamte Schaufelung
                              									wird vom Diffuser umgeben. Dieser hat den Zweck, die Dampfaustrittsgeschwindigkeit
                              									noch in Druck umzusetzen. Die Schmierung erfolgt durch gekühltes Drucköl in
                              									reichlicher Menge. Die erzeugte Reibungswärme wird dadurch in genügender Weise
                              									abgeführt. Eine besondere Kühlung der Lagerschalen ist daher nicht nötig.
                           Turbinen mit nur einem beweglichen Laufrade und feststehendem Leitapparate ergeben
                              									einen einfacheren Aufbau. Die Kosten sind geringer. Aber der Gütegrad ist ebenfalls
                              									geringer als bei der gegenläufigen Anordnung. Der stündliche Dampfverbrauch einer
                              									1000 KW Maschine bei 3000 Umdrehungen in der Minute und gegenläufiger Anordnung
                              									der Schaufelräder beträgt 3,64 kg für 1 PS an der Welle.
                           R. Simon, Posen.
                           ––––––––––
                           Ueber die Berechnung der Windkräfte an Platten und anderen
                                 										Körpern liegen bisher noch wenig Versuchsergebnisse vor. Mit Rücksicht auf
                              									die Bedeutung dieser Frage insbesondere für die Luftschiffahrt, außerdem aber auch
                              									für viele andere Gebiete des Ingenieurbauwesens sind von Föppl im Anschluß an die bisherigen Versuchsergebnisse neue eingehende
                              									Versuche ausgeführt und in Heft 48 der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
                              									von 1912 veröffentlicht.
                           Die Windkräfte sind innerhalb weiter Grenzen dem Raumgewicht, dem Quadrat der
                              									Geschwindigkeit und der Fläche des Versuchskörpers proportional. Infolgedessen
                              									lassen sich aus den Versuchsergebnissen eines Körpers die Werte für geometrisch
                              									ähnliche Körper ableiten, wenn man durch Einführung einer Widerstandszahl
                              									(Koeffizienten) die zufälligen Größen der Körperabmessungen und der
                              									Flüssigkeitsgeschwindigkeit ausschaltet. Für die Berechnung der Windkräfte an
                              									Platten ist diese \zeta=\frac{W}{F\,.\,\frac{\gamma\,v^2}{g}}
                              									worin W die Windkraft, F
                              									die Plattenfläche, v die Geschwindigkeit und γ das spezifische Gewicht der Luft bezeichnet.
                              									Entsprechend den aus der Windkraft abzuleitenden zwei Komponenten in der
                              									Windrichtung und senkrecht dazu unterscheidet man zwischen einer Widerstands- und
                              									Auftriebszahl ζw und
                              										ζa. Diese sind
                           \zeta_w=\frac{\mbox{Widerstand}}{F\,.\,\frac{\gamma\,.\,v^2}{g}}
                              									und
                              										\zeta_a=\frac{\mbox{Auftrieb}}{F\,.\,\frac{\gamma\,.\,v^2}{g}}.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 110
                              Abb. 1.Seitliche Ansicht einer 20 cm tiefen Platte.
                              
                           Versuche über die Windstärke an Platten sind bereits früher von Duchemin, Lilienthal, Dines, Langley, v. Lössl und Eiffel ausgeführt.
                              									Für die senkrecht vom Wind getroffene quadratische Platte fand Duchemin
                              									ζ = 0,627 gegenüber etwa 0,6 nach den neueren
                              									Versuchen, doch hat er die Abhängigkeit der Windkraft vom Seitenverhältnis noch
                              									nicht erkannt. Die Brüder Lilienthal, welche ihre ersten
                              									Versuche mit einer Rundlaufeinrichtung anstellten, erhielten zu hohe Werte für ζ, nämlich 1,03 gegenüber dem neueren Werte 0,6. Sie
                              									wiesen jedoch als erste auf die Abhängigkeit der Windkraft vom Seitenverhältnis hin.
                              									Die besten Versuche wurden von Eiffel ausgeführt, der auf
                              									Grund von Fallversuchen als Widerstandszahl für quadratische Platten von 25 bis 100
                              									cm Seitenlänge 0,56 bis 0,63 angab. Die auf Grund theoretischer Behandlung der
                              									Strömungsvorgänge abzuleitenden Werte für die Widerstandszahlen können nur eine angenäherte
                              									Uebereinstimmung mit den Versuchswerten ergeben. Bei den Vernachlässigungen,
                              									insbesondere der Vernachlässigung der Reibung, zu denen die Theorie gezwungen ist,
                              									ist das unvermeidlich. Mit Hilfe der Strömungstheorie lassen sich aber das
                              									Zustandekommen des Strombildes und die Strömungsvorgänge im einzelnen erklären, und
                              									damit wird das Verständnis für Fragen aus der Hydro- und Aerodynamik im ganzen
                              									gehoben. Die Versuchswerte müssen als der Prüfstein angesehen werden, an dem die
                              									Richtigkeit der theoretischen Zahlenwerte geprüft wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 111
                              Abb. 2.Auftrieb abhängig vom Neigungswinkel (f = Wölbungspfeil).
                              
                           Bei den Versuchen von Föppl in der Göttinger
                              									Modellversuchsanstalt wurde in einem Kanal von 2 × 2 qm Querschnitt, in den die zu
                              									untersuchende Platte eingehängt wurde, ein gleichmäßiger Luftstrom von einer
                              									Geschwindigkeit bis zu 10 m/Sek. erzeugt. Die Platte wurde an sechs Drähten
                              									aufgehängt, die ihrerseits an die Hebelarme von zwei drehbaren Wellen angehängt
                              									waren, und durch diese der auf die Platte wirkende Auftrieb auf zwei Meßwagen
                              									übertragen. Der Auftrieb wurde an den beiden Wagen in je einer Komponente abgelesen,
                              									die zu einer Resultierenden vereinigt wurden. Die Bewegung der Platte in der
                              									Windrichtung senkrecht zu obengenannten Drähten wurde von einem weiteren, an der
                              									Platte befestigten Draht auf eine dritte Wage übertragen. Aus den Ablesungen der
                              									drei Wagen wurde die resultierende Luftkraft zusammengesetzt. Die
                              									Windgeschwindigkeit, deren genaue Feststellung für die Verwertung der Versuche sehr
                              									wichtig ist, wurde durch ein sorgfältig geeichtes Pitot-Rohr gemessen, das an ein
                              									ebenfalls geeichtes Mikromanometer angeschlossen war. Die Platten waren fast
                              									ausschließlich aus rd. 2,5 mm starkem Zinkblech von Hand getrieben und gut
                              									nachgerichtet. Sie hatten sämtlich kreisbogenförmige Wölbung, bei denen das
                              									Wölbungsverhältnis γ (Pfeilhöhe: Sehne) und das
                              									Seitenverhältnis λ geändert wurde. Vorstehende Abb. 1 zeigt ein Plattenprofil.
                           Die Messungen wurden für jede Platte bei verschiedenen Neigungswinkeln durchgeführt.
                              									In Abb. 2 ist die Auftriebszahl ζa abhängig vom
                              									Neigungswinkel α für Platten 20 × 80 cm groß
                              									dargestellt, wobei
                           
                              \zeta_a=\frac{\mbox{Auftrieb}}{1/2\,\mbox{Geschwindigkeitshöhe ·
                                 										Plattenfläche}}=\frac{a}{\frac{\gamma\,.\,v^2}{g}\,.\,F}
                              
                           ist. In Abb. 3 ist in gleicher
                              									Weise die Widerstandszahl ζw abhängig von a aufgetragen.
                           Außer den hier wiedergegebenen Versuchswerten sind im Bericht von Föppl kurvenmäßige Darstellungen enthalten über die
                              									Entfernung s der Resultierenden des Winddruckes von der
                              									vorderen Kante der Platte abhängig vom Neigungswinkel, über den
                              									Auftriebskoeffizienten von Platten von gleicher Wölbung und verschiedenem
                              									Seitenverhältnis, desgleichen von ebenen Platten von verschiedenem Seitenverhältnis
                              									sowie über den Widerstandskoeffizienten für die senkrecht vom Wind getroffene
                              									rechteckige Platte abhängig vom Seitenverhältnis.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 111
                              Abb. 3.Widerstand, abhängig vom Neigungswinkel.
                              
                           Für die gewöhnlich vorkommenden Seitenverhältnisse [a : b =
                                 										λ) Von λ = 1 : 1,5 bis etwa 1 : 15 und das
                              									Gebiet von α = – 3° bis α
                                 										= + 8° oder 9° hat Föppl auf Grund der
                              									Versuchsergebnisse nachfolgende Formeln aufgestellt:
                           Für ebene Platten \zeta_a=\frac{a}{16+54\,.\,\lambda}
                           
                              \zeta_w=0,004+0,3\,\frac{d}{a}+\mbox{sin}\,a\,.\,\zeta_a,
                              
                           worin d die Stärke der Platte und
                              										a deren Tiefe in der Stromrichtung bedeutet; α in Graden gemessen. Für gewölbte Platten kommt das
                              									Verhältnis Wölbungspfeil: Sehne = γ hinzu. Die Formeln
                              									gelten für das gleiche Gebiet von α und λ wie oben angegeben und für γ zwischen 0,015 und 0,1. Es ist dann
                           
                              \zeta_a=(\alpha+3^{\circ})\,\left(0,32\,\gamma+\frac{1}{18+95\,\lambda}\right)
                              
                           
                              \zeta_w=0,3\,\frac{d}{a}+0,4\,\gamma+\frac{0,01}{100\,\gamma+1}-0,006+0,0005\,\alpha^2.
                              
                           Für die senkrecht vom Wind getroffene Platte kann man setzen
                           \zeta_{90^{\circ}}=0,72-\frac{3}{7+5,5\,\left(\lambda+\frac{l}{\lambda}\right)}.
                           Als sehr bemerkenswertes Ergebnis wurde noch unter Bestätigung der bereits von Ahlborn gemachten Beobachtungen festgestellt, daß
                              									zwischen 38° und 40° eine sprunghafte Aenderung des Strömungsverlaufes
                              									stattfindet, wenn man die Platte über einen gewissen Betrag neigt. Diese Vorgänge
                              									sind von Föppl in photographischen Aufnahmen von dem
                              									Luftstrom zugeführten Salmiaknebeln festgehalten.
                           Um die Windkräfte an den Platten einwandfrei angeben zu können, wurden die
                              									Widerstände von Drähten, wie sie zur Aufhängung der Platten verwendet wurden,
                              									festgestellt. Sie wurden, ebenfalls mit Hilfe einer Wage, an 15 Drähten von 0,05 bis
                              									30 mm ⌀ bei vier verschiedenen Geschwindigkeiten gemessen. Das Ergebnis läßt sich
                              									für den praktischen Gebrauch in folgenden einfachen Formeln wiedergeben:
                           ζ = 0,45 für v ∙ d > 0,015 qm/Sek.
                           ζ = 0,66 – 14 (v ∙ d) qm/Sek. für v ∙
                              										d < 0,015
                           (aber > 0,001) qm/Sek.,
                           worin v die Luftgeschwindigkeit
                              									in m/Sek., d den Drahtdurchmesser in m darstellt.
                           Dipl.-Ing. C. Ritter.