| Titel: | Kaiserpreis-Wettbewerb für deutsche Flugzeugmotoren. | 
| Autor: | Paul Béjeuhr | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 113 | 
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                        Kaiserpreis-Wettbewerb für deutsche
                           								Flugzeugmotoren.
                        Von Paul Béjeuhr in
                           									Berlin.
                        BEJEUHR: Kaiserpreis-Wettbewerb für deutsche
                           								Flugzeugmotoren.
                        
                     
                        
                           Der große Wettbewerb ist vorüber und es drängt sich die Frage auf: „Sind alle Wünsche im Sinne des hohen Förderers der
                                    											deutschen Flugtechnik in Erfüllung gegangen? Wenn nicht, in welcher Art ist
                                    											dem deutschen Flugzeugmotorenbau weiter zu helfen?“
                           Der Kaiserliche Weckruf, der durch die hochherzige Stiftung von 50000 M noch weitere
                              									Behörden zur Ausschreibung von Preisen herbeizuziehen wußte, so daß der
                              									Motorenindustrie im ganzen 125000 M zur Verfügung standen, hatte die große Zahl von
                              									44 verschiedenen Motorentypen, die von 26 Bewerbern angemeldet waren, auf den
                              									Kampfplatz gerufen, zu welcher hohen Zahl außerdem noch die 24 Ersatzmotoren kamen,
                              									die bei unverschuldetem Schaden für die Hauptmotoren in
                              									die Bresche treten konnten. Die Prüfung wurde nach reiflicher Rücksprache der
                              									Sachverständigen aus folgenden Einzelproben zusammengesetzt:
                           
                              1. Dem Aufbau innerhalb drei Tagen.
                              2. Der Vorprobe: Halbstündiges Vollaufen in wagerechter Lage.
                                 										Viertelstündiges Vollaufen bei 15° Steigung der Achse. Viertelstündiger Lauf mit
                                 										10° Neigung abwärts bei möglichst reduzierter Tourenzahl, dem Gleitfluge
                                 										entsprechend; am Schluß außerdem noch ruckweises Anlassen mit Vollgas.
                              3. Dem siebenstündigen Dauerversuch.
                              4. Einem Nachversuch: Dreistündiger Vollauf in wagerechter
                                 										Lage. Halbstündige Pause. Nochmals zweieinhalbstündiger Vollauf und
                                 										halbstündiger Vollauf mit erhöhter Tourenzahl durch künstlich erzeugten
                                 										Gegenwind.
                              
                           Von den zehn Motoren, die in die letzten Nachversuche hineinkamen, gruppierten sich
                              									die besten wie in folgender Preisverteilung angegeben ist:
                           
                              1. Kaiserpreis für den besten deutschen Flugzeugmotor, 50000 M
                                 										erhielt: Benz & Cie., Rheinische Automobil- und
                                    											Motorenfabrik A.-G., Mannheim: 100 PS-Benz-Vierzylinder. Einheitsfaktor
                                 										3,55.
                              2. Preis des Reichskanzlers, 30000 M: Daimler-Motoren-Gesellschaft, Stuttgart-Untertürkheim: 90 PS-Mercedes- Sechszylinder mit Stahlzylindern. Einheitsfaktor 3,7.
                              3. Preis des Kriegsministeriums, 25000 M: Neue Automobil-Gesellschaft, A.-G., Oberschöneweide: 97 PS – N A G –
                                 										Vierzylinder. Einheitsfaktor 4,02.
                              4. Preis des Reichsmarineamts, 10000 M: Daimler-Motoren-Gesellschaft, Stuttgart-Untertürkheim: 72 PS – Mercedes – Vierzylinder, hängender Motor. Einheitsfaktor 4,06.
                              5. Preis des Reichsamts des Innern, 10000 M: Argus-Motoren-Gesellschaft m. b. H., Reinickendorf:
                                 										98 PS-Argus-Vierzylinder. Einheitsfaktor 4,07.
                              
                           Ein paar Worte über die Preisträger:
                           Der in allen Prüfungen siegreiche 100 PS-Benz-Flugmotor,
                              									der im letzten Entscheidungslauf der zehn besten Motoren seine Bewertungsziffer noch
                              									erheblich verbessern und so den Abstand vom nächsten Bewerber noch erhöhen konnte,
                              									ist ein vierzylindriger wassergekühlter Motor von 130 mm Bohrung und 180 mm Hub.
                              									Seine Leistung beträgt bei einer Tourenzahl von 1250 bis 1300 i. d. Min. etwa 100
                              									PS; jedoch läßt sich die Tourenzahl bis auf etwa 1350 bis 1380 i. d. Min. steigern,
                              									wodurch die Leistung entsprechend wächst. Der größte Wert wurde bei der Konstruktion
                              									und Ausführung des Motors auf absolute Betriebssicherheit gelegt; wo irgend
                              									angängig, sind empfindliche Teile des Motors, deren Versagen ihn außer Betrieb
                              									setzen könnte, in doppelter Ausführung vorhanden. So arbeiten die zwei
                              									Magnetapparate mit getrennten Antriebsrädern auf je zwei getrennte Zündkerzen in
                              									jedem Zylinder gleichzeitig. Die Oelumlaufpumpe und die Frischölpumpe werden von
                              									zwei verschiedenen Stellen betätigt. Jede dieser beiden Oelpumpen drückt das Oel durch
                              									besondere Leitungen in die Hauptlager und von da aus durch die Kurbelwelle zu den
                              									Kurbelzapfen. Außerdem erhalten die letzteren noch das von den Hauptlagern
                              									abspritzende Oel unter Verwendung von Oelfangschalen. Selbst der sonst so
                              									gefürchtete Bruch einer Ventilfeder ist belanglos, da jedes Ventil von zwei um die
                              									gleiche Achse angeordneten Federn auf seinen Sitz gedrückt wird.
                           Der 75/85 PS-Sechszylindermotor (Stahlzylindermotor) der Daimler-Motoren-Gesellschaft, Stuttgart-Untertürkheim, der zweite
                              									Preisträger, hat einen Zylinderdurchmesser von 105, einen Hub von 140 mm, Leistung
                              									bei 1350 Umdrehungen i. d. Min. etwa 87 PS, Motorgewicht etwa 142 kg (einschließlich
                              									zwei Magnetapparate, Kühlwasserpumpe, Schmierölpumpe und der am Motor befindlichen
                              									Leitungen). Je zwei der Stahlzylinder sind zusammengeschweißt und mit einem
                              									gemeinsamen Kühlmantel aus Stahlblech versehen. Die Gemischbildung wird durch einen
                              									mit Warmwasserheizung versehenen Mercedes-Doppeldrehschiebervergaser bewirkt, wovon je drei Zylinder von einem
                              									Vergaser mit Gemisch versehen werden. Das Benzinluftgemisch wird durch zwei getrennt
                              									arbeitende Hochspannungszündapparate mit mechanischer Zündmomentverstellung
                              									entzündet. Die Schmierung ist eine Zirkulationsölung mit Frischölzusatz, die durch
                              									eine an der tiefsten Stelle des Gehäuseunterteils eingebaute Druckpumpe bewirkt
                              									wird.
                           Als weiterer Preisträger (vierter Preis) ist der 60/70 PS-Vierzylindermotor zu
                              									nennen; er hat keine aufrechtstehenden, sondern hängend angeordnete Zylinder. Die
                              									Daten sind folgende: Zylinderdurchmesser 120 mm, Hub 140 mm, Leistung bei 1400
                              									Umdrehungen i. d. Min. etwa 70 PS, Motorgewicht etwa 148 kg. Die Zylinder dieses
                              									Motors sind paarweise zusammengegossen und mit Kühlwasserräumen versehen. Jeder
                              									Zylinder hat ein Ein- und ein Auslaßventil, welche in der Vertikalrichtung unter den
                              									Kolben eingebaut sind. Durch eine gemeinsame Steuerwelle wird unter
                              									Zwischenschaltung von Hubstangen und Schwinghebeln sowie einer unter jedem Ventil
                              									angeordneten Schraubenfeder die Betätigung der Ventile bewirkt. Die Steuerwelle wird
                              									durch ein Stirnräderpaar angetrieben, das zwischen die Zylinderpaare verlegt
                              									ist.
                           Die Neue Automobil-Gesellschaft, Oberschöneweide-Berlin,
                              									welche den dritten Preis erhielt, hatte zwei Motoren von 60 und 95 PS gemeldet. Die
                              									Konstruktionsprinzipien des NAG-Flugmotors sind folgende: Die außerachsige Anordnung
                              									der Zylinder im Verhältnis zur Kurbelwelle erlaubt eine äußerst niedrige Bauart. Die
                              									einzelstehenden Zylinder sind bis zum Kopf allseitig bearbeitet, wodurch genaue
                              									Wandstärken erzielt und Gußspannungen vermieden werden. Der Verbrennungsraum und
                              									damit der Anbau der Ventile ist so durchgebildet, daß nur wenig Wärme auf das
                              									Kühlwasser übertragen wird, so daß man mit einem kleinen Kühler auskommt. Die
                              									Ventilfedern liegen oben über den Zylinderköpfen und werden vom Propellerwind
                              									gekühlt, zumal ihre Windungen groß gewählt sind. Die Kurbelwelle ist fünfmal
                              									gelagert, so daß jedes Pleuellager von dem rechts bzw. links neben ihm
                              									befindlichen Kurbelwellenlager Oel durch Oelschleuderringe bekommt, also eine
                              									doppelt so große Schmiersicherheit vorhanden ist, als wenn das Pleuellager lediglich
                              									von einem benachbarten Kugelwellenlager Oel erhält. Das Kurbelgehäuse faßt den
                              									gesamten Oelvorrat für 10 Stunden, so daß ein besonderer Oelbehälter fortfällt.
                              									Hierdurch ist gleichzeitig eine bequemere Platzverteilung im Flugzeug gegeben, die
                              									häufigen Brüche und das Leckwerden der Leitung sind fast ausgeschlossen, das Oel
                              									kann nicht einfrieren, wie dies im letzten Winter bei Flugzeugen in Döberitz öfter
                              									auftrat. Die umlaufende Oelmenge ist sehr groß und die Abkühlung der zu schmierenden
                              									Teile infolgedessen reichlich. Der mit 95 PS gemeldete Motor hatte eine Bohrung von
                              									135 mm und einen Hub von 106 mm, er ergab während der Dauerprobe 97 PS und hatte
                              									einen Benzinverbrauch von 214 g f. d. PS und Stunde, was als ein außerordentlich
                              									gutes Resultat angesehen werden muß.
                           Endlich noch der Vierzylindermotor, mit dem die Argus-Motoren-Gesellschaft m. b. H., Reinickendorf b. Berlin, den fünften
                              									Preis erhielt, hatte 140 mm Bohrung und Hub. Der Motor besaß Wasserkühlung mittels
                              									Wasserpumpe, automatische Oelung mittels Oelpumpe unter Druck sowie einen sich
                              									automatisch regulierenden Vergaser. Er bestand sämtliche Prüfungen anstandslos,
                              									wobei besonders zu beachten ist, daß der geprüfte Motor ein der Serienherstellung
                              									entnommenes Produkt war, das also nicht besonders für den Wettbewerb konstruiert
                              									wurde. Und nun die Versuchsanlage.
                           Bei allen Versuchen war es vor allen Dingen nötig, in einwandfreier Weise das Drehmoment der betreffenden Motoren zu messen und für
                              									diese Messung ergab sich als zweckmäßigste Einrichtung der Pendelrahmen.Vergl. D. p. J. 1912,
                                    											Heft 14. Hierbei muß der Motor so aufgehängt werden, daß sich
                              									seine Drehachse in der Pendelachse befindet; soll nun die Arbeit des Motors durch
                              									eine Luftschraube aufgenommen werden, so muß die Motorenwelle durch die hohle
                              									Pendelachse hindurchgeführt werden und kann erst hinter der Unterstützung des
                              									Pendelrahmens den Propeller tragen. Das führt zu so langen Kurbelwellen, wie sie für
                              									Flugmotoren im allgemeinen nicht üblich sind. Würde man derartige Bestimmungen in
                              									einem Wettbewerb treffen, so hieße es Spezialkurbelwellen anfertigen, die für den
                              										Motoren-Verkauf nicht in Frage kommen. Die lange,
                              									eventl. freitragende Kurbelwelle würde außerdem leicht die Neigung zu
                              									Drehschwingungen ergeben, die wiederum außerordentliche zusätzliche
                              									Material-Beanspruchungen des Motors mit sich bringen. Das alles wollte die
                              									Ausschreibung nicht, im Gegenteil sollte die Prüfeinrichtung so konstruiert werden,
                              									daß man jeden beliebigen Motor aus seinem Flugzeug herausnehmen und auf die Bremse
                              									setzen konnte. Dies ließ sich durchführen mittels der gleichachsig, aber freigelegten Lagerung der Schraubenwelle, indem das
                              									Motorfundament durch eine Parallelogramm-Führung mit dem Wagebalken verbunden wird.
                              									Der den Motor aufnehmende Rahmen hängt mittels zweier Stangenpaare gelenkig an zwei
                              									hoch darüber liegenden, aber fest untereinander verbundenen gleicharmigen Hebeln,
                              									wovon der vordere gleichzeitig als Wage ausgebildet ist. Seitliche Pendelausschläge
                              									werden durch Querhalter verhindert (seitlich gelagerte doppelarmige Hebel und
                              									Zugverbindungen); auf diese Weise kann der Rahmen nur noch eine Drehung um seine Achse ausführen, kann also lediglich Drehkräfte
                              									übertragen.
                           Es wurde ferner von Anfang an in den Wettbewerbbestimmungen davon abgesehen, die
                              									wassergekühlten Motoren mit dem eigenen Kühler zu prüfen, weil der Kühler durchaus
                              									nicht so eng mit dem Motor verwachsen ist wie etwa Vergaser und Zündung. Seine
                              									Bauart ist mehr oder weniger unabhängig von der des Motors, denn dieser verlangt nur
                              									eine ganz bestimmte Kühlfähigkeit.
                           Die Tourenzahl der Motoren wurde einerseits durch einen
                              									Fahrtschreiber (Bauart Professor Lynen, München)
                              									festgestellt, andererseits durch ein gewöhnliches Tachometer und einen Umlaufzähler,
                              									der die gesamten Umläufe während des ganzen Versuchs zählt. Endlich fand noch eine
                              									Kontrolle mittels einer entfernt aufgestellten gleich schnell rotierenden Schlitzscheibe statt. Die Wassertemperatur wurde durch
                              									Glasthermometer gemessen, der Achsialschub des Propellers am Pendelrahmen durch
                              									Federwagen.
                           Um den Drehwiderstand der Schraube vom Drehmoment des Motors zu trennen, mußte
                              									ersterer genau festgestellt werden und zwar ohne daß die Schraube eine wesentlich
                              									andere Lage zum Motor erhielt, als sie während des Motorversuches auf der Achse
                              									einnahm. Zu diesem Zweck wurde sie auf die Welle einer Bremsdynamo aufgekeilt und
                              									lediglich achsial so weit vom Motor abgeschoben, daß eine Berührung mit dem Motor
                              									nicht mehr stattfand. Diese Bremsdynamo lief mit drehbar gelagertem Magnetgestell
                              									durch Stromzuführung als Motor, so daß das wirksame Drehmoment ebenso wie beim
                              									Pendelrahmen an einer ruhenden Wägevorrichtung festzustellen war, was sich
                              									außerordentlich bewährt hat.
                           Endlich war noch ein besonderes Zusatzgebläse im Motorenprüfraum vorgesehen, um den
                              									natürlichen Wind während des Fliegens zu ersetzen. Diese Vorrichtung kam
                              									hauptsächlich für Umlaufmotoren in Betracht, die ja zur Wärmeabfuhr der hohen
                              									Zylindertemperaturen unbedingt dieses kühlenden Windes bedurften; (auch sonst noch
                              									für außergewöhnliche Erhöhung der Tourenzahl). Weil aus Platzmangel ein besonderes
                              									Gebläse nicht aufgestellt werden konnte, begnügte man sich mit einem starken
                              									Luftpropeller, der gleichachsig mit der Schraube des Versuchmotors angeordnet war
                              									und einen Luftstrom bis zu 20 m/Sek. Geschwindigkeit gegen den Versuchsmotor werfen
                              									konnte.
                           Unmittelbar nach dem Wettbewerb haben sich Stimmen erhoben, die den Wert der
                              									Ergebnisse zu beanstanden suchten. Es möge hier gleich betont werden, daß eine Reihe
                              									dieser Kritiker doch wesentlich über das Ziel hinausgeschossen haben, denn
                              									selbstverständlich läßt sich kein Wettbewerb so ausschreiben, daß nicht noch
                              									irgendwelche Wünsche offen bleiben. Man muß bei jedem
                                 										Wettbewerb zwei Dinge völlig trennen: einmal soll die Prüfung einen
                              									Vergleich ermöglichen und dadurch einen Ueberblick über den derzeitigen Stand des
                              									betreffenden Gebietes geben, ferner aber sollen der betreffenden Industrie direkt
                              									oder indirekt durch die Wettbewerbe möglichst große Zuwendungen zufließen. Sofern
                              									hier das letztere in Frage kommt, gilt es also, die für die Wettbewerbe gestifteten
                              									Summen tunlichst auch an die Industrie abzuführen, und sie nicht durch große
                              									Prüfungseinrichtungen zu schmälern. Die Forderung steht also dem ersten Grundsatz
                              									direkt entgegen, denn ein genauer Vergleich wird nur möglich sein, wenn die
                              									Prüfungsvorrichtung tunlichst vollkommen ist, was natürlich nur durch teuere
                              									Einrichtungen möglich wird. Immerhin ließe sich die Frage diskutieren, von den
                              									Motoren einfach bestimmte Leistungen zu verlangen und diese Leistungen in ihrem
                              									wirklichen Arbeitsfeld abzunehmen, d.h. ein Flugmotor müßte einfach in sein Flugzeug
                              									gesetzt werden und nun einen möglichst langen regelmäßigen Flug in bestimmter
                              									Höhenlage absolvieren. Verlangt man z.B., daß der Motor drei bis vier Stunden in
                              									2000 bis 3000 m Höhe fliegt, so hat man dadurch sicher eine bestimmte
                              									Vergleichsbasis, denn der Flug wird sich nur ermöglichen lassen, wenn der Motor
                              									regelmäßig und zuverlässig arbeitet, weil sonst sofort bei der geringeren
                              									Tragfähigkeit der Luft in dieser Höhe ein Abfall in der Barographenkurve ersichtlich
                              									ist. Diese Vergleichsflüge sind aber heutzutage noch gar nicht möglich, denn einen
                              									derartigen Flug könnten nur sehr wenige routinierte Flugzeugführer unternehmen.
                              									Natürlich müßte außer dem Flieger noch ein Beobachter der betreffenden Motorenfabrik
                              									mitfliegen und endlich, wenn möglich, noch ein Unparteiischer. Das ist aber bei dem
                              									heutigen Stand der Flugtechnik noch keineswegs durchführbar. Allerdings würden
                              									derartige Vergleichsflüge zum größten Teil beide Forderungen erfüllen. Weil
                              									Versuchseinrichtungen kaum nötig sind, (denn das benötigte Flugzeug wird ja durch
                              									die Flüge nicht weiter abgenutzt), so fließt das ganze zur Verfügung stehende Geld
                              									als Preise der Industrie zu. Die Prüfung ließe sich andererseits so scharf
                              									gestalten, daß sicher die Abstände zwischen den einzelnen Preisträgern groß genug
                              									wären, um eine gerechte Verteilung zu ermöglichen.
                           Sehen wir nun zunächst von derartigen Prüfungen ganz ab, so muß versucht werden, auf
                              									dem Prüfstand weitestgehend die Wirklichkeit nachzuahmen. Das ist nun schon in
                              									Adlershof in hohem Maße erreicht, wenngleich sich noch Verbesserungen anbringen
                              									lassen. Erstens hat sich die Zeitdauer der Prüfung von sieben Stunden
                              									außerordentlich bewährt, denn nach etwa drei Stunden ist der ganze Motor bis in
                              									seine kleinsten Details betriebswarm, so daß sich
                              									irgendwelche Fehler nunmehr unbedingt herausstellen müssen. Die Versuche erstreckten
                              									sich wie vorher angegeben auf etwa 15 Stunden insgesamt, ohne daß der Motor einer größeren Revision unterzogen werden durfte. Hat
                              									er diese Leistung hinter sich, so ist er ohne Frage
                                 										betriebsfähig und in der Praxis würde nunmehr bei jeder sorgfältigen Flugzeugfirma eine
                              									gründliche Revision stattfinden. So weit ist also die Bestimmung einwandfrei. Die
                              									Messung des Drehmoments, der Tourenzahl, die Wägung der Betriebsstoffe und der zum
                              									Motor gehörigen Teile geschah ebenfalls in durchaus richtiger Weise, so daß kaum
                              									eine Verbesserung möglich ist.
                           Anders ist es jedoch mit dem Messen der freien, nicht ausgeglichenen Massenkräfte.
                              									Hierfür war einfach der Maßstab angegeben: ob der Motor ruhig auf seinem Fundament
                              									steht bzw. wie groß etwa die Erschütterungen nach dem Augenmaß sind. Das ist für ein
                              									derartig empfindliches Fundament, wie es der Flugzeugkörper dem Motor bietet,
                              									durchaus verfehlt, und hier muß entschieden eine Revision eintreten. In die
                              									Aufhängestangen des Fundaments gehören irgendwelche registrierenden Dynamometer,
                              									welche die hier auftretenden Kräfte genau aufschreiben, so daß über die Größe ein
                              									richtiges Bild zu erhalten ist. Diese Aufschreibungen brauchen ja nicht fortwährend
                              									stattzufinden, vielmehr ließe sich hier ein Ein- und Ausschalten der immerhin
                              									empfindlichen Instrumente einführen. Daß derartige Messungen nötig sind, ergibt sich
                              									ohne weiteres aus der Ueberlegung, daß bei diesem Wettbewerb ein verhältnismäßig langhubiger Vierzylindermotor den ersten Preis
                              									erhielt, wohingegen es natürlich für den Flieger wesentlich angenehmer ist, einen besser ausgeglichenen Sechszylindermotor mit
                              									geringeren Kräften im einzelnen Zylinder im Flugzeug zu haben, welcher Motor jedoch
                              									in der Konkurrenz ohne weiteres seines größeren Gewichtes wegen zurückbleiben
                              									mußte.
                           Dann ist es auch nötig, die Betriebsverhältnisse der einzelnen Motoren, die natürlich
                              									nicht alle gleichzeitig geprüft werden können, in bezug auf Temperatur und Luftdruck
                              									gleichmäßiger zu gestalten. Es wäre sehr wünschenswert, wenn man den ganzen Prüfraum
                              									so evakuieren könnte, daß der Vergaser schnelle Temperatur- und Druckwechsel der von
                              									ihm verwendeten Luft zu verarbeiten hat. Auch die künstliche Durchfeuchtung der Luft
                              									bis zur Sättigung wäre nötig, um zu sehen, ob der Vergaser Reifbildung vermeidet,
                              									die unbedingt ein Aussetzen des Motors nach sich zieht. Erst wenn hier eine gewisse
                              									Regelmäßigkeit bei allen Bewerbern eingeführt werden kann, läßt sich der Vergleich
                              									einwandfrei gestalten. Bei den jetzigen Prüfungen, bei denen sehr viele Motoren in
                              									den Nachtstunden mit ihren gleichmäßigen Temperaturverhältnissen erprobt wurden,
                              									während andere wieder die großen Unterschiede der Mittagsstunden zu bewältigen
                              									hatten, ist ein Vergleich nicht möglich.
                           Es muß allerdings zugegeben werden, daß besonders die letzte Forderung eine recht
                              									komplizierte Prüfanlage voraussetzt, deren Einrichtungen erhebliche Summen
                              									verschlingen. Es müßte ein völlig geschlossener Raum vorgesehen werden, dessen
                              									Luftdruck durch einen großen Ventilator auf einer bestimmten Höhe gehalten wird,
                              									während andererseits die Feuchtigkeit und Gesamttemperatur sich (entsprechend dem
                              									Luftdruck oder willkürlich) verändern läßt, wobei natürlich stets eine
                              									registrierende Kontrolle stattfinden muß.
                           Soviel mir bekannt, beabsichtigt die große Versuchsanstalt des Physical Laboratory in
                              									Teddington die dem Advisory Committee untersteht, eine
                              									derartige Anlage, und es wäre vielleicht ganz interessant, wenn über die dortigen
                              									Erfahrungen etwas bekannt würde.
                           Dann ist an den Ergebnissen zweierlei gerügt worden: einmal, daß eine völlige Neukonstruktion den Sieg errang; dann, daß kein Umlaufmotor unter den Preisträgern war. Beide
                              									Bemängelungen sind nicht ganz logisch. Ein Wettbewerb hat gerade den Zweck, einer
                              									Neukonstruktion, wenn sie es verdient, ihren Weg zu ebnen, und es könnte höchstens
                              									als Krönung des Resultats verlangt werden, daß nunmehr der Preisträger auch im
                              									Flugzeug seine Befähigung nachweist. Ob später bei der Serienherstellung wirklich
                              									noch die eine oder andere Aenderung vorgenommen wird, kann für die jetzige Bewertung
                              									nicht ausschlaggebend sein. Und der Umlaufmotor? Wenn er sich unter den Preisträgern
                              									befunden hätte, so wäre es sicher eine Neukonstruktion
                              									gewesen. Das wird auch noch für den nächsten deutschen Wettbewerb zutreffen. Daß
                              									diesmal nicht auf ihn zu rechnen war, darüber herrschte eigentlich in Fachkreisen
                              									kein Zweifel, denn bewußt hat sich die deutsche
                              									Motorenindustrie dem wassergekühlten Motor und seiner
                              									Verbesserung zugewendet, weil seine Nachteile zunächst
                              									geringer sind als die des luftgekühlten Rotationsmotors. Letzterer nutzt nämlich vor
                              									allen Dingen sein Zylindervolumen nicht aus, weil die erhitzten Wandungen doch nur
                              									ein verhältnismäßig gasarmes Gemisch aufnehmen können; er kann infolgedessen auch
                              									den Brennstoff nicht voll ausnutzen und dadurch steigt durch den hohen
                              									Betriebsstoffverbrauch sein an sich geringes Eigengewicht
                              									zu einem erheblichen Einheitsgewicht f. d. PS.
                           Wir können daher mit dem Ergebnis des Wettbewerbs recht zufrieden sein, zumal zwei
                              									sehr interessante Neukonstruktionen der Daimler- Werke sich gut bewährt haben, über die
                              									vielleicht in nächster Zeit noch weiter zu berichten ist.
                           Eine Reihe obiger Vorschläge ist jedenfalls für den nächsten Wettbewerb als wünschenswerte, ein Teil jedoch als notwendige Aenderung zu berücksichtigen.