| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 137 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die Gasmotorenfabrik Deutz, die sich mit berechtigtem
                              									Stolze als erstes und ältestes Werk für den Bau von Verbrennungsmotoren bezeichnen
                              									darf, berichtet in einer Druckschrift großer Form von mehr als 60 Seiten mit
                              									zahlreichen Abbildungen über ihre Entstehungsgeschichte, ihre jetzige Einrichtung
                              									und ihre Erzeugnisse.
                           Der letzte Teil der Druckschrift, um mit diesem zu beginnen, schildert einen
                              									Gang durch die Werkstätten der Firma, der eine Vorstellung von der Ausdehnung des
                              									Betriebes und der heutigen Massenerzeugung gleichartiger Maschinen gibt. Gegenüber
                              									Druckschriften ähnlicher Art ist eine gewisse schwungvolle Form der Erläuterungen
                              										bemerkenswert,
                              									die dem Fernerstehenden das Ineinandergreifen der einzelnen Abteilungen und die
                              									Tätigkeit der Menschen in ihnen bis herab zum einfachen Schlosser vor Augen führen.
                              									Zu welchem Einflüsse die Elektrotechnik auch in Betrieben gelangt ist, die in
                              									mancher Hinsicht ihre Gegner, in anderer wieder ihre Mithelfer sind, erhellt aus der
                              									Tatsache, daß die 1600 Werkzeugmaschinen der Deutzer Firma von 390 Elektromotoren
                              									mit zusammen 2400 PS angetrieben werden.
                           Im zweiten und dritten Teile wird über die Verbrennungsmotoren der Firma, ihre
                              									Betriebsmittel und deren Verwendung berichtet, und ein Ueberblick über die
                              									wichtigsten Formen gegeben, der Zeugnis gibt, wie sich der Verbrennungsmotor
                              									allmählich den verschiedensten Zwecken angepaßt hat und in seiner Erscheinung jetzt
                              									fast dasselbe vielgestaltige Bild bietet, wie die alte Dampfmaschine. Größere
                              									Tabellen über Herkunft, Gehalt und Heizwert der gasförmigen und flüssigen
                              									Brennstoffe und statistische Angaben über ihre Gewinnung nehmen auch das Interesse
                              									des Fachmannes in Anspruch. Von der Sorgfalt, mit der alle vorbereitenden Arbeiten
                              									betrieben werden, zeugt ein Blick in das große chemisch-physikalische
                              									Laboratorium.
                           Besondere Teilnahme muß bei Fachleuten wie Laien der in den ersten Teilen der
                              									Druckschrift geschilderte Werdegang der Firma erwecken, der die Entwicklung des
                              									Verbrennungsmotors überhaupt einschließt. Die Bilder der beiden Begründer, Nikolaus Otto und Eugen
                                 									Langen, der sog. atmosphärischen Maschine, die bei allen ihr anhaftenden
                              									Schwächen als erster wirklich brauchbarer Verbrennungsmotor und als eine der
                              									genialsten Erfindungen auf ihrem Gebiete nicht vergessen werden sollte, das Bild des
                              									ersten Viertaktmotors, die teilweise Wiedergabe der berühmten Patentschrift 532, die
                              									schematische Darstellung des Arbeitsvorganges an den beiden Maschinenarten und die
                              									Angaben über die geschäftliche Entwicklung der Firma aus den denkbar bescheidensten
                              									Anfängen werden in ihrer Zusammenfassung jedem willkommen sein, der Sinn für die
                              									Entwicklungsgeschichte der Technik hat. Der hätte aber auch einige biographische
                              									Mitteilungen über die Urheber des Werkes gewünscht, um so mehr, als sowohl der Große
                              									Meyer wie der Kleine Kürschner darin versagen. Der erste kennt überhaupt niemand des
                              									Familiennamens Otto, der zweite, trotz seiner Kleinheit,
                              									wenigstens einen Dresdener Kantor, den Schöpfer von Männerchören, aber nicht den
                              									Maschinenkünstler Otto. Dagegen würde man die Bemerkung
                              									auf S. 8 der Druckschrift lieber fortwünschen, weil sie falsch und irreführend ist,
                              									daß nämlich große Erfindungen „meist dem empirisch arbeitenden Laien“ zu
                              									danken seien. Es ist hier nicht der Ort, sich allgemein über diese vielbeliebte
                              									Vorstellung zu verbreiten, jedenfalls ist Otto kein Beleg dafür. Otto war anfangs
                              									allerdings Kaufmann, als Techniker also Laie, wie jeder mal ein Laie war. Dann wird
                              									bei ihm durch unbewußte Anregungen die Neigung zu technischen Dingen entstanden
                              									sein, er wird noch unklare Ideen gefaßt, in jahrelangem Grübeln und Beobachten sie
                              									teils verworfen, teils vertieft und geläutert haben, sich selbst damit und
                              									durch Aufnehmen des unentbehrlichen Rüstzeuges allmählich zu einem Fachmann
                              									heranbildend und sich als solchen durch eine nach strengem Mühen gelungene Erfindung
                              									erweisend. Otto hatte also gewiß auch seine Lehrjahre,
                              									nur keine schulgerechten, und zu seinen späteren Erfolgen werden ihm allerdings die
                              									Ursprünglichkeit und frei entfaltete Eigenart verholfen haben, die im regelrechten,
                              									auf den Durchschnitt berechneten Schulgang oft gedämpft werden.
                           Rotth.
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                           Ueber flammenlose Oberflächenverbrennung sprach am 15.
                              									Januar im Berliner Bezirksverein deutscher Ingenieure Direktor Blum von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau A.-G. Das gleiche Thema ist
                              									in letzter Zeit in verschiedenen Zeitschriften behandelt worden, z.B. im „Journal
                                 										für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung“ 1912 Nr. 38, in
                              										„Feuerungstechnik“ 1912/13, Heft 3, 4 und 7, in „Die
                                 										Naturwissenschaften“ 1913 Nr. 1, „Engineering“ 1912 u.a.
                           Wenn man durch eine poröse Platte aus feuerfestem Material unter geringem Druck ein
                              									brennbares Gas ausströmen läßt (Abb. 1), so brennt
                              									es, entzündet, zunächst mit gewöhnlicher Flamme. Wird nun der Druck allmählich
                              									erhöht und gleichzeitig Luft mit eingeführt, so verschwindet nach und nach die
                              									Flamme und während die Oberfläche der feuerfesten Masse in lebhaftes Glühen gerät,
                              									findet eine Verbrennung des Gases bereits vor dem Austritt aus der Oberfläche oder
                              									unmittelbar an derselben statt. Nach Versuchen geschieht die Verbrennung in einer
                              									Schicht von 3 bis 7 mm Stärke unter der Oberfläche. Alle übrigen Teile des Apparates
                              									bleiben verhältnismäßig kühl.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 138
                              Abb. 1.
                              
                           Diese Erscheinung wurde im Jahre 1910 nahezu gleichzeitig und völlig unabhängig von
                              									Prof. William A. Bone in Leeds
                              									(England) und Ing. Rud. Schnabel in Berlin beobachtet.
                              									Eine Erklärung findet sie nach Bone dadurch, daß alle
                              									festen Körper die Fähigkeit haben, namentlich bei höheren Temperaturen
                              									beschleunigend auf die Verbrennung von Gasen einzuwirken und zwar durch
                              									Katalytwirkung. Bisher war diese Fähigkeit nur von Platin bekannt; das bekannte Döbereinersche Feuerzeug beruht auf dieser Erscheinung.
                              									Das Maß der Beschleunigung ist abhängig von der Art der Oberfläche und von der
                              									Temperatur. Eine weitere Erklärung versucht Bone durch
                              									Annahme einzelner „Explosionswellen“, durch die von der heißen Oberfläche
                              									Elektronen abgeschleudert werden sollen, welche durch Elektrisierung des Gases die
                              									chemische Verbindung besonders beschleunigen. Schnabel
                              									zieht weiter noch die mit der Stauung der unter Druck verbrennenden Gase verbundenen
                              									temperatursteigernden Momente in Betracht (vgl. Zeitschr. f. prakt. Maschinenbau,
                              									1911, S. 1376). Eine eigentliche Flammenbildung unterbleibt, weil nahezu kein
                              									Luftüberschuß für die Verbrennung erforderlich ist, und eine vollkommene Verbrennung
                              									stattfindet. Während bei normalen Feuerungen für feste Brennstoffe mit einem Luftüberschuß von etwa
                              									100 v. H. über der theoretisch erforderlichen Luftmenge gerechnet werden muß, ist
                              									bei der flammenlosen Oberflächenverbrennung nur 0,5–2 v. H. erforderlich.
                           Die Erscheinung bietet nun außerordentlich mannigfache Möglichkeiten technischer
                              									Verwertung.
                           Bereits die einfache Form der „Diaphragmafeuerung“ kann Verwendung finden zum
                              									Kochen, Braten, Rösten, zur Zimmerheizung; ferner in der chemischen Industrie zum
                              									Eindampfen von Lösungen, wobei es namentlich bei gesättigten Salzlösungen von
                              									Vorteil ist, daß man die Wärmewirkung durch geeignete Verteilung der strahlenden
                              									Oberfläche nach Bedarf lokalisieren kann. Beheizung von Schmelztiegeln von ober her
                              									mittels eines nach unten gerichteten Diaphragmas kann für bestimmte Zwecke besonders
                              									vorteilhaft sein.
                           Für metallurgische Zwecke besonders wichtig ist die Ausbildung von Tiegelöfen (Abb. 2) und Muffelöfen. Das Gasluftgemisch wird hier
                              									durch ein Rohr in einen Hohlraum eingeführt, der mit körnigen Brocken feuerfesten
                              									Materials gefüllt ist. Zunächst wird nur mit Gas angeheizt; bei Erhöhung des Druckes
                              									und Zuführung von Gas in wachsender Menge verschwindet die Flamme, und die
                              									Verbrennung findet im Innern der körnigen Futtermasse statt. Man hat mit derartigen
                              									Tiegelöfen Temperaturen von 1880° erreicht (Segerkegel 39), so daß es also möglich
                              									ist, selbst Platin zu schmelzen. Die Hauptschwierigkeit bestand naturgemäß darin,
                              									ein für diese enormen Temperaturen geeignetes Material zu finden, das feinporig
                              									genug ist und weder schmilzt noch zusammensintert; namentlich der mühevollen Arbeit
                              										Schnabels ist es zu danken, daß zweckentsprechende
                              									Materialien jetzt zur Verfügung stehen. Im wesentlichen handelt es sich bei den
                              									höchsten Temperaturen um Magnesiabrocken; für geringere Temperaturen (bis etwa
                              									1200°) reichen gewöhnliche Schamotteziegel aus.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 139
                              Abb. 2.
                              
                           Muffelöfen werden in ganz ähnlicher Weise ausgeführt, die Muffel wird nach dem
                              									Einsetzen auch oben noch mit der Füllmasse bedeckt. Es sind bereits Muffelöfen bis
                              									zu 2440 × 900 × 900 mm Größe ausgeführt; ein kleiner Versuchsofen von 240 × 135 × 82
                              									mm ergab bei einem Gasverbrauch von 2,247 cbm/Std. Leuchtgas von 4845 WE/cbm eine
                              									Temperatur von 1424° in der Mitte der Muffel. Ein Vergleich mit einem ähnlichen,
                              									gewöhnlichen Gasmuffelofen ergab 1050° bei 2,938 cbm/Std. Gas, der Verbrauch des Schnabel-Bone-Ofens war bei gleicher Temperatur um 59,2
                              									v. H. geringer. Vorteilhaft können außerdem die etwa 300° heißen Abgase zur
                              									Vorwärmung der Verbrennungsgase benutzt werden, wodurch sich der Wirkungsgrad noch
                              									wesentlich erhöht.
                           An der Ausdehnung des Verfahrens auf den Bessemer- und Martin-Prozeß wird
                              									gegenwärtig von den beteiligten Gesellschaften gearbeitet; der bisherige Erfolg soll
                              									zufriedenstellend sein. Weitere Verwendung ist im Hochofenbetrieb möglich zur
                              									Winderhitzung; der Fortfall der bisher erforderlichen Winderhitzer und Wärmespeicher
                              									bedeutet von vornherein eine wesentliche Vereinfachung und Ersparnis.
                           Sehr bequem ist die flammenlose Oberflächenverbrennung auch zur Anlage von
                              									Schmiedefeuern verwendbar; die glühende Schamottemasse vertritt unmittelbar die
                              									Stelle des sonst gebräuchlichen Kohlenfeuers und zeichnet sich angenehm durch
                              									Sauberkeit, Gleichmäßigkeit und Regulierbarkeit der Hitze aus. Ueberdies fallen die
                              									chemischen Verunreinigungen der Kohle, wie z.B. Schwefel, fort, die für die
                              									Schmiedeprozesse hinderlich sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 139
                              Abb. 3.
                              
                           Eine der wichtigsten Anwendungen aber findet das neue Verfahren in der Feuerung von
                              									Dampfkesseln. Diese werden nach Art der Feuerrohrkessel ausgebildet, und zwar findet
                              									die flammenlose Oberflächenverbrennung in den Heizrohren selbst statt, die wieder
                              									mit körniger Füllmasse gefüllt sind. Das Gas tritt ein durch einen durchbohrten
                              									Tonpfropfen von etwa 100 bis 150 mm Länge und verbrennt unmittelbar dahinter im
                              									ersten Teile des Rohres von etwa 80 mm Durchmesser, und zwar wie genaue
                              									Untersuchungen gezeigt haben, nur in der innersten Zone desselben. Hier herrschen
                              									etwa 1500 bis 1600°; gegen die Rohrwandungen hin nimmt die Temperatur schnell ab, so
                              									daß das Rohrmaterial keine übermäßig hohe Temperatur auszuhalten hat. Beim weiteren
                              									Durchstreichen der Rohre geben die Verbrennungsgase dann einen großen Teil ihres
                              									Wärmeinhaltes ab, so daß sie die Rohre mit etwa 200° verlassen. Da die Wärmeabgabe
                              									nach dem Ende des Rohres hin immer geringer wird, entfallen, wie Messungen gezeigt
                              									haben, auf das erste Drittel der Rohroberfläche etwa 70 v. H. der gesamten
                              									Verdampfung, auf das zweite Drittel etwa 22 v. H., auf das letzte nur 8 v. H. Diese
                              									Verteilung ruft eine sehr lebhafte Zirkulation des Kesselinhaltes hervor, und die
                              									Abscheidung von Kesselstein wird dadurch fast völlig vermieden. Die Bauart der
                              									Kessel (Abb. 3) ist durch eine besonders geringe
                              									Längenausdehnung gekennzeichnet, die gegeben ist durch die zweckmäßigste Länge der
                              									Heizrohre (0,9 bis 1,2 m). Bei gesteigerter Leistungsfähigkeit wird im wesentlichen
                              									nur die Anzahl der Rohre und damit der Durchmesser des Kessels vergrößert. Die Gase werden in
                              									einer besonderen Vorkammer gemischt und den Rohren, die zur Regulierung einzeln
                              									absperrbar sind, zugeführt (links); nach Verlassen der Heizrohre (rechts) treten sie
                              									in einen ganz ähnlich dem Hauptkessel konstruierten Speisewasservorwärmer, in dem
                              									sie sich bis auf etwa 70 bis 80° abkühlen. Das Gas wird entweder unter Druck (450
                              									bis 500 mm WS) zugeführt oder hinter dem Speisewasservorwärmer durch einen
                              									Ventilator abgesaugt.
                           Einer der ersten Kessel, der an die Skinnigrove Iron Works in
                                 										Cleveland (Yorkshire) geliefert wurde, hat sich im Laufe des ersten Jahres
                              									durchaus bewährt und überraschend hohe Verdampfungsziffern und Nutzeffekte ergeben.
                              									Die normale Verdampfung beträgt 105 kg pro Stunde und qm Heizfläche, sie kann bis
                              									auf etwa 150 kg gesteigert werden ohne wesentliche Herabsetzung des Wirkungsgrades,
                              									der insgesamt etwa 90 bis 92 v. H. beträgt. (Zum Vergleich sei erwähnt, daß man beim
                              									gewöhnlichen Steilrohrkessel mit stündlichen Verdampfungsziffern von 50 bis 55 kg/qm
                              									rechnen kann).
                           Als Verluste kann man annehmen: etwa 3 v. H. Strahlungsverluste vom Kessel, etwa 2 v.
                              									H. Wärmeverlust in den Abgasen, etwa 3 v. H. Energiebedarf des Ventilators.
                           Da die Wärmezufuhr vom Innern des Kessels her erfolgt, ist eine Einmauerung nicht
                              									erforderlich; hierdurch und durch die hohe Verdampfungsfähigkeit ist ein
                              									außerordentlich geringer Raumbedarf bedingt. Auch ein Schornstein ist nicht nötig,
                              									wodurch die Anlagekosten weiter wesentlich reduziert werden.
                           Die Heizung solcher Kessel ist nicht nur mit Leuchtgas, sondern auch mit ärmeren
                              									Gasen, wie Koksofengas, Gichtgas, Mondgas, Torfgas, möglich. Da die Wärmeausnutzung
                              									in dem Bone-Schnabel-Kessel außerordentlich hoch ist,
                              									erscheint dieses Verfahren sehr wohl geeignet, die Aussichten in der scharfen
                              									Konkurrenz zwischen der Großgasmaschine und der Dampfturbine wieder wesentlich
                              									zugunsten der letzteren zu verschieben. Auch die Verwendung flüssiger Brennstoffe
                              									ist mit gutem Erfolg versucht worden: in England ist bereits eine für die New York Central R. R. Co. bestimmte Lokomotive für
                              									Teerölfeuerung im Bau, und man verspricht sich besonders viel von der Verwendung
                              									derartiger Kessel für die Kriegsmarine, für die als besondere Vorteile zu den bisher
                              									genannten noch die bequeme und raumersparende Lagerung des Brennstoffs sowie das
                              									gänzliche Fehlen von Rauchentwicklung in Betracht kommen.
                           Endlich ist noch ein neues Anwendungsgebiet zu erwähnen, nämlich die Nutzbarmachung
                              									der neuen Erfindung zur Beleuchtung. Es liegt nahe, die starke Lichtentwicklung der
                              									weißglühenden Oberfläche zu Beleuchtungszwecken nutzbar zu machen; natürlich wird
                              									die gleichzeitige starke Wärmestrahlung die Anwendung für viele Fälle sehr
                              									einschränken.
                           Wie man sieht, ist das Anwendungsgebiet der neuen Erfindung außerordentlich
                              									vielseitig, und es ist zu verstehen, wenn die Erfinder mit großen Hoffnungen vor der
                              									weiteren Entwicklung stehen. In England ist das Verfahren unter Prof. Bones Leitung von der Radiant
                                 										Heating Comp. Ltd. in Leeds ausgearbeitet worden, während in Deutschland
                              									die Schnabelsche Erfindung von der Thermotechnischen Gesellschaft m. b. H. in Berlin ausgebaut worden ist.
                              									Beide Gesellschaften haben, nachdem die industrielle Ausbeutung der englischen
                              									Gruppe durch die „Bonecourt Surface Combustion
                                    										Ltd.“ und die der deutschen durch die Berlin-Anhaltische Maschinenbau-A-G. übernommen worden ist, ein
                              									weitgehendes Kartell mit vollem Erfahrungs- und Erfindungsaustauch untereinander
                              									geschlossen und haben sowohl das Absatzgebiet wie auch die Arbeitsgebiete
                              									untereinander geteilt. So bearbeitet der deutsche Konzern, der die deutschen,
                              									österreichischen, ungarischen, schweizerischen und luxemburger Patente besitzt,
                              									insbesondere die metallurgischen und beleuchtungstechnischen Anwendungsgebiete,
                              									während die englische Gesellschaft besonders die Kesselfeuerung weiter ausbaut.
                           Speiser.
                           ––––––––––
                           Ballon-Entfernungsmesser. Seitdem die lenkbaren
                              									Luftschiffe und Flugzeuge als neueste Kriegswaffe eingeführt worden sind, mußte
                              									natürlich auch darauf Bedacht genommen werden, sie wirksam zu bekämpfen.
                           Das Schießen nach derartigen Objekten gestaltet sich nun besonders schwierig, weil es
                              									bei ihnen nicht mögist, wie bei Zielen auf der Erde oder auf dem Wasser, die
                              									Geschoßaufschläge zu beobachten. Auch können sie während des Schießens ihren Ort
                              									sowohl in der Höhenais auch in der Zielrichtung rasch verändern. Aus diesem Grunde
                              									ist eine möglichst genaue Bestimmung der Entfernung der Luftschiffe oder Luftballons
                              									von besonderer Wichtigkeit.
                           Für die Messung nach Objekten im Felde werden meistens die sogen. Inverttelemeter
                              									benutzt, bei denen an der Trennungslinie die obersten Spitzen der Objekte zur
                              									Koinzidenz gebracht werden (vergl. Abb. 1).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 140
                              Abb. 1.
                              
                           Diese Meßmethode hat sich als die beste erwiesen, da die in Betracht kommenden Ziele
                              									in der Regel an ihren Spitzen mehr oder weniger gut markierte und für das Messen
                              									geeignete Punkte enthalten. Bei Luftschiffen, Ballons und Flugzeugen ist dies jedoch
                              									nicht der Fall. Besonders die Luftschiffe und Ballons haben in der Regel an ihrer
                              									oberen Seite eine Begrenzungskurve von sehr schwacher Krümmung, und auch die
                              									Flugzeuge haben an ihren oberen Seiten keine besonders markanten Punkte. Dagegen
                              									eignet sich bei den Ballons die herabhängende Gondel sehr gut zum Einstellen; auch
                              									bei den Luftschiffen sind unten ähnliche markante Punkte, und bei den Flugzeugen
                              									können die Räder oder Gleitkurven recht gut zum Messen benutzt werden. Aus diesem
                              									Grunde muß man
                              									einen Entfernungsmesser, der für das Messen nach Luftzielen bestimmt ist, so
                              									einrichten, daß die unteren Punkte sich in der Trennungslinie berühren, d.h. es muß
                              									umgekehrt wie bei den normalen Inverttelemetern das untere Bild auf dem Kopf und das
                              									obere aufrecht stehen (vergl. Abb. 2). Am besten ist
                              									es natürlich, wenn ein Entfernungsmesser nach beiden Meßmethoden benutzt werden
                              									kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 141
                              Abb. 2.
                              
                           Eine besonders einfache Einrichtung, dieses Ziel zu erreichen, ist der Firma Goerz patentiert worden. Ein nach diesem Patent
                              									ausgeführter Entfernungsmesser enthält zwei Okulare; ein Okular, dessen
                              									Einblicksrichtung mit der Zielrichtung zusammenfällt und eines, dessen Einblick
                              									senkrecht zur Zielrichtung steht. In dem für geraden Einblick bestimmten Okular
                              									erblickt man die normalen Invertbilder, in dem senkrechten Okular die für das Messen
                              									nach Luftschiffen bestimmten Bilder. Es ist also hier gleichzeitig mit der
                              									Einrichtung zum Messen nach Luftschiffen eine Einblicksrichtung verbunden, die das
                              									Beobachten der Luftschiffe erleichtert, da diese sich doch immer in mehr oder
                              									weniger großer Höhe befinden, und infolgedessen ein übertrieben starkes Neigen des
                              									Kopfes nach hinten unnötig ist.
                           Dr. v. Hofe.
                           Die Kopenhagener Telephon-Aktiengesellschaft erweitert ihr
                              									unterirdisches Vorortnetz. Die bereits bestehende Anlage umfaßt insgesamt etwa 72 km
                              									Pupinkabel, die im Laufe des vorigen Jahres verlegt worden sind. Die Erweiterung
                              									erstreckt sich auf die Verbindung Kopenhagens mit Roskilde. Die Entfernung beträgt
                              									etwas über 30 km. Das Kabel enthält Leiter mit 1,2 und 0,8 mm ⌀.
                           Th.
                           ––––––––––
                           Neue Pupinfreileitungen.Berlin und Frankfurt a. M.
                              									werden durch eine Pupinfreileitung von 3 mm Durchmesser verbunden.
                           Ferner werden zwei neue Doppelleitungen von 3 mm Durchmesser zwischen Berlin und München gebaut.
                              									Diese Leitungen sollen als Doppelsprechleitungen ausgebaut werden. Die
                              									Stammleitungen und die Viererleitungen werden mit Pupinspulen ausgerüstet.
                           Th.
                           ––––––––––
                           Ueber autogenes Schweißen von Kupfer und Aluminium. Die
                              									enorme Entwicklung, die das autogene Schweißen von Gußeisen, Schmiedeeisen und Stahl
                              									in der letzten Dekade genommen hat, legte den Gedanken nahe, diesen Prozeß auch bei
                              									anderen vielgebrauchten Metallen, wie Kupfer, seinen Legierungen und Aluminium in
                              									Anwendung zu bringen. Leider fehlte es bisher an systematischen und vollständigen
                              									Untersuchungen, auf denen man einige Regeln hätte basieren können. Um diesem
                              									Mangel abzuhelfen hat in neuester Zeit Dr. F. Carnevali
                              									von der polytechnischen Schule in Turin Studien über autogenes Schweißen bei Kupfer,
                              									seinen Legierungen und Aluminium gemacht und seine Ergebnisse dem Institute of
                              									Metals am 26. September 1912 vorgelegt. Dieser Vortrag findet sich abgedruckt in
                              									Engineering, 15. November 1912. Aus der früher erschienenen Literatur verdienen
                              									Erwähnung einmal ein in The Foundry (Band 35, 1909) erschienener Artikel von L. Springer, der von guten Ergebnissen zu berichten weiß,
                              									und dann ein anderer Artikel, der, von R. Baumann
                              									verfaßt, sich in der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure (Band 55 Nr. 2016
                              									1911) findet, jedoch unvollständig und auf zu wenig Untersuchungen basiert ist.
                           Die Untersuchungen Carnevalis befaßten sich mit autogenem
                              									Schweißen mittels des Sauerstoff-Azetylengemenges und wurden im übrigen nach
                              									Methoden, wie sie auch bei Eisen und Stahl üblich sind, vorgenommen. Für nähere
                              									Information vergleiche man: „The Autogenous Welding of Metals“, Journal of
                              									the Iron and Steel Institute, Nr. 2 1911; ferner Metallurgia Italiana, Oktober 1911,
                              									und Engineering Band 92 Seite 844. Es erübrigt sich daher auf die Methoden
                              									einzugehen, und es genügt, das Wesentliche der Arbeit, die allgemeinen
                              									Schlußfolgerungen, zu streifen. Wir folgen hier dem Abdruck des Vortrags in
                              									Engineering.
                           
                        
                           A. Kupfer.
                           1. Dadurch, daß beim Schweißprozeß ein Metall rasch erhitzt wird und schnell
                              									schmilzt, werden seine physikalischen und mechanischen Eigenschaften stark
                              									modifiziert. Es entstehen eine sehr nachteilig wirkende innere Spannung und
                              									Veränderungen der Struktur.
                           2. Die beim Schweißen entstehenden Strukturveränderungen sind zweierlei Art:
                           a) rohe Kristallisation, wenn es sich um ein einzelnes Metall handelt; b)
                              									unbedeutende heterogene Struktur bei einer Legierung aus zwei oder mehr Metallen.
                              									Sodann muß noch der Mangel an innerem Zusammenhang in Rechnung gezogen werden, der
                              									bei Metallen mit Oxydeinschlüssen und Vakuolen zu konstatieren ist.
                           3. Die Veränderungen der mechanischen Eigenschaften treten besonders bei der
                              									Festigkeit und der Elastizität des Metalls hervor. Die Widerstandskraft gegen Bruch
                              									sinkt bei Kupfer um 50 v. H., wogegen die Sprödigkeit um 30 v. H. steigt. Die
                              									Dehnbarkeit wird durch autogenes Schweißen auf ein Zehntel reduziert. Bei Bronzen
                              									und Messingsorten sind diese Veränderungen nicht exakt meßbar; doch läßt sich soviel
                              									sagen, daß mit steigender Zahl der Bestandteile der Legierung die mechanischen
                              									Eigenschaften beim Schweißen proportional schlechter werden.
                           4. Die Folgen des Schweißverfahrens: Entstehung einer inneren Spannung und
                              									ungleichartige Struktur konnten durch Hämmern entlang der Schweißzone nicht
                              									beseitigt werden, dagegen war ein Wiedererhitzen mit einer passenden, einige Zeit
                              									anhaltenden Temperatur sehr erfolgreich. Die latente Spannung verschwindet und die
                              									Homogenität der Struktur wird wieder hergestellt. Infolgedessen ist das Kühlen des Metalls, vor
                              									allem bei Legierungen, von größter Wichtigkeit. Je langsamer gekühlt wird, desto
                              									mehr werden die nachteiligen Begleiterscheinungen des Schweißens aufgehoben.
                           5. Je nach der Art des angewandten Schweißverfahrens wird die Zusammensetzung von
                              									Bronzen und Messingsorten chemisch verändert. Es bilden sich Oxyde, namentlich von
                              									Zinn und Zink, die die Tendenz haben, das Metall zu durchdringen und seine
                              									Eigenschaften zu verändern. Bei reinem Kupfer konnten derartige chemische
                              									Aenderungen nicht nachgewiesen werden, doch entsteht auch hier Oxydation, wenn die
                              									nötigen Vorsichtsmaßregeln nicht getroffen wurden.
                           6. Nach allem ist das autogene Schweißen von Kupfer und seiner Hauptlegierungen mit
                              									Sauerstoffazetylen praktisch anwendbar, muß jedoch auf Maschinenteile beschränkt
                              									bleiben, die nicht allzu groß sind und die nicht viel auszuhalten brauchen.
                           
                        
                           B. Aluminium.
                           1. Wie beim Kupfer nur in geringerem Maße, werden auch im Aluminium durch die rasche
                              									Temperaturerhöhung und das schnelle Schmelzen eine latente innere Spannung und
                              									nachteilige Strukturveränderungen erzeugt.
                           2. Die Strukturänderungen lassen sich als rohe Kristallisation des Metalls
                              									nachweisen.
                           3. Solange als alle nötigen Vorsichtsmaßregeln beim Schweißen beobachtet werden,
                              									treten Veränderungen der mechanischen Eigenschaften des reinen Aluminiums nicht sehr
                              									hervor, abgesehen von einer gewissen Zunahme der Sprödigkeit. Die Gegenwart von
                              									Kupfer ändert die mechanischen Eigenschaften des Aluminiums stark, und zwar in
                              									nachteiligem Sinne.
                           4. Als Gegenmittel gegen die beim Schweißen auftretenden unangenehmen
                              									Begleiterscheinungen haben sich mechanische (Hämmern) und thermale (Wiedererhitzen
                              									auf 450 bis 500° C) Behandlung als sehr brauchbar erwiesen.
                           5. Wenn Aluminium kleine Mengen anderer Elemente, die bei hohen Temperaturen leicht
                              									oxydieren (z.B. Kupfer) enthält, so wird die Oxydation des geschmolzenen Metalls
                              									sehr erleichtert und die Entstehung von für die Schweißzone nachteiligen oxydischen
                              									Einschlüssen ermöglicht.
                           6. Für die Praxis hat sich ergeben, daß das autogene Schweißen von Aluminium mit
                              									Sauerstoffazetylen, wenn es mit den nötigen Vorsichtsmaßregeln vorgenommen wird,
                              									ausgedehnte Anwendung finden kann, und zwar vor allem bei kleinen
                              									Maschinenteilen.
                           G. Liebetanz.
                           ––––––––––
                           Vorkalkulation von Arbeitslöhnen. (Auszug aus dem Vortrag
                              									von Dipl.-Ing. Weißhuhn.) Die Vorkalkulation der
                              									Arbeitslöhne, die gleich wichtig ist für Bestimmung der Herstellungskosten wie für
                              									die Zwecke der Arbeiterentlöhnung, war früher das sorgfältig gehütete Geheimnis
                              									einzelner Beamten der Werkstatt.
                           Der Vortragende erläutert an Hand von Lichtbildern und durch Beispiele eine große
                              									Reihe von Verfahren zur Vorausbestimmung von Arbeitszeiten. Die wissenschaftliche
                              									Behandlung dieser Frage kommt nicht nur dem Fabrikunternehmen dadurch zugute,
                              									daß sie sichere Grundlagen für die Vorkalkulation der Herstellungskosten schafft,
                              									sondern eine derartige Vorausbestimmung der Arbeitslöhne wird dazu berufen sein, die
                              									bewußten und unbewußten Fehlerquellen auszuschalten, die sich bei der Festsetzung
                              									von Stückpreisen durch einzelne Betriebsbeamte ergaben. Wer die Geschichte der
                              									Zwistigkeiten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kennt, weiß, daß die schätzende
                              									Festsetzung der Stückpreise häufig Anlaß gab, den Frieden zu stören. Daher ist die
                              									wissenschaftliche Behandlung der Vorausbestimmung der Arbeitslöhne als ein Schritt
                              									auf dem Wege zum Frieden zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmertum zu begrüßen.
                           ––––––––––
                           Das k. k. Technische Versuchsamt in Wien plant eine
                              									Zusammenstellung sämtlicher technischer Versuchsanstalten des In- und Auslandes. Es
                              									schreibt uns:
                           Für unseren Kataster benötigen wir folgende Daten:
                           Angabe der technischen Spezialgebiete der Versuchsanstalt, Adressen derselben, Namen
                              									der Inhaber und Angestellten, Datum der Errichtung der Anstalt, weitere Bekanntgabe,
                              									ob das Institut selbständig ist oder mit einer technischen Unterrichtsanstalt
                              									(Hochschule, Gewerbeschule) oder einer Fabrik, Vereinigung oder einem
                              									Gewerbebetriebe in Verbindung steht, ob es allgemein zugänglich oder nur für interne
                              									Zwecke errichtet wurde, endlich Näheres über Einrichtung und Betriebsumfang
                              									desselben.
                           Es werden also alle technischen Versuchsanstalten, ausgenommen jene, welche bereits
                              									mit dem unterzeichneten Amte im Verkehre stehen, um die möglichst baldige Auskunft
                              									gebeten.
                           Das k. k. Technische Versuchsamt nimmt auch jede Neuerung und Anregung auf dem
                              									Gebiete des technischen Versuchswesens zur Kenntnis, [k. k. Technisches Versuchsamt
                              									(Präsident Exner).]
                           ––––––––––
                           § 23 W.-Z.-G. Der Schutz, der einem ausländischen, im
                              									Inland eingetragenen Zeichen zukommt, ist nur akzessorischer Natur.
                           Das Zeichen Nr. 1869, bestehend aus dem Worte „Magnolia“, ist im Jahre 1895
                              									für die Firma The Magnolia Anti-Fricton-Metall-Company in
                              									London (für Lagermetall, Geschäftsbetrieb: Metallgießerei) eingetragen. Bei dem
                              									Zeichen handelt es sich, worüber zwischen den Parteien kein Streit besteht, und
                              									wovon auch der Ber.-R. ausgeht, um ein ausländisches,
                              									gemäß § 23 W.-Z.-G. im Inlande zur Anmeldung gebrachtes Warenzeichen. Der Schutz,
                              									der dem Zeichen zukommt, ist daher nur akzessorischer Natur: es muß zur Zeit der
                              									Eintragung des Zeichens in die deutsche Zeichenrolle dem ausländischen Zeichen, auf
                              									Grund dessen es nur eintragbar ist, in dessen Heimatstaat zeichenrechtlicher Schutz
                              									zukommen (§ 23). Der Beklagte hat, wie er mit der Revision geltend macht, in den
                              									Instanzen behauptet gehabt: Die dem Zeichen Nr. 1869 zugrunde liegende englische
                              									Marke sei – schon bevor die Umschreibung der deutschen Marke auf die Klägerin
                              									erfolgt sei –
                              									infolge Erkenntnisses des höchsten englischen Gerichtshofes gelöscht worden, weil
                              									das das Zeichen bildende Wort „Magnolia“ nur eine Warenbezeichnung, ein Freiwort (Freizeichen) sei. Es
                              									hat also, wie nach der Behauptung des Beklagten anzunehmen ist, schon zur Zeit der Eintragung der Marke in Deutschland die Marke im Heimatstaate in
                                 										Wirklichkeit den Schutz, der die Voraussetzung
                              									für die Eintragung in die deutsche Zeichenrolle bildet, nicht gehabt. Ein solcher Schutz ist nur scheinbar vorhanden gewesen und
                              									daher nur irrtümlich angenommen worden. In einem solchen Falle hat für die in ihrem
                              									Heimatsstaate in Wahrheit nicht geschützte Auslandsmarke auch in Deutschland ein
                              									Schutzrecht nicht zur Entstehung gelangen können.
                           Es kommt dabei freilich noch in Frage, ob dem in die Zeichenrolle vom Patentamt
                              									eingetragenen Zeichen von den Gerichten nicht ohne weiteres bis zur Löschung des
                              									Zeichens der Schutz des W.-Z.-G. zu gewähren ist. Das war hier zu verneinen. Inlandzeichen steht allerdings der formelle Schutz des § 12 bis zu ihrer Löschung schon auf
                              									Grund der durch das Patentamt bewirkten Eintragung zu, und es haben die Gerichte
                              									ihnen gegenüber nicht nachzuprüfen, ob das Patentamt die Eintragung zu Recht bewirkt hat oder sie hätte versagen sollen; bei ihnen
                              									bildet die Eintragung zeichenrechtlich allein die Voraussetzung des Schutzes. Bei
                              										Auslandzeichen ist die in die Zeichenrolle des
                              									Patentamtes eingetragene Marke immer eine ausländische geblieben, sie hat auch durch
                              									die Eintragung nicht den Charakter und die Kraft einer nun selbständigen, neuen
                              									deutschen Marke erlangt; bei ihnen ist gemäß § 23 Voraussetzung des Schutzes nicht nur die vom Patentamt bewirkte Eintragung, sondern ferner auch das Bestehen der Auslandsmarke zur Zeit der
                                 										Eintragung; das Vorliegen dieser noch anderweiten Voraussetzung des
                              									Schutzes ist von den Gerichten selbständig zu prüfen. [Aus dem Urteil d.
                              									Reichsgerichts vom 1. Oktober 1912.]
                           W. D.