| Titel: | Der Föttinger-Transformator. | 
| Autor: | C. Kielhorn | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 177 | 
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                        Der Föttinger-Transformator.
                        Von C. Kielhorn in
                           									Zehlendorf.
                        KIELHORN: Der Föttinger-Transformator.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Prinzip der Wirkungsweise, Manövrieren, Beschreibung der
                              									Konstruktion. Nachweis der Berechtigung zur Annahme eines hohen Wirkungsgrades des
                              									Transformators. Beweis durch die ausgeführten Anlagen, speziell durch die
                              									Untersuchungsergebnisse der 10000-pferdigen Anlage im Prüffeld der Hamburger
                              									Vulcanwerke laut Gutachten des Dr. Schröter in München.
                              									Vergleich zwischen verschiedenen Maschinenanlagen und Turbinenanlagen mit Föttinger-Transformator.
                           ––––––––––
                           In Heft 5 S. 75 d. B. gaben wir unsern Lesern eine Darstellung der im Prüffeld der
                              									Hamburger Turbinenwerkstatt der Vulcanwerke, Hamburg,
                              									laufenden 10000-pferdigen Transformatoranlage. Das vorzügliche Gelingen des
                              									Schrittes vom 2000 pferdigen zum 10000 pferdigen Transformator hat die allgemeine
                              									Aufmerksamkeit auf die Transformatoranlagen gelenkt, die jetzt nach etwa
                              									fünfjährigen mit großen pekuniären Aufwendungen aber ebenso großem Erfolge
                              									durchgeführten Versuchen seitens der Vulcanwerke zur
                              									Ausführung kommen.
                           Durch das Entgegenkommen der Vulcanwerke sind wir in der
                              									Lage, unsern Lesern eine Beschreibung des umsteuerbaren hydraulischen Transformators
                              									und einen interessanten Ueberblick über die Verwendung der Transformatoranlagen im
                              									Handels- und Kriegsschiffbau geben zu können.
                           Das Prinzip der Wirkungsweise des Transformators ist das folgende:
                           Ein auf der raschlaufenden Primärwelle (Turbinenwelle) befestigtes und als
                              									Zentrifugalpumpe wirkendes Laufrad (Primärrad) erteilt dem im Transformator
                              									befindlichen Wasser Druck- und Geschwindigkeitsenergie. Das auf diese Weise erzeugte
                              									gesamte Gefälle wird in einem oder mehreren auf der langsamer laufenden
                              									Sekundärwelle (Propellerwelle) befestigten und als Turbinen wirkenden Laufrädern
                              									ausgenutzt. Dabei wird Arbeit an die Propellerwelle abgegeben.
                           Dieses Prinzip ist in zwei Kreisläufen angewandt und zwar in einem größeren für den
                              									Vorwärtsgang und einem kleineren für den Rückwärtsgang. Der Vorwärtskreislauf
                              									besteht aus einem primären Laufrad A, einem ersten
                              									sekundären Laufrad B, einem Leitapparat C und einem zweiten sekundären Laufrad D. Das erste Sekundärrad verarbeitet hauptsächlich die
                              									am Austritt aus dem Primärrad vorhandene Geschwindigkeitsenergie; der Leitapparat verwandelt die am Austritt aus dem
                              									ersten Sekundärrad fast noch vollständig im Wasser vorhandene Druckenergie zum Teil wieder in Geschwindigkeitsenergie und gibt dem Wasser die zur Beaufschlagung des
                              									zweiten Sekundärrades nötige Richtung. Das zweite Sekundärrad verarbeitet also den
                              									vom ersten Sekundärrad noch nicht verbrauchten Rest der Gesamtenergie des Wassers in
                              									Form von Druck- und Geschwindigkeitsenergie.
                           Beim Rückwärtskreislauf ist die Anordnung und Verteilung der Energien im wesentlichen
                              									dieselbe. Außer dem zwischen dem ersten und dem zweiten sekundären Laufrad
                              									eingeschalteten Leitapparat befindet sich jedoch auch zwischen dem Primärrad und dem
                              									ersten sekundären Laufrad noch ein Leitapparat N, der
                              									zur Umkehrung der Drehrichtung dient.
                           
                        
                           Das Manövrieren.
                           Beim Umsteuern der Propellerwellen behalten die Antriebsturbinen ihren Drehsinn bei.
                              									Das Umsteuern geschieht lediglich dadurch, daß der eine Kreislauf des Transformators
                              									vom Wasser entleert und der andere, bisher leere Kreislauf mit Wasser gefüllt wird.
                              									Das hierzu nötige Druckwasser wird für jeden Transformator durch eine separate, von
                              									einer kleinen Dampfturbine angetriebenen Manövrierpumpe beschafft, die während der
                              									Fahrt auch als Rückförderpumpe zum Ersatz des Leckwassers der Stopfbuchsen dient und
                              									gleichzeitig die Kühlhaltung des Transformators bewirkt. Der Kraftbedarf dieser
                              									Rückförderpumpe ist verhältnismäßig gering und beträgt bei der Fahrt nur einen ganz
                              									geringen Prozentsatz der Transformatorleistung.
                           Das Oeffnen der Füll- und Ablaufstutzen des Gehäuses geschieht durch Schieber, deren
                              									Betätigung durch ein einziges Handrad oder einen einzigen Handhebel erfolgt.
                           
                           Danach besteht der Manövrierapparat jedes Maschinensatzes aus:
                           
                              1. dem Hauptabsperrventil der Turbine, das genau wie bei einer
                                 										Kolbenmaschine ausgebildet ist;
                              2. dem Steuerschieber des Transformators, welcher der
                                 										Umsteuerung der Kolbenmaschine entspricht.
                              
                           Die Umsteuerung von „volle Kraft voraus“ auf „volle Kraft rückwärts“
                              									kann ohne Gefahr ohne vorheriges Schließen des Dampfventils erfolgen.
                           Die Geschwindigkeit der Schraubenwelle kann reguliert werden:
                           
                              1. durch das Manövrierventil, wobei die Turbinentourenzahlen
                                 										ungefähr proportional den Schraubentourenzahlen zurückgehen, so daß das
                                 										Uebersetzungsverhältnis ungefähr konstant bleibt:
                              2. durch die Steuerschieber der Transformatoren allein, indem
                                 										deren Steuerkolben nicht in die Endstellung, sondern in eine bestimmte
                                 										Mittellage gestellt werden. In diesem Falle behalten die Dampfturbinen die vom
                                 										Regulator vorgeschriebene Tourenzahl bei, die Propellertourenzahl geht infolge
                                 										der geringen Füllung des Transformators zurück. Das Uebersetzungsverhältnis
                                 										vergrößert sich, der Wirkungsgrad der Transformatoren sinkt etwas. Die beiden
                                 										Reguliermöglichkeiten können je nach den Erfahrungen des praktischen Betriebes
                                 										vereinigt oder jede für sich verwendet werden. Durch die vollständige Analogie
                                 										des Manövrierapparates mit dem der Kolbenmaschinen gestaltet sich die Bedienung
                                 										der Maschinen und besonders das Manövrieren überaus einfach.
                              
                           
                        
                           Beschreibung der
                                 									Konstruktion.
                           Der Transformator besteht aus zwei in einem einzigen Gehäuse vereinigten, jedoch
                              									durch eine Zwischenkammer wasserdicht voneinander getrennten und nach außen durch
                              									Stopfbüchsen abgedichteten Kreisläufen, von denen der eine für Vorwärtsgang, der
                              									andere für Rückwärtsgang dient. Die Zwischenkammern und die Stopfbüchsen sind so
                              									konstruiert und bemessen, daß das Leckwasser, welches aus einem Kreislauf austritt,
                              									weder in den anderen Kreislauf noch an die Welle oder sonstige außenliegende Teile
                              									der Transformatoren gelangen, sondern ohne Störungen zu verursachen, in Tanks,
                              									welche unter den Transformatoren im Doppelboden angeordnet werden, abfließen kann.
                              									Die zur Rückförderung des Leckwassers dienenden Rückförderpumpen sind schnellaufende
                              									Zentrifugalpumpen und werden durch kleine Dampfturbinen angetrieben, die aus einem
                              									einzigen, mehrkränzigen Curtis-Rade bestehen.
                           Die Schieber, durch welche das rückgeförderte Wasser entweder dem Vorwärtskreislauf
                              									oder dem Rückwärtskreislauf zugeführt und die Kreisläufe beim Manövrieren gefüllt
                              									und entleert werden, sind Kolbenschieber und werden durch ein Handrad oder durch
                              									einen Handhebel betätigt. Bei Transformatoren von etwa 1800 mm größtem
                              									Gehäusedurchmesser an erfolgt die Verstellung der Schieber durch Wasserdruck in der
                              									Art, daß der Einlaßschieber gleichzeitig als Servomotorkolben ausgebildet ist.
                              									Das Druckwasser wird durch eine kleine organisch mit der Rückförder- und
                              									Manövrierpumpe vereinigte Zentrifugalpumpe erzeugt.
                           Die Laufräder der Transformatoren sitzen fliegend auf der Primär- resp.
                              									Sekundärwelle. Die Primärwelle ist so mit der Turbinenwelle verflanscht, daß
                              									zwischen Turbine und Transformator nur ein einziges Lager erforderlich ist. Das
                              									Lager ist in einer kräftigen Mulde, welches eine starre Verbindung zwischen Turbinen
                              									und Transformatorgehäuse darstellt, angeordnet. Der primäre Achsialschub der
                              									Transformatoren gleicht sich zum größten Teil mit dem Dampfschub der Turbinen, deren
                              									Dampfeintritt am hinteren Ende erfolgt, aus, der Rest wird durch das am vorderen
                              									Ende der Turbinen anzubringende Drucklager aufgenommen.
                           Die Primärräder sind auf der Primärwelle mit Nut und Feder und vorgesetzter Mutter
                              									befestigt. Die Verbindung der Sekundärräder mit der Sekundärwelle geschieht durch
                              									eine sehr kräftige Flanschverbindung oder durch einen Konus. Die Sekundärwelle läuft
                              									in zwei Lagern, die in einer sehr starken Lagermulde liegen, die Welle hat derartige
                              									Abmessungen, daß die durch Ueberhängen der Sekundärräder hervorgerufene Durchbiegung
                              									nur klein bleibt. Die für eine solide Lagerung nötige Distanz zwischen dem ersten
                              									und zweiten sekundären Lauflager ist benutzt, um das Drucklager zur Aufnahme des
                              									Propellerschubes unterzubringen. Dieses ist bei Vorwärtsfahrt nur gering belastet,
                              									da sich Propellerschub und sekundärer Achsialschub des Transformators in diesem
                              									Falle zum großen Teil ausgleichen. Bei Rückwärtsfahrt entspricht die Belastung des
                              									Drucklagers im allgemeinen derjenigen eines gewöhnlichen
                              									Turbinenpropellerdrucklagers.
                           Die Gehäuse der Transformatoren mit den eingesetzten Leitapparaten sind zweiteilig.
                              									Nach Abheben des Gehäuseoberteiles liegt daher der Rotor im ganzen frei. Nach Lösen
                              									der Verbindung des ersten Vorwärtssekundärrades B mit
                              									dem zweiten Vorwärtssekundärrad D wird es möglich,
                              									einerseits die Sekundärwelle mit dem zweiten Vorwärtssekundärrad D für sich und andererseits die Primärwelle mit den
                              									beiden Primärrädern A und M und dem übergestreiften Sekundärrotor für sich herauszuheben.
                           Die Transformatoren enthalten die nötigen Armaturen zum Entlüften und Entwässern bei
                              									Betriebspausen sowie die nötigen Manometer.
                           Bei der Beurteilung des Wirkungsgrades des Föttinger-Transformators wird häufig der Wirkungsgrad von bekannten Turbinen-
                              									resp. Zentrifugalpumpen zugrunde gelegt und der Wirkungsgrad des Transformators aus
                              									einer Multiplikation solcher Wirkungsgrade hergeleitet. In diesem Falle kommt man,
                              									selbst wenn man die besten bisher gemessenen Wirkungsgrade von 80 bis 89 v. H. für
                              									größere Wasserturbinen und etwa 86 v. H. für Zentrifugalpumpen zugrunde legt, nur
                              									auf einen besten Wirkungsgrad von 76 v. H. des Transformators. Da es sich aber beim
                              										Föttinger-Transformator nicht um ein bloßes
                              									Hintereinanderschalten von Zentrifugalpumpe und Turbine handelt, so ist diese Berechnung nicht
                              									richtig. Im Transformator wird nämlich nicht eine gewöhnliche Zentrifugalpumpe als
                              									primäres Element verwendet, sondern nur ein nach dem Zentrifugalpumpenprinzip
                              									arbeitendes Laufrad, dessen einzige Verluste in der
                              									Wasserreibung an den Wänden und den Uebergangsverlusten am Ein- und Austritt der
                              									Schaufelkanäle bestehen. Da diese Schaufelkanäle mit der größten Sorgfalt für
                              									möglichst kurze und doch schlanke Wasserführung ausgebildet werden und in der
                              									Ausführung auf möglichste Glätte der Schaufeln und Zuschärfung ihrer Enden Wert
                              									gelegt wird, so sind diese Verluste verschwindend gering. Der Wirkungsgrad des
                              									Primärrades allein beträgt daher etwa 97 bis 98 v. H. Dies stimmt mit den Resultaten
                              									überein, die bei der Eichung der Meßdüsen zur Messung von Wassermengen durch
                              									Ausflußtanks erzielt werden. Die Ausflußkoeffizienten solcher Düsen liegen zwischen
                              									0,96 und 0,99. In Wirklichkeit ist aber der Schaufelkanal eines Primärrades im
                              									Transformator infolge seiner den Bedingungen der Wasserströmung sich möglichst
                              									anpassenden räumlichen Ausbildung und seiner Arbeitsausführung einer solchen
                              									Ausflußdüse sehr nahe verwandt.
                           Man kann zwar auch jedes Laufrad einer gewöhnlichen
                              									Zentrifugalpumpe für sich allein ebenfalls auf solch
                              									einen hohen Wirkungsgrad bringen. Es können jedoch in einer gewöhnlichen
                              									Zentrifugalpumpe nicht diejenigen Verluste vermieden werden, welche die Energie des
                              									Wassers nach dem Austritt aus dem Laufrad erleidet. Die Energie steckt nämlich an
                              									dieser Stelle in dem Wasser zu einem großen Teile in Form von Geschwindigkeit.
                              									Da diese in den meisten Fällen bei der Zentrifugalpumpe nicht unmittelbar verwendet
                              									werden kann, sucht man sie in einer besonderen Vorrichtung, nämlich einem
                              									Leitapparat, einem Difusor, einem Spiralgehäuse usw. durch allmähliche Verzögerung
                              									in Druck umzusetzen. Hierbei entstehen aber die Hauptverluste bei einer
                              									Zentrifugalpumpe.
                           Die Notwendigkeit dieser Umsetzung fällt aber im Transformator fort, weil die beim
                              									Austritt aus dem Primärrad vorhandene Geschwindigkeit gerade willkommen ist, um eine
                              									sich unmittelbar anschließende und das Primärrad konzentrisch umgebende Turbine
                              									richtig zu beaufschlagen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 179
                              Abb. 1.Föttinger-Transformator von 10000 PSe für Schiffsantrieb auf dem
                                 										Versuchsstand mit gekuppelter Dampfturbine und Föttinger-Bremse.
                              
                           Ist die Sekundärturbine ein stufig, so ist zwar
                              									unmittelbar um das Primärrad in manchen Fällen auch ein Leitapparat angeordnet.
                              									Dieser verzögert jedoch das Wasser nicht, sondern erteilt ihm sehr häufig sogar noch
                              									eine Beschleunigung. Da in dem Laufrad der Turbine das Wasser ebenfalls eine
                              									Beschleunigung relativ zu den Kanalwänden erfährt, und da ferner beim Verlassen der
                              									Turbine ein Austrittsverlust nicht existiert, das Wasser vielmehr mit der ihm noch
                              									belassenen Energie dem Primärrad unmittelbar wieder zuströmt, so sind die Verluste
                              									in der genannten Sekundärturbine von der gleichen Art wie oben für das Primärrad
                              									nachgewiesen und können also auch durch sorgfältige Bearbeitung der Schaufelräder
                              									sehr klein gehalten werden.
                           Ist die Sekundarturbine zweistufig, so werden diese Verhältnisse noch
                              									günstiger, weil bei der ersten Stufe der Leitapparat fortfallen kann, wodurch die
                              									Reibungsverluste verhältnismäßig noch kleiner werden. In diesem Falle wird das
                              									Primärrad unmittelbar von einem sekundären Laufrad
                              									konzentrisch umgeben. Die beim Austritt aus dem Primärrad vorhandene Geschwindigkeit
                              									des Wassers wird unmittelbar verwendet, um dieses
                              									Sekundärrad richtig zu beaufschlagen. Dadurch erfolgt statt einer verlustvollen
                              									Umsetzung von Geschwindigkeit in Druck eine höchst ökonomische Verwandlung von
                              									Geschwindigkeitsenergie des Wassers in mechanische Arbeit der Sekundärräder.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 180
                              Abb. 2.Föttinger-Transformator von 10000 PSe für Schiffsantrieb.
                                 										Sekundär-Rotor.
                              
                           Hierzu kommt noch, daß man die Größe von Wassermenge und Gefälle, deren Produkt die
                              									Leistung des Transformators bestimmt, je nach den verlangten Tourenzahlen und
                              									Uebersetzungsverhältnissen so wählen kann, daß die Wassergeschwindigkeiten im
                              									Transformator im Verhältnis zu den Umfangsgeschwindigkeiten der Räder nicht zu groß
                              									werden. Hierdurch ist ein weiteres Mittel an die Hand gegeben, zu verhindern, daß
                              									die Reibungsverluste im Verhältnis zu der vom Primärrad erzeugten Gefällshöhe das
                              									mit Rücksicht auf den besten Wirkungsgrad zulässige Maß überschreiten.
                           Aus dem vorhergehenden ergibt sich nun folgendes: Man hat bei einer bestimmten Größe
                              									des Transformators mit einem Wirkungsgrade des Primärrades von 97,5 v. H. und einem
                              									Wirkungsgrade des Sekundärrades von 91,2 v. H. zu rechnen. Die letztere Ziffer
                              									basiert auf 88,5 v. H. gemessenem Wirkungsgrad von Wasserturbine unter der
                              									Annahme, daß dabei die Turbinen etwa 3 v. H. Austrittsverlust hatten. Um
                              									letztere Ziffer ist der Wirkungsgrad einer im Transformator bei mittleren
                              									Uebersetzungsverhältnissen verwendeten Sekundärturbine höher anzusetzen als die
                              									gemessenen Werte ausgeführter Wasserturbinen. Das Produkt der beiden Wirkungsgrade
                              									beträgt dann 89 v. H.
                           Tatsächlich haben aber die Vulcanwerke bei einer
                              									Ausführung des Föttinger-Transformators von etwa 1350 mm
                              									⌀, welcher ein bestes Uebersetzungsverhältnis von 3,5 : 1 hat, bei einer Leistung
                              									von 6000 PS einen Wirkungsgrad von 88,2 v. H. inkl. der Reibung in vier
                              									Transformatorlagern und zwei Lagern für die Bremsvorrichtung erzielt.
                           Ein gleiches Resultat ergab die erste Ausführung des Föttinger-Transformators für fremde Rechnung, nämlich für eine englische
                              									Firma. Der betreffende Transformator übertrug 150 PS und wurde in einen
                              									Küstendampfer eingebaut, dessen Antrieb durch Sauggasmotoren geschieht. Die
                              									Werkstatterprobung konnte mit einer Leistung von etwa 900 PS vorgenommen werden und
                              									ergab einen maximalen Wirkungsgrad von über 88 v. H. Die Transformatoranlage für das
                              									Feineisenwalzwerk eines großen industriellen Werks, welche seit September 1912 in
                              									Betrieb ist (s. S. 76, Heft 5) zeigt in den weitesten Grenzen einen fast konstanten
                              									Wirkungsgrad von 85 v. H.
                           Den schlagendsten Beweis für die Richtigkeit der Annahme eines so hohen
                              									Wirkungsgrades des Föttinger-Transformators erbrachte
                              									jedoch die Erprobung der neuen Föttinger-Transformatoranlage „A8“ im Prüffeld der Vulcanwerke im November 1912, über welche wir im Auszuge schon in dem
                              									wiederholt erwähnten Aufsatz in Heft 5 berichtet haben. Wir lassen im nachstehenden
                              									die interessantesten Angaben aus dem Gutachten des Dr. M. Schröter in München über diese Erprobung folgen. Er schreibt: „Die
                                 										Größe, deren Ermittlung Zweck meiner Beobachtungen war, nämlich der Wirkungsgrad des Transformators, erforderte zu ihrer
                                 										Bestimmung die Messung der eingeleiteten und der an die Sekundärwelle
                                 										abgegebenen Arbeit, erstere im Maximum über 10000 PS betragend. Die erstere
                                 										Aufgabe löste der auf der Turbinenwelle befindliche Föttingersche Torsionsindikator in der denkbar einfachsten Weise –
                                 										noch imposanter war die Messung der an die Sekundärwelle abgegebenen Leistung
                                 										durch eine gleichfalls von Professor Föttinger
                                 										konstruierte Wasserbremse mit einer Leistungsfähigkeit bis zu 15000 PS bei 160
                                 										Touren, deren gewaltige Abmessungen den im Innern vor sich gehenden Prozeß so
                                 										sicher beherrschten, daß das dauernd ruhige Einspielen der mit mehr als 10000 kg
                                 										belasteten Zentesimalwage sich eben so leicht und sicher erzielen ließ, als ob
                                 										man es mit 100 PS zu tun hätte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 181
                              Abb. 3.Föttinger-Transformator von 10000 PSe für Schiffsantrieb.
                                 										Uebersetzung 850 : 170 Umdrehungen i. d. Min.
                              
                           
                              Waren noch die Tourenzahlen der primären und der sekundären Welle bekannt, so
                                 										hatte man alle zur Berechnung des Wirkungsgrades erforderlichen Daten; zur
                                 										Erzielung ganz einwandfreier Werte war es jedoch nötig, gleichzeitige Ablesungen
                                 										der Bestimmungsgrößen zu haben und auch hierfür war in mustergültiger Weise
                                 										Vorsorge getroffen. Die Tourenzahl der primären Welle (etwa 840) wurde an
                                 										einem rotierenden Zähler, die der sekundären Welle an einem oszillierenden
                                 										Zähler abgelesen und zwar alle Minuten, gleichzeitig mit der Ablesung am
                                 										Torsionsindikator und an der Wage. Die Gleichzeitigkeit war dadurch gesichert,
                                 										daß jeder Beobachter ein lautsprechendes Telephon neben sich hatte, in welchem
                                 										durch eine im Versuchsraum installierte elektrische Zentraluhr jede Minute ein
                                 										kurzes Signal ertönte, eingeleitet durch ein fünf Sekunden vorher gegebenes
                                 										Vorsignal.
                              
                           
                              Die Formel zur Berechnung des primären Momentes lautete: M p = konst. × Skalenteile des Indikators, wobei die Konstante die
                                 										Anzahl Meterkilogramm für den Skalenteil bedeutet. Vor Beginn des Dauerversuchs
                                 										war diese Konstante zu 42,9 mkg, nach den Versuchen zu 43,4 mkg durch direkte
                                 										Belastung an einem Hebelarm von 2,5 m Länge gefunden worden; zur Berechnung
                                 										wurde der Mittelwert 43,15 ~ 43,1 mkg verwendet.
                              
                           
                              Die aus den Messungen sich ergebenden Resultate bezüglich Leistung und
                                 										Wirkungsgrad sowie Uebersetzungsverhältnis sind in der folgenden Uebersicht
                                 										zusammengestellt.
                              
                           
                              Aus diesen Zahlenreihen geht zunächst zweierlei hervor: erstens die erstaunliche
                                 										Höhe des Wirkungsgrades der zweimaligen Energieumwandlung, welche auf eine sehr
                                 										vollkommene Beherrschung der Berechnung sowie auf die Sicherheit der
                                 										theoretischen Grundlagen der ganzen Hinrichtung schließen läßt. Es ist höchst
                                 										wahrscheinlich, daß ein kleiner Defekt an einigen Schaufeln den Wirkungsgrad um
                                 										1 bis 2 v. H. herabgedrückt hat; aberwenn wir mit den Versuchszahlen rechnen und
                                 										annehmen, daß die beiden Bestandteile des Transformators, die Pumpe und die
                                 										Turbine je gleichen Wirkungsgrad haben, so muß derselbe mindestens = 0,88 .
                                 										0,938 sein, Ziffern, welche gegenüber den sonst als maximale Werte für
                                 										Kreiselräder konstatierten verständlich werden, wenn man sich vergegenwärtigt,
                                 										daß durch den hier verwirklichten unmittelbaren Zusammenbau von Pumpe und
                                 										Turbine der sonst unvermeidliche Verlust der Austrittsenergie wegfällt.
                              
                           
                              
                                 
                                    Lfd.Nr.
                                    Nr. desOriginal-protokolls
                                    Primär-leistungPS
                                    Sekundär-leistungPS
                                    Wirkungs-gradin v. H.
                                    Ueber-setzungs-verhältnis
                                    
                                 
                                    I
                                    
                                 
                                      1
                                    84
                                      8912
                                    7771
                                    87,2
                                    5,79
                                    
                                 
                                      2
                                    83
                                      8922
                                    7810
                                    87,8
                                    5,61
                                    
                                 
                                      3
                                    85
                                      8843
                                    7762
                                    87,9
                                    5,57
                                    
                                 
                                      4
                                    82
                                      8927
                                    7838
                                    87,8
                                    5,43
                                    
                                 
                                      5
                                    86
                                      8936
                                    7837
                                    87,7
                                    5,38
                                    
                                 
                                      6
                                    88
                                      8920
                                    7846
                                    88,0
                                    5,16
                                    
                                 
                                      7
                                    89
                                      8942
                                    7809
                                    87,4
                                    5,02
                                    
                                 
                                      8
                                    90
                                      8947
                                    7795
                                    87,1
                                    4,88
                                    
                                 
                                    II
                                    
                                 
                                      9
                                    94
                                      5650
                                    4905
                                    86,8
                                    5,37
                                    
                                 
                                    10
                                    95
                                      5669
                                    4928
                                    86,9
                                    5,25
                                    
                                 
                                    11
                                    93
                                      5622
                                    4861
                                    86,5
                                    4,97
                                    
                                 
                                    12
                                    92
                                      5645
                                    4842
                                    85,8
                                    4,75
                                    
                                 
                                    13
                                    91
                                      5651
                                    4801
                                    85,0
                                    4,68
                                    
                                 
                                    III
                                    
                                 
                                    14
                                    80
                                      9070
                                    7981
                                    88,0
                                    5,23
                                    
                                 
                                    15
                                    81
                                      9103
                                    8009
                                    88,0
                                    5,35
                                    
                                 
                                    16
                                    87a
                                    10025
                                    8774
                                    87,5
                                    5,48
                                    
                                 
                                    17
                                    87b
                                    10141
                                    8937
                                    88,1
                                    5,26
                                    
                                 
                              
                           
                              Man wäre auf den ersten Blick versucht, zu vermuten, daß der hohe Wirkungsgrad an
                                 										zwei Voraussetzungen gebunden wäre; einmal an das Vorhandensein derjenigen
                                 										Geschwindigkeiten, welche der Berechnung zugrunde gelegt wurden und zweitens
                                 										(als Folgeerscheinung) an das Vorhandensein der vollen Belastung. Die
                                 										Versuchsergebnisse zeigen nun in bezug auf das Uebersetzungsverhältnis zwischen
                                 										Primär- und Sekundärwelle eine außerordentlich weitgehende Unabhängigkeit des
                                 										Wirkungsgrades, welcher, praktisch gesprochen, als nahezu konstant
                                 										innerhalb der Grenzen des Uebersetzungsverhältnisses von 4,9 bis 5,8 und für
                                 										Sekundärtourenzahlen von 145 bis 172 gefunden wurde.
                              
                           
                              Dies gilt nicht nur bei voller Belastung, auch bei etwa halber Last erweist sich
                                 										die Veränderlichkeit des Wirkungsgrades innerhalb der Grenzen des
                                 										Uebersetzungsverhältnisses von 4,7 bis 5,4 als geringfügig; andererseits ist
                                 										sehr bemerkenswert, daß die Verminderung des Wirkungsgrades durch Abnahme der
                                 										Belastung auf etwa ½ sich nur auf wenige Prozente erstreckt. Die Elastizität der
                                 										hydraulischen Uebertragung erweist sich demnach als eine außerordentlich
                                 										weitgehende.
                              
                           
                              Endlich wurde auch die Umsteuerung von voller Last vorwärts auf volle Last
                                 										rückwärts mehrfach ausgeführt mit dem Ergebnis, daß die bei kleineren
                                 										Ausführungen längst erwiesene Manövrierfähigkeit des Föttinger-Transformators auch bei dem 10000 pferdigen dieselbe
                                 										Vollkommenheit auswies. Ohne jeden Stoß, entsprechend dem idealen
                                 										Transmissionsmedium Wasser, vollzog sich die Umsteuerung in etwa zehn Sekunden –
                                 										viel rascher, als es für die Verwendung in einem Handelsschiff in normalen
                                 										Fällen notwendig sein wird; natürlich war, wie dies ja immer der Fall ist, die
                                 										Rückwärtsleistung kleiner als die bei Vorwärtsgang entwickelte.
                              
                           
                              Abschließend kann ich aussprechen, daß durch diese nach Größe der Anlage,
                                 										Originalität der einzelnen Teile (Föttinger-Indikator, Föttinger-Transformator,
                                 											Föttinger-Bremse für 15000 PS) und nach
                                 										Vortrefflichkeit der zur einwandfreien Messung jederzeit paraten Einrichtungen
                                 										einzig dastehenden Dauerversuche der vollgültige Beweis erbracht ist, daß der
                                 										Transformator auch in der Größenanordnung von 10000 PS als eine technisch
                                 										einwandfreie, man kann wohl sagen vollkommene Lösung des Problems bewährt hat,
                                 										den Antrieb des Schraubenpropellers durch eine Dampfturbine so zu gestalten, daß
                                 										beide unter wirtschaftlich wesentlich günstigeren Verhältnissen arbeiten als bei
                                 										direkter Kupplung möglich ist.“
                              
                           Zum Schluß sei noch eine Reihe von Entwürfen wiedergegeben, die einen sehr
                              									interessanten Vergleich zwischen den bisher üblichen direkt wirkenden Turbinen bzw.
                              									Kolbenmaschinen oder Kolbenmaschinen mit Abdampfturbine einerseits und der Turbine
                              									mit Föttinger-Transformator andererseits bringen.
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)