| Titel: | Die Herstellung der Bronzefarbe in Vergangenheit und Gegenwart. | 
| Autor: | Wilhelm Theobald | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 182 | 
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                        Die Herstellung der Bronzefarbe in Vergangenheit
                           								und Gegenwart.
                        Von Regierungsrat Dr.-Ing. Wilhelm Theobald
                           								in Berlin-Lichterfelde.
                        (Fortsetzung von S. 166 d. Bd.)
                        THEOBALD: Die Herstellung der Bronzefarbe in Vergangenheit und
                           								Gegenwart
                        
                     
                        
                           Die Bronzefarbmühle von Benda 1826.
                           Inzwischen war ein bedeutender Schritt vorwärts getan durch die Erfindung Georg Bendas, des Gründers einer seit 1824 bestehenden
                              									und noch heute unter derselben Firma blühenden Nürnberger Bronzefarbenfabrik. Benda hatte eine völlig mechanisch arbeitende
                              										„Bronze-Reibmühle“Kunst- und Gewerbe-Blatt. München 1836. S. 190/91
                                    											und Tafel VIII. angelegt und am 14. Mai 1826 ein bayerisches
                              									Privileg auf seine Erfindung erhalten. Durch einen Lehnsbrief aus dem Jahre
                              									1802 überließ „Von Gottes Gnaden Joseph Carl Georg Freyherr
                                    											von Hütten zu Stoltzenberg, des Kaiserlich-Hohen Dom-Stifts Bamberg Dom
                                 										Probst, Jubilaeus, Ober Pfarrer zu Hallstatt, auch Hoch Fürstlich
                                 										Bambergischer würcklicher geheimer Rath“ dem Schwiegervater des Ben da das
                              									Grundstück für dessen spätere Fabrik „gegen jährlich Eine gute Fastnachtshenne
                                 										und zwölf und einen halben Kreuzer“ zu Lehen. Abb.
                                 										1 zeigt die Anordnung der Bendaschen Mühle. Ein
                              									für zwei Zugtiere bemessener Göpel in dem untersten Stockwerk des Fabrikgebäudes
                              									treibt die Hauptwelle a und durch die
                              									Zahnradübersetzung b die Königswelle c an, deren hölzerne Riementrommeln d und p die Kraft an die
                              									Maschinen der beiden oberen Stockwerke abgeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 183
                              Abb. 1.Bronzereibmühle von Benda (1826).
                              
                           Die Fabrikation beginnt im obersten Stockwerk in Mühle s, in deren hölzernem Mantel drei durchlöcherte Blechböden t übereinander sitzen. Oben eingefüllt, wird das geschlagene Metall (also keine Schawine!) von den auf den
                              									Böden laufenden Bürsten u durch die Bodenlöcher
                              									durchgetrieben und fällt nach dieser dreifachen Zerkleinerung auf das leicht
                              									geneigte Rüttelsieb v. Die drei verschieden feinen
                              									Bezüge des Siebes sondern das zerkleinerte Metall nach vier Korngrößen in die Kästen
                              										w ab.
                           Die weitere Verarbeitung findet auf den Reibsteinen des mittleren Stockwerkes statt.
                              									Auf dem Bodenstein k wälzen sich die umlaufenden Steine
                              										i ab, deren hölzerne Naben sich auf der Achse h drehen. Letztere wird, in senkreckten Schlitzen
                              									verschieblich, durch den Holzrahmen g, dieser durch die
                              									in einem unteren Spur- und einem oberen Halslager laufende senkrechte Achse f mitgenommen. Auf diesem Kollergang wird die
                              									Bronzefarbe, mit Gummiwasser angemacht, weiter zerrieben. Bodenstein wie
                              									Umlaufsteine waren aus Solenhofener SchieferKunst u. Gewerbe-Blatt. München 1851. S. 610., so daß das geriebene
                              									Metall mit feinem Steinmehl verunreinigt war und an Glanz beeinträchtigt wurde.
                           Zu einem erneuten Sonderungsprozeß diente die „Schwankbank“
                              									dd, welche von der Riementrommel p aus durch die Scheibe bb
                              									und Kurbelstange cc in wippende Bewegung versetzt wird.
                              									Die auf der Schwankbank stehenden Schüsseln ee, mit der
                              									inzwischen von dem Gummi befreiten, mit reinem Wasser angemachten Bronze gefüllt,
                              									führen durch ihr Schwanken ein Absetzen der Bronze nach Korngrößen herbei, indem die
                              									Bronze feinsten Korns sich am Schüsselrand, die gröbste auf dem Schüsselboden
                              									absetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 183
                              Abb. 2.Bronzefabrik von Hofmann (1838).
                              
                           Es sei bemerkt, daß Reibstein und Schwankbank mit geringfügigen Verbesserungen noch
                              									heute, nach über 80 Jahren, elementare Bestandteile der Bronzefabriken bilden,
                              									während die Mühle nur noch ausnahmsweise, zur Herstellung der
                              										„Schawin-Bronze“, verwandt wird.
                           Hervorgehoben sei, daß wir für die tatsächliche Ausführung der Bendaschen Mühle einen Beweis darin haben, daß Joh.
                                 										Wilh. SpaethL. C. Beck. Die Fabrikindustrie Nürnbergs, Nürnberg
                                       												1899. S. 499., ein um jene Zeit hochgeschätzter
                              									Maschinenbauer, den Pferdegöpel und die Mühlen lieferte, während Benda die Steine
                              									dazu gab. Die Kosten der von Spaeth gelieferten Teile
                              									beliefen sich auf 1536 fl.
                           
                        
                           
                           Hofmanns Bronzefarbenfabrik
                                 										von 1838.
                           Die Zeichnung einer zweiten Fabrikanlage aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
                              									ist uns in Abb. 2 erhalten und gehört zu dem im Juli
                              									1838 erteilten bayerischen Privileg des Leonhard Michael
                                 										Hofmann, Kaufmann und Bronze-Fabrikant zu FürthKunst- und
                                       												Gewerbe-Blatt. München 1841. S. 746 f. f. u. Zeichnung Bl. XVII
                                    												Abb. 1–5.. Uns interessiert hier nur der links der Hauptwelle a1 gelegene Teil der
                              									Fabrik, da der rechte Teil der maschinellen Blattmetallschlägerei diente. Auch er
                              									enthält einen Antrieb durch ein Kegelradgetriebe a, 1
                              									und Stirnräder 2, 3, welche die Kraft durch ein zweites
                              									Kegelradgetriebe 4, 5 an die stehende Welle 6 abgeben. Von deren fünffacher Riemenscheibengruppe
                              									laufen Riemen zu der Schawin-Mahlmühle r und den vier
                              									Reibsteinen p, q. Die Schawin-Mahlmühle hat im
                              									Gegensatz zu der Bendaschen eine wagerecht umlaufende
                              									Zerreißwalze (Wolf) x, von welcher die zerkleinerte
                              									Schawine der der Bendaschen gleichen Bürste f zugeführt wird. Ueber die Sichtung des Erzeugnisses
                              									der Schawin-Mahlmühle läßt sich die Beschreibung nicht aus. Auch die Rolle einer
                              										„Durchmachmühle“ genannten Vorrichtung, wie es scheint in der linken
                              									oberen Ecke des Mahlraumes stehend, ist unklar beschrieben. Die letzte Sichtung
                              									fällt, wie bei Benda, der hier „Schockelmühle“
                              									genannten Schwankbank u zu.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 184
                              Abb. 3.Reibmaschine von Leber (1842).
                              
                           Als Leistung erwartet Hofmann bei Verwendung eines Pferdes
                              									(offenbar war das Hammerwerk solange still gestellt) 8 bis 10 Pfund zerrissene und
                              									gemahlene Schawine für die Stunde, während ein Mann von Hand keine drei Pfund
                              									zerrupfen und mahlen könne.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 184
                              Abb. 4a. und Abb. 4b. Anlage von Moritz Friesenhausen und Isaak Rau
                                 										(1843).
                              
                           Die Reibmascheine ist auf 8 Pfund geriebene Bronze in 9 Stunden berechnet. Das
                              										„Schockelwerk“ sollte 12 Schüsseln zugleich in einer Stunde
                              										„schockeln“, gegenüber der Leistung von 2 Schüsseln für die Stunde durch
                              									einen Arbeiter.
                           Es ist bemerkenswert, daß Hofmann
                              									„Schawine“, nicht „geschlagenes Metall“, in seiner Bronzefabrik
                              									verarbeiten will. Obwohl die von ihm angestrebte maschinelle Blattmetallschlägerei
                              									ihm in dem geschlagenen Metall ein geeignetes Rohprodukt für seine Bronze hätte
                              									liefern können, will er doch offenbar nur den Abfall zu Bronze verarbeiten. Wir
                              									sehen hier also das von Benda angewandte Prinzip wieder
                              									verlassen und die Bronze wie seit Jahrhunderten wieder aus dem ungewollten Abfall,
                              									wenn auch durch Maschinenkraft, hergestellt.
                           
                        
                           Reibmaschine von Leber 1842.
                           Den Entwicklungsgang der Reibmaschine versuchte eine von Gottfried Leber in Fürth erfundene, gleichfalls in Bayern 1842
                              									privilegierte VorrichtungKunst- und
                                    											Gewerbeblatt. München 1842. S. 203 und Zeichnung Bl. IV Fig. 19.
                              									in andere Bahnen zu lenken. Sie ist in Abb. 3
                              									wiedergegeben und sucht offenbar die Tätigkeit der Hand nachzuahmen. Leber versetzt von einer Metallschlagmaschine aus die
                              									Achse g in hin- und herschwingende Bewegung. Dadurch
                              									wird ein Arm h dieser Achse ebenfalls hin- und
                              									hergeschwungen, von dessen unterem Ende nach rechts und links je ein Lenker c zu einem Reibstein b
                              									führt. So werden diese Reibsteine b b auf dem
                              									Bodenstein a, einer Marmorplatte, schleifend und sich vermöge ihrer schwachen
                              									Wölbung gleichzeitig etwas abwälzend, hin- und hergeführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 184
                              Abb. 4c bis 4g. Anlage von Moritz Friesenhausen und Isaak Rau (1843).
                              
                           Doch scheint diese Maschine keine Verbreitung gefunden zu haben. Andernfalls hätte
                              									dies Prof. Dr. Rudolf Wagner in seinem Aufsatz „Die
                                 										bayerische Industrie auf der internationalen Ausstellung in Paris 1867“Ebendaselbst 1867, S. 493., in
                              									welchem er die bis dahin zu verzeichnenden Versuche auf dem Gebiet maschineller
                              									Vorrichtungen in Blattmetall- und Bronzefabrikation, und darunter auch die Leberschen Erfindungen bespricht, gewiß erwähnt.
                           Eine Aenderung der Vorrichtung zum Reiben der Bronze zeigt die Anlage von Moritz Friesenhausen
                              									und Isaak Rau, beide keine Bronzefachmänner, aber doch
                              									brauchbare Ideen zutage fördernd, die ihnen ein bayerisches Privileg vom 2. April
                              									1843 eintrugen. Um die unbequeme Verunreinigung der Bronze während des Reibens
                              									infolge der Abnutzung der Boden- und Läufersteine zu verhindern, die man bis dahin
                              									aus Solenhofener Schiefer herstellte, schlagen die Erfinder einen Bodenstein aus
                              									rohem Glas und Läufer aus Granit vor.
                           Eine weitere Verbesserung sollte durch Belastung der Läufersteine durch Blattfedern
                              										(Abb. 4a)
                              									erreicht werden, während dies bisher durch Gewichtsmassen geschah. Die Beobachtung,
                              									daß das dem Mittelpunkt des Bodensteins nähere Reibgut besser gerieben wird als das
                              									entferntere, veranlaßte die Erfinder, die Blattfeder einseitig zu spannen, so daß
                              									die Läufer außen mit größerem Druck auf den Bodenstein gepreßt wurden.
                           Die mit der Reibmaschine verbundene Schockelmaschine bietet gegenüber der von Benda (Abb. 1) und Hofmann (Abb. 2) nichts
                              									neues.
                           Nicht unerwähnt bleibe die gelegentlich des Privilegs von Friesenhausen und Rau zum erstenmal sich
                              									findende Darstellung einer einstufigen Schawinmühle, welche Abb. 4c und 4d wiedergibt. Wir
                              									sehen hier die auch bei der Bendaschen vorhandene
                              									senkrechte Bürste auf wagerechtem Reibeisen, auf welches die Schawine durch einen
                              									Trichter aufgeschüttet wird. Das Reibeisen kann wie ein Schubfach aus dem die ganze
                              									Mahlvorrichtung einschließenden Kasten zwecks Reinigung herausgezogen werden.
                           Von hohem Interesse ist es, gelegentlich jenes Privilegs von dem umständlichen Prozeß
                              									des damaligen Polierens zu hören. Die Reibmaschine lieferte, wie auch heute, matte
                              									Bronze. Um dieser Glanz zu verleihen, hatte man die Bronze zwischen ordinärem Papier
                              									in den beim Goldschlägerprozeß üblichen Formen mit dem Handhammer geklopft. Die
                              									beiden Erfinder stellten fest, daß in englischen Formen (also aus Goldschlägerhaut)
                              									nach besonderer Zubereitung derselben ein weit höherer Glanz zu erreichen sei, und
                              									ließen das Schlagen durch einen dem Zainhammer nachgebildeten Schwanzhammer (Abb. 4e und 4f) besorgen.
                           Das von den Erfindern benutzte Schüttelsieb (Abb. 4g) zum Sichten
                              									der geriebenen Bronze von den nur unvollständig geriebenen Schawineteilchen sei
                              									abgebildet, da es fast in genau derselben Ausführung noch heute besteht.
                           Ebensowenig wie bei den vorgenannten Maschinen ließ sich über die Erfolge einer Reibmaschine von Hermann Felheimer und Alexander
                                 										FriesenhausenKunst- und Gewerbeblatt. München 1855. S. 715 und
                                    											Zeichnung Bl. XVIII, Fig. 1 und 2. in Fürth (Bayr. Privileg vom
                              									25. August 1845) etwas feststellen. Doch sei auch sie wegen des geschichtlichen
                              									Interesses aufgeführt. Die Erfinder gingen von der Erwägung aus, daß die seitherigen
                              									Reibmaschinen (Kollergänge) die Handarbeit nur mangelhaft nachahmten, da sie die
                              									Bronze mehr zerdrückten als zerrieben. Sie vermißten eine energische Gleitbewegung
                              									des umlaufenden Reibsteins gegenüber dem Bodenstein und suchten diese an ihrer
                              									Maschine dadurch zu erzwingen, daß sie die Mahlwalzen in ihrem Umlauf hemmten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 185
                              Abb. 5.Reibmaschine von Felheimer und Friesenhausen.
                              
                           Wie Abb. 5 zeigt, wird mittels des Kegelradgetriebes
                              										c c eine senkrechte Achse und mit ihr das auf ihr
                              									befestigte Armkreuz mit den Reibwalzen e in Umlauf
                              									gesetzt. Die Reibwalzen würden sich dabei auf dem Bodenstein abwälzen, wenn sie
                              									nicht zwangläufig daran gehindert würden. Ihre Achsen sind nicht frei beweglich,
                              									sondern durch Kegelräder g, f und Stirnrad D von dem, auf dem Lagergerüst b der senkrechten Achse befestigten Stirnrad a abhängig.
                           Läuft das Armkreuz im Sinne des Uhrzeigers um, so haben die Reibwalzen eine an ihrer
                              									Unterkante der Umlaufrichtung entgegengerichtete, aber kleinere
                              									Umfangsgeschwindigkeit. Die Relativgeschwindigkeit zwischen Reibwalze und Bodenstein
                              									ist also gleich der dem Abstand des betreffenden Walzenpunktes von der senkrechten
                              									Achse entsprechenden Umlaufgeschwindigkeit weniger der Umfangsgeschwindigkeit der
                              									Walze. Die Walzen schleifen demnach energisch auf dem Bodenstein.
                           Der Erfinder sagte seiner Reibmaschine nach, daß sie in der Hälfte der Zeit das
                              									vierfache an Bronze zu reiben vermöge, was die bisherigen Maschinen rieben, und daß
                              									die Bronze auch schönen Glanz und Farbe behielte.
                           Weitere Bemerkungen des Erfinders lassen wiederum erkennen, daß die Herstellung der
                              									Bronze aus besonders dafür ausgeschlagenem Metall damals schon recht verbreitet gewesen sein muß.
                              									Die Beschreibung sagt nämlich, daß „die geschlagenen Blätter“ in der
                              									gewöhnlichen Mühle durchgebürstet, durch Siebe mit viererlei Geflecht abgesondert
                              									werden (also wie bei Benda) und dann jede Gattung nach
                              									dem Grad ihrer Dicke für sich auf der Reibmaschine behandelt wird.
                           
                        
                           Andere Verfahren um 1850.
                           Um die Mitte des 19. JahrhundertsVictor Runge, Handbuch der Metallschlägerei und
                                    											Bronzefarbenfabrikation nebst Anleitung zum Bronzieren und Brunieren.
                                    											Quedlinburg und Leipzig 1848. S. 50. ist der Bedarf an Bronze
                              									zweifellos bedeutend lebhafter. Damit geht Hand in Hand die Vermehrung der
                              									Verfahren, welche die Farbe der Bronze durch Ansieden mit mannigfachen Chemikalien
                              									zu variieren bestrebt sind. Immer heftiger wird auch das Drängen nach dem Finden
                              									abgekürzter mechanischer Herstellungsverfahren, welches zunächst auf abwegige Bahnen
                              									zu leiten scheint. Runge hatte, den mittelalterlichen
                              									Verfahren folgend, verschiedene Metalle fein zerfeilt, und die Feilspäne in
                              									bekannter Weise weiter zerrieben. Im großen glaubt er daher den Feilprozeß durch
                              									rotierende gehärtete Stahlzylinder ausführen zu können, welche mit einem
                              									feilenartigen Hieb versehen sind und gegen welche das zu zerfeilende Metall
                              									angedrückt wird. Runge ist sich jedoch selbst der zu
                              									erwartenden raschen Abnutzung der Feilzylinder bewußt.
                           
                        
                           Bronzeherstellung nach Brandeis
                              									1850.
                           Die erste völlig maschinelle Herstellung der Bronze war dem Fürther J.
                           BrandeisMorgenstern a. a. O., S. 127.
                              									vorbehalten. Es gelang ihm, mittels eines durch Dampfkraft getriebenen senkrechten
                              									Hammers das Metall so auszuschlagen, daß ein Kilogramm Metall etwa 138 Quadratmeter
                              									bedeckte. Dann wurde es in Eisendrahtsiebe von zehn Maschen auf den Quadratzoll
                              									gefüllt und, mit heißem Oel aus einem über dem Sieb angebrachten Gefäß betropft,
                              									mittels einer umlaufenden Kratzbürste zu kleinen Fetzchen zerrissen und diese durch
                              									das Sieb getrieben. Daran schloß sich ein weiteres Verfeinern in der ebenfalls durch
                              									Dampfkraft angetriebenen Reibmaschine. Auch diese hatte eine von der bisherigen ganz
                              									abweichende Gestalt. Nach DüllBayerisches Industrie- und Gewerbeblatt.
                                    											München 1894. S. 299. Auffälligerweise erwähnt eine zeitgenössische Notiz
                                    											von Dr. Bernstein in der „Gewerbezeitung,
                                       												Organ für die Interessen des bayerischen Gewerbestandes“ Fürth 1851
                                    											S. 8 dieselbe Reibmaschine und das an sie anschließende Abpressen des Oels
                                    											als englische Erfindung. bewegten sich senkrecht zu einer wie ein
                              									Mühlstein geformten Stahlfläche stählerne Nadeln, welche die vorzerkleinerte
                              									fettige Metallfolie je nach der Dauer des Reibens – 1 ½ bis 4 Stunden – zu einem
                              									gröberen oder feineren Bronzepulver zerrieben. Hatte die Bronze die Reibmaschine
                              									passiert, so wurde sie von dem etwa überschüssigen Oel durch starken Druck mittels
                              									kochenden Wassers befreit.
                           Benutzte Brandeis somit teilweise bekannte Methoden, so
                              									lag doch ein gewaltiger Fortschritt darin, daß es gelungen war, als unmittelbare
                              									Vorstufe der Bronze ein nicht zu der Dünne des Blattmetalls ausgeschlagenes, sondern
                              									gröberes Metall in großen Mengen maschinell zu schlagen und dieses trotz seiner
                              									größeren Stärke unmittelbar zu Bronze weiter zu verarbeiten. Das war weder Bendas noch Hofmanns Prinzip
                              									gewesen. Denn ersterer verarbeitete handgeschlagenes Metall, letzterer (trotz seiner
                              									Maschinenhämmer) Schawine.
                           Mit Brandeis trat denn auch tatsächlich ein enormer
                              									Aufschwung der Bronzefarbenherstellung ein. Er selbst erweiterte sein WerkKunst- und Gewerbeblatt. München
                                    										1867. so, daß es 1867 29 Hämmer, 50 Reib-, Schlag- und Hilfsmaschinen
                              									zählte, die von einer 30 pferdigen Dampfmaschine betrieben wurden und 260 Arbeiter
                              									beschäftigten. Das Werk stellte wöchentlich 150 kg Bronzefarben, 100 kg Brokate, 350
                              									kg gezaintes Metall und Lahngold, 150 kg Metallote und 1200 Buch Metallgold her.
                           Leider war es mir trotz eifriger Nachforschungen nicht möglich, Abbildungen der Brandeisschen Fabrikanlage oder Maschinen zu ermitteln.
                              									Hier versagt leider einmal das die Fortschritte auf dem Gebiet der Blattmetall- und
                              									Bronzefarbenherstellung gewissenhaft verzeichnende „Kunst- und Gewerbeblatt“.
                              									Und auf eine Anfrage bei dem Kgl. Bayerischen Ministerium des Aeußern, das für jene
                              									bayerischen Privilegien zuständig war, erfuhr ich, daß die Akten des Brandeisschen Privilegs eingestampft seien.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)