| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 233 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Kondensatpumpe für geringes Gefälle und große
                                 										Förderhöhe. Im Sommer 1902 wurde von der Kgl. Hüttendirektion in Gleiwitz
                              									eine Oberflächenkondensationsanlage für den Adolph-Schacht ausgeschrieben, und deren Ausführung und Vergebung an die
                              									Bedingung geknüpft, daß dem Projekt eine Schnittzeichnung der Kondensatpumpe beizugeben sei. Mit
                              									Rücksicht auf die gegebenen schwierigen Verhältnisse würde die Anlage nur dann
                              									ausgeführt werden, wenn der Oberingenieur des Hüttenwerkes auf Grund der
                              									Schnittzeichnung zur Ueberzeugung kommt, daß die Kondensatpumpe der ihr gestellten
                              									Aufgabe gerecht zu werden vermöge. Die Firma, welche den besten Vorschlag in dieser
                              									Hinsicht macht, würde dann den Auftrag erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 234
                              Kondensatpumpe für den
                                 										Adolphschacht in Gleiwitz. A = Zwischenventil. B = Druckventil. K = Kolben. S =
                                 										Saugkammer mit Schlitzen. I = Saugraum des Stiefels. II = Verbindungsrohr zum
                                 										Druckraum III des Stiefels.
                              
                           Trotz des Wettbewerbes von 13 großen Spezialfirmen Deutschlands blieb die erste
                              									Ausschreibung erfolglos, so daß sie wiederholt wurde. Keiner der Bewerber hatte eine
                              									Pumpe vorzuschlagen vermocht, welche verläßlich imstande gewesen wäre, aus dem in
                              									einem abgedämmten Stollen liegenden Bündelkondensator das Kondensat mit nur ¾ m
                              									Sauggefälle abzusaugen und 75 m hochzudrücken.
                           Als Projekt- und Offertingenieur der Maschinen- und
                                 										Armaturenfabrik A.-G. vorm. Klein, Schanzlin & Becker in Frankenthal
                              									hatte ich mich mit dieser Angelegenheit zu befassen und verfiel schließlich auf die
                              									in der Abbildung dargestellte Lösung.
                           Die stehend angeordnete Pumpe sieht zwar wie eine doppeltwirkende Pumpe aus, ist aber
                              									in Wirklichkeit einfachwirkend. Sie hat kein Saugventil, da ein solches bei nur ¾ m
                              									Sauggefälle nicht mehr verläßlich arbeiten würde, sondern Saugschlitze in einer
                              									umlaufenden Saugkammer S, durch die das Kondensat dem
                              									Saugraum des Zylinders zufließt. Der als Plunger geformte Kolben K ist mit der bekannten Una-Stopfbüchse gedichtet und außerdem in die Metallbüchsen des Pumpenstiefels
                              									genau eingepaßt. An den Saugschlitzen dichtet er nur durch genaues Passen.
                           Wenn nicht eine besondere Vorkehrung getroffen wäre, so würde trotzdem viel Kondensat
                              									wieder beim Druckhub durch die Saugschlitze in den Kondensator zurückfließen. Um den
                              									Saugraum der Pumpe sowohl beim Ansaugen als auch besonders beim Drücken sicher zu
                              									entlasten, ordnete ich über dem Kolben einen besonderen Druckraum III an, an dem erst der Druckventilkasten B sitzt. Diesem Druckraum wurde der gleiche Inhalt
                              									gegeben wie dem Saugraum, und zwischen beiden ein Verbindungsrohr II und ein Zwischenventil A eingeschaltet. (Diese beiden Teile wurden vom Konstruktionsbureau trotz
                              									meiner Einwendungen überreichlich groß gemacht.)
                           Die Pumpe arbeitet daher in folgender Weise: Wenn der Kolben hinaufgeht, so wird das
                              									Zwischenventil A geschlossen, so daß der Saugraum I vollständig entlastet ist und gleichzeitig das im
                              									Druckraum III von früheren Hüben her angesammelte
                              									Kondensat durch das Druckventil B gefördert.
                           Sobald der Kolben die Saugschlitze freigibt, fließt aus dem Kondensator durch die
                              									Saugkammer S das Kondensat in den jetzt vollständig
                              									entlasteten und evakuierten Saugraum I.
                           Geht der Kolben herab, so schließt sich das Druckventil B, die Räume II und III werden evakuiert, während gleichzeitig nach Abschluß der Saugschlitze
                              									der Raum I unter Druck kommt. Durch diese Doppelwirkung kann sich das Zwischenventil A leicht öffnen, und das Kondensat ohne besonderen
                              									Ueberdruck nach II und III
                              									gelangen, so daß nur wenig davon durch die Saugschlitze zurückgetrieben wird.
                           Die Pumpe kann daher trotz des geringen Sauggefälles leicht und verläßlich ansaugen
                              									und mit Sicherheit gegen 75 m Förderhöhe drücken.
                           Erwähnt sei noch, daß die Kgl. Hüttendirektion Gleiwitz die Anlage nach Empfang
                              									dieses Vorschlages umgehend der Maschinen- und Armaturenfabrik
                                 										vorm. Klein, Schanzlin & Becker in Auftrag gab, welche sie Ende 1902
                              									ablieferte und montierte.
                           Bruno Leinweber, Wien.
                           ––––––––––
                           Künstliche Steinkohle. Es hat nicht an Versuchen gefehlt,
                              									den Vorgang der Steinkohlenbildung im Laboratorium nachzuahmen, ohne daß man dies
                              									bisher völlig erreicht hätte. Die gewonnenen Produkte enthielten stets viel weniger
                              									Wasserstoff als die natürlichen Kohlen. Auf der diesjährigen Tagung des Vereins
                              									deutscher Chemiker in Freiburg i. B. konnte nun nach der Z. d. Zentr.-Verb. der
                              									Bergb.-Betr. Oesterreichs Profossor Bergius eine
                              									Mitteilung machen, die in der wissenschaftlichen Welt berechtigtes Aufsehen Wegen
                              									wird. Professor Bergius ist es, gemeinschaftlich mit
                              									seinem Mitarbeiter Dr. Specht, gelungen, den in der Natur
                              									vor sich gehenden Steinkohlenprozeß vollkommen nachzubilden. Bei diesem Problem
                              									handelt es sich darum, bei einem sehr hohen Druck, etwa 200 at, zu arbeiten,
                              									was experimentell mit nicht unerheblichen Schwierigkeiten verknüpft ist. Vor allem
                              									gelang es nicht immer, die Apparate genügend gasdicht abzuschließen. Hier konnte Bergius allerdings auf der von Professor Haber-Karlsruhe geschaffenen Grundlage für die
                              									synthetische Darstellung des Ammoniaks aus den Elementen aufbauen. Bergius benutzte für seinen Versuch druckfeste Bomben und
                              									wandte nur solche Rohrverbindungen und Verschlüsse an, bei denen Metall auf Metall
                              									abgedichtet war. In diesen Bomben wurde gewöhnlicher Torf mit etwa 85 v. H. Wasser
                              									erhitzt, und zwar steigend bis zu einer Temperatur von 350 °C. Die erhaltene Kohle
                              									glich der natürlichen Fettkohle in jeder Beziehung. Bei diesen Versuchen konnte auch
                              									der Verlauf der Verkohlungsreaktion bei verschiedenen Temperaturen festgestellt
                              									werden. Aus den gefundenen Daten läßt sich annähernd auf die Dauer des
                              									Verkohlungsprozesses bei tieferen Temperaturen schließen, man kann also Rückschlüsse
                              									auf das Alter der Steinkohle ziehen. So hat man für die Bildung der Steinkohle einen
                              									Zeitraum von ungefähr acht Millionen Jahren ermittelt. Interessant ist die Tatsache,
                              									daß auch von den Geologen ein Alter für die Steinkohle angenommen wird, das nicht
                              									wesentlich von dem genannten abweicht. Bei dem von Jahr zu Jahr wachsenden Verbrauch
                              									an Steinkohle ist wiederholt die Frage aufgeworfen, was später einmal geschehen
                              									soll, wenn die Kohlenvorräte erschöpft sind. Von diesem Gesichtspunkte aus darf man
                              									allerdings die angeführten Tatsachen nicht etwa als eine Lösung dieses Problems
                              									ansehen; trotzdem kommt ihnen theoretisch und wissenschaftlich eine hervorragende
                              									Bedeutung zu. [Zeitschr. d. Zentralverb, der Bergb.-Betriebsl. Oesterreich-Ungarns
                              									1913.]
                           Schorrig.
                           ––––––––––
                           Die technische und wirtschaftliche Entwicklung der
                                 										Leuchtgasindustrie. Im Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes in Berlin
                              									sprach Dr. Ing. A. Sander aus Karlsruhe vor kurzem über
                              									dieses Thema. Wir entnehmen dem Vortrage die folgenden Angaben. Deutschland besitzt
                              									heute fast 1400 Steinkohlengasanstalten. Die Entwicklung der Gasindustrie, die im
                              									Jahre 1912 auf ein hundertjähriges Bestehen zurückblicken konnte, war in keiner
                              									früheren Periode so lebhaft wie gerade in den letzten 25 Jahren. Die Gasanstalten
                              									der Großstädte sind heute wohlorganisierte Großbetriebe, die für die
                              									Finanzwirtschaft der Städte von höchster Bedeutung sind. In gleichem Maße wie die
                              									Gasabgabe ist auch der Kohlenverbrauch der Gaswerke in den letzten Jahren sehr stark
                              									gestiegen; die städtischen Gaswerke von Berlin verbrauchen z.B. rund 800000 t Kohlen
                              									im Jahre, zu deren Lagerung ausgedehnte Kohlenspeicher erforderlich sind. Die
                              									Entladung und der Transport der Kohlen erfolgt unter Ausschluß jeglicher Handarbeit
                              									durch Anwendung von Waggonkippern, Selbstgreifern, Aufzügen und Hängebahnen. Auch im
                              									Ofenhaus ist die anstrengende und ungesunde Handarbeit auf ein Mindestmaß begrenzt
                              									worden. Trotzdem leisten die neueren Ofentypen mehr; sie liefern ein besseres Gas,
                              									höherwertige Nebenprodukte und erfordern weniger Grundfläche. An Hand von
                              									Lichtbildern zeigte Vortragender die Konstruktion der Oefen mit geneigten und
                              									senkrechten Retorten, die Münchener und Koppersschen
                              									Kammeröfen. Eine besonders interessante Kammerofenanlage wurde in jüngster Zeit von
                              									der Stadt Wien errichtet; das Generatorgas zur Beheizung der Kammeröfen wird hier in
                              									einer Zentral-Generatorenanlage in Drehrostgeneratoren nach dem System Kerpeley erzeugt, wodurch sich mancherlei Vorteile
                              									ergeben. Nicht so grundlegende Veränderungen sind auf dem Gebiete der Gasreinigung
                              									zu verzeichnen, hier sind aber durch Einführung der nassen
                              									Schwefelwasserstoffreinigung nach Feld oder Burkheiser in den nächsten Jahren wichtige Aenderungen zu
                              									erwarten; der Fortfall der ausgedehnten Trockenreinigung würde für viele
                              									Gasanstalten einen großen Raumgewinn bedeuten. Die Gasbehälter haben ebenfalls in
                              									letzter Zeit an Größe stark zugenommen; Behälter von 100000 cbm Inhalt sind keine
                              									Seltenheit mehr. In Wien wurde ein Gasbehälter von 250000 cbm Inhalt erbaut. Viele
                              									Gaswerke haben Wassergasanlagen errichtet und setzen dem Steinkohlengas 10 bis 20 v.
                              									H. Wassergas zu. Von sehr großer Bedeutung für den Gaswerksbetrieb sind die
                              									Nebenprodukte, namentlich der Koks, das Ammoniakwasser und der Teer. 100 kg Kohle
                              									liefern etwa 16 bis 18 kg Gas (=29 bis 33 cbm), 64 bis 70 kg Koks, 4 bis 6 kg Teer
                              									und 6 bis 10 kg Ammoniakwasser. In diesen Stoffen findet sich das Gewicht und ebenso
                              									der Heizwert der ursprünglichen Kohle fast unvermindert wieder. Es handeft sich bei
                              									der Gaserzeugung demnach um einen höchst wichtigen Veredelungsprozeß. Die
                              									Verarbeitung und Verwertung der Nebenprodukte wurde näher besprochen, sodann ging
                              									Vortragender auf die Verbesserungen bei der Gasbeleuchtung, auf die selbsttätige
                              									Zündung und Löschung der Gaslaternen, sowie auf die Gasfernleitung ein. Es werden
                              									zurzeit in Deutschland bereits 300 Orte von Gruppengaswerken aus oder auf andere
                              									Weise durch Fernleitung unter erhöhtem Druck mit Gas versorgt. In engstem
                              									Zusammenhang damit steht die Versorgung der Städte rheinisch-westfälischen
                              									Industriegebietes mit Koksofengas, die in letzter Zeit große Fortschritte gemacht
                              									hat. Durch eine 120 km lange Fernleitung, die im November 1912 in Betrieb genommen
                              									wurde, werden die Städte Remscheid und Solingen sowie zahlreiche andere Orte von den
                              									in der Nähe Essens gelegenen Kokereien aus mit Koksofengas versorgt. Die Produktion
                              									der deutschen Gaswerke beträgt etwa 2,5 Milliarden cbm Gas, zu deren Herstellung
                              									etwa 7,5 Mill. t Kohlen verbraucht werden; die dabei entstehenden Nebenprodukte
                              									haben einen Wert von rd. 80 Mill. Mark. Der außerordentliche Aufschwung der
                              									Gasindustrie im Zeitalter der Elektrizität beweist deutlich, daß beide Energiearten
                              									sehr wohl nebeneinander bestehen können, und daß an eine Verdrängung des Gases durch
                              									die Elektrizität vorläufig nicht zu denken ist.
                           A. Sander.
                           ––––––––––
                           Rundblickfernrohr (Panoramafernrohr). Mit diesem Namen
                              									werden Fernrohre bezeichnet, mit Hilfe deren der Beobachter durch Drehen des Eintrittsreflektors
                              									um seine senkrechte Achse im ganzen Kreis herum alle Punkte der Landschaft, die um
                              									ihn herum liegen, nacheinander beobachten kann. Das Fernrohr muß natürlich seine
                              									Hauptausdehnung in der senkrechten Richtung haben und mindestens so hoch sein, daß
                              									der Beobachter über seine Kopfbedeckung hinwegsehen kann. Wenn man nun vor und
                              									hinter ein senkrecht gestelltes Fernrohr je einen unter 45° geneigten Spiegel
                              									einschaltet, so könnte es scheinen, daß ein derartiges Fernrohr dem gewünschten
                              									Zweck entspricht. Durch Drehen des oberen Spiegels (des Objektivreflektors) um die
                              									Fernrohrachse kann man erreichen, daß nacheinander alle Punkte der Landschaft im
                              									Gesichtsfeld abgebildet werden. Es würde aber bei dieser einfachen Einrichtung der
                              									Uebelstand eintreten, daß das Landschaftsbild sich beim Drehen des
                              									Eintrittsreflektors um die Mitte des Gesichtsfeldes dreht. Ist die Einrichtung so
                              									getroffen, daß das Bild richtig steht, wenn der Eintrittsreflektor nach vorn
                              									gerichtet ist, so steht das Bild auf dem Kopf, wenn der Eintrittsreflektor nach
                              									hinten gerichtet ist; ist er nach der linken oder rechten Seite gerichtet, so liegt
                              									das Bild um 90° nach der einen oder anderen Seite geneigt.
                           Dieser Fehler ist natürlich für eine gute Beobachtung sehr störend und muß beseitigt
                              									werden. Es geschieht das in der Weise, daß zwischen Eintrittsreflektor und Objektiv
                              									des Panoramafernrohres ein Prisma eingeschaltet wird, welches die Eigenschaft hat,
                              									daß durch seine Drehung das Bild ebenfalls gedreht wird, und zwar doppelt so schnell
                              									wie das Prisma sich dreht. Dieses wird mit dem Eintrittsreflektor durch
                              									Zahnradübertragung so verbunden, daß es durch seine Drehung den Einfluß der Drehung
                              									des Eintrittsreflektors gerade aufhebt; es dreht sich also halb so schnell wie
                              									dieses und in entgegengesetztem Sinne.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 236
                              
                           In der nebenstehenden Abbildung ist dieses Aufrichteprisma mit A bezeichnet, der Eintrittsreflektor mit P, das Objektiv mit O und
                              									das Okular mit o. Das Prisma p trägt eine sogenannte Dachkante, damit die Anzahl ven Reflexionen
                              									erreicht wird, die für eine richtige Stellung des Bildes nötig ist.
                           Derartige Panoramafernrohre finden in den Armeen der verschiedenen Staaten eine sehr
                              									ausgedehnte Anwendung. Sie werden gebraucht als Zielfernrohre beim indirekten
                              									Richten für Geschütze mit Schutzschild. In diesem Fall ist die senkrechte Höhe der
                              									Fernrohre so bemessen, daß der Zielende über seine Kopfbedeckung und über die Räder
                              									des Geschützes hinwegsehen kann.
                           Als Beobachtungsfernrohre werden die Rundblickfernrohre für gepanzerte Unterstände,
                              									Kommandotürme und dergl. benutzt. Die Panzerung braucht dann keine Sehschlitze oder
                              									sonstige Oeffnungen zum Hinausblicken zu bekommen, sondern es wird nur in die Decke
                              									des Panzers ein einziges Loch gemacht, durch welches das Panoramafernrohr
                              									hindurchgeführt wird. Die senkrechte Länge des Instrumentes richtet sich nach
                              									der Dicke der Turmdecke und der Höhe der Kopfbedeckung des Beobachters.
                           Für die Unterseeboote ist ein Sehrohr natürlich ganz unentbehrlich. Im allgemeinen
                              									sind diese Instrumente so eingerichtet, daß sie in der Stopfbuchse, durch die sie in
                              									das Boot hineingeführt sind, gedreht werden, wenn der Beobachter eine andere
                              									Blickrichtung zu erhalten wünscht. In diesem Fall muß er um das Fernrohr herumgehen,
                              									um immer in das Okular hineinsehen zu können. Das ist umständlich und erfordert den
                              									genügenden Platz, der im Unterseeboot sehr knapp bemessen ist. Diesem Uebelstand
                              									wird dadurch abgeholfen, daß man die Sehrohre als Rundblickfernrohre einrichtet. Die
                              									Länge dieser Instrumente richtet sich nach der Tauchtiefe der Boote.
                           Die Einrichtung dieser Rundblickfernrohre ist ganz allgemein der Firma Goerz allein patentiert.
                           Dr. v. Hofe.
                           ––––––––––
                           Wärmeübertragung. Es wird auf keinem Gebiet so viel nach
                              									dem Handgelenk gearbeitet wie bei der Konstruktion und Herstellung von Apparaten,
                              									die der Wärmeübertragung dienen.
                           Der Grund liegt wohl darin, daß es meistens an der notwendigen Kenntnis der
                              									Wärmeleitungsfähigkeiten wie der spezifischen Wärmen, der wärmeaustauschenden Medien
                              									(Flüssigkeiten, Luft und Gase) und der die Heiz- oder Kühlfläche darstellenden
                              									Materialien mangelt.
                           Die Heiz- oder Kühlfläche eines Erwärmers oder Kühlers hängt bekanntlich von der
                              									Wärmemenge, die in der Zeiteinheit übertragen werden soll, von den mittleren
                              									Temperaturdifferenzen der wärmeaustauschenden Medien und von dem
                              									Wärme-Transmissionskoeffizienten ab; und dieser ist wieder abhängig von dem
                              									Wärmeleitungsvermögen der wärmeaustauschenden Medien und den dazwischen geschalteten
                              									Materialien der Heiz- oder Kühlfläche. Im weiteren ist er davon abhängig, ob durch
                              									eine geeignete Konstruktion eine mehr oder weniger schnelle Auswechslung der an der
                              									Heiz- oder Kühlfläche erwärmten oder gekühlten Atome der Medien gegen solche, die
                              									noch nicht diese Fläche berührten und dementsprechend noch keine
                              									Temperaturveränderungen erlitten, vorgesehen ist. Die möglichst schnelle
                              									Auswechslung der an der Heiz- oder Kühlfläche gelagerten Atome hat einen
                              									wesentlichen Einfluß auf die Höhe des Wärme-Transmissionskoeffizienten, der dadurch
                              									auf einen vier bis fünffachen Wert gesteigert werden kann.
                           Der Vorwärmer oder Kühler, nach diesen Erfahrungen und Tatsachen gebaut, kann um das
                              									vielfache kleiner und billiger werden, obwohl die vorgeschriebene Leistung der
                              									Wärmeübertragung präzise eingehalten wird.
                           Man hat nun durch besondere Konstruktionen den vorgenannten Eigenarten der
                              									Wärmeübertragung gerecht zu werden versucht. So baute man in die Rohre der Apparate
                              									Blechspiralen ein, um den Medien beim Durchfließen der Rohre eine rotierende
                              									Bewegung zu geben. Im weiteren baute man die Apparate mit Heiz- oder Kühlrohren
                              									engster Querschnitte usw. Alle diese Mittel haben sich jedoch nicht bewährt, zumal
                              									überall da nicht, wo mit Schmutz oder Kesselstein absetzenden Flüssigkeiten zu rechnen ist.
                           Die Westfälische Maschinenbau-Industrie Gustav Moll & Co.
                                 										Akt. -Ges. in Neubeckum hat nun neuerdings, um ihre Erfahrungen auf dem
                              									Gebiete der Wärmeübertragung besser ausnutzen zu können, eine besondere Abteilung
                              									hierfür ihrem Werk angegliedert. Sie bringt außer normalen, nach eigenen
                              									Konstruktionen ausgeführten Vorwärmern und Kühlern mit festen und mit
                              									freiausdehnbaren Rohrbündeln, vornehmlich Apparate auf den Markt, die den jeweiligen
                              									Anforderungen in Konstruktion und Art des verwendeten Materials besonders angepaßt
                              									sind.
                           ––––––––––
                           Das Schalten großer Gleichstrommotoren ohne
                                 										Vorschaltwiderstände.Carl Trettin, Berlin. Es ist allgemein bekannt, daß zum
                              									Anlassen von Gleichstrommotoren Vorschaltwiderstände (Anlasser) benutzt werden.
                              									Mittels dieser Widerstände wird erreicht, daß zu keiner Zeit während des Anlassens
                              									der Strom über einen dem Motor angemessenen Wert steigt, um sowohl den Motor selbst
                              									gegen übermäßige Erwärmung und mechanische Zerstörung, als auch das stromliefernde
                              									Netz gegen unzulässige Spannungsabfälle zu schützen. Ausnahmen hiervon sind nur die
                              									Kleinmotoren bis zu einer gewissen Größe, bei welchen man wegen der geringen
                              									Energiemengen auf den Vorschaltwiderstand verzichtet, und die Leonardbetriebe, bei welchen das Anlassen durch veränderliche Spannung der
                              									Anlaßmaschine erfolgt. Bei Benutzung von Anlaßwiderständen läßt man, je nach
                              									Betriebsart, als Anlaufstrom im Höchstfalle etwa den 2,5-fachen normalen zu. Da nun
                              									bei großen Maschinen der Spannungsabfall im Ankerkreis zwischen 5 und 10 v. H.
                              									beträgt, so würde der vom Motor aufgenommene Strom bei Weglassung aller
                              									Vorschaltwiderstände etwa den 20-bis 10-fachen normalen Wert erreichen, wenn der
                              									Anker festgehalten würde. Nun besitzt aber jeder Anker eine gewisse Selbstinduktion
                              									und diese bewirkt, daß der Strom eine bestimmte Zeit braucht, um seinen durch
                              									Klemmenspannung und Ankerwiderstand gegebenen Höchstwert anzunehmen. Mit dem Strom
                              									steigt auch das von der Ankerwicklung ausgeübte Drehmoment, so daß der Motor
                              									anläuft; hierdurch wird aber im Anker eine elektromotorische Kraft erzeugt, welche
                              									dem Strom entgegengerichtet ist und deswegen auch gegenelektromotorische Kraft
                              									heißt, und diese elektromotorische Kraft verringert den Anstieg des Stromes. Infolge
                              									dieser Umstände wird also der Motorstrom den durch Klemmenspannung und
                              									Ankerwiderstand gegebenen Wert gar nicht erreichen, sondern von Null auf einen
                              									gewissen, durch die Selbstinduktion des Kreises, das Trägheitsmoment der umlaufenden
                              									Massen und andere Umstände bedingten Höchstwert ansteigen und dann wieder abfallen.
                              									Wählt man nun die Verhältnisse für den Motor derart, daß dieser Höchstwert des
                              									Stromes unterhalb einer für den Motor gefährlichen Grenze liegt, wobei natürlich
                              									auch die außerordentlich kurze Zeitdauer dieses Stromstoßes zu berücksichtigen ist,
                              									so kann man unter Umständen den Anlasser entbehren. Ist dies aber möglich, so
                              									bedeutet es zunächst eine einmalige Ersparnis der Anschaffungskosten für den
                              									Anlasser, ferner aber auch eine dauernde Ersparnis, da in den Widerständen eine ganz
                              									beträchtliche Energie vergeudet wird, was besonders bei häufigem Anlassen wohl
                              									mitsprechen dürfte.
                           In seiner Arbeit untersucht nun Trettin das Verhalten
                              									eines Motors, der an ein Netz mit konstanter Spannung angeschlossen wird und weist
                              									analytisch und experimentell nach, daß die allgemeine Furcht vor der
                              										„Kurzschlußgefahr“ ganz unberechtigt und das Einschalten der Motoren ohne
                              									Vorschaltwiderstand praktisch sehr wohl durchführbar ist. Das Netz gibt zu jedem
                              									Zeitpunkt eine ganz bestimmte Energiemenge ab und diese setzt sich im Motor erstens
                              									in magnetisch-potentielle Energie, zweitens in Wärme und drittens in die Nutzarbeit
                              									um. Diese letztere wird dann teils dazu verbraucht, die Last anzutreiben, also zur
                              									Erzeugung der eigentlichen Nutzarbeit, teils die umlaufenden Massen zu
                              									beschleunigen, also in ihnen kinetische Energie aufzuspeichern. Auf diese Weise
                              									werden die beiden Differentialgleichungen erhalten
                           E=L\,\frac{d\,i}{d\,t}+W\,i+e,
                              										e\,i=M\,\omega+T\,\omega\,\frac{d\,\omega}{d\,t},
                           worin bedeutet
                           E = die Klemmenspannung,
                           L = die Selbstinduktivität des
                              									Kreises,
                           W= den Widerstand des
                              									Kreises,
                           i = den Strom des Ankers,
                           e = die elektromotorische Kraft
                              									des Ankers,
                           ω = die Winkelgeschwindigkeit des
                              									Ankers,
                           M= das Lastdrehmoment,
                           T = das Trägheitsmoment der
                              									umlaufenden Massen,
                           t = die Zeit.
                           Die Lösung dieser Gleichungen ergibt dann den vom Motor aufgenommenen Strom und die
                              									Ankergeschwindigkeit als Funktion der Zeit. Vor allem werden drei Sonderfälle
                              									untersucht. Das von einem Motor zu überwindende Lastdrehmoment kann nämlich in
                              									verschiedener Weise von der Geschwindigkeit abhängen. Trettin nimmt lineare Abhängigkeit an, um das Problem nicht an
                              									mathematischen Schwierigkeiten scheitern zu lassen und untersucht folgende Fälle
                              									genauer.
                           1. Das Lastdrehmoment ist proportional der Geschwindigkeit; in angenäherter Weise ist
                              									dies der Fall beim Antrieb von Kreiselrädern, also Ventilatoren, Zentrifugalpumpen
                              									und Schiffspropellern.
                           2. Das Drehmoment ist konstant; diesen Fall kann man bei den meisten Betrieben
                              									voraussetzen, z.B. Bahn- und Hebezeugbetrieben, Förder- und Walzanlagen.
                           3. Das Drehmoment ist Null, der Motor läuft also leer.
                           Die Anregung zu den im folgenden kurz besprochenen Versuchen bot sich beim Studium
                              									elektrischer Schiffsantriebe, bei welchen ganz besonders sich zahlreiche Vorteile
                              									durch das Weglassen der Anlaßwiderstände ergaben. Es sind hier immer zwei
                              									Antriebsmotoren vorhanden, die ohne Anlasser oder ähnliche Hilfsvorrichtungen zuerst
                              									in Reihe und dann
                              									parallel direkt an die Stromquelle gelegt werden. Bei zwei Motoren ergibt sich dann
                              									ein Stromstoß, der der halben Netzspannung entspricht, bei größerer Zahl ein noch
                              									geringerer. Durch die Gruppenschaltung wird hierbei gleichzeitig eine gewisse
                              									Geschwindigkeitsregulierung erreicht, die noch dadurch feiner gemacht werden kann,
                              									daß man den Schalter periodisch schließt und öffnet. Wegen der großen Masse des
                              									Schiffes kann dieses den entstehenden Geschwindigkeitsschwankungen nicht folgen,
                              									sondern nimmt allmählich eine mittlere Geschwindigkeit an.
                           Die analytisch gefundenen Resultate werden dann in der vorliegenden Arbeit durch
                              									Versuche mit einer für die Praxis vollauf genügenden Genauigkeit bestätigt gefunden.
                              									Der zu untersuchende Motor, der für 240 Volt gewickelt war, wurde zunächst mit einem
                              									Anker gleicher Größe gekuppelt. In zwei Stufen wurde der Motor angelassen und zwar
                              									zuerst an 110 Volt, dann sofort an 240 Volt gelegt. Der Höchstwert des Stromes war
                              									auf der ersten Stufe etwa 3200 Amp. (berechnet wurden 3380 Amp.), auf der zweiten
                              									Stufe etwa 2860 Amp. (in fast vollständiger Uebereinstimmung mit der Rechnung),
                              									während der normale Belastungsstrom 1120 Amp. betrug.
                           Hierauf wurde derselbe Motor mit einer fremderregten Nebenschlußmaschine gekuppelt
                              									und diese arbeitete auf einen Widerstand, so daß der Sonderfall 1 nachgeahmt war.
                              									Der Widerstand war so eingestellt, daß der Motor bei normaler Drehzahl mit seiner
                              									normalen Stromstärke belastet war. Berechnet wurde für die zweite Schaltstufe (110
                              									auf 240 Volt) ein Höchstwert von 3340 Amp., gemessen wurden 3000 Amp. Die
                              									Strommessungen erfolgten durch den Oszillographen, da gewöhnliche Zeigerinstrumente
                              									für die in Betracht kommenden sehr kurzen Zeiten zu träge waren; der Höchstwert
                              									wurde nach 0,047 bis 0,116 Sek. erreicht. Von Bürstenfeuer war bei diesen Versuchen
                              									nichts zu bemerken.
                           Ferner werden Bremsversuche mit einem 14 pferdigen Aufzugmotor für 220 Volt und 1200
                              									Umdr. i. d. Min. beschrieben. Der Motor wurde bei Vollauf plötzlich kurz geschlossen
                              									und kam mit ein bis zwei Umläufen zum Stillstand. Bürstenfeuer wurde erst bei dem
                              									achtfachen Normalstrom deutlich sichtbar und bei etwa 13 bis 15-fachem Normalstrom
                              									für regelmäßigen Dauerbetrieb unzulässig hoch.
                           Im letzten Teile wird zunächst das Verhalten des Compoundmotors bei solchem
                              										„Grobschalten“ untersucht. Eine Durchrechnung des oben besprochenen
                              									Motors ergab eine Verringerung des Strommaximums von 3065 Amp. für den
                              									Nebenschlußmotor auf 1830 Amp. beim Com-poundmotor, also auf 60 v. H. Schließlich
                              									wird noch der Fall untersucht, daß bei Betrieben mit Leonard-Schaltung die Feldwicklung der Anlaßmaschine sofort an die volle
                              									Spannung gelegt bzw. von ihr abgetrennt wird. Nachdem die analytische Rechnung
                              									durchgeführt ist, wird als Zahlenbeispiel eine Kehrwalzenstraße gewählt und gezeigt,
                              									daß der Höchstwert des Stromes etwa 2880 Amp. beträgt, somit nicht wesentlich über
                              									den effektiven Dauerstrom (2400 Amp.) hinausgeht und noch nicht die Hälfte des
                              									betriebsmäßigen Arbeitsstroms (6500 Amp.) erreicht. Versuche sind für die beiden
                              									letzten Anwendungsarten der Grobschaltung nicht mitgeteilt. [E. T. Z. 1912, Heft 30
                              									bis 32.]
                           E. Jasse.
                           ––––––––––
                           Die neue Dampfturbine von Franco Tosi in Legnano. Die
                              									Turbine arbeitet im Hochdruckteil mit einem einzigen Curtis-Rad mit zwei Geschwindigkeitsstufen, im Niederdruckteil als
                              									gewöhnliche Ueberdruckturbine. Besonderes Interesse beansprucht der Rotor. Dieser
                              									besteht aus Schmiedestahl und ist aus verschiedenen Stücken zusammengesetzt, bei
                              									denen jedoch wegen der hohen Temperaturen Verbindungen durch Warmaufziehen vermieden
                              									sind. Es ist deshalb auch das Hochdruckrad mit der Niederdrucktrommel aus einem
                              									Stück hergestellt. Die beiden Wellenstümpfe sind mittels Flanschen mit der Trommel
                              									verschraubt und zwar so, daß auch bei ungleicher Erwärmung keine Lockerung entsteht.
                              									Auf der Hochdruckseite trägt die Trommel einen Labyrinthkolben (mit der Trommel aus
                              									einem Stück), welcher zur Entlastung des Achsdruckes dient. Außerdem ist noch ein
                              									Kammlager mit Oeldruckausgleichung vorgesehen. Zur Wellenabdichtung sind Laufbüchsen
                              									über die Welle geschoben, deren Rillen in entsprechenden Ausdrehungen des Gehäuses
                              									laufen.
                           Interessant ist auch die Reguliervorrichtung der Turbine. Es sind zur Beaufschlagung
                              									des Hochdruckrades vier voneinander unabhängige Ventile angeordnet, die den Dampf zu
                              									ihren Düsen treten lassen. Eines dieser Ventile wird bloß bei Ueberlastung der
                              									Maschine geöffnet. Die Ventile tragen auf ihrer Spindel einen federbelasteten
                              									Kolben, unter den durch einen vom Regulator verstellbaren Schieber Drucköl geleitet
                              									wird. Die Federn des Steuerkolbens sind so bemessen, daß sich die einzelnen Ventile
                              									nacheinander öffnen. Dadurch, daß die Büchse des Schiebergehäuses mit den Schlitzen
                              									für den Oeldurchtritt aus einem Stück mit einem Kolben besteht, auf welchem
                              									ebenfalls das Drucköl wirkt, findet ein Ausgleich ähnlich der Rückführung der
                              									üblichen Regulieranordnungen statt. Ein Sicherheitsregulator unterbricht beim
                              									Ueberschreiten der Umdrehungszahl um 15 v. H. den Zutritt von Drucköl zur
                              									Regulierung, wodurch alle Düsenventile geschlossen werden.
                           Als Kondensator ist ein solcher mit Gegenstrom angeordnet, der fest mit dem Gehäuse
                              									verschraubt, aber nachgiebig unterstützt ist. Zum Absaugen der Luft dient eine
                              									Verbindung von Dampf- und Wasserejektor Bauart Josse. Ein
                              									Dampfstrahl saugt die Luft aus dem Kondensator ab, verdichtet sie und wird in einem
                              									Hilfskondensator niedergeschlagen. Aus dem Hilfskondensator wird die Luft durch
                              									einen Ejektor herausgeschafft, der von dem Kühlwasser des Hauptkondensators
                              									betrieben wird, während das Kondensat des Hilfskondensators durch eine besondere
                              									Kreiselpumpe entfernt wird. Die Benutzung des Wasserejektors allein würde schon eine
                              									genügende Luftleere geben, die aber durch den Dampfejektor noch erheblich gesteigert
                              									wird.
                           Auch die Schiffsturbinen von 7500 PS, welche zum Antrieb von sechs
                              									italienischen Torpedobootzerstörern bestimmt sind und zurzeit auf der Werft von C.
                              									& T. Pattison in Neapel gebaut werden, beanspruchen
                              									einiges Interesse. Sie bestehen aus sechs Gleichdruckrädern, beim ersten Rad mit
                              									vier, in den folgenden mit drei Geschwindigkeitsstufen und aus einer
                              									Ueberdrucktrommel mit 14 Schaufelreihen. Für die Rückwärtsfahrt sind auf einer
                              									Trommel angeordnet zwölf Ueberdruckschaufelreihen und ein Gleichdruckrad mit vier
                              									Geschwindigkeitsstufen vorgesehen. Die Rückwärtsturbine läuft bei Vorwärtsfahrt leer
                              									im Vakuum mit. Das Gehäuse ist wagerecht und vor der
                              									Trommelhälfte auch senkrecht geteilt. Die Teilfugen sind nur metallisch abgedichtet,
                              									das hintere Gehäuseende ist nur querbeweglich, zur Aufnahme des Wellenschubes in
                              									dessen Richtung aber unbeweglich, während der vordere Teil den Wärmedehnungen längs
                              									und quer zur Achse nachgeben kann. Der rotierende Teil
                              									besteht aus einer Trommel in Verbindung mit einer hohlen Welle. Das vordere Ende der
                              									Trommel ist gegen die Welle durch eine durchbrochene Scheibe abgestützt, wodurch der
                              									Trommel eine Beweglichkeit bei Wärmedehnungen gegeben wird. Auf den Naben der
                              									Einzelräder sind besondere Hülsen aufgeschraubt, welche die Laufflächen für die
                              									Labyrinthdichtung zwischen zwei Stufen bilden und bei Abnutzung leicht ausgewechselt
                              									werden können. Die festen Leiträder sind mehrteilig, mit gußeisernem Kranz, in
                              									welchem die Nickelstahlschaufeln eingegossen sind. Im Ueberdruckteil haben die
                              									Leitschaufeln eine Labyrinthdichtung, die mit messerscharfen Messingringen auf dem
                              									Trommelumfang schleifen. 15 Düsen sind für das erste
                              									Laufrad eingebaut. Davon dienen 11 zur Erzielung der Höchstleistung bei voller
                              									Fahrt. 4 Düsen mit geringerer Erweiterung sind für die Marschfahrt bestimmt mit
                              									Rücksicht auf die hier vorhandenen anderen Druckverhältnisse. Auch einzelne Düsen
                              									der zweiten Druckstufe können abgeschaltet werden. Die Schaufeln sind mit eingedrehten Rillen an ihrem Fuß in den Kranz
                              									eingesetzt und werden durch Distanzstücke, die in gleicher Weise eingesetzt sind, in
                              									richtigem Abstand gehalten. Außen sind die Schaufeln durch flache oder U-förmige
                              									Ringe versteift. Zur Abdichtung der Welle nach außen sind
                              									Kohledichtungen verwendet, bestehend aus einzelnen Ringstücken, die durch eine
                              									Schlauchfeder gegen die Welle gedrückt werden. Als Lager sind Gußeisenlager mit
                              									Weißmetallausguß verwendet, die mit Wasser- und Oelkühlung arbeiten. Der
                              									Schmieröldruck beträgt 2 kg/cm. Durch diesen wird auch der Wellenschub (im Maximum
                              									etwa 4000 kg) teilweise im Gleichgewicht gehalten und das Kammlager geschont.
                              									[Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen 1912, Heft 36 und 1913, Heft 1.]
                           Meuth.
                           ––––––––––
                           Ueber Wasserturbinen mit Heber berichtet H. Keller in „Die Turbine“ 1912 Heft V. Bei
                              									Wasserturbinenanlagen bevorzugt man auch bei niedrigem Gefälle mit Rücksicht auf
                              									eine günstige Gesamtanordnung eine wagerechte Lage der Achse. Bei direkter Kupplung
                              									der Turbine mit der Dynamomaschine besteht dann jedoch die Gefahr, daß der
                              									Maschinenraum bei Hochwasser oder auch schon bei Rückstau überflutet wird. Es war
                              									also die Aufgabe zu lösen, die Turbine möglichst nahe dem Oberwasserspiegel
                              									einzubauen und außerdem einen genügend hohen Wasserstand über dem Leitapparat zu
                              									haben, durch den ein störungsfreier Eintritt des Wassers in die Turbine
                              									gewährleistet wird. Das wird dadurch erreicht, daß die Decke der Turbinenkammer am
                              									Wassereintritt hinter dem Rechen bis unter den tiefsten Oberwasserspiegel
                              									heruntergezogen, über der Turbine jedoch höher als dieser gelegt wird. Der über der
                              									Turbine sich bildende Luftraum wird durch besondere Vorrichtungen entlüftet, so daß
                              									das Wasser infolge Heberwirkung die ganze Turbinenkammer ausfüllt. Mehrere Anlagen
                              									dieser Art sind z.B. von der Firma Escher Wyss & Cie. in Zürich und Ravensburg ausgeführt, welche nach
                              									ihrem Patent die in der Turbinenkammer sich ansammelnde Luft durch die Wirkung des
                              									Saugrohres entfernt. Dieses geschieht z.B. in der Weise, daß vom Saugrohr aus ein
                              									verhältnismäßig enges Rohr zum höchsten Punkt der Turbinenkammer geführt wird,
                              									welches dort durch einen Schwimmer verschlossen werden kann. Infolge des
                              									Unterdruckes im Saugrohr wird die Luft aus der Turbinenkammer abgesaugt, bis der
                              									Schwimmer infolge Ansteigens des Wasserspiegels sich hebt und das Luftabführungsrohr
                              									oben abschließt. Durch Einbau eines vom Betriebswasser der Turbine gespeisten
                              									Ejektors in das Luftabführungsrohr kann die Wirkung des Saugrohrunterdrucks noch
                              									unterstützt werden. Anlagen dieser Art können ohne besondere Vorkehrungen aus dem
                              									Stillstand in Betrieb gesetzt werden, sofern das Oberwasser nur etwa mindestens bis
                              									Mitte Wellenhöhe steht.
                           Eine derartige Anlage mit drei vierfachen Turbinen von je 650 PS bei 4,7 m Gefälle
                              									besitzen die Ampèrewerke Elektr. A.-G. München. Außer
                              									dieser Anlage befindet sich noch eine Reihe mit der gleichen Einrichtung mit bestem
                              									Erfolge in Betrieb.
                           Dipl.-Ing. C. Ritter.