| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 265 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Versuche mit Selbstgreifern. Dr.-Ing. Pfahl berichtet
                              									in den Nr. 50, 51 und 52 der Z. d. V. d. I. 1912 über eine Reihe von Versuchen mit
                              									Selbstgreifern. Die Versuche hatten den Zweck, Klarheit über die Kräfteverteilung
                              									bei dem Vorgang des Selbstgreifens zu schaffen. Sie wurden auf dem Kohlenlagerplatz
                              									der Charlottenburger Gasanstalt II ausgeführt. Der Platz wird von einer
                              									Verladebrücke mit Führerlaufkatze überspannt. Als Versuchsgreifer dienten vier
                              									Einseilgreifer, Patent Hone, älterer und neuerer Bauart
                              									der Firma J. Pohlig in Köln-Zollstock.
                           Die Rauminhalte der Greifer waren 2,25, 1,75, 1,5 und 1 cbm, ihre bezüglichen
                              									Eigengewichte bezogen auf 1 cbm Rauminhalt 1130, 1540, 1490 und 2460 kg. Das
                              									Eigengewicht jedes Greifers konnte ferner um 200 und 400 kg durch Belastungsgewichte
                              									vermehrt und um ebenso viel durch Gegengewichte vermindert werden, so daß für
                              									jeden Greifer fünf Eigengewichtsstufen vorhanden waren. Von dem Fördermaterial, der
                              									Kohle, wurden vier Haufen von verschiedener Stückgröße gebildet, fein, mittel, grob
                              									und stückig; das stückige Material hatte eine Korngröße von 10 bis 20 cm.
                           Als Meßapparate dienten Funkenschriftinstrumente. Es wurden gemessen die Zeit, die
                              									Hubmotorleistung, der Weg des Hubseiles und das Einsinken des Greifers in den
                              									Haufen; die Füllung des Greifers wurde durch eine Kranwage festgestellt. Die
                              									Versuchsergebnisse waren nun folgende. Die gegriffene Kohlenmenge ist bei demselben Greifer nicht seinem Eigengewichtverhältnis
                              									gleich; die Unregelmäßigkeit ist am größten bei stückigem Material. Vergleicht man
                              									das Verhalten der vier Greifer bei demselben Material
                              									miteinander, so sind die Verschiedenheiten der einzelnen Füllungen um so geringer,
                              									je schwerer das Eigengewicht bezogen auf 1 cbm Inhalt ist. Aus Hubzeit und Hubweg während der
                              									Greifperiode wurde die Seilgeschwindigkeit aus dieser und der gemessenen
                              									Motorleistung durch Rechnung unter Berücksichtigung der Massenkräfte die
                              									Seilzugkurve bestimmt. Diese nahm einen gleichmäßigen Verlauf; die Zugkraft im
                              									Hubseil nahm erst langsam, dann schneller zu, um am Ende der Greifzeit in die
                              									statische Belastung des Seiles, halbes Eigengewicht des Greifers und halbe Nutzlast,
                              									überzugehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 266
                              
                           In der Abbildung ist die Kräfteverteilung bei irgend einer Stellung der Schaufeln
                              									während der Schließzeit dargestellt. Es ist S der Zug
                              									im losen auf die Trommel auflaufenden Seil, n die
                              									Uebersetzung, η der Wirkungsgrad des Flaschenzuges, G1 Gewicht des
                              									Querhauptes, G2 der
                              									Schaufel, Q der bereits gegriffenen Kohle, G3 des Gestelles, (n – 1) S die Reaktion des
                              									Flaschenzuges und P die Schließkraft in der jeweiligen
                              									Schaufelstellung.
                           Setzt man nun die algebraische Summe der Momente in bezug auf Punkt A und der Vertikalkomponente gleich Null, so erhält man
                              									folgende Gleichungen
                           F=\frac{G+Q}{1+\frac{a}{b}\,n\,\eta\,\mbox{sin}\,\alpha}+\frac{G_1\,\frac{a}{b}+(G_2+Q)\,\frac{c}{b}}{\frac{1}{\mbox{sin}\,\alpha}+\frac{a}{b}\,n\,\eta}.
                              									. . . . . . . . (1)
                           F + V = G + Q . . . . . (2)
                           worin V = P sin α.
                           Den Winkel α kann man aus den Wegen der Schaufelspitze
                              									beim Greifen bestimmen. Die Wegkurven wurden für alle Greifer und alle
                              									Belastungsstufen bestimmt. Ein Vergleich dieser Kurven ergab, daß die Winkel α im allgemeinen bei gleichen Stellungen um so größer
                              									sind, je schwerer der Greifer und je feiner das Fördergut ist. An Hand der
                              									Versuchsergebnisse wurde nun untersucht, wie weit die Gleichungen mit der
                              									Wirklichkeit übereinstimmen. Es wurde aus den gemessenen Werten eine (G + Q)- und eine (F +  V)
                              									Kurve aufgezeichnet. Es ergab sich eine genügende Uebereinstimmung beider Kurven, so
                              									daß die obige Gleichung als richtig angesehen werden kann. Die Abweichung ist um so
                              									größer, je gröber die Kohle ist. Auch der mittels Gleichung 1 errechnete Wert für
                              									den Seilzug F stimmte recht gut mit dem gemessenen
                              									überein. Der Verfasser leitet aus obigen Gleichungen folgende Grundsätze für den Bau
                              									von Selbstgreifern ab: Die Vertikalkomponente V
                              									der Schließkraft soll so groß wie möglich sein. Dies durch großes G zu erreichen, ist unwirtschaftlich, weil es die
                              									Hubleistung vergrößert. Es ist daher ein kleines S zu
                              									erstreben, und zwar, indem man das unveränderliche Glied
                              										\frac{a}{b}\,n\,\eta recht groß macht; der zweite Summand der
                              									Gleichung 1 ist von nur geringer Bedeutung. Mithin große Uebersetzung n und gute Ausführung des Flaschenzuges. Den besten
                              									Erfolg dürfte man indes mit einem möglichst großen Verhältnis
                              										\frac{a}{b} erzielen. Das bedeutet aber nach der Abbildung
                              									breite und niedrige Schaufeln.
                           Ds.
                           ––––––––––
                           Die Erdung als Schutzmittel in elektrischen Anlagen. Im
                              									Anschluß an unseren Bericht über „Sicherheitsmaßnahmen gegen Ueberspannungen“
                              									in Heft 51, Jahrgang 1912, entnehmen wir einem Vortrage im Ober-schlesischen
                              									Elektrotechniker-Verein, in dem W. Vogel über die Erdung
                              									als sichersten Schutz unter besonderer Berücksichtigung des Hütten- und
                              									Grubenbetriebes sprach, folgendes:
                           Wie schon in dem erwähnten Bericht ausgeführt wurde, muß trotz unserer
                              									hochentwickelten Isolationstechnik damit gerechnet werden, daß metallene
                              									Ummantelungen oder Bedienungsorgane von Maschinen und Apparaten, die selbst
                              									betriebsmäßig nicht stromführend sind, durch irgend welche Defekte Verbindung mit
                              									einer Hochspannungsleitung bekommen, in der Praxis als Körperschluß bezeichnet. Sind
                              									nun diese Metallteile von Erde isoliert, so schaltet sich eine Person, die zugleich
                              									Metallteile und Erde berührt, in einen Stromkreis ein und wird von einem Strom
                              									durchflössen, der der in Frage kommenden Potentialdifferenz direkt und dem
                              									vorhandenen Uebergangswiderstande umgekehrt proportional ist. Letzterer ist
                              									außerordentlich von den örtlichen Verhältnissen abhängig und nimmt in den genannten
                              									Betrieben oft besonders kleine Werte an, indem die gefährdeten Personen
                              									beispielsweise mit durchnäßtem Schuhzeug auf feuchtem Erdboden stehen oder
                              									gleichzeitig in Berührung mit Rohrleitungen, Schienen und anderen Metallteilen
                              									kommen, die selbst gut geerdet sind. Durch eine Verbindung aller betriebsmäßig nicht
                              									spannungführenden Teile durch eine Leitung von möglichst geringem Gesamtwiderstand
                              									mit der Erde kann sich eine Person gegebenenfalls nur parallel zu dieser
                              									Kurzschlußleitung schalten und wird, wenn auch die Erdung vorschriftsmäßig
                              									ausgeführt ist, uur von einem unmerkbaren Strom durchflössen.
                           Nun ist aber eine gute Erdung keineswegs immer so einfach herzustellen. Der
                              									Vortragende gibt eine Reihe von Beispielen, wo durch nicht vollständige Beachtung
                              									aller Faktoren Unglücksfälle veranlaßt wurden, wobei die Tötung herbeiführende
                              									Spannung oft sehr gering war. So hatte ein Arbeiter bei Ausbesserungen an einer
                              									Wasserhaltungsanlage unter Tage sich durch längeres Stehen im Sumpf nasse Stiefel
                              									geholt. Als er dann auf eine eiserne Abdeckplatte trat und eine Handlampe anfaßte,
                              									bekam er einen Schlag, der trotz nur 120 Volt Wechselstrom sofort tödlich wirkte. Die
                              									Kabel waren äußerlich wohl durch einen Gummischlauch gut isoliert, nur hatte sich
                              									eine Leitung am Durchführungsnippel blank gescheuert, und dieser vermittelte dann
                              									den Stromübertritt über den Arbeiter zur Erde.
                           In einem anderen Falle führte zu einem Füllort unter Tage eine Lichtleitung von 220
                              									Volt, die in Panzerrohr verlegt und unmittelbar am Gestein montiert war. Als ein
                              									Arbeiter mit seinem eisernen Förderwagen gegen das Rohr stieß, erhielt er über den
                              									Wagen einen tödlichen Schlag. Die Leitung hatte Schluß mit dem Panzerrohr bekommen,
                              									und da merkwürdigerweise weder das unmittelbar am Gebirge liegende Panzerrohr noch
                              									der auf Schienen laufende Förderwagen Erdverbindung hatten, floß der Strom über den
                              									Arbeiter zur Erde.
                           Aus diesen und ähnlichen Fällen werden dann die Hauptgesichtspunkte für die Erdung
                              									abgeleitet. Es werden die Fragen beantwortet: was, wo und wie soll man erden. Man
                              									nimmt im allgemeinen an, daß Spannungen bis zu 250 Volt nicht gefährlich sind. Schon
                              									aus den angeführten Beispielen ist zu entnehmen, daß dies bei feuchtem Boden oder
                              									auf Werkplätzen, wo an oder dicht unter der Erdoberfläche ausgedehnte Metallmassen
                              									(Schienen, Rohrleitungen usw.) verlegt sind, durchaus nicht zutrifft, so daß hierfür
                              									besser etwa 65 Volt als obere Grenze anzusehen wäre. Fragt man, was geerdet werden
                              									soll, so gibt schon § 3 der Vorschriften des V. D. E. an, daß die zur elektrischen
                              									Anlage unmittelbar gehörenden metallenen Konstruktionsteile, die sich in der Nähe
                              									von Hochspannung führenden Teilen befinden, geerdet werden sollen. Danach gehören
                              									Motorgehäuse, Schaltkästen, Kabelmäntel usw. ohne weiteres dazu. Aber auch nicht
                              									unmittelbar in Verbindung stehende Metallteile können nur zu oft auf Umwegen Strom
                              									erhalten, und es kann daher bei der Auswahl der zu erdenden Teile gar nicht weit
                              									genug gegangen werden, umsomehr, als die spätere Möglichkeit von Stromschlüssen nur
                              									schwer zu überschauen ist. Es kann nur empfohlen werden, alle erreichbaren
                              									Metallmassen durch solide Verbindungen zu einer einzigen kurzgeschlossenen Masse zu
                              									vermengen und diese an die Erdung anzuschließen.
                           Ueber die Frage „wo ist zu erden“ geben die Verbandsvorschriften weiter an,
                              									daß in allen Anlagen bei Spannungen über 250 Volt geerdet werden muß. Wie aber schon
                              									in vorhergehendem gesagt, muß den örtlichen Verhältnissen in weitgehendstem Maße
                              									Rechnung getragen werden. So sollte in Gruben- und Hüttenbetrieben auch bei den
                              									gebräuchlichen Niederspannungen stets geerdet werden, desgleichen in Betrieben, in
                              									denen durch Feuchtigkeit, Dämpfe oder chemische Einflüsse Kleidung und Haut der
                              									Menschen bessere Leitfähigkeit erhalten. Auch moderne Gebäude aus Eisenkonstruktion
                              									oder Eisenbeton sind, da sie mit der Erde in guter Verbindung stehen, sehr
                              									gefährlich. Bei Wohnräumen ist besonders die Waschküche und das Badezimmer zu
                              									berücksichtigen.
                           Ueber das „Wie“ der Erdung ist zu sagen, daß der sicherste Weg der ist, die
                              									unter sich verbundenen Metallmassen durch eine möglichst kurze und dicke Leitung
                              									etwa an ein Wasserleitungsrohrnetz oder ein ausgedehntes Schienennetz zu legen.
                              									Ferner geben die Armierungen von Kabeln, die Eisenkonstruktion der Werkstätten oder
                              									auch der blank verlegte Nulleiter elektrischer Leitungsnetze eine sehr vollkommene
                              									natürliche Erdelektrode. Dieser solle man sich stets soweit möglich bedienen, selbst
                              									wenn man gezwungen ist, künstliche Elektroden auszulegen. Dies wird erforderlich,
                              									wenn natürliche Erdverbindungen nicht vorhanden sind, oder über ihre gute
                              									Wirksamkeit Zweifel bestehen. Statt der teuren Kupfer-Erdplatten kann man sehr gut
                              									Abfalleisen, wie alte Schienen, Rohre, Kesselbleche oder dergleichen verwenden, die
                              									bis zu einer dauernd feuchten Erdschicht herabgeführt werden müssen.
                           Besondere Maßregeln werden erforderlich, wenn die Feuchtigkeit des Bodens ungenügend
                              									oder unzuverlässig, und Grundwasser in der Nähe nicht erreichbar ist. Dies ist z.B.
                              									der Fall, wenn ein Gebäude geerdet werden soll, das auf einer Anhöhe auf sandigem
                              									oder felsigem Grunde steht, und etwaiges Regenwasser natürlich schon nach kurzer
                              									Zeit verschwunden ist. Hier hilft man sich dadurch, daß man das auftretende
                              									Potentialgefälle über ein möglichst großes Gebiet verteilt. Zu diesem Zweck wird um
                              									das gefährdete Gebäude herum dicht unter der Erdoberfläche eine Ringleitung – etwa
                              									aus alten Förderseilen – verlegt, an welche die zu erdenden Metallteile des Gebäudes
                              									angeschlossen sind. Von der Ringleitung gehen strahlenförmig nach allen Richtungen
                              									Ausläufer aus, die anfänglich etwa 0,5 m unter Erde liegen und sich nach den Enden
                              									zu senken. Die gute Wirkung der Erdleiter läßt sich durch Einbetten in Koks noch
                              									erheblich verbessern. Jedenfalls läßt sich unter allen Umständen eine Erdung
                              									durchführen, die bei sachgemäßer Ausführung jede Gefahr ausschließt. [W. Vogel.
                              									Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb, 20. und 27. Dezember 1912.]
                           Rich. Müller.
                           ––––––––––
                           Die physikalischen und chemischen Vorgänge beim autogenen
                                 										Schneiden. Der Erfinder des autogenen Schneidens ist der Einbrecher Brown, der 1890 in Hannover mit einer Knallgasflamme die
                              									Wand eines Geldschrankes durchlochte. Die ersten autogenen Schneidversuche wurden
                              									vom Verfasser im Jahre 1895 in den Vorlesungen über anorganische Experimentalchemie
                              									an der Technischen Hochschule zu Berlin ausgeführt.
                           Von einem wirklichen Schneiden kann beim autogenen Schneidverfahren nicht die Rede
                              									sein, weil es sich um einen Schmelz- und Verbrennungsprozeß handelt. Ein Körper kann
                              									nur dann verbrannt werden, wenn man ihn zuvor auf seine Entzündungstemperatur
                              									erhitzte. Beim autogenen Schneiden verbrennt Eisen, das mit einer Knallgasflamme auf
                              									seine Entzündungstemperatur, etwa 2200°, erhitzt wurde.
                           Ein Schmelzen und Verbrennen des Eisens, wie es für das autogene Schneiden
                              									erforderlich ist, ist mit der Knallgasflamme und einem Ueberschuß von Sauerstoff
                              									unter Druck nur bei denjenigen Eisensorten ausführbar, deren Schmelzpunkte über etwa
                              									1400° liegen. Eine Platte aus Gußeisen kann mit einem für diese Stärke berechneten
                              									Knallgasgebläse nicht durchtrennt werden.
                           Von den chemischen Reaktionen, die für die Wärmebilanz eine Rolle spielen, sind zu
                              									erwähnen die Bildung von Wasser, von Eisenoxydul, Eisenoxyd bzw. von Eisenoxyduloxyd
                              									und die Bildung von Kohlendioxyd. Die erwähnten Vorgänge sind exothermische
                              									Prozesse. Die gesamte durch chemische Reaktionen entwickelte Wärmemenge kann nicht
                              									in vollem Umfange zur Geltung kommen, weil zur Verdampfung des gebildeten Wassers,
                              									zu seiner Dissoziation und zur Schmelzung der Eisenoxyde Wärme verbraucht wird.
                           Diese Vorgänge, die den Schneidprozeß ungünstig beeinflussen, sind nicht die
                              									einzigen, sondern es werden beim Verbrennen des Eisens an der Luft auch nicht
                              									unerhebliche Mengen von Stickoxyden gebildet; hier handelt es sich um einen stark
                              									endothermischen Prozeß.
                           Verwendet man zur Erzeugung der Knallgasflamme nicht reinen Wasserstoff, sondern
                              									Acetylen, Leuchtgas, Blaugas usw., so tritt in den chemischen Reaktionen und den
                              									hierdurch gebildeten Stoffen eine nicht unwesentliche Aenderung ein. Die
                              									Wasserbildung tritt zurück, die Bildung von Kohlendioxyd in den Vordergrund, während
                              									die Menge der gebildeten Stickoxyde keinen wesentlichen Schwankungen zu unterliegen
                              									scheint.
                           Interessant gestalten sich die Verbrennungsvorgänge, wenn man statt Wasserstoff
                              									Ammoniak oder Kohlenoxyd mit einem Ueberschuß von unter Druck stehendem Sauerstoff
                              									verbrennt. Auch mit einer Ammoniak-Sauerstoffflamme kann man dünne Eisenplatten
                              									durchschneiden. Eine Ammoniak-Sauerstoffflamme erzeugt größere Mengen von
                              									Stickoxyden und bei Anwesenheit von Metallen Metallstickstoffverbindungen. Die Menge
                              									der durch eine Ammoniak-Sauerstoffflamme gebildeten Stickoxyde steigt in Gegenwart
                              									von Eisen erheblich; die Stickoxyde fallen infolge der raschen Fortführung durch den
                              									unter Druck stehenden Sauerstoff nicht leicht der Zersetzung wieder anheim. In einem
                              									Kohlenoxyd-Sauerstoffgebläse verbrennt Eisen ebenfalls; Stickoxyde konnten nicht
                              									nachgewiesen werden, dagegen kleine Mengen von Cyanverbindungen.
                           Die chemischen Vorgänge bei der Verwendung einer Wasserstoff-Stickoxydulflamme werden
                              									zurzeit noch untersucht. Schwefel verbrennt in einer Wasserstoff-Stickoxydulflamme,
                              									wie auch in Stickoxydul allein unter Bildung von Nitrosylschwefelsäure. Dieser
                              									Vorgang kann nur dadurch zustande kommen, daß ein Teil des im Stickoxydul
                              									enthaltenen Stickstoffes reduziert wird, während ein anderer Teil gleichzeitig zu
                              									Stickoxyden oxydiert wird. [Aus einem Vortrage auf dem VIII. Internationalen Kongreß
                              									für angewandte Chemie in Washington und New York 1912.]
                           Prof. Dr. A. Stavenhagen.
                           ––––––––––
                           Neue Versuchsanlagen für die Untersuchung von Kohlenstaub und
                                 										Brandgasen im Ausland. In England werden zurzeit
                              									vom Ministerium des Innern eingehende Versuche über Kohlenstaub- und
                              									Schlagwetterexplosionen im großen Maßstabe durchgeführt, die nach der Beschreibung
                              									in „Iron and Coal Trades Review“ lehrreiche Resultate zu liefern
                              									versprechen. Eine neue, umfangreiche Versuchsstation in Eskmeals (Cumberland) steht
                              									der Kommission zur Durchführung ihrer Forschungsarbeiten zur Verfügung. Die Versuche
                              									werden u.a. ausgeführt von Capt. Desborough und Mr. H. B.
                              										Dixou, Professor der Universität Manchester. Der
                              									Hauptvorzug der neuen Versuchsstation gegenüber der früheren in Altofts liegt darin,
                              									daß es gelungen ist, eine vollständige Abdichtung der einzelnen Sektionen
                              									herbeizuführen, wodurch es möglich ist, den gesamten, bei der Explosion entstehenden
                              									Druck genau festzustellen. Das Laboratorium enthält u.a. auch ein Explosionsrohr aus
                              									Glas, in dem Versuche über die Fortpflanzung der Flamme im Gasgemisch gemacht werden
                              									können. Die Photographie der Explosionsflamme erhält man dadurch, daß man die Kamera
                              									auf einem Stahlrade aufstellt, das bis zu 100 Umdrehungen in der Sekunde machen
                              									kann. Der photographische Film ist am Umfange des Rades befestigt und ist 1 m lang.
                              									Von den sehr interessanten Daten, die mit diesem Apparat gefunden sind, sei
                              									angeführt, daß z.B. die Fortpflanzungsfähigkeit der Explosionsflamme in einem Rohr
                              									mit geschlossenem Ende viel größer ist als in einem an beiden Enden offenen Rohr.
                              									Explosionen, die in der Grube stattfinden, gleichen den in einem einseitig
                              									geschlossenen Rohr hervorgerufenen. Ein anderer Apparat verzeichnet selbsttätig die
                              									Zeit, die zwischen der Entzündung durch den Funken und dem Eintreten der
                              									Druckwirkung verfließt. Wichtige Resultate sind auch bereits hinsichtlich der
                              									Zusammensetzung der Kohle gefunden. Es ist festgestellt, daß schon bei der geringen
                              									Temperatur von 250° kleine Mengen von Oel ausgeschieden werden, daß also der Zerfall
                              									der Kohle bei viel geringeren Temperaturen beginnt als bisher angenommen worden ist.
                              									Endlich wurde auch die Menge des für die Unmöglichkeit einer Entzündung
                              									erforderlichen unverbrennbaren Staubes in einer Mischung
                              									mit Kohlenstaub bestimmt. Als sehr wirkungsvoll erwies
                              									sich hier Natriumbikarbonat, von dem schon ein Zusatz von 6 v. H. genügte. Die
                              									Differenzen in den Entzündungstemperaturen verschiedener Kohlensorten betrugen etwa
                              									50°. Eine Beimischung von 6 v. H. Natriumbikarbonat oder 20 v. H. Tonschiefer
                              									reichten hin, um den Entzündungspunkt so hoch zu verlegen, daß die Entzündungsmittel
                              									des Apparats nicht mehr zur Wirkung gelangten.
                           Eine ähnliche Versuchsanlage ist in Oesterreich, und zwar
                              									im Auftrage des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten auf dem k. k. Juliusschacht
                              									in Kopitz ausgeführt worden (vergl. Zeitschrift des Zentral Verbandes der
                              									Bergbaubetriebsleiter Oesterreichs 1912, Nr. 23). Diese Anstalt ist insbesondere für
                              									die Beseitigung der dem Braunkohlenbergbau eigenthümlichen Gefahrenmomente bestimmt.
                              									Zu diesem Zweck wird auch eine Anlage zur künstlichen Brandgaserzeugung damit
                              									verbunden. Der Kohlenstaub wird in einer Mühle erzeugt. Die Entzündungsfähigkeit der
                              									Gase und des Kohlenstaubes wird in einer Schondorfschen
                              									Lutte untersucht. Zur Feststellung der Druckwirkungen dient ein 300 m, 10 m unter
                              									Tage angelegter Stollen, an dessen einem Ende die Explosionskammer von 10 cbm Fassungsraum
                              									liegt. Ueber dieser Explosionskammer wird eine Blechkaue aufgestellt, in der ein
                              									elektrisch angetriebener Ventilator von 4 00 cbm/Min. Leistung, ein
                              									Kohlenstaubzerstäuber, der aus einem an der Firste schwebend angebrachten, mittels
                              									Handradvorgeleges in Bewegung zu setzenden Horizontalflügel besteht, sowie alle zur
                              									Ermittlung der Druck- und Temperaturveränderungen nötigen Apparate untergebracht
                              									sind. Für die Gaserzeugung wird ein Generator und ein
                              									Retortenofen aufgestellt. Die stündlich erzeugte Gasmenge beträgt 120 cbm. Jeder
                              									Apparat, mit Ausnahme des Naßreinigers und des Skrubbers, kann ausgeschaltet werden,
                              									damit bei Betriebsstörungen nicht die ganze Anlage stillgesetzt werden muß. In die
                              									unterirdisch verlegte Leitung wird ein Gassauger eingeschaltet und so aufgestellt,
                              									daß die völlig gereinigten Gase in diesen eintreten und von hier aus in den 50 cbm
                              									fassenden Gasbehälter gedrückt werden. Die Gasleitung entspricht im übrigen der
                              									Anordnung, welche in Versuchsgasanstalten zur Verwendung kommt. Neben dem
                              									Versuchsstollen und der Gaserzeugungsanlage vervollständigen ein Maschinenraum und
                              									ein modernes Laboratorium die Anlage.
                           g.
                           ––––––––––
                           Der Stock-Motorpflug. Durch seine mannigfaltigen Vorzüge
                              									gegenüber der umständlichen Dampfmaschine hat sich der Explosionsmotor auch in der
                              									Landwirtschaft als einfaches und billiges Betriebsmittel eine bevorzugte Stellung
                              									geschaffen, insbesondere auch auf dem Gebiete der maschinellen Bodenbearbeitung, wo
                              									er neuerdings den Dampfpflug nachhaltig zu verdrängen beginnt.
                           Die Anfänge des Motorpflugbaues führen uns nach Nordamerika, wo etwa zu Beginn dieses
                              									Jahrhunderts die ersten Versuche mit der motorischen Bodenbearbeitung gemacht
                              									wurden. Einige Jahre später folgte der europäische Kontinent und zwar besonders
                              									Deutschland, wo Robert Stock mit einer Konstruktion auf
                              									den Markt trat, die sich von den lediglich als Schleppmaschinen fungierenden
                              									amerikanischen Traktoren grundsätzlich dadurch unterschied, daß Pflug und Zugmotor
                              									ein zusammenhängendes Ganzes bilden, eine Anordnung, deren Vorteile namentlich in
                              									der hierdurch ermöglichten Gewichtsverminderung auf die Hälfte bis ein Drittel zum
                              									Ausdruck kommen. Dessenungeachtet ist die Haftfestigkeit der Räder auf dem Boden
                              									eine hohe, weil fast das ganze Gewicht auf den hohen Triebrädern ruht und somit fast
                              									gänzlich als nutzbares Reibungsgewicht dient. Uebrigens wird diese Haftfestigkeit
                              									noch erheblich verstärkt durch die an den Radfelgen angebrachten, gesetzlich
                              									geschützten Greifer, deren Größe der jeweiligen Bodenbeschaffenheit entsprechend
                              									gewählt werden kann. Der die abnehmbaren Pflugkörper tragende Rahmen läßt sich
                              									bequem vom Führersitze aus heben und senken; die Steuerung erfolgt durch ein hinten
                              									angebrachtes Lenkrad, das zur Verstärkung der Steuerwirkung mit einer scharfen
                              									Flansche versehen ist. Der Motor ist mit 42 PS indiziert und leistet bei stärkerer
                              									Beanspruchung bis zu 50 PS; er hat vier wassergekühlte Zylinder, Bosch-Zündung,
                              									Bosch-Oeler und verarbeitet Benzin, Benzol, Borneoxol, auch Schwerbenzin.
                           Bei dem vom 15. bis 17. XI. d. J. in Ebreichsdorf bei Wien von der Landwirtschafts-Gesellschaft
                              									in Wien veranstalteten internationalen Schaupflügen war
                              									neben einer Reihe von Traktoren auch der Stock-Motorpflug
                              									vertreten. Seine Vorführung war ein voller Erfolg, sowohl im Hinblick auf Leistung
                              									und Manövrierfähigkeit, wie auch insbesondere hinsichtlich der leichten Bedienung,
                              									die nur einen Mann erfordert.
                           Wenige Tage darauf, am 25. XI. 12, wurde dem Stock-Motorpflug aus Anlaß seiner vorzüglichen Leistungen bei dem Schaupflügen in Prag der erste Preis (Medaille und
                              									Diplom) zuerkannt. Hier pflügte der Stock-Pflug zwei
                              									Morgen auf 20 cm Tiefe in 41 Minuten und die gleiche Fläche auf etwa 32 cm Tiefe in
                              									50 Minuten. Arbeitszeit und Brennstoffverbrauch waren beim Stock-Pflug bei weitem am geringsten von allen anderen vertretenen
                              									Systemen.
                           Seiner Verwendbarkeit nach ist der Stock-Pflug ziemlich
                              									universell; er eignet sich selbst für schwerste Böden. In der Regel arbeitet er mit
                              									sechs Scharen bei einer Arbeitsbreite von 2 m und leistet dabei auf mittelschweren
                              									Boden bei einer Furchentiefe von 25 cm und zehnstündiger Arbeitszeit etwa 25 bis 30
                              									Morgen, beim Schälen bis zu 40 Morgen. Auch zum Tiefpflügen und Dungunterpflügen ist
                              									der Stock-Pflug sehr gut geeignet, ebenso arbeitet er nach Bedarf mit Vorschneidern,
                              									Vorschälern oder Untergrundlockerern ausgezeichnet. Sodann kommt er zum Anhängen von
                              									Eggen, Walzen, Kultivatoren, Säemaschinen, Rübenhebern, Bindern, ferner, mittels
                              									einer vorgesehenen Antriebsscheibe, zum Betriebe verschiedener landwirtschaftlicher
                              									Maschinen vorteilhaft in Betracht. Mit drei angehängten Kultivatoren läßt sich eine
                              									Arbeitsbreite von 7 m erzielen.
                           Als Betriebskostenziffer des Stock-Pfluges ermittelte
                              									Professor Luedecke-Breslau laut einer in Nr. 41/42 1912
                              									der Zeitschrift der Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien veröffentlichten
                              									Arbeit S. 1337 unter Zugrundelegung von Ergebnissen, die in dem äußerst schwierigen
                              									Jahre 1911 gewonnen waren, den Betrag von M 2,50 für den gepflügten Morgen. Für
                              									Amortisation und Verzinsung gelangt derselbe Autor zu einem Betrage von M 1,23, wenn
                              									2000 Morgen im Jnhre gepflügt werden, so daß die Gesamtkosten für den Morgen sich
                              									auf 2,50 + M3 = rd. M 3,75 belaufen dürften.
                           Da der Stock-Motorpflug M 17000 kostet, ist seine
                              									Anschaffung im Gegensatz zu den teuren, bis zu M 60000 kostenden Dampfpflügen auch
                              									für mittlere Betriebe möglich.
                           ––––––––––
                           Ueber Prüfung und Bewertung der Schmiermittel. Prof. Dr.
                              										Holde. Verfasser macht zunächst einige geschichtliche
                              									Mitteilungen über die Verwendung von Schmiermitteln. Schon im ersten Jahrhundert n.
                              									Chr. findet sich bei Heron d. Aelteren in einer Beschreibung eines Automatentheaters
                              									die Angabe, daß die Räder der Automaten sich besser drehen, wenn man Oel
                              									daranbringt. Er berichtet sodann über die Gewinnung des Schmieröls aus dem
                              									Rohpetroleum und über die an Schmiermittel zu stellenden Anforderungen. In
                              									chemischer Hinsicht ist die Abwesenheit von Beschwerungsmitteln, freien Fettsäuren
                              									und Mineralsäuren von Bedeutung, dagegen ist die wichtigste physikalische
                              									Eigenschaft der Schmieröle die Zähflüssigkeit. Die zu ihrer Bestimmung
                              									gebräuchlichen Methoden werden näher beschrieben. Hinsichtlich der Zähigkeit werden
                              									je nach dem Verwendungszweck ganz spezielle Anforderungen gestellt, so für
                              									Transmissionsöle, Turbinenöle, Dampfzylinderöle, Explosionsmotorenöle u.a. Von
                              									großer praktischer Bedeutung ist die Rückstandbildung der Schmieröle, die den Gang
                              									von Motoren stark beeinflußt. Auch eine Verharzung kann infolge hohen Gehalts des
                              									Oeles an Seife bisweilen auftreten. In chemischer Hinsicht sind mehrere neue
                              									bedeutsame Erkenntnisse in letzter Zeit erzielt worden, so über die Bedeutung der
                              									Naphthene bei der Schmierwirkung und über die Natur der in Azeton löslichen Anteile
                              									der Schmieröle. Sehr wichtig für die Wertbeurteilung ist auch der Erstarrungspunkt
                              									eines Schmieröles, namentlich bei Eismaschinen und beim Eisenbahnbetrieb im Winter.
                              									Im zweiten Teil seines Aufsatzes berichtet Verfasser eingehend an der Hand von
                              									Abbildungen über die Methoden zur Bestimmung der Zähigkeit, des Kältepunktes, des
                              									Flammpunktes, des Brennpunktes und einer Reihe anderer chemischer Eigenschaften, die
                              									für die Bewertung der Schmiermittel von Wichtigkeit sind (so z.B. Zersetzlichkeit
                              									durch hochgespannten Dampf, Verhalten bei längerem Erhitzen, Fadenziehen usw.). Die
                              									an Schmieröle zu stellenden physikalischen und chemischen Anforderungen sind in
                              									Tabellen zusammengestellt, auf die wegen ihrer Uebersichtlichkeit besonders
                              									hingewiesen sei. Zum Schluß geht Verfasser noch kurz auf die mechanische Prüfung der
                              									Oele auf der Oelprobiermaschine ein, wodurch jedoch nicht die
                              									Reibungsverhältnisse eines Oeles im praktischen Betriebe, sondern nur die
                              									Reibungsverhältnisse des Oeles auf der jeweils bei dem Versuch benutzten
                              									Probiermaschine festgestellt werden können. In der Praxis wird der Reibungswert
                              									durch die verschiedensten Umstände beeinflußt, so z.B. durch die
                              									Oberflächenbeschaffenheit der Lager, die Art der Oelzuführung, Geschwindigkeit,
                              									Druck u.a. Die Oelprüfmaschine von Martens wird näher
                              									beschrieben. [Bayr. Industrie- und Gewerbeblatt, 1912, S. 361 bis 366 und 371 bis
                              									378.]
                           Dr.-Ing. H. Sander.
                           
                        
                           Deutschlandreise der amerikanischen Ingenieure.
                           Auf Einladung des Vereines deutscher Ingenieure wird die American Society of
                              									Mechanical Engineers, eine der ältesten und angesehensten Ingenieurgesellschaften
                              									der Vereinigten Staaten, seiner diesjährigen Hauptversammlung in Leipzig beiwohnen.
                              									Die Amerikaner kommen am 19. Juni in Hamburg an und fahren nach einem zweitägigen
                              									Aufenthalt nach Leipzig weiter. An die Hauptversammlung schließt sich eine
                              									vierzehntägige Reise durch Deutschland an, bei der die Amerikaner auch Dresden,
                              									Berlin, das Rheinisch-Westfälische Industriegebiet, besonders Düsseldorf, Köln, dann
                              									ferner Frankfurt a. M., Mannheim und Heidelberg kennen lernen. Von hier geht es
                              									weiter nach München, wo besonders das Deutsche Museum auf das große Interesse der
                              									Amerikaner rechnen kann. Ueberall, wohin Amerikas Ingenieure kommen, werden sie von
                              									den Städten und ihren deutschen Berufsgenossen gastfreundlich aufgenommen werden.
                              									Nach den getroffenen Vorbereitungen wird die Reise den Teilnehmern ein gutes Bild
                              									von der gewaltigen industriellen Entwicklung Deutschlands, aber auch vom Stande
                              									seiner gesamten Kultur geben und so dazu beitragen, die gegenseitige Achtung der
                              									beiden vorwärtsstrebenden Völker vor einander zu erhöhen.