| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 284 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Rauch- und Staubbekämpfung in Gießereien und zugehörigen
                                 										Werkstätten. Nach dem Absatz 2 des § 16 der Gewerbeordnung gehören
                              									Metallgießereien zu den Anlagen, die Gefahren oder Belästigungen für die Bewohner
                              									benachbarter Grundstücke befürchten lassen. Der Grund für diese Belästigungen ist in
                              									der mit dem Betriebe verknüpften Rauch- und Staubentwicklung zu suchen. Es ist daher
                              									erklärlich, daß man seit langer Zeit bemüht ist, die Wirkung dieser Stoffe, deren
                              									Entstehung man nicht hindern kann, sowohl für den Arbeiter in der Werkstatt als auch
                              									für die Umgebung unschädlich zu machen. In der Eisengießerei ist in erster Linie der
                              									Kupolofen der Nachbarschaft dadurch gefährlich, daß infolge des hohen Winddrucks,
                              									der zum Betrieb notwendig ist, die Gichtgase, Flugasche und Funken mit sich reißen.
                              									Zur Beseitigung des Ofenauswurfs bringt man Funkenkammern an, welche die Gase
                              									passieren müssen, ehe sie zum Schornstein gelangen. Ein mehrfacher Richtungswechsel
                              									sorgt dabei für Ablagerung mitgerissener fester Bestandteile. Man kann diese
                              									Vorrichtung durch Einspritzen von Wasser noch wirksamer gestalten. Zu diesem Zweck
                              									ist vor dem Schornstein eine gekühlte, von einem schmiedeeisernen Mantel umgebene
                              									Düse eingebaut, die Wasserstrahlen auswirft, welche von der Wand aufgefangen und
                              									einer Abflußrinne zugeführt werden. Die Wassereinspritzung hat den Vorzug, daß durch
                              									sie ein Teil der in den Gasen enthaltenen schwefligen Säure unschädlich gemacht
                              									wird.
                           Wenn durch den Kupolofen eine Benachteiligung der Umgebung zu befürchten ist, tritt
                              									bei den Schmelzöfen der Metallgießereien besonders durch Bildung von Zinkoxyd eine
                              									starke Belästigung der Arbeiter auf, die zu Krankheiten führen kann. Dieselbe
                              									Erscheinung zeigt sich beim Gießen des Metalles. Zu ihrer Vermeidung bringt man über
                              									den stationären Oefen ortsfeste Rauchfanghauben mit Absaugevorrichtung an. Für die
                              									Entfernung des Gases an den Formkästen sorgen sogen. Schwenkhauben, die eine dem
                              									Drehkran ähnelnde Bewegungsmöglichkeit haben. Die Staubentwicklung beim Ausschlagen
                              									der Formkästen sucht man zu beseitigen, indem man für diese Arbeit einen besonderen
                              									Raum bestimmt, der ebenfalls durch Saugrohre entlüftet wird. Die Entfernung des
                              									Sandes durch Drahtbürsten wird auf Gußputztischen vorgenommen, die eine
                              									durchbrochene Arbeitsplatte haben, durch welche der entstandene Staub in den
                              									kastenförmigen Tisch hineingesogen wird. Bei Verwendung des Sandstrahlgebläses zum
                              									Putzen benutzt man einen rotierenden Tisch, auf den die Gußstücke gelegt werden, und
                              									dessen eine Hälfte vom Gebläse getroffen wird. Diese Hälfte ist von dem bedienenden
                              									Arbeiter durch eine Schutzwand getrennt. Bei Benutzung von Freistrahlgebläsen, deren
                              									Handhabung nach Art einer Feuerspritze erfolgt, erhält der Putzer einen
                              									Staubschutzhelm. Von besonderer Wichtigkeit ist die Absaugung des Schleifstaubes
                              									unmittelbar an der Entstehungsstelle. Aber auch in den Metallbeizereien, in welchen
                              									die Oberfläche der Gußstücke durch Behandlung mit Säuren gereinigt wird, entwickeln
                              									sich schädliche Dämpfe, deren Abführung am Entwicklungsort durch gewerbepolizeiliche
                              									Vorschrift gefordert wird. Die Unschädlichmachung des abgesogenen Staubes für die
                              									Umgebung erfolgt durch Zentrifugalabscheider, Stoff- und Naßfilter. Bei ersteren
                              									verleiht man dem staubbeladenen Luftstrom in einem zylindrischen Gefäß eine
                              									rotierende Bewegung, welche ein Abscheiden der festen Bestandteile an den
                              									Außenwänden des Gefäßes infolge der Zentrifugalkraft bewirkt. Die noch mit feinsten
                              									Staubpartikeln durchsetzte Luft kann man dann aus dem Abscheider noch in einen
                              									Naßfilter treten lassen, wo sie einem feinen Sprühregen ausgesetzt wird, der auch
                              									die kleineren Staubteile niederschlägt. Beim Stoffilter endlich tritt die Staubluft
                              									in poröse Schläuche ein und wird durch deren Wandungen nach außen hindurchgesogen,
                              									wobei die festen Bestandteile durch den Schlauchstoff zurückgehalten werden. Die
                              									Verwendung von Filtern hat im Winter den Vorteil, daß die warme abgesogene Luft nach
                              									der Reinigung wieder in die Werkstätten gelassen werden kann und nicht durch kalte
                              									Luft ersetzt wird. [Rauch und Staub Nr. 2, S. 31.]
                           Schmolke.
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                           Ueber Wirtschaftlichkeit von Schmiermitteln im Betriebe
                              									macht Dr.-Ing. F. Oertel in der „Zeitschrift für
                                 										Dampfkessel und Maschinenbetrieb“ vom 31. Januar d. Jahres beachtenswerte
                              									Angaben. Nach kurzen Hinweisen darauf, daß bei dem Angebot auf ein neues
                              									Schmiermittel für den Fabrikbesitzer oder den auf Ersparnisse Bedacht nehmenden
                              									Betriebsleiter weniger die theoretisch wertvollen Vorschriften zur Bestimmung der
                              									Zähflüssigkeit, des Flammpunktes usw. in Betracht kommen, als die Frage nach der
                              									etwa zu erwartenden Betriebskostenverminderung, beschreibt er Versuche, die mit zwei
                              									Schmiermitteln an dem 18 m langen und in sechs Gleitlagern ruhenden Teile einer
                              									Triebwerkswelle gemacht wurden. Die Welle hatte 80 mm ⌀ und lief mit 150 minutlichen
                              									Umdrehungen. Hierbei wurde ein Fischinger-Kraftmesser
                              									benutzt, der zwischen einem treibenden und einem getriebenen Wellenstrange
                              									aufgestellt und mit ihnen durch je einen besonderen Treibriemen verbunden wird.
                           Er gestattet, aus der Umlaufzahl und der durch Auswiegen gemessenen Riemenzugkraft
                              									unter Mithilfe einer Formel die an den getriebenen Wellenstrang abgegebene Leistung zu messen.
                              									Das Schmiermittel wurde durch auf ihm lastende kleine Stempel, deren Sinken sich
                              									leicht beobachten ließ, an die Welle gedrückt.
                           Die Versuchsdauer mit dem ersten Schmiermittel betrug 45 Min., die mit dem zweiten 35
                              									Min. Der dem Dauerzustand entsprechende Riemenzug am Ende des ersten Versuchs betrug
                              									18,5 kg und beim zweiten Versuch 14,5 kg. Die von der getriebenen Welle verbrauchten
                              									Leistungen waren 1,97 bzw. 1,54 PS.
                           Nimmt man nun an, daß die bei Verwendung des ersten Schmiermittels gemessene
                              									Leerlaufleistung der Welle von 1,97 PS 30 v. H. ihres Bedarfs bei Antrieb der
                              									zugehörigen Werkzeugmaschinen betrage, so beträgt dieser 6,57 PS.
                           Bei Verwendung des zweiten Schmiermittels würde man aber 1,97 – 1,54 = 0,43 PS
                              									weniger, also nur 6,14 PS nötig haben. Rechnet man jetzt 60 Pfg. Schmiermittelkosten
                              									für die Nutz/PS und zehnstündigen Betrieb, was für Dampfanlagen mittlerer Größe etwa
                              									zutrifft, so erzielt man durch Anwendung des neuen Schmiermittels nur eine
                              									Verminderung der Schmiermittelkosten auf
                              										60\,.\,\frac{6,14}{6,57}=56 Pfg. Das heißt, man erspart für
                              									die Nutz/PS und zehnstündigen Betrieb nur 4 Pfg. unter der Annahme, daß die Preise
                              									beider untersuchten Schmiermittel gleich sind. Bei einem um nur 7,1 v. H. höheren
                              									Preis des besseren Schmiermittels wird dieser Vorteil also schon vollständig wieder
                              									aufgehoben, und es hängt nun von seinen sonstigen Eigenschaften ab, wie Kälte- und
                              									Lagerbeständigkeit usw., ob sich seine dauernde Anwendung in ausgedehntem Maße
                              									empfiehlt.
                           Kn.
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                           Ueber den Begriff des Wirkungsgrades von
                                 										Kolben-Luftkompressoren gibt E. M. Ivens von der
                              										Ingersoll Rand Co. in „Kraft und Betrieb“ vom
                              									15. Januar 1913 eine kurze Zusammenfassung. Insbesondere wendet er sich gegen den
                              									von Verkäufern und Fabrikanten geübten Mißbrauch mit dem Begriffe des
                              										„volumetrischen Wirkungsgrades“, da dieser keinen festen Anhalt über die
                              									Güte des Kompressors gibt. Der volumetrische Wirkungsgrad ist das Verhältnis der in
                              									der Zeiteinheit wirklich angesaugten Luftmenge zu dem in derselben Zeit vom
                              									Kompressorkolben zurückgelegten Volumen. Er ist also in der Hauptsache von der Größe
                              									des schädlichen Räumes im Kompressionszylinder abhängig. Weiterhin hängt der
                              									volumetrische Wirkungsgrad von der Höhe des Enddruckes ab, und zwar sinkt er mit
                              									steigendem Enddruck, weil die im schädlichen Raume befindliche Luft dann nach ihrer
                              									Expansion einen größeren Raum einnimmt. Schließlich ist er noch von der Temperatur
                              									und der Spannung der angesaugten Luft abhängig. Er wird im allgemeinen auf
                              									atmosphärische Luft von 15 °C bezogen; für je 3° höhere Eintrittstemperatur sinkt er
                              									um etwa 1 v. H.
                           Die Energie der Antriebsmaschine wird im Luftkompressor aufgewendet:
                           
                              1. zur Verdichtung der Luft;
                              2. zur Erwärmung der Luft während der Verdichtung;
                              3. zur Erwärmung des Kühlwassers;
                              4. zur Ueberwindung der Reibungswiderstände in der
                                 										Maschine.
                              
                           Der „mechanische Wirkungsgrad“ stellt das Verhältnis dieser insgesamt
                              									aufgewandten Arbeit zur an der Kompressorwelle zugeführten Arbeit dar. Er ist also
                              									von der Konstruktion und der Werkstattsausführung sowie von der Schmierung abhängig
                              									und bewegt sich zwischen 75 v. H. und 92 v. H.
                           Der „Wirkungsgrad der Kompression“ ist das Verhältnis der theoretisch zur
                              									Verdichtung einer bestimmten Luftmenge nötigen Arbeitsleistung zur tatsächlich
                              									gebrauchten. Für erstere setzt man im allgemeinen die Arbeit der isothermischen
                              									Kompression ein, während sich der wirkliche Vorgang mehr der Adiabate nähert.
                           Am wichtigsten für die Beurteilung einer Kompressoranlage ist der
                              										„Gesamtwirkungsgrad“, welcher eine Vereinigung des mechanischen,
                              									Kompressions- und volumetrischen Wirkungsgrades darstellt. Einen allgemeinen
                              									Ausdruck des Gesamtwirkungsgrades, bezogen auf isothermische Kompression ohne
                              									schädlichen Raum, gibt die Formel
                           
                              \eta_g=\frac{\mbox{Arbeitsaufwand für isotherm Kompression von 1 cbm
                                 										Luft}}{\mbox{Arbeitsbedarf der Antriebsmaschine für 1 cbm verdichtete
                                 										Luft}}
                              
                           Weiterhin gibt Ivens einige Formeln und Meßmethoden zur
                              									Bestimmung des volumetrischen Wirkungsgrades. Am gebräuchlichsten ist dessen
                              									Ermittelung aus den an der Maschine aufgenommenen Diagrammen, doch geben diese bei
                              									undichten Saugventilen oder Stopfbüchsen usw. ein falsches Bild vom Verlauf der
                              									Rückexpansionskurve. Am zuverlässigsten ist die wirkliche Messung der gelieferten
                              									Luft durch eine geeichte Düse oder durch Auffüllen eines geschlossenen Behälters.
                              									Für die zuletzt genannte Methode gibt Ivens die
                              									Beschreibung des Versuchsvorganges unter Ableitung der zugehörigen Formeln.
                           Dipl.-Ing. Carl Ritter.
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                           Die Regelung der Heißdampftemperaturen. Bei der Verwendung
                              									von Heißdampf liegt meist das Bedürfnis vor, jederzeit mit Dampf von
                              									gleichbleibender Temperatur zu arbeiten. Diesem Verlangen stellen sich praktisch
                              									einige Schwierigkeiten entgegen. Bei starker Beanspruchung des Rostes wird nämlich
                              									die Beheizung des Ueberhitzers verstärkt, bei geringerer Dampfleistung vermindert.
                              									Die Temperatur des Heißdampfes ist also von der Kesselanstrengung abhängig, sofern
                              									nicht eine Regelungsvorrichtung vorgesehen ist. Man suchte bisher die gewünschte
                              									Regulierung dadurch zu erreichen, daß man in die Feuerzüge Klappen einbaute. Durch
                              									Oeffnen und Schließen derselben konnte man die Verbrennungsgase mehr oder weniger
                              									vom Ueberhitzer abschließen. Die beschriebene Einrichtung brachte den Uebelstand mit
                              									sich, daß die regulierenden Klappen sehr hohen Temperaturen ausgesetzt waren, sich
                              									daher leicht verzogen, schwer bewegt werden konnten und undicht abschlössen. Diese
                              									Fehler traten bei einer anderen Regelung, die durch Mischventile erzielt wird, nicht
                              									auf. Bei Verwendung derselben geht nur ein Teil des Sattdampfes durch den
                              									Ueberhitzer.
                           
                           Der andere Teil bleibt Sattdampf und wird dem überhitzten Dampf später
                              									zugesetzt. Wie eine einfache Ueberlegung zeigt, ist es indessen nicht möglich, mit
                              									Hilfe dieser Einrichtung die Heißdampftemperatur in weiten Grenzen zu regeln. Denn
                              									je weniger Dampf durch den Ueberhitzer geht, desto heißer wird er, so daß durch
                              									späteres Hinzusetzen von Sattdampf kaum eine niedrigere Temperatur erzielt wird, als
                              									wenn der gesamte Sattdampf den Ueberhitzer durchzogen hätte. Nur einige nicht sehr
                              									ins Gewicht fallende Momente bewirken, daß wenigstens eine Regelung in engen Grenzen
                              									möglich ist. Es muß z.B. ein Teil der Wärme des Heißdampfes dazu verwendet werden,
                              									den Wassergehalt des hinzutretenden Sattdampfes zu verdampfen, wodurch aber nur ein
                              									geringer Temperaturabfall erzielt wird.
                           Die Fehler der geschilderten Vorrichtungen, schlechtes Funktionieren und beschränkte
                              									Regulierbarkeit, werden durch eine Konstruktion der Deutschen
                                 										Babcock- und Wilcox-Dampfkesselwerke zu Oberhausen vermieden, Bei derselben
                              									durchzieht aller Sattdampf den Ueberhitzer. Indessen gelangt nicht der gesamte
                              									überhitzte Dampf sofort zur Verwendung in der Maschine, sondern ein Teil desselben
                              									wird zuvor durch das Wasser des Oberkessels geleitet. Er gibt hier einen Teil seiner
                              									Wärme nutzbringend ab und kommt erst danach zur Arbeitsleistung. Mit Hilfe eines
                              									Drei Wegeventils ist es möglich, mehr oder weniger Dampf den Weg durch den Kessel
                              									nehmen zu lassen. Die beiden äußersten Stellungen des Reglerventils ergeben also nur
                              									Heißdampf oder nur Frischdampf. Drei weitere Zwischenstellungen sind vorgesehen. Der
                              									abzukühlende Teil des Heißdampfes wird mittels einer Rippenrohrkühlschlange durch
                              									den Kessel geleitet. Die Hauptvorzüge der beschriebenen Vorrichtung sind ständige
                              									Ausnutzung der Heizfläche des Ueberhitzers, der niemals, wie bei der
                              									Klappenregelung, der Einwirkung der Heizgase entzogen wird, und Regulierbarkeit in
                              									weiten Grenzen. Versuche, welche vom Dampfkessel-Revisionsverein vorgenommen wurden,
                              									ergaben, daß die Temperatur in einem Fall um 80° bis 100°, in einem zweiten sogar um
                              									175° geregelt werden konnte. Ein schlechtes Funktionieren der leicht zu handhabenden
                              									Regelung dürfte gleichfalls ausgeschlossen sein. Bedenken könnte wohl nur die Frage
                              									Wegen, wie das Rippenrohr vom Kesselstein zu reinigen ist. Da indessen die
                              									Einrichtung getroffen ist, daß die Kühlschlange durch das Mannloch entfernt werden
                              									kann, würde auch diese Befürchtung gegenstandslos werden. [Zeitschrift des Vereines
                              									deutscher Ingenieure 1912, Nr. 48.]
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           Bahrs Normograph, D. R. P., Auslandspatente. (Hergestellt
                              									von der Firma P. Filier, Berlin). Ein Schreibapparat zur Herstellung von Druck- und
                              									Zierschrift, Lack- und Schnurschrift, bei welchem keine besondere Uebung und
                              									Geschicklichkeit notwendig ist.
                           Es lag schon lange das Bedürfnis für ein Beschriftungssystem vor, dessen sich auch
                              									der Ungeübte und des Zeichnens gänzlich Unkundige bedienen kann. Mit Bahrs Normograph ist dieses lange gewünschte System
                              									gefunden, das sich durch große Einfachheit auszeichnet. Der kleine Schreibapparat
                              									besteht aus einer durchsichtigen Zelluloidschablone mit Ausschnitten für große
                              									Buchstaben und Zahlen bzw. für kleine Buchstaben, dem Griff, der die Schablone hält
                              									und mit seinem Anschlag an einem festliegenden Lineal oder einer Reißschiene geführt
                              									wird, und endlich aus der Normographenfeder. Diese Feder wird mit ihrer
                              									röhrenförmigen Spitze beim Schreiben der Zeichen an den Wandungen in den
                              									Ausschnitten entlang geführt. Durch dieses Prinzip der Federführung für sämtliche
                              									Kurvenstücke aller Zeichen ist auch der Ungeübte in der Lage, eine korrekte, saubere
                              									Druckschrift sowie eine elegante, ansprechende Plakatschrift mühelos herzustellen.
                              									Durch eine sinnreiche Kombination der Kurvenstücke ist nur eine ganz geringe Anzahl
                              									von Ausschnitten erforderlich, die in so übersichtlicher Weise angeordnet sind, daß
                              									die Aufsuchung der einzelnen Kurvenstücke mit Leichtigkeit erfolgen kann. Nach
                              									einmaligem Durchschreiben des Alphabets ist jede Schwierigkeit überwunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 285
                              
                           Durch seine Einfachheit hat sich der Normograph die umfangreichsten Anwendungsgebiete
                              									in technischen und kaufmännischen Kreisen erworben.
                           Außer größten Firmen des In- und Auslandes, wie Siemens-Schuckertwerke, Allg.
                              									Elektrizitätsgesellschaft, Vulcanwerke Stettin-Hamburg, Deutzer Gasmotoren-Fabrik,
                              									Prager Maschinenfabrik, Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, Gute Hoffnungshütte usw.
                              									verwenden den Schreibapparat auch Hoch- und Fachschulen sowie zahlreiche Behörden
                              									und Bauämter, bei denen der Normograph teilweise obligatorisch eingeführt ist. Die
                              									einfache Handhabung des kleinen Apparates hat ihm auch Freunde in der jungen Welt
                              									verschafft, da selbst Schüler der unteren Klassen den Normograph zum Beschreiben der
                              									Etiketten ihrer Bücher und Hefte benutzen.
                           Ein weiterer Beweis für die Zweckmäßigkeit des Normographen dürfte wohl sein, daß in
                              									kurzer Zeit über 90000 Stück in Gebrauch gekommen sind.
                           ––––––––––
                           Chemie der Dampfturbinenschmierung. Die im
                              									Dampfturbinenbetrieb benutzten Schmieröle bilden nach längerer Benutzung organische
                              									Säuren und feste Niederschläge; beispielsweise fand sich nach einjähriger Benutzung
                              									ein Säuregehaltsanstieg von 0,3 v. H. auf 2,5 v. H.; während die Jodzahl des Oels
                              									und auch der Oelsäuren von 11 bis 12 auf 4 bis 5 gesunken war. Dabei waren die
                              									Röhren, welche das Oel von den Schmierkästen zur Turbine führten und die übrigen
                              									ölberührenden Teile aus Messing oder Kupfer.
                           Um einmal den Einfluß der verschiedenen Metalle und Begleitumstände hierbei
                              									klarzustellen, hat P. H. Conradson auf dem allgemeinen
                              									Chemiker-Kongreß, Herbst 1912, New York, folgende Versuche mitgeteilt. Er füllte je eine 1 l Flasche
                              									mit Turbinenölen (Mineralölen), leitete bei 62 bis 85 °C Luft hindurch mittels
                              									Kupferrohres drei Monate lang täglich acht Stunden. Entsprechend den Verhältnissen
                              									bei Turbinenlagern war jedem Oel auch etwas Wasser zugesetzt, das von Zeit zu Zeit
                              									erneuert wurde. Außerdem hatte er in die zweite Flasche verzinkten Eisendraht
                              									gelegt, in die dritte verzinkten und reinen Eisendraht und Messingnetz; in eine
                              									vierte und fünfte Flasche, die aber statt jener Kupferröhren Glasröhren hatten,
                              									blanken Eisen- bzw. Stahldraht.
                           Es ergab sich: In der ersten Flasche (Oel, Kupfer, Wasser) nach drei Monaten etwas
                              									freie Säure und schwache Dunkelfärbung des Oeles. In der zweiten doppelt so viel
                              									freie Säure und in der dritten sogar 2 bis 2,5 v. H. Säure und am meisten
                              									Niederschlag. Hingegen war das Oel in der vierten und fünften Flasche noch nach 2½
                              									Monaten fast unverändert geblieben; freilich hatte sich durch die Einwirkung von
                              									Luft und Wasser aus dem Eisen beträchtlich Rost gebildet. Auf jeden Fall aber zeigen
                              									bereits diese Versuche, daß sorgfältigere Auswahl der ölführenden
                              									Maschinenmaterialien das Schlechtwerden des Oeles auch bei Dampfturbinenbetrieb
                              									hintanhalten können wird.
                           Schn.
                           ––––––––––
                           Die Reinheit der Metalle.Ernest A. Levis erhebt in
                              										„The Engeneering and Mining Journal“ eine Reihe von Bedenken gegen die
                              									neuen amerikanischen Standard-Kupfermarken. Der wichtigste Gesichtspunkt, der sich
                              									aus den erhobenen Einwänden entnehmen läßt, ist der, daß sich die Konsumenten und
                              									die Produzenten, d.h. die amerikanischen Kupferraffineure, bedauerlicherweise nicht
                              									im Einverständnis darüber befinden, welcher Wert dem elektrolytischen Kupfer
                              									beizumessen ist. Levis erklärt, daß das beste ungeschmolzene elektrolytische Kupfer
                              									die analytische Prüfung auf einen Kupfergehalt von 99,88 v. H. nur eben bestehen
                              									würde. Nach Angabe der amerikanischen Kupferraffineure wird fast täglich Material
                              									für ihre Drahtschmelzöfen gegossen, das nicht nur 99,88 v. H., sondern gewöhnlich
                              									sogar 99,93 v. H. Kupfer enthält. Mit Rücksicht darauf, daß die Argumente Levis zum
                              									Teil auf der Unmöglichkeit, regulär Kupfer mit 99,88 v. H. Gehalt zu produzieren,
                              									beruhen, erscheint es angezeigt, einiges gegen die Ueberreinheit der Handelsmetalle
                              									anzuführen.
                           Einer der führenden Drahtfabrikanten beklagte es jüngst, daß, obgleich die Marken mit
                              									einem Kupfergehalt von 99,88 v. H. eingeführt sind, trotzdem die Gesellschaften
                              									übereinstimmend Material mit 99,92 v. H. Kupfergehalt verlangen. Er glaubte in den
                              									letzten Jahren eine wesentliche Verschlechterung seiner Maschinen und infolgedessen
                              									seiner Fabrikate feststellen zu können; so brachen die Kupferdrähte beim Ziehen
                              									beständig ab. Es wurden daher Spezialbarren mit einem Kupfergehalt zwischen 99,86 v.
                              									H. und 99,88 v. H. gegossen. Bei Verwendung dieses unreineren Materiales war man
                              									imstande, die Leistungsfähigkeit der Maschinen auf die alte Höhe zu bringen, während
                              									andererseits der aus diesem Material gezogene Draht noch immer der Prüfung
                              									durch die Verbraucher standhielt. Die Folge davon ist, daß man nunmehr versuchen
                              									will, ständig elektrolytische Kupferbarren zu verwenden, deren Kupfergehalt zwischen
                              									99,86 v. H. und 99,88 v. H. liegt. In der Tat würde dieses Vorgehen sowohl für die
                              									Konzerne, von denen das Kupfer bezogen wird, günstig sein, wie auch für ihn, den
                              									Fabrikanten, weil alle Verunreinigungen (Gold und Silber ausgenommen), die als
                              									Kupfer verkauft werden, als Reinverdienst gelten können.
                           Es scheint nach alledem festzustehen, daß die Unreinheiten der Metalle nicht immer
                              									und ausschließlich Schädigungen zur Folge haben, wie dies Chemiker und
                              									Metallurgisten bisher gewohnheitsmäßig anzunehmen geneigt waren, und daß auch die
                              									Verarbeiter der Metalle und Legierungen anfangen müssen, die wohltätigen
                              									Eigenschaften gewisser geringer Beimengungen anzuerkennen, wie dies bei den Eisen-
                              									und Stahlproduzenten bekanntlich längst der Fall ist.
                           Schorrig.
                           ––––––––––
                           Leistungserhöhung von Verbrennungsmotoren, ein neuer
                                 										Sechstaktmotor. Die Leistung von Verbrennungskraftmaschinen ist um so
                              									größer, je mehr Brennstoff verarbeitet, und je günstiger dessen Wärme in Arbeit
                              									umgesetzt wird. Die Brennstoffmenge, die im Zylinder zur Verbrennung gelangen kann,
                              									ist der Luftladung des Arbeitzylinders proportional. Die Leistung wird also
                              									vergrößert:
                           
                              1. Durch Verbesserung des wirtschaftlichen
                                 										Wirkungsgrades.
                              2. Durch Vermehrung der Arbeitshube in der Zeiteinheit.a) Erhöhung der Umlaufzahl.b) Verminderung der Anzahl jener Kolbenhübe, bei
                                       												welchen keine Arbeit geleistet wird. (Uebergang vom Viertakt zum
                                       												Zweitakt, Verwendung doppeltwirkender Maschinen.)
                              3. Durch Vergrößerung der Luftladung des Motorzylinders.a) Herabsetzung der Lufttemperatur.b) Verminderung der im Zylinder zurückbleibenden
                                       												Verbrennungsrückstände.c) Steigerung des Luftdruckes vor der
                                       												Verdichtung.
                              
                           Praktische Ausführung zu 3 a ist die Zwischenkühlung der Luft bei Zweitaktmotoren
                              									während des Ueberströmens von der Pumpe zum Zylinder nach der Bauart von Professor
                              										Junkers. Eine konstruktiv einfache Lösung nach 3 c,
                              									um für eine gewisse Zeit die Leistung des Motors zu erhöhen, stellt der Junkersche Zweitaktmotor dar. Bei ihm wird der Auspuff
                              									derart gedrosselt, daß die niedrigste Spannung im Arbeitzylinder der Spannung der
                              									Ladeluft gleich ist. Wird der Auspuff hierbei auf 2 at abs. gedrosselt, so
                              									verdoppelt sich die theoretische Leistung.
                           Es ist nun möglich, die Leistung des Viertaktmotors ohne Anwendung einer besonderen
                              									Ladepumpe durch eine von Professor Schimanck
                              									vorgeschlagene Arbeitsweise zu erhöhen, wenn man auf mehr als vier Takte übergeht.
                              									Das wesentliche dieses neuen Arbeitverfahrens besteht darin, daß jedem Verdichtungs-
                              									und Ausdehnungshub mehrere Saughübe vorausgehen. Die so gesammelte Luft wird in einen Behälter
                              									gefördert, bis sie nach dem letzten Saughub, also vor der Verdichtung, wieder in den
                              									Arbeitzylinder überströmt. Bei einem Sechstaktmotor hat man dann:
                           
                              1. Hub: Ansaugen von Luft.
                              2. Hub: Hineinpressen der Luft in den Behälter.
                              3. Hub: Ansaugen von Luft.
                              Zwischen dem 3. und 4. Hub: Ueberströmen der Luft aus den Behälter in den
                                 										Arbeitzylinder.
                              4. Hub: Verdichtung der Ladung.
                              5. Hub: Verbrennung und Ausdehnung.
                              6. Hub: Auspuff.
                              
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Umlauf i. d. Min
                                 208
                                 208
                                 
                              
                                 Wirkungsgrad der Dynamo                     v.
                                    											H.
                                 89,7
                                 89,5
                                 
                              
                                 Elektrische Belastung am Schaltbrett
                                 VoltAmp.
                                 189,2130,0
                                 182,5147,2
                                 
                              
                                 Nutzleistung des
                                    											Motors                          PSe
                                 37,26
                                 40,78
                                 
                              
                                 Einblasedruck                                            at
                                 95
                                 97
                                 
                              
                                 Mittlerer indizierter Druck                  
                                    											kg/qcm
                                 12,80
                                 13,07
                                 
                              
                                 Indizierte
                                    											Leistung                                   PSi
                                 53,37
                                 54,56
                                 
                              
                                 Oelverbrauch                              
                                    											kg-PSe/Std.
                                 0,226
                                 0,240
                                 
                              
                                 Wärmewert des stündlich
                                    											verbrauchten    Brennnstoffes                                      
                                    											WE
                                 84490
                                 97950
                                 
                              
                                 Wärmewert der stündl. indiz. Leistung       „
                                 36938
                                 37700
                                 
                              
                                 An das Kühlwasser abgeführte Wärme       „
                                 25400
                                 29600
                                 
                              
                                 Mit dem Auspuff abgeführte Wärme           „
                                 19350
                                 23800
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 287
                              Abb. 1.Diagrammschema eines Sechskabelmotors.
                              
                           In Abb. 1 ist der Druckverlauf der sechs Hube
                              									gezeichnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 287
                              Abb. 2.Verdichtung auf 54.5 at. Belastung 46,2 PSe. Umlaufzahl 207.
                              
                           Zur Bestimmung der mit dem Sechstakt erzielbaren Arbeitleistung und des
                              									Wärmeverbrauchs wurde ein Viertakt-Diesel-Motor
                              									dementsprechend umgebaut. Bei den Versuchen war der Motor mit einer Dynamo
                              									gekuppelt, deren Wirkungsgrad vorher für verschiedene Belastungen genau bestimmt
                              									war. Die Zahlentafel zeigt die Ergebnisse solcher Versuche. Abb. 2 zeigt ein Indikatordiagramm bei größter
                              									Belastung. Als Treibmittel wurde galizisches Rohpetroleum verwendet mit 10395 oberem
                              									und 9795 WE unterem Heizwert. Die Versuchsergebnisse sind auf den mittleren Heizwert
                              									von 10000 WE/kg umgerechnet. Trotz verschiedener ungünstiger Einflüsse ist die
                              									Nutzleistung um 20 bis 25 v. H. größer als die eines gleichgroßen Viertaktmotors.
                              									[Zeitschr. des Vereines deutscher Ingenieure 1913, S. 134 bis 142.]
                           W.
                           ––––––––––
                           §§ 16, 21 Unl. W.-G. Beginn der
                              									Verjährung des Anspruchs auf Unterlassung der Benutzung einer Firma.
                           Der Berufungsrichter ist bei seiner Entscheidung von der Unterstellung ausgegangen,
                              									daß der Gebrauch der Firma G. & Co. geeignet sei, eine Verwechslung mit der
                              									Firma der Klägerin hervorzurufen. Er hat sodann erwogen, die Klägerin habe bald nach
                              									der im Jahre 1908 erfolgten Eintragung der Firma G. & Co. im Handelsregister
                              									hiervon Kenntnis erlangt. Mit Erlangung dieser Kenntnis habe der Lauf der im § 21
                              									des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb festgesetzten sechsmonatigen
                              									Verjährungsfrist des Unterlassungsanspruchs begonnen, so daß der Anspruch bereits
                              									vor der erst im Dezember 1910 zugestellten Klage verjährt gewesen sei. Diese
                              									Auffassung des Berufsrichters ist rechtsirrthümlich. Schon in der Anmeldung einer
                              									Firma zum Handelsregister mit dem Erfolge der Eintragung liegt zwar ein Gebrauch der
                              									Firma. Dieser Gebrauch gelangt aber nicht mit der Eintragung zum Abschluß, vielmehr
                              									bildet er nur ein Glied in der Kette der auf einheitlichem Entschluß beruhenden, auf
                              									fortdauernde Führung der Firma während des ganzen geschäftlichen Verkehrs
                              									gerichteten Gebrauchsakte, so daß diese zu einem einheitlichen Ganzen verbunden sind
                              									und erst mit der Einstellung des geschäftlichen Verkehrs unter der eingetragenen
                              									Firma zum vollständigen Abschluß gelangen. Die Eintragung einer Firma im
                              									Handelsregister erzeugt einen Dauerzustand. Das Benutzen einer Firma (§ 16 Uni.
                              									W.-G.) bedeutet nicht die einmalige Annahme einer Firma für ein Geschäft, sondern
                              									begreift die fortdauernde Führung der Firma während des ganzen geschäftlichen
                              									Verkehrs in sich. Der fortwährende Gebrauch einer Firma läßt sich als fortgesetzte
                              									Handlung bezeichnen. Mit jedem Gebrauchsakte entsteht der Unterlassungsanspruch, die
                              									Verjährung kann daher nicht vor Einstellung des Gebrauchs zur endgültigen Vollendung
                              									kommen. [Aus dem Urteil des Reichsgerichts vom 19. Nov. 1912.]
                           W. D.