| Titel: | Ledertreibriemen und Riementriebe. | 
| Autor: | P. Stephan | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 308 | 
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                        Ledertreibriemen und Riementriebe.
                        Von Regierungsbaumeister P. Stephan in
                           									Dortmund.
                        (Fortsetzung von S. 292 d. Bd.)
                        STEPHAN: Ledertreibriemen und Riementriebe.
                        
                     
                        
                           Bei einem anderen Verfahren werden die Häute erst nach dem Trocknen mit einem
                              									warmen Aufguß des Fettes bestrichen, das vom Leder begierig eingesaugt wird.
                              									Neuerdings verwendet man hierfür vielfach ein Tauchverfahren. Die aus dem heißen
                              									Trockenraum kommenden Häute werden sofort in ein warmes Paraffin- oder auch
                              									Stearinbad getaucht und schon nach einigen Sekunden wieder herausgenommen. Die so
                              									behandelten Häute unterscheiden sich von den anderen durch eine besonders helle
                              									Farbe der Narbenseite.
                           Das gewöhnliche Gerbverfahren liefert ein ziemlich dickes Leder von 5 bis 9 mm
                              									Stärke. Wird die Säure des Bades, die bei der reinen Eichenlohegerbung schon
                              									wesentlich geringer ist als bei der Extraktgerbung, noch weiter herabgesetzt, so
                              									quillt das Leder nicht mehr so stark auf und auch die Aufnahme von Gerbstoff geht
                              									zurück. Ein derartiges Material von nur 3,5 bis 5 mm Dicke ist zuerst von Gehrckens in größerem Umfange verwendet Worden. Um die
                              									Stärke nach Möglichkeit herabzudrücken, wird dieses Leder häufig noch gewalzt, so
                              									daß es eine vollkommen glatte Narbenfläche zeigt. Abb. 5 stellt eine hierfür benutzte Karrenwalze dar: Der von der
                              									Transmission aus mittels einer Schraubenspindel hin- und herbewegte Karren legt sich
                              									mit seinen oberen Laufrädern von unten gegen die aus starken ∪-Eisen gebildete Traverse und glättet mit seiner Laufwalze von 0,5 bis
                              									0,6 m ⌀ die Narbenseite der auf dem Tisch liegenden Haut, die unter dem von Hand
                              									beliebig einstellbaren Preßdruck komprimiert wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 307
                              Abb. 5.
                              
                           Die Umschaltung des Karrens erfolgt selbsttätig dadurch, daß er
                              									gegen die Anschläge des Treibriemenumrückers stößt. Die Maschine bearbeitet täglich
                              									etwa 60 Häute und braucht zum Antrieb 3 bis 5 PS.
                           Ein wesentlich anderes Produkt liefert das Gerben mit Chromsalzen, für das sich nur
                              									das beste Rohmaterial eignet, da weiches Leder ein direkt lappiges Fabrikat ergeben
                              									würde. Die zur Chromgerbung bestimmten Häute werden zur Enthaarung in eine
                              									Schwefelnatriumlösung gehängt, im übrigen ist die Vorbehandlung dieselbe wie bei der
                              									Lohgerbung.
                           Gewöhnlich benutzt man jetzt bei der Chromgerbung das Zweibadverfahren; Die Häute
                              									werden zuerst in eine Lösung von Kaliumbichromat (KaCO2) gebracht, der zur Freimachung eines
                              									Teiles der Chromsäure etwa Salz- oder Schwefelsäure beigemischt wird. Hierauf lagern
                              									sie einen Tag an der Luft und kommen dann in eine mit Salzsäure versetzte Lösung von
                              									Natriumthiosulfat, in der die Reduktion der Chromsäure zu einer Chromoxydverbindung
                              									stattfindet, die sich auf der Hautfaser niederschlägt und dadurch konservierend
                              									wirkt.
                           Der ganze Prozeß dauert nur 2½ bis 3 Tage, braucht also nicht mehr Zeit als die
                              									Faßgerbung mit Gerbstoffextrakten, ohne daß die Fasern hierbei schädigend beeinflußt
                              									werden, vielmehr ist ihre Festigkeit ungefähr doppelt so hoch wie die des
                              									gewöhnlichen lohgegerbten Leders. Bemerkt sei noch, daß die Fleischseite des
                              									Chromleders verhältnismäßig rauh – wollig – bleibt. Im Gegensatz zu der bekannten
                              									hell- oder dunkelbraunen Farbe des gewöhnlichen Leders ist das Chromleder
                              									grünlichgrau.
                           
                        
                           II. Die wichtigsten Eigenschaften des
                                 										Treibriemenleders.
                           Die Stärke des Leders ist außer von der Rasse des Tieres von seinem Alter und dem
                              									Ernährungszustand abhängig (vergl. oben). Gut genährtes Rindvieh hat auch eine
                              									dickere Haut, die ein entsprechend stärkeres Leder liefert. Es ist so in lohgarem
                              									Leder jede Stärke zwischen 4 bis 9 mm lieferbar; auch Häute von 10 mm Stärke finden
                              									sich oft genug. Das Geschlecht des Tieres spielt insofern eine gewisse Rolle, als
                              									Kuhhäute ein feineres Fasergewebe haben als Ochsenhäute, die zwar stärker sind, aber
                              									ein gröberes und loseres Gewebe aufweisen. Auf die Dicke des Endproduktes hat auch
                              									die Art der Gerbung einen gewissen Einfluß: sogen. saure Gerbung ergibt ein
                              									stärkeres Material als die „süße“ mit verhältnismäßig geringem Säuregehalt
                              									der Bäder (vergl. Abschnitt I).
                           Die nach dem Waschen getrocknete fertig gegerbte Haut zeigt fast durchweg einen
                              									Wassergehalt von 15 v. H. Der Gehalt an eigentlicher Hautsubstanz weicht je nach der
                              									Stelle der Haut ziemlich erheblich voneinander ab, doch ergaben Untersuchungen an
                              									verschiedenen Häuten annähernd das gleiche Ergebnis. Die Mittelwerte der bei drei
                              									Ochsenhäuten gewonnenen ZahlenJablonski, Mitteilungen des Verbandes der
                                    											Ledertreibriemen-Fabrikanten Deutschlands, 1911, September. sind
                              									in Abb. 6, die die Hälfte der Haut darstellt, an
                              									erster Stelle eingetragen, darunter stehen dieselben Werte in Prozenten der in
                              									der Mitte des Rückens gemessenen Zahl. Im Halsstück, wo sich am lebenden Tier
                              									zahlreiche parallele Falten finden, sind entsprechende parallele Streifen
                              									festgestellt worden, in denen der Gehalt an Hautsubstanz zwischen 47 und 32 v. H.
                              									schwankt, so daß dieser Hals- und Schulterteil nicht mit zu Treibriemen verarbeitet
                              									werden kann. Ebenso liefern die seitlichen Bauchteile der Haut recht geringe und
                              									ziemlich stark schwankende Anteile und müssen deshalb ebenfalls abgetrennt werden,
                              									was gewöhnlich schon während des Gerbprozesses geschieht. Da demnach nur der
                              									mittlere Teil der Haut zu Riemen verarbeitet werden kann, so beziehen die Fabriken
                              									nur diesen Teil in rechteckig zugeschnittenen Tafeln, den sogen. Riemencroupons, die
                              									nur an der Schwanzseite der Haut unbeschnitten sind. Ihre Breite schwankt zwischen
                              									1,0 bis 1,2 m bei etwa 1,1 bis 1,3 m Länge. Der Rest der Haut wird als Sohlleder
                              									verwendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 308
                              Abb. 6.
                              
                           Auch die Stärke des Leders im Croupon ist verschieden, trotzdem natürlich bei der
                              									Zustellung darauf gesehen wird, sie möglichst gleichmäßig zu gestalten. Die
                              									Rückenbahn ist am dünnsten, nach den Seiten zu wächst die Dicke gewöhnlich und die
                              									Angaben der Lederstärke haben immer nur als Mittelwerte Geltung.
                           Die Abb. 6 enthält an dritter Stelle das
                              									Einheitsgewicht des Leders in Prozenten des in der Mitte des Rückens gemessenen
                              									Betrages von 0,94 g/ccm. Die Werte zeigen im allgemeinen eine gute Uebereinstimmung
                              									mit den darüberstehenden des Gehaltes an Hautsubstanz. Man kann also bei einem
                              									Riemen auch nur einen Mittelwert des Einheitsgewichtes angeben.
                           Er ist zum guten Teil von der Art der Gerbung abhängig, außerdem liefern dicke
                              									Ochsenhäute immer ein spezifisch leichteres Material (vergl. oben). Je geringer der
                              									Gerbstoffgehalt und die Säure der ersten Sätze ist, desto geschmeidiger,
                              									nachgiebiger und leichter wird das Leder. Das in den ersten Sätzen mit
                              									Extraktgerbstoffen behandelte Material hat demnach das größte Einheitsgewicht, nach
                              									Feststellungen des Verfassers zwischen 0,99 bis 1,05 g/ccm bei Stärken von 4 bis 6½
                              									mm; bei ganz starken Häuten über 7 mm beträgt es nur noch 0,86 g/ccm. Mit reiner
                              									Eichenlohe behandeltes Leder ist leichter: 0,92 bis 0,95 g/ccm bei Stärken bis zu 6½
                              									mm, darüber hinaus ist f = 0,85 g/ccm. Die Zahlen
                              									gelten für Leder, das nach den alten Fettungsmethoden behandelt ist; das
                              									Tauchverfahren verringert y um etwa 0,05. Vorausgesetzt
                              									ist ferner das durch die gewöhnliche Gerbung erzielte dicke Leder. Die ganz süße
                              									Gerbung liefert mit der Fettung nach dem Tauchverfahren ein Material von γ = 0,90 – 0,82 g/ccm, je nach der Stärke und Behandlung des Leders. Ein
                              									stark gestrecktes Leder (vergl. Abschnitt III) ist im allgemeinen um 2 bis 5
                              									Hundertstel schwerer als nur wenig vorgestrecktes.
                           Die Ledersubstanz ist nun nicht über die ganze Lederstärke gleichmäßig verteilt. Um
                              									das zu untersuchen, wurde ein mit Extrakten angegerbtes Riemenstück von 5,4 mm
                              									Stärke und dem Einheitsgewicht 0,99 g/ccm in sechs Lagen nach Abb. 7 zerlegt. Es ergaben sich dann die in Prozenten
                              									des am ganzen Leder gemessenen Wertes eingetragenen Einheitsgewichte der einzelnen
                              									Schichten. Man erkennt, daß die äußeren Schichten der Haut wesentlich mehr Gerbstoff
                              									und Fett aufgenommen haben als die inneren. Bei „süß“ gegerbtem und nach dem
                              									Tauchverfahren gefettetem Leder zeigen sich nicht so erhebliche Unterschiede wie bei
                              									dem „sauer“ gegerbten gewöhnlichen Material.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 309
                              Abb. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 309
                              Abb. 8.
                              
                           Ueber die Festigkeit und Elastizität des Treibriemenleders liegen maßgebliche
                              									Mitteilungen nur in geringem Umfange vor. Gewöhnlich wird gesagt, daß gutes
                              									Riemenleder eine Zerreißfestigkeit von 350 kg/qcm besitzt. Dieses Ergebnis wird aber
                              									nur bei ganz schnellem Zerreißen eines kurzen Probestückes gewonnen. Nun ist jedoch
                              									seit langer Zeit bekannt, daß gerade Leder eine sehr bedeutende, von der Dauer der
                              									Einwirkung abhängige elastische Nachwirkung zeigt, indem ein unter einer bestimmten
                              									Gewichtsbelastung aufgehängter Lederstreifen sich noch stunden-, ja selbst tagelang
                              									nachdehnt. Man ist so zu dem in der Form jedenfalls unrichtigen Satz geführt worden,
                              									daß Leder eine verhältnismäßig lange Zeit braucht, um eine bestimmte elastische
                              									Formänderung bis zu Ende auszuführen.
                           Aus den Versuchen von Stribeck an erwärmten Metallen ist
                              									ferner bekannt, daß bei stark dehnbaren Materialien nur durch hinreichend langsame
                              									Ausführung des Zerreißversuches ein richtiger, wesentlich niedrigerer Wert der
                              									Zerreißfestigkeit erhalten werden kann und überhaupt erst ein brauchbarer Wert der
                              									Dehnung. Verfasser dachte deshalb eine Reihe von Versuchen mit gewöhnlich sechs bis
                              									achtstündiger Dauer auf einer nach dem Briefwagentypus gebauten Zerreißmaschine, bei
                              									der ein konstantes Gewicht eine mit seinem Ausschlag steigende Belastung
                              									liefert, während die Dehnung durch Anziehen der die untere Klemmbacke tragenden
                              									Schraubenspindel eingestellt wird (Abb. 8). Es
                              									zeigte sich dabei, daß sofort die endgültige Ausdehnung erzielt wird, der eine
                              									bestimmte Laststellung des Gewichtes entspricht, daß aber bei genau gleichbleibender
                              									Länge die zur Erhaltung dieser Länge erforderliche Kraft mit der Zeit kleiner wird,
                              									so daß das Belastungsgewicht der Maschine entsprechend zurücksinkt. Je nach der Höhe
                              									der Beanspruchung des Materials nähert sich das Gewicht der Ruhelage in etwa 20
                              									Minuten bis einer Stunde. Ein Beispiel einer solchen Aufnahme zeigt die Abb. 9. Es erhellt daraus, daß mit der Ausbildung
                              									einer bleibenden Dehnung – bei nur kurzer Belastungsdauer geht die Dehnung innerhalb
                              									ziemlich weiter Belastungsgrenzen nahezu gänzlich wieder zurück – einige einzelne, dadurch in bestimmter Weise gestreckte
                              									Fasern einen Teil der Kraft allein aufnehmen, daß aber die elastische Dehnung sofort
                              									in vollem Umfange eintritt, was auch früher schon von Skutsch bei Schwingungsversuchen festgestellt worden istRudolf Skutsch,
                                    											Ueber den Einfluß der elastischen Nachwirkung auf die Leistungsfähigkeit der
                                    											Riementriebe, Dortmund 1910, ferner Fieber, Z. d.
                                    											V. d. I. 1911, S. 2035..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 309
                              Abb. 9.
                              
                           Einer bestimmten Dehnung scheint also eine beliebige Spannung zwischen den beiden
                              									Grenzlinien der Abb. 9 zu entsprechen. Zur
                              									Nachprüfung wurde deshalb ein Riemenstück aus bestem Spezialleder zwischen 90 und
                              									120 kg/qcm in der Minute je zweimal be- und entlastet und das 34 mal hintereinander,
                              									um so die Verhältnisse beim Spannungswechsel eines langsam laufenden, mit geringer
                              									Nutzbelastung arbeitenden Riemens einigermaßen nachzuahmen. Es ergab sich, daß am
                              									Schluß des verhältnismäßig kurzen Versuchs nur noch ein ganz geringes Nachlassen der
                              									Spannung stattfand. Demzufolge ist die untere
                              									Dehnungslinie die für die dauernde Beanspruchung des Materials allein
                              									maßgebliche.
                           
                           Die Versuche ergaben mit sehr großer Uebereinstimmung trotz verschiedener
                              									Herkunft des Leders als Zerreißfestigkeit des mit Extrakt angegerbten Materials 170
                              									kg/qcm bei Stärken von 4 bis 8,4 mm und als Bruchdehnung des nicht vorgestreckten
                              									Materials bei 4 mm Stärke 20,8 v. H., bei 6,25 mm Stärke 23,9 v. H. und bei 8,4 mm
                              									29,0 v. H. Mit reiner Eichenlohe gegerbtes Leder besitzt die Zerreißfestigkeit 210
                              									kg/qcm bei einer Dehnung von 19 bis 20 v. H. in ungerecktem Zustande. Beide
                              									Lederarten zeigen bei etwa drei Viertel der Zerreißfestigkeit einen geringen Knick
                              									in der Dehnungslinie; bei dieser Beanspruchung wird ferner ein leises Knistern
                              									hörbar, das sich mit steigender Beanspruchung verstärkt, so daß diese Stelle wohl
                              									als Streckgrenze des Treibriemenleders bezeichnet werden kann.
                           Die Mitteilung der Dehnungskurven kann unterbleiben, da das ungestreckte Leder von
                              									vornherein eine ziemlich bedeutende bleibende Dehnung aufweist, die bei größerer
                              									Belastung, etwa in der Nähe der Streckgrenze, bis ½ der gesamten Dehnung betragen
                              									kann, so daß es für die praktische Benutzung erst gründlich vorgestreckt werden muß
                              									(vergl. Abschnitt III). Die Vorstreckung in nassem Zustande verringert die
                              									Bruchdehnung auf das 0,82-fache des ursprünglichen Wertes, ohne die Festigkeit zu
                              									verändern, und setzt die bleibende Dehnung erheblich herunter (Abb. 9). Ferner wird die Dehnungskurve, wenigstens in
                              									dem praktisch benutzten Teil, der geraden Linie genähert, so daß z.B. im Fall der
                              										Abb. 9 – eichenlohgares Leder von 6,25 mm
                              									Stärke, nur naß vorgestreckt – bis σ ∾ 80 kg/qcm die
                              									Dehnungsziffer \alpha=\frac{1}{1650} qcm/kg für die Gesamtdehnung
                              									beträgt; für die elastische allein ist \alpha=\frac{1}{2080}.
                              									Eine weitere trockene Streckung läßt die bleibende Dehnung erst bei a = 40 bis 50 kg/qcm hervortreten und stellt die ganze
                              									Dehnungslinie steiler, so daß für ein zweimal gestrecktes Material gewöhnlicher Art
                              										\alpha\,\sim\,\frac{1}{2200} gesetzt werden kann. Die
                              									Bruchdehnung sinkt dann bis auf das 0,65-fache der ursprünglichen.
                           Die Kurve der in Abb. 10 aufgetragenen
                              									bleibenden Dehnungen ist insofern unsicher, als dem Leder nicht genügend Zeit
                              									gelassen wurde, sich wieder völlig zusammenzuziehen, wozu je nach der Vorbelastung
                              									etwa ½ bis 2 Stunden gebraucht werden. Aus dem Grunde erscheint an der Rißstelle ein
                              									plötzlicher Rückgang der bleibenden Dehnung bis auf den geringsten Wert, und die
                              									wahrscheinlichste Form dieser Kurve dürfte die dünn ausgezogene sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 310
                              Abb. 10.
                              
                           Die oben gegebenen Zahlen gelten für Leder gewöhnlicher Gerbung. Die sogenannte süße
                              									Gerbung, der fast ausschließlich die Fettung nach dem Tauchverfahren folgt, liefert
                              									ein wesentlich festeres und auch elastischeres Material, was wohl dadurch zu
                              									erklären ist, daß die lange Einwirkung der beim gewöhnlichen Gerbprozeß vorhandenen
                              									Säure die Fasern der Haut angreift und spröder macht (vergl. unten). Ein nicht
                              									komprimiertes, besonderes starkes Leder der Art – von 6,1 mm – wurde trocken 42
                              									Stunden lang mit allmählich steigender Belastung bis 200 kg/qcm vorgestreckt, die
                              									allerdings in den letzten 15 Stunden Ruhe bis auf 160 kg/qcm zurückging, bei 20 v.
                              									H. bleibender Dehnung, die sich aber nach 30-stündigem Liegen bis auf 6 v. H. wieder
                              									verlor. Die dann in 6 Stunden aufgenommene Dehnungskurve gibt Abb. 10 wieder. Die Zerreißfestigkeit lag bei drei
                              									gleichen Probestücken zwischen 295 bis 300 kg/qcm, die Streckgrenze zeigte sich
                              									durch Knistern bei 230 kg/qcm = 0,77 Kz an. Im Augenblick des Bruches betrug die Dehnung
                              									des nicht vorgestreckten Materials rund 40 v. H. die des gestreckten 18 v. H.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)